Wolfgang Hebold

Die Verheerung Europas *

Ein Tagebuch des Niedergangs
2022
Donnerstag, 28. September 2023

Flüchten vor der SPD – Die tektonische Verschiebung, die in der politischen Landschaft Deutschlands gerade vor sich geht, ist an Wahlen wie in Nordhausen zu sehen, bei denen ein unabhängiger Kandidat gegen einen Kandidaten der Alternative für Deutschland antritt und keine der Front-Parteien noch eine Rolle spielt. Oder an Fällen wie dem der beiden Sozialdemokraten aus dem bayerischen Rottenburg an der Laaber, ein 8.500 Seelen-Dorf südlich von Regensburg mit Fachwerkhäusern und Treppengiebeln und einem Bahnhof aus Zeiten, als die Bahn in Deutschland noch pünktlich und sicher fuhr. Da wo Aiwanger wohnt.

Angelika Wimmer, die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins und Peter Bauer kehren den Sozialdemokraten den Rücken und wechseln zu den Freien Wählern des besagten Hubert Aiwanger, dessen Namen die deutschen Medien nach wie vor nur mit dem Zusatz nennen, in seinem Schulranzen habe man vor 35 Jahren ein antisemitisches Flugblatt gefunden. Die Schmutzkampagne der Süddeutschen Zeitung kommt also bei den selbsterklärten Qualitätsmedien an, aber nicht mehr bei den Bürgern. Sie kommen statt dessen langsam zur Vernunft.

Den beiden Kommunalpolitikern paßte die Forderung nach Rücktritt von Aiwanger nicht, die ihre Partei ausgesprochen hatte. Das habe sie in den »Grundfesten erschüttert«. »Am Freitag wurde der SZ-Artikel veröffentlicht, am Samstag fordert Esken den Rücktritt«, empören sie sich und Bauer berichtet, daß seine ehemaligen Parteigenossen ihn angefeindet hätten, nachdem er der Facebook-Gruppe »Wir stehen hinter Hubert Aiwanger« beigetreten sei.

Wenn die bayerische SPD-Generalsekretärin und Kreisvorsitzende nun erklärt: »Ich gehe davon aus, dass sowohl Peter Bauer als auch Angelika Wimmer ihre Stadtratsmandate, die sie mit der örtlichen SPD erhalten haben, ihren Nachrückern zur Verfügung stellen«, weiß man nicht: Soll man lachen oder weinen. Wissen die Oberen der SPD nicht, das Stadtratsmandate letztliche vom Wähler vergeben werden und nicht zum Besitztum einer Partei gehören, diese sie also auch nicht zurückfordern kann?

Im Endeffekt haben die Freien Wähler nach diesem Wechsel 10 Sitze im Stadtrat. Dazu kommen vier von den Christsozialen, drei von einem Bürgerforum und noch einmal drei von den Christlichen Wählern Stadt und Umland; die SPD hatte bisher zwei - bisher! Anders gesagt: Von den Parteien, die für die Medien eine Rolle spielen und gegen die sie nicht ständig hetzen, ist nur genau eine vertreten, die CSU. FDP und Grüne sind nicht existent. Die Bürger holen sich offenbar von unten ihre Demokratie zurück.

Bahnhof Rottenburg an der Laaber
Vizinal

Nicht-Alltägliches

Ukraine - Fahrt in ein Land im Kriegszustand (pdf)

Der Genderstern ist auch nur aus Blech (pdf)

Mittwoch, 27. September 2023

Neues aus Habecks Windwortgebläse: Der »Industrie-Gesellschafts-Strompreis« – Gerade gerieten Wirtschaftsminister Robert Habeck und die Grünen in die Kritik durch deutsche Industrielle, weil der Wirtschaftsstandort Deutschland dabei ist, in immer schlechteres Licht zu geraten – da tritt die Denkerstirn ohne Gedanken bei ihnen, den Industriebossen, als Redner auf und schon ist wieder alles in Butter. Denn »der Robert« hält eine neue Wortschöpfung für die Manager der Konzerne bereit: Den »Industrie-Gesellschafts-Strompreis«.

Industrie - Gesellschaft - Strompreis in einem Wortstrang; eine solche Verbindung hat das Zeug, zu einer Art »Kraft durch Klimafreude«-Formel zu werden; zumal Habeck gleich auch noch Richtung Brüssel austeilt: »Wenn wir mit wachem Auge sehen, was um uns passiert, müssen wir zugeben, dass bestimmte Regeln, die wir uns gegeben haben, nicht zu den Herausforderungen passen. Das Wettbewerbsrecht in der EU passt nicht zur neuen Zeit, der Föderalismus passt nicht...« – Der Rest ging Beifall unter, berichtet ein Augenzeuge. Kein Wunder: Welcher Politiker stellt in Deutschland sonst schon so offen den grundgesetzlich verankerten Föderalismus in Frage? – Herr Habeck darf, was bei der AfD sofort den Verfassungsschutz auf den Plan rufen würde.

Aber Habeck verteilt ja auch Nettigkeiten an die wirtschaftlichen Erben der Krupps, Thyssen und Siemens. Statt sich in Kleinkram zu verlieren, stieg der grasgrüne Gas-Dandy ins Obergeschoss des Großen Ganzen »Deutschlands Lebensgefühl, dass alles gut wird, beruht ja auf drei Annahmen: günstigem russischem Gas, China als Exportmarkt und Amerika passt auf uns auf, militärisch. Alle drei Annahmen sind mindestens erschüttert.« Es braucht also ganz etwas neues Altes deutete der Wirtschaftsminister an, wenn er fragt: »Passen eigentlich die finanzpolitischen Regeln, die wir uns gegeben haben, zu den Anforderungen, die wir in dieser Zeit bestehen müssen?« Ein Trottel, wer da nicht an die Lockungen der Lockerung der Schuldenbremse dächte.

Und wo Geld vom Staat verteilt werden soll, da ist auch die Großindustrie nicht weit. Sie verlangt einen Industriepreis für Energie und den will Habeck ihr genehmigen: 6 Cent pro Kilowattstunde. Zur Erinnerung: Der Bürger zahlt momentan 30.

Noch skandalöser ist nur die Art, wie Habeck sein Werbegeschenk an die Bosse finanziert kriegen will: Mit 30 Milliarden Euro aus dem Corona-Krisenfonds! – Sage bitte keiner, die Corona-Epidemie hätte keinen tieferen Zwecken gedient. Da hätte ich als Industrieboss gleichfalls Beifall geklatscht. Daß die Unterstützung einer radikalen Regierungspartei in Deutschland immer ein Geschmäckle hat, kann man da leichten Gewissens übersehen.

»Mein Argument ist im Kern Wirtschaftssicherheit«, behauptet der Wirtschaftsminister ohne Ahnung von seinem Portefeuille und daß es beim Industriestrompreis nicht darum gehe, die Gewinne der Unternehmen zu erhöhen, sondern Standorte und Arbeitsplätze zu sichern. »Es ist im Grunde genommen ein Industrie-Gesellschafts-Strompreis, über den wir reden«, zaubert Habeck seine neue Wortschöpfung aus dem Hut. Die Industrie mit der Gesellschaft für Deutschland vereint; es gibt sicher Spötter, die würden den so begründeten Industrie-Gesellschafts-Strompreis als national und sozialistisch bezeichnen.

Dienstag, 26. September 2023

Eine Obergrenze für die SPD – Im Schachverein hieß es immer: Die schlechtesten Spieler haben die besten Ausreden, warum sie verloren haben. Und so auch die SPD. Je schwächer sie in den Umfragen wird, umso lächerlicher werden die Konstrukte zur Rechtfertigung einer Politik des konsequenten Unvermögens, egal ob nun in der Bildung oder beim Thema Migration

Wenn es um die Durchsetzung der Asylpolitik, die ja eigentlich eine Migrationspolitik ist, geht, dann kennen die Sozialdemokraten nichts. Kein dummer Spruch ist ihnen zu dumm. Und so durfte Kevin Kühnert vor einer Woche den Vorschlag einer Obergrenze von 200.000 Migranten pro Jahr mit dem Hinweis auf eine fiktive Iranerin kritisieren, die die deutsche Grenze »als Zweihundertausend-und-erste« erreicht und »jetzt leider nicht Schutz bekommen kann, sondern wieder zurück ins Mullah-Regime muss«. Ein lediglich propagandistisch raffinierter, tatsächlich aber blödsinniger Satz, schon weil Deutschland keine Grenze zum Iran hat, wir also niemanden ins Mullah-Regime zurückschicken können.

Ein anderer intellektueller Schwachmat der SPD ist Herr Klingbeil. Der meint zur Migrationspolitik: »Ich weigere mich, so zu tun, als gäbe es die eine Zaubermaßnahme«. – Aha! Nur weil der SPD-Vorsitzende außer Nichts-Tun und noch mehr Migranten ins Land lassen, überhaupt keinen Plan hat, dürfen auch die anderen keine konkreten Maßnahmen diskutieren. Und statt über die Inhalte der Vorschläge, schwadroniert der Genosse darüber, ob es sich bei den Vorschlägen um Zaubermaßnahmen handelt, was allerdings niemand behauptet.

Man sieht, die SPD hat ein Problem mit ihrer Führung, genauer, mit der Intelligenz ihrer Führung. Und dabei ist von Frau Esken noch gar nicht die Rede. Oder hat sich Herr Klingbeil die Worte seines Genossen Kühnert zu Herzen genommen? – Der hatte im rhetorischen Übermut eine Obergrenze für untaugliche Vorschläge gefordert und auch gleich ein Limit gesetzt: »Diese Obergrenze könnte zum Beispiel bei null untauglichen Vorschlägen liegen, dann hätten wir viel Zeit gespart.« Seinen eigenen Vorschlag, unbegrenzt Migranten ins Land zu lassen – nichts anderes bedeutet ja eine fehlende Obergrenze –, rechnet er, Kühnert, sicher nicht dazu. Und den sollte man und seiner Partei bei jedem Mal um die Ohren hauen, wenn die Genossen sich zum Migrationsdesaster äußern. Und sehr bald werden Herr Kühnert und die SPD merken, daß es eine Untergrenze für Parteien gibt, die ins Parlament einziehen wollen. Die liegt exakt bei 5 Prozent. Eine Stimme weniger und die Genossen werden endlich nach Hause geschickt. In Sachsen und Thüringen, jenen beiden Ländern, in denen die Sozialdemokraten einstens entstanden, werden wir das bald erleben. Das ist schade, aber sie haben es sich mit untergrenzenlos dummen Figuren wie Kühnert und Klingbeil nicht anders verdient.

Montag, 25. September 2023

Wer hat die Bürgermeisterwahlen in Nordhausen verloren? – Eigentlich sind die Wahlen in Nordhausen außerhalb Thüringens bedeutungslos. Ja, die meisten Bürger des Landes wissen nicht einmal, wo die 40.000-Einwohner Stadt überhaupt liegt. Und dabei steht der Ort am Fuße des Harz für ein Land, das sich in einem desolaten Zustand befindet aber auch in einem Umbruch: Dort hat ein gewisser Kai Buchmann gestern die Bürgermeisterwahlen gewonnen. Er ist parteilos und wurde von allen Parteien unterstützt, die nur noch zwei Dinge vereinen: Der unbedingte Wille, sich die Macht zu erhalten und die Positionierung gegen die Alternative für Deutschland.

Welche Paradoxie: Der Mann gewann die Wahl nur, weil die Front aus Linke, Grünen, SPD und CDU ihn unterstützte; ihn, gegen den mit Billigung der Front-Parteien vom Landesratsamt wegen 14 angeblicher Dienstpflichtverletzungen ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden war, das vom Verwaltungsgericht Meiningen Ende März kassiert worden war; ihn, der nicht zu den Front-Parteien, sondern zu einer Freien Wählergruppe gehört. – So gesehen steht nur eines auf jeden Fall fest: Die Front-Parteien Linke, Grüne, SPD und CDU sind nicht die Gewinner des Abends. Ihre sämtlichen Kandidaten schafften es nicht einmal bis in die Stichwahl.

Anders gesagt: Im Jubel darüber, daß der Kandidat der AfD nicht gewann, verleugnen Politik und Medien in Deutschland das wichtigste Ergebnis der Wahl: 45 Prozent der abgegebenen Stimmen entfielen auf die Alternative für Deutschland und 55 Prozent auf den Kandidaten einer Wählergruppe, die mit den Front-Parteien wenig am Hut hat, und die, wenn sie unter den Fittichen der Freien Wähler demnächst bei Wahlen antritt, dem Spuk einer Polit-Oligarchie ein schnelles Ende bereitet. So sehr sind die Front-Parteien auf die Alternative fixiert, daß sie nicht merken: Sie sind der Verlierer des Abends. Sie sind, zumindest in Nordhausen, fertig.

Sonntag, 24. September 2023

»Advent, Advent, ein Bulle brennt« – Eines muß man den Grünen lassen: Sie bleiben unverschämt bis zum bitteren Ende. Das könnte die Partei in Sachsen ereilen, denn in den letzten Umfragen liegen sie bei sechs Prozent, Tendenz von 9 Prozent fallend. Zugleich erreicht die Alternative für Deutschland mittlerweile 35 Prozent – Werte, von denen die Grünen nur träumen können. Tendenz steigend, von 28 Prozent.

Und doch: Die Justizministerin von Sachsen, die Grüne Katja Meier, kann öffentlich über das Verbot einer Partei nachdenken, die sechsmal so viele potentielle Wähler auf sich vereint, wie ihr links-ideologischer Haufen. Daß die Grünen überhaupt den Justizminister stellen können, ist den machtverliebten Christdemokraten zu verdanken. Daß Frau Meier unwidersprochen grundgesetzwidrige Sprüche von sich geben kann, den Medien, die sie verbreiten: »Es wird wohl schwierig mit einem AfD-Verbot, solange es diese Unstimmigkeiten gibt.«

Natürlich kann man den Realismus der Linksradikalen Meier hervorheben. Denn auch sie erkennt, daß ein Verbot der demnächst möglicherweise stärksten Partei des Freistaats rechtlich keinen Bestand haben würde, weil eine einheitliche Einschätzung der Geheimdienste nicht vorliegt. Aber daß sie überhaupt wagt, darüber nachzudenken, die AfD zu verbieten, verrät, wessen Geistes Kind sie ist und damit ihren äußerlichen Eindruck bestätigt.

Wen wunderts. Vor über 20 Jahren verbreitete Meier lauthals die Zeile: »Advent, Advent, ein Bulle brennt. Erst 1, dann 2, dann 3«. Und wer die Maßstäbe ansetzt, die bei Herrn Aiwanger angesetzt wurden – und da waren die Grünen ja bekanntlich ganz besonders energisch –, der darf eine solche Ministerin auch nach 20 Jahren im Ressort Justiz nicht erlauben, schon gar nicht nach der laschen Erklärung, sie habe die Texte weder geschrieben noch gesungen; sie spielte nur den grünen Bass zum roten Mordaufruf. Fachlich als Politologin für das Justizministerium ohnehin ungeeignet, zählt sie moralisch nach solchen Sätzen und der offenen Verletzung des Grundgesetzes zum Bodensatz der parteipolitischen Öffentlichkeit. In Sachsen scheint der Bürger das zu wissen.

Samstag, 23. September 2023

Wording: Neuankommende – Studien der Ebert-Stiftung sind SPD-Propaganda unter wissenschaftlicher Tarnung. Und so dienen sie unter anderem dem Wording der Partei und leisten einen besonderen Beitrag zur Beeinflussung der Sprache in Politik, Medien und zwischen den Bürgern.

In einer neuen Studie unter dem Titel »Distanzierte Mitte« taucht ein neues Wort für Flüchtlinge auf: Neuhinzukommende. Ein Wortgebilde, auf das sich die Autoren der Studie wahrscheinlich besonders viel einbilden, und das sich in den Reigen von Worten einreiht, mit denen die Hilfsindustrie sich vom eigentlich passenden Wort distanziert: Von Asylant. Der Asylant ist die Person, die Asyl beantragt, um direkt oder indirekt nach Deutschland zu kommen. Und da es sich in den wenigsten Fällen um politisch Verfolgte handelt und sowieso alle bleiben, hat der Volksmund Asylant mit seiner wirklichen Bedeutung versehen. Asylanten sind eben die, die kassieren.

Als Reaktion sprach die Hilfsindustrie fortan von Flüchtling. Asylant kam auf den Index. Doch auch der Flüchtling erlebte bald eine Verschiebung, die in Worten wie Flüchtlingsindustrie oder Flüchter ihren kritischen Unterton zeigte. Nicht lange und aus Flüchtlingen wurden Geflüchtete und dann jene, die noch nicht so lange in Deutschland sind, gefolgt vom eher politischen Ausdruck Migrant. Und schon waren erste Begriffe entstanden, die das dauerhafte Bleiben von Asylanten und Flüchtern betonten.

Doch wie das mit politisch eingefärbten Begriffen so ist: Sie werden nach einer gewissen Zeit immer von den Realitäten eingeholt und erhalten die Gemeinde der Sprechenden die Bedeutung, die sie verdienen. So wie der der antifaschistische Schutzwall der DDR-Propaganda, der aber ebensogut in der Ebert-Stiftung hätte geprägt werden können. Für die meisten Ostdeutschen blieb es immer die Mauer.

Dieser Propagandawortkette haben die Sozialdemokraten nun die Neuhinzukommenden zugefügt. Ein lexikalisches Gepansche aus Genderismus und der Internationalen von Asylanten, Flüchtlingen und Migranten; entfernt klingt Merkels die-noch-nicht-so-lange-hier-sind durch. Neuhinzukommenden – ein Wort, das einmal mehr zeigt, daß es der SPD allein darum geht, möglichst viele Migranten ins Land zu holen, sie hier anzusiedeln und dann auf Wählerstimmen zu hoffen, weil die, die schon lange hier sind, die Partei nicht mehr wählen. Denn es heißt ja ausdrücklich nicht Neuhinzugekommene sondern Neuhinzukommende – die Millionen, die die SPD noch ins Land locken und holen will, um das Geld der Steuerzahler zu verprassen, sind gleichfalls mit Neuhinzukommende gemeint. Wir werden zur Gruppe von Nomaden, zu der an jeder Oase ein paar Neue hinzukommen werden. Zurück bleiben die Ermordeten und ihre Kultur. Sie sind die Zurückbleibenden.

Freitag, 22. September 2023

Faesers Gefallen am politischen Selbstmord – Die Spatzen pfeifen es mittlerweile von Dächern: Die sogenannte Migrationspolitik ist komplett gescheitert. Und doch ändert sich nichts, aber auch gar nichts an der totalitären Rabulistik jener politischen Kreise, die sich von noch mehr Arabern und Afrikanern ein zukünftiges Wahlvolk versprechen, allen voran Frau Nancy Faeser. Nach dem Wahlrecht für Asylanten, die ein halbes Jahr in Deutschland sind, fordert sie nun einen erleichterten Familiennachzug und läßt ein »Familien- und Arbeitsmarktintegrationsgesetz« ausarbeiten, kurz FAMIntG. Schließlich müssen die Neuhinzukommenden, wie die SPD Migranten in einer neuen Wortschöpfung nennt, ihre Frauen und Kinder irgendwie nach Deutschland nachholen können.

Man braucht keine weiteren Worte über die Ziele dieser Initiative verlieren. Aber was genau treibt diese linksradikale Politikerin Faeser um? Denn eines dürfte sicher sein: Ein solcher Gesetzentwurf gibt nicht nur Deutschland den Rest, was Faeser sicher egal ist; auch für die Sozialdemokraten dürfte ihr Vorschlag einem politischem Selbstmord gleichkommen. Die Wahl in Hessen hat die Spitzenkandidatin der SPD wohl schon aufgegeben.

Aber so sind sie, die totalitären Geister, wenn sie merken, daß ihnen niemand mehr folgt: Statt einfach zu gehen, hauen sie alles in Stücke. Es ist der verzweifelte politische Furor, der sie treibt und bei Faeser seit geraumer Zeit in ihre Gesichtszüge diese verbissene Einsamkeit zeichnet, erinnert sei an Katar, als sie mit ihrer letzten Regenbogenbinde an der Oberarmkeule auf dem Tribünenplatz stand. Nicht zufällig gleichen ihre Altersfurchen denen der Merkel.

Und niemand ist da, der ihr Einhalt gewährt. Ideologische Systeme entwickeln in ihrem Endstadium eine bemerkenswerte Mischung aus lebensfeindlicher Energie und tödlicher Trägheit, mit der alle weitermachen, weil ohnehin bald alles vorbei ist. In Deutschland scheint diese Neigung zum Selbstmord von Zeit zu Zeit besonders viele Freunde zu finden.

Donnerstag, 21. September 2023

Baerbocks Kindermund tut Wahrheit kund –  Sie hat es schon wieder getan, die deutsche Außenministerin. Sie hat etwas ausgesprochen, was alle wissen oder zumindest wissen sollten. Bei ihrem Besuch in den Vereinigten Staaten hat sie vom Russland-Krieg gesprochen, wo doch alle vom Ukraine-Krieg sprechen; sie hat den chinesischen Staatspräsidenten Diktator genannt, wo doch alle wissen, daß er nichts anderes ist. Und dann hat sie Gespräche mit den Republikanern und ein Interview mit dem rechtskonservativen Sender Fox-News mit den Worten verteidigt: »Das ist Teil von Demokratie«!

»Mir ist eben wichtig, nicht nur in die eigene Blase zu sprechen«, erläuterte die Grüne ihr Interview mit Fox-News und womöglich werden die Zuschauer wieder über die unfreiwillig komische Rede vom Reden in die eigene Blase herziehen, statt darauf zu achten, was sie gesagt hat und daß es richtig ist, was sie gesagt hat. Oder wollte jemand ihr widersprechen, wenn sie sagt, Gespräche mit Rechtskonservativen seien Teil von Demokratie? Und daß Reden zur eigenen Blase wenig Erkenntnisse bringen?

Allerdings könnte man Frau Baerbock anschließend fragen, was sie von Gesprächen mit Abgeordneten der Alternative für Deutschland halten würde und ob sie solche Gespräche führen würde? – In einer deutschen Wochentalkschau wurde sie das allerdings nicht mehr gefragt. Und man könnte sie auch daran erinnern, daß ihre Parteigenossen in Deutschland genau das pausenlos machen: Nur in die eigene Blase reden.

Die im Ausland gemachten Bemerkungen der Außenministerin stehen deutlich im Widerspruch zur Realität im eigenen Land. Und wahrscheinlich hat sie selber nicht ganz erfasst, was sie gesagt hat. Sie spaziert wie ein Kind durch die Welt, das sagt, was es denkt oder besser, was ihm grad in den Kopf schießt. Und das geschieht, gerade bei Kindern, fast immer beim Urlaub mit den Eltern im Ausland.

Annalena Baerbock ist die Apotheose des Kindes im Ausland. In ihrem Verständnis, das nicht bewußt sein muß und sehr wahrscheinlich auch nicht ist, bewegt sie sich auf Auslandsreisen außerhalb der politischen Blasen des Inlands. Dort redet sie, wenn auch stotternd, Klartext, sagt Dinge, die, wenn auch in den falschen Worten ausgedrückt, richtig sind, stellt verkniffen Fragen, die keiner stellt – über das Inland. Richtig gewendet, hat infantiles Auftreten mitunter also auch sein Gutes. Ja, man könnte sagen, sie sitzt, von einer gewissen Warte betrachtet, auf dem richtigen Posten.

Mittwoch, 20. September 2023

Nancy Faesers Wähler-Umvolkung – Daß die deutsche Innenministerin Nancy Faeser so ziemlich jeden kriminellen Flüchtling nach Deutschland einreisen läßt und zugleich dafür sorgt, daß kein einziger krimineller Flüchtling wieder ausreisen muss, ist hinlänglich bekannt. Man kann ihr sogar ein gewisses Taktgefühl unterstellen, wenn man sieht, wie schnell sie pünktlich nach jeder Gruppenvergewaltigung und jeder Ausschreitung auf einem Negerfest eine rechte Gruppe festnehmen läßt, damit das Narrativ vom edlen Wilden nicht Schaden nimmt.

Aber nun hat sie zum ultimativen Rettungsanker gegriffen, so schlimm steht es um ihre Partei: Nancy Faeser hat öffentlich das Wahlrecht für Flüchtlinge, die seit einem halben Jahr in Deutschland sind, gefordert. Und sicher werden die Grünen bald folgen, auch wenn es bei denen nicht so dringlich ist, wie bei den Sozialdemokraten, die in Umfragen seit Wochen bei 17 Prozentpunkten liegen, Tendenz abwärts. Warum also nicht neue Wählerschaften ausfindig machen? Und wieso nicht in Afrika und Arabien?

Findet hier nun doch eine Umvolkung statt? – Ganz und gar nicht. Oder zumindest nicht so direkt. Frau Faeser hat mit ihrem Vorschlag lediglich dem Begriff der »Wählerwanderung« eine völlig neue Bedeutung verliehen. Und da Grüne und SPD zugleich rechte Wähler hinter eine Brandmauer schaffen, um sie von parlamentarischen Entscheidungsprozessen fernzuhalten, trifft auch die Bezeichnung »Wähler-Umvolkung« den Kern der Idee: Die Sozialdemokraten tauschen die blauen Wähler gegen die schwarzen, als hätten sie den kritischen Unterton in Brechts Devise »Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?« überhört.

Frau Faeser macht genau das: Sie wählt sich als anderes Volk die Flüchtlinge aus arabischen und afrikanischen Ländern. Sie sollen die SPD bei Wahlen wieder zur Volkspartei machen. Und vielleicht lässt die agile Linksradikale im Mittelmeer überhaupt nur retten, wer bereit ist, sie und ihre Partei in Deutschland angekommen zu wählen. In Gruppen nach Deutschland gebracht, bewirken sie mit einem kommunalen Wahlrecht a la Faeser in Dörfern mit 400 Wählern einen wahrhaft wundersamen Wiederaufstieg der Sozialdemokraten. Und wer von den Flüchtlingen die AfD unterstützt, der wird umgehend außer Landes geschafft. Selbst von Innenministerin Nancy Faeser.

Wie man hört, rudert die hessische SPD inzwischen zurück. Will heißen: Sie distanziert sich vom Vorschlag ihrer Spitzenkandidatin. Schade, daß sie nicht ihre potentiell einzigen Wähler zurückrudern läßt. Mit Frau Faeser als Kapitänin.

Dienstag, 19. September 2023

Enthaltung im Geist der Grundgesetze – Daß rechte Wähler vom parlamentarischen Willensbildungsprozess ausgeschlossen sind, ist nach Meinung vieler Journalisten und noch mehr Politikern selbstverständlich. Und da das Grundgesetz nicht einfach ausgesetzt, sondern nur neutralisiert werden kann, wird moralischer Druck ausgeübt; was bedeutet, die von der Rechten gewählte Parteien und Politiker werden stigmatisiert und verteufelt, so daß am Ende ihre Stimmen nicht zählen.

So etwa in Thüringen, wo eine grüne Partei, die am Rande der 5-Prozentlinie dahinvegetiert – oder sind es nicht mittlerweile sogar zwei? – mit einer roten Nazipartei koaliert und regiert, ohne eine Mehrheit zu haben und das nur, weil es zu einer relativen Mehrheit über die Stigmatisierten gereicht hat, denn die Christdemokraten unterstützen durch Enthaltung der Stimme das parlamentarische Spiel der politischen Linken.

Doch womöglich wird es nach dem nächsten Wahltermin hier und da nicht mehr für mehr Stimmen reichen und die Christdemokraten müssten sich ihrer Enthaltung enthalten – nämlich dann, wenn die Grünen Parlamentsgeschichte und der Anteil der AfD höher geworden ist als der von SPD und roten Nazis. Andernfalls stellte die AfD den Ministerpräsidenten im Freistaat. Und so auch in Sachsen.

Denkbar ist indes auch, daß die Abgeordneten der Alternative für Deutschland sich ihrer Stimme enthalten und einem Christdemokraten den Weg an die Spitze des Landes eröffnet. So oder so: Demnächst wird also in einigen Teilen Deutschlands mit relativen Mehrheiten und möglicher Enthaltung regiert. Und erweist man durch Enthaltung nicht wirklich Respekt? Ein freies Spiel der Kräfte könnte in deutschen Parlamenten beginnen. Und vielleicht gelingt es dem Land dann endlich über den Weg der Enthaltung, jenseits des linken medialen Molochs im Geist der Grundgesetze zu handeln.

Doch wer ist schon mit dem Geist der Gesetze dieses Landes vertraut. Erst kürzlich gestand ein linker Historiker bei einem Treffen überwiegend gleichgesinnter Intellektueller, er habe das Grundgesetz dieser Tage zum ersten mal wirklich gelesen. Er fand sich witzig, ich seine Unkenntnis eher peinlich und wenig überraschend. Aber besser zu spät als nie. Nach der Lektüre sollte er wissen: Das Grundgesetz kennt weder Brandmauern noch Pariaparteien, es weiß nur von freien und gleichen Wählern.

Montag, 18. September 2023

Sollen Plastikpimmel und Kopftuch im Klassenzimmer Wurzeln schlagen? – Der Islam steht nicht gerade für höhere Grade von Bildung. Er ist und bleibt in seinen erbärmlichen Regelanweisungen eine Religion für Proleten, für jene, die nicht selbst denken wollen, vielleicht weil sie es einfach nicht können. Schon deshalb muss das Mitglied einer Proletenpartei wie Herr Steinmeier es so sehen: Der Islam hat in Deutschland »Wurzeln geschlagen«. Ein Erdogan oder die Iranische Führung könnten es kaum besser ausdrücken. Und alle drei jubeln.

Auch deshalb weckt die Bildung als Verfeinerung von höheren Denkmöglichkeiten allen Widerstand von Sozialdemokraten und Moslems. Und während die SPD immer dann, wenn sie das Bildungsressort übernahm, für einen kontinuierlichen Abstieg gesorgt hat – Berlin steht als scheinbar noch nicht genügend überzeugendes Beispiel –, attackieren auf der anderen Seite die Statthalter des Islam in Europa auf ihre Weise die Bildung: In Belgien steckten sie vermutlich ein halbes Dutzend Schulen in Brand.

Dabei haben sich SPD und Islam einen gemeinsamen Schnittpunkt gewählt: Während Sozialdemokraten für Sexualaufklärung in Schulen werben, wettern Moslems dagegen. Indes, was so gegensätzlich erscheint, gleicht sich in der Tendenz. Beiden Gruppen ist ihre Einfältigkeit hinsichtlich Sexualität buchstäblich zur äußerlichen Erscheinung geraten. Hier eine exemplarisch verbissen glotzende Esken und ihre menopausbäckig schmollende Genossin Faeser aus Hessen, dort Kopftuchmoslems mit schwarzer Corona-Maske und dickgeränderter Brille.

Natürlich hat Sexualaufklärung nichts, aber auch gar nichts in Schulen verloren. Schüler werden auf dem Schulhof von anderen Schülern über Sexualität aufgeklärt. Allerdings hat gerade deshalb die Frauenfeindlichkeit des Islam ebensowenig in europäischen Schulen zu suchen. – Plastikpimmel und Drag-Queens, Vaginaimitate und Kopftuch werden von jemand, dem Aufklärung und Sexualität etwas bedeuten, im Klassenzimmer weder ausgestellt noch beworben und schon gar nicht getragen.

Sonntag, 17. September 2023

Bodo Ramelow, Lügner oder Rechenschwächling – Als es diese Woche hieß, die Brandmauer zur AfD sei eingerissen, waren damit die Christdemokraten gemeint, die in Thüringen mit den Stimmen der AfD die Steuern absenkten. Doch zugleich verwies der Chef der CDU darauf, daß es Linke, Grüne und Sozialdemokraten waren, die zuerst mit der AfD ein Gesetz durch den Landtag brachten; nur sagte er nicht, welches er meinte.

Die Aufregung war groß, denn falls es diesen Fall tatsächlich gab, wäre das ganze Gerede von der Brandmauer zur Alternative demagogisches Geschwätz und der Thüringer Ministerpräsident Ramelow stünde als Lügner da, denn besonders er regte sich auf über die Behauptung, seine Regierung hätte mit den Rechten gemeinsame Sache gemacht.

Doch genau das ist passiert. Und der Tag, an dem die Minderheitsregierung des roten Nazis Bodo Ramelow die Alternative für Deutschland für ihre Zwecke nutzte, lässt sich benennen: Es ist der 16. März 2023. Im Landtag steht das Gesetz zur Änderung der Thüringer Kommunalordnung zur Abstimmung, eingebracht von den Fraktionen der Regierungsparteien, die Drucksache 7/6299. Die Abstimmung verläuft einigermaßen spektakulär: Denn kurz hintereinander stimmten Regierung und AfD dreimal gemeinsam für einen Antrag der rot-grünen Regierung.

Von einer gemeinsamen Sache kann man aber nur sprechen, falls die Regierung ihr Gesetzesvorhaben, dessen Inhalt hier nicht ausdrücklich nicht interessiert, ohne die Abgeordneten der Alternative nicht durchgebracht hätte. Und um das zu beurteilen ist mehr als nur der oberflächliche ZDF-Blick in das Landesparlament nötig.

Zunächst: Im Thüringer Landtag werden Gesetze, wenn nichts anderes vereinbart wurde, mit einfacher Mehrheit beschlossen; dabei zählen Enthaltung nicht mit. Des weiteren wird in aller Regel mit Handzeichen abgestimmt. Und da 42 Abgeordnete der Regierungs-Fraktionen angehören und 48 der Opposition, kann die Regierung ihre Vorhaben nur mit Hilfe der Opposition durch den Landtag bringen. Dazu braucht sie Zustimmung; unter Umständen genügt aber auch Enthaltung.

An besagtem 16.März stimmte die CDU laut Protokoll geschlossen gegen den Gesetzentwurf; die FDP enthielt sich; unklar ist, wie sich zwei der vier unabhängigen Abgeordneten verhielten, denn eine war nicht anwesend und die andere stimmte gleichfalls dafür. Brauchte die Regierung die Stimmen der AfD? – Das lässt sich auf den ersten Blick leicht errechnen: Sie braucht die Stimmen der Rechten nicht, wenn sie selber eine Mehrheit im Landtag findet. Dazu müssen sich mehr als die 40 Stimmen von CDU und AfD finden. Wie gesagt, entweder durch Zustimmung oder Enthaltung.

Eigentlich zählt die Regierung 42 Stimmen für sich. Würden sich die 8 verbleibenden Abgeordneten allesamt ihrer Stimme enthalten, reichte das aus, da CDU und AfD nur über 40 Stimmen verfügen. Die 4 Abgeordneten der FDP taten das auch und eine der fraktionslosen Abgeordneten stimmte sogar für den Entwurf. Das wären dann 43:40. Bei vier Enthaltungen bleiben noch drei Abgeordnete, deren Stimmabgabe unklar ist und die womöglich mit Nein gestimmt haben könnten. In diesem Fall ergäbe sich ein 43:43 und die Regierung hätten ihren Gesetzentwurf nur mit den Stimmen der Alternative durchgebracht. Denn bei Stimmengleichheit gilt der Entwurf als abgelehnt.

Doch an jenem Tag fehlen laut Sitzungsprotokoll zwei Linke und eine Grüne; bei der Opposition sind es ebenfalls drei Abgeordnete, die sich für die Sitzung entschuldigen lassen. – Wenn der Mainzer Zwangsgeldsender in seiner Betrachtung also schreibt: »Aus dem Sitzungsprotokoll geht allerdings nicht hervor, wie viele Abgeordnete zu diesem Zeitpunkt anwesend waren, da es sich nicht um eine namentliche Abstimmung handelte«, dann ist das eine deutliche Fehlinterpretation. Zu Sitzungsbeginn zählt die Präsidentin des Landtags ausdrücklich auf, wer sich für die Sitzung entschuldigt hat. Und nirgends wird erwähnt, sie hätten zu einem späteren Zeitpunkt im Plenarsaal gesessen und abgestimmt. Von denen, die fehlen, ist einer von der CDU, einer von der FDP und ein Unabhängiger. Aus den bislang 40 sicheren Gegenstimmen werden 39. Von zwei Unabhängigen ist weiterhin unbekannt, wie sie abgestimmt haben.

Und das aus einem einfachen Grund: Da die Abgeordneten der Alternative und die Regierungsfraktionen dem Gesetzentwurf zugestimmt hatten, war das Abstimmungsergebnis im Landtag deutlich erkennbar. Es bestand für die Vorsitzende offenbar keinerlei Grund, darauf zu achten, ob die Unabhängigen ihre Hand gehoben hatten oder nicht. Nur für die Frage, ob die Regierung die Zustimmung der Alternative brauchte, wäre es wichtig gewesen, zu wissen, wer wie abgestimmt hat. Warum wurde nicht genauer gezählt? – Vielleicht ist die Vorsitzende Frau Madeleine Henfling von den Grünen ja absichtlich im Ungefähren geblieben und sagte: »Wer dafür ist, den bitte ich, sich von seinem Platz zu erheben. Das sind die Koalitionsfraktionen, die Fraktion der AfD und die fraktionslose Abgeordnete Bergner. Dann noch die Gegenstimmen? Das ist die Fraktion der CDU. Und die Stimmenthaltungen? Das ist die Gruppe der FDP und damit ist der Gesetzentwurf auch in der Schlussabstimmung angenommen.« Die Unabhängigen übersieht sie – absichtlich? Zählen sie vielleicht mehr, als der Vorsitzenden von den Grünen ins politische Konzept paßt?

Doch selbst wenn man Frau Henfling keine böse politische Absicht unterstellt – das Gesetz wurde am 16. März 2023 so oder so mit Hilfe von Abgeordneten durchgebracht, die hinter eine Brandmauer sitzen, die Linke, Grüne und Christdemokraten grundgesetzwidrig durch Deutsche Parlamente ziehen wollen. Denn die beiden Unabhängigen und auch die abwesende unabhängige Abgeordnete gehören eindeutig zur äußeren politischen Rechten. Sie waren früher einmal in der AfD und haben sich zeitweise bei den Bürgern für Thüringen zusammengerauft. Hätten sie zusammen mit der AfD gegen die Regierungsvorlage gestimmt, wäre der Entwurf geblieben, was er war: Ein Entwurf.

Mit anderen Worten: Die linksradikale Minderheitsregierung unter dem roten Nazi Bodo Ramelow hat ein Gesetz mit den Stimmen der AfD im Erfurter Parlament durchgesetzt. Ramelow hat also gelogen, als er das Gegenteil sagte – oder er kann ganz offensichtlich nicht rechnen. Und zugegeben, so einfach ist es auch nicht.

Mit allen Abgeordneten an Bord wäre das der links-grünen Regierung nicht passiert. Ein klein wenig mehr Disziplin wäre bei den Linken und Grünen also durchaus angebracht, wenn sie nicht dauerhaft von den Stimmen der Alternative für Deutschland abhängig sein will. Auf der anderen Seite muss auch die Alternative wissen: Weil sie mit den Linken und Grünen gestimmt hat, fiel diese Zusammenarbeit im Handhochheben kaum jemandem auf. Eine politische Ironie, die ihren Namen wirklich verdient.

Samstag, 16. September 2023

Merkel, vom Pferd gefallen – Wenn in früheren Zeiten ein Heerführer in die Schlacht zog, wartete er zunächst auf göttliche Zeichen. Sie wurden als Prognosen gelesen und im schlimmsten Fall vermied er die Schlacht. Aberglauben nennt man das heute. Aber der Glaube an den Aberglauben sitzt tief.

Und als in der Nacht zu Donnerstag das Reiterstandbild mit der ehemaligen Kanzlerin Merkel zerbrach, konnte die Symbolik kaum deutlicher sein und so wurde der Vorfall auch gedeutet. Denn noch am folgenden Morgen brachten die Mannen aus Merkels Partei ausgerechnet in Thüringen mit Hilfe der Alternative für Deutschland einen Gesetzesentwurf durchs Parlament in Erfurt. Und so merkte es auch gleich ganz Deutschland. Die Unterstützer klatschten und sahen höhere Kräfte am Werk. Selbst die Gegenseite war zunächst relativ schweigsam.

Kann Frau Merkel nicht einfach Vergangenheit werden? Braucht es göttliche Fügung? Winke des Schicksals? – Ganz offenbar. So wenig selbstbewußt ist dieses Volk nach wie vor, daß es sich mit einem schlichten Verzicht der Frau Merkel auf die Macht nicht abfinden kann. In einem anderen Landesteil muß ersatzweise eine billige Betonfigur in ihre Teile zerspringen; erst dann wird Merkels Verschwinden aus dem politischen Alltag Realität. Ohne Voodoo-Zauber samt Puppe geht es wohl nicht.

Wahrscheinlicher ist eine Absicht des Künstlers. Schon das noch fest gemauerte Standbild war ein Spottgedicht auf das Mädchen von Kohl. Dann hatte in diesem Frühjahr Merkel eine Hand und ihr Pferd den Schädel verloren. Und nach der Restauration erschien sie plötzlich in Blütenweiß. – Nach Zufall sieht das nicht aus. Eher nach vorgetäuschten Zeichen des Himmels. Nach fake news from Pferde erzählt. Weil die Deutschen das brauchen.

Reiterstandbild Merkel (ursprünglicher Zustand)
Tfjt, CC BY-SA 4.0

Freitag, 15. September 2023

Thüringer Dialektik – Langsam, ganz langsam, dämmert in den herrschenden politischen Zirkeln, die ja zugleich auch beherrschte politische Zirkel sein sollen, die Einsicht, die Alternative für Deutschland ist kaum mehr mit den alten Mitteln zu bremsen; also dem Hetzen und Ausgrenzen, dem politisch als Konkurrent Nicht-Ernst-Nehmen, dem Dämonisieren; erst gestern sprach der rotlackierte Nazi Bodo Ramelow noch vom Teufel. Und wo man vom Teufel redet, werden bald auch Hexen verbrannt.

Und doch kehren sie, wie gesagt langsam, zum gewöhnlichen, ordinären politischen Argumentieren zurück: Die Alternative sei schuld am wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands wird immer öfter verbreitet. Erst gestern schrieb die Welt von einem Thüringen, das nicht auf die Beine kommt, weil Fremdenfeindlichkeit das Land beherrsche und Investoren und Migranten abschrecke, als wäre Migrantenmangel Deutschlands Problem. Die von Christdemokraten im Amt gehaltene links-grüne Regierung erwähnte sie nicht.

Auch die Ampel hat in den vergangenen Wochen bereits ähnlich argumentiert. Jetzt soll die größte Oppositionspartei also die Ursache für die wirtschaftliche Misere sein. Wer AfD wählt, wählt den ökonomischen Abstieg. Dabei liegen alle Gründe für die Desaster in den Jahren lange vor 2013, dem Jahr, als die AfD gegründet worden ist. Zuerst das Bildungsdesaster, dann der Fachkräftemangel und die fortgeschrittene Deindustrialisierung; von dem überbordenden Sozialstaat erst gar nicht zu reden. Alles fein verpackt ins öffentlich-rechtliche Framing.

Und nun ist plötzlich die Alternative an allem schuld. – Doch genau mit diesem Vorwurf beginnt die nächste Runde im Kampf um die Macht. Und weil die AfD mit politischen Argumenten, und seien es auch die völlig falschen, bekämpft wird, wird sie Teil der politischen Landschaft. Sie wird Schritt für Schritt integriert, weil Ausgrenzen bei einer Partei mit in Umfragen deutlich über 30 Prozent nicht mehr hilft; Werte, von denen die Grünen noch ein halbes Jahrhundert nach ihrer Gründung nur träumen.

Zumindest die CDU in Thüringen hat kapiert, was gerade passiert, die Konsequenzen gezogen und mit den Stimmen der AfD die Steuern gesenkt. Wer jetzt für deren neuerliche Erhöhung plädiert, macht es nicht mehr lange. Denn die meisten Bürger wissen ganz gut, wer für die wirtschaftlichen Probleme verantwortlich zeichnet. Und plötzlich wirken die Hinweise aufs Radikale der rechten AfD wie deplaziert. Thema verfehlt! Setzen!! Jetzt wird über die zu hohen Steuern geredet. Und demnächst über Windkraftwerke, Migranten, den Fachkräftemangel, das Bildungsdesaster und den Sozialstaat. Ob die AfD darüber wirklich mitreden kann, muss sich erst zeigen. - Ja, Ja, es geht dialektisch zu im Freistaat.

Donnerstag, 14. September 2023

Weichei und Wohlfühljournalist – Zu den Floskeln der Belehrer aus dem Gestern gehört das »Wehret den Anfängen«, mit denen sich diese Helden gegen die Bösen aufbauen. Doch wie so oft bei Medienleuten werden sie still, sobald es ernst wird für sie. Oder sie rennen davon.

Constantin Schreiber ist einer von ihnen. Nach einem Jurastudium zog es ihn in die Welt. Vom spießigen Oxford aus wanderte er durchs wilde Arabien, filmte für die politisch geschlossenen Anstalten der Öffentlich-Rechtlichen, schoss Photos in Afrika, reiste mit Merkel und Konsorten durch den Nahen Osten und machte in Medienberatung. Aber vor allem schrieb er Bücher, durchaus kritische Bücher über islamische Verhältnisse innerhalb Deutschlands. Für das Moderieren einer deutsch-arabischen Sendung erhielt Schreiber den Grimme-Preis und so durfte er schließlich mitten in der Corona-Epidemie den Sprecher der Tagesschau machen.

Und nun das: Nachdem er von islamisch-grünen Nazi-Aktivisten vor seinem Haus bedroht worden war und ihm ein roter Nazi-Aktivist Ende August bei einer Lesung Torte ins Gesicht geschmiert hat, beendet er seine politischen Aktivitäten. »Ich werde mich zu allem, was mit dem Islam auch nur im Entferntesten zu tun hat, nicht mehr äußern. Ich werde keine Bücher dazu schreiben, ich lehne Talkshow-Anfragen ab, ich mache das nicht mehr.« Besonders die fehlende Solidarität von Universitäten und Journalisten hat ihn tief getroffen.

Das nenne ich doch mal eine Haltung! – Statt seinen repräsentativen Posten für Kritik an faschistischen Linken und Moslems zu nutzen, zieht sich der kleine Constantin heulend aus der öffentlichen Arena zurück. Statt die Universitäten und Kollegen unter den Journalisten, die ihn nicht unterstützten, um 20 Uhr in der Tagesschau in eigener Sache wegen fehlender aufrechter Haltung anzuklagen, schmollt der Grimmepreisträger und macht sich vom politischen Acker, gerade dann, wenn er beweisen könnte, was in ihm steckt.

Aber so sind sie, die Grimme-Preise, Spiegel-Bestsellerlisten und alimentierten Tätigkeiten fürs TV. Sie machen weich und und falls Gefahr droht, gehen die Bequemlinge stiften. »Da habe ich einfach gesagt«, entschuldigt Schreiber seine Flucht, »nee, das will ich nicht, ich will diese Negativität in meinem Leben nicht«. Er habe nicht damit gerechnet, »irgendwann in Diskussionen hineingezogen« zu werden, »die so toxisch sind, dass sie dann auch ins wirkliche Leben schwappen.«

Kritik am Islam auf dem Ponyhof für Wohlfühljournalisten – so hat sich Herr Schreiber das scheinbar gedacht. Nun wird er wohl nur noch die Tagesschau moderieren. Das ist seine Realität. Die Realität eines Weicheis.

Mittwoch, 13. September 2023

Überschwemmungen – Als vor vielen Jahren die Oder über ihre Ufer trat, hieß es in einer Satire: »Sabine! Sabine! – Schalt die Glotze an. Die fluten den Osten!!« Wiesen und Felder entlang der Flusses standen rasch unter Wasser.

Seit einigen Jahren hat Deutschland eine neue Überschwemmung zu melden, eine Überschwemmung mit Hochschulabgängern, eine Akademikerschwemme, so die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, in ihrer »Bildung auf einen Blick 2023«. Aus den Universitäten treten sie über die Ufer, ergießen sich in die Wirtschaft und fluten die Institute des Landes. Nur etwa jeder Dritte von ihnen studiert ein sinnvolles Fach, Tendenz sinkend; viele machen in Helfer und schwappen in die Hilfsindustrie. Dort beraten sie Bürgergeld-Empfänger und solche, die es werden wollen, wie und wo sie ihre Gelder abschöpfen können. Schließlich hat man studiert.

Zugleich weiß der OECD-Blick zu berichtet, die Zahl der Jugendlichen, die auf eine Ausbildung gänzlich verzichten und, wie man sagt, in »Bürgergeld« machen, würde ebenfalls steigen. Kein Wunder, liegt die Alimentierung durch staatliche Zahlungen deutlich über dem, was man hierzulande in schlecht bezahlten Tätigkeiten verdient. Zeit, Sabine erneut anzurufen, um ihr zu sagen: »Die Bürgergeldempfänger fluten das Land.«

Doch so wenig das Bürgergeld den Namenszusatz Bürger verdient, so wenig paßt Akademiker zur Schwemme der Hochschulabgänger. Was mit Bachelor und Master daherströmt und schließlich in sozialen Berufen herumschwimmt, ist schon mit einem Abschluss von der Schule gekommen, der kaum mehr was taugt. Einen Nutzen bringen sie nur Bürgergeldempfängern, indem sie ihnen verraten, wie sie Bürgergelder bekommen und wo – eine unproduktive Un-Tätigkeit für Leute, die unproduktiv untätig sind.

Und so hat Deutschland eine Akademiker- und eine Bürgergeldschwemme. Zwei Begriffe, die suggerieren, das Land liefe noch immer voll mit gebildeten Bürgern.

Dienstag, 12. September 2023

Die mit den Siegern feiern – Daß die hiesige Erinnerungskultur in Wirklichkeit Machtkultur ist, würde zwar von jedem bestritten, der ihr frönt; nichts desto trotz beweist die Gegenwart beinahe täglich die niederen Instinkte jener, die mit Erinnerungskultur ihren Geld- und Selbstwert erhöhen. So, wenn der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar, Jens-Christian Wagner, der AfD-Chefin Alice Weidel zum Vorwurf macht, sie betreibe Geschichtsrevisionismus und Schuldumkehr.

Frau Weidel hatte sich zum Leidwesen ihrer Partei und anders als ihr Parteigenosse Chrupalla geweigert, an den Siegesfeierlichkeiten zum 9.Mai in der russischen Botschaft teilzunehmen. Sie wolle, so Weidel, »die Niederlage des eigenen Landes nicht befeiern«. – Ein Standpunkt, wie er wohl verständlicher kaum sein könnte und in den Jahren seit Kriegsende immer wieder vertreten worden ist. Von Franz Josef Strauß, von Alfred Dregger und wohl am deutlichsten von Karl Friedrich von Weizsäcker in seiner Rede am 8. Mai 1985 als er sagte: Es gebe »wahrlich keinen Grund«, sich an diesem Tag »an Siegesfesten zu beteiligen«.

Schon gar nicht gemeinsam mit den Russen. Mit Wodka und zu Kaviar auf den Beginn der Vertreibungen und Vergewaltigungen anzustoßen, geht für jemanden mit nur einem Funken Moral im Leib überhaupt nicht. – Doch diesen Gedenkstättenchef scheint das nicht zu stören, aber er behauptet ja auch: »Es hätte keine Besatzungsherrschaft gegeben, wenn Deutschland nicht den Zweiten Weltkrieg vom Zaun gebrochen hätte.« Offenbar hat dieser Mann, der sich Historiker nennt, noch nie davon gehört, daß nicht nur Hitler, sondern auch Stalin Polen erobert und das Baltikum besetzt und einen Raubkrieg gegen Finnland geführt hat, und das lange vor dem Beginn des Deutsch-Russischen Kriegs im Sommer 1941 und daß die russische Herrschaft über Mittel und Osteuropa nach 1945 keine Befreiung, sondern nackte gewaltsame Besetzung gewesen war.

Aber in einem bildungslosen Land gelangen eben Stümper an die Leitungsposten der Erinnerungskultur. Da wundert es auch nicht, daß dieser Herr die Bedeutung der Begriffe Schuldumkehr und Geschichtsrevisionismus nicht kennt. Nichts davon macht Frau Weidel, wenn sie die schlichte Wahrheit benennt, daß es sich nicht gehört, mit den Siegern eines Krieges gegen das eigene Land gemeinsam zu feiern, insbesondere dann nicht, wenn dieser Krieg verbrecherisch war. Ein Vergewaltiger geht nicht zur Hochzeit seines Opfers.

Was der Herr Wagner fordert ist daher rundweg schamlos. Denn peinlich wäre es, mit Russen, den Amerikanern oder den Briten den Sieg über Deutschland zu feiern. Aber wahrscheinlich will der Gedenkstättenleiter nur einen Heben und sich als Deutscher wenigstens einmal als Sieger und nicht als Besiegter des Zweiten Weltkriegs fühlen. Es sei ihm gegönnt.

Montag, 11. September 2023

Quereinschläge durch Quereinsteiger – »Quereinsteiger« ist ebenfalls so ein Wort, das Realitäten verdecken und angemessenes Handeln ersetzen soll. Es täuscht zunächst darüber hinweg, auf welcher Stufe er sich befindet. Wer quer einsteigt, tritt seitwärts ein. Er bewegt sich, wie es scheint, bereits auf gleicher Höhe mit denen, zu denen er einsteigt; sein ganzes Tempo entspricht vordergründig der anderen Seite.

Aber vor allem verbirgt er, woher er kommt. In zu vielen Fällen ist es die berufliche Gosse, will heißen, ein Beruf, in dem der aus der Quere Zugestiegene wenig erreicht hat, weil er nichts konnte. Andernfalls wäre er bei seinem Leisten geblieben. Der Quereinsteiger kommt also eher von unten.

Jetzt sucht er sich etwas Neues. Natürlich hat jeder das recht auf einen zweiten Versuch. Und der ein oder andere hat vielleicht ein angeborenes Talent zum Unterrichten von seinen Eltern erhalten. Aber es sind wenige und die anderen probieren sich dann vergeblich an Schülern, die ohnehin kaum noch beschult werden können. Das aktuelle Bildungsdesaster wird mit ihrer Hilfe schwerlich gemildert, sondern eher verschlimmert.

Und so klingt im Quereinsteiger der Querschläger an; also jenes Geschoss, das von einem Hindernis abprallt und dann mit weniger Energie und heftig verbeult irgendwo einschlägt.

Sonntag, 10. September 2023

Weltkorballmeister 2023 – Als Deutschland 1954 den WM-Titel im Fußball gegen Ungarn gewann, wurde das im Rückblick wie ein innerer Anstoß zum Wiederaufstieg des Landes gefeiert. Da saßen die letzten Kriegsgefangenen noch weitere zwei Jahre in Russland ab. Auch die folgenden Titel wurden durch die deutsche Schicksalsdeutungsmaschine gequetscht wie der Grünkohl durch den Wolf. Und das wird jetzt wieder passieren, nachdem die schwarz-weißen Mannen Serbien im Endspiel der Korbball-WM knapp besiegten. Die eine Seite wird mit dem Erfolg ihre politisch-ökonomisches Versagen kaschieren und medienwirksam einen neuen Deutschland-Sport taufen und ins sozialdemokratische Floskelleben entlassen – die andere wird auf die Wirkung fehlender Regenbogenbinden verweisen; als wären Binden und Worte das Problem. Vielleicht hätte das Land ohne diesen Erfolg nicht schon wieder neue Hoffnung geschöpft und endlich aufgehört, sich mit dem Gedanken zu trösten, eigentlich könne das Land ja, es müsse nur mit den rechten Mitteln und linker Propaganda auch wollen. Jetzt sackt es noch tiefer in den Sumpf giftiger Selbsttäuschung ein und wird noch länger brauchen, bis es merkt, daß es mehr als einen Ruck braucht, wieder auf die Beine zu kommen, weil die Basis nach dem Versiegen der Sprache schlichtweg nicht mehr da ist.

Samstag, 9. September 2023

Wahlprognosen der Mainzelmännchen – Nach der Affäre Aiwanger ist vor der Affäre Süddeutsche Zeitung. Und so schaut alle Welt oder besser die deutschsprachige Welt nach Bayern und wartet stündlich auf neue Wahlumfragen, die, so glaubt man, die Wirkung der Verleumdungen durch das Münchener Blatt spiegeln. Und nachdem die Freien Wähler auf 15 Prozent geschossen waren, was einem Zuwachs von 4 Prozentpunkten entspricht, oder prozentual von über 30 Prozent. Das war am 6. September.

Gestern nun wartet die Forschungsgruppe Wahlen mit einer aktuellen Umfrage auf: Auch sie sieht die Freien Wähler mit einem Anstieg von 4 Prozentpunkten als einen Gewinner aus dem Skandal der Süddeutschen Zeitung. Allerdings registriert die Statistiker dort zugleich einen Anstieg auch der Grünen auf 16 Prozent und damit einem Plus von 3 Prozentpunkten. Man könnte meinen, beide Parteien gingen aus der Affäre als Sieger hervor.

Wäre da nicht ein gravierender Unterschied: Während GMS und INSA die bayerischen Wahlberechtigten in kurzen Abständen interviewen, war die Forschungsgruppe das letzte Mal kurz vor der letzten Wahl in Bayern unterwegs. Und das ist ein entscheidender Faktor. Es darf also nicht wundern, daß die Forschungsgruppe die Freien Wähler vor vier Jahren erheblich unterschätzte und entsprechend die Grünen und auch die SPD überschätzte.

Der eigentliche Knackpunkt der Forschungsgruppe aber lautet: Es handelt sich praktisch um eine Außenstelle des ZDF. Und eben dieser Sender hat auch die Umfrage in Auftrag gegeben Und in der Affäre mischten die Mainzer Mannen gleichfalls kräftig mit. Kein Wunder, daß dort dieser Statistik geglaubt wird.

Der Bürger sollte dagegen die ausgewerteten Wahlumfragen beachten, die eine Art Mittelwert der wichtigsten Wahlumfragen berechnen. Dort lagen die Freien Wähler gestern bei 14,9 Prozent und die Grünen bei 14,3 – mit den Prognosen der Forschungsgruppe des ZDF. Für die Christsozialen hat sich wenig geändert, dafür stürzten die Sozialdemokraten auf 8,5 Prozentpunkte ab. Ganz offensichtlich reagieren die bayerischen Wähler nicht so, wie es sich die Redaktionen von Süddeutscher Zeitung und dem Zweiten Deutschen Staatsfernsehen es sich wünschen.

Der Film »Grüne Grenze« – Humanitärer Kitsch in Reinkultur – So wie zur Kulturindustrie gehört der Kitsch auch zur Hilfsindustrie. Das war 2015 zu sehen und es wird auch heute wieder versucht, gerade heute, weil immer mehr Bürger das verlogene Spiel durchschauen, das um Asylanten, Flüchtlinge und Migranten von bestimmten Medien aufgeführt wird. Und im Mittelpunkt der Bilder stehen wieder Kinder und schwangere Frauen, die flüchten.

Diesmal kommt der humanitäre Kitsch aus Polen. »Zielona granica«, zu deutsch »Grüne Grenze«, oder auch englisch »Green Border«, ist ein Film der Regisseurin Agnieszka Holland, wie er den links-grünen Aktivisten der Hilfsindustrie gefallen wird. Einmal, doch das ist nebensächlich, weil sie selber von den Bildern sturzbetroffen sind, aber vor allem, weil der Film tiefe Gefühle für Flüchtlinge wecken soll und noch einmal wecken könnte.

Die Masche des Films ist einfach und für jeden mit klarem Verstand durchsichtig: Eine syrische Familie flieht aus einem von radikalen Moslems besetzten Dorf und versucht aus Weißrussland über die grüne Grenze nach Polen zu gelangen. Kinder sind dabei und natürlich auch eine schwangere Frau. Dazu wird der Film von der polnischen Regisseurin mit einer Englischlehrerin aus Afghanistan ausstaffiert, als strömten Gebildete, die uns bilden wollen, zu Hunderttausenden nach Europa. – Messerstecher und moslemische Mörder sind keine dabei.

Noch einmal drücken die Medien des links-grünen Establishments schwer auf die Tube und greifen die Bilder aus dem Film lechzend auf. Wo früher von den passenden Journalisten Kinderleichen auf Sandstrand drapiert worden sind, liefert Holland Bilder von kleinen Mädchen, die hinter Stacheldraht stehen. Das Ganze in Schwarz-Weiß gehalten, damit auch der letzte Trottel im Erinnerungskulturschauer an Konzentrationslager denkt und die Tränen nur so rollen.

Beim Filmfestival in Venedig knallten die Sekt-Korken: Endlich wieder ein Film, der zwischen Lachsschnittchen und Austern Widersprüche aufzeigt. Nicht zwischen einer liberalen Gesellschaft, sie sich nicht genug Migranten aus moslemischen Ländern ins Land holen kann, die dann hier ihre Frauen abstechen und die Verhältnisse dort feiern und sich hier gut genährt von Sozialhilfe wie – um Oriana Fallaci zu zitieren – »die Ratten vermehren«. Nein, Holland fokussiert auf den Widerspruch im Verhalten der Polen gegenüber den Arabern, die über die Grüne Grenze eindringen und den Ukrainern, die über die offiziellen Grenzübergänge weiter südlich einreisen. »Das Sterben der Araber, das Überleben der Ukrainer«, titelt die Welt denn auch provokant.

Dabei ist daran nicht nur nichts widersprüchlich; es ist konsequent. Polen hat immer erklärt, keine moslemischen Flüchtlinge aufnehmen zu wollen, mit der Betonung auf »moslemisch«. Und illegale Grenzübertritte aus feindseligen Staaten wie Weißrussland gehen schon gar nicht. Daß Polen die überwiegend christlichen Ukrainer schnell und unkompliziert aufnahm, macht deutlich, daß Polen kein Problem mit Humanität hat. Und wer hier moralisch überheblich mault, sollte auch maulen, weil bis heute kein einziger Film das Leiden der abgestochenen Opfer moslemischer Gewalt thematisiert hat. Der würde nämlich mit Sicherheit als rechtsradikal abgestempelt oder als Film, der Narrative von Rassisten bediene. Oder gar von Nancys Nazis.

Dumm für die Regisseurin: Der Vorwurf der Nazi-Propaganda wurde nun ausgerechnet ihr auf die vermeintlich weiße Weste geklatscht. Der polnische Justizminister traf den wunden Punkt des Film: Die Polen kommen als die, die Ukrainer aufnehmen und Araber sterben lassen, insgesamt schlecht weg. Der Film bedient die Interessen einer polenfeindlichen Behörde in Brüssel und setzt, so der Vorwurf, die Reihe anti-polnischer Filmprodukte fort, wie sie von den Nazis produziert worden sind. Zitat: »Während des Dritten Reichs produzierten die Deutschen Propagandafilme, in denen Polen als Banditen und Mörder dargestellt wurden. Heute haben sie Agnieszka Holland, die das für sie tut…«

Recht hat er. Der Film ist bis ins Mark so anti-polnisch wie die deutschen Sozialdemokraten und Grünen, wenn sie gegen die Politiker Warschaus hetzen, weil die sich der Invasion aus Arabien und Afrika, fälschlich Migration genannt, erwehren und dabei die Bevölkerung zwischen Stettin und Przemysl auf ihrer Seite wissen. In Polen wird keine Regierung 200 Moslems in ein Dorf mit 500 Seelen verschaffen.

Die Regisseurin hat angedroht, den Justizminister verklagen zu wollen. Sie erwarte eine Entschuldigung und eine Spende in Höhe von 50.000 Zloty; nicht an sich, aber an den Verein »Kinder des Holocaust« – eine bemerkenswerte Fehlleistung, denn im Film geht es um Kinder aus Syrien und nicht um Kinder aus Israel oder gar jüdische Kinder aus Polen. Und so erhält der Film im Nachgang eine unfreiwillige Tiefe.

Freitag, 8. September 2023

Die Rote Faeser macht Blau – Die politische Welt ist einigermaßen in Aufruhr. Die Medien verlieren langsam den Glauben, mit dem sie die Ampel zur Macht getragen haben und entdecken, daß Kanzler Scholz nur »Floskeln« wie »Deutschland-Pakt« verbreitet; nicht einmal mit seiner linksradikalen Innenministerin Nancy Faeser wird er fertig. Sie, die in jedem sozialistischen Staat das Innenressort hätte leiten können, meldet sich krank und verdingt sich zugleich munter beim Nachbarn. Kurz: Sie macht blau. Und das in aller Öffentlichkeit.

Aber warum eigentlich nicht? – Ein wesentlicher Teil der Bürger macht es genauso. Sie melden sich krank, fahren zur Datscha und buddeln sich kreuz und quer durch ihren Garten. Krankfeiern bei vollem Lohnausgleich gehört zu den Selbstverständlichkeiten des Alltags. So wie Steuerbetrug. An Berliner Schulen fehlen regelmäßig ein Drittel aller Erzieher und einige von ihnen über Monate, ohne daß man ihnen den Stuhl vor die Tür setzt. – Also! Warum soll die Nancy es nicht ebenso halten?

Seit es keine wirklichen Amtsärzte mehr gibt, kann sich jeder so lange krankschreiben lassen, wie er will. Worüber regen sich hier einige auf? – Rücktritt der Ministerin?? – Wer krank ist, dem darf kein Arbeitgeber eine Kündigung schicken, nicht einmal das Parlament. Auch nicht nach einer Reise nach Hessen. – Kurzurlaube sind für Kranke erlaubt. Und sie können nicht nur in den Supermarkt einkaufen gehen, sondern auch ins Restaurant. So will es das deutsche Gesetz.

Innenministerin Nancy Faeser repräsentiert den inneren Zustand der Republik. Sie hält Arbeit für ein Buffet, von dem man Futter für die Ernährung seines Selbstwerts erhält und nimmt, was man braucht und dann geht. So gesehen hat dieses Volk wieder einmal die Regierung, dies es verdient. Und es würde vor Mitleid toben, wenn jemand forderte, den Krankheitszustand überprüfen zu lassen oder gar die Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle zumindest deutlich zu mindern. Ein ganzes Land ist krank - nur eben wirklich.

Donnerstag, 7. September 2023

Wenn Göring-Eckardt nur böhmische Dörfer versteht – Der moralisch-mediale Komplex und seine Handlanger bei den Grünen stecken in einem ernsthaften Widerspruch fest: Sie herrschen mit Hilfe von Narrativen, also Wortkonstrukten und Mythen, sind aber intellektuell unterdurchschnittlich begabt und häufig sogar buchstäblich ausgesprochen dämlich. So wie gestern im Bundestag.

Ein Abgeordneter der Alternative für Deutschland hatte einen Gedanken formuliert, wie ihn wohl jeder, der über die Regierungszeit der Angela Merkel sinniert, schon einmal gehabt hat: Sie ist die schlechteste Kanzlerin dieses Landes gewesen. Richtig oder nicht, darum geht es hier nicht; es geht allein darum, mit wem die CDU-Politikerin verglichen werden darf, um die Frage sinnvoll beantworten zu können. Und wie sich jeder denken kann, befindet sich auf der Liste der deutschen Kanzler auch eine Person, die als Migrant aus Österreich nach Deutschland kam. Und damit beginnt aller Ärger.

Denn der Abgeordnete der AfD griff die Vergleichsmöglichkeit nicht nur genüßlich auf, er verklausulierte sie zudem, vielleicht, um sich ein gewisses intellektuelles Flair zu verleihen, vielleicht auch einfach nur, weil er den Namen Hitler nicht aussprechen wollte. Also sagte er vor versammeltem Plenum: »Abgesehen von einem böhmischen Gefreiten hat noch nie jemand so viel Unglück über Deutschland gebracht wie diese ehemalige Bundeskanzlerin.« – Wie gesagt, um die Richtigkeit dieser Behauptung geht es hier nicht.

Die Politiker der Gegenseite reagierten wie eine Meute pawlowscher Hunde auf die Anspielung. Und da Frau Göring-Eckardt offenbar am schnellsten lief, durfte sie auch als erste zuschnappen: »Man könne im Bundestag zwar jede Meinung äußern«, sagte sie laut Presse, »Aber: Was nicht geht, sind persönliche Beleidigungen. Und was auch nicht geht, ist, so en passant Personen aus der Politik dieses Landes gleichzusetzen mit solchen, die im Nationalsozialismus Macht hatten.« – »Das werden wir in diesem Haus nicht dulden.«

Offenbar ist Frau Göring-Eckardt mit ihrer Rolle als Vizepräsidentin des Bundestages überfordert. Selbst ein berliner Hauptschüler aus der Region Kundus würde durch Lesen erkennen, daß der AfD-Abgeordnete Merkel und Hitler eben nicht gleichgesetzt hat. Er hat die Politik von beiden verglichen und befunden, daß sie gleich viel Unglück über Deutschland gebracht haben. Wenn ich sage, die Vizepräsidentin hätte teilweise den gleichen Namen wie Hermann Göring und beide hätten im Präsidium des höchsten deutschen Parlaments gesessen, dann setze ich die beiden Personen nicht gleich, sondern halte fest, was an ihnen gleich ist. Und natürlich könnte ich postulieren, daß beide viel Phantasie darauf verwendet haben, die Opposition in ihrer parlamentarischen Arbeit zu behindern.

Entweder hat er gemerkt, daß seine Parteikollegin wieder mal dummes Zeug geredet hat, oder er wollte auch ein Stück vom gejagten Hasen abhaben – jedenfalls sprang der Abgeordnete Trittin Göring-Eckardt bei, als er sagte: Es gehe nicht, daß man Frau Merkel, »vergleicht mit dem größten Kriegsverbrecher aller Zeiten, der verantwortlich ist für den Mord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden und der verantwortlich ist für den Tod von 60 Millionen Menschen«. Und um seinem missratenen Gegender juristische Würze zu geben, ergänzte Trittin: »Das ist Relativierung des Nationalsozialismus, was Sie hier getrieben haben. Und das ist nicht akzeptabel.« Das ist sogar strafbar, hätte der ehemalige Maoist hinzufügen können. Oder, daß der von ihm angehimmelte Mao für den Tod von 125 Millionen Chinesen verantwortlich ist.

Natürlich darf man Hitler mit Mao und Mao mit Merkel vergleichen! Also darf man auch Hitler mit Merkel vergleichen; das sind die Grundgesetze sprachlicher Logik. Und ebenso könnte man Hindenburg mit Hitler vergleichen, was gerade linke Historiker immer wieder gern tun. Also jenen Reichspräsidenten, der Hitler nicht sonderlich schätzte und seine Ernennung zum Kanzler so lange verzögerte, wie er nur konnte. Von ihm stammt die Wendung »böhmischer Gefreiter« – wobei man Richtung AfD anmerken sollte, daß Hitler aus Braunau am Inn stammte und nicht aus Braunau in Böhmen; ein Mißverständnis, das zeigt, die niedere militärische Rangbezeichnung war Hindenburg wichtiger als die geographische Verortung der Herkunft zu den »böhmischen Dörfern«. Für Generalfeldmarschall Hindenburg war Hitler nichts weiter als ein Soldat aus der untersten Charge und es einfach undenkbar, daß ein Gefreiter Kanzler werden sollte.

Die Wendung »böhmischer Gefreiter« war also nicht »herablassend« gemeint, wie es gestern auf web.de unterschwellig kritisch hieß und man den Eindruck gewinnen konnte, Reichspräsident Hindenburg habe den Migrant aus Österreich diskriminiert und hier würden durch die sprachliche Hintertür Migranten und Diskriminierte mit dem »böhmischen Gefreiten« verglichen und mit Künstlern, aus denen nichts wurde oder gar mit der als »Kohls Mädchen« abgekanzelten Angela Merkel, aus der schließlich was wurde.

Mittwoch, 6. September 2023

»...bis zur Vergasung« – Nun, da die dritte Empörungswelle über einen Zettel im Schulranzen eines Politikers abgeebt ist, atmen alle Bürger mit einer konservativen oder rechten Gesinnung auf, fürchten indessen zugleich den nächsten Fall. Denn eines ist sicher: Der medial-moralische Komplex wird mit dieser Masche fortfahren bis zu Vergasung. – –

In einem Roman, ich glaube er stammt von dem heute fast vergessenen Alfred Andersch, folgt auf diese Redewendung ein Schlag mit der Hand ins Gesicht des Redenden. Der Redner, aber auch die Umstehenden, sind entsetzt. Nicht etwa über die Wendung. Nein, nicht über das »bis zur Vergasung«, sondern über die Ohrfeige, die als Antwort folgte.

Dieser Halbsatz, der eine schier endlose Tätigkeit beschreiben sollte, die gemacht werden muß, und meist am Ende eines Satz auftauchte, war ein selbstverständlicher Teil der alltäglichen Sprache. »In jedem Vorortzug des Landes ist, zwanzig Jahre nach Auschwitz, die Redensart zu hören: bis zur Vergasung«, klagt Enzensberger in gewohnt eitler Blumigkeit bereits 1963. Und auch heute kann man ihn immer wieder einmal hören. Nur daß heute jeder auch ohne Ohrfeige weiß, daß diese Wendung nicht geht. Heute!

Aber vor 35 Jahren, als Herr Aiwanger besagten Zettel in seinem Schulranzen mit sich herumtrug, war sie eine Alltagsfloskel. Und ich gebe jede Wette, daß die meisten Sozialdemokraten und viele ältere Grüne mehr als einen Satz mit »bis zur Vergasung« abschlossen. Nicht weil sie Antisemiten sind – das sind zwar viele Linke und Grüne, aber eben nicht alle –, sondern einfach nur, weil sie nicht nachgedacht haben.

Und heute denken wir wieder nicht nach. Denn die Wendung stammt aus der Zeit vor Auschwitz; sie wurde im Ersten Weltkrieg geprägt und bezog sich auf den zunächst häufig tödlichen Einsatz von Gas. Von da an blieb der Soldat auf seinem Posten »bis zur Vergasung«. Und so will es scheinen, als würde solcherart Wendungen die Geschichte aufsaugen. Oder besser: Die Geschichte bleibt an ihnen hängen wie in einem Fusseltuch. Allein deshalb sind Verbote von Worten ein Verbot, über Geschichte nachzudenken; wobei die Geschichte sich rächt, indem sie sich in der Geschichte der Verbote einnistet.

Dienstag, 5. September 2023

Erinnerungskulturindustrie – Sicher, das Wort ist zu lang geraten. Aber damit paßt es zu den Grünen, die sich nach Aiwangers Nicht-Rücktritt gar nicht mehr beruhigen können. Sie sehen ihre Erinnerungskultur in Gefahr und Sozialdemokraten und Freidemokraten machen das, was sie immer gemacht haben: Sie tanzen mit den Mächtigen und das heißt hier mit den Grünen. Und natürlich lassen die drei von der Ampel keine Blödheit aus, etwa wenn die Grünen davon reden, eine »überragende Mehrheit in diesem Land ist nicht bei Söder, Merz, Aiwanger«. Für die Landesvorsitzende einer 14 Prozent-Partei, deren Koalitionspartner kaum mehr, aber deutlich weniger haben, und die dabei ist, aus den Landtagen sämtlicher ostdeutscher Bundesländer zu fliegen, nimmt das grüne Blondinen-Imitat aus München den Mund mit ihrem moralisch unterlegten »überragend« ganz schön voll.

Aber zurück zur Kultur, oder besser zur Kulturindustrie. Adorno hat den Begriff wesentlich geprägt und etwas aufgegriffen, was alle Intellektuellen, die sich für etwas Besseres hielten, bis ins Mark erschütterte: Die Verwandlung des Edlen in fließbandmäßig fabrizierten Müll, egal ob es die Musikkonserve ist oder ein Poetry-Slam. Und auch den Jazz zählte der Altintelllektuelle in jungen Jahren bekanntlich dazu. Leicht auszudenken, was er über den Rap(e) geschrieben hätte. Nicht ganz so leicht läßt sich erraten, was Adorno wohl zu den Auswüchsen der von ihm eingeleiteten Erinnerungskultur gesagt haben würde. Er, der predigte, nach Auschwitz dürfe kein Gedicht mehr geschrieben werden.

Gibt es sie: Eine Erinnerungskulturindustrie? Eine Industrie, die Erinnerung mechanisch am Fließband produziert und hinten ausspukt? – Ja, die gibt es. In Deutschland. Dem Meister der Fabrikation von Moral. Und auf beeindrückende Weise pocht im Herzen auch dieser Kulturindustrie, wenn auch vertrackter, ein alter Bekannter: Der Antisemitismus.

Und so kann Felix Klein, seines Zeichens Antisemitismusbauftragter der Bundesregierung – eine herrlich ironische Wortschöpfung, wie sie die Götter des historischen Spottes nicht hätten besser erfinden können –, dem von einer links-grünen Meute gehetzten Herrn Aiwanger anregen, die KZ-Gedenkstätte Dachau als »Zeichen der Solidarität« einen Besuch abzustatten und diese KZ-Gedenkstätte den Besuch umgehend ablehnt. Die Erinnerungsindustriellen unter sich!

Kurz gesagt: Ein »gegen Semitismusbeauftrager« schickt Aiwanger zur Läuterung nach Dachau und die evangelischen Verwalter des ehemaligen Konzentrationslagers wollen ihn nicht als Besucher. Auch das gehört zur Industrie: Das die Rädchen mal nicht richtig greifen und das Getriebe laut quietscht.

Montag, 4. September 2023

Überflüssige Entschuldigung abgelehnt – Ein Politiker bittet um Entschuldigung für etwas, das er nicht getan hat und eine Politikerin lehnt die Entschuldigung ab. Denn das sollte klar sein: Hubert Aiwanger hat den Zettel – perfide »Auschwitz-Pamphlet« genannt – nicht geschrieben und Charlotte Knobloch ist eine Politikerin, wie sie im Buche steht. Nur daß sie, ähnlich wie SPD und Grüne, die Vernichtung der Europäischen Juden zusammen mit ihrem eigenen persönlichen Schicksal für politische Attacken instrumentalisiert. Dabei verlässt sie sich auf den Schutzschild, den ihr ihre jüdische Herkunft verleiht. Denn jeder, der sie kritisierte, wäre binnen kurzem medial erledigt.

Umgekehrt kann Frau Knobloch einen stellvertretenden Ministerpräsidenten moralisch abstempeln, indem sie seine Entschuldigung ablehnt und zugleich die Entscheidung von Markus Söder, Aiwanger im Amt zu lassen, mit einer Kette vergifteter Worte rechtfertigen. Denn unausgesprochen unterstellt Knobloch, wenn sie von den »entsetzlichen Worten« spricht und ergänzt: »Dass das einer Katastrophe gleicht für einen Menschen, der so viel Verantwortung hat wie ein Vizepräsident eines Bundeslandes.« Was sonst sollte denn mit Katastrophe anderes gemeint sein, als daß Aiwanger die entsetzlichen Wörter geschrieben hat? – Richtig. Nichts.

Knobloch unterstellt, Aiwanger sei ein Lügner. Sie unterstellt, er habe das Blatt beschrieben. Und verrät ihre politischen Absicht, wenn sie betont: Aiwanger hätte eine Entlassung im Wahlkampf ausgenützt und hätte damit wohl auch Erfolg gehabt. »Und das wäre die noch größere Katastrophe gewesen.« Größer als die entsetzlichen Worte!?! – Dann waren sie wohl doch nicht so katastrophal. Meint, kann man meinen, zumindest Frau Knobloch.

Sonntag, 3. September 2023

Politische Groteske – Mit Wahlumfragen ist es zwar so eine Sache. Aber wenn sogar eine deutsche Zeitung darauf verweist, daß die Streuung der Werte bei etwa 2 Prozentpunkten liegt, dann wird versucht, die Geltung der Werte zu relativieren, um den Eindruck einer erdrutschartigen Änderung zu vermeiden. Wie sonst soll eine politisch-mediale Kaste so tun, als wäre nichts wirklich geschehen, wenn in allen ostdeutschen Bundesländern die Alternative bei knapp unter oder deutlich über 30 Prozent liegt, während Sozialdemokraten, Grüne und Liberale im Orkus der Geschichte von Kleinstparteien verschwinden. Mit etwas Glück fliegen sie im nächsten Jahr aus dem Landtag in Dresden und die Christdemokraten sitzen mit Kommunisten und Rechtsnationalen allein. Und was dann?

Egal, wer anschließend regiert; eines läßt sich schon jetzt sagen: Deutlich über 60 Prozent der Wähler wollen eine konservative, rechte Regierung. Und da rechts heißt, das Neue nur zu wollen, wenn es sich mit dem Alten verträgt, wollen sie keine Migranten, keine Geschlechtstransformationen, keine Energiewende und schon gar keine noch stärkere Betonung der Faulen und Unfähigen an Stelle der Fleißigen und Könner; sprich: Auch die Bildung soll wieder in alten Flüssen fließen. Wie gesagt: Über 60 Prozent.

Aber die politisch-mediale Kaste macht weiter als gäb es kein Morgen. Aiwanger wird gejagt, das Bürgergeld um 12 Prozent erhöht um noch mehr Migranten ins Land zu locken, Klima- und Hilfsindustrie weiter umfassend mit Geldern versorgt. Und so treiben sie wie Schollen auf einem Meer der Mehrheit, die sie nur noch loswerden will und bieten ein groteskes Schauspiel, über das sich die Historiker unter unseren Nachkommen noch die Köpfe zerbrechen werden. »Deine Tochter ist krank zu Tode«, singt Herodes und könnte nicht nur Salome, sondern ebensogut das links-grüne Deutschland meinen, das selbstverliebt dabei ist, seinen eigenen vom Leib abgetrennten Kopf zu küssen.

Samstag, 2. September 2023

Maaßen, Wagner und die Relativierung der Juden-Verfolgung – Jens-Christian Wagner ist ein deutscher Historiker und macht in Zwangsarbeit und KZ-Geschichte. Derzeit leitet er die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar; was ihm jedoch nicht zu genügen scheint. Also greift der 57-Jährige über sein Fachgebiet hinaus in die Politik und damit in die deutsche Öffentlichkeit. So wie vorgestern, als dieser Gedenkstättenleiter den ehemaligen Leiter des Bundesamtes des Verfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen angezeigt. Der Vorwurf: Volksverhetzung, denn Maaßen relativiere »die Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus, die im Massenmord endete«. Zur Begründung verweist der Historiker auf einen Beitrag bei Ex-Twitter X in dem der CDU-Politiker Maaßen geschrieben hatte:

»In den 1930er Jahren hieß es: ›Kauft nicht bei Maaßen.‹ Geschichte wiederholt sich.

Die Nazis heute sind im Unterschied zu ihren Vorfahren so verblödet, dass sie noch nicht einmal merken, dass sie Nazis sind.«

Auslöser für diesen Tweet: Ein Photo, auf dem der Entertainer Harald Schmidt zusammen mit Maaßen zu sehen war und für das Schmidt in den Medien heftig gescholten wurde. Wie er, Schmidt, sich mit diesem Mann, Maaßen, ablichten lassen könne.

Das Schema ist doppelt offensichtlich: Maaßen vergleicht mit der Wendung »Kauft nicht bei Maaßen« seine Lage mit der Lage der Juden in den 1930er Jahren. Auch sie wurden verfolgt und boykottiert und niemand hätte sich mit ihnen zusammen beim Umtrunk photographieren lassen wollen. Der Vergleich ist an sich also durchaus berechtigt. Umgekehrt verschiebt der Historiker Wagner durch den Zusatz »Verfolgung … die im Massenmord endete« den Fokus auf die Vernichtung der Juden in den 1940er Jahren und suggeriert, es führe ein gerader Weg von der Verfolgung zur Vernichtung.

Über die Anmerkung von Herrn Maaßen kann man streiten. Allerdings gehört diese Art Rhetorik mit Hitler-, Juden- und Nazi-Vergleichen und Gleichsetzung zum deutschen politischen Alltag wie die wüste Beschimpfung des Gegners beim Catchen. Worüber man dagegen nicht streiten kann, ist die Rechtmäßigkeit des Vorwurfs der Volksverhetzung durch den Leiter der der Gedenkstätte Buchenwald Wagner. Das heißt, man kann darüber streiten; aber bitte schön vor Gericht. Und das wird ein kurzes Vergnügen, so unhaltbar, wie der Vorwurf ist: Allein der rhetorische Übergang von der Verfolgung zum Massenmord ist grober historischer Unfug. Aus der Verfolgung Anfang der 1930er Jahre führt eben kein direkter Weg in die Vernichtungslager der 1940er Jahre. Und das muß ein Historiker, der eine Gedenkstätte leitet, wissen.

Doch selbst wenn der Übergang gestattet würde und man die Äußerung Maaßens grob falsch interpretierend liest: »Früher wurden die Juden ermordet, heute ich.« – Auch diese Äußerung ergibt keine Relativierung des National-Sozialismus, die nur dann vorliegt, würden die Verbrechen der nationalen Sozialisten mit einer deutlich harmloseren Straftat verglichen. Denn mit »ich« ist Hans-Georg-Maaßen als rechter deutscher Politiker gemeint und somit steht das »ich« auch für die politische Rechte. Und die wurde und wird etwa in Russland, China oder Nord-Korea ebenso vernichtet wie die Juden unter den National-Sozialisten. Und auch das muß ein Historiker, der sich mit Zwangsarbeit als Methode des Völkermordens beschäftigt hat, wissen. Stichwort GULAG.

Es mag einer intellektuell verlotterten deutschen Linken nicht passen: Aber der Vergleich linker Völkermorde mit den Völkermorden der National-Sozialisten ist keine Relativierung der Naziverbrechen, sondern ein Vergleich, der viele ähnliche oder auch gleiche Elemente belegt. Und weil das alles bereits seit den 1950er Jahren bekannt ist, beginnend mit den Arbeiten von Hannah Arendt, muß man annehmen, daß der Gedenkstättenleiter sich an der Verfolgung eines politischen Paria beteiligt, was für einen Gedenkstättenleiter schlimm genug wäre, – oder Jens-Christian Wagner ist einfach ein Beispiel für den Stand der Verblödung, den einige deutsche Historiker mittlerweile erreichen.

Freitag, 1. September 2023

Auschwitz-Pamphlet? – Es war der gute alte Adorno, der den Begriff des Verblendungszusammenhangs geprägt und der Linken als Propagandakeule geschenkt hat. Heute spielt sie, weil viel zu kompliziert, keine Rolle mehr, und so sieht man in der deutschen Öffentlichkeit kaum einmal einen, der fähig wäre, das Spiel von linker Politik und verblendeten Medien zu durchschauen, auch wenn die Affäre Aiwanger es klar und deutlich an den Tag bringt. Schon aus der Schweiz sind die Zusammenhänge deutlich zu erkennen.

Der Verblendungszusammenhang beschreibt die tiefe Verstrickung so vieler in die mechanischen Abläufe, mit denen auf ein »Auschwitz«-Pamphlet reagiert wird. Schon die Bezeichnung Auschwitz-»Pamphlet« ist in jeder denkbaren Bedeutung des Wortes ein Unding. Ein »Pamphlet« ist eine schriftliche Erklärung, die sich mit einem meist tagesaktuellen Thema auseinandersetzt. Ein berühmtes Beispiel ist die Erklärung, besser der Ausruf: »J’accuse« von Émile Zola in Richtung der französischen Öffentlichkeit, zur Affäre Dreyfus – ein jüdischer Offizier, wird der Spionage beschuldigt und mit gefälschten Beweisen von antisemitischen Behörden und Medien gejagt, bis sich Widerstand regt.

Die Schüler-Arbeit aus der Schreibmaschine der Familie Aiwanger ist ein unappetitliches Schriftstück, das nur der laut verurteilt, der billige öffentliche Erklärungen für Bekenntnisse hält. Dazu zählt die gesamte Riege führender SPD-Politiker, deren intellektuelle und moralische Erbärmlichkeit in der Aiwanger-Affäre einmal mehr ins Auge fällt, beginnend mit Kanzler Olaf Scholz, der seinen Ministern alles durchgehen läßt und sich zu Aiwanger nicht schnell genug äußern konnte.

Doch der Verblendungszusammenhang tut nun sein übriges und bringt auch einigermaßen vernünftige Medienleute dazu, sich der Meute anzuschließen und es ihr gleich zu tun, um ein Rädchen im propagandistischen Getriebe bleiben zu können. Und schon finden, wie in der Dreyfus-Affären Hordenmentalität und Antisemitismus zusammen. – Ja, Antisemitismus! Denn wie Michael Wolffsohn völlig richtig andeutet, werden die ermordeten Juden von politischen Kreisen für ihre Interessen ausgeschlachtet – während exakt diese Kreise Antisemiten hofieren, »Juden ins Gas«-Sprüche von Migranten dulden und gar nicht genug Antisemiten nach Deutschland holen können.

Vielleicht hat die Aiwanger-Affäre, die nicht enden will, das Zeug, zu der Affäre zu werden. Vielleicht. Denn es wird sich in Deutschland kaum ein Schriftsteller finden, der Richtung Politik ausruft: »Ich klage an!«.

Donnerstag, 31. August 2023

Keinen Zug zurücknehmen in der Politik – Vor demnächst zwei Jahren endeten die 16 Jahre Angela Merkel und es begann die Zeit der »Ampel«-Regierung und Olaf Scholz. Doch anders als die Mitglieder der neuen Regierung erwarteten, entwickelte sich der geplante »Umbau der Gesellschaft«, wie ihn Grüne und Sozialdemokraten in teuflischer Selbstüberhebung nennen, zu einem veritablen Desaster. Denn die Politiker der beiden Parteien erkannten nicht die Struktur des Machterhalts der Frau Merkel und daß es der Tarnung durch eine ungläubige Christdemokratin bedurfte, um den Bau der Gesellschaft unbemerkt aber zielbewußt abzutragen. Und nur so kann der Umbau unbemerkt bleiben, denn Propaganda, die man bemerkt, kommt sogar in Deutschland schlecht an. Sie zeigen den medialen Machtapparat in seinem ganzen Aktionismus, aber auch, daß er momentan holprig daherkommt und zunehmend radikaler und zackiger aufschlagen muss, weil die christdemokratische Tarnung abbröckelt. Der Fall der Brüder Aiwanger spricht Bände, hält er doch die vage Möglichkeit einer Koalition aus CSU und Grünen als Rückkehr in diese Verhältnisse bereit. Nur ist es in der Politik wie in der Liebe und im Schach: Man nimmt keinen Zug zurück.

Mittwoch, 30. August 2023

Geschwätzige Gerichteküche – Ich muss mich korrigieren. Der Fall Aiwanger ist nicht der Fall Süddeutsche Zeitung, sondern der Fall Deutschland.

Die Hetze gegen den Chef der Freien Wähler in Bayern kriegt immer mehr die Umrisse einer öffentlichen Hinrichtung durch einen politischen Mob, der von den Medien mit Gerüchten und Forderungen getrieben und geleitet wird, wenn der seines Zeichens stellvertretende Chefredakteur der Welt schreibt: »Aiwanger muss sich erklären – nicht nur vor Söder, sondern vor der Öffentlichkeit«. – Doch, was bitte schön, soll denn Aiwanger erklären? Was soll er zu einem widerlichen Flugblatt sagen, das nicht von ihm stammt? – Denn genau das hat er bereits erklärt.

Aber darum geht es auch gar nicht. Es geht nicht um die Erklärung. Es geht um die Öffentlichkeit. Sie will in einer Art Gerichtsverhandlung dafür sorgen, daß Aiwanger sich distanziert, und sie, die Öffentlichkeit, anschließend darüber entscheidet, ob der stellvertretende Ministerpräsident von der Schuld gereinigt werden kann. Hinter jedem dieser, die Arme verschränkt, stier dreinblickenden, niederen Schreiberlinge steckt einer, der moralisch verurteilen möchte; darin den Grünen gleich.

Und dabei schrecken die Redaktionsstubenrichter vor keinem Blödsinn zurück. »Der Vize-Ministerpräsident muss erklären, wie er und seine Umgebung als Jugendliche zum Rechtsradikalismus standen.« – Zur Erinnerung: Das ganze Geschehen liegt 35 Jahre zurück. Aber die Forderung ist ja auch nicht ernst gemeint. Denn was soll Aiwanger, damals 17, denn sagen? – Wie seine Umgebung zum Rechtsradikalismus stand dürfte er kaum wissen. Und er selber? – Er soll eine Stellungnahme zum Rechtsradikalismus abgeben. Und das Flugblatt?

Um das Flugblatt geht es schon lange nicht mehr. Es geht darum, daß Aiwanger die Medien endlich als die Richter anerkennt. Sie urteilen dann über ihn. Folgerichtig hat der Chefredakteur der Welt schon zuvor wohlwollend schreiben können: »Bayerns Ministerpräsident nimmt Hubert Aiwanger in die Zange.« Treffender kann man nicht ausdrücken, wie die von ihrer moralischen Selbstgefälligkeit infizierte Medienwelt Deutschlands tickt. Mit ihrem Geschwätz versorgt sie die Gerichteküche, die wiederum die Meute füttert. In diesem Sinne ist Deutschland bis in jedes Krähwinkel rot und grün und hetzerisch.

Dienstag, 29. August 2023

Politische Hurenböcke – Die Affäre Aiwanger, schrieb die Neue Züricher Zeitung gestern, ist eine Affäre Süddeutsche Zeitung; womit sie auch recht hat. Und der emeritierte Historiker Michael Wolffsohn nennt die Attacken auf die Aiwangers Sippenhaft und Denunziation; womit auch er recht hat. Grüne und Linke instrumentalisieren einmal mehr die ermordeten Juden für ihre Interessen: Den Machterhalt. Und das ist fraglos, wie man vor Gericht sagen würde, um das Strafmaß zu erhöhen, ein niederer Beweggrund.

Genau in diesem Sinne, sollte man Sozialdemokraten und Grüne, die sich an der Hetze gegen Aiwanger beteiligen, als politische Hurenböcke bezeichnen. Denn nichts anderes sind sie, folgt man der Definition des Schimpfwortes Hurenbock als »Mann, der ein ausschweifendes sexuelles Leben führt«. Nur handelt es sich beim politischen Hurenbock um einen Politiker mit einem ausschweifenden politischen Leben, also um einen, der keine Partei und keine Ideologie ausläßt, um seine Macht zu erhalten – Koalitionen mit Linke, SPD, CDU, CSU, dazu Islam, Clan-Kriminelle und afrikanische Drogenhändler – und sich in aller Regel nach außen und mit Rücksicht auf seine Familie hochmoralisch daherkommt – Brandmauer zur AfD.

Zu den Grünen und den Sozialdemokraten gesellt sich nun noch Ministerpräsident Söder, der Aiwanger unter Druck setzt, um seinen gefährlichsten Gegner mit Hilfe von Grünen und Süddeutscher Zeitung wegzubeißen. Und das alles wiederum nur, um seine Macht zu erhalten. Dafür ginge er, wie man so sagt, sogar mit den Grünen ins Bett.

Die Affäre Aiwanger ist daher nicht nur eine Affäre der Süddeutschen Zeitung – sie ist eine Affäre der deutschen politischen Parteien, die sich zur Nationalen Front des Machterhalts zusammengeschlossen haben. Selten wurde das so deutlich wie in dieser Posse um ein Flugblatt, das fast so alt ist, wie das Durchschnittsalter der grünen Politiker, die im Bundestag sitzen und tanzen.

So gesehen hat die Affäre das Zeug, ein Wendepunkt in der deutschen politischen Geschichte zu werden: Falls Aiwanger durchhält, der deutsche Wähler den Hurenböcken aus CSU, SPD und Grünen zeigt, was er von ihnen hält und am Wahlabend in Bayern ein Herr Söder kaum mehr als 30 Prozent schafft und die Grünen mit unter 10 Prozent abserviert werden und die SPD aus dem bayerischen Landesparlament hinausfliegt.

Montag, 28. August 2023

Aiwanger oder Die Nazi-Laufmasche von Roten und Grünen – Die Tricks und Schlichen des rot-grünen Establishments, weiterhin Deutschland mit ihren politischen Themen zu dominieren, kennen keine Grenzen. Während die Umfragewerte von Sozialdemokraten und Grünen weiter in den Keller sacken, haben ihre Strategen zum nächsten Schlag ausgeholt: Gegen die Freien Wähler in Bayern.

Zunächst lieferte die Süddeutsche Zeitung eine Steilvorlage, indem sie Hubert Aiwanger beschuldigte, vor 35 Jahren vermutlich ein antisemitisches Flugblatt geschrieben und in seiner Schule verteilt zu haben. Beweise bringt das Blatt keine bei; statt dessen müssen anonyme Zeugen herhalten. Und wie das mit solchen Vorwürfen nun einmal ist: Ausgesprochen und über die Zwangsgeldsender geschickt unter die Leute gebracht, bleibt genug hängen. Und welch ein Zufall: Anfang Oktober wird in Bayern gewählt. Die SPD liegt bereits unter 10 Prozent und den Grünen droht ein ähnlicher Absturz.

Über das Flugblatt muß man kein Wort verlieren. Worüber aber geredet werden muß, das ist der Hintergrund, vor dem dieses Blatt getippt worden ist. Mittlerweile hat der Bruder von Aiwanger sich zur Autorenschaft bekannt und eingeräumt, es in Wut auf die Schule geschrieben zu haben. Ein 17-Jähriger greift dabei zum einfachsten Mittel des verqueren Ausdrucks: Er formuliert einen neonazistisches Text; er macht also in etwa das, was Schüler gelegentlich machen, um sich der selbstgefällige Moral ihrer Lehrer zu erwehren: Er ritzt beim KZ-Besuch ein Hakenkreuz in eine Bank. Was mit neonazistisch nichts aber auch gar nichts zu tun hat, sondern allein ein dummer Bubenstreich ist.

Die Aufregung von SPD und Grünen ist schon von daher gekünstelt, ja verlogen. Sie dient allein, wie ich zu Beginn schon sagte, dem Machterhalt. Der Protest gegen Nazismus und Antisemitismus ist bei diesen beiden Parteien zur Masche geworden, mit der ganz nebenbei über die eigene ideologische Vergangenheit und Gegenwart hinweggetäuscht werden soll. Denn soviel steht fest: Während das antisemitische Flugblatt ein blöder Streich war, über den die beiden Aiwangers besser mehr nachgedacht hätten, haben die Ex-Maoisten und Ex-Stalinisten der Grünen und Roten – Trittin und Kretschmann sind die bekanntesten – sehr genau nachgedacht, bevor sie sich in ungezählten Flugblättern ideologisch zu ihren Massenmördern bekannten. Nur daß darüber niemand mehr redet. Und wer darauf verweist, wird darauf verwiesen, wie lange das alles schon her sei.

Ganz anders nun bei Aiwanger. Prompt wird umgehend am Geständnis des Bruders gezweifelt. Es wird ausgiebig diskutiert, ob Aiwanger es war oder nicht. Und dabei ist nur eines wirklich klar: Die Urheberschaft des Flugblatts spielt keinerlei Rolle. Es geht dem Münchener Schmuddelblatt und den Grünen und der SPD allein darum, Aiwanger durch eine widerwärtige Schmutzkampagne maximalen Schaden zuzufügen. Und keiner aus der linken Journaille und den beiden Parteien kann sich bei diesem politischen Rufmord auf seine Jugend berufen. Die wissen genau, was sie tun.

Sonntag, 27. August 2023

Anton Hofreiter und die Landesverräter der Grünen – Nicht nur Annalena Baerbock hat mit Beginn des Ukrainekriegs das Militärische samt Nationalem entdeckt; auch ihr Parteigenosse Anton Hofreiter macht nun in Panzer und Fahneneid, Freunden und Feinden. Und wo ein Krieg tobt, ist auch der Landesverräter nicht weit. Er stellt sich außerhalb des »Burgfriedens« und es gilt, ihn unschädlich zu machen. »Ich kenne keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche«, hatte zu Beginn eines anderen Krieges der letzte Deutsche Kaiser vor dem von ihm verachteten Reichstag gesagt und damit eine äußere Grenze gezogen, eine politische Ausgrenzung vollzogen gegen alle, die den Krieg nicht unterstützten, schon damals Pazifisten genannt und zunächst wenig geachtet.

Anton Hofreiter sprach zwar nicht vom Balkon des Stadtschlosses zu Berlin und auch nicht vor dem Reichstag; aber vor dem gleichsam regierungsamtlichen Redaktionsnetzwerk Deutschland behauptete er: »Die AfD ist überwiegend eine Truppe von Landesverrätern, die nicht im Interesse unseres Landes, sondern im Interesse gegnerischer Mächte agieren«. Und da das Redaktionsnetzwerk die Aussagen des für seine Hetztiraden bekannten grünen Politikers nicht hinterfragt und statt dessen als ungedeckten Fakten verkauft, steht nun zwar nicht als Zitat, aber in Kurzform im Raum: »Dies betreffe vor allem das Verhältnis der AfD zu Russland, aber auch zu China.«

China ist also eine gegnerische Macht und wer womöglich Verständnis zeigt, schon ein Landesverräter. Ganz wie Wilhelm II lädt Hofreiter Deutschland nicht nur den Gegner Russland auf, sondern sattelt China noch drauf. – »Viel Feind, viel Ehr!«, hieß es früher. Allerdings auch: »Viele Hunde sind des Hasen Tod.« Hat Hofreiter denn aus der deutschen Geschichte so gar nichts gelernt? Zumal beim, dank der Grünen, beschaulichen Rüstungsstand Deutschlands schon einer dieser beiden Gegner mehr als eine Nummer zu groß ausfallen würde.

Aber auch bei der Behauptung, die AfD spiele nicht nur Russlands Spiel, sondern zudem das von China, liegt Hofreiter vollkommen daneben. Ja, die AfD unterstützt auf peinliche Weise Russland in seinem Krieg gegen ein zutiefst christliches Land, daß seine nationale Unabhängigkeit sucht – aber wo hat der grüne Propagandist denn aufgefangen, daß die AfD Peking unterstützt? Mir ist keine Aussage eines repräsentativen Politikers der Alternative bekannt, in der China unterstützt werden würde. Kurz gesagt: Hofreiter lügt – oder schwatzt dummes, aber demagogisches Zeugs.

Warum er das macht, verrät der grüne Hetzer denn auch schnell: Er fordert ein Verbot der AfD. – Oder genauer: Weil Hofreiter, ähnlich wie der letzte Deutsche Kaiser, ein Feigling ist, fordert er kein Verbot, sondern sagt lediglich, man dürfe ein Verbot »auf gar keinen Fall ausschließen«. Dabei weiß Hofreiter sehr gut, daß kein Verbotsantrag gegen die AfD aktuell vor einem deutschen Gericht Bestand haben würde. Selbst in Thüringen wurde dem Landrat von Sonneberg Verfassungstreue bestätigt. Und Kritik an der EU und selbst die Forderung, die EU zu verlassen, ist ganz sicher kein Grund, eine Partei zu verbieten. Oder hat die Ampel mit der Union zusammen die Verfassung mittlerweile dahingehend geändert?

Aber der Hinweis auf die EU-Kritik der AfD ist auch nur eine Nebelkerze des grünen Hofreiter. Landesverrat ist der Punkt, um den es ihm geht. Denn die Politiker und Mitglieder der AfD als Landesverräter zu stigmatisieren, kann sich – sofern es gelingt – nicht nur politisch auszahlen; es kann auch ein anderer Weg sein, ein Parteiverbot zumindest zu versuchen. Rechnet man die parallelen Äußerungen einer Malu Dreyer und einer Saskia Esken hinzu, wird ein Schuh draus. Und so muss einmal mehr der Landesverrat herhalten, um den politischen Gegner zu diffamieren, bevor man ihn vernichtet. So weit sind die Grünen moralisch gesunken, daß sie einen Krieg unterstützen, um sich innenpolitisch zu profilieren.

Schon während des Ersten Weltkriegs war dieses Verfahren in Deutschland äußerst beliebt. Die SPD sollte ein Lied davon singen können. Und auch die Juden mußten erfahren, wie Antisemiten sie als Landesverräter denunzierten. In diesem Sinne bedient Anton Hofreiter von den Grünen antisemitische Stereotypen. Wen das wundert, der hat die Grünen nicht wirklich verstanden.

Samstag, 26. August 2023

Putins Nacht- und Nebelaktion – Gestern nun hat der Kreml jede Beteiligung am Absturz der Maschine, in der Jewgenij Prigoschin sehr wahrscheinlich saß, bestritten. »Das ist eine absolute Lüge«, echauffierte sich Kremlsprecher Dmitri Peskow über den offen geäußerten Mordvorwurf. Und sofort steigt die Temperatur in der medialen Gerüchteküche und es wird spekuliert und vermutet. – Haben wir denn alle vergessen, wie die Machthaber des Terrors regieren?

Bei den nationalen Sozialisten gab es einen »Nacht- und Nebelerlaß«. Er datiert auf den 7. Dezember 1941, dem Tag des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor und war das Ergebnis der Erkenntnis, daß es nur zwei wirklich abschreckende Strafen gäbe: Den Tod oder »Maßnahmen, die die Bevölkerung oder die Angehörigen über das Schicksal des Täters in Ungewissen halten«. Die Todesstrafe bedarf keiner Erläuterung, das völlige Verschwinden andererseits schon. Sie zielt weniger auf den Verurteilten, sondern mehr auf seine Angehörigen und erweist sich als besonders terroristische Form der Todesstrafe. Eltern, Männer, Frauen und Kinder der Verurteilten leben in der verzweifelten Hoffnung, ihr Liebster sei noch am Leben und leiden. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt.

Die Methode ist keine Erfindung der nationalen Sozialisten; sie wurde auch im zaristischen und sozialistischen Russland zuvor schon angewendet. Die Verurteilten verschwanden in den Kerkern Moskaus oder in einem der vielen Lager Sibiriens. Fragen nach dem Verbleib der Bestraften blieben unbeantwortet. Es war, als hätte der Staat sie zu sich geholt und seine Gottesgleiche bewiesen. Auch im Falle einer Todesstrafe und der schließlichen Exekution erhielten die Angehörigen keine Nachricht.

Prigoschin könnte also in der Maschine gewesen sein, die entweder explodierte oder abgeschossen worden ist – ein Umstand, den Putins Mietmäuler in Deutschland besonders eifrig diskutieren, um vom Thema abzulenken: Dem Verschwinden von Jewgenij Prigoschin. Die Ungewissheit über den Verbleib seines Gegners ist das erstrebte Ziel des Geheimdienstmannes Vladimir Putin. Und die Medien merken nicht, welches bösartige Spiel der Moskowiter Machthaber mit ihnen treibt. Sie rollen die Gedanken der Angehörigen hin und her und multiplizieren die Wirkung des Terrors.

Die Nacht- und Nebelaktion Putins gehört wie das Offenlassen der Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen und das Lavieren und Lügen kurz vor dem Angriff auf die Ukraine zum Repertoire des hinterhältigen Despoten. Seinen Unterstützern gefällt die gewalttätige Willkür. Seine Gegner sollten besser die Moskauer Masche durchschauen, als sie mit Diskussionen über das Schicksal von Prigoschin zu verstärken.

Freitag, 25. August 2023

Verfahren und Hinrichtungen – Die Umstände, die zum Tod von Jewgenij Prigoschin geführt haben, sind zu offensichtlich und Vladimir Putin tat gestern nicht einmal so, als wäre sein früherer Verbündeter und später innerer Gegner tatsächlich bei einem Unfall ums Leben gekommen. »Er hat Fehler gemacht«. Deshalb wurde er hingerichtet, soll jeder ergänzen. Man darf annehmen mit Erlaubnis, wenn nicht sogar auf Befehl aus dem Kreml.

Damit erweist sich Russland einmal mehr als der Staat, der er immer war. Despoten haben das Sagen, sie richten und richten hin. Nur daß die Zahl der Opfer unter Lenin und Stalin ungleich höher war. Und auch die Methoden sind nicht ganz so drastisch, wie unter den roten Diktatoren. Ein abgestürztes Flugzeug hinterläßt nicht soviel Blut wie der mit einem Eispickel eingeschlagener Schädel Leon Trotzkis oder die ausgestochenen Augen der Zinaida Nikolayevna Reich. Mit siebzehn Stichen wurde die Frau des Theaterdirektors Vsevolod Meyerhold im Auftrag der russischen Führung ermordet und jeder Russe sollte wissen, was in der Nacht zum 15. Juli 1939 passierte. Nicht nur Araber und Neger morden mit Messern.

Und so weiß jetzt auch jeder, der gegen Putin aufbegehrt, was ihm blüht. Die öffentlich gezeigte Willkür wird das System nach Innen fürs erste stabilisieren. Nach Außen wird Putins Ruf dagegen noch weiter leiden. Die verkrampften Versuche seiner europäischen Anhänger, weiter am Tod Prigoschins zu zweifeln, sind ein deutliches Zeichen.

Zeitgleich findet in den USA ein Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten Donald Trump statt. Auch hier geht es darum, daß ein ehemaliger Verbündeter – Trump repräsentierte als erfolgreicher Geschäftsmann die Wirtschaftsordnung der USA und erhielt nicht zufällig die Gelegenheit für Auftritte in »Sex and the City« – sich vom einem Machtkartell zunächst losgesagt hat, dann nach seinem Wahlsieg und später nach seiner Wahlniederlage buchstäblich einen Sturm auf das Machtzentrum wagte und nun über ihn gerichtet werden soll. Nur handelt es sich um ein links-liberales Machtkartell und Kapitol und Weißes Haus sind, anders als der Kreml, ein demokratisches und rechtsstaatliches Zentrum.

Vergleichbar ist indes der Wille, den politischen Gegner zu vernichten, was nichts Gutes verheißt.

Raih Zinaida
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Donnerstag, 24. August 2023

Und Gott schuf sie als Mann und Frau – Nun ist es also da und wird von den einen gefeiert und den anderen kritisiert: Das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz mit dem zumindest der westliche Mensch meint, über sein Geschlecht selber bestimmen zu können. Und kaum einmal verweisen die Kritiker auf eine Stimme im Hintergrund: »Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau«.

»ER, Gott, sprach: Nicht gut ist, daß der Mensch allein sei«. – Und Gott wußte, was ER tat und warum ER es tat. ER wollte nicht, daß der Mensch allein ist. – Heute, mit der Auflösung von Mann und Frau, ist der Mensch wieder allein.

»Ich will ihm eine Hilfe machen, ihm Gegenpart, der ihm entspricht.« – Und Gott entdeckte, der Mensch wird erst durch ein menschliches Gegenüber zum Menschen mit Selbstbewußtsein, und das, ohne jemals Hegels Dialektik von Herr und Knecht gelesen zu haben. – Heute, mit dem Selbstbestimmungsgesetz, verliert der Mensch das Bewußtsein über sich selbst und fällt in einen infantilen, gegenpartlosen, regenbogenbunten Zustand zurück.

»Und Gott der Herr baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm.« – Und Gott schaffte aus einer Rippe zwei neue Wesen aus einem alten: Frau und Mann aus dem Menschen. Denn den Mann gab es zuvor so wenig wie die Frau. – Heute, mit den Techniken der Geschlechterumwandlung, werden gleich drei Wesen eliminiert: Mann, Frau und mit ihnen der Mensch; sie werden zu bloßen Transformationen.

»Da sprach der Mensch: Die ist nun Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist.« – Und obgleich das Wort bekanntlich bei Gott ist, überließ ER dem Menschen die Benennung aller »lebenden Wesen« und nun auch die Namensgebung der Frau. Und so kam durch Luther mit der »Männin« das Gendern in die Welt; ich weiß, es wird vielen nicht passen. – Heute, mit den speziellen technischen digitalen Symbolen wie *, _ oder : wird auch die Sprache entmenschlicht.

»Die beide aber, Mann und Frau, waren nackt und sie schämten sich nicht.« – Die kleine sprachliche Änderung der Bibelstelle sei mir verziehen. Aber ich habe ja auch schon zuvor Luther und Rosenzweig schamlos miteinander vermischt. – Ob Menschen sich morgen schämen, wenn das gottlose Selbstbestimmungsgesetz in Kraft tritt und Mann und Frau und Transformierte sich nackig begegnen?

Mittwoch, 23. August 2023

Pyrrhussieg einer Klimaschlampe – Die Aufregung gestern war groß. Das Berliner Amtsgericht-Tiergarten hat ein Mitglied der Klimaextremisten »Letzte Generation« vom Vorwurf der Sachbeschädigung freigesprochen. Es schien wohl vielen so, als sei das Festkleben auf Straßen nun auch juristisch abgesichert straffrei möglich. Was allerdings falsch ist, denn die Aktivistin hatte sich nicht festgeklebt, sondern Farbe auf eine Kunstinstallation gegossen, die das Grundgesetze hinter einer Glasscheibe zeigt. Und da die Farbe abwaschbar war, also auch kein Schaden entstand, könne auch nicht von einer Sachbeschädigung die Rede sein, so Richterin und Staatsanwaltschaft.

Angeblich ließen die juristischen Sieger anschließend die Sektkorken knallen. Und das sei ihnen gegönnt. – Dumm an der Siegesfeier ist nur: Ihr Sieg ist ein scheinbarer. Denn es sind ja gerade die Schäden, mit denen die Klimaextremisten auf sich aufmerksam machen. Und diese Angeklagte fiel in diesem Fall allein deshalb auf, weil es schien, sie sei sie eine Klimakleberin wie die anderen auch. Was sie aber, zumindest bisher, nicht ist. Noch so eine Aktion, und sie würde nicht mehr beachtet – ein Pyrrhussieg also.

Was ist die Angeklagte, wenn keine Klimakleberin? – Zunächst ist sie eine Kunststudentin mit einem Aufmerksamkeitsdefizit im eigentlich Sinne des Wortes. Sie erfährt keine Aufmerksamkeit mit ihrer Kunst. Um Aufmerksamkeit zu ergattern, schließt sie sich der Letzten Generation an; vielleicht auch, um etwas Geld zu verdienen. Weil sie Gefängnis oder höhere Geldstrafen fürchtet, entscheidet sie sich für eine Aktion, die keinen Schaden anrichtet: Sie begießt ein Kunstwerk mit abwaschbarer Farbe. Sie pantscht, wenn man so will, nur herum. Wir könnten von einer Klimapantscherin sprechen.

Wenn da nicht der Zustand der Scheiben wäre, hinter denen das Grundgesetz hängt. – Die sind laut Zeugen ohnehin mit einer dünnen Schicht Moos überzogen; Vögel scheißen des öfteren drauf. Hätte die Aktivistin nun etwa sagen wollen, das Grundgesetz sei ein »Vogelschiss in der Geschichte«, dann, ja dann hätte sie wegen § 90a, Verunglimpfung staatlicher Symbole, für einige Zeit in den Knast gehen können. Aber auch das hat sie nicht. Bestenfalls könnte jemand die Vögel einsperren.

Im Gegenteil: Die abwaschbare Farbe, die nach einem Regen ohnehin weg gewesen wäre und auch nicht umweltschädlich ist, könnte man als Reinigung der Scheibe verstehen. Zugegeben, die Scheibe ist sicher nicht sauber. Es ist eher ein Putzversuch, der schlampig ausgeführt wurde. Die Studentin ist nicht vergleichbar mit der Kunstputze, die weiland Werke des westdeutschen Großkünstlers Josef Beuys reinigte. Aber es ist ein Versuch.

Und da, wer schlampig arbeitet und wirkungslose, also schlampige Aktionen durchführt, die Bezeichnung redlich Schlampe verdient hat, sollten die Medien die Kunststudentin als Klimaschlampe bezeichnen. Was schon deshalb keine Beleidigung ist, weil niemand nach einem Blick auf das Photo der Angeklagten irgendwie an cunnus comunis, die gemeine Schlampe, denken würde.

Dienstag, 22. August 2023

Der Blick des verhinderten Helden – Seit Beginn des Ukrainekriegs wird medial und politisch debattiert, wie die Unterstützung der Ukraine aussehen kann und wie sie aussehen sollte. Insbesondere aber wird immer wieder betont, daß die Entscheidung darüber, welche Waffen geliefert werden, wohl überlegt und genau kalkuliert werden müsse. Wenn also die Frage im Raum steht, ob die Nato oder einzelne Länder aus dem Verteidigungsbündnis den ukrainischen Streitkräften Kampfflugzeuge vom Typ F-16 zur Verfügung stellen sollten, dann wird die Vernunft der militärischen Entscheidung gerade auf deutscher Seite an die erste Stelle gerückt. Krieg wird zum rationalen, an Zwecken orientierten Kalkül. Was Krieg – Clausewitz hin, Clausewitz her – aber letztendlich niemals ist, wie die Begegnungen mit ukrainischen Soldaten deutlich zeigen.

Auf den Straßen Lemberg oder, angemessener, des ukrainischen Lviv, sind die ukrainischen Soldaten allgegenwärtig. Sie gehen Hand in Hand mit ihren Frauen über den Rynok-, den Marktplatz im Zentrum; sie heben ihre Kinder auf ihre Schultern und wollen unbeschwert sein, wenigstens für die paar Stunden, die sie mit ihnen haben; sie tragen ihre Kameraden zu Grabe. Und immer wieder begegnen wir ihnen im Vorbeigehen auf dem Gehsteig. Nur für Momente; Momente, viel zu kurz, um alles sagen zu können, was gesagt werden will und nicht gesagt werden kann.

Nein, Mitleid empfinde ich keines. Der Soldat, der in den Krieg zieht, würde es, da bin ich sicher, auch nicht annehmen wollen. Mitleid ist ein elend süffsantes Gefühl. Der Blick in die Gesichter der Khaki gekleideten Männer rührt mich an. Ist es, weil ich nur rede und denke und mitempfinde, aber eben nicht an der Front gehen werde? Nicht zu ihm in den Schützengraben steige? Kein stundenlanges Artilleriefeuer erdulden muß? Weil ich gehen kann, wann ich will?

Böse Zungen betonen es wieder und wieder: Wer dafür ist, die Ukrainer zu unterstützen, soll sich freiwillig melden. – Ein alter, nach wie vor dürftiger rhetorischer Winkelzug. Jeder kann eine Kriegspartei unterstützen, ohne selber zur Waffe zu greifen, so wie jeder die Feuerwehr holt, ohne je ein Löschfahrzeug gefahren oder Kinder aus einem brennenden Haus gerettet zu haben.

Trotzdem will die bessere Rhetorik mein Unwohlsein nicht verscheuchen, wenn mir ihre Blicke begegnen und so flüchte ich mich zu einer Figur der Kriegsliteratur: Dem verhinderten Helden. Ungezählte Male wurde sein Schicksal in Romanen und Filmen geschildert: Obgleich er unbedingt will, darf er nicht an die Front, weil sein krankes Herz die Anstrengungen des Kampfes nicht lange vertrüge oder vier seiner Brüder schon tot sind und der Mutter nur dieser einzige Sohn bleibt. Pazifistischen Zeiten gilt er als Trottel, der mit einem Heldenideal über die Wahrheit getäuscht wird und ein höhnisches Lachen für seine Dummheit verdient; in kriegerischen Zeiten wird er zum Feigling, falls es ihm, egal mit welchen Tricks, nicht gelingt, eingezogen zu werden. Heute würden wohl die meisten den verhinderten Held zwar ebenfalls kaum verstehen; das Leben ist zu wertvoll geworden.

Allerdings hat der Krieg in der Ukraine pazifistische Scheinwahrheiten ins Wanken gebracht. Und so richtet der ideale, verhinderte Held sein Haupt wieder auf und begegnet Soldaten, die ihr Leben für das Überleben ihres Landes riskieren. In ihren Blicken treffen der Wille einer Nation, für immer zu bleiben, mit der endlichen Lebensspanne des Einzelnen zusammen und wir erkennen den Punkt, an dem »Ewigkeit sich schneidet mit Zeit«.

An jedem Ort in Deutschland wäre dieses Bild aus Eliots »Four Quartets« buchstäblich bodenlos falsch. Denn Deutschland kämpft nicht mehr ums Überleben, hat sich abgefunden mit seinem Diesseits, dem es sich Spaß saugend ergibt. Hier in Lviv paßt das Bild zum Blick der Soldaten, die mir begegnen und keine Heiligen sind, aber berufen zum »lebenslangen Tod in Liebe, Leidenschaft und Selbstlosigkeit und Selbst-Aufgabe.«

Falsche Romantik? – Nein, keine Romantik. Aber der Schnittpunkt kühler Überlebenskalküle einer Nation mit dem Wunsch, Eltern und Frauen und Kinder weit hinter dem Schützengraben sicher zu wissen. Hier in Lviv ist beides präsent.

Antifaschistische Brandmauern – Es gehört ja nun schon eine Weile zum Propagandawerkzeug politischer Parteien, um ihren Konzepten eine gewisse intellektuelle Würze zu geben, neue Begriffe zu kreieren, ein eigenes »Wording«, wie man neudeutsch sagt, was dann regelmäßig zu unfreiwilliger Komik führt, wenn die Begriffe ihr Eigenleben entwickeln.

So gab es angeblich in der DDR die »Jahresendflügelfigur«, ein seltsames Fabelwesen, das ausschaute wie Marx und die Engels der Weihnacht ersetzen sollte. Und natürlich gab es den »antifaschistischen Schutzwall«, von dem jeder wußte, daß er nicht vor dem Faschismus beschützte, sondern verhinderte, daß die Bürger nach drüben rannten ins Land, in dessen Supermärkten Milch und Honig flossen. In Westdeutschland entwickelte das Mauer-Narrativ eine Variante für die ganz Klugen: Die »Mauer« habe den Frieden gesichert, weil sie die Destabilisierung des Ulbricht-Regimes verhinderte.

Heute erlebt der »antifaschistische Schutzwall« samt seiner grotesken Lügengeschichte eine herrliche Wiedergeburt in der »Brandmauer« gegen die Alternative für Deutschland. Denn so wie die »Mauer« 1961 allein dem Machterhalt des Ulbricht-Regimes diente, verfolgt auch die Rede von der »Brandmauer« gegen die AfD nur einen einzigen Zweck: Das Machtkartell von Linken, Sozialdemokraten und Grünen vor dem Sturz zu bewahren. Dafür ist den Propagandisten kein Hitler-Vergleich und keine Relativierung des Nazi-Regimes zu schade. Hauptsache die Christdemokraten wachen nicht auf und schwenken ein auf eine Politik, die rechts genannt werden kann, weil sie das Alte bewahrt und das Neue nur fördert, wenn es sich mit dem Alten verträgt.

Klar, daß die Politiker der AfD den Zweck der »Brandmauer« durchschauen; auch die Wähler erkennen die Lüge dahinter. Wenn dann allerdings die AfD vom »antideutschen Trennwall« spricht, der ein Symbol für die »Fremdherrschaft zweier Großmächte« über Deutschland sei, dann zeigt dieses rechte neudeutsche Wording schon in der ähnlichen Wortwahl - beide, Ulbricht und AfD-Parteichef Chrupalla, sprechen vom »Wall« -, daß die AfD wenig weit entfernt von den anderen ihre Propaganda betreibt. Auch sie verbiegt die Deutung der Mauer in ihrem Interesse, die Moskowiter Despoten mit der Regierung in Washington auf eine Stufe zu stellen. Auch sie nutzt diese Gleichstellung von Russen und Amerikanern, um Stimmen zu fangen, also für sich. Aber das ist ja der Zweck eines Wordings. Nur das die ihren Zweck oft genug nicht erfüllen.

Montag, 21. August 2023

Heimkehr – Wenn man in das Land zurückkehrt, in dem man lebt, zeigen sich bei der Annäherung die Eigenarten des Landes. So gestern im Zug von Wien nach Berlin:

Eine mäßig junge Frau hatte es sich im Speisewagen bequem gemacht und stellte plötzlich fest, daß sich neben ihr eine Gruppe tschechischer Männer versammelte und, wie man so sagt, ordentlich einen hob. Statt den Raum zu verlassen und auf ihren Sitz im Großraumwagen zurückzukehren, wechselte sie lediglich den Platz im Speisewagen und schickte von ihrem neuen Platz blitzende Blicke in Richtung der Gruppe. Ich dachte für mich: »Die mag wohl keine saufenden Männer.«

Offenbar glaubte sie in einem internationalen Zug, der gerade durch Tschechien rollte, ihre aus deutschen Landes bekannten vermeintlichen Frauenrechte ins Ausland portieren zu dürfen. Der Anlaß, eine Gruppe von leidlich angetrunkenen Männern, schien ihr Rechtfertigung genug, irgendwann aufzuspringen und in diesem für viele angegrautgrüne Berlinerinnen typischen extrem einfachen, dafür akzentfreien Englisch zu brüllen: »Fucking Bastards! Keep quite! How dare you...!«

Und wenn es zuvor noch nicht klar gewesen sein sollte, daß die laut und kräftig aber zu keinem Zeitpunkt aggressiven Feiernden sich nicht für den feministischen Fahrgast aus Deutschland interessierten – jetzt wurde es klar. Denn sie schauten zwar kurz überrascht, würdigten sie aber keines weiteren Blickes und bestellten die nächste Lage. Anschließend verkroch sich die Empörte hinter ihrer Süddeutschen Zeitung und zog ein Gesicht, in dem Wut über eine scheinbare Bedrohung und wirklich verletzte weibliche Eitelkeit verzweifelt nach einem gemeinsamen Nenner suchten. Die Frage, mit welchem Recht sie sich als Deutsche in einem Speisewagen, der gerade innerhalb Tschechiens fährt, über eben jene reisenden Tschechen aufregen dürfe, kam ihr sicher nicht in den Sinn.

Und eben das verbindet diese Frau aus dem grünen Milieu nicht nur mit traditionellen Linken, sondern auch mit jenen Moslems aus einem fernöstlichen Land, die dick eingehüllt in ihre Kopftücher einige Großraumwagen weiter saßen und sich benahmen, als wären sie in ihrer Heimat unterwegs. Auch sie kennen keine Rücksicht auf fremde Kulturen und glauben, bekopftucht ihren im Kern faschistoiden Glauben in der Welt herumtragen zu dürfen.

Diese kulturelle Arroganz in diesen beiden grünen Lagern zeichnet ihre Mitglieder aus. Und auch wenn die Inhalte der beiden tief ideologischen Gruppen völlig konträr sind: Hier die Anerkennung von wechselnden Geschlechtspartnern und Tunten und Perversen, dort der vielfach absolute Haß gegen Schwule und die Verachtung von Frauen, die kein Kopftuch tragen und womöglich einen Mann für weit geöffneten Schenkel suchen. Die beiden Gruppen verstehen sich auf der höheren Ebene des Verlangens nach absoluter ideologischer Dominanz, die sie in die Welt tragen und es ihr zeigen wollen. So gesehen ist der Islam schon immer ein Teil Deutschlands gewesen.

Samstag, 19. August 2023

Warnhinweise für Empörte – Die Einschaltquoten der Zwangsgeldsender ARD und ZDF sind bekanntlich im Keller. Und auch wenn es die Mitarbeiter in deren Redaktionen nicht kümmert, wer ihre Produkte kauft und ob sie überhaupt jemand kauft, wäre es natürlich ein gutes Zeichen in einem Land, das wie Waldi immer und überall Zeichen setzt, wenn die Einschaltquoten auch mal wieder stiegen.

Denn allgemein trifft die Beiträge der Sender nur noch Häme. Egal ob die eigenen Mitarbeiter an Umfragen der Sender teilnehmen oder Empfehlungen für das politische Wording verbreitet werden, in denen »Klimaleugner« statt »Klimaskeptiker« angepriesen wird – ARD und ZDF kommen aus den schlechten Schlagzeilen nicht mehr heraus. Und nun auch noch das:

Eine Otto-Show von 1973 wird um einen Warnhinweis ergänzt, in dem es heißt: »Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden.« Was zur unfreiwilligen Satire gerechnet werden könnte, erregte die Gemüter. Und auch ich fand den Spruch so lächerlich wie die Hinweise der FSK, die auch keinen kümmern und sollte bald merken: Wir gingen den medialen Teppichhändlern der Öffentlich-Rechtlichen richtig schön auf den Leim:

Denn als Reaktion auf den Hinweis schauten wir uns gestern die Otto-Show von 1973 im WDR-Stream vollständig an. War der umstrittene Warnhinweis also nicht mehr als äußerst geschickte Werbung für einen erbärmlichen Sender? So wie sie von diversen Modeunternehmen und Seifenherstellern mit Negerwerbung gemacht wird, über man sich ebenfalls wieder und wieder empört? – Wer sich aufregt und hinschaut, hat schon verloren. Deshalb die vielen Fetten, Neger und Tunten auf den Plakaten. Sie sind Teil einer Werbung geworden, die die Empörten einfängt. So wie der Warnhinweis vor einer Sendung aus den guten alten Zeiten des Fernsehens. Ich jedenfalls hatte den WDR, gefühlt, das letzte Mal so ungefähr anno 1973 geschaut.

Ein kleiner Warnhinweis an die Macher von ARD und ZDF: Solche Hinweise nutzen sich ab und irgendwann nerven sie nur noch. So wie die Hinweise der FSK, die auch keinen kümmern, häufig aber so lange dauern, daß die Tüte Chips schon halb verputzt ist. – Oder könnte es sein, daß genau das eben ihr Zweck ist?

Freitag, 18. August 2023

Partnerstädte – Ich wüßte auf Anhieb kein Land zu nennen, das eine Zeit in einem ähnlichen Zwischenkriegszustand verbrachte. Ein Land mit vielen Kämpfen im Südosten und wenig Krieg im Westen. Israel wäre ein mögliches Beispiel mit den Angriffen durch die sogenannten Palästinenser, die doch immer Araber bleiben in Gaza und ihren verbliebenen Siedlungen im Westjordanland.

Doch gerade Israel wäre ebensogut mit Russland zu vergleichbar. Es glaubt sich um umzingelt und schlägt deshalb los. Indes hören die Gleichheiten hier auch schon auf. Israel verfügt nicht über das Polster eines strategischen Rückzugsraums, der durch ganz Asien reicht und in dem sich bereits drei Angriffe zu Niederlagen überdehnt woerden sind. Außerdem hat sich der jüdische Staat in der Not für seine verfolgten Bürger Raum zum Überleben gesichert.

Und was haben Israel und die Ukraine gemeinsam? – Beide wurden von einem allgemein weit überschätzten Todfeind angegriffen und schlugen ihn ohne und mit Unterstützung von außen erfolgreich zurück. Beider Staatlichkeit ruht auf einem religiösen Kern, auch wenn der ukrainische aus einer Kernspaltung hervorging: Katholisch, Griechisch-Katholisch, die Orthodoxen, Armenier. Es fehlen zur Schande der Ukrainer die vertriebenen Juden, deren Nachkommen vielfach in Israel leben. Und die Bürger beider Länder sind unter sich, wenn ihre Feinde sie wieder einmal mit Raketen angreifen und Terror überziehen.

Und so zeigt sich die westliche Ukraine, der Teil der Blood-Lands, als Urlaubsland Ukraine. Die Ukrainer reisen als einzige ins eigene Land, da kaum ein Mitteleuropäer – von den Westeuropäern erst gar nicht zu reden – sich nach Lemberg, Ivano-Frankivsk oder Tschernowitz traut; sie werden in diesen Monaten zusammengeschweißt. Gut erinnere ich mich noch, als vor vier Jahren, ein halbes Jahr vor Corona, spät abends wie zum Feierabend in den Straßen die Nationalhymne erklang und wir uns ergriffen und zugleich neidisch erhoben. Mutiger Singsang, der nichts kostet, dachte ich allerdings auch. Die Nationalhymne habe ich in diesem Jahr nicht gehört, aber sie war allem still und intensiv unterlegt.

Nur so sind die unmittelbar vor der Oper am Springbrunnen spielenden Kinder verständlich und dann auch mit einem aufatmenden Lachen erträglich. Sie hüpfen davon, wenn der Wasserstrahl nach ihnen langt und kreischen, wenn er sie trifft; genießen den heutigen Tag in der Sonne, als gäb es kein Morgen. Wie in Rischon LeZion, der südlich von Tel Aviv gelegene Partnerstadt Lembergs.

Spielende Kinder vor der Lemberger Oper
© Wolfgang Hebold

Donnerstag, 17. August 2023

Schutzräume – Um die Erinnerungen an Orte zu wahren, die uns etwas bedeuten, können wir viel von ihnen erzählen, sie photographieren oder sie zeichnen und malen. Wir hatten uns fürs Zeichnen entschieden, weil es jedem Gebäude, dessen Perspektive dem Zugriff entflieht, jedem Platz, dessen Proportionen sich schwer einfangen lassen, und jedem Firstgewirr, dessen Schatten mit dem Zeichnenden spielen, einen besonderen Punkt im Gedächtnis einräumt.

Lemberg bietet mit seinen selten gerade verlaufenden Straßen einen geradezu unerschöpflich reichlichen Fluß an Objekten aus Stein aller Epochen der letzten fünfhundert Jahre; was, zugegeben, ja gar nicht so viel ist verglichen mit den zweitausend Jahren seit Christi Geburt. Florenz des Ostens wurde Lviv mitunter genannt und musste in russischen Filmen als Hintergrund das erste Rom ästhetisch vertreten. An etlichen Kreuzungen tragen alle Häuser an den vier Ecken stolz als Dach einen Helm, der manchmal zu einem Wachposten paßt und manchmal zu einem Würdenträger der vielen christlich beseelten Religionen, die Lemberg beherbergt. Meine Frau entdeckte schließlich einen, wie ihn Boba Fett bei seiner Begegnung mit Han Solo trägt und den dieses Haus in Lemberg so wenig absetzen wird wie der Kopfgeldjäger in Star Wars.

Wie an kaum einem anderen Ort ist in Lemberg die Verschiebung der Wertehorizonte erkennbar: Heute investieren wir in alles, was sich bewegt: In Lastenräder und Geländewagen, in Autobahnkreuze und Kreuzfahrtriesen. Damals, in den Zeiten als Häuser noch Helme erhielten, investierten wir in alles, was hält: In Häuser und Parks, in Schlösser und natürlich in Kirchen; und gerade sie schützen die Ukrainer wie selbstverständlich vor russischen Bomben aus moslemischem Fertigungsstätten. Gleich zu Kriegsbeginn wurden mit Hilfe polnischer und kroatischer Helfer viele Kirchenfenster mit Brettern verbarrikadiert, Statuen und Figuren mit Tüchern oder mit metallenen Netzen verhängt. So geschützt sollen sie den Krieg überstehen; zumindest blieben die Splitter im schlimmsten Fall bewahrt für eine wiedergeborene, restaurierte Figur. Im Wertehorizont der Ukrainer stehen Kirchen weit oben. Das wußten und wissen die Anti-Christen in Moskau.

Die Kirchen mit ihren vernagelten Fenstern erinnern an die Werke der Verkleidungskünstler, die vor ein paar Jahren in Westeuropa so heftigen Anklang fanden bei Intellektuellen ohne Sinn für Kirchengebäude. »Kirchen sind schön, wenn sie nicht mehr in Betrieb sind«, gab mir eine Bekannte in einem Offenbarungseid des Unverstandes einmal zu verstehen, »dann können sie bleiben.«

Was bei uns ein sinnfreies Spektakel war, wird hier in der Ukraine und im Krieg zu einem Schutzraum, der seine eigene Ästhetik entwickelt. Denn nicht nur den moskoviter Barbaren wird Verteidigungsbereitschaft signalisiert; der überzeugte und überzeugende christliche Glaube dürfte auch ein Dorn im Auge der gottlosen Bürokraten aus Brüssel sein. Regenbogen sieht man hier an keinem Gebäude.

Die Garnisonskirche St. Peter und Paul im Zentrum diente schon vor dem offiziellen Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine als Ort der Erinnerung an die Opfer weit im Osten. Auf Bilderwänden werden die Gesichter der Toten gezeigt und anders als zu sowjetischen Zeiten steht so jeder einzelnen Soldat vor seinem Betrachter. Auch hier wurden die Fenster und Figuren verhängt. Bis auf eine. In einem Durchgang zum rechten Seitengang hängt ein lebensgroßes Kreuz, das zwar ebenfalls von Tüchern eingerahmt wird, aber für den Gottesdienst wurden sie nach oben zusammengerollt und die hölzerne Jesusfigur liegt frei und wir ahnen die Tiefe des Glaubens, der hier die Menschen beseelt und uns fehlt.

Verhängte Figur, Lemberg
© Wolfgang Hebold

Mittwoch, 16. August 2023

Luftalarm - Paradox ist die Lage in einem Land, das sich im Krieg befindet und zugleich über Teile seines Landes verfügt, in denen der Krieg kaum zu spüren ist. Die Anspannung ist zugleich überall zu spüren und trotzdem regiert Normalität. Es ist ja ohnehin kaum zu verstehen und die wenigsten wissen es, daß im Krieg das normale Leben seinen weiteren Weg geht. Die Post funktionierte auch im Zweiten Weltkrieg, als wäre so viel nicht gewesen. Der Zugverkehr rollte lange weiter nach Fahrplan. Erst als die alliierten Luftwaffen Bahnhöfe und Gleise zerstörten, begann ein neuer Trott mit Fahrplänen, die keine mehr waren.

In der Ukraine fährt die Eisenbahn praktisch ganz normal. Die russische Luftwaffe verzichtete bisher darauf, die Infrastruktur des Landes systematisch zu attackieren; nicht aus Altruismus, sondern aus der einfachen militärischen Logik, mit dem begrenzten Material nicht zu verschwenderisch umzugehen.

Und in Lemberg wird das Leben nur durch die mehrmals täglichen Luftalarme nicht unterbrochen; es ist eher ein Lärm im Hintergrund, der an die harten Fakten einige hundert Kilometer südlich und östlich erinnert. Auch wir hatten uns nach zwei Tagen angewöhnt, die Alarme zu hören, ohne sich nach ihnen zu richten. Ihre Aufgabe ist ohnehin nicht, wie noch in den Bombennächten unserer Großeltern und Eltern, die Stadtbewohner in die Keller zu zwingen, sondern eine Warnung an alle, ihre Warn-App zu starten. Ein ganz neuer Blick aufs Smartphone entsteht. Wie ein Mann schaut jeder aufs Display und liest sichtlich die gleichen Informationen. Auch der Moment der Beruhigung ist allen gemeinsam. Es hat wieder Odessa oder Cherson oder Kiew getroffen. Nicht Lemberg.

Als ich an einem Abend in einem Restaurant – im Hintergrund war wieder einmal das Auf und Ab der Sirenen zu hören –, den Ober frage: »Is it dangerous?« sagt er kurz und ernsthaft: »Of course, it is!« – Und ich erschrecke mich, wie schnell wir uns selbst in Kriegszeiten an die Signale der Gefahren gewöhnen, einfach indem wir in Frage stellen, ob die Gefahr wirklich real ist. Allerdings bringt der junge Mann uns anschließend auch wie selbstverständlich den gebackenen, innen noch halb rohen Lachs, wie ich ihn schätze, mit einer Spur Koriander, was ich nicht kenne. Der Gaumen läßt sich vom Geheul der Sirenen offenbar ebenfalls nicht betäuben.

Schon bald wird der Lärm aus den Musikkonservern nerviger als der Kriegslärm. Und als meine Frau mich in der fünften Nacht in einem Land im Kriegszustand bittet, ich möge doch die Fenster schließen, damit sie ungestört schlafen könne, weiß ich: Wir sind angekommen in der Ukraine.

Luftalarm in Lemberg, August 2023


© Wolfgang Hebold

Montag, 14. August 2023

Heimaturlaub – Als die Straßen und Plätze von Lemberg sich am Morgen allmählich mit Menschen füllen, fällt der Frauenüberschuss, der auch hier herrscht, sofort ins Auge. Und das nicht nur, weil die vielen weiblichen Blicke mehr über den Krieg verraten, als so mancher Kommentar. An die Front gehen nun einmal Männer, weil Krieg nach wie vor überwiegend ihr Handwerk geblieben ist. Daran ändern Drohnen und Marschflugkörper nur wenig.

In diesen Tagen und in diesem Krieg ist jedoch eine neue Gruppe von Kriegsteilnehmern entstanden: Flüchtlinge, die ins Kriegsgebiet reisen. Und da viele Frauen und Kinder Schutz im Ausland gefunden haben, fahren sie in ihre Heimat zurück. Der Kriegsverlauf in der Ukraine bietet es an, denn der Westen des Landes ist vom Krieg weitestgehend unbehelligt geblieben. Auch unsere Fahrt ist nur deshalb möglich.

In der Folge sind Züge und Busse von Polen nach Lemberg und Kiew auf Tage, mitunter Wochen im voraus in beide Richtungen komplett ausgebucht. Was in Deutschland von den einschlägigen Kreisen der Putin-Unterstützer propagandistisch ausgenutzt wurde und wird. Sie hetzen gegen Familien, die sich im Westen des Landes treffen können und die Gelegenheit nutzen und suggerieren gleich zweierlei: Der Krieg sei ja gar nicht so schlimm und die Kriegsflüchtlinge würden die Hilfsgelder lediglich für sich nutzen.

Die Behauptung, dieser Krieg sei nicht so schlimm, widerspricht allen Berichten aus den östlichen Teilen des Landes. Die Hetzer liegen also schon deshalb falsch. Und da die Frauen mit ihren Kindern hin und her pendeln, handelt es sich eben nicht um ein Abkassieren in Polen und eine Rückkehr mit dem Geld in der Tasche. Tatsächlich trifft Heimaturlaub diese besondere Fluchtbewegung der ukrainischen Zivilisten. Zumal sie nach den Drohungen Moskaus mit weiteren Angriffen aus Weißrussland oder sogar atomaren Schlägen rechnen müssen. Nichts was die Hetzer Putins in ihrer Wut über die militärischen Niederlagen der Russen anmerken würden. Sie rächen sich rhetorisch an Frauen und Kindern und freuen sich wahrscheinlich insgeheim über jedes ukrainische Kind, das die russischen Invasoren verschleppten.

Die Kritik am Heimaturlaub der Familien wäre berechtigt, wenn der Krieg das ganze Land überzöge oder wenn es ein Bürgerkrieg wäre, was der Angriffskrieg der Russen gegen die Ukraine aber nicht ist. Sie trifft also, wenn überhaupt, Afghanen und Syrer, Somalier und Ghanaer. Aber das ist ein anderes Thema.

Die ukrainischen Frauen haben jedes Recht auch mit ihren Kindern, für eine Zeit auf Heimaturlaub nach Hause zu fahren. Allenfalls könnte jemand fragen, ob das Risiko nicht zu groß ist, wenn sie in Städte jenseits des Dnjepr reisen wollen. Also treffen sie sich zum Beispiel in Lemberg. Und wahrscheinlich ist das der Grund für die Heimaturlaubsatmosphäre, die wir in diesen Tagen auf den Straßen und Plätzen der Stadt spüren können. Die Freude, den geliebten Mann unversehrt in den Armen zu halten, steht den Familien der Soldaten und ihnen selbst im Gesicht, wenn sie ihre Kinder den neuen Roller über das holprige Pflaster schieben sehen, selbst wenn niemand weiß, ob es ein nächstesmal gibt. Und daß es ein erstes Mal gibt, dafür sprechen die vielen Kriegerhochzeiten in den Kirchen von Lemberg. Und vielleicht sind ja einige Kriegerbräute dabei, die eigens zur Hochzeit über Przemyśl angereist sind. Sie werden in der nächsten Nacht keine Sekunde an die Mietmäuler und Neider in Deutschland verschwenden.

Sonntag, 13. August 2023

Das Schwarze Haus – Lemberg ist Geschichte Europas; das wußte ich auch, hatte ich vor der ersten Reise und der ersten Begegnung vor fünf Jahren in Erfahrung gebracht. Ich hatte mir sogar ein ganz spezielles Haus ausgewählt im historischen Zentrum: Das ›Schwarze Haus‹, italienische Architektur weit weg von Italien. Und dann stand ich in einem Sommer des scheinbaren Friedens nach einer holprigen Straßenbahnfahrt endlich davor. Welche Enttäuschung: Es wurde gesandstrahlt und seine Renaissancefassade war von einer riesigen Plane verhängt. Dafür blieb mir die Erinnerung an die erste Straßenbahnfahrt durch den Alltag Lembergs bewahrt; sie wurde durch keine Erwartung verstellt.

An diesem Morgen eines Krieges, der seit fast eineinhalb Jahren tobt, gehen wir zu Fuß in die Stadt. Eine erstes zartes weniger Dunkel beginnt im Osten zwischen den Häusern. Kaum zu glauben, daß es gelungen ist, den Prozess der Dämmerung in exakte Stufen von der astronomischen, zur nautischen und schließlich bürgerlichen zu gliedern, so daß es selbst in diesen Breiten im Sommer Zeiten gibt, in denen es praktisch kaum wirklich dunkel wird. Themen, mit denen wir die Aufregung stillen, während wir um uns schauen und immer wieder nach oben.

Die Straßen sind vollkommen leer. Sperrstunde eben. Noch einmal schrillen die Sirenen ihr Auf und Ab. Nicht einmal einen Voralarm gibt es hier, schießt es mir durch den Kopf. Und Entwarnung schon gar nicht. Das Heulen hört nur einfach irgendwann auf und wir gehen weiter.

Endlich haben wir das Hotel im Zentrum erreicht, in das wir beim letzten Besuch eingekehrt waren mit Blick auf die Oper. ›Wiener Hotel‹ und überhaupt erinnerte alles an Wien, allerdings mehr aus einer Zeit irgendwann nach dem Krieg. – Hier aber ist Krieg. Aber es iat auch erst kurz nach halb sechs. Ob schon jemand wach ist? Jemand, der im Fall eines Alarm die Hotelgäste weckt? – Wir klingeln, um zu erfahren, daß alles belegt sei.

Damit hatten wir nicht gerechnet. Also gehen wir in die Altstadt hinein, um vielleicht einen Kaffee zu trinken. Und ich will zum ›Schwarzen Haus‹, das laut Internet Ende 2019 fertig renoviert worden sei. An diesem Morgen wird die Enttäuschung, den dunklen Renaissancebau noch immer verhängt zu finden, von der Erkenntnis gedämpft, das Internet ist eben doch voller Fehler.

Zum Glück finden wir schräg gegenüber ein Cafe, das tatsächlich seit fünf Uhr in der Frühe geöffnet hat und einen starken Kaffee anbietet. Von dort aus können wir die neben der Plane, auf der das ›Schwarze Haus‹ aufgemalt ist, stehenden Häuser bewundern. Etwas später werden wir in das Licht der aufgehenden Sonne getaucht und nichts hält uns ab, für den wunderbaren Blick über den Marktplatz in Lemberg, ukrainisch Lviv, wie schon vier Jahren, dankbar zu sein.

Das Schwarze Haus in Lemberg, 2012 ohne Plane
Jorge Láscar, CC BY 2.0

Markplatz, Lemberg
Petar Milošević, CC BY-SA 3.0

Samstag, 12. August 2023

Ankunft in Lemberg – Als der Zug allmählich bremst und Lviv als nächste Station angesagt wird, erhebt sich der Flüchtlingsstrom aus seiner schlaflosen Ruhe. Gepäckstücke werden eingesammelt und die leidigen Rollkoffer aus den Ecken gezogen oder vom Gepäcknetz gewuchtet. Spötter würden von Frauen auf dem Weg in den Heimaturlaub sprechen, die sich langsam zum Ausgang bewegen, wenn Spott nicht so vollkommen deplatziert wäre. Schließlich kommt der Zug zum Stehen und die Türen werden geöffnet. Aus zwei Waggons fädeln wir ein und vom Nachbarwagen sind jetzt auch wieder Frauen mit Kindern und Kinderwagen dabei.

Der Bahnsteig liegt wie schon in Polen sehr tief. Bis fast auf Gleishöhe muß man sich hangeln. Die Kinder werden hinunter auf den hell erleuchteten Bahnsteig gereicht. Sind Städte im Krieg nicht verdunkelt?, schießt es mir durch den Kopf. Seltsam, wie die Erzählungen aus dem letzten Krieg unsere Vorstellungen vom nächsten bestimmen. Warum sollte eine Stadt verdunkelt werden im Zeitalter unbemannter Flugkörper, die ihr Ziel per Computersteuerung finden?

Über den Bahnsteig geht es erst in die eine und dann plötzlich wieder in die andere Richtung. Auch die Angekommenen wissen also nicht wohin in der Nacht. Wir wissen schon gar nicht wohin, wissen nicht einmal, was uns im Bahnhof, den wir aus friedlichen Zeiten kennen, erwartet und traben, wie man so sagt, hinterher. Der Weg nach draußen führt auch hier durch Gänge an einem Wartesaal vorbei in eine Bahnhofshalle aus prachtvollen habsburger Zeiten. Viele, die gerade aus dem Zug gestiegen sind, verschwinden nach rechts und links in die Auffangstellen für Flüchtlinge. Wir gehen weiter zum Haupteingang und treten hinaus.

Der Bahnhofsvorplatz wirkt wie jeder andere Bahnhofsvorplatz irgendwo in Europa früh um halb drei. Er ist locker belebt. Einzig die deutlich höhere Zahl von Soldaten fällt ins Auge. Ein Laden hat offen und das angeschlossene Café bietet reichlich Platz, um sich zu setzen, und zu überlegen, was wir nun tun. Mit der Sperrstunde nimmt man es zumindest hier am Bahnhof offenbar nicht so eng. Aber keiner von uns beiden weiß, wie es in der Stadt aussehen wird. Wir holen uns ein alkoholfreies Bier – richtiges gibts innerhalb der Sperrstunde nicht –, setzen uns und sind froh, das Gepäck abstellen zu können. Am Nebentisch sitzen drei Soldaten und unterhalten sich, während sie immer wieder wie nebenbei auf ihre Handys blicken. Nichts ungewöhnliches also.

Dann passiert, womit ich in einer trüben Vorahnung gerechnet hatte und womit wir rechnen mussten: Zunächst schaut einer der drei Soldaten gar nicht mehr gewöhnlich auf sein Handy, steht auf und rennt Richtung Bahnhof. Dann heulen sehr entfernt, bald indes schrittweise immer näher, Sirenen. Für einige Momente hoffen wir wohl, das Geräusch wäre anders zu deuten oder hörte gleich wieder auf und wir schauen uns fragend an. Instinktiv schauen wir: Was machen die anderen Gäste?

Zu unserer Überraschung schauen sie nur kurz auf ihre Handys und bleiben sitzen. Verunsichert nehmen wir unser Gepäck und gehen gleichfalls zum Bahnhof zurück. Nein, wir sind nicht gelaufen. Das wäre uns reichlich blöd erschienen, denn außer uns schien niemand das Auf und Ab des Sirenengeheuls zu registrieren. Im Bahnhof hatten wir Schilder mit der Aufschrift »Shelter« gesehen. Wir können in der Richtung der Pfeile nichts finden, stehen eine Weile herum – dann verhallt der Alarm so plötzlich wie er gekommen ist. Nichts geschieht und wir gehen nach einer Weile wieder hinaus und zurück in das Café; allerdings auf andere Plätze, denn unsere alten sind mittlerweile besetzt. Konsterniert beschließen wir, nach einer Pause ins Zentrum zu gehen, um ein Hotel suchen zu können.

Freitag, 11. August 2023

Im Zug der Frauen – Der Waggon ist ein typischer Großraumwagen eines Intercity und bis auf den letzten Platz besetzt. Mit einer kleinen Verspätung rollt er langsam aus dem Bahnhof in die Nacht. Die Uhrzeit wird um eine Stunde Richtung Morgen geschoben. Und obgleich seit weit über 24 Stunden unterwegs, bin ich erschöpft, aber nicht müde. Überfüllt wirkt der Wagen wegen der Gepäckstücke, die jeden noch so kleinen Freiraum belegen. Die Rollkoffer aller Größen nehmen viel Platz weg. Auch hier geht es ruhig zu; das scheint der Grund zu sein, daß nicht der Eindruck einer normalen Reisegruppe entsteht. Nein, hier fährt niemand für alle sichtbar aufgeregt in Urlaub. Jeder bleibt mit seiner Anspannung für sich.

Die ukrainische Paß- und Zollkontrolle kommt recht bald nach der Abfahrt. Zwei Frauen kontrollieren jeweils eine Seite mit ihren zwei bzw. drei Sitzen. Die Breitspur erlaubt einen Sitz mehr in jeder Reihe. Selbst hier gelingt es, der Beamtin ein kurzes Lächeln zu entlocken, das weg von der Normalität, ein wenig inniger wirkt. Nachdem sie meinen Paß ohne Beanstandung kontrolliert hat und zur nächsten Reihe wechselt, erscheint dicht neben mir, denn ich habe den Sitz im Gang, ein Beamter mit einem automatischen Gewehr und mir fällt sofort die Bemerkung ein, die gefährlichste Waffe des Soldaten sei die seines Nebenmanns. Es geht also doch etwas martialischer zu. Nichts, was nicht jeder im Zug gut verstünde.

Die Fahrkartenkontrolle geht nicht ganz leicht von der Hand, da ich dem Schaffner verständlich machen muss, daß meine Frau die Fahrkarten hat. Er versteht so wenig Englisch wie ich Ukrainisch und sie sitzt etwas weiter hinten, denn Plätze nebeneinander gab es nicht mehr. Nach einigen Handzeichen ist es geklärt.

Kurz darauf wird das Licht im Waggon abgedunkelt. Ich schaue mich um. Kinder sind hier keine. Mütter mit Kindern wurden zuerst und in einem eigenen Wagen untergebracht. Trotzdem sind fast ausnahmslos Frauen unterwegs und die wenigen Männer sind deutlich älter. Mir gehen die Meldungen aus den deutschen Medien durch den Kopf, daß die Ukrainer nur Männer über 60 kämpfen lassen und die jüngeren sich in den Westen aufgemacht haben. Vermutungen, wie sie jeder Krieg in die Köpfe der Betroffenen treibt. So oder so – ich fühle mich unwohl zwischen all den Frauen, fast ein wenig peinlich berührt.

Im Bord-TV des Zuges laufen Werbefilmen für die Armee. »Propagandastreifen«, hätte ich vielleicht unter anderen Umständen wie so viele naserümpfend gesagt. Aber sie passen. Denn sie werden von Filmen mit Männern auf Krücken und ohne Beine unterbrochen. Eine makabere Offenheit, die den Eindruck von Propaganda umgehend auflöst.

Kein Versuch, ein wenig zu schlafen, gelingt mir. Also mache ich das, was viele der Frauen um mich herum ebenfalls machen: Ich hole mein Handy heraus und tippe an meine Tochter: »Ich sitze im Zug nach Lviv. Wir sind schon über die Grenze und bald da. Ich hoffe, die Russen kommen nicht noch auf blöde Gedanken.« Sie ist noch wach. »Hoffe ich auch nicht, ich will dich ja nochmal sehen.« Sie hat sich zwar nichts anmerken lassen, aber nichts an ihr war bei der Abfahrt gelassen. »Keine Sorge«, beruhige ich sie, »Die USA haben genug Flugabwehrraketen geliefert.« Sie antwortet mit einem: »USA💪🏻«. Das beruhigt dann auch mich. Und während die ersten Häuser von Lemberg sich aus der Dunkelheit schälen, schicke ich ihr ein: »Schlaf gut. 😘«

Donnerstag, 10. August 2023

Grenzbahnhof – Am heutigen Abend passen der Bahnhof von Przemyśl und die Zahl der Reisenden wie zu Habsburger Zeiten wieder zueinander. Wir treten vorsichtig Stufe für die Stufe die Bahnsteigtreppe hinunter und wieder hinauf, werfen einen kurzen Blick in die Bahnhofshalle und gehen dann zum hinteren, eher abgelegenen Teil, in dem die Züge der Ukrainischen Eisenbahn fahren und der so gar nicht reicht für die Vielen, die von West nach Ost und von West nach Ost weiter wollen. – Ja, der Flüchtlingsstrom, der zu Kriegsbeginn von Osten nach Westen zog, wogt mittlerweile tatsächlich hin und her. Es stimmt, viele fahren auch wieder zurück, was in Deutschland hin und wieder für moralische Empörung gesorgt hat.

Die beiden Ströme drängen sich am Gebäude der Paßkontrolle aneinander vorbei, denn erst kurz zuvor ist ein Zug aus Kiew auf dem Teil des Bahnhofs mit den Breitspurgleisen eingefahren. Ein ganzer Bahnhof voll mit älteren Frauen und Müttern mit ihren Kindern, die weinen, schlafen oder spielen; andere schauen einfach nur zu und fangen sich Erinnerungen für später ein. Jetzt stehen wir mit ihnen in einer Schlange, die sich im Dunklen verliert, vor den Grenzkontrollen und warten, auf den Bahnsteig mit den Zügen nach Lemberg gelassen zu werden. Auf den Gesichtern liegen Sorgen und schlimme Erwartung; Erinnerungen, über die niemand spricht und vielleicht nie sprechen wird.

Zwischendrin huschen polnische Helfer, weisen den beiden Menschenströmen den Weg, helfen beim Tragen der Koffer oder verteilen Wasser und Kaffee. Und so herrschen in der Anspannung gedämpfte Ruhe und Hilfsbereitschaft. Dazu geht im Osten ein blutroter Mond auf und weckt die Lust zur Symbolisierung. – Denn die Szenen gehen zu Herzen. Es macht eben den Unterschied aus, von den Ereignissen an der ukrainischen Grenze in der Zeitung zu lesen oder im Internet und dann hier in die Gesichter zu schauen. Nicht daß ich das nicht wußte; aber der Unterschied zu den Realitäten bleibt immer bestehen, selbst wenn man um den Unterschied weiß, weil jede Realität eben die Realität ist.

Die Sorgen und Ängste, wie sie jeder Krieg mit sich bringt und mitgebracht hat, sind aber schon hier am Grenzbahnhof in die Zeichen der gegenwärtigen Zeit eingetaucht und bringen neue Konturen hervor, wenn die Gegenstände des Alltags in die Flucht eingetaucht werden. Da ist nicht nur das Handy, das zu jeder Zeit einen Bericht nach Hause ermöglicht. Denn es werden nicht nur Kaffee und Wasser verteilt, sondern auch Mobilfunkkarten verkauft. Ganz zuerst fallen die Rollkoffer auf. Und dabei hatte ich auf ein Ende dieser nervigen Gerätschaft gehofft, weil man mit einem Rollkoffer nicht fliehen könne. Das Gegenteil scheint richtig zu sein. Fast alle ziehen und schieben die schweren Koffer über das holprige Pflaster und man möchte lachen, wenn einer Frau zwei City-Roller, die sie auf den Koffer geklemmt hat, immer wieder herunterrutschen und sie sie immer aufs Neue auf den Koffer zurücklegt. – Was würden wir auf einer Flucht Sinnloses in Sicherheit bringen? Mir zumindest fiele viel ein, das für mich einen Sinn hat.

»Mädchen in Deinem Alter sind auch einige dabei«, schreibe ich meiner Tochter per Handy, »bauchfrei und mit Handy, aber der Ort hat nichts von cool oder Party, Urlaub und Abhängen.« - Krieg und Flucht live für die, die in Sicherheit sind. Das Warten wird beim Betrachten leicht gemacht und die Zeit vergeht wie im Flug. Die Paßkontrolle unterscheidet sich nicht von Kontrollen an anderen Grenzen. Am Bahnsteig steht ein schmucker Schnellzug, wie er vor vier Jahren auch schon hier stand, wohl um zu anzudeuten, daß der Krieg auch vor der heilen High-Tech-Welt nicht Halt machen wird. Auf dem Bahnsteig ist kaum Gedränge. Zwei Kinder haben Leuchtreifen zu Laserschwerter zurechtgebogen und fechten. Wir steigen ein. »Gleich fährt der Zug Richtung Lviv los«, schreibe ich meiner Tochter. Die Grenze ist nicht weit. Ich hoffe, die Russen kommen nicht auf blöde Gedanken.

Intercity Przemysl-Lviv
Maksym Kozlenko, CC BY-SA 4.0

Mittwoch, 9. August 2023

Anfahrt – Spätestens ab Krakau ist der Zug ukrainisch. Nur wenige Polen fahren am Samstagabend noch bis Przemyśl – die Stadt, deren Namen man nicht aussprechen kann. Gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs belagert und heftig umkämpft zwischen Österreichern und Russen, hätte es den Titel »Verdun der Ostfront« erhalten, aber da gab es die Legende um die französischen Festungsanlagen noch nicht. Eine dichte Kette aus Forts zieht sich noch heute durch Wälder und Hügel, die so mitteleuropäisch sind wie die Ardennen oder der Teutoburger Wald.

Heute hat sich der Krieg mit einem Flüchtlingsstrom wieder in seine Nähe geschoben. Im Februar 2022 ergoß er sich über Przemyśl, das wir vor 4 Jahren eher randständig aber munter und aus jeder Geschichte geflohen und entlegen erlebten. Ein heimeliger Marktplatz, wie er hier fast in jeder Stadt das Zentrum markiert, markant wegen seiner Schräglage, die Leute mit Sinn für Metaphern auch als Schlagseite bezeichnen könnten. Beim Blick über den San erinnert sich nur noch der militärhistorische Fachmann der Soldaten, die hier kämpften und starben, sei es 1914 und 15 oder im nächsten Krieg zwischen Russen und Deutschen ab Juni 1941.

Rudern hätten wir wollen auf seiner ruhigen Strömung, die zum Vergessen einlädt, daß der Fluß einmal Hitlers und Stalins Reiche getrennt und Europas Mitte zerschnitten hat, aber wir waren, wie jetzt, auf dem Weg nach Lemberg gewesen. Die Zahl der Reisenden hielt sich in Grenzen und verlor sich im Bahnhof, ein üppig dimensionierter Bau aus besten Habsburger Zeiten. Im Bahnhofsrestaurant hatte sich ein Hauch von Cafehausatmosphäre bis heute erhalten. Die polnischen Piroggie schmeckten noch ein klein wenig besser.

Hier treffen Normalspur und russische Breitspur zusammen und schaffen zwei Teile, die wir damals leicht und schnell zu Fuß überbrückten. Normalität in der Mitte Europas, wie es schien, die gerade begann sich wieder nach Osten strecken. Damals, vor vier Jahren und vor Corona. Und bevor Putin die Ukraine mit Krieg überzog.

Bahnhof Przemysl
Silar, CC BY-SA 3.0

Dienstag, 8. August 2023

Reiseziel Lemberg, Ukraine – Natürlich ist es nicht selbstverständlich, in diesen Tagen in die Ukraine zu reisen, um das Land aus der Nähe zu sehen und ganz sicher nicht, um Urlaub zu machen. Aber nach zwei Aufenthalten in Lemberg in den Jahren kurz vor Corona, zieht es mich zurück das Land und speziell in diese Stadt. Mitten im Herzen der »Blood-Lands«, wie Timothy Snyder die Region Galizien benannt hat, weil dort die bösartigsten Verbrechen auf europäischem Boden stattfanden: Der Mord durch Hunger, der Holodomor und der Mord durch Gas, der Holocaust, entscheidet sich dort das politisch-seelische Schicksal Europas. Wird der Kontinent sich von dem selbstverschuldeten Leiden erholen oder wird er in noch tiefere Abgründe stürzen?

In den ersten Tagen der russischen Invasion im Februar 2022 wollte mir der Gedanke, Putin könnte den ersten der angedrohten Atomsprengköpfe ausgerechnet über der westukrainischen Stadt zünden, nicht aus dem Kopf. Wenn überhaupt, dann genau dort. Und zuzutrauen ist dem Russischen Präsidenten durchaus alles. Daher ließ mich der Wunsch nicht los, Lemberg, das ukrainisch Lviv, Львів, noch ein womöglich letztes Mal zu besuchen. – Als könne meine Gegenwart etwas ändern; als müsse jeder, wenn er nur irgendwie kann, eine Erinnerung an die ehemalige galizische Provinzhauptstadt Lemberg im äußersten Osten des Habsburgerreiches bewahren.

In ein Kriegsgebiet zu reisen, ohne beruflich verpflichtet zu sein, muß nicht sein. Und in die Kampfgebiete sowieso nicht. Selbst wenn es sich nicht um einen Bürgerkrieg handelt, sind einerseits die Gefahren zu groß und andererseits fiele man den Kämpfenden bloß zur Last, weil sie auch noch einen Ausländer schützen müssten.

Dann wendete sich der Kriegsglück, wie das so oft geschieht in Kriegen, und die Russischen Armeen wurden vor Kiew, Charkiv und Cherson geschlagen. Das Zentrum und damit auch der Westen des Landes war von nun an relativ sicher. In jedem Fall ist das Risiko nur wenig größer als bei einer gewöhnlichen Fahrt, selbst wenn man die beiden Angriffe im April 2022 und Anfang Juli 2023 berücksichtigt, die zusammen 16 Menschen das Leben kostete. – Die Frage nach einer Reise in das östliche Grenzland Europas stand wieder im Raum. Fahren oder nicht Fahren, das war die Frage.

Allenfalls bleibt da die Moral! – Darf man ein Land besuchen, das mitten im Krieg ist? Darf man auch nur den Eindruck erwecken, man verbringe den Urlaub zwischen Menschen, die unter dem Krieg und seinen Folgen seit fast genau eineinhalb Jahren fast tagtäglich leiden, selbst wenn es weit weg von der Front ist?

Leicht gemacht hat die Entscheidung dann die ukrainische Mutter, die seit Kriegsbeginn mit ihrer Tochter in Berlin lebt. Sie jubelte geradezu über meine Absicht, in die Ukraine zu fahren. Die Ukrainer vor Ort würden sich freuen, weil sie dann wirklich wissen, sie sind nicht allein. Und das Geld von Touristen ist in Kriegszeiten noch dringender nötig als im Frieden.

Zuletzt mußte ich noch meine Frau überreden. Sie ist, was sie sofort zugeben würde, ängstlicher – andere würden sagen vorsichtiger – als ich. Meine Idee, schon kurz nach dem russischen Angriffe nach Lemberg zu fahren, gefiel ihr überhaupt nicht und ich habe es dann auch mit Rücksicht auf meine beiden Kinder gelassen. Aber jetzt, mit der Fürsprache einer Ukrainerin, fiel es ihr leichter.

Und so beschlossen wir, nach Lemberg zu fahren. Jene Stadt des Löwen im Westen des östlichen Staates Europas. Und anders als man es in Deutschland gewohnt ist, war die Bahnverbindung schnell herausgesucht und beinahe direkt: Über Breslau, Krakau und Przemyśl fährt ein Zug bis fast an die Grenze. Dann geht es weiter auf Breitspurgleisen in ein Land, das – im Unterschied zu Deutschland – gerade all das entwickelt, was Länder brauchen, wollen sie in der Geschichte bestehen und Bedeutung entfalten.

Stadtwappen Lviv/Lemberg
Public Domain

Montag, 7. August 2023

Linke und Grüne, Parteien mit der Seele eines Mörders – Deutsche Grüne und Linke fürchten die Rache der Juden. Das ist die ganze Wahrheit über den Antisemitismus jener Parteien, die sich selber wie selbstverständlich als die einzige wirkliche Gegnerin des National-Sozialismus verstehen. Und während ihre Angst sich aus der Bedrohung speist, die die Juden als Ganzes darstellen, richtet ihr Hass sich konkret gegen den Nachwuchs der Opfer und gegen Israel als jüdischen Staat und Symbol dieser Kinder.

Heinrich Himmler, der Architekt der Mordmaschine, die zwischen 1941 und 1945 sechs Millionen europäische Juden tötete, hat auf die seine Angst und die Möglichkeit der Rache durch die jüdischen Kinder verwiesen, als er 1943 in seinen beiden Posener Reden zu den Tätern sagte:

»Ich meine jetzt die Judenevakuierung, die Ausrottung des jüdischen Volkes. Es gehört zu den Dingen, die man leicht ausspricht.«

Und Himmler fährt fort: »›Das jüdische Volk wird ausgerottet’, sagt ein jeder Parteigenosse, ›ganz klar, steht in unserem Programm, Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir.‹«

Um dann eine Art Empfinden gegenüber den Opfern zu zeigen. Ja, Himmler weiß, was er tut und um welche Tat es sich handelt, wenn er erklärt: »Von allen, die so reden, hat keiner zugesehen, keiner hat es durchgestanden. Von Euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen.« »Dies durchgehalten zu haben« lobt er vor diesem mörderischen Hintergrund seine Mittäter: »»Dies durchgehalten zu haben und dabei – abgesehen von menschlichen Ausnahmeschwächen – anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht und ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte.«

Anschließend begründet Himmler die Notwendigkeit dieser Untat mit dem Krieg, der Deutschland bedroht: »Denn wir wissen, wie schwer wir uns täten, wenn wir heute noch in jeder Stadt – bei den Bombenangriffen, bei den Lasten und bei den Entbehrungen des Krieges – noch die Juden als Geheimsaboteure, Agitatoren und Hetzer hätten. Wir würden wahrscheinlich jetzt in das Stadium des Jahres 1916/17 gekommen sein, wenn die Juden noch im deutschen Volkskörper säßen.«

Allerdings weiß sogar Himmler, daß diese Bedrohung noch nicht ausreichend ist, den Massenmord an Frauen und Kindern zu begründen. Für diese Art Mord, den man in aller Regel nicht einmal einer Bestie zutraut, braucht es eine besondere Rechtfertigung:

»Ich bitte Sie, das, was ich Ihnen in diesem Kreise sage, wirklich nur zu hören und nie darüber zu sprechen. Es trat an uns die Frage heran: Wie ist es mit den Frauen und Kindern? – Ich habe mich entschlossen, auch hier eine ganz klare Lösung zu finden. Ich hielt mich nämlich nicht für berechtigt, die Männer auszurotten – sprich also, umzubringen oder umbringen zu lassen – und die Rächer in Gestalt der Kinder für unsere Söhne und Enkel groß werden zu lassen.«

Und weil das so ist, mußte getan werden, was sich niemand vorstellen konnte und kann. »Es mußte der schwere Entschluß gefaßt werden, dieses Volk von der Erde verschwinden zu lassen. Für die Organisation, die den Auftrag durchführen mußte, war es der schwerste, den wir bisher hatten.«

Himmler fürchtete die Rache der Kinder und Enkel. Und auch Himmler hätte Israel mit allen Mittel bekämpft und das Land von der Landkarte getilgt, wie seine Feinde im Iran, in vielen moslemischen Gruppen und eben bei Grünen und Linken meist vermittelt über linke arabische Terroristen oder Islamisten es wünschen.

In ihrer Seele sind Grüne und Linke mit Himmler verwandt. Ihre Seele durchlebt die gleichen Ängste, wie der Führer und der Führer der SS sie 1941 durchlebten, als der Krieg für Deutschland zur tödlichen Bedrohung geworden war, und wünscht daher, was die Täter sich wünschten: Alle Juden, also insbesondere Israel zu vernichten, damit es keine Kinder und Enkel mehr gibt, die sich an ihnen rächen könnten. Daß sie sich zur Verwirklichung ihrer geheimsten Wünsche der moslemischen Migranten bedienen und der Terroristen in den arabischen Ländern, hat dabei ganz praktische Gründe wie den, daß gerade die Liierung mit moslemischen, also religiösen Gruppen besonders absurd scheint, also eine äußerst gelungene Tarnung ergibt. Wenn diese Erklärung absurd erscheint, dann nur, weil auch die Tat zunächst absurd erscheinen muß, im Zusammenhang mit den Ereignissen während der beiden Weltkriege verständlich wird, ohne auch nur im Ansatz eine Rechtfertigung werden zu können.

Samstag, 5. August 2023

Die Angst der Täter und ihr Völkermord – Jeder Völkermord entsteht aus der Angst, selber Opfer zu werden, mag diese nun real begründet sein oder nicht. Und so überrascht es wenig, daß der Antisemitismus im national-sozialistischen Deutschland seinen Kulminationspunkt in dem Moment erreichte, als das Deutsche Reich dabei war, den Zweiten Weltkrieg zu verlieren, weil er zum Zweifrontenkrieg wurde: Im August 1941.

Zwei Entwicklungen überschnitten sich in jenen Tagen: Im Osten hörte der Russland-Feldzug zu Beginn des Monats auf, Blitzkrieg zu sein und im Westen trafen Roosevelt und Churchill zusammen auf einem Schlachtschiff vor Neufundland zusammen und gaben nach ihrem Treffen die »Atlantik-Charta« bekannt. Die Konstellation des Ersten Weltkriegs zeichnete sich deutlich am Horizont ab und damit das Trauma des verlorenen Krieges. Die Angst, auch diesen Krieg zu verlieren, verwandelte sich in mörderische Energie und die Ermordung der Europäischen Juden wurde von Hitler beschlossen und angestoßen. Einen Befehl brauchte es nicht, denn Hitlers Trauma war auch das Trauma der meisten Deutschen. Und es ist kein Zufall, daß die Sozialdemokraten, auch wenn sie es nicht hören wollen, noch im Frühjahr 1933 Hitlers Außenpolitik voll unterstützten.

Wer unter diesem Aspekt den Völkermord an Armeniern und Ukrainern, an Chinesen und Kambodschanern betrachtet, der beginnt zu verstehen, ohne die Taten im Geringsten zu leugnen. Er wird im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine mit der gebotenen Vorsicht vorgehen. Und er wird die Duldung des neuen Antisemitismus in Deutschland verstehen.

Nachdem praktisch alle westeuropäischen Regierungen auf die ein oder andere Weise türkisch-arabisch-moslemische Migranten in ihre Länder ließen und die sich wohlgenährt und heiter vermehrten und weiter vermehren, werden sie in absehbarer Zeit die Mehrheiten stellen. Und es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn diese Entwicklung bei der einheimischen, eingeborenen Bevölkerung keine Ängste hervorruft. Mehr als verständlich Ängste, denn die Propaganda der Anti-Kolonialisten macht ja jedem deutlich, wie Kolonialismus fast ausnahmslos für Autochthone und Indigene endet: Mit ihrer Ausbeutung und ihrer Vernichtung. – Ja, das zu erkennen, ist auch eine Folge woker Propaganda.

Weil die Regierenden in Paris, Brüssel und Berlin diese überwiegend moslemischen Bevölkerungsteile beschwichtigen wollen und weil sie vielfach auch gar nicht mehr über die entsprechenden Mittel verfügen, lassen sie den moslemischen Antisemitismus, der so alt ist wie der Islam, einfach laufen. Zu mehr als einem kleinen Aufreger ringen sich die Verantwortlichen kaum mehr durch.

Und so gehört der Antisemitismus wieder zu Deutschland wie zuletzt vor dem letzten verlorenen Krieg. Einmal mehr werden die Juden zu Blitzableitern für Aggressionen, die aus einer vollkommen gescheiterten Migrationspolitik westeuropäischer Staaten resultieren. Daß Israel mit seiner umstrittenen Politik gegenüber den Arabern in den sogenannten besetzten Gebieten Stoff genug für Rationalisierungen bietet, macht das Szenario rund und läßt schlimmstes erwarten. Schlimmstes, gegen das Linke und Grüne ganz sicher nichts unternehmen, denn sie vor allem sind der Kern des Problems, weil sie eine hemmungslose Einwanderung von Moslems unterstützen. Über das Warum dieser Unterstützung wissen sie nicht, ja sie haben nicht einmal eine Ahnung.

Freitag, 4. August 2023

Die toten Juden von Linken und Grünen – Ihren heutigen Antisemitismus haben die Grünen von den Studenten und Aktivisten der Linken von 1968 geerbt. Und in diesen wiederum hat er sich mit dem aufsteigenden, gerüsteten Staat Israel aufgerichtet. Zur Erinnerung: Der 6-Tage-Krieg zeigte den jüdischen Staat im Juni 1967 als militärische Macht, die er vorher nicht war. In Deutschland wurde das aufmerksam registriert.

Mehr als einmal wurde darauf verwiesen, daß die Studenten von 1968 eigentlich den Krieg ihrer Väter fortgesetzt haben. Vietnam und die ideologisch begründete Kritik am Luftkrieg war speziell in Deutschland eine Selbstverschiebung in die historische Opferrolle des anglo-amerikanischen Bombenkriegs im Zweiten Weltkrieg. Und es ist kein Zufall, daß ein Trotzkist aus jenen Tagen der Straßenproteste 30 Jahre danach mit »Der Brand« einen Bestseller über den Luftkrieg gegen Deutschland landen konnte.

Wenn nun aber die Studenten von '68 ihre Väter vertraten, dann blieben auch die Untaten derselben Väter an ihnen kleben. Historische Schuld kennt kein beschränktes Erbe. Und so mußten die linken Studenten Westdeutschlands einen militärisch erstarkenden jüdischen Staat mehr und mehr fürchten, denn in Israel lebten die Nachkommen der zwischen 1941 und 1945 ermordeten Europäischen Juden. Ihnen den Wunsch nach Rache unterstellen, ist da weder schwer noch weit hergeholt. Schließlich wurde über das Morden in Auschwitz bereits in den 1950er Jahren durchaus laut und deutlich gesprochen. Die Toten waren in den Einsatzgruppenprozessen und beim Auschwitzprozeß für jeden in Deutschland deutlich präsent.

Die immer wieder und bis heute vorgetragene Behautpung des linken Milieus, die Nachkriegsgeneration habe den Völkermord an den Juden verschwiegen, erweist sich damit als Abwehrreaktion der besonderen Art: Sie entsprach mehr dem Wunsch, es möge auch weiter geschwiegen werden, denn wer die Toten ans Tageslicht zerrt, riskiert die Rache der überlebenden Kinder.

Sicher: Gerade aus linken und später grünen politischen Kreisen wird eine stete Erinnerungspolitik propagiert. Aber die steht in einem seltsamen Licht, wenn man bedenkt, daß die gleichen Kreise für die lebenden Juden in Israel wenig Empathie aufbringen können. – Nein, die Erinnerungspolitik der deutschen Linken und Grünen ist vor allem ein Ausdruck des tieferen Wunsches, nicht über die Toten zu sprechen und sie lieber ins Pflaster zu treten. Sofern man nicht auch die andere Möglichkeit andenken will, daß den Juden gezeigt werden soll, was ihnen droht, wenn sie die besetzten Gebiete nicht bald verlassen.

Es war für Linke und später Grüne also nur folgerichtig, zu Israel auf Abstand zu bleiben und die zu unterstützen, deren ganze Agenda eben daraus besteht: Den jüdischen Staat zu vernichten. Die antisemitischen Anschlagsversuche linker Studenten in Deutschland bekommen so plötzlich ebenso Sinn wie die ideologische Nähe deutscher Terroristen linker Coleur zu den arabischen Gegner des jüdischen Staates. Mit ihnen zusammen galt es, einen möglichen Rachefeldzug der Juden im Keim zu ersticken.

Und an diesem Punkt verbinden sich die Motive von SS und National-Sozialisten mit den Motiven der Studenten des SDS, des Sozialistischen-Deutschen-Studentenbundes.

Donnerstag, 3. August 2023

Fabian Wolff und die antisemitischen Medien Deutschlands – Wie hübsch rücksichtsvoll die Neue Züricher Zeitung doch formulieren kann. Noch die schärfsten Angriffe gegen die deutsche Medienwelt kleidet das Schweizer Blatt in die buchstäblich liebevollen Worte: »In Deutschland liebt man es, Israel zu hassen«, um den gar nicht so neuen deutschen Antisemitismus von linken und grünen Medien anzuklagen.

Wozu die Rücksicht? Warum die netten Worte, um eines der schlimmsten Übel dieses Landes zu benennen? Wieso wird eine Claudia Roth – um nur ein Beispiel zu nennen –, nicht als das bezeichnet, was sie nach den Ereignissen auf der documenta nachweislich ist: Eine dreckige Antisemitin? Und daran ändern ihre bunten Kita-Überhänge nicht das geringste; davon können noch so viele Regenbogenstreifen sie nicht reinigen.

Wahrscheinlich ist man sich auch in der Schweiz nicht sicher, was mit dem nördlichen Nachbarn nicht stimmt. Und vielleicht wiegt der Vorwurf, antisemitisch zu sein, beim südlichen Nachbarn der Deutschen noch immer zu schwer, um ihn im politischen Alltag auszusprechen. Allerdings täte man besser daran, es deutlich zu sagen: Das links-grüne Milieu in Deutschland – und damit sind Politik und Medien gemeint –, ist durch und durch antisemitisch, getarnt als kritische Haltung gegenüber dem jüdischen Staat, der Israel ganz offenbar ist.

Nur ist es diesmal kein Skandal auf einer lächerlichen Messe in Kassel, die dem Publikum zeitgenössischen intellektuellen Nippes feilbietet, sondern ein neuer Relotius-Fall: Ein Journalist, der unter vermutlich bewußter Vorspiegelung falscher Tatsachen Zutritt zu den Flaggschiffen der links-grünen Medienwelt erhielt und dort nach allen Regeln der journalistischen Kunst gegen Israel hetzen durfte.

Dabei ist der Journalist vollkommen belanglos, egal ob man ihn nun als bedeutungslosen Kleinkriminellen, der Influenzer werden wollte, betrachtet oder als Hochstapler aufbauscht, wie es die links-grüne Journaille machen möchte. Wichtig und entscheidend ist allein, daß die mit linken und grünen Schreiberlingen überfüllten Redaktionen es zuließen, daß Fabian Wolff über längere Zeit gegen Israel hetzen durfte, wie er wollte.

Denn wer so fahrlässig mit der Wahrheit umgeht, dem kann man getrost eine Sympathie für das Geschriebene unterstellen. Israel-Kritik ist schick unter Linken und Grünen, und das nicht erst seit Herr Wolff sich bei der »Zeit« austoben darf. Kommt sie von einem, der sich als Jude bezeichnet, erhält sie die höhere Weihen der staatlichen Propagandamaschine, weil sie gleichsam unanfechtbar wird, verwandelt die Kritik doch automatisch jeden Kritiker des Juden Wolff in einen potentiellen Antisemiten.

Diese Presse passt zu einem Berliner Senat, der Araber ungestört ihren Antisemitismus in der ehemaligen Reichshauptstadt austoben lässt; sie passt zu einer Landesregierung in Nordrhein-Westfalen, die Türken unbehelligt lässt, wenn sie vor einer Synagoge »Scheiß Juden« brüllen. In beiden Fällen sympathisieren die verantwortlichen Politiker mit den Tätern. Das ist die ganze und schlichte Wahrheit hinter all dem Geschehen.

Drei Fragen stehen damit im Raum: Warum spricht kaum jemand deutlich aus, daß linke und grüne Politiker antisemitisch sind? Was verbindet diesen links-grünen Antisemitismus mit dem Antisemitismus der National-Sozialisten? Und welchen politisch-psychologischen Hintergrund hat das geheuchelte Gedenken an die ermordeten Europäischen Juden, mit dem Linke und Grüne sich ganzjährlich brüsten?

Zumindest die erste findet leicht eine Antwort: Würden linke Parteien und Grüne »antisemitisch« genannt und als solche endliche erkannt, fehlte ihnen eines der wichtigsten Propagandamittel im politischen Alltag. Die Brandmauer gegen die Alternative für Deutschland hält ja nur noch unter dem Hinweis auf das schlimmste Verbrechen der National-Sozialisten: Die Ermordung der Europäischen Juden. Erweisen sich die Parteien von Lang, Esken und Wissler selber als antisemitisch, verpufft jeder Angriff aus dieser Richtung. Keine Partei gibt eine solche politische Waffe freiwillig aus der Hand.

Mittwoch, 2. August 2023

Trägheit unterm Regenbogen – Wer über das Diktat links-grüner Minderheiten klagt, sollte beachten, daß diese Minderheiten in dieser schokobraunen Regenbogenrepublik bestimmen können, wo es langgeht, obgleich die Mehrheit sie ohne Risiko umgehend aufhalten könnte. Die anderen Parteien müssen nicht »Ja« sagen zu einem frankensteinesken, sogenannten Selbstbestimmungsgesetz; sie müssen auch nicht »Ja« sagen zum Klimawahn; sie müssen den weiteren Zustrom von Migranten nicht dulden; sie müssen auch nicht »Schüler:innen« schreiben – aber genug tun es eben.

Daher ist Diktatur unterm Regenbogen nicht der richtige Bezeichner. Treffender ist Trägheit unterm Regenbogen. Aber sind Trägheit und Diktatur nicht zwei Seiten derselben Medaille? - Fasziniert vom Aktivismus duckt sich die relevante Mehrheit weg und betrachtet mit innerer Anteilnahme den Stechschritt perverser Clowns zum Christopher Street Day, die historisch einmalige, flächendeckende Vernichtung von Landschaft, die hemmungslosen Horden aus dem Morgenland, die digitalen Symbole im sprachlichen Alltag. Sie stehen für den Willen zur Macht, um das alte Wort zum politischen Aktivismus zu verwenden, dem sich der ganze Deutsche leidenschaftlich unterwirft.

Beim Betrachten der Blase des Aktivismus wurde und wird dem Volksgenossen warm ums Herz. Haltung hat er schon immer den führenden Kräften gegenüber bewiesen. Er war stolz auf die Aktivisten, von deren Verve einiges auf ihn selber abfiel und abfällt. Es schien ihm, als wäre er Teil einer weltbewegenden Performance weit über den läppischen Sphären des Alltags der aktuell so oft zitierten Kommunalpolitik, bei der alle mit allen am Ende der Sitzung ein Bier trinken gehen.

Und solange die anderen lediglich miesepetrig reagieren, weil nicht sie selber es sind, die diktieren, wird sich nichts ändern, auch wenn die Republik eine ganz andere ist. Denn der politisch-geistige Unterschied zwischen »Aufgewacht Deutschland« und »Deutschland erwache« ist marginal.

Regenbogengefärbte Schokobananen
Lucy Takakura, CC BY-SA 2.0

Dienstag, 1. August 2023

Lügen haben sehr lange Beine –  Anders als der Volksmund verspricht, haben Lügen sehr, sehr lange Beine. Ja, je länger die Beine, umso schneller flüchtet die Lüge in ihr Versteck. So etwa im Görlitzer Park, dem Symbolfeld einer gescheiterten grünen Moralpolitik. Daß in dem Berliner Park eine Gruppe von Negern eine junge Frau vergewaltigt hat, mußte oder durfte die Berliner Polizei über Wochen verschweigen. Dann kommt die Untat endlich ans Licht. »Die Geschädigte«, heißt es in den Medien, als wäre der Frau ihre Handtasche entwendet worden, »ist 27 Jahre alt.« – Und ja, ich schreibe bewußt Neger, weil es abwertend sein soll, denn diese Figuren haben nichts als Abwertung verdient.

Und als wäre diese Lügerei der Berliner Polizei nicht genug, setzt die Chefin der Grünen Ricarda Lang noch eins drauf. Im Sommerinterview des regierungsnahen Senders ARD antwortete sie auf die Frage, ob sie sich traue, nachts alleine durch den Görlitzer Park zu laufen: »Im Moment nicht, nein«.

Denn diese Antwort ist auch das einzige Ehrliche an der Antwort von Frau Lang. Sie hat offenbar Angst. – Was sie verschweigt: Sie und ihre Partei sind schuld daran, daß es den Görlitzer Park in dieser Form, also als Drogenumschlagsplatz, und mit diesen Figuren, also den schwarzen Dealern gibt und keiner umgehend dorthin geschickt wird, wo er hergekommen ist.

Weiß Frau Lang, wie verlogen ihr Schweigen ist? Und welche Verachtung für das Wohlergehen von anderen Frauen aus ihrem Schweigen spricht? – Schwer zu sagen. Aber wahrscheinlich verhindert die Dummheit dieser Dame einen klaren Blick auf die Realitäten. Und solange die Medien sie nicht auf ihre Verlogenheit und die ihrer Partei stoßen, werden die Unterstützer krimineller Migranten weiter dafür sorgen können, daß Verbrecher aus Somalia sich im Görlitzer Park austoben dürfen.

Und falls doch einem Politiker aus dem links-grünen Milieu auffällt, daß etwas nicht stimmt, dann wird das eigene Lügen zur bizarren Frechheit gesteigert: Die Berliner Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe von den Sozialdemokraten wagt es, einen neuen Verteilungsschlüsse für die von ihrer Partei nach Deutschland verlockten Migranten zu fordern. Berlin habe als Stadtstaat proportional zur Fläche mehr als genug aufgenommen.

Daß die Grünstreifen in den Bürgerblöcken der Szenebezirke wie Friedrichshain noch reichlich Platz bieten für Wohncontainer mit syrischen Großfamilien und schwarze Dealer, ist das eine. – Aber was treibt eine Migrantin dazu, das eigene Scheitern offen einzugestehen und ohne einen Funken Selbstkritik dreiste Forderungen an andere Bundesländer zu stellen? – Vermutlich ist es auch hier blanke Blödheit, was bei einer Dame, die auf ihrer Website titelt: »#Fairänderung ist möglich!«, nicht wundert.

Nein, die Grünen treibt kein durchdachter Plan, wie einige meinen. Sie sind allein das Ergebnis der Medien, die sie heute hofieren und puschen, wo es geht. Beide – links-liberale Medien und grüne Politiker – lieben es schön bunt und dämlich und dazu etwas Spannung beim Kaufen und Laufen im Görlitzer Park.

Montag, 31. Juli 2023

Wer Penny nicht ehrt, ist des Talers nicht wert – Der Discounter Penny hat seine Preise auf einige Waren erhöht, teilweise um bis zu 100 Prozent. Und so kostet die Bockwurst nun doppelt so viel, das soylent-gray vegane Bildnis eines Schnitzels dagegen kaum mehr. Als Grund für die Erhöhung nennt der Billiganbieter, er wolle seinen Kunden den »wahren Preis« deutlich machen, also mit allen Folgekosten, die ein Würstchen so macht. Und damit ist ganz zuerst der Aufwand zur Beseitigung der Umweltschäden gemeint.

Laut Penny waren die Kosten für die Umweltschäden bisher nicht Teil der Kalkulation, also des Preises und wurden, soll der Kunde wohl schließen, vom Unternehmen getragen. Als hätte das Unternehmen freiwillig für die Reparaturen an der Umwelt gezahlt.

Sehr viel wahrscheinlicher ist es, daß die Kunden für die Schäden von jeher indirekt zahlten, nämlich über die Steuern, die der Staat kassiert, um sie zu beheben. Der »wahre Preis« lag also schon immer höher als der ausgezeichnete, »unwahre« Preis und wurde auch schon immer zumindest von den steuerpflichtigen Kunden bezahlt. Nun legt Penny also noch einen drauf – im Interesse des Guten wird doppelt kassiert.

Die deutsche Erziehungsmaschine hinsichtlich Klima hat damit die Supermärkte erreicht. Schon jetzt war es schwierig geworden, einfach nur Brötchen zu kaufen. Es mußte schon »fair« gehandelt und »umweltschonend« produziert worden sein. Ganz ohne höhere Weihen ging gar nicht.

Sicher: Viele Kunden werden die speziell verteuerten Waren im Regal liegen lassen. Da fällt es dem Eigner leicht, die zusätzlichen Einnahmen zu spenden und so den Werbeeffekt gleich noch einmal zu verdoppeln. Eine Meldung im Staatsfernsehn war Penny jedenfalls sicher. Werbung zur besten Sendezeit in der Tagesschau und vor dem Werbeblock – das nenne ich mal »wahre Werbung« zum »wahren Preis«.

Nach der Aktion werden die Preise wohl wieder sinken. Ob wieder auf den »unwahren« Ausgangswert, wird sich zeigen. Vielleicht wird Penny seine Gewinne von diesen »verlogenen Preisen« abziehen? Oder die Preise in deutlich lesbaren Angaben pro Kilo anzeigen? – Schließlich bliebe noch die Rückkehr zum »Einzelhandelsverkaufspreis«, EVP, als Kreuzung halb-religiöser, ökologischer Verkaufsstrategien und sozialistischer ökonomischer Lügen, berechnet vom »Amt für wahre Preise«.

Sonntag, 30. Juli 2023

In den Nebeln des Ukraine-Kriegs – Von 1945 bis zum Februar 2022 hatte Europa Zeit, sämtliche auf dem Kontinent ausgefochtenen Kriege bis ins kleinste Detail zu studieren; Buchläden und Bibliotheken quollen und quellen buchstäblich über. Bis die beiden Weltkriege kaum eine Frage mehr offen ließen und allenfalls die Beweggründe für manche Entscheidung ungeklärt blieben, sei es nun der Halt der Panzer vor Dünkirchen oder wie es passieren konnte, daß die westlichen Alliierten im Dezember 1945 noch einmal von der Wehrmacht an ungefähr der gleichen Stelle in den Ardennen wie im Mai 1940 übertölpelt werden konnten.

Von diesem zu viel an Wissen benebelt stehen Politik und Öffentlichkeit reichlich irritiert vor dem aktuellen Geschehen im äußersten Osten Europas. Sie wurden zuerst von den Russen und anschließend von den Ukrainern überrascht. Und noch immer agieren vor allem die westeuropäischen Politiker, als könnten sie sich erst entscheiden, wenn die militärischen Fakten bekannt sind, als wäre Krieg eine Rechnung und der Ausgang festgeschrieben und allein eine Frage der Investition.

So etwa bei der ukrainischen Gegenoffensive, die einige wie eine Art Gegenleistung für die Lieferung von Waffen seit Wochen erwarten, als hätten sie das Feuerwerk für eine ausgedehnte Feier geliefert und nun will es nicht knallen. Haben wir denn vergessen, daß es für die Ukraine schon und noch immer ein großer Erfolg ist, nicht nach spätestens drei Wochen der Willkür Moskaus ausgeliefert zu sein? – Ich hatte nach etwa drei Tagen erwartet, russische Truppen würden in den nächsten Tagen bis zum Dnjepr vorstoßen und das Land einfach teilen. Aber mindestens würden die Russen sich holen, was sie gegenwärtig besetzen: Die Ostukraine und die Krim. Kiew hätte schlicht nicht die Mittel, sich der Übermacht zu erwehren. So meine Erwartung.

Und nun das. Wie das weit unterlegene Israel 1948 wehrte die Ukraine alle russischen Angriffe ab und mit etwas Glück befreien seine Soldaten die Region Saporischschja von den Besatzern und ziehen Russland in einen Abnutzungskrieg um die Krim, den Moskau nur gewinnen kann, wenn es einen zweiten Schlag gegen die ukrainischen Zentren riskiert. Und der ist wenig wahrscheinlich.

Indes liegt all das in den Nebeln des Krieges. Wir wissen nicht, ob der ukrainischen Offensive ein Durchbruch gelingt, wir wissen nicht einmal, ob sie beginnt. Und deshalb hilft hier nur eine Politik des Vertrauens, die Kiew alles gibt, was es braucht, um Moskau zu schlagen, ohne absolute Sicherheiten zu fordern. Denn dort, im äußersten Osten Europas und nicht etwa in den Bürotürmen Brüssels, entscheidet sich die Zukunft Europas und damit auch Deutschlands. Entweder findet der Kontinent sich und wird zur Macht auf Augenhöhe mit den Vereinigten Staaten und China – oder er wird für sehr lange Zeit das Raubgut völkerwandernder Migranten aus arabischen und afrikanischen Staaten.

Samstag, 29. Juli 2023

Böhmermann und seine braunen Kanäle – Die Christdemokraten sind empört und das zu recht. Denn die Partei wurde auf Twitter von Jan Böhmermann als Nazi-Partei an den satirischen Pranger gestellt: »Keine Sorge, die Nazis mit Substanz wollen nach aktuellem Stand voraussichtlich nur auf kommunaler Ebene mit Nazis zusammenarbeiten.« »Nazis mit Substanz« sollen die Mannen um Friedrich Merz also sein.

Der Vergleich ist substanzlos. Ebenso gut könnte jemand Göring und Himmler als typische Namen von Nazis bezeichnen. Und daher läge es für die aufgeregten Christdemokraten durchaus nahe, Böhmermann nach § 130, Verharmlosung der Nazi-Herrschaft, zu verklagen. Was die Partei aber ganz sicher nicht macht. Schließlich vergleichen ihre Vertreter die Mitglieder anderer rechter Partei regelmäßig mit Nazis. Und so rundherum bis Böhmermann wieder mal dran ist.

Substanz, also Inhalt, erhält der Vergleich erst, wenn man Böhmermann unterstellt, er hätte sein Publikum an den rhetorischen Doppelstandard der Christdemokraten erinnert. Das aber hieße, den Komödianten zu überschätzen. Schließlich gehören Nazi-Vergleiche zu seinem rhetorischen Kleingeld mit dem er das links-grüne Dosengelächter bezahlt. Da wird er, so wenig wie die Christdemokraten, die Nazi-Keule kaum freiwillig aus der Hand legen wollen.

Und so bleiben nur die von einem substanzlosen Staatssatiriker rhetorisch gefickten Christdemokraten zurück, die mit ihrem Aufschrei jedem belegen, daß sie gefickt worden sind – darin nicht klüger als der Moslem Erdogan nach der »Schmähkritik« durch den Karl-Eduard von Schnitzler des Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunks. Über dessen Kritik am kapitalistischen Westen haben wir uns im Westen immer montags köstlich amüsiert. Warum also nicht auch Böhmermann und seine Nazis mit ihren braunen Kanälen verspotten?

Freitag, 28. Juli 2023

Proleten-Religion Islam – Was paßt, das paßt. Und Landschaft und Architektur bringen es zum Ausdruck; etwa in Neuzelle und Eisenhüttenstadt. Dort das von solidem katholischem Glauben im Einklang mit der Natur geschaffene Kloster mit seinem Blick bis zur Oder; hier das von Utopisten im Glauben an den Kommunismus in die Landschaft geschlagene architektonische Scheusal, das nur den Namen eines Monsters verdient.

Vielleicht hat Gott deshalb diese besondere Strafe ersonnen: Schon auf den ersten Metern Straße in Eisenhüttenstadt begegnen dem Besucher mehr Kopftücher als in Neukölln, die einstige sozialistische Wohnstadt scheint auf dem Weg, islamisch zu werden. Und das paßt. Die einfältigen Gläubigen der Proleten-Religion ziehen ein in Stalinstadt und erobern sie für sich. Hämischer könnte die göttliche Rache an den geistig armseligen roten Utopisten Moskaus nicht sein. Und wahrscheinlich wären die grünen Utopisten aus dem Morgenland die einzigen, die der ersten sozialistischen Stadt Deutschlands, diesem gräulichen Betonkonglomerat, wieder etwas Leben einhauchen könnten, etwa als erste rein islamische Stadt Deutschlands.

Im nicht weit gelegenen Fürstenberg, das die Reise wirklich lohnt, und eben in Neuzelle finden der wirkliche Geist des Landes dann ungestört wieder zu sich.

Kloster Neuzelle
Peter Kuley, CC BY-SA 3.0

Dienstag, 25. Juli 2023

Büchse der Pandora – Was Eva dem Adam ist Pandora für Prometheus, dem Beschützer der Menschheit und Überbringer des Feuers. Sie ist von äußerster äußerer Schönheit, doch innen, unter den »Lippen des Kruges«, mit bösen Geschenken gefüllt. Der Bruder des Prometheus widersteht ihr so wenig wie Adam und sie »entfernt« den »Deckel des Kruges« und entlässt alle »schmerzlichen Leiden« des Menschen – bis auf die Hoffnung.

Und diese Frau soll Herr Merz sein? Weil er eine Zusammenarbeit der Christdemokraten mit der Alternative auf kommunaler Ebene für möglich erklärte? – Jedenfalls stand das gestern so in der Presse: »Der CDU-Chef hat die Büchse der Pandora geöffnet«. Und dabei ist der Mann nun wahrhaft keine Schönheit und »Allbegabt« ist er schon gar nicht. So wird Pandora, Παν-δώρα, von Pan-dṓra, all-Begabte in aller Doppeldeutigkeit korrekt übersetzt.

Nein, Herr Merz ist keineswegs die verführerische Pandora. Und geöffnet wurde diese Büchse auch nicht erst gestern, sondern von einigen christdemokratischen Weibern um die Pandora der CDU, dem Mädchen von Helmut Kohl, Angela Merkel, schon vor sehr langer Zeit. Ihre Ableger sind es, die folgerichtig gleich zu keifen begannen. »Ob Ortschaftsrat oder Bundestag, rechtsradikal bleibt rechtsradikal. Für Christdemokraten sind Rechtsradikale IMMER Feind!«, kreischt Yvonne Magwas aus dem Präsidium der Partei auf Twitter, die Partnerin von Marco Wanderwitz, dem ehemaligen »Ostbeauftragten« von Frau Merkel und Ostdeutschen-Hasser. Auch Frau Serap Güler, , aus dem Bundesvorstands, die Nähe Grauer Wölfe nicht scheut, tönt: »Keine Zusammenarbeit mit der #AfD heißt: keine Zusammenarbeit mit der AfD. Auf keiner Ebene. Ganz einfach. Jetzt nicht und auch in Zukunft nicht.« Schließlich darf auch die Bundesvorsitzende der Frauen Union nicht fehlen: »Die Partei u. ihre menschenverachtenden & demokratiefeindlichen Inhalte bleiben die gleichen, egal auf welcher Ebene.«

Hier haben einige ernsthafte Sorge, daß jemand die Hoffnung zuletzt doch noch aus der Büchse der Pandora befreit und die Bürger Hoffnung schöpfen, daß die Leiden endlich ein Ende haben, weil die Bürger erkennen, daß die Gaben, die Pandora überbrachte, allein »zum Leid den erwerbsamen Männern« taugten, wie Hesiod es treffend beschreibt.

Pandora
Sébastien Le Clerc, CC BY-SA 4.0

Montag, 24. Juli 2023

2036, Olympia unterm Regenbogen – Nachdem die Regenbogenfahne in Deutschland immer häufiger die Staatsfahne ersetzt und vor praktisch jedem Gebäude des Bundes, der Länder und der Kommunen aufgezogen werden kann und wird, fehlt noch ein wirkliche knalliger Event, um dieser Farbpalette des Gutdeutschen Reichs einen vorläufigen krönenden Rahmen zu geben. Und wer wäre da für Einfälle besser geeignet, als Innenministerin Nancy Faeser, deren Zustimmungswerte momentan zwar auf einer Höhe mit denen Görings liegen, nachdem Hamburg von der Royal Air Force eingeäschert worden war. Aber bekanntlich regiert sichs ungeniert, wenn der Ruf erst ruiniert ist.

Also greift die agitierende Ministerin zu und erklärt, eine Olympiade in Berlin sei eine gute Idee. Am besten im Jahr 2036. Und auch dem historisch ungebildetsten Zeitgenossen schießt sofort 1936 durch den Kopf, jene Olympiade, die das Großdeutsche Reich unter einer anderen Farbkombination durchführen durfte. Damals eine Olympiade unterm Hakenkreuz und 100 Jahre später unterm Regenbogen. Offenbar können LGBT*-ler so wenig wie NSDAP-ler auf trächtige Symbole und schmissige Buchstabenreihen verzichten.

Schon die Vergleichbarkeit marxistischer Regime unter Stalin, Mao oder der Intershop-Version unter Honecker, begann häufig mit einer Vergleichbarkeit ihrer Ästhetik. Denn sie fällt schließlich als erstes ins Auge. Da sind kaum Unterschiede zwischen Fackelumzügen, Bannern mit Parolen und Parteitagen von Nazis und Marxisten zu sehen. Und die Propagandamaschinen glichen sich wie ein Ei dem anderen, worauf so oft verwiesen worden ist, daß man ausschließen darf, daß Frau Faeser davon nichts weiß.

Im Gegenteil: Faeser hat diese Parallele ganz bewußt provoziert. Denn nur so, mit diesen Vergleichen, hält sie ihre Propagandamaschine am Laufen. »§ 130, Verharmlosung des Nazi-Regimes« wird es heißen, wenn ihre Behörde nach dem Staatsanwalt ruft, schließlich hätte die Regenbogenfahne nichts mit der Nazifahne gemeinsam – was, zumindest wenn es ums Farbschema geht, ja auch stimmt.

Dumm nur, daß Faeser mit ihrer versteckten Drohung bestätigt, was sie bestreitet, und das nicht nur ästhetisch. De facto stellt sie die Regenbogenfahne unter den Schutz der Behörden und damit auf eine Stufe mit den Symbolen des Staates. »§ 90, Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole« lautet der Straftatbestand in diesem Fall. Und soviel sollte wohl jedem politisch denkenden klar sein: Ein Staat, der die Fahne einer einzelnen Gruppierung beschützt, die sich politisch für ihre eigenen Rechte einsetzt, hat jede Unschuld verloren und ist auf geradem Weg sich in einen mit den beiden totalitären sozialistischen Staaten auf deutschem Boden vergleichbaren Staat zu verwandeln.

Sonntag, 23. Juli 2023

Pennäler im Bordell – Die Alternative für Deutschland steht nach einer letzten Umfrage mittlerweile deutschlandweit bei 22 Prozent und im westdeutschesten der westdeutschen Bundesländer, in Baden-Württemberg ist es auch schon fast jeder fünfte, der die rechte Partei wählen würde: Dort erreicht sie 19 Prozent. Das liegt einerseits an der aktuellen Regierung, die einfach weitermacht, weil sie die Macht hat; aber andererseits auch an den Christdemokraten.

Wenn die Union sich irgendwann einmal fragen sollte, warum sie den Wählerverlust von Sozialdemokraten und Grünen nicht auf ihre Mühlen umlenken konnte, dann sollte sie die Bilder vom CSD-Berlin, dem vom Schwulen- zum Regenbogenparteitag umgemünzten Treffen woker Initiativen genauer betrachten. »Frech, bunt, laut« wird der CSD von der Berliner Presse gefeiert – Kriterien für einen gelungenen Kindergeburtstag und die Journaille kriegt feuchte Höschen.

Und mitten drin versucht sich Herr Wegner, seines Zeichens Regierender Bürgermeister der Stadt, als politischer Weihnachtsmann im Juli, wenn er posaunt, das Grundgesetz eigens für die Anwesenden umzuschreiben. »Da muss die sexuelle Identität mit rein. Das ist mein Versprechen«. Die Christdemokraten auf Wählerfang beim grünen Klientel. Da hat sich seit Angela Merkel so gar nichts verändert.

Und deshalb verharrt die Union verdientermaßen bei 26 Prozent. Der Bürger nimmt es diesem Pennäler einfach nicht ab, daß sich unter ihm in der politischen Orientierung der Berliner Politik etwas ändert. Diese bleibt an den Interessen möglichst weit abgedrehter Minderheiten orientiert, denn in ihrer illustren Nähe fühlen Politiker der Union sich zwischendurch und weit weg von Heim und Herd recht wohl. Auch deshalb verlieren Figuren wie Wegner oder Altmaier nie ganz den blassrosa verschämten Ausdruck im Gesicht eines Gymnasiasten nach seiner ersten Nacht im Bordell, die Papa ihm spendiert hat.

Und er ist stolz. So stolz, daß ihm die schmählichen 26 Prozent völlig egal sind.

Samstag, 22. Juli 2023

Frühlingserwachen in Flensburg –  Man kann darüber streiten, ob es sinnvoll ist, einen Koran zu verbrennen, egal ob das nun in Stockholm geschieht oder sonstwo auf der Welt. Worüber man nicht streiten kann: Daß der Islam eine frauenfeindliche Religion ist. Jeder Blick in überwiegend moslemische Länder beweist es. Und der deutlichste öffentliche Ausdruck sind Kopftuch, Hijab und Burka und die Pflicht, sie zu tragen. Mit dieser Zwangsverhüllung der Frau reagieren islamische Männer auf den unwiderstehlichen weiblichen Reiz. Beim Anblick einer unverhüllten Frau fühlt sich der Muselman unwohl.

Und nicht nur er!

In Flensburg steht eine Statue am Eingang der Europa-Universität. Sie ist etwa 1,20 Meter hoch, zeigt eine nackte Frau und nennt sich »Primavera«: Frühling. Sie erregt, das zumindest behauptet die Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule, die Gemüter vieler Frauen. Sie fühlten sich beim Anblick der Statue »unwohl«. »Warum steht dort keine denkende Frau?«, wird gefragt. »Primavera« stehe für ein »überholtes Bild der Weiblichkeit und legt nahe, Weiblichkeit auf Fruchtbarkeit und Gebärfähigkeit zu reduzieren«.

Deshalb wurde die Statue nach 67 Jahren entfernt. 1956 war sie aufgestellt worden und bis heute hat sie niemand erregt, was vielleicht daran liegt, daß sie aussieht, als wolle sie den T-1000 aus dem zweiten Terminator verführen, also jene künstlich intelligente, quecksilberartige Masse, die jede menschliche Gestalt annehmen kann.

»Primavera« wurde durch ein regenbogenfarbenes Fragezeichen ersetzt. Doch wie das mit Symbolik so ist: Die Symbolisten haben selten unter Kontrolle, was ihre Symbole besagen. Dieses von woken Weiber aus dem Leib eines 3D-Druckers geholte Regenbogenkondom hat jedenfalls einiges mit Gebären, dafür aber in seiner Einfallslosigkeit wenig mit Denken zu tun. Es gleicht einer regenbogenfarbenen Burka, bei der jeder sich fragt, welches Wesen mit welchem der vielen bunten Geschlechter wohl nach den nächsten ideologischen Winterstürmen darunter hervorkriechen mag? – Ein woker Staat? Oder doch ein frommer Islam? Falls das hinsichtlich Frauenfeindlichkeit überhaupt einen Unterschied macht.

Primavera (rechts)
Screenshot, Twitter

Freitag, 21. Juli 2023

Verlorene Wähler sind verlorene Schuld – Deutschland ist und bleibt ein neurotisches Land. Und auch wenn die selbsterklärt alternativlosen Staatsparteien und die Alternative für Deutschland aufeinander eindreschen mögen, was das Zeug hält – ihr Rufen und Handeln entstammt doch einer gemeinsamen nationalen Seele in einem Zustand, der sie verbindet. Und das zeigen sie jeden Tag wieder und wieder aufs Neue.

Ein Lakai Angela Merkels forderte vor kurzem vom politischen Abstellgleis aus, auf dem er steht, die AfD zu verbieten. Auch ein Weg, sich wieder in die Schlagzeilen zu bringen, könnte man denken und läge richtig. Aber zugleich repräsentiert dieser ehemalige »Ostbeauftragte« die, ich sage mal, westdeutsche Seele des Landes. Das ist jener in etwas einfältigen Amerikanismus und untergründigen Anti-Amerikanismus gespaltene Teil, der seit Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine auf die Ostdeutschen ungehemmt eindrischt, weil die bei Umfragen zu immer größeren Teilen ihre Abkehr vom vorgeschriebenen Wahlverhalten bekunden.

Das dieser »Ostbeauftragte«, ein gewisser Herr Wanderwitz, nun tatsächlich so blöd ist, das Verbot einer Partei zu fordern, die in zumindest einem Bundesland demoskopisch bei 34 Prozent und in allen ostdeutschen Bundesländern bei über 20 Prozent liegt, verlangt nach einer politisch-psychologischen Erklärung. Denn die Forderung ist eklatant undemokratisch und damit ein Wahlgeschenk an die AfD. Der Herr propagiert also nicht nur gegen sich selber, sondern vor allem gegen seine Partei und eigentlich müßte die CDU ihn wegen parteischädigendem Verhaltens zumindest verwarnen.

Wanderwitz verstehen heißt, die westdeutsche Seele verstehen. Und die war, wie schon angedeutet, seit den ersten Tagen der Teilung Ende der 1940er Jahre gespalten. Aber vor allem war sie ängstlich gegen das im Osten offensichtlich drohende Russland gerichtet. In immer neuen Varianten unterstützte sie eine Appeasement-Politik gegenüber Moskau, der das Schicksal Mittel- und Osteuropas im Grunde egal war. Und so wuchs allmählich ein schlechtes Gewissen heran, jene verraten zu haben, die eigentlich Teil ihrer selbst sind.

Es ist dies schlechte Gewissen, das sich in Wanderwitz meldet. Daß er ein gebürtiger Ostdeutscher ist, tut dabei nichts zur Sache. Und nicht nur in Wanderwitz. Seit Kriegsbeginn fokussieren westdeutsche Medien und Politiker auf die Ostdeutschen und die AfD und dämonisieren sie zur Fünften Kolonne Putins, die sich wie ein politisches Geschwür am Ostrand des Landes festgesetzt hat, vorzugsweise in Sachsen.

Wenn nun immer wieder von verlorenen Wählern die Rede ist, ist das nur konsequent. Denn auf diesem Weg werden die Ostdeutschen als Wähler der AfD aus der politischen Gemeinschaft verbannt oder doch zumindest in eine Ecke gekehrt. Ein Sozialdemokrat hat unfreiwillig treffend vom Paria-Status der AfD gesprochen. Und so schafft die westdeutsche politische Seele Teile der Wählerschaft nach außerhalb der politischen Landschaft, um ihr schlechtes Gewissen und ihre historische Schuld gegenüber Ost- und Mitteleuropäern gleichsam nach draußen zu schaffen und sich zu entlasten. Mit seinem Verbotsgedanken schließt der Ostbeauftragte diese Verdrängung lediglich ab. Das schlechte Gewissen darf nicht mehr reden und ganz sicher nicht wählen.

»Verlorenes Land ist verlorene Schuld«, schrieb der deutsche politische Psychologe Peter Brückner in seinem Versuch, uns und anderen die Bundesrepublik zu erklären. Und auch wenn Brückner die ältere historische Schuld des Deutschen Reiches gemeint hat; heute sehen wir ein vergleichbares Schema: »Verlorene Wähler sind verlorene Schuld.« – Wer diesen Gedanken weiter und tiefer verfolgt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Donnerstag, 20. Juli 2023

Nancy Faeser alias Ministerin Unrat – Zu den literarischen Lieblingsfiguren der deutschen Linken gehört ein gewisser Professor Unrat, die Hauptfigur aus dem gleichnamigen Roman von Heinrich Mann. Noch heute erfährt man im vorgeblich neutralen Wiki über das Buch, man habe es nach seinem Erscheinen »möglichst totgeschwiegen, und, wenn das nicht half, negativ kritisiert. Es herrschte faktisch ein Verbot des Buches.« Also die höchste Ehre für einen Linken, solange er nicht selber verbietet oder verbrennt. Wenn es dann weiter heißt: »Manche sahen im Professor Unrat eine Karikatur des deutschen Bildungsbürgers« und es sei »ein Dokument für die Mentalität in Deutschland vor den Weltkriegen« – dann darf der auf Neutralität und Ausgleich bedachte Zeitgenosse heute sagen: Professor Unrat zeichnet auch eine Karikatur des deutschen Nachkriegslinken.

Wer 's nicht glaubt, werfe einen Blick auf dieses Photo: Frau Nancy Faeser stolz wie nach der Hochzeitsnacht zwischen zwei sogenannten Drag-Queens. Faeser ist bekanntlich Innenministerin und Sozialdemokratin und stolzierte erst Ende letzten Jahres im arabischen Qatar mit einem etwas zu engen T-Shirt in der VIP-Lounge eines Fußballstadions verloren herum. Nur trug sie damals keine Umhängetasche als Brustzweiteiler quer über den Oberkörper, wie es in Berlin unter Proleten seit langem Mode ist, sondern ihre berüchtigte Binde mit den neuen Reichsfarben Deutschlands.

Professor Unrat gerät im Roman in die Nähe einer dubiosen Barfußtänzerin Rosa Fröhlich und lässt sich von ihr verzaubern. Die Namen könnten nicht treffender sein. Dort der Professor für den Unrat, hier die zwielichtige Rosa Fröhlich. Dort der Professor, der klarstellt, sein Liebchen »steht jetzt unter meinem Schutz«, hier das Liebchen, das sich an ihn heftet und ausnimmt. Dort der Professor, der den Umgang mit dem Unrat der Unanständigen sucht, hier die fröhliche Unanständige selber.

Dieselbe Leidenschaft des Spießers fürs Flittchen findet sich in der schier grenzenlosen Begeisterung der Sozialdemokratin für zwei Drag-Queens wieder. Faesers Gesichtsausdruck steht symbolisch für die Freude des Spießers, sich in der Nähe des von den Spießern verworfenen Unrats zu bewegen. Und um keine Missverständnisse aufkeimen zu lassen: Nicht die Drag-Queens sind Unrat, sondern der Spießer macht sie zu solchem. Der Spießer sucht die Nähe zu seinem eigenen Unrat.

Frau Nancy Faeser gleicht der Frau Merkel, die erst in der Gegenwart dutzender dunkelhäutiger Männer richtig aufgeweckt – englisch woke – schien; und ähnliches lässt sich von mancher Grünen behaupten. In ihren Gesichtern strahlt einem das deutsche Fräulein entgegen, das in der Karibik sein leibliches Liebesglück sucht, wie Professor Unrat bei seinem Fräulein Rosa Fröhlich.

Die Debatten über die berufliche Gleichstellung von Näherinnen und Nutten; die Dauerdiskussion über die gesetzliche Einschränkung von mitternächtlichem Pornokonsum; der legalisierte Geschlechterwechsel auf Abruf; die Lust, am Ende den Unrat am Altar mit einer Ehe für alle säubern zu können – dieser momentane Drang vornehmlich linker Politiker zur Sexualisierung der Politik, hat keinen anderen Grund, als den tiefen Hang des linken Spießers zu seinem eigenen Unrat, den er einhegen, den er anfassen, den er schützen, den er schließlich heiraten will.

Und selbstverständlich hängen sich all die Rosas und Fröhlichs an seinen Frack und ihr T-Shirt. Dort finden sie Schutz und Geld und mit ein etwas Glück auch ein wenig wohlige, politische Nähe. Was wohl jeder nach den Jahrzehnten des Unglücks versteht.

Mittwoch, 19. Juli 2023

Spaltpilze schießen wie Raketen aus dem Boden – Aktivisten sind im Grund Opfer der medialen Kultur. Haben wir also Mitleid mit ihnen. Sie brauchen den Thrill, ihr Konterfei regelmäßig zwischen den Titelzeilen zu finden, ständig müssen sie nach Aktionsfeldern suchen, regelmäßig muß ihnen ein Kracher gelingen, der sie in Erinnerung ruft.

So gesehen war es nur eine Frage der Zeit, wann die rastagelockte, etwas seebärtige Schlepper-Kapitänin Carola Rackete sich wieder zu Wort melden würde. Diesmal jedoch nicht, um weiter Afrikaner und Araber nach Europa zu schaffen, damit der Kontinent möglichst schnell den migrantischen Kipppunkt erreicht, sondern um für die Ex-SED, die sich bekanntlich »Die Linke« nennt, ins EU-Parlament nach Straßburg zu gehen.

Das ist buchstäblich fein kalkuliert. In den Bundestag zieht die Ex-SED, wenn sie, was sehr wahrscheinlich ist, Pech hat, nämlich nicht mehr ein. Und für sich selber geht das agile Fräulein kein Risiko ein, auch wenn sie sehr wohl bereit ist, andere aus einer riskanten Situation zu befreien, in die sie sich absichtlich brachten. In dieser Hinsicht haben die schwarzen Selbstversenker im Mittelmeer Ähnlichkeit mit den roten Selbstversenkern im Rosa-Luxemburg-Haus in Berlin. Was überlassen die Roten die Russlandliebe auch den Blauen!

Und auch das Einkommen dürfte für Fräulein Rackete senkrecht durchstarten. Das Salär ist zwar schwer zu bestimmen, denn die EU-Bürokratie legt auf die ca. 9.000 € Grundgehalt noch einiges an Leistungen drauf. Aber mehr verdient man als Schlepper-Kapitänin bestimmt nicht, eher weit darunter.

Politisch befindet sich Rackete auf einer Art Kaperfahrt. Sie will »Die Linke« auf Klimaschutz trimmen, denn der Klimawandel ist »durch und durch ein Ergebnis kapitalistischer Misswirtschaft und kolonialer Ausbeutung«. Als wolle sie sagen: »Ich, Carola Rackete, bin ein Beispiel für kapitalistische Erfolgswirtschaft und anti-koloniale Ausbeutung«. Dabei geht die Kandidatin aufs Ganze und erklärt indirekt, das Luxemburg-Imitat Sara Wagenknecht wegbeißen zu wollen. – Ja, auch das, der Zickenkrieg, gehört zum Aktivismus! – Kurz: Was Rackete in Europa durch weitere Afrikaner und Araber erreichen will, plant sie auch mit der »Linken«: Die Spaltung der Partei. Entweder zweieiig – eine »Liste Wagenknecht«, eine »Die grüne Linke« – oder eineiig in zwei Flügel wie bei den Blauen.

Nach dem vorhersehbaren Kipppunkt der Linken sitzt Carola Rackete dann für leicht verdientes Geld auf dem Trockenen in Straßburg bis sich wieder was neues Feuchtes ergibt. Mein Mitleid hält sich daher in Grenzen.

Dienstag, 18. Juli 2023

»Erdbeereis. Two Balls, Please« – Vielleicht will die »Süddeutsche Zeitung«, – Nein! – Sicher will die »Süddeutsche Zeitung« die Zahl ihrer Abonnenten erhöhen. Denn hinter ihrer Bezahlschranke verdeckt, lockt seit dem Wochenende und passend zur heißen Eiszeit ein Spalte mit dem Titel »Ist Eisessen im Freien obszön?« Und damit auch der letzte AfD-Wähler in freier Wildbahn anbeißt, sprich ein Abo bei der SZ bestellt – Geld stinkt bekanntlich nicht und ist obendrein CO2-frei –, wird auch der Autor der Kolumne »Typisch deutsch« mit Namen genannt: »Mohamad Alkhalaf«.

Da ich der »Süddeutschen« keinen Heller gönne, bleibt mir nichts anderes, als den Text der Kolumne per archäologischer Ausgrabung im Internet zusammenzukratzen. Und so erfahre ich, wie es dem Freund des Kolumnisten zwischen lauter eisleckenden Frauen ergeht: Ibrahim »wurde plötzlich unruhig«. Mohamad kennt das, »es ist ja noch nicht lange her, da hätte mir diese Situation erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Eine Frau, die in meiner Sichtweite an einer Kugel Eis leckt. Einige Jahre lang hat mir in solchen Momenten die Schamesröte die Wangen gefärbt. Nun wurde der Kopf meines neu angekommenen Kumpanen zum Erdbeereis.«

In Syrien, erfahren wir weiter, gilt das Lecken an einer Eiskugel als »vulgäres, obszönes Verhalten«, vorausgesetzt, muss ich schließen, da über eisleckende Männer nichts gesagt wird, es leckt eine Frau. Ob es, damit das Bild stimmig ist, exakt zwei Kugeln und Erdbeergeschmack sein müssen, um zu erröten, kann ich nicht sagen und auch nicht, ob der syrische Autor Fellatio und Cunnilingus verwechselt, wie so viele typisch Deutsche; der ganze Artikel bleibt vor mir, wie schon gesagt, verborgen. Und in Syrien war ich noch nie.

Doch soviel weiß ich: Ein Mann, dem beim Anblick einer erdbeereisleckenden Frauen die Schamröte ins Gesicht steigt, weil er an die Eier an (s)einem Schwanz denken muss, der hat einen an der sprichwörtlichen Waffel und damit ist nicht das Knusprige unter den Eiern gemeint, sondern allein die hohle Schale ein ganzes Stück weiter oben. In Deutschland werden solche Witze gemacht. – Harald Schmidt kostete vor Jahren die Minuten mit der Beschreibung einer Frau, der die Hollandaise beim Spargelessen aus den Mundwinkeln tropft, sichtlich aus. – Herrenwitze nennen wir diesen Teil der Kultur. Findet euch damit ab, Muselmanen, daß wir darüber lachen. Ganz besonders in Bayern.

Oder hat Ibrahim gar nicht ihre Zunge an seinen Eiern gesehen, sondern Mohamads Zunge an Ibrahims Kopf, der zu Erdbeereise erstarrte, oder gar an seinen eigenen Eiern? – Das wäre mit ein wenig Witz und einer engen Beziehung zum Unbewußten erklärbar, im islamischen Kontext durchaus denkbar und der Anflug von Scham sogar verständlich. Ganz besonders in Bayern.

Saupeinlich wird es erst, wenn Ibrahim im Englischen Garten wörtlich zwei Kugeln Erdbeereis wünscht: »Erdbeere. – Two balls, please.« Es sei denn, der hinterfotzige Ibrahim hat es absichtlich gesagt, nur um das frivole Lachen der Verkäuferin über Männer, die an Eiskugeln lecken, zu hören. Allerdings wäre das ganz sicher nicht typisch deutsch.

Montag, 17. Juli 2023

Apocalypse Now – Wer meint, nur Klimakleber und Politiker der Grünen würden sich mit der Auslöschung der Menschheit beschäftigen, sieht sich getäuscht. Die tiefe Lust am Untergang der Welt war nicht nur auf »Arche Noah« und »Titanic« das Thema, sondern sorgt auch unter Wissenschaftlern für wohlig erregende Stunden, firmiert dort aber nicht als »Fridays for Future« oder links-radikale »Extinction Rebellion«, sondern als »Forecasting Existential Risks Evidence from a Long-Run Forecasting Tournament« – kurz und ins Deutsche übertragen als ein »Langzeitprognoseturnier«.

Auf diesem Turnier berechnen Fachkräfte der Vernunft die Wahrscheinlichkeit dafür, daß die menschliche Zivilisation in nicht allzu ferner Zukunft ausgelöscht wird oder der menschliche Fortschritt kollabiert. Was die Journaille gleich einmal auf das »Überleben der Menschheit« reduziert, als wäre Fortschrittslosigkeit gleichbedeutend mit Sterben.

Wer diese Art Turniere ernst nimmt, dem ist nicht zu helfen. Was nicht heißt, daß der Bericht über dieses Turnier nicht die Geheimnisse moderner Apokalypsen ans Licht bringen kann. Und das tut er schon mit seiner ersten Erkenntnis: Laut Turnierteilnehmern ist nicht etwa der Klimawandel die Gefahr Numero Eins für die Menschheit, sondern die Künstliche Intelligenz. Eine Gruppe sogenannter »Superforecaster«, die wir uns als moderne Kaffeesatz-Leserin vorstellen müssen, die in den Milchschaumresten des Latte Macchiato herumkratzt und über »prophetische Gaben … ein Organ für künftige Entwicklungen« verfügt, wie Springers Flaggschiff »WELT« ohne einen Hauch von Ironie formuliert, gibt der KI eine Chance von 0.38 Prozent, die Menschheit bis zum Jahr 2.100 auszulöschen.

Wer nun lacht und den Wert für zu hoch hält, hält sich besser fest. Denn auf 25 Prozent wird die Wahrscheinlichkeit eines Untergangs der Menschheit durch »Super-KI« in einer Studie von 2017 geschätzt, so die Journaille, und man mag ihr verzeihen, daß die digitalen Redakteure KI nicht von Super-KI unterscheiden, die Menschen in sehr viel mehr Bereichen übertrifft, als Quassel-Generatoren wie ChatGPT. Doch selbst dann haben die geschätzten 25 Prozent das Potential, Lachnummer des Jahrhunderts zu werden.

Wer nun den Klimawandel als Zweiten durchs Ziel gehen sieht, wird enttäuscht. Nicht einmal der allzeit beliebte Atomkrieg schafft es auf den Platz der Vize-Apokalypse. Der wird von menschengemachten und natürlichen Pandemien oder Naturkatastrophen belegt, während der bei den Klima-Fräuleins so heiß ersehnte Klimawandel in der Tabelle mit den Spitzenreitern der Apokalypse überhaupt fehlt.

Doch nicht nur das vorzeigte Ausscheiden des Klimawandels sticht ins Auge. Verglichen mit den »Superforecastern« schätzten die versammelten Experten die Gefahren der Produkte ihrer eigenen Fachgebiete deutlich höher ein. Und es braucht wohl nicht viel psychologisches Feingefühl, um hier eine veritable und messbare Selbstüberschätzung der Experten für ihre Produkte zu erkennen. Wer Künstliche Intelligenz programmiert, wird seinem digitalen Frankenstein wohl alles zutrauen, auch die Vernichtung der Menschheit. Und so heißt es am Ende des Berichts: »Superforecasters estimated a 1% chance of human extinction by 2100, while experts estimated a 6% chance.«

Hier schließt sich der Kreis: Denn der Durchschnittspolitiker ist ebenso wie das Durchschnittsfräulein bei »Extinction Rebellion«, »Fridays for Future« und den Klima-Klebern selten in der Lage, einen ChatBot zu programmieren, einen Atomkrieg auszulösen oder als Virenschleuder die Pest auszulösen. Dazu braucht es regelmäßiges Fast-Food, eine gasbetriebene Heizung und – last but not least – einen SUV. Auf diesen Gebieten des Dauerkonsums ist der Durchschnittsbürger Experte. Hier erwartet er folgerichtig das höchste Risiko, daß die Menschheit ausgelöscht wird. Das ist seine Apokalypse.

Sonntag, 16. Juli 2023

»Alles gut!« – Immer dann, wenn sich heutzutage ein Missverständnis ankündigt, heißt es in dem mildem Ton, den viele Kindern gegenüber anschlagen: »Alles gut!« – Zur Besänftigung. Zur Beruhigung. Zur Beschwichtigung. Als stille Aufforderung, nicht weiter zu fragen. Als deutliches Zeichen für: »Ich bestimme hier, ob alles gut ausgehen wird.«

»Alles gut!« – So reden Ärzte zu Kranken, die von ihrer Krankheit nichts wissen sollen, Polizisten zu unbescholtenen Bürgern, die kurz davor stehen, verhaftet zu werden, Vergewaltiger zu ihren Opfern, dunkle Männer im Park zu einem Kind, bevor sie es krallen, die Bedrohten zu sich selber, damit sie sich aufgeben können. Und man weiß nicht, ob die Täter ihre Machtposition gehörig genießen, ihr schlechtes Gewissen vor der Untat beruhigen oder ihr Opfer lediglich möglichst sanft einschläfern wollen.

In jedem steckt etwas davon. »Alles gut!« gehört zur einfachen Herrenmenschensprache in einer Welt, die jeden jederzeit zum Kind degradiert: An der Supermarktkasse, beim Psychologen, vor der Wagentür, die sich nicht öffnet. »Alles gut!«, verheißt den Angesprochenen alles, nur eben nichts Gutes.

Samstag, 15. Juli 2023

Berl*In oder: Ausnahmen bestimmen die Regel – Wer dieser Tage seinen Blick nach Burg in Brandenburg wendet, erkennt zwei flüchtende links-radikale Lehrer der dortigen Schule. Sie hatten sich in dem kleinen Ort mitten im Spreewald eingenistet, indes die Schüler die beiden Demagogen angemessen auflaufen ließen, weil das antiautoritären Schüler nun einmal so machen. Die überregionale Presse berichtete im Zustand höchster linker Erregung von angeblichen Hitlergrüßen, die niemand zuverlässig nachweisen konnte.

Und als nun die beiden Lehrer das Weite suchen und vielleicht auf ein Exil als Bademeister und Bademeisterin in einem Freibad der Hauptstadt oder als Mister und Misses BigClit an einer Neuköllner Hauptschule spekulieren, kommt die politische Reaktion von höchster, ja allerhöchster Stelle: Der Bundespräsident höchstpersönlich schaltet sich ein. Wie gesagt: Eine Schule in Burg in Brandenburg, mitten im Spreewald und als Ort seligen Paddelns sehr zu empfehlen. – Unverhältnismäßiger geht es wohl kaum noch.

Und durchschaubarer auch nicht: »#'pisst euch nach Berl*in« haben Rechtsradikale in Burg angeblich plakatiert. Ein herrlicher Witz, wenn man einmal von dem kleingeschriebenen Binnen-I absieht. Nun sind Rechtsradikale nicht unbedingt bekannt für intellektuellen Humor. Der gehört eher, wenn auch zumeist in seiner krampfhaften Form, radikalen Linken und ihren Unterstützern bei Linken, SPD und Grünen. Ihnen ist ein »Berl*In« zuzutrauen mit dem absichtlich eingeschlichenen Fehler beim Binnen-I, um einen Rechtsradikalen mit einer Rechtschreibschwäche vorzutäuschen.

»Berl*In« – den Namen für die ehemalige Reichshauptstadt muss man sich merken. Der Rat der Rechtschreibung hat zwar erst gestern erklärt, die digitalen Sonderzeichen wären nicht Teil der Deutschen Rechtschreibung bzw. der Deutschen Schriftsprache – doch bei Berlin machte der Genderstern sich, wenigstens bis das Schlimmste vorbei ist, gar nicht schlecht. Schließlich wollen wir Anti-Genderisten nicht preussischer sein als die Preussen. Und bekanntlich bestimmen Ausnahmen bei Rechtschreibung und Grammatik die Regel – warum nicht auch einmal beim Genderstern mitten im Namen der Hauptstadt. Irgendwann fällt er ohnehin wieder ab. Das »DDR« blieb selbst nach 40 Jahren schließlich auch nicht dauerhaft hängen. Und falls mir jetzt jemand die Reichshauptstadt als ein Art Gruß an den Hitlergruß anhängen will - mit »Reichhauptstadt Berl*In« wasche ich meine Feder in bleibender politischer Unschuld.

Freitag, 14. Juli 2023

Die Hasskommentare der Schwarmpropaganda – Egal wie und wo man sie liest: Die Zahl der sexuellen Übergriffe auf Frauen und Messerattacken auf Passanten und Reisende in Zügen hat nicht nur in Deutschland dramatisch zugenommen, sondern in allen europäische Ländern, die weiterhin Flüchtlinge und Asylanten mehr oder weniger ungebremst aufnehmen. Und in den meisten Fällen handelt es sich statistisch gesehen bei den Tätern um eben jene Flüchtlinge und Asylanten, die Aufnahme fanden. Daran ändert sich selbst dann nichts, wenn man sich nur auf die Medien aus der Schwarmpropagandablase verlässt.

Es ist daher mehr als verständlich, wenn die unmittelbar am meisten Bedrohten, das heißt reisende Frauen, zum einen nach mehr Schutz rufen, aber zum anderen ihrer Wut über den Hochmut der Ämter Ausdruck verleihen, denen die vermeintlichen Rechte der Täter wichtiger sind als die Unversehrtheit der Bedrohten. Eine davon war die heutige Finanzministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Finnlands Riikka Purra. Und wie so viele es gerne möchten, schrieb sie sich ihre Emotionen auf einer Reise nach Barcelona vom Leib.

»Ich bin so voller Hass und purer Wut, dass ich auf meinem Stuhl zerschmelzen könnte. Heilige Hölle, was machst du mit meiner Psyche, Islam?« – Eine Äußerung Purras im Internet, die von der »Süddeutschen Zeitung« als Gewaltphantasie eingestuft wird. Indes würde wohl jedem Schwulen verziehen, wenn er nach der gestrigen Bemerkung des Präsident der Islamischen Republik Iran Ebrahim Raisi über Schwule genau einen solchen Satz in einem Blog platzierte. Der Moslem Raisi hatte erklärt: »Homosexualität ist eines der schmutzigsten Dinge ist, die in der Geschichte der Menschheit geschehen sind«. Nicht in einem islamischen Blog oder auf einer iranischen Website, sondern ganz offiziell als Vertreter seiner Regierung.

Die deutschen Schwarmpropagandisten kümmert das nicht. Sie verachten die Wut verfolgter Frauen und unterstellen Frau Purra, mit der aberwitzigen Begründung, die Abkürzung »Netsit« für »Netcitizen« stünde für »Nazi«, sie haben sich selber als Nazi bezeichnet. Von Verständnis für die Verfolgte keine Spur. Doch wer nach den ungezählten nachweislich von Asylanten und Flüchtlingen vergewaltigten und ermordeten Mädchen und Frauen nicht wenigstens ein wenig Verständnis aufbringt für eine Frau, die in ihrer Ohnmacht von »dunklen männlichen Gestalten« und »türkischen Affen« schreibt, die ständig hinter Frauen herpfeifen und schließlich verzweifelt ausruft: »Wenn man mir eine Waffe geben würde, gäbe es sogar in der S-Bahn Tote« – – dem ist nicht zu helfen.

Vermutlich ist dem kaltherzigen, männlichen Schreiber des Kommentars nicht bewußt, daß er sich nicht nur mit den Tätern gemein macht, sondern einen Kreislauf des Hasses in Gang hält. Denn die, weil ihr der Ausdruck verwehrt wird, unterdrückte Wut der Frauen und Mädchen, wird nach den hasserfüllten Kommentaren der Schwarmpropagandisten weiter geschürt und weitere verbale Angriffe im Netz provozieren. Verständlicherweise, wenn man das Verschweigen und die Dreistigkeiten der Schwarmpropaganda bedenkt. Und so beginnt der Kreislauf von neuem. Der auf der Seite der bedrohten Frauen verständliche Hass auf Migranten aus afrikanischen und arabischen Ländern, auf der Seite der Medien dagegen niederträchtige Hass auf diese wütenden Frauen setzt sich fort.

Sie, die Kommentatoren der Schwarmpropaganda, halten mit ihren, weil verlogen und verleumdend, widerlichen Elaboraten die Hassreproduktionsmaschine am Laufen und verdienen auch noch daran. Die bedrohten Frauen leben gleich doppelt weiter in Angst, denn nun wurden sie zusätzlich an den medialen Pranger gestellt. Und die Täter aus arabischen und afrikanischen Ländern sind die lechzenden Dritten.

Donnerstag, 13. Juli 2023

Streumunition, unter russische Soldaten gebracht – Bald beginnen die Vereinigten Staaten die Lieferung von Streumunition an die ukrainischen Streitkräfte, die sie so gut wie sicher gegen die russischen Truppen auf dem Gebiet der von Russland besetzten Teile der Ukraine einsetzen werden. Gegen Verbände, die sich in gut ausgebauten Verteidigungsstellungen verstecken, gilt die in einigen Ländern verbotene Waffe als besonders effektiv. Der Grund ist einfach: Während gewöhnliche Geschosse einen einzigen Explosionsherd haben und schon einfache Wälle gut schützen, zerlegt sich bei Streumunition das Geschoss in viele kleine Geschosse, die dann über ein größeres Gebiet verteilt explodieren und so auch hinter Schutzmauern platziert werden können. Für die moralisch ohnehin nicht eben sonderlich stabilen Einheiten der russischen Invasoren ist die Waffe also besonders gefährlich, denn Soldaten, die ihr Leben unter keinen Umständen riskieren wollen, bleiben normalerweise in Deckung, es sei denn, die Deckung ist keine mehr.

Um den moralischen Druck zu verstärken, sollte Kiew das machen, was Moskau seit Beginn des Krieges ständig wiederholt: Mit dem Einsatz der Waffe zunächst einmal drohen. Und die einfachste Methode bestünde darin, Flugblätter über den Stellungen der Russen abzuwerfen, darauf Fotos verletzter Soldaten mit dem Ziel, unter den Besatzern in Angst und Schrecken zu verbreiten. – Ein Vorschlag, der seltsamerweise für viele äußerst brutal klingt, obgleich doch noch niemand verletzt worden ist.

So medial sind wir mittlerweile geworden. Erst auf diese Weise visualisiert, wird Krieg realistisch und wir empfinden bereits beim Anblick der Verwundungen den Schmerz der Verletzten, als habe jemand die Fotos über uns abgeworfen. Und vielleicht wäre es angebracht, über europäischen Städten Fotos atomar zerstörter Städte abzuwerfen, damit jeder vorher weiß, voraus er sich einläßt und es nachher nicht wieder fragend heißt: »Why?« Eine Außenministerin, die jeden Frontbesuch für ein Modenschau nutzt, weiß es jedenfalls nicht.

Mir steht seit Kriegsbeginn das fiktive Bild des zerstörten westukrainischen Lviv, Lemberg vor Augen, ausgelöscht von einem russischen Nukleargeschoss. Oft genug gedroht hat die russische Regierung ja mit deren Einsatz.

Und das macht den Unterschied aus. Von Berlin gibt es eine direkte Bahnverbindung nach Lemberg. In den frühen Morgenstunden kommt der Zug an und kein Foto Hiroshimas oder Nagasakis sollte uns aufhalten können, bis zu jenem aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gebauten Bahnhof zu fahren, der alles Unglück der Stadt überstand. Übermäßig mutig ist das nicht, denn die Wahrscheinlichkeit für ein atomares Horror-Szenario ist nicht zu groß. Indes hat im Februar 2022 auch kaum jemand mit einem Angriffskrieg Russlands auf gegen die Ukraine gerechnet.

Vielleicht hätte man schon damals Fotos mit verletzten Soldaten über Russland abwerfen sollen. Vielleicht hätten sich anschließend genügend von ihnen dagegen entschieden, wenn sie zuvor hätten ahnen können, was sie morgen erwartet. Denn wir sollten in keinen Krieg ziehen, den wir im Grunde nicht wollen. Und falls wir uns für den Weg des Krieges entscheiden, dann mit dem Wissen und im Bewußtsein, was uns erwartet.

Lemberg (Lviv), Hauptbahnhof
© Wolfgang Hebold

Mittwoch, 12. Juli 2023

Brutto oder Netto, das ist hier die Frage – Seit zwei Wochen tobt an der Klimafront ein Kampf um die Frage, ob Deutschland mehr Energie importiert, seit die letzten Atomkraftwerke vom Netz genommen und auch gleich zerstört worden sind. Auf den ersten Blick scheint die Antwort leicht eruierbar zu sein. Ein Blick auf die entsprechenden Energiebilanzen sollte genügen.

Doch dann kommen zwei Begriffe ins Spiel, die immer wieder verwirren: brutto und netto. Brutto, das Unreine, mit allerlei Zusätzlichem, mit umweltfreundlicher Verpackung und weniger freundlichen Steuern behaftet. Netto, das Reine, ohne Drumherum, nackt und ohne Verpackung, kein Schnickschnack, sondern das, was auf der Hand liegt.

Und so kann der »Spiegel« schreiben: »Einen Nettostromimport gab es hierzulande zuletzt im Jahr 2002.« Denn netto wird im Sinne von bereinigt verwendet, also abzüglich der Schwankungen von Tag zu Tag, Woche zu Woche oder auch von Monat zu Monat. In dieser aufs Jahr bezogenen Rechnung ist Deutschland im bisherigen Jahre 2023 Nettoexporteur. Der »Spiegel« schreibt netto die Wahrheit.

Ein zweiter Blick offenbart: Wird mit den monatlichen Werten gerechnet, ergeben sich Schwankungen, die man mit einem rigiden Netto-Begriff zwar herauskürzen kann, dabei jedoch die Frage, um die es eigentlich geht, ignoriert: Ob die Abschaltung der Atomkraftwerke sich auf die Export-Import-Bilanz Deutschlands ausgewirkt hat? – Was ermittelt wird, indem die Analyse zwei vergleichbare Zeiträume miteinander vergleicht. Hier die Werte zwischen Januar und Mai 2022 und dort die aus diesem Jahr, denn die Meiler wurden im April 2023 abgeschaltet. – Und siehe da: Im Mai 2023, also kurz nach der Abschaltung, steigt der Strom-Import außergewöhnlich stark an.

Wenn der »Spiegel« also völlig losgelöst von der Frage, um die es geht, schreibt: Die Rede vom höheren Netto-Import sei »gelogen«, dann verbreitet das Blatt sinnloses Zeug, weil es mit Zahlen hantiert, die das Thema im weiten Bogen verfehlen. Nimmt man dagegen die Zahlen, die zur Fragestellung gehören, liegt das Blatt schlichtweg falsch. – Anders gesagt: Brutto, also unrein gerechnet, hat der »Spiegel« richtige Zahl vermeldet. Doch netto, also rein auf die Sache bezogen, hat der Spiegel Unsinn geschrieben.

Damit bleibt nur noch eine einzige Frage: Wußte der Schreiber des Artikels, was er tat? Kennt er überhaupt den Unterschied von brutto und netto? Oder hat er gelogen? – – Christian Stöcker ist, brutto betrachtet, Kognitions­psychologe, Möchte-Gern-Germanist und Hochschulprofessor. Doch netto ist er nichts weiter als der Schreiber für ein brutto immer mal wieder sinnvolles Blatt, das netto den zeitlichen Aufwand des Lesens nicht lohnt.

Energiebilanz Deutschland Jan-Mai 2022/2023
Quelle Statista

Dienstag, 11. Juli 2023

Kleine Sünden bestrafen die politischen Götter gleich – Das geschah mit Ansagen. Und wenn sich irgendwann jemand fragen wird, warum die AfD an die Regierung kam, wird man auf das Konglomerat aus selbstgewissen aber kritiklosen Journalisten und durch und durch dusseligen Politikern zeigen können.

In Thüringen hat das dortige Landesverwaltungsamt, das immerhin unter einer von Ex-SED, Grünen und Sozialdemokraten beherrschten Regierung den Freistaat verwaltet, dem kürzlich gewählten Kandidaten der AfD bescheinigt, "derzeit keine konkreten Umstände gesehen, die von hinreichendem Gewicht und objektiv geeignet sind, eine ernsthafte Besorgnis an dessen künftiger Erfüllung der Verfassungstreuepflicht auszulösen" auf dem Boden der Verfassung zu stehen. Nicht, daß man davon in den selbsternannten Qualitätsmedien Deutschlands viel lesen konnte. Die »Neue Züricher Zeitung« brachte es dafür bereits gestern. Wie unter den Nazis und den Volksgenossen um Ulbricht muß man in Deutschland wieder dem »Londoner Rundfunk« oder der »Westpresse« lauschen, will man erfahren was in Deutschland passiert. Dafür meldet der »Spiegel«, der Landrat der AfD, dem das Land Thüringen bestätigt hat, er stehe treu zur Verfassung, habe irgendwo in einer Schule dafür geworben, das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen – als wäre diese Art der Indoktrination von Kindern bei den anderen Parteien nicht der Normalzustand.

Linken, SPD und Grünen gelingt momentan nichts mehr und ihre kleinen Sünden bestrafen die politischen Götter sofort. Statt der Farce einer Prüfung die Absetzung des Kandidaten hinzuzufügen, und den Schaden, der dann entstanden wäre, in Kauf zu nehmen, weil längst nicht so groß ist, schenkten sie dem Landrat mit dem Parteibuch der AfD das Siegel »Verfassungstreuepflicht erfüllt«, das der umgehend und dankend annehmen wird. Wer will es ihm verdenken.

Trotzdem war die Überprüfung des Kandidaten der AfD im höheren Sinne richtig; nicht durch die Grünen und erst recht nicht durch die Linke. Aber die deutsche Rechte hat eben eine sehr trübe Geschichte und jeder Bürger, der sich zu ihr rechnet, sollte im eigenen Interesse auf einer Prüfung bestehen. Das sind sie der deutschen Geschichte und ihren Opfern durchaus schuldig. Nicht um in Schuld zu versinken, oder sie, wie viele ihrer politischen Gegner, für ihre Machtpolitik zu missbrauchen, sondern um die deutsche Rechte im Bewußtsein einer gerechten göttlichen Strafe für ihre großen Sünden auf richtige Bahnen zu bringen und auch zu halten. Soviel aufrechte Selbstkontrolle muß sein. Und dafür steht politisch rechts zu stehen ja auch und wir können Botho Strauss ein wenig, aber umsichtig korrigieren: »Rechts zu sein«, hatte Strauss geschrieben, »das ist, die Übermacht einer Erinnerung zu erleben, die den ganzen Zeitgenossen ergreift« und ausdrücklich nicht den Staatsbürger. Wir nehmen ihn dazu: Rechts zu sein, das ist, die Übermacht einer Erinnerung zu erleben, die den ganzen Bürger ergreift, »die ihn auch vereinsamt und erschüttert inmitten der modernen, aufgeklärten Verhältnisse, in denen er sein gewöhnliches Leben führt.«

Montag, 10. Juli 2023

Das Ricarda-Lang-Syndrom – Darf man Ricarda Lang ungestraft beleidigen? Und das heißt in diesem Fall: Darf man, ohne mit einem Schreiben vom Anwalt Langs oder des Staates rechnen zu müssen, auf ihre überzähligen Kilo hinweisen? Sich gar über ihr Aussehen lustig machen? – Man darf, solange die Hinweise und Bilder in einem politischen Zusammenhang stehen. Wer also die ständigen Versuche der Grünen, dem gemeinen Bürger ihre eigene, vermeintlich gesunde Ernährung aufzudrängen – erinnert sei an den »Veggie-Day« von Frau Künast –, mit einem Foto der Grünen-Chefin Frau Lang kombiniert, auf dem deren üppige Formen im Vordergrund stehen, garniert mit dem Hinweis: »Die Folgen grüner Ernährung« oder »Wir wissen nicht, was Sie empfehlen; Wir empfehlen eine Veggie-Woche« – der kann sich in Ruhe auf das Lachen der anderen freuen, egal ob groß oder klein.

Allerdings dürfte ihm das Lachen vergehen, wenn er über den Grund nachdenken würde, aus dem dieses straffreie »Fatshaming«, wie es neudeutsch und altamerikanisch genannt wird, seinen ganzen Feuereifer bezieht. Denn bei Lichte betrachtet sind die Männer – und nicht nur sie! – das Opfer ihrer geheimsten Gelüste.

Schon ein Blick auf eine beliebige Porno-Seite belegt: Eine beträchtliche Anzahl von Männern steht auf fette Weiber. Egal ob »Mollige« oder auch als »BBW« ins anglo-amerikanische gewendet – neben den mal schwabbeligen mal prallen Damen sammeln sich die Klicks wie die Fliegen am Honig. Es ist also keineswegs abwegig anzunehmen, daß sie, Ricarda Lang, nicht ganz wenigen Männern gefällt. Nicht politisch, allerdings der äußeren Form nach.

Doch wie jede Hure weiß, sollte sie, wenn er sah, zahlte und kam, ihre Blöße bloß schnell bedecken. Denn nach dem Erguß ist eben nicht gleich vor dem Erguß. Statt dessen regt sich das schlechte Gewissen, schlüpft ins Gewand der Ästhetik und schlägt mit dem Gefühl ausgeprägten Ekels vor der justament noch Begehrten zurück. Die Mollige verwandelt sich in »Jaba The Hutt«; der fette Arsch in ein Symbol des politischen Gegners.

Und umgekehrt: Eine Frau, die ihr Äußeres offen zur Schau stellt und im Bundestag öffentlich und für jeden vernehmbar berichtet, sie sei »bisexuell« – und was könnte in einer Demokratie öffentlicher sein als das Parlament? –, eine solche Frau genießt vermutlich den An-Blick der Männer. Sicher – anschließend schlagen ihr wilde Abneigung und mitunter abgrundtiefe Ablehnung der geheimen Verehrer entgegen, deren sexuelle nun auch noch mit ihrer politischen Moral kollidiert.

Aber so ist das wohl mit jeder Doppelmoral: Vor dem Spiegel langt sie zurück. In dem bösen Spott, den die so Entblößte jeden Tag aufs Neue erlebt, hört sie ihre eigene innere Stimme, die sie immer wieder zur Mäßigung ruft und es beim nächsten Anfall von Fresslust doch besser zu lassen. Und das in aller Regel verkleidet als politischer Gegner – Rücksichtsvolle Freudianer würden sagen: Verschoben ins Blaue.

Für wie viele Klicks die ja gerade bei den Grünen so häufig übergewichtigen Weiber, gleichsam als Trost, in der Wahlurne sorgen, läßt sich schlecht sagen. Auf jeden Fall zieht die Masche – wenn sie ihnen denn wirklich bewußt ist – bei den Mitgliedern der Grünen Partei, die sie zur Parteichefin wählten und wählen. Sexuell befreit, wie sie sind, brauchen sie keine Abfuhr für ein schlechtes Gewissen.

Oder Halt! – Sexuell Befreite haben bekanntlich ein schlechtes Gewissen wegen eines schlechtes Gewissen. Das könnte erklären, warum sie den Spott des politischen Gegners über ihre übergewichtige Chefin so schlecht ertragen. Aber vielleicht ist das auch eine Runde der Deutung zu viel.

Junge Frau im Bett
Rembrandt, 1647; Public domain

Sonntag, 9. Juli 2023

Eine Mehrheit gegen Links-Grün und sonst gar nichts – Die Euphorie der Parteiführer der Alternative für Deutschland über den rasanten Anstieg ihrer Partei in den Meinungsumfragen hält sich sichtlich in Grenzen. Das mag daran liegen, daß die Partei im Falle einer Regierungsübernahme in einem der ostdeutschen Bundesländer gar nicht über die personellen Ressourcen verfügte, sämtliche Posten mit einem der ihren zu besetzen; es liegt vielleicht auch daran, daß das vorhandene Personal schnell seine fachlichen Grenzen erreichte. Fast möchte man meinen, die AfD muß froh darüber sein, nicht regieren zum müssen und womöglich genehmigt sie sich den ein oder anderen verbalen Ausrutscher aus nur einem einzigen Grund: Weiter den rechten Outlaw spielen zu dürfen.

Anders als die Grünen, die sowohl in der Partei als auch in ihrer Wählerschaft um einen bindenden, harten ideologischen Kern gruppiert sind, ist die Wählerschaft der Alternative eher flüchtig. Ihr fehlt eben eine Agenda, wie sie die Grünen im Umweltschutz haben, denn die ursprünglichen, wirtschaftsliberalen Gründer haben die Partei lange verlassen und sie geriet, darin den Grünen vergleichbar, unter den Einfluß von Radikalen. Was dem Kretschmann sein Mao, wahlweise Stalin ist dem Höcke sein Hitler. Bei den geringsten Fehlern dürften die Prozente daher nach unten abrutschen, wie die AfD bei den Bullerbü-Wahlen in Berlin erfahren musste, als sich ihr Stimmenanteil fast halbierte.

Nein, die hohen Umfragewerte haben weniger mit der Alternative für Deutschland zu tun als damit, daß die Parteienlandschaft Deutschlands zur Zeit keine andere Alternative anbieten kann. Das taktische Manöver des Herrn Lindner, plötzlich umfassende Einsparungen zu fordern, macht aus den Steigbügelhaltern des Herrn Scholz noch keine wirklichen Liberalen. Und über die Christdemokraten, die in nicht weniger als sechs Bundesländern zusammen mit Grünen regieren, muss man nicht viele Worte verlieren; dabei ist der Links-Faschist Ramelow noch nicht mitgerechnet, der nur dank einer wahlscheuen CDU in Erfurt noch immer regiert.

Die Wahlumfragen sind also ganz zuerst ein Affront gegen den links-grünen Zeitgeist und sonst gar nichts. Sie sind ein Affront gegen Geschlechterumwandlung und ähnlichen Unsinn. Sie sind ein Affront gegen eine Energiepolitik die Deutschland den höchsten Energiepreis beschert bei niedrigster Energiesicherheit. Sie sind ein Affront gegen ein zerstörtes Bildungssystem. Sie sind ein Affront gegen den Fachkräftemangel. Und last but not least sind sie ein scharfer Protest gegen eine Migrationspolitik, die keine Hemmung mehr kennt und nun sogar die Rente mit dem Zustrom von Migranten verknüpft: Ohne weitere Migranten keine sichere Rente, lautet die Drohung.

Einerseits pendelt das Land also endlich zurück in eine vernünftige Lage – andererseits steht am Ende der Pendelbewegung niemand ernsthaft bereit, die Pendelbewegung in eine rechte Politik umzumünzen. Das zu Ende gedacht, wird deutlich, in welch verheerender Lage sich Deutschland befindet.

Samstag, 8. Juli 2023

Robert Habeck, der Letzte der 68er – Dieser Tage blieb der Platz des Wirtschaftsministers Habeck im Bundestag leer. Spötter spotteten ob der Feigheit der grünen Galionsfigur, nachdem sein Heizungsgesetz auf für ihn so peinliche Weise vom Verfassungsgericht kassiert worden war. Und jene, von denen niemand weiß, ob sie es besser gemacht haben würden, klatschten frenetisch Beifall.

Doch gerade durch das Frenetische dieses Klatschens war Wehmut zu hören. Eine Wehmut, die Robert Habeck ins Gesicht geschrieben steht, seit er als Minister für die Wirtschaft Deutschlands zuständig ist und an der Wärmepumpe verzweifelt. Denn mit seinem immer offensichtlicherem Scheitern im Alltag der Politik platzt der Traum einer ganzen Generation: Der Traum der 68er von einer Welt, die Wohlklang und wirtschaftliche Notwendigkeiten miteinander vereint.

Die intellektuellen Koryphäen jener Generation zwischen Krieg und beginnendem Wohlstand repräsentierten Vergnügen und Effektivität. Sie lebten und dichteten möglichst ästhetisch, derweil sie eine vollkommen falsche, dafür aber formvollendete Wirtschaftstheorie propagierten mit der Betonung auf ästhetisch – – man bedenke, auch vollkommen falsch ist vollkommen. Und auf dieser Linie wurde Robert Habeck nach oben getragen. Der gepflegte Dreitagebart, der geneigte Kopf, das liebliche Lächeln und ach sein Wort. In seiner Person schienen sie noch einmal alle vor Augen zu stehen: Adorno, Bloch, Brecht, Benjamin. Lyrik gepaart mit Marxismus.

Sicher, Habecks Werk wurde noch weniger gelesen als das von Adorno. Aber er war da als Symbol und er war lebendig, als Ausgleich dafür, daß er kaum mehr war als ein schwacher aber knuffiger Abglanz der Originale. Und nun war er Wirtschaftsminister des Wirtschaftswunderlandes, das sie doch alle so hassten, derweil sie von ihm doch recht ordentlich lebten.

Doch als Habeck alle so leben lassen wollte, wie sich selber, forderte die Realität ihren Tribut und präsentierte die Rechnung. Die Wärme, die Habeck wie einstmals die protestierenden Studenten in die deutsche Wohnstube pumpen wollte, war teuer, sehr teuer. In einem Wutausbruch über die Bürger, sie seine Wärme nicht wollten, versuchte der Dandy von der Waterkant sich als marxistischer Trickser und zerschellte an den Klippen vor Karlsruhe.

Tatsächlich sinkt mit Robert Habeck jedoch mehr als nur der Stern eines mittelmäßigen Politikers der Grünen und der Medien. Die Idee einer Politik, die Ästhetik und wärmende Wirtschaft miteinander verbindet, erweist sich gleichfalls als falsch und sollte kein Leitbild mehr sein. Diesen Traum, den nicht nur Habeck, sondern ganze Generationen seit nun bald 40 Jahren träumen, ist geplatzt wie ein fauler Wechsel. Und man wird den Eindruck nicht los, daß die Medien mit Robert Habeck ihren falschen Traum von gestern runterspülen wollen, als hätten sie ihn nicht selber geträumt und mit ihm gar nichts zu tun. Aber so ist es nun einmal, das Schicksal von falschen Symbolen. Sie bleiben einsam zurück.

Freitag, 7. Juli 2023

Weltzimmertemperatur – Schon das Robert-Koch-Institut hatte es nach wenigen Wochen einer Epidemie, die keine war, raus, seine Messwerte, mit denen sie Regierende und Regierte in Atem hielt, nach Lust und Laune zu manipulieren. Aber die Herrschaften beim ECMWF, dem Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage, übertreffen die selbstherrlichen Mannen um den fachfremden Chef des RKI um einiges, denn sie sind vom Fach.

Wenn also jetzt, wie immer im Sommer, ein Rekordwert her muss, dann schaffen sie einen: Die Weltdurchschnittstemperatur. Sie war, so die Wissenschaftler, im Juni 2023 so hoch wie noch nie »seit Beginn der Wetteraufzeichnungen«, diesem Urdatum der Forschergemeinde, die dem Bürger einen neuen Anfang der Zeitrechnung für das Zeitalter der Klimarettung vorstellt, ein wissenschaftliches »seit Christi Geburt«. Diese Weltdurchschnittstemperatur stieg im Juni, so die Nachricht, um 0,5 Grad über die durchschnittlichen Juni-Temperaturen von 1991 bis 2020 – 0,5 Grad auf der ganzen Welt. Wer so ungeheuer exakt misst und es wagt, einen einzigen festen Wert der gesamten Welt anzuheften, der muss es einfach wissen. Niemand sonst würde es wagen, ein Mittel über alle Regionen des Planeten zu bilden, egal ob im Frühling des Nordens oder dem Spätherbst des Südens. Über alles rasiert die Statistik und sorgt für Zahlen, die glatt sind, wie die Kilometerangabe von Morgensterns Rabe: Ka-em-null-fünf, Ka-em-null-fünf.

Sicher, Statistik macht das nun einmal so, wie jeder Wissenschaftler wohl weiß. Allerdings sollte er ebenfalls wissen, daß Mittelwert nicht gleich Mittelwert ist. Es gibt gute und schlechte Werte und solche, die nicht mehr sagen, als daß der Rechenschieber noch stimmt und sinnlos sind. Das aber kümmert weder die Wissenschaftler, die sie bestimmen, noch Journalisten, die den Wert zu Markte tragen. Eine Streuung, auch Varianz oder Standardabweichung, der Wert also, der etwas über die Qualität der gemessenen Temperaturen aussagen würde, der bleibt vor dem Leser daher verborgen, taucht an keiner unmittelbar erreichbaren Stelle der Papiere auf. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Wer nun tiefer gräbt, um den Grund der Werte zu finden, gerät in ein wüstes Gestrüpp. Fachbegriffe wechseln mit Diagrammen und zahllosen Links, aus denen sich weitere Zahlenketten ergießen. Nur eines vermisst der interessierte Statistiker auch weiterhin: Eine Streuung zu den Dutzenden Mittelwerten der Temperaturen über Europa, Asien oder dem Pazifik. Und eine Gewichtung mit denen die Werte über Europa mit denen des vielfach größeren Asiens und Pazifiks in einem Mittelwerttopf verrührt worden sind.

Dafür wird mitgeteilt, daß die Messverfahren 2022 verändert worden sind. Laut Papier haben diese Änderungen zwar keine Auswirkung auf die Mittelwerte bzw. erst in der dritten oder vierten Stelle – was die Frage aufwirft, warum ein anderes Verfahren eingeführt wurde –, aber es wurde eben geändert, das Verfahren. In wissenschaftlichen Kreisen, die den Namen verdienen, grenzt sowas an Betrug. Aber hier wird ja nach dem Klimawandel gesucht und nicht danach, ob es ihn überhaupt gibt und ob er nicht einfach einem langfristigen Zyklus des Weltklimas entspricht.

Dieses Gewirr aus Begriffen und fehlenden Werten, Links und geänderten Verfahren hat etwas von den Schiebereien und Wörteleien, mit denen sich die Scholastiker im Mittelalter die Nachmittage in ihren Klöstern vertrieben. Für den Nicht-Fachmann undurchschaubar, verschwindet die Wahrheit hinter einer Nebelwand aus wirklichem und vermeintlichem, in jedem Fall aber unvergleichlich detailreichem Wissen. Von der Kanzel predigen die Multiplikatoren anschließend die verkürzten Fassungen als der Weisheit letzten Schluss und Vermieter und Windkraftwerksbetreiber freuen sich über das Klingen im Klingelbeutel nach der nächsten Umlage auf die Mieter oder neuerlich erhöhten Subventionen für die Windmühlen des Klimazeitalters.

Natürlich könnten die Daten hinter einem der Links schließlich erscheinen. Nur ändert das nichts daran, daß diese Zahlen auf die erste Seite gehören, zur Änderung der Weltdurchschnittstemperatur im Juni. Die muss lauten: 0,5 ± σ. Doch keine Journaille wird danach fragen. Ob aus gutem oder aus schlechtem Grund, das wissen wir nicht.

So, für sich genommen, also ohne Streuung, sind die Daten vollkommen wertlos. Denn falls die angeblich höheren Mittelwerte mit einem höheren Fehler behaftet sind als die Werte aus den vorherigen Jahren, relativiert sich ihre Aussagekraft in jede Richtung. Da indes für die Werte der früheren Jahrzehnte bis 1850 ebenfalls keine Varianzen herausgerückt werden, erweist sich das ganze Konstrukt als Geschwurbel im Gewand statistischer Daten, die verbreitet werden, als gäbe es eine Weltzimmertemperatur der Welt im Juni 2023 oder gar von 1850.

Donnerstag, 6. Juli 2023

Historische Buße – Selbstverständlich sorgt kein woker Rächer der Enterbten für Gerechtigkeit. Er sorgt allein für das Chaos, in dem wir uns gerade befinden. Erst diese chaotischen Verhältnisse sind die wirkliche Rache für begangenes Unrecht.

Denn in einem verborgenen Wissen um die Verbrechen, läßt die Mehrheit sie machen und gewährt Kindern und solchen, die sich wie Kinder an Buntheit und Vielfalt erfreuen, politische Macht, die eigene Sprache zum Schweigen zu bringen und die abendländischen Wurzeln in christlichem Glauben und Liebe zur Weisheit zu kappen. In diesem Zustand befinden sich Teile Europas heute und Deutschland mittendrin sowieso; Frankreich versinkt gerade in selbstverschuldeten Brutalitäten, die nur deshalb kein Bürgerkrieg sind, weil dieser auf beiden Seiten französische Bürger verlangte.

Seit Jahren werden in Deutschland zum ersten mal wieder Sozialleistungen gekürzt, nicht weil die Politik die Bewohner nicht mehr mit Brot und Spielen besänftigen will, sondern weil einfach erheblich weniger Geld vorhanden ist und die Wirtschaft bis auf weiteres keines mehr liefert. Da hilft kein noch so trotziges »Es kann nicht sein...« Wäre das Land geistig-moralisch nur einigermaßen intakt, würde eine solche Krise bewältigt. Jeder brächte sein Opfer und der ökonomische Karren käme wieder ins Laufen. Alle politischen Mächte würden beteiligt. Aber die geistig-moralische Wende, mit der Helmut Kohl vor vier Jahrzehnten versprach zu regieren, war schon damals ein propagandistischer Popanz, überboten nur von den billigen Sprüchen der Klima- und Migrantenretter von heute und – so meine Befürchtung – dem kommenden Gerede vom Neuanfang bei Teilen der politischen Rechten.

Und deshalb ist in diesem Land nichts mehr in der Ordnung. Im sogenannten Spruch des Anaximander heißt es: »Woraus aber für das Seiende das Entstehen sei, dahinein erfolge auch sein Vergehen gemäß der Notwendigkeit; denn diese schaffen einander Ausgleich und zahlen Buße für ihre Ungerechtigkeit nach der Ordnung der Zeit.« Treffender läßt sich der geschichtliche Hintergrund des Landes schwerlich beschreiben. Es büßt für die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit mit der augenblicklichen Wirrnis. Nur fehlen uns die passenden Worte dafür. Denn die Kirchen sind mit sich selber beschäftigt oder Teil der Verwirrung.

Anaximander
Raffael, 1510/11; Public domain

Mittwoch, 5. Juli 2023

Treibmittel Wahlumfrage – Bis dato dienten Wahlumfragen dazu, die Grünen höher zu rücken, als sie nach ihrem wirklichen Anteil in den Parlamenten rangierten. Erinnert sei nur an die fast 30 Prozent – für eine ehemalige Volkspartei wie SPD und CDU ein erbärmlicher Wert, für die Grünen ein Traum; nicht einmal 15 Prozent waren es am Ende tatsächlich und man wird den Verdacht nicht los, die Medien hätten Annalena Baerbock gefällt, damit der Abstand von Umfrage und Ergebnis plausibel gemacht werden konnte.

Mit den Umfragen verfolgte die Partei-Oligarchie über parteinahe Institute also ein Ziel. Ein Ziel, das am Wahlabend dem unpassenden Ergebnis angepasst werden mußte. Das wußte die Alternative so gut wie ihre Konkurrenten und prangerte es gelegentlich an.

Wenn das aber stimmt und die Erklärung, die Wahlumfragen wären plötzlich zu wirklichen Messungen des Wählerwillens mutiert, aus guten Gründen nicht weiter verfolgt wird, dann steht die Frage im Raum: Und welches Ziel wird mit den immer höheren Umfragewerten der Alternative angepeilt? – Sie in einer Art putativen politischen Notwehr erschießen zu lassen, will heißen, die AfD zu verbieten? – Das wäre ein äußerst riskantes Manöver. Hohe Umfragewerte schließen ein Verbot geradezu umgehend aus. Die Verletzung demokratischer Rechte wäre für jeden zu offensichtlich.

Nein, die hohen Umfragewerte setzen die anderen Parteien massiv unter Druck, schon im Vorfeld der nächsten Wahlen Fronten zu bilden und nicht erst, wenn es zu spät ist und jeder den Frontcharakter erkennt. Auch die bisherigen Nicht-Wähler sollen zur Wahl gedrängt werden. Mit etwas Glück entlockt man Mitgliedern der Alternative ja unbedachte Worte im Übermut einer gefühlten Siegesgewissheit. Denn der Vorwurf, politisch zur Rechten zu zählen oder gar ein Nazi zu sein, wirkt zumindest in Westdeutschland immer noch beinahe tödlich.

Wenn die AfD also demnächst die Union eingeholt haben sollte – und einiges deutet in diese Richtung –, dann gehört das zum medialen Machtpoker genauso dazu, wie die Umfragewerte der verflossenen Jahre. Daß die Alternativen das merken, darf man bezweifeln. Sie freuen sich über ihre hohen Werte so wie die Grünen sich freuten, als sie die CDU virtuell überholten und sich in die Rolle der Kanzlerpartei suggerierten. Und keiner will merken, wessen Spielball er ist.

Denn noch etwas schaffen die dauernd wechselnden Umfragewerte: Sie bringen eine authentische Dynamik in den politischen Alltag, den Wahlen alle paar Jahre nicht haben. Es ist wie eine Live-Übertragung. Und die verkauft sich besser als jeder Spielbericht im Sportteil der Zeitung einen Tag später.

Dienstag, 4. Juli 2023

Gärten für Kinder – Es gehört zu den Auswüchsen regenbogenbunter Infantilität, daß die Betreiber von Kindertagesstätten ihre Einrichtungen heutzutage mit Namen wie »EigenSinn« oder »Die Wilden 25«, »Entdeckerland« oder »Weltentdecker« versehen. Der Nachwuchs woker Eltern soll toben und trampeln, nachschauen, popeln und ausbuddeln dürfen – kurz, er soll sich entwickeln können, wie die Natur ihn erschuf. Was jeden Gärtner zur Verzweiflung triebe, ist in modernen Kitas Programm.

Die Gebiete, in denen die verzogenen Bälger der Lastenfahrrad-Eltern entdecken können, sollen nun in den Kitas der Arbeiter-Wohlfahrt in Hannover um ein Terrain erweitert werden, das die Betreuer laut Elternbrief »Erkundungsraum« nennen. Oder besser: Sie sollten. Denn das Landesjugendamt Niedersachsen hat die Erkundungspläne der mit den Sozialdemokraten verbandelten AWO gestoppt und droht, sämtliche AWO-Kitas zu schließen, falls die Pläne nicht überarbeitet vorgelegt werden. Ausdrücklich das Jugendamt der Landes; im rot-grün regierten Hannover kümmern solche Auswüchse das Jugendamt offenbar nicht.

Denn Auswüchse sind es, die die AWO mit den in ihre Obhut gegebenen Kindern plante – ein sogenannter »Körper-Erkundungsraum«, in dem Jungen und Mädchen sich gegenseitig nach Lust und Laune befummeln können, solange, um eine berüchtigte Politikerin der Grünen zu zitieren, »Komma« – »keine Gewalt im Spiel ist!«

Die AWO reagierte wie immer: Sie wiegelte an, schob den Schwarzen Peter zu einer einzelne Kita und berief sich, nachdem das Konzept in Papieren der Organisation entdeckt worden war, auf das Kultusministerium, das angeblich geraten habe, über eben solche »Erkundungsräume« nachzudenken. Das war zwar falsch – aber daß dem Ministerium ein solcher Rat zugetraut wird, verrät vieles.

Damit bleibt eigentlich nur eine einzige Frage: Was geht in den Hirnen von Kita-Betreuern vor, die Kindern erlauben wollen, sich in einer Kita befummeln zu lassen und zu befummeln? – Im Netz wurde auf die lange Tradition der Grünen in Sachen Kindersex hingewiesen und den Erziehern unterstellt, sich an den Kindern vergreifen zu wollen oder die Hoffnung zu hegen, sich wie weiland von Daniel Cohn-Bendit beschrieben, von Kindern befummeln zu lassen.

Diese Perversen mag es geben und sie sind eine Gefahr für die Kinder. Doch weitaus gefährlicher, weil im Gewand des Guten einschwebend und daher schwerer erkennbar, ist der moralische Anarchismus der Kita-Betreiber und ihrer Mitarbeiter, die solche Konzepte umsetzen wollen und die sich womöglich noch darauf berufen, die Kinder müßten erforschen, welches Geschlecht Anna und Kevin denn hätten. Weil sie in vielen Fällen schlichtweg zu faul sind, den Kindern Regeln zu setzen und sie zu kultivieren, kümmern sie sich nicht – um im Bild des Gartens zu bleiben – um das Unkraut, das, bildlich gesprochen, in jedem Kinderhirn sprießt, wenn es sich in einer, sagen wir, Kita »Die kleinen Fotzen-Forscher«, ungestört und frei entwickelt.

Erziehung ist harte Kultivierungsarbeit. Es ist eine Art elterlicher Kolonialismus, der den Kindern bedeutet, was untersucht werden darf und was nicht. Und das Geschlecht der anderen Kinder ist im offiziellen Rahmen einer Kita tabu. Erzieher, die das anders sehen, und glauben, den Kindern ihren Trieb förmlich näherbringen zu müssen, indem sie Entdeckerräume eröffnen, sollten sich daher fragen, ob in ihnen womöglich, tief verborgen, doch einer von den oben genannten Perversen versteckt ist. Den sollten sie bei Gelegenheit einmal erkunden – aber beim Arzt.

Was die Kinder unter sich und und aus vielen guten Gründen versteckt vor den Erziehern an sich suchen und finden – das geht die Erzieher nichts an. Den guten Erzieher interessiert das auch nicht, er sieht sich als Gärtner. Mit gutem Grund wurden Kitas – Kinder-Tages-Stätten – früher Kindergärten genannt.

Montag, 3. Juli 2023

Zweiparteiensystem – Bis gestern abend wußten nur wenige Bürger in Deutschland, vor allem aber in Westdeutschland, wo in Ostdeutschland Raguhn-Jeßnitz liegt – vermutlich noch weniger, als jene, die auf einer Karte ohne Federführung aus Kalifornien Sonneberg einkreisen könnten. Das wird sich heute schlagartig ändern. Denn das Nest knapp nördlich von Bitterfeld in Sachsen-Anhalt hat sich gestern mit Hannes Loth den ersten Bürgermeister der Alternative gewählt. Und man mag über die Partei denken, was man will, aber gegen die geballte mediale und politische Macht einen solchen Sieg zu erringen, beweist Wut und Stolz und kluge Taktik.

Folgt man den Reden der Polit-Oligarchie, dann sind die aktiven Wähler aus Raguhn zu 51 Prozent lupenreine Nazis. Was sie natürlich nicht sind. Aber was sie angestellt haben, das werden die anderen Politiker sehr bald zu spüren bekommen und das auch völlig zu recht: Zumindest in Ostdeutschland wird sich ein System aus nur noch zwei Parteien entwickeln: Den Etablierten und der Alternative. Und weil etabliert immer dann nicht mehr stimmt, wenn ein Bürgermeister von der AfD gestellt wird, werden die Medien sich bald einen anderen Namen ausdenken müssen. Die Bürger spotten allerdings schon jetzt über die Nationale Front. 30 Jahre nach Ende des roten Sozialismus ploppen dessen politische Vokabeln überall hoch.

Erreicht wurde dies durch die Ignoranz von Roten und Grünen, gepaart mit veritabler Feigheit von Liberalen und Christdemokraten. Hätten sie die Politiker der Alternative doch nur früher teilhaben lassen, statt sie ständig wie Aussätzige zu diffamieren. Denn das konnte jedermann wissen: Gibt es erst wirtschaftliche Probleme im Land, dann gewinnt die AfD schneller Wähler als Herr Habeck Kohlestrom im Windkraftwerk nachlegen kann. Und so wurden Etablierten und ihre Mannen in den Medien Opfer ihrer selbstgestrickten Propaganda.

Selbst innerhalb der AfD wurde die Position, man müsse die Mehrheit eben alleine erringen, falls CDU und FDP sich verweigern, kaum ernsthaft erwogen und wenn, dann eher aus Verzweiflung. Das dürfte sich nun schnell verändern. Denn die beiden an sich unbedeutenden Wahlen zeigen, daß mehr drin ist, als bisher geglaubt. Mal sehen, wann die Etablierten bemerken, daß sie es waren, die sich in diese Lage bugsierten. Sie selber haben ein erfolgreiches Mehrparteiensystem aus reiner Machtgier in ein hinkendes Einparteiensystem umgebogen und nun ist ein Zweiparteiensystem daraus entstanden. Amerikanische Verhältnisse in Ostdeutschland. Die Götter der Demokratie dürften ihren Spaß daran haben.

Sonntag, 2. Juli 2023

Herrn Merzens Demokratie – Die CDU war schon immer ein reibungslos laufender aber äußerst langweiliger, machthungriger aber seelenloser Haufen. Hier wird mit Grünen regiert, dort eine Minderheitsregierung unter einem Linksfaschisten wieder und wieder geduldet. Auf der einen Seite versteht sich die Partei ihrem Namenskürzel entsprechend als christlich, auf der anderen Seite wird dem Islam ein Deutschland dargeboten, in dem er sich gut und gerne ausbreiten darf. Ein solcher Spagat oder besser, solche Spagate, führen zum politischen Bänderriss und den sieht man Friedrich Merz dieser Tage auch an. Und zugleich zeigt Merz, daß die CDU zu ihm passt.

Reflexartig verwendet der CDU-Chef eine abgedroschene taktische Floskel, um in beide Richtungen feuern zu können: Auf die Grünen und auf die Blauen: Wer die AfD wähle, heißt es, könne mit der »Ampel« aufwachen. Die CDU-Wähler in Thüringen, die ihre wachen Tage unter einer von der Ex-SED geführten Landesregierung verbringen, werden wissen, was Herr Merz hiermit meint.

Seinen Hauptfeind erkennt Merz daher in der Alternative. Bei der AfD handele es sich um »Feinde unserer Demokratie«. Man beachte: »Unserer« Demokratie. Wen aber meint der Herr denn nun mit »uns«? Das Grundgesetz ist da sehr deutlich: Der Souverän ist das Wahlvolk. Ihnen gehört die Demokratie, allein der Bürger hätte das Recht, diese Besitzanzeige durch ein Fürwort zu unterstreichen – nicht ein Politiker, es sei denn, er spräche als Bürger, was Merz auf einem CDU-Parteitag aber ganz sicher nicht tut.

Hat Friedrich Merz also auch die Wähler der Alternative gemeint? Formaljuristisch läge der windige Herr damit richtig. Auch den Wählern der Alternative gehört die Demokratie und das in Sachsen und Thüringen mit Anteilen von womöglich bald 30 Prozent. Ein Mehrheitseigner ist die AfD damit nicht, aber sie ist, um im Bild zu bleiben, der größte Aktionär.

Nur hat Herr Merz das nicht so gemeint. Er sieht sich und die Partei-Oligarchie aus Christdemokraten, FDP, Grünen, SPD und Ex-SED als Eigentümer der Demokratie. Über die stillen Aktionäre, denen die Oligarchen ihre Macht bekanntlich überhaupt erst verdanken, schweigt er sich aus.

Mit dieser Haltung steht der CDU-Chef nicht allein da. Auch die Blauen fuchteln mit der Floskel immer mal wieder herum und vergessen, wenn sie von »dem Bürger« reden, der sich »seine Demokratie« zurückholen solle, daß zu den Bürgern eben auch jene zählen, die einen Links-Faschisten wie Bodo Ramelow wählen.

Wie auch nicht. Schließlich wurde insbesondere den Westdeutschen die Demokratie, bevor sie ihre wurde, geschenkt. Und auch von der friedlichen Revolution wissen die meisten Ostdeutschen ganz gut, daß sie zwar nicht nur ein Geschenk war, sondern auch gepackt werden musste – aber schließlich hätte es die Bescherung 1989 ohne die USA und Westeuropa niemals gegeben, denn ohne Panzer kommt man gegen Panzer nicht an - nicht einmal gegen russische.

Doch solange die Bürger diesen Besitz nicht als den ihren erkennen, bleibt sie zu Teilen Herrn Merzens Demokratie. Das weiß er, und deshalb kann er es auch so offen sagen. Das mag dann ehrlich klingen, ist aber undemokratisch.

Samstag, 1. Juli 2023

Der Traum von der düsteren Zukunft – Bemerkenswert ist, daß die, die sich als Aufgeklärte verstehen, noch immer überraschend sicher in der Gegenwart leben. Mittlerweile machen sie sich zwar Sorgen über die Zukunft mit Fachkräftemangel, abstürzenden Wirtschaften, moslemische Migranten, die sich keineswegs anpassen wollen; aber das sind alles Sorgen um eine Zukunft, die irgendwann, vielleicht, einmal eintritt. Und die Alternative für Deutschland macht ebenfalls Politik mit einer düsteren Zukunft, die sie nur in etwas dunkleren Farben ausmalt.

Es ist wie im März anno '43, als nach Stalingrad und Tunis der Krieg seine Richtung drehte und auf Deutschland marschierte. – Nur daß wir uns im Juni 1944 befinden und die Nacht längst hereingebrochen ist in den Alltag. Die Schulen werden nicht zusammenbrechen, sie liegen vor unseren Füßen darnieder. Die Fachkräfte werden nicht fehlen, sie fehlen heute und hier. Die Islamisierung droht nicht, sie ist längst Fakt. Oder was will man sagen, wenn 500.000 Gläubige aus der Katholischen Kirche austreten und die Leistung der Protestanten ihre verbliebenen Kirchen vom Konsum verdorbenen Kindern und ewig jungen Älteren öffnen? Wenn 40.000 Polizisten antreten müssen, um plündernde arabische und afrikanische Migranten in ihre Schranken zu weisen? – Albtraumartige Zahlen.

Wir befinden uns in einer angekündigten Zukunft, die für viele ein Traum ist. Allerdings ist es kein Traum von einer besseren Welt, wie bei Bedrohten, die der Gefahr nicht mehr ausweichen können und sich mit Zündhölzern weihnachtliche Wärme und einen Gänsebraten imaginieren. Wir schieben das Reale als Drohkulisse vor uns her, damit wir uns einreden können, realistisch zu bleiben und etwas zu tun. Wir bringen die Schulen ja voran – mit dem Verteilen von Geldern für bunte Kreideimitate und überdimensionalen Handys als Tafeln. Wir bekämpfen den Fachkräftemangel ja – mit dem Import von Klempnern und Programmierern aus der Sahel-Zone und dem Kongo. Wir stemmen uns ja gegen die Islamisierung – indem wir örtliche Hilfskräfte unterschiedslos aus Afghanistan nach Deutschland einfliegen.

Und indem wir von einer drohenden düsteren Zukunft träumend in der Gegenwart bleiben, kommen wir immer zu spät und stürzen gnadenlos ab. Das nenne ich Tagträume der besonderen Art, Wünsche zu erfüllen.

Freitag, 30. Juni 2023

Partei der schinkenspeckigen Leuchttürme – Sie hat es schon wieder getan. Und sie haben schon wieder so reagiert und herzlich gelacht über sie. Als die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock bei ihrem Besuch in Südafrika sagen wollte: »South Africa’s path to freedom has been a beacon of hope inspiring men and women around the world« verrutschte das beacon zum bacon und die Bild-Zeitung konnte titeln: »Speck der Hoffnung«.

Solche Versprecher passieren. Ich erinnere mich an eine Französin, die über ein Semester immer wieder aus »pingelig« »pinkelig« machte, an einen Ukrainer, der zur schädlichen Freude seiner Studenten zu Beginn jeder Vorlesung statt »Einführung« »Einlauf« sagte und sie ihm nichts sagten und ich fürchte die Kreiszahl, weil ich weiß, daß sie zwar geistig genießbar, aber sicher nicht süß ist und trotzdem ausgesprochen wird wie ein Kuchen. Als eine Studentin mich provokant fragte, wie man es aussprechen würde, retournierte ich: »Its a matter of taste.«

Annalena Baerbock hat »beacon« mit »bacon« verwechselt. Und natürlich hat sie sich den Spott des Netzes redlich verdient. Nicht wegen ihres Versprechers, sondern weil sie die arrogante Frechheit besitzt zu glauben, sie dürfe Deutschland international mit ihrem lausigen Englisch vertreten, statt einfach Deutsch zu sprechen und übersetzen zu lassen.

Die Lachenden trifft hingegen die fiese Bemerkung Adornos, manche – oder heißt es viele? – würden über einen Witz nur lachen, weil sie froh sind, ihn verstanden zu haben und ich wette, die meisten von ihnen kannten die Vokabel »beacon« bis gestern nicht einmal. So erleichtert vergessen sie, daß Baerbock auch uns, die wir schadenfroh lachen, im Ausland vertritt. Ihre Böcke fallen auf uns alle zurück.

Erst wenn Baerbock beim nächsten Parteitag die Grünen versehentlich als »Schinkenspeck der Hoffnung« bezeichnet, besteht keine Verwechslungsgefahr und wir dürften nicht nur lachen, sondern auch hoffen, daß sie dazugelernt hat. Aber diesen humorvollen Spott über ihre »Partei der schinkenspeckigen Leuchttürme« traue ich der agilen Möchte-Gern-Dame-von-Welt nun wirklich nicht zu.

Donnerstag, 29. Juni 2023

Fritz Mauthner – Der mit dem Wortzauber tanzt – Zwei Bücher begleiten mich seit langem, zunächst als knittrige Taschenbücher, später in leicht vergilbten, aber schwer in der Hand liegenden gebundenen Bänden: Die »Kritik der Sprache« und das »Wörterbuch der Philosophie« von Fritz Mauthner. Und auch wenn die Erscheinungsreihenfolge umgekehrt war, zog mich zunächst das Wörterbuch mit seinem frechen Beginn: »A = A« an. Da sind die ersten Worte der »Kritik« vordergründig beinahe etwas traditionell geraten: »Am Anfang war das Wort.« – Ein Bibelzitat.

Fritz Mauthner ist heute vor 100 Jahren gestorben. Wenige Tage später widmete ihm die Neue Züricher Zeitung eine ganze Seite für einen Nachruf. Dann wurde es still um den deutsch-österreichischen Freigeist, der die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg als Katastrophe erlebte, den Sprachkünstler, der scharfzüngig radikale Sprachkritik trieb. Seine jüdische Herkunft sorgte im Nationalsozialismus endgültig für Grabesruhe um sein Denken. Und während andere, denen es ähnlich ergangen war, dem Vergessen entkamen, verschwand Fritz Mauthner, der erste Sprachphilosoph des sprachphilosophischen Jahrhunderts, aus dem Gedächtnis der Zeit in die Katakomben kleiner sprachphilosophischer Zirkel und Liebhaber jener Momente, in denen die Sprache »feiert«, wie Wittgenstein einmal sagte.

Es erging Mauthner also schlechter als den beiden, die er besonders verehrte: Dem Verehrer eines kalten geometrischen Gottes Baruch Spinoza und dem schimpfenden Rohrspatz Arthur Schopenhauer, die nach Jahren der erduldeten Unbekanntheit beide ihren Willen bekamen und in die erste Reihe der Liebhaber der Weisheit aufstiegen. Um Mauthner ist es bis heute, wenn man die Tiefe und sprachliche Kunst seiner Werkes beachtet, merkwürdig still geblieben.

Hat er vielleicht zu viel des Guten gesagt, zu viel, als daß die denkende Menschheit es rezipiert? – Nach Martin Heidegger denkt jeder Denker nur einen einzigen Gedanken und das immer wieder. Und so auch Fritz Mauthner: Die Sprache ist das Gedächtnis des Menschen und auch der Menschheit. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Worte führen nicht zur Erkenntnis. Worte klären nicht auf. Im Gegenteil, der »Schlangenbetrug der Sprache« verführt und weist uns den Weg aus dem Paradies.

Die Sprache, das Gedächtnis der Menschheit. Wenn das so wäre, stünde es schlecht um die Bedeutung des Denkers, der im Deutschen Kaiserreich seine besten Jahre erlebte. Man muß den Begriff des Gedächtnis schon weiter fassen und sprachliche Schichten postulieren, die verschüttet werden und jederzeit wieder auftauchen können. In eine solche Schicht gehört das Werk Fritz Mauthners und aus jener dringt es immer wieder nach oben, etwa, wenn jemand über den ersten Eintrag im Philosophischen Wörterbuch stolpert: A = A.

Mauthner hat die Bedeutung der Sprache relativiert. Darin war er Wittgenstein um Jahre voraus, auch wenn der sich in seinem Tractatus ausdrücklich gegen einen Vergleich mit Mauthner verwehrt. Sprachkritik »nicht im Sinne Mauthner« lautet seiner kurzer Hieb gegen den Vordenker. Denn beide Denker sind sich so nah. Noch die berühmte Leitermetapher am Ende des »Tractatus« findet sich schon am Anfang von Mauthners »Kritik der Sprache« in jedem Detail. Wittgenstein war wohl zu sehr in Sorge, seinen einzigen Gedanke hätte bereits einer vor ihm gedacht und wies ihn weit von sich.

Weil Fritz Mauthner der Lieblingsbeschäftigung des Menschen – zu sprechen – eine veritable Abfuhr erteilte was die Möglichkeit der Erkenntnis betrifft, wurde er mit Vergessen bestraft. Und erst wenn sie merkt, wie recht er hatte, wird sie erkennen, daß Worte durchaus Erkenntnis bewirken. Nicht jedes. Aber zauberhaft und stringent formuliert, öffnet die Sprache – selten, sehr selten – Wege. Das wußte auch Mauthner:

»Nur einen einzigen Fall gibt es, in welchem Wort und Gedanke noch nicht zusammenstimmen nur einen einzigen Fall gibt es, wo wir das Wort zu unserem Gedanken erst suchen, weil wir es erst bilden müssen: das geschieht nur dann, wenn ein besonders gut veranlagter Kopf, wenn ein glücklicher Finder etwas Neues gesehen, etwas Neues entdeckt oder beobachtet hat, wenn er also den Schatz der ererbten und erworbenen Erfahrungen durch ein Apercu zu bereichern im Begriff steht. Dann freilich knüpfte er die Erinnerung an die neue Beobachtung oder die neue Entdeckung an ein Wort sei es durch Lautwandel oder Bedeutungswandel, das heißt an ein neugebildetes oder an ein bekanntes Wort. Dann ist aber unser Erkenntnis der Wirklichkeiten zunächst bereichert worden; die Erinnerung daran bereichert mit einem Schlag das Denken und die Sprache.«

Mittwoch, 28. Juni 2023 (nachmittags)

Politischer Ekel, »rückgängig gemacht« – Eigentlich bin ich sparsam mit Worten wie Hass und Abscheu oder auch Ekel, insbesondere in politischen Zusammenhängen. Man sollte den politischen Gegner – Carl Schmitt hin, Carl Schmitt her – nicht wie einen Erzfeind hassen. Aber manchmal lässt es sich schwerlich verhindern und einen kurzen Moment widert das Gebaren der anderen an. So auch jetzt, wenn das Landesverwaltungsamt, ein, wie der Name sagt, Amt der Landes Thüringen, das, wie der Name nicht sagt und auch nicht vermuten lässt, vom links-faschistischen Ministerpräsidenten dirigiert, die Sonneberg-Wahl vom Sonntag überprüfen lassen will.

Geht es noch? Hat die Linke so wenig Sinn für Politik, daß sie den Innenminister nicht zurückpfeift?? Hat der entsprechende Minister der SPD seinen letzten funktionierenden Hirnlappen versoffen, daß er auf einem Silberteller serviert der AfD dieses Präsent macht??? – Denn egal wie das Verfahren ausgehen wird: Die AfD gewinnt in jedem Fall. Und diesmal nicht nur den Landrat, sondern zudem politisch.

Wird die Wahl rückgängig gemacht mit dem Hinweis, der Kandidat, den der Kreiswahlleiter vor der Wahl geprüft und zur Wahl zugelassen hat, stehe nicht auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung, abgesägt von einer links-faschistischen Landesregierung, die durch keine Wahl bestätigt worden ist, weil die Polit-Oligarchie aus links-liberal-grünen Christdemokraten freie Landtagswahlen fürchten wie der Teufel das Weihwasser, wird Sesselmann abgesägt, dann ist nur eines sicher: Der folgende AfD-Kandidat wird nicht über 52 Prozent, sondern an die 60 Prozent der Stimmen einfahren, denn eine höhere Wahlbeteiligung bedeutet eben keineswegs weniger Stimmen für die politische Rechte, sondern eher mehr. – – Und wird er nicht abgesägt, kann sich die AfD auf ein Landesverwaltungsamt in Thüringen berufen, um den Vorwurf abzuwehren, sie sei eine im Grunde verfassungsfeindliche Partei, die versucht, die Macht zu ergreifen.

Die AfD, die ich erlebt habe, war sicherlich im besten Sinne des Wortes rechts. Sie war aufmüpfig. Sie war – leider – in vielen Teil auch ungemein dumm. Aber so verfassungsfeindlich wie Linke, Grüne und Teile der Sozialdemokraten es sind, war sie sicherlich nicht und so dumm wie die Regierenden Linken und Sozialdemokraten in Thüringen schon gar nicht.

Sofort ist der Ekel verflogen. Denn Trottel ekeln nicht an, sie reizen zum herzlichen, befreienden Lachen, wenn sie zum »Marsch der Narren« antreten, die vereint ihre Macht mit allen Mitteln verwenden, sich zu entmachten.

Mittwoch, 28. Juni 2023

Freiexemplare – Wer freute sich nicht, ein Freiexemplar zu erhalten. Vom Verlag. Vom Autor. Am besten persönlich frisch auf den Tisch. Der Stolz in seinen Augen im Moment der Überreichung läßt sich neidlos ertragen, weil der spendable Geber sein Werk verschenkt, also eigentlich gratis feilbietet, als fände er in Wirklichkeit keine Käufer. Nietzsche schickte jedem seiner Freunde immer umgehend ein Freiexemplar und sein Verleger verkaufte zunächst nur wenige Bände. Doch allein der Gedanke, die »Genealogie der Moral« vom legendären Denker überreicht zu bekommen, läßt geistige Luftsprünge machen.

Alle Geschenke sind giftig. Als ich überlegte, bei einem Autor nach einem Freiexemplar anzufragen, vielleicht um Geld einzusparen, vielleicht um ihm ein wenig zu schmeicheln, entschied ich mich für den Kauf. Denn was wird er denken, wenn ich nicht einmal bereit bin, ein klein wenig in die Tasche zu greifen, um das gute Stück zu erstehen?

Nun führt Stolz umgehend zu Erblindung. Und wahrscheinlich macht Liebe nur deshalb blind, weil wir stolz sind auf die Geliebte. Der Autor wird also kaum etwas merken und sich über meine meiner Sparsamkeit geschuldete Nachfrage freuen.

Ich habe mich trotzdem entschieden, das Buch zu bestellen und mit hart verdientem Geld zu zeigen, was es mir Wert ist. Nicht für den Autor, sondern für mich und mein Regal. Der Preis für ein Buch verleiht ihm ja bereits eine Art Mindestgewicht. Das macht die eigenen Freiexemplare zu Leichtgewichten auf jedem Regalbrett. So sehr sie auch Eindruck zu schinden versuchen, stehen sie dort wie Leergut, das nicht eingelöst werden darf und nur die eigene Eitelkeit verhindert den letzten Gang zur blauen Tonne. Und verkaufen, ein Geschäft machen mit den Freiexemplaren, ist dem Autor verboten. Er muss sie verschenken.

Dienstag, 27. Juni 2023

Der Osten ist der alte Westen – Nach der für die Alternative für Deutschland erfolgreichen Wahl in Sonneberg, steht Westdeutschland Kopf. Und wenn ich auch nicht weiß, welche Mitglieder AfD in Zukunft Nazis werden – aber einige Grüne sind es in Wort und Geist sicher schon heute. Oder wie möchte man es denn nennen, wenn der Bundessprecher der Grünen Jugend die AfD-Abgeordneten pauschal zu den »Hunden des Bundestags« erklärt? – Dieser Tiervergleich, den die NZZ einen »Tiefpunkt der Entmenschlichung« nennt, ist Lingua Tertii Imperi, Sprache des Dritten Reichs.

Und so ist Grün nicht nur das neue Braun – die Grünen stehen auch für das neue Westdeutschland. »Schäm dich, Sonneberg«, plärrt einer ihrer Abgeordneten, »schäm dich, Ostdeutschland.« Dort, in der Zone, haben die Bürger anders entschieden als es Politiker und Medien passt und dafür müssen sie jetzt Hetztiraden ertragen, Hetztiraden aus dem Westen. Sie basieren auf einem einfachen Dreisatz: Der Osten wählt Blau, Blau ist autoritär, also sehnt sich der Osten nach autoritären Verhältnissen. Daß die Ostdeutschen gerade den dröhnenden Westmedien und den herrschenden Parteien eine lange Nase gezeigt, also ganz und gar anti-autoritär abgestimmt haben, stört dabei offenbar keinen, auch wenn es offensichtlicher nicht sein könnte.

Überhaupt der Osten und Autoritäten. Vor einiger Zeit saß ich in Jena an der Saale und am Nebentisch unterhielten sich drei ältere Herren – ja, und weiß waren sie ebenfalls – in einer Wortwahl, die auffällig war und wohl auch sein sollte. Irgendwann lehnte ich mich hinüber und sagt: »Wenn Sie so in Berlin reden würden, hätte sie den Staatsanwalt am Hals.« Sie stutzten und fragten: »Warum?« – Ich lachte nur und ergänzte: »Sie wissen ganz gut warum.« Und sie strahlten.

Nach dem dann folgenden Gespräch, in dem sie von der Nachkriegszeit erzählten und davon, daß die Russen Angst, Gefahr und Gewalt bedeuteten und die Amis Schokolade, in dem sie über ihr Leben in der DDR ohne Wehmut berichteten und über die aktuelle politischen Lage so offen redeten, wie ich es öffentlich schon lange nicht mehr erlebt hatte, blieb ich noch eine Weile bis hinter mir ein Zug vorbei fuhr und ich dachte: Da bin ich diese Strecke an der Saale entlang zu Teilungszeiten oft mit dem Interzonenzug von Berlin nach München gefahren, habe aus dem Fenster geblickt und mich an der vorbeiziehenden Landschaft erfreut und nun finde ich ausgerechnet hier, mitten in Ostdeutschland mein altes Westdeutschland wieder.

Jenes Westdeutschland, in dem es sich frei reden ließ. Zwar zogen immer wieder einmal politische Gewitterwolken auf und die Fünfziger Jahre mögen nicht die Siebziger gewesen sein. Aber das Land war noch nicht vom links-grünen ideologischen Nebel verhüllt mit Sprachvorgaben und Denkverboten, Ideenarmut und Humorlosigkeit, Selbstüberschätzung und moralischen Großmäuligkeit.

Dieses, mein Westdeutschland gehört der Vergangenheit an. Das ist traurig. Aber dafür gibt es Ostdeutschland mit seiner Aufmüpfigkeit und seiner Renitenz, seinem Sinn fürs Antiautoritäre und für die Wahrheit, mag sie auch noch bitter sein. In dieses Ostdeutschland hat sich das alte Westdeutschland allmählich verzogen. Und so sind die Ossis in verneinender Geste zu den alten Wessis geworden, ob es ihnen gefällt oder nicht. Der Geschichte ist es egal. Indes Hegel hätte seine Freude gehabt. Ich jedenfalls habe sein stilles dialektisches Lachen bis zur Saale gehört.

Montag, 26. Juni 2023

Schwarmpropaganda – Nein, es gibt keine Zentrale für Propaganda. Aber Politik und Medien reagieren auf Umfragewerte als wären es tatsächliche Wahlen. Und dieser Takt gibt vor, wer worüber redet und was berichtet.

Momentan wird nach allem gegriffen, was sich gegen die Alternative finden lässt und dabei ist kein Blödsinn zu blöd, kein Unsinn zu leer, keine Falschheit zu falsch um geschrieben zu werden. Zielgebiet: Ostdeutschland, speziell der Ostdeutsche, der AfD wählt. Die Munition stammt aus dem Mund eines Briten, der Deutsch lernen will und sich nebenbei in Historie übt, ein gewisser Mister Hawes.

Indes macht auch die WELT aus einem britischen Germanisten keinen Kenner der deutschen Geschichte. Sonst wüßte der, daß Mitteldeutschland vor 100 Jahren nicht mehr NSDAP gewählt hat als andere Teile des Landes. Im Gegenteil: In Sachsen und Thüringen wurden 1923 die ersten Koalitionen aus SPD und KPD gebildet und von der Berliner Reichsregierung umgehend gewaltsam abgesetzt – neudeutsch: Die Wahlen wurden rückgängig gemacht. Der Germanist wüßte auch: Hitler kam keineswegs aus dem Osten, Goebbels aus Rheydt, das liegt sehr tief im Westen, Göring stammte aus Rosenheim, von dem nur Beckenbauer nicht wußte, wo es liegt und Himmler aus München, Eichmann aus Solingen im heutigen Nordrheinwestfalen und Rudolf Höß, der Kommandant von Auschwitz, aus Baden-Baden. Schließlich hätte ein Blick auf die Karte mit den Stimmanteilen der Parteien bei den letzten freien Wahlen in Weimar 1933 ihm verraten, daß im Gebiet der fünf ostdeutschen Länder die NSDAP relativ schwach war. Aber vielleicht verwechselt der Brite – ähnlich wie die Piloten der Royal Air Force – die Gebiete jenseits der Oder mit dem heutigen östlichen Deutschland.

Peinliches Ossi-Bashing in einer früher einmal gar nicht so schlechten Zeitung, die heute Schwarmpropaganda betreibt. Verschwendete Lebenszeit, wenn man ernsthaft erwartet, die würde sich irgendwann bessern. Lebenszeit, die man gewinnt, wenn man darauf verzichtet, sie zu lesen.

Sonntag, 25. Juni 2023

Nicht mal einen richtigen Putsch – Bekommen denn diese Russen nichts auf die Reihe? – Putin schafft es nicht bis in die Innenstadt von Kiew und anschließend lässt er sich von der Armee eines sterbenden Staates, so die Worte des Präsidenten, einen großen Teil des Eroberten wieder entreißen. Und nun bläst sein ärgster Konkurrent, Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, keine 48 Stunden nachdem er lauthals begonnen hat, seinen Putsch wieder ab. Nicht einmal einen richtigen Putsch bekommen die hin.

Mehr und mehr und durch und durch erweist sich das Staatsgebilde an der Ostgrenze Europas als der Papiertiger, der er immer schon war. 1905 - Der verlorene Krieg gegen Japan im ersten Waffengang zwischen einem ostasiatischen und einem europäischen Land. 1917 - Der verlorene Erste Weltkrieg gegen ein zugleich gegen die Westmächte kämpfendes Deutschland. 1989 - Der verlorene Krieg in Afghanistan. Noch einmal 1989 - Der verlorene Kalte Krieg gegen die Vereinigten Staaten im Verein mit Mittel- und Osteuropa.

Allein der Sieg im Zweiten Weltkrieg mit Hilfe US-amerikanischer Materiallieferungen ließ den Eindruck entstehen, es handele sich um einen wirklich gefährlichen Gegner. Ein militärischer Popanz war es, ein militärischer Popanz ist es geblieben.

Wirkungsvoll waren die Bilder von russischen Panzern, die wunde und waffenlose Zivilisten bedrohen: Berlin, Budapest, Kaunas, Prag. Sie sind es, die dem Russenreich Macht und Einfluss verliehen und noch immer verleihen. Und was die Bilder von Panzern vor einem halben Jahrhundert sollen die im Wochentakt ausgestoßenen Drohungen mit Atomsprengköpfen in diesen Tagen erreichen. Das Prinzip russischer Staatsmacht, die Bedrohung des Bürgers mit willkürlicher, nackter Gewalt, wird zum Prinzip außenpolitischer Macht, verehrt von den Rückgratlosen und denen, die es nachahmen wollen mit sich an der Macht.

Prigoschin ist einer von ihnen, ebenso luftig und zugleich elend brutal wie sein Bruder im Geiste Ramsan Kadyrow. Die Putin-Versteher zählen gleichfalls dazu, Machtmenschen mit einem Sensorium für die Feigheit der Menschen und ihre tief verankerten Ängste. Im Vergewaltiger hat dieser Menschenschlag seinen Prototyp ausgebildet: Brutal und mit schlechtem Gewissen. Immer bereit, Gewalttätigkeit durch Sentimentalität wie Nettigkeit erscheinen zu lassen.

Samstag, 24. Juni 2023

Nach Moskau! Nach Moskau! – Seit Wochen wartet die Welt auf die Offensive der Ukraine gegen die russische Invasionsarmee. Und nun das! Die erfolgreichsten und härtesten Kämpfer der Russen, die Wagner-Söldner von Jewgeni Prigoschin kehren sich gegen Präsident und Kriegsherr Wladimir Putin. Im Süden haben sie Rostow am Don in ihrer Hand, Militärkonvois sind auf dem Weg nach Moskau.

Entscheidend wird sein, welche Truppen Putin zwischen sich und den heranrückenden aufständischen Verbänden aufstellen kann. Da man davon ausgehen muß, daß der Großteil regimetreuer Soldaten in der Ukraine kämpft, befindet sich Putin in der misslichen Lage, seine Herrschaft vor Prigoschin nur mit zumindest einem Teilabzug aus dem Nachbarland retten zu können. Und gehen werden die für schnelle mobile Einsätze tauglichen, also die schlagkräftigen Truppenteile. Die aber befinden sich in der taktisch schlechten Lage hinter Prigoschins Truppen. Sie müssen, um Putin zu helfen, an diesen vorbei, bevor sie Moskau erreichen.

Oder würde Putin in seiner Not den Einsatz taktischer Nuklearwaffen gegen die Wagner-Truppen erwägen? – Auch wenn nichts mehr auszuschließen ist, wohl eher nicht.

Für Kiew könnte sich die Lage kaum günstiger entwickeln. Denn die russischen Soldaten befinden sich nunmehr zwischen zwei Fronten: Vorne ein entschlossener ukrainischer Gegner und hinten eine unsichere russische Heimatfront. Wie sie sich bei einem konzentrierten Angriff verhalten, insbesondere wenn die besseren Truppenteile erst weg sind, darüber braucht man nicht lang spekulieren. Setzt die Ukraine dann auch noch umfassend westliches Kriegsmaterial gegen ohnehin geschwächte Russen ein, wird sich der Krieg in der Ukraine für Russland zu einem Desaster erster Ordnung entwickeln.

Genau nach einem Jahr und vier Monaten geht der Ukraine-Krieg in eine neue Phase, die am 24. Februar 2022 wohl niemand vorhersehen konnte – und es stellt sich zum ersten Mal ernsthaft die Frage, welcher Staat eigentlich im Sterben liegt – Russland oder die Ukraine?

Der schnelle Tod der »Titan« – Tage hat ein U-Boot die Welt in Atem gehalten. Fünf Menschen, die in einer Nußschale zum Wrack des ungebremsten technologischen Optimismus hinabgetaucht sind, der vor 111 Jahren im Nordatlantik gesunkenen »Titanic«. Es ist sicher: Sie sind alle tot.

Nur in einem sind sich die, die professionell kommentieren, einig: Es war ein schneller Tod. In einigen Sekunden, in Millisekunden wurde die »Titan« zerquetscht. Sie implodierte. Die Neugierigen, die den Sarg von so vielen beäugen wollten, hätten vom Wassereinbruch nicht einmal etwas gemerkt. Wer will, kann sich vorstellen, was zu kurz für eine Vorstellung ist. – – »Gluck, weg war er!«, ging einmal ein kurzes Spaßgedicht »Vom Taucher«. Wir haben gelacht.

»Sie haben nicht gelitten.« – So lauten die tröstenden Worte von Experten des Sterbens für die, die den Toten angehört haben. Es ging ja so schnell.

Auf der »Titanic« wurde länger gestorben. Und wiederholter in sentimentalen Filmen und eiskalten Büchern. Schließlich begab man sich auf den Meeresgrund, dort wo der Tod liegt, und in Lebensgefahr, um dem Tod möglichst nahe zu kommen.

Und nun das: In einer Millisekunde ist alles vorbei. Wer wird das wollen? – Nur jemand, der nicht wirklich weiß, daß er sich nach dort hinabgleiten lässt in der Hoffnung, wenigstens einen kurzen Blick ins Totenreich werfen zu können. Einen einzigen Blick, für den er alles riskiert, auch sein Leben und das seiner Kinder.

Und nun ist alles in einer Millisekunde vorbei. Der Kippunkt im menschlichen Leben huscht nicht einmal vorbei, er wurde verpasst; augenblicklich ist es Dunkel wie in 4 Kilometer Tiefe am Boden des Nordatlantik. Auf die fraglichste Frage fehlt eine Antwort. Unsere wesentlichste Neugierde wurde vom Wasser verschluckt. Und das soll ein Trost sein?

Freitag, 23. Juni 2023

Leugnung des menschengemachten Klimawandels – Verbote verweisen fast immer auf schwindende Macht über die Realität. Und wenn eine Christdemokrat in einem parlamentarischen Schlagabtausch mit der Alternative ein Verbot fordert für das öffentliche Bestreiten des menschengemachten Klimawandels, dann verrät er im Eifer des Gefechts eine Wahrheit, auch wenn er die Forderung schnell wieder kassierte, nämlich die Wahrheit, daß er und viele seinesgleichen zum einen verbieten möchten, was ihnen nicht ins Machtkonzept paßt und zum anderen, daß er mit anderen Sichtweisen auf den Klimawandel als seiner nicht mehr konfrontiert werden möchte. Er will zur Realität erklärt wissen, was nicht sicher nachweisbar ist, wie ihm jeder Wissenschaftler, der sein Geld wert ist, bestätigen dürfte. Er will die Realität so machen, wie er sie sich wünscht.

Nicht zufällig wählt der Politiker die Wendung »Leugnung des menschengemachten Klimawandels«. Unausgesprochen schiebt er so das von ihm ausgesprochene mögliche Verbot bereits zu einem Paragraphen, unter den es zukünftig fallen soll: Volksverhetzung. Denn dort, im Paragraph 130, befindet sich bereits die umstrittene Wendung, daß, wer eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung »billigt, verherrlicht oder rechtfertigt«, kurz »Leugnung des Holocaust«.

Mit dieser im freudschen Sinne Verschiebung wird einmal mehr deutlich, woher die angestrengte Propaganda fürs Klima denn kommt: Aus einer zweiten Verschiebung. Der Klimaretter sieht einen Völkermord vor sich, dessen Opfer er ist und der nun von den Tätern geleugnet werden soll. Und aus dieser imaginierten Rolle bezieht er sein Recht, sich über jedes Recht stellen zu dürfen.

Einmal mehr zeigt sich, wie Ereignisse der Vergangenheit die politische Zukunft uns in Gegenwart zu Getriebenen machen, derweil wir uns als Handelnde oder gar als Aktivisten interpretieren. In parlamentarischen Schlagabtäuschen kommt, wie in einer psychoanalytischen Sitzung, das politische Unbewußte plötzlich und nur für einen kurzen Moment an die Oberfläche des politischen Bewußtseins.

Auf beiden Seiten! Schließlich begann der Disput mit Plakaten der Alternative auf denen es hieß: »Keine Heizung ist illegal«. – Ein mehr als deutlicher Hinweis auf den Slogan der Flüchtlingsindustrie: »Kein Mensch ist illegal«. Eine weitere Verschiebung, die auszudeuten nicht allzu schwerfallen sollte. – Bemerkenswert, was billige Rhetorik alles ans Licht bringt.

Donnerstag, 22. Juni 2023

Das Sein bestimmt das Wahlverhalten – Ja, den Grünen ist es gelungen, zwei christliche Grundbegriffe zu kapern: Gerechtigkeit und die Liebe zum Nächsten. Und Nein, dieser Coup hilft ihnen momentan nicht mehr.

Marx hatte etwas tiefer geblickt als Gramsci und den materiellen Boden der Herrschaft betont. Und der ist in den letzten Jahren arg erodiert. Schon sind die ideellen Grundlagen nicht mehr so wichtig. So ziemlich jede kulturelle Hegemonie schmilzt mit steigenden Inflationsraten weg.

Weil die materielle Grundlage den Bürgern gesichert erschien, wählten sie grün, denn das Ideelle konnte im Vordergrund stehen, das Materielle stand nicht zur Debatte. Weil die materielle Grundlage nun schwindet und das Materielle sich in den Mittelpunkt schiebt, wählen sie jetzt nicht mehr grün. Deshalb gewinnt die Alternative hinzu, die sich doch gerade auf kulturelle Werte bezieht.

Mittwoch, 21. Juni 2023

»Sprechen Sie kein Englisch?« – Bleiben wir, auch wenn es schwerfällt, gelassen. Denn daß im Jahre 2023 ein Talk-Show-Moderator die sexistische Unverschämtheit besitzt, auf unwürdige Weise die Glaubwürdigkeit einer Frau anzuzweifeln, die mit vor ängstlicher Aufregung zitternder Stimme von der Übergriffigkeit arabischer Männer berichtet, ist tatsächlich unglaublich. Und das alles zur besten Sendezeit in einem Zwangs-Bezahlsender des staatlichen Rundfunks.

Nun darf unter dem Titel »Hart aber fair« kein Zuckerschlecken erwarten, aber Fairness. Und die erfuhr die Nachwuchspolitikerin der Christdemokraten Lisa Schäfer keineswegs, nachdem sie es gewagte hatte, ein Thema anzusprechen, von dem jeder in Deutschland weiß, daß es besteht: Der teilweise hemmungslose Sexismus arabischer, türkischer und afrikanischer Männer. Zweimal hob die junge Frau an, um zu sagen, was öffentlich zu sagen sich kaum jemand traut: »Wenn ich durch Brennpunktstrassen in grösseren Städten laufe und mir junge Männer, deren Sprache ich teilweise nicht mal verstehe, Sprüche hinterher rufen. Da entsteht schon ein Gefühl der Unsicherheit.« Zweimal!

Und dann fragt Louis Klamroth, dieser TV-Auswechselspieler des ÖRR, nach: »Sprechen Sie kein Englisch?« – als wüßte der nicht, wer von Frau Schäfer gemeint war. Und als dem öffentlich-rechtlichen Sexisten noch eine weiterer Gästin beisprang mit dem indirekten Hinweis, sie lebe in Neukölln und ihr passiere das nur auf dem Oktoberfest, war die junge Frau rhetorisch erledigt, das Thema arabischer Sexismus mal wieder vom Tisch.

Dieser kleine Skandal verlangt nach einer Erklärung. Nicht für die Schweigsamkeit der öffentlich-rechtlichen Medien. Nein, für das Verhalten des Moderators und seiner Beispringerin. Was bewegt beide, hartnäckig die Realitäten zu leugnen, von der praktisch jede Frau in Deutschland weiß?

Zumindest was den Ersatzspieler betrifft, ist die Erklärung recht einfach: Er verteidigt mit den Arabern seinen eigenen Sexismus. Sie benehmen sich so, wie er sich gerne benehmen würde, aber nicht traut: Eine Frau niedermachen, die von Gewalt gegen sich öffentlich redet. Eine Frau öffentlich unglaubwürdig machen, indem man ihr dumme Fragen stellt. So wie sie einem Vergewaltigungsopfer gelegentlich nach der Tat gestellt werden, damit sie die schaurige Verletzung der Scham noch länger spürt. Und das zur besten Sendezeit. – Daß dieser Mann die Knopfaugen einer Luisa Neubauer schätzt, glaubt wohl jeder sofort.

Doch während die arabischen Männer wenigstens ihren kulturellen Hintergrund als Erklärung anführen können, hat Louis Klamroth nur eine Erklärung zu bieten: Die bei einigen Männern offenbar unausrottbare Verachtung für Frauen. Wie diesem widerlichen Trieb beizukommen ist, kann ich nicht wirklich sagen. Vielleicht könnte ein Spaziergang durch Neukölln im Kostüm einer Transe mit seiner Beispringerin im Schlepptau helfen. Auch wenn ich fürchte, daß dieser unverbesserliche Herr sich darauf zurückziehen wird, er wüßte ja nicht, was die Araber hinter ihm rufen. Nur weil man insgeheim wünscht, sich wie der letzte Sexist benehme zu können, kann man schließlich nicht gleich Arabisch.

Dienstag, 20. Juni 2023

Wunderwaffe Einwanderungsrecht – Es heißt ja immer, wir könnten uns die vergangenen historischen Ereignisse nicht vorstellen. Falsch! Das neue »Einwanderungsgesetz« der Regierung versetzt jeden mit ein wenig Vorstellungsvermögen sofort in die Tage im Juni 1944 zurück. Die Alliierten waren zwei Wochen zuvor in der Normandie gelandet und der Krieg nach allen Regeln der Kriegskunst für Deutschland verloren. Nur sah das in Berlin niemand ein und jeder machte, bei häufig besserem Wissen, so weiter wie bisher. Man hatte ja noch Wunderwaffen im Köcher.

In diese Kategorie gehört das »Einwanderungsgesetz«, von dem behauptet wird, es sei das modernste, also eine Art V1 und V2, ein Doppelwumps gegen den dramatischen Fachkräftemangel in vielen technischen Berufen und ganz zuerst bei den Ausbildern, nicht zuletzt den Lehrern. Einwanderer aus aller Herren Ländern sollen es richten.

Im Pflegebereich mag das noch gehen, sofern Dahinsiechende betreut werden sollen, denen bereits die Sprache aus dem Zentrum ihrer Seele gerutscht ist. Als Ausbilder taugte keiner von ihnen und als Lehrer in einer normalen Schule schon gar nicht. Im Gegenteil, sie werden selber einen Ausbilder brauchen, der ihnen zunächst einmal Deutsch beibringen muss. Das Angebot an Lehrern wird demnach noch knapper, die Lage auf dem Lehrermarkt noch schlimmer werden.

Somit ist das Beste an dem neuen »Einwanderungsrecht«, von dem die Regierung als dem »modernsten« schwärmt, daß es einmal mehr die eigentliche Absicht dieser Regierung dokumentiert: Sie will in ihrer Verzweiflung noch mehr Fremde aus fremden Kulturen nach Deutschland holen. Denn Einwanderungsrecht meint wörtlich übersetzt Recht auf Einwanderung. Zumal es nicht nur bei den Fachkräften und deren »Kernfamilie« bleiben soll, sondern auch die Eltern nachziehen dürfen, wie ein Regierungsvertreter betonte. Wer wird den Kindern der Fachkräfte die deutsche Sprache beibringen? Von welcher Rente leben die Eltern der Eltern der Kinder dieser einen einzigen Fachkraft? Das wird wohl auf immer das Geheimnis der Heeresleitung im Kanzleramt bleiben, die sich von ihren Wunderwaffen eine Wende im wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands erhofft.

Montag, 19. Juni 2023

»Wir verändern Deutschland!« – Hitler-Vergleiche sind fast immer rhetorisch gemeint und damit fast immer schlecht. Sofern es aber nicht um die Verbrechen im Reich der niederen Dämonen geht, sondern um Motivation in der Politik, fördern solche Vergleiche mitunter individuelles Unbewußtes ans Licht. Und der stolze Ruf »Wir verändern Deutschland«, verrät gleich eine ganze Reihe von Motiven, die wahrscheinlich nicht einmal den Protagonisten wirklich klar sein dürften. Nur seltsam, daß der ausgebildete Philosoph Robert Habeck das nicht weiß. – Oh, dieser Fachkräftemangel.

Robert Habeck hat mit seinem »Wir verändern Deutschland« die Mitglieder seiner Partei auf die vorgegebenen Linie gebracht. Sie sollen kompromissbereit sein und werden mit einem Machtvöllegefühl irgendwo in der Magengegend belohnt. »Wir verändern Deutschland«. Habecks Parteikollegin Göring-Eckhardt hat sich einmal ähnlich geäußert: »Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich darauf!« Und dann hat sich eben auch Adolf Hitler ähnlich geäußert:

»Gebt mir vier Jahre Zeit, und Ihr werdet Deutschland nicht wiedererkennen!« tönt es nach 1933, obgleich der frisch ernannte Reichskanzler Ende Januar lediglich festgestellt hatte: »Nun, deutsches Volk, gib uns die Zeit von vier Jahren, und dann urteile und richte uns!« Als wolle der Diktator sich demokratisch legitimieren. 1937, nach den ersten vier Jahren, hieß es: »Vier Jahre sind vergangen seit dem Augenblick, da die große innere Umwälzung und Neugestaltung, die Deutschland seitdem erlebte, ihren Anfang nahm.« – »ausschließlich von deutschen Volksgenossen geleitet und gestaltet«.

Ähnliche Worte, ein ähnlicher Duktus, und ein ähnliches Motive – einige sind nur in die Politik gegangen, weil sie anderswo nichts mehr ändern können; wenigstens glauben sie es. Abgewiesene Künstler, abgebrochene Studenten irgendeiner Geisteswissenschaft, Schüler ohne Abschluss, Philosophen mit überzogenen Zielen.

Daß die Inhalte nebensächlich, beinahe belanglos und mit Sicherheit austauschbar sind, ergibt sich von selber. Die Diskussion über Wärmepumpen und frankensteineske Geschlechtstransformationen könnte man sich also eigentlich sparen. Die Grünen würden ein anderes Thema für sich entdecken. Hauptsache es glitzert und ist bunt und verspricht Veränderung an Haut und Haaren. Das ist das Ergreifende an der Machtergreifung und widert zu viele Bürger an, die später Opfer der Veränderung werden.

Sonntag, 18. Juni 2023

Unter den Blinden sind die Grünen König – Zu den gängigen Stereotypen des politischen Alltags in Deutschland gehört, die Grünen als Vertreter gebildeter Schichten zu sehen. Herr Habeck zählt wie selbstverständlich zur Zunft der Intellektuellen und unterstützt diese Sicht durch sein ganzes Gehabe, das immer im von-oben-herab Erklärerton bleibt. Selbst Ricarda Lang wird in den Medien als intellektuelles Mittelgewicht dargeboten, ebenso Claudia Roth.

Diese Wahrnehmung vieler Bürger erleichtert es der Partei, mit ihren gerade einmal 14 Prozent Stimmen im Bundestag, die anderen politischen Parteien vor sich herzutreiben. Die Vorschläge der Grünen können noch so absurd sein – sie werden gehört und diskutiert, weil ihr Personal sich eloquent ausdrücken kann und Journalisten oder die Talk-Show-Tanten der deutschen Rundfunkanstalten sie höchstselbst im Notfall aus der rhetorischen Patsche bugsieren.

Diese Sicht setzt sich fort zu den Aktivisten, egal welche Klimagruppe man nimmt. Selbst die offensichtlich gestörte Greta Thunberg, die von Naturwissenschaften wahrscheinlich noch weniger versteht als Luisa Neubauer, wurde wie eine Masterstudentin kurz vor ihrem Abschluss gehandelt und kam damit durch. Und man kann sich nur wundern. Denn die Realität zeigt eine Riege von überwiegend inkompetenten Figuren, die als Sklaven für keinen Herren eine Zierde wären, um Aristoteles zu zitieren und deren Parteivorsitzende nicht merken will, wie peinlich es ist, auf einem Parteitag die schlechten Umfragewerte mit den folgenden Worten zu kommentieren: »Wir werden nicht zurückgehen in die Nische, wir werden genau jetzt in die Breite gehen«. Das Netz hat getobt.

Daß es dem grünen Personal trotzdem gelingt, intellektuell zu erscheinen, hat einen einfachen Grund: In allen anderen Parteien sieht es aktuell ähnlich oder noch schlimmer aus. Das merkt, wer Fotos vergangener Bundesminister neben die Amtierenden hält. Dabei macht Robert Habeck noch die beste Figur, jedenfalls so lange er schweigt. Doch letztendlich möchte man auch ihn nicht neben Ludwig Erhard, Karl Schiller oder Helmut Schmidt stellen. Während man sich Frau Lang im Vorstand einer Partei durchaus neben Peter Altmaier vorstellen kann. Sie bewegen sich auf einem intellektuellen Niveau.

Bisher sah es so aus, als seien die Grünen gebildet, während die anderen nicht einmal den Anschein erweckten. Das ändert sich gerade, wie die Demontage des Robert Habeck dokumentiert. Und das ist der Grund, warum die Grünen, dieses Kunstprodukt staatlicher Medienmacht, in den Umfragen und bei den letzten Wahlen nach unten durchgereich werden.

Das ist ja das schöne an der Realität: Früher oder später widerlegt sie jede noch so galant vorgetragene Ideologie. Wo dem Naturwissenschaftler, wie Karl Popper es einmal drastisch formulierte, schlimmstenfalls das Labor um die Ohren fliegt, jagen in einer Demokratie die Wähler den Versager bei den nächsten Wahlen vom Hof, oder in den Worten der verängstigten GrünenVorsitzenden: Zurück in die Nische. Dort wirkt man dann nach außen allerdings wiederum intellektuell.

Samstag, 17. Juni 2023

Siebzehnter Juni

Tag eines kurzen, hilflosen Aufstands.
Tag, an den sich alle erinnern.
Tag, an den sich keiner erinnert.
Tag, an dem Deutsche sich hart widersprechen.

Ostdeutsche, bereit für ihre Freiheit Opfer zu bringen.
Ostdeutsche, die nicht um des Weltfriedens willen still halten wollen.
Ostdeutsche, die nicht unterstützt werden können.
Ostdeutsche, im Stich gelassen von Deutschen im Westen.

Westdeutsche, die hilfslos zornig zusehen werden.
Westdeutsche, für die jeder weitere Widerstand noch zweckloser ist.
Westdeutsche, die auf den steigenden Blutzoll verweisen.
Westdeutsche, die mögliche eigene Opfer beklagen.

Schließlich ein westdeutscher Feiertag als Pflaster
Des Trostes für ostdeutsches Leiden
Unterfüttert mit Fresspaketen am Erntedankfest.

Dann ein zweiter Tag der deutschen Einheit im Herbst.
Zwei verwunschene Tage des Nichterinnerns
An einen kurzen, hilflosen Aufstand.

Kommt bald ein dritter hinzu?
Ein Tag, an dem Deutsche sich hart widersprechen?

Westdeutsche, die nicht wieder hilfslos zornig zusehen wollen.
Ostdeutsche, die wissen, wie zwecklos jeder weitere Widerstand ist.
Westdeutsche, die nicht wissen, was im Stich gelassen werden bedeutet.
Ostdeutsche, die es wissen sollten.
Westdeutsche, die zu höheren Opfern bereit sind, die sie nie brachten.
Ostdeutsche, die ihren höheren Blutzoll doch schon damals bezahlten.

Macht, was ihr wollt! – Nur Bitte!
Keinen Feiertag als Pflaster
Des Trostes für ukrainisches Leiden und verlorene ukrainische Leben.
Keinen verwunschenen Tag des Erinnerns an einen erfolglosen Krieg.
Keinen vergessenen Tag.
Keinen europäischen Siebzehnten Juni.

Freitag, 16. Juni 2023

Oschmanns Männer aus dem Busch – Dirk Oschmann hat es geschafft: Nach einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen schreibt er ein Buch, das die Bestsellerliste westdeutscher Medien anführt. Besser gehts nicht. Und das alles gelingt mit einem Text, der den Jammerossi auf fast jeder Seite bestätigt. – Wie langweilig.

Und zugleich spannend. Denn Oschmann versucht in »Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung« einen Spagat, ohne zu merken, was genau er da tut. Vordergründig plagt ihn die Benachteiligung der Ostdeutschen seit deutlich über 30 Jahren. Das ist nun wahrlich nichts Neues, doch in dieser zeitgemäßen Form erscheint es wie ein gelungener Trick. Denn Oschmann nimmt die Maßstäbe westdeutscher Identitätspolitik und wendet sie auf Ostdeutschland an. Im Grund könnte in seinem Text überall da, wo Ossi steht, auch Schwarzer stehen oder, noch besser weil passender, Indigener. So umfassend ist mit exakt den gleichen Formulierungen von der Kolonialisierung des Ostens durch den Westen die Rede. Mangelnde Teilhabe ist es, die Oschmann kritisiert, mangelnde Teilhabe an der Macht.

Auch in der Täterzuweisung imitiert Oschmann den Indigenen, wie er mittlerweile zum Held aller Aktivisten avanciert ist: Weiße alte Männer sind die Täter, »noch ältere, noch weißere Männer, als ich selbst einer bin« [142]. – Da hätte ich einiges gegeben, um zu erfahren, wie weiß Oschmann nun ist. Oder ist die Wendung »noch weißer als ich« als Selbstcolorierung zu deuten? Will Oschmann sich mit Stereotypen zum Farbigen stempeln? Will er alle Ossis einfärben?

In jedem Fall malt Oschmann die gesamte Palette identitätspolitischer Vorwürfe in den Farben des Ostens. Warum auch nicht, schließlich ist er ein Leipziger Literaturprofessor mit eindeutiger Sozialisierung, wie man der Zitatenliste entnehmen kann. Benjamin, Adorno, Habermas – man könnte meinen, vor dem Regal eines westdeutschen Intellektuellen zu stehen. Eingeübte Breitseiten gegen westdeutsche Rechte gehören zu Oschmanns Vokabular.

Das alles wäre, wie eingangs gesagt, langweilig, wenn Oschmann diese seine Vorwürfe nicht gen Westen schleuderte, also gegen jene, von denen sie ursprünglich abgeschickt wurden: Die westdeutsche Nomenklatura. Aus seiner wütenden Feder spritzt es dann plötzlich heraus: »der gegenwärtigen Spielart der Demokratie als Post-Demokratie«, »ja im Grunde ist sie überhaupt keine repräsentative Demokratie«, »nur Demokratie von einigen für einige«, »Demokratiesimulation«. Kurz darauf wettert Oschmann gegen die Presse im Westen, die »nicht mehr als wirkliches Korrektiv taugt«.

Wie vertraut das doch klingt: Diese Passagen lesen sich wie Zeilen aus einem Pamphlet der Alternative für Deutschland. Ließe ein Lektor den ganzen ansozialisierten Intellektuellenquatsch weg, könnte Oschmann ebenso gut als sächsischer Vertreter der AfD im Bundestag gelten, so exakt kopiert er das Original.

Und genau deshalb ist das Buch höchst interessant: Ein Ostdeutscher, der im Schreibstil der AfD die links-grünen Argumente gegen das linksliberale Milieu in Westdeutschland wendet. Dieser Spagat ist auf jeder Seite das reine intellektuelle Vergnügen, schon weil der Professor nicht merkt, was er da macht. Natürlich ärgert man sich über Oschmanns mit schiefen Zitaten unterfütterte Plattitüden gegen westdeutsche Rechte wie Arnulf Baring oder Wolf Jobst Siedler; aber der Ärger geht in der Schadenfreude, zu sehen, wie der Literaturwissenschaftler sich selbst gegen das Schienenbein tritt, allemal unter.

Oder handelt es sich um einen müden Versuch, die Ostdeutschen zum Wählen der Grünen zu bringen, deren Umfragewerte im Osten gerade ins 5-Prozent-Kellerloch rutschen? – Oschmann Erklärung der AfD-Erfolge in Ostdeutschland deuten etwas ähnliches an: In seiner Lesart ist auch die AfD ein Versuch des Westens, Ostdeutschland zu kolonialisieren. Denn, so Oschmann, die AfD stammt aus dem Westen. Damit hat er zwar recht. Nur hat die AfD von Professor Lucke, außer vielleicht in einigen Bezirksverbänden Westberlins, nichts mehr mit der aktuellen AfD von Putins Malermeister Chrupalla zu schaffen oder einem bleichgesichtigen Björn Höcke.

Und so habe ich mich zunächst über den Kauf des Buches geärgert, um beim weiteren Lesen einige vergnügliche Stunden verbringen zu können. Einen linksliberalen Literaturprofessor, der mit den Argumenten Indigener Positionen der Alternative für Deutschland vertritt erlebt man schließlich nicht alle Tage. Verwunderlich bleibt allerdings, daß Oschmann nicht merkt, in welchen widersprüchlichen Fängen er sich verstrickt hat. Aber vielleicht reicht sein analytisches Verständnis dafür nicht aus.

Oder der schnelle Erfolg hat ihn lüstern auf größere Erfolge gemacht. »Alle menschlichen Fehler sind Ungeduld«, schreibt Franz Kafka, »ein unzeitiges Abbrechen des Methodischen, ein scheinbares Einpfählen der scheinbaren Sache.« Zeilen, die der Kafka-Kenner Oschmann eigentlich kennen sollte.

Donnerstag, 15. Juni 2023

Umschreiben statt Verbrennen – Bisher verlangte der Zensor vom Autor, seine Worte zu ändern, damit sie verträglicher scheinen. verträglicher mit den Sitten, verträglicher mit dem Zeitgeist, aber zuvorderst verträglicher mit der Meinung der Mächtigen. Stellen wurden dann vom Autor gestrichen oder verändert; Religionskritik beim Anblick der Folterwerkzeuge zurückgenommen oder gleich ganz widerrufen. Wenn das nicht half, wurde ein Werk auf den Index gesetzt, zuletzt ins Feuer geworfen.

Doch indem der indizierte Text zum infizierten Gegenstand wurde und für alle gut sichtbar im Giftschrank stand, erlangte er einen Ruhm, der ihm vielleicht nicht einmal zustand. Schlechte Bücher landen nicht auf den Index, weil verbotene Bücher nicht schlecht werden können. Immer behalten sie einen besonderen Reiz für jene, die Verbotenes schätzen und wer tut das nicht. Und guten Bücher verleiht ein Verbot Unsterblichkeit.

Dieser Tage werden Textpassagen nicht mehr geschwärzt, Bücher nicht mehr verbrannt. Wer heute »Neger« schreibt oder Transen den Auftritt in einer Freak-Show empfiehlt, wird zwar ebenfalls Ungemach erdulden müssen. Aber der Zensor streicht die indizierten Stellen nicht etwa, sondern aus dem »Neger« wird ein »Schwarzer« oder ein »Gefärbter« gemacht. Der Zensor verändert den Text, bügelt aus, glättet, bis das Werk nicht mehr das Werk ist, daß es mal war. Es ist verschwunden. An seiner Stelle ist das Grinsen des Zensors geblieben.

Und das vom Zensor veränderte Werk. Wo kein Papst auch nur das geringste Verlangen verspürte, Descartes oder Kant umzuschreiben und sie statt dessen in die literarischen Verliese verbannte, schreiben die woken Zensoren die indizierten Werke nach Gutdünken um, schreiben sich ein. Und haben zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:

Das indizierte Werk verschwindet nicht nur nach und nach aus der Geschichte – das tut es auch –; zugleich haben die woken Studenten der Literaturwissenschaft selber etwas geschrieben. Sie können behaupten, ein berühmtes Werk um ein paar eigene Worte, vielleicht sogar um einige Zeilen erweitert, ja – und sei es auch nur moralisch – verbessert zu haben. Wer so den »Negerkönig« in Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf in einen »Südseekönig« umschreibt, hat die Schriftstellerin beiseite geschoben und hält sich am Ende selber für eine. Sattelfeste politische Ideologie und infantile Eitelkeit haben im woken Zensor, diesem geistigen Alien, zur Einheit gefunden.

Mittwoch, 14. Juni 2023

Die atomare Erpressung der schönen Prinzessin – Seit einem Jahr droht Russland mit dem Einsatz von Atomwaffen gegen westeuropäische Städte. Und die Drohung verfängt in Madrid, Paris und London; in Warschau dagegen nicht. Gestern hat auch der weißrussische Präsident Lukaschenko deutlich gemacht, daß er Atomwaffen einsetzen würde, falls sein Land attackiert wird. Offenbar wird das Herumfuchteln mit Atomraketen und die mögliche Aussicht auf eine umfassende Massenvernichtung zur Alltagsrhetorik nicht nur in Moskau, sondern jetzt auch in Minsk. Dabei hat der Lakai Putins rechtlich keine Befehlsgewalt über die Sprengköpfe seines Herrschers im Kreml.

Daß der Westen zögert, mit einer klaren Gegendrohung deutlich zu machen, wohin der Einsatz von Atomwaffen durch die russischen Diktatoren führen würde, mögen Diplomaten mit eingeübter Taktik erklären. Gute Außen- und Militärpolitik zeichnet sich aus durch ein geschickten Versteckspiel. Da mag das Gegenbeispiel von 1914 noch so schwer wiegen, als eine klare britische Haltung vor den Kriegserklärungen den Großen Krieg vielleicht noch gestoppt haben möge. Wir wissen es nicht, hoffen es nachträglich nur.

Doch heute bestimmt nicht wirklich die Diplomatie das Agieren. Die Drohung Putins und Lukaschenkos verfängt, weil beide und die westlichen Staatschefs wissen: Ein atomarer Gegenschlag der Nato würde in Russland nur den Bruchteil des bleibenden Schadens anrichten, wie ein Erstschlag Russlands gegen Europa. Kulturell meine ich. Madrid, Paris, London, Florenz, Venedig, Brüssel, Kopenhagen – die Liste ist so lang wie die Liste Russlands kurz ist und unbedeutend. Sankt Petersburg, Moskau – das wars. Der Blutzoll in den anderen Städten wäre zwar schrecklich. Aber nichts von wirklicher unwiederbringlicher kultureller Dauer ginge verloren. Schlimmstenfalls wäre die russische Erde verseucht. Das wissen Putin und Lukaschenko.

Diese Mentalität herrscht in Russlands Führung und jeder Blick in die Straßen von Woronesch oder Jekaterinburg gibt ihnen recht. Europa ist eine Prinzessin, die um ihre feinen Gesichtszüge bangt, falls sie sich wehrt und die deshalb im Ernstfall klein beigeben würde. Nur in Warschau weiß man um die Wahrheit der Schönheit, die vergeht, sobald sie zum Selbstzweck verkommt.

Dienstag, 13. Juni 2023

Grün!?! Immer noch besser als gar keine Ideologie – In einem Volk, das in einem halben Jahrhundert mehr Ideologien verschlissen hat, als die meisten anderen Völker in sehr viel längerer Zeit – Gott, Kaiser, Führer, Vaterland –, in einem solchen Volk besteht ein starkes Verlangen nach geistigem Rüstzeug, gelingt es jedem, der auch nur ein laues Lüftchen ideologischen Windes in die Segeln haucht, das Heft in die Hand zu nehmen.

Und so kann eine kindische, geistlose und vollkommen unattraktive Partei wie die Grünen zur vollen Machtentfaltung gelangen. Eingeschränkt in Parlamenten; auch nach 40 Jahren sind sie weit entfernt, eine deutliche Mehrheit zu stellen, gar Partei des Volkes, Volkspartei zu werden. Aber in den Köpfen von Politikern, Journalisten, Unternehmern, Lehrern und vielen anderen Bürgern grassiert sie mit ihren wirren Ideen. Und ohne daß sie auch nur für einen Punkt ihres Programms einen offenen Unterstützer im bürgerlichen Lager auffänden – kein gut situierter Vertreter der Grünen läßt seine Tochter von einer Dragkönigin unterrichten oder in einem Asylantenheim nächtigen –, gären ihre Ideen bis weit hinein in Schichten, die sich konservativ glauben.

Denn eine tiefe Sehnsucht wurde von ihnen bedient. Die Sehnsucht, nach Gott und Kaiser, nach Führer und Vaterland, nach West und Ost, endlich wieder an etwas glauben zu können, etwas vertreten zu dürfen, etwas gegen Widerstände von Ungläubigen durchzudrücken. Natürlich wurden sie dafür verachtet, ja gehasst. Aber der Anschluss an die wirren Ideen brachte eine noch größere Lust. Wie beim Kirchenmann, der im Kommunisten Gottes Funken erkennt und den Kommunismus für eine im Grunde gute Idee hält, vollzogen Christdemokraten eine geistig-moralische Wende. Übrigens auch hin zum Islam, mit dem Deutschland zu teilen immer noch besser scheint, als keine Religion, die man anbeten kann.

Und so gärte die Hefe im Volk. Wie bei ausnahmslos allen Ideologen wurde der ehrliche Kern, das gut Gemeinte betont, insgeheim übernommen. Denn schlimmer als alle grüne Ideologie ist es, keiner Ideologie anzugehören, nicht für eine Seite zu zittern und ihr die Daumen zu drücken, wenn es in die Nachspielzeit geht, vom Elfmeterschießen gar nicht zu reden. Die Alternative für Deutschland ist tatsächlich eine Alternative zu Bündis90/Die Grünen. Und wenn man bedenkt, wie viele ehemalige Grüne sich dort fröhlich tummeln, wird deutlich: Nur eine neue Ideologie kann die Grünen ersetzen.

Montag, 12. Juni 2023

Die Neuen Achtundsechziger – Wenn in München Christsoziale zusammen mit Freien Wählern politische Happenings feiern, dann sind Linke und Grüne in Aufruhr und zeigen ganz offen ihre Nähe zu jenem sozialistischen Staat, mit sie bei Tag nichts zu tun haben wollen. Wo doch ihre Drag-Queen queere Dauerpropaganda den Rufen der SED zum Parteitag so ähnlich ist, wie die Suche der Alt-Kommunisten nach einem Thema für eben jenen. Mit Wärmepumpe und Damenbart zum nächsten Parteitag. Wie sich die Zeiten gleich bleiben.

Die Opposition steht »rechts« und gehört im Grunde verboten. So der Tenor aus einem politischen Machtkartell. Und wenn das nicht reicht, wird schnell noch ein »radikal« angefügt. Und in all dem Wirrwarr ist nur eines klar zu erkennen: Oberstes Gebot ist der Machterhalt. Darin sind sich Grüne und Christdemokraten, Sozialdemokraten und Linke einig. Und Demonstrationen im tiefsten Bayern für »männlich und weiblich« und fürs »fleischliche« und fürs »automobile« sind ernsthaft bedrohlich. Die politische Liebesschaukel schwingt gerade zurück. Und doch bleibt alles beim Alten.

Tief hatten sich in den Neunzehnhundertfünfzigerjahren die Christdemokraten in die Seele eines Landes eingeschrieben, das keine Seele mehr hatte. Jetzt sind die Grünen die neuen Machthaber und reagieren so empfindlich wie ihre Vorgänger von der CDU aus jener Zeit auf Kritik. Seelenlos sind auch sie; seelenlos und vor allem ohne jedes Fünkchen Humor. Kein Wunder, daß sich die Parteioberen Damen der Grünen so pudelwohl unter Bierzelten fühlen mit Haxen und Eutern, von denen Christ- und Alternativ-Demokraten nachtsüber träumen bevor sie tagsüber mit Spottpostings die aufdringlichen geilen Geister aus dem Kleinhirn vertreiben. Der Leib einer Lang klebt eben fester als mancher Blaue gesteht. Politische Meinung als Therapie.

Deutschland hat sich wenig geändert. Wer etwas anderes glaubt, hat den Weg nicht verstanden und den verständlichen Grund: Zwei verlorene Kriege und ein Menschheitsverbrechen. Heute haben die Grünen mit ihrer Presse die Macht, begleitet von einer handzahmen Evangelischen Kirche und einer alten, schon damals unscheinbaren Konstante: Ihrer anti-israelitischen Haltung. Und wie in den Neunzehnhundertsechzigerjahren rumoren die Lockungen der anderen Seite. Ob sich nach dem Sturz der Grünen Nomenklatura etwas grundlegend ändert? – Man darf, ja man muss es bezweifeln.

Sonntag, 11. Juni 2023

Der Haken am Kreuz der Evangelischen Kirche – Statt die Evangelische Kirche zu kritisieren dafür, daß sie ihren Kirchentag zum Schaulauf von Regierungsvertretern degradiert, oder gar zur Polemik zu greifen, der Kirchentag ähnle einem Parteitag der Grünen, sollten wir versuchen, diese Missgriffe aus der Geschichte der Evangelischen Kirche, also von innen her zu verstehen. Schließlich haben die protestantischen Kirchenoberen so ihre Erfahrung mit den Mächtigen diverser Staaten gemacht und die waren alles andre als gut.

Schon die Segnungen des Ersten Weltkriegs waren ein allerdings wenig deutlich empfundenes Unglück, auch weil die Erben Luthers auf das falsche Pferd gesetzt haben. So wie die Sozialdemokraten, allerdings mit weniger dramatischen Folgen für ihr politisches Unbewußtes, unterstützten die Protestanten kriegerische Aufrufe und standen 1917 neben den Genossen vor den Trümmerbergen europäischer Kultur und verstanden die Welt nicht mehr.

Und wie die Sozialdemokraten unterstützten die Protestanten das Neue Deutschland von 1933 zumindest in jenen Teilen, der die Folgen der Niederlage von 1918 rückgängig machen sollten. Und dann gingen repräsentative Teile ihrer Führung wie die »Deutschen Christen« noch den einen schlimmen Schritt weiter und machten sich zu willigen Helfern bei der Ermordung der Europäischen Juden, indem sie ihren eigenen Antisemitismus austobten sowohl an Juden als auch an jenen Christen, die als getaufte Juden eigentlich den Schutz der Kirche verdienten, was die Nazi-Häscher aber nicht kümmerte. »Wenn man einen Hund mit Wasser übergießt, bleibt er immer noch ein Hund«, faßte die Gestapo ihre Arbeitsweise zusammen und überzeugte damit zumindest einen Teil jener Kirche, die sich heute brüstet, ihre Kreuze hätten keine Haken.

Denn eines mussten sogar die Nazis einsehen: Wer Jude war ließ sich nur über die Kirchenbücher festlegen, also darüber, wer getauft war und wer nicht. Und die Daten dieser Bücher händigte die Evangelische Kirche bereitwillig aus, so daß getrost von einer Mittäterschaft gesprochen werden darf.

Wenn nun diese Kirche gegenüber der Alternative für Deutschland vorsichtig ist, kann man das verstehen, schließlich wissen die Kirchenoberen aus der eigenen Geschichte nur zu gut, wohin zuviel Deutschtum am Ende führt. Was dagegen unverständlich bleibt, warum sich die Kirche gleich den nächsten Machthabern an die Brust geworfen hat und immer noch wirft: Auch die Geschichte der Evangelischen Kirche im zweiten sozialistischen Staat auf deutschem Boden ist kein Ruhmesblatt. Und was heute geschieht, paßt nahtlos in die Sehnsucht vieler protestantischen Führungspersonen nach der Nähe zur Macht. So gesehen trifft der Vergleich des Kirchentages mit einem Parteitag der Grünen ins Ziel.

Die Sprüche mögen sich geändert haben – die unterwürfige Haltung der Evangelischen Kirche ist dieselbe geblieben. Anbiederung an den Islam, Übernahme von Genderismus und staatlicher Propaganda einer angeblichen Rettung des Klimas, das ist die Evangelische Kirche von heute. Sie will von den Haken einer jeden Anlehnung an staatliche Herrschaft nichts wissen und hackt statt dessen, wie schon zu Corona-Zeiten, auf jene ein, die sich ihr widersetzen. Mit dem Jesus, der einen Aussätzigen berührt, hat das so wenig zu tun, wie mit dem Jesus am Kreuz.

Wäre es nämlich so, daß die Kirchenoberen die Mitglieder der Alternative für Deutschland – unabhängig davon, ob es stimmt –, wirklich für Nazis hielten, dann wäre es im Rahmen ihres eigenen Glaubens ihr ureigenster Auftrag, sie zurück auf den rechten Weg des Glauben zu führen. Das und nur das wäre christlich! – Doch einen solchen Auftrag kennen sie nicht, diese Kirchentagschristen. Sie werfen lieber gemeinsam mit Sozialdemokraten und Grünen als Parteitagschristen mit Steinen nach den Mitgliedern der Alternative für Deutschland. Vielleicht glauben diese, die sich selbst für sündlos halten, ja selbst nicht, was sie sagen und plappern nur nach, was sie in der Zeitung so lesen über die Populisten von Rechts. Vielleicht. Wahrscheinlicher ist allerdings, daß sie so wenig christlich sind, wie die »Deutschen Christen« von damals.

Samstag, 10. Juni 2023

Per Du – Da reden alle von Respekt und da redet die Bedienung im Zug mich mit »Du« an. »Was willst Du?« - Es gab Zeiten, da wäre jemand nach dieser Ansprache der Gäste eines Speisewagens geflogen. Keine gute alte Zeit. Eine Zeit, als Kinder ihre Eltern Siezen, statt mit dreckigen Schuhen auf Sitzen und Sofas herumzuhüpfen. Als jeder die Verachtung spürt, die in dem »Du« des Lehrers mitschwingt, mit dem er seine Schüler anspricht und die Verachtung des Wärters, der einen Gefangenen so weit gebracht hat, um Arbeit zu betteln und nicht um Geld. Natürlich hat die SS ihre Opfer geduzt. IKEA fragt »Bist Du noch tot?« und die Berliner Verkehrsbetriebe transportieren »Weil wir Dich lieben.«. Da ist kein Entrinnen.

Das »Du« als achtlos hingeworfener, proletenhafter Gruß bringt Nähe ins Spiel. Unpersönliche Nähe als Solidarität unter Seinesgleichen, der sich vom Chef nicht Duzen läßt und genau darauf achtet, daß das auch so bleibt. So wie die Frau und der Mann, die den Übergang vom »Sie« zum »Du« wie ein Ausversehen gestalten, das der andere merkt, wenn der andere will und ansonsten unbemerkt bleibt. Kunst des respektvollen Umgangs und nicht in Stasi-Manier plakatierte Propaganda von Fußballvereinen.

Am »Du« schneiden sich die Empfindungen des Geliebten mit denen der Verachtung des Vergewaltigers, der sicherlich niemals »Sie« sagen würde. Eher noch bleiben Liebende bis ins heilige Morgengrauen beim »Sie«.

Sprachliche Tiefen und Untiefen, die ich nicht im Speisewagen ausloten möchte. Zumindest nicht heute. Empörung schlägt mir entgegen, als ich mir das »Du« höflich verbitte, das alle andren an allen anderen Tischen wie selbstverständlich hinnehmen in diesem großen Kindergarten, der uns gefangen hält wie alle Gärten seit dem Garten Eden. Ob Gott uns mit »Du« ansprechen wird?

Freitag, 9. Juni 2023

Grüne Leidkultur – In Schwerin wird in einer Stichwahl ein neuer Bürgermeister gewählt. Antreten werden ein Sozialdemokrat, der schon im Amt ist, und ein Mann von der Alternative für Deutschland. Der Wahlausgang steht so gut wie sicher fest, aber daß die Alternative über 30 Prozent der Stimmen erhalten dürfte, wird in den Medien wie ein möglicher Sieg der Rechten ausgerollt. Und schon solche möglichen Siege sorgen für Studien, wie ein Verbot der Alternative aussehen könnte, finanziert von der Bundesregierung zur Unterstützung von Menschenrechten.

»Die Rechte bewahrt das Alte unter Hinzufügung des Neuen, so daß das Neue nie wirklich neu ist, sondern stets aus dem Alten resultiert«, schreibt der italienische Philosoph Antonello Sciacchitano. Was heißt grün? - Frau Baerbock reist nach Brasilien, um die Eingeborenen Gendertheorie zu lehren. Eine Art moderner Albert Schweitzer, nur spielt sie keine Orgel und pflegt ihren grünen Kolonialismus hinter Pausbacken zu verstecken. Arbeitskräfte nach Deutschland holen und grüne Ideologie im Urwald verbreiten – früher sind die Sklavenhalten wenigstens noch zu den Sklaven gereist, heute sollen sie nach Deutschland kommen. Wie sich Zeiten und Kulturen ändern können. Noch einmal Sciacchitano: »Vermittels des Neuen destabilisiert die Linke die Autorität des Alten, das sich stets als nicht gänzlich begründet und erworben herausstellt.«

So leiden wir am Ende am schrecklichen Neuen und am verschreckten Alten. Eva wird mit Hilfe einer neuen Geschlechterordnung, die falsch ist, wegoperiert. Nun laufen überall frisch amputierte Evas herum und jeder mit Ohren sollte ihr Schreien vernehmen. Nicht nur demokratische Grundlagen werden beseitigt wie in Schwerin. Die Grünen erreichen dort keine 3 Prozent der Wähler und plädieren trotzdem für ihre Kultur, von der sich die Bürger leiten lassen sollen, hier so schlimm wie im brasilianischen Urwald. Grüne Leidkultur eben.

»Warum ist die Rechtsaußen-Partei hier für nicht wenige Bürger eine Option?«, wird gerätselt. Ernsthaft? – Wenn diese Frage von der CDU ehrlich beantwortet und sie ihre Politik an der Antwort ausgerichten würde, statt mit den Grünen zu kungeln, gäbe es die AfD nicht. Aber da die CDU um der Macht willen grüne Politik macht, wählen die Bürger die einzige Alternative zur grünen Leidkultur.

Donnerstag, 8. Juni 2023

Winterschlaf in Leipzig – Die Straßenbahn rollt auf ihren Gleisen gemächlich dahin durch eine Straße, die Gründerzeit atmet und schnauft. Damaskus, Halal, Taksim liegen über geschlossen erhaltenen Häusernzeilen aus Kaisers Zeiten, errichtet mit den Geldern eines längst vergessenen Krieges. Wie eine Wachsschicht fließen die neuen Bewohner und Sitten in die Ritzen und Putten der Stuckfassaden, laufen in die Fensterhöhlen hinein und durch breite Tore, aus denen einmal Brauereipferde sächsische Bierfässer zogen. Aufmerksame Ohren können entfernt das träge Klackern der Hufe durch das Tremolo ganz und gar untemperierter arabischer Tonfolgen hören. Am Straßenrand recken sich Bäume, einen prachtvollen, nördlichen Frühling weit über orientalischen Düfte begrüßen zu können. Vergeblich. Längst ist die gute, alte Zeit verblichen unter dem Schleier eines verblühten arabischen Weibes, zu ahnen, das Plastetaschen mit Pfunden Gemüse versucht nach Hause zu schleppen. Zwischen dem wilden Müll entlang der Straße kommen andere verlorene, besser vergessene Zeiten zum Vorschein, die niemand mehr wollte. Zu viele davon, als daß sie erinnernswert wären. Nun werden Gründerzeitstraßenzüge die Heimat anderer Generationen bis die alte wieder präsent ist und ein kolonialisiertes Mitteleuropa entkolonialisiert worden ist und diese Zeit wie einen schlechten Traum im Winterschlaf mitten im Frühling als Mahnung in Erinnerung hält und dann hinter sich lässt.

Mittwoch, 7. Juni 2023

Hans Dampf in allen Gassen – Wenn die Außenministerin eines Industrielandes nach Südamerika reist, um Pflegekräfte für die heimische Hilfsindustrie zu besorgen, dann spürt jeder den weiblichen Wind, der hier durchs Ministerium weht. Frau Baerbock kümmert sich um die Alten indem sie sich um Kümmerer kümmert; weiblicher geht es wohl kaum noch. Dabei waren es doch Fachkräfte zur Programmierung von künstlich intelligenten Maschinen, die in Deutschland fehlen und beschafft werden müssten. Und sollte Frau Baerbock nicht überhaupt die Außenpolitik dieses Landes bestimmen, statt für das regelmäßige Säubern deutscher Bettpfannen Sorge zu tragen?

Aber so ist das, wenn fachfremde Frauen sich im Politischen tummeln. Sie packen an, wo es ihnen gerade gefällt. Und nicht nur Frauen. Auch Herr Habeck, seines Zeichens Wirtschaftsminister, kümmert sich um fachfremde Dinge, wenn er fordert, Familien müssten an den geplanten Kontrollen an den Außengrenzen der Europäischen Union vorbeigeschleust werden. Der Mann mag Philosoph sein – aber ganz zuerst ist er der Wirtschaftsminister mit einem Wärmepumpenproblem. Da kommt eine Ablenkung ins Familienpolitische wohl gerade recht.

Eine Außenministerin, die sich um Bettpfannen kümmert, ein Wirtschaftsminister, der beim Familienministerium aushelfen möchte – was wie die multiple Begabung zweier Praktikanten erscheint, die während ihrer Ausbildung durch die Abteilungen tingeln, ist den fachlichen Unpässlichkeiten der beiden Grünen geschuldet. Weil beide weder ihr politisches Fach noch ein berufliches Fach wirklich beherrschen, machen beide »in Schweinen und Kühen«, um die Metapher zu nehmen, denn das können sie ebenfalls nicht, deshalb bleibt »in Schweinen und Kühen« nur eine Metapher. Sie prutscheln herum in anderen Fächern, denn nur so läßt ihre Unfähigkeit sich weiterhin tarnen. Sie können eben viel und dafür nichts richtig. Sind Hans Dampf in allen Gassen.

Dienstag, 6. Juni 2023

Neue Kriterien guter und schlechter Politik – Die politische Öffentlichkeit Deutschlands hat ein neues Kriterium schlechter und guter Politik gefunden, nicht weit weg von Machiavelli. Schlecht ist Politik, die dazu führt, daß die Alternative für Deutschland stärker wird, gut das Gegenteil. Das Schema hat seine Vorteile:

Es ist zunächst einmal messbar. Jede Woche wird mittlerweile gemessen, wie Bundestagswahlen am nächsten Sonntag ausfallen würde, wenn sie denn wären und die Wähler gewählt hätten. Und in den Umfragen liegt die AfD demnächst womöglich vor sämtlichen Regierungsparteien. Auf dem Staatsgebiet der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik nähert sie sich der Summe der Berliner Regierungsparteien.

Die Regierung kann sich eine Diskussion über ihre Inhalte sparen. Sie diskutiert nur über Umfrageergebnisse, die zumindest nicht so unsicher sind wie Klimaprognosen und Geschlechterzuordnungen und Gaspreise und Lebensmittelpreise und die Kosten für die Wohnungen, die es dank des Zuzugs weiterer Migranten immer weniger gibt.

Die Regierung schmettert jede Kritik an ihrem Regieren ab, indem sie der einen Oppositionspartei, den Christdemokraten, vorwirft, mit ihrer Kritik an der Regierungsarbeit der anderen Oppositionspartei, der AfD, Stimmen zu bringen. Wer auch immer im Willy-Brandt-Haus oder bei der Böll-Stiftung sich diese geniale politische Volte ausgedacht hat – Brandt und Böll hätten sie nicht unterstützt.

Die AfD bleibt weiter, der SPD-Forderung entsprechend, Paria-Partei, Aussätzige. Sie wird von allen als das politische Böse verdammt. Selbst die links-faschistische Linke echauffiert sich und glaubt sich trotz all der von ihrer Ideologie unterstützten und veranstalteten Massenmorde moralisch.

Bis zu 30 Prozent der wählenden Wähler sind neutralisiert und die Macht ergreifen die, die sie ohnehin haben. 70 Prozent der wählenden Wähler stehen für alle ein. Das ist immerhin deutlich mehr als in der DDR, aber eben kein Grundgesetzstandard der BRD. Allerdings schaffen es die Parteien der Volksfront, mit lediglich 35 Prozent der Wähler die Mehrheit und damit die Regierung zu stellen. Denn alles andere sorgt ja für eine Mehrheit der AfD, ist also böse – solange sie noch 35 Prozent Sitze im Parlament bekommen, wonach es in Sachsen und Thüringen nicht mehr aussieht. Über diese Art des nackten, eiskalten Machterhalts bei fürstlichen Gehältern hätte Machiavelli sicher einiges zu sagen gehabt.

Und sage bitte keiner mehr, die Grünen wären dämlich: Wenn es um ihre Pfründe geht, lernen sie im Tempo eines hochbegabten Hochstaplers.

Montag, 5. Juni 2023

Der Glaube der Ungläubigen – Glaubten die Griechen an ihre Mythen? Glauben wir Heutigen an unsere Mythen? An den Klimawandel, an die Geschlechtsumwandlung, an die Wandelbarkeit des Menschen? Obgleich wir wissen, daß es sich in allen Fällen um Geschichten handelt, erzählt, um uns Glauben zu machen.

In jedem Fall glauben Politiker ihre Geschichten. Wirtschaftsminister Habeck glaubt an die weltweite Wirkung der deutschen Wärmepumpe. Justizminister Buschmann glaubt an den steten Wechsel von Mann zu Frau zu Mann zu Frau und wieder zurück. Und Ministerpräsident Kretschmann glaubt an die kulturelle Wandelbarkeit des Menschen, so wie Ex-Kanzlerin Merkel daran geglaubt hat und die meisten Deutschen im Herbst 2015.

Und in jedem Fall wissen Habeck und Buschmann, Kretschmann und Merkel und all die anderen Wunschesgläubigen, daß das Weltklima nicht an der deutschen Wärmepumpe genesen wird, egal wie viele von Fachkräften, die es nicht mehr gibt, eingebaut werden, daß ein Mann ein Mann und eine Frau eine Frau bleiben wird, egal was die Behörden den Besuchern von Freak-Shows in naher Zukunft irgendwo eintragen werden, daß ein Araber aus Arabien und ein Schwarzer aus Afrika immer arabisch und schwarz bleiben werden, egal wie oft sie Schweinshaxe auf Weißkraut essen werden.

Und die Bürger wissen ohnehin, daß sie Mythen aufsitzen. – Warum glauben sie trotzdem an Märchen? – Die Frage ist alt und Antworten wurden gesucht und reichlich gefunden; schließlich wurde dieser besondere Glaube durch Sprache, Geschichte und Seele dekliniert. – Man sage hinterher nicht, wir hätten es zuvor nicht gewußt. Wir wußten es und taten es trotzdem. Besonders in Deutschland. Wieder und wieder und wieder. Jeder wußte, daß der Krieg 1918 verloren war und 1944 und daß Deutschland am Klimawandel, an den beiden Geschlechtern und an Arabern und Schwarzen nichts wesentlich ändert.

Der Glaube an das Unglaubliche, zuletzt ans offenbar Falsche, muss irgendein Jucken bewirken.

Sonntag, 4. Juni 2023

Unpatriotismus deutscher Militärpädagogen – Verteidigungsminister Pistorius hält sich seit Wochen auf dem ersten Platz der Beliebtheitsskala deutscher Politiker; was, zugegeben, nicht viel heißt. Zumal sich die Herausforderungen in den engen Grenzen deutscher Kleinstaaterei bewegen, da die Bundeswehr momentan mehr als Mali nicht meistert.

Wenn nun öffentlich wird, daß ausgemusterte Ausbilder der Bundeswehr chinesischen Piloten beibringen, wie ein Kampfjet geflogen wird, dann hat sich eine neue Lage ergeben. Plötzlich liegen die Grenzen einen halben Erdball weiter in der Straße von Taiwan, also dort, wo in absehbarer Zeit und so gut wie sicher die Schiffe und Flugzeuge der US-Navy und der chinesischen Volksmarine aufeinander treffen werden.

Die Bundeswehr, weit davon entfernt, sich in den Zustand kriegstauglich zu bringen, lässt zu, daß ihre entlassenen Militärpädagogen Chinesen ausbilden, damit die amerikanische Flugzeugträger versenken. Und wer die Bedeutung der Ausbildung im Seekrieg kennt, der weiß, welche Lücke zu den US-Amerikanern bei den Rot-Chinesen besteht, und wie entscheidend die Schließung für den Kriegserfolg ist. Deutsche Ausbilder helfen, die Ausgangslage des Aggressors Peking gegenüber dem Verbündeten Washington nicht unwesentlich zu verbessern.

Die Ausbildung chinesischer Piloten ist daher kein Lapsus, sondern Landesverrat. Und das hätte 1938 auch jeder Brite so gesehen, wenn die Royal Air Force der Deutschen Luftwaffe unter die Arme gegriffen hätte, indem sie deren Bomberpiloten das Treffen von Zielen in London beigebracht hätte.

Frei nach dem Motto, Wer hat uns verraten?..., scheint das den Sozialdemokraten Pistorius wenig zu interessieren. Wie auch. Denn um einzuschreiten, müsste sich Pistorius auf etwas berufen, was früher Patriotismus genannt worden ist, Liebe zum Vaterland. Und an die wollen die Sozialdemokraten nicht erinnert werden.

Pistorius steckt in der Klemme. Er muss für etwas eintreten, das weder seine Partei noch die Koalition, der er dient, sonderlich schätzt: Patriotismus; diesmal nicht für den der Ukrainer, sondern den im eigenen Land. Und so zerrüttet Putins Krieg gegen die Ukraine das ideologische Grundgerüst linker und grüner Parteien und lässt ihnen allein die Wahl, wieder auf alte Werte zu setzen oder weitere Wähler an den politischen Gegner zu verlieren.

Samstag, 3. Juni 2023

Der Rote Engel Lina – Zu den größeren Sorgen der Organisatoren der Vernichtungsmaschinerie der National-Sozialisten gehörte, daß KZ-Aufseher und Mitglieder der Einsatzgruppen ihre ganz persönlichen krankhaften Neigungen an Häftlingen austoben könnten. Offenbar wußten die Himmlers und Eichmanns und Höß um die Abgründe der Seele mancher Menschen und daß mit Sadisten kein Staat zu machen ist. Wiederholt betonten sie die Kälte, mit der jeder einzelne Massenmord durchgeführt werden müsse. Die Figur des Folterers mit dem Spitznamen »Weißer Engel« im Film Marathon Man ist daher wenig authentisch.

Allerdings gewinnt man mit Sadisten die Macht. Die Straßenkämpfe der frühen Zeit und in den ersten Tagen der »wilden KZ« kurz nach der Machtergreifung waren gezeichnet von wahlloser Brutalität, die später eingedämmt werden musste. Auch in dieser Hinsicht war die Vernichtung der SA im Sommer 1934 konsequent. Die mit schwulen Männlichkeitsfetischisten durchsetzte Truppe passte nicht ins Dritte Reich.

Die in dieser Woche verurteilte Schlägerin Lina E. und ihre Mittäter gehören genau in diese Kategorie »früher Kämpfer« – nur eben der Linken. Dabei sind die politischen Inhalte den meisten Tätern herzlich egal, sie würden auch für den Ku-Klux-Klan prügeln, solange sie nur prügeln dürfen. Es handelt sich schlicht um Sadisten. Oder hat jemand einen anderen Namen für Menschen, die mit Vorschlaghämmern auf die Füße und Köpfe Wehrloser eindreschen? Nicht etwa, nachdem sie attackiert worden sind. Nein, sie gingen planmäßig vor, lauerten auf ihre Opfer und erklärten: »Du bist ein Nazi« bevor sie schlugen bis das »Naziblut vom Hammer spritzt«, um ein Kampflied der Nazis zu variieren.

Doch so widerwärtig eine Sadistin wie Lina E. auch sein mag – für die politische Linke ist sie nichts weiter als ein Steigbügelhalter, eine Person, die allein dazu dient, den politischen Gegner zu malträtieren. Sie ist ein ebenso armer Teufel wie die Schläger der SA, die bis 1934 ihre Gegner in Kellern quälten.

Denn die wirklichen politischen Sadisten sitzen an anderen Orten und sehnen sich nach den Schaltern politischer Macht, von denen aus sie über das Leben des Nächsten verfügen, sei es im Kleinen, indem sie sich in den Heimweg einiger anderer kleben oder im Größeren, sobald sie möglichst vielen gnadenlos den Anblick ihrer sexuellen Präferenzen zumuten oder im Großen, wenn sie allen anderen Masken, Binden und Pumpen aufzwingen. Dieses tiefe Verlangen, »absolute und uneingeschränkte Herrschaft über ein lebendes Wesen« zu erringen, hat bereits Erich Fromm ins Zentrum seiner Analyse von Adolf Hitler und Josef Stalin gestellt und betont, diese Kontrolle könne »alle möglichen Formen und Grade annehmen«. Wir drehen uns also im Kreis. Zumindest sind wir dabei.

Freitag, 2. Juni 2023

Politische Kannegießerei – Fast täglich werden die vergangenen Wochen Ergebnisse von Wahlumfragen in den Medien ausgestreut, und alle sehen Linke, Grüne und Sozialdemokraten am Abgrund, die Alternative im Aufstieg und die Union mittenmang. Dabei ist es mit ihnen, den Umfragen, wie mit den Wetten in den Tagen zwischen den tatsächlichen Spielen: Sie messen nichts weiter als die Erwartung der Zuschauer und gehören zum – in den Worten Fritz Mauthners – »Schwatzvergnügen der redenden Menschen«.

»Wer ohne Einfluß über Politik redet«, heißt es bei Mauthner weiter, »ist ein politischer Kannengießer. Politische Kannengießer gibt es selbst unter gefeierten Präsidenten politischer Vereine, unter Chefredakteuren politischer Zeitungen, unter Reichstagsabgeordneten. Auch unter Ministern.« So ungern ich den weitestgehend vergessenen deutschen Sprachphilosophen korrigiere: Aber das sprachliche Bild trägt den Titel »Kannegießer«. Der Kannengießer war eine anerkannte Fachkraft, wohingegen der Kannegießer lamentiert, schwadroniert, und das vornehmlich auf Marktplätzen und in Sozialen Netzen, - Ach, eigentlich überall, wo Zuhörer zugegen sind.

Der Kannegießer wird vom Publikum geschätzt, weil es leicht fällt, mitzutun, wenn Wahlumfragen in reale Wahlergebnisse umgedeutet werden und sich in den Köpfen neue Mehrheit in den Parlamenten ergeben. Da fühlt sich mancher unter Siegern; andere mahnen zur Eintracht; und die Regierung macht ohnehin weiter wie bisher.

Aber irgendwie muss die Zeit zwischen den tatsächlichen Spielen und den richtigen Wahlen ja ausgefüllt werden. Es ist wie beim Sex, der immer nur in Abständen Wirklichkeit wird. Zwischendurch wird geflirtet, nachgedacht und eben darüber geredet. Seltsam, wie wenige wissen, daß das Reden darüber das wirksamste Aphrodisiakum ist und durchaus nicht nur sexuelle Kannegießerei.

Wahlumfragen mögen politische Kannegießereien sein, doch sie stimulieren zur Politik. Den Wähler und auch den Politiker. Auch wenn der bedacht bleiben sollte und nicht gleich handeln, wie der in Ungnade gefallene Gerhard Schröder, der schlechte Umfragewerte zum Anlass nahm, sich im Bundestag trotz Mehrheit abwählen zu lassen und dann nach einer sehr knappen Niederlage für Frau Merkel das Feld räumen musste. Der wäre das nicht passiert.

Donnerstag, 1. Juni 2023

Hausrecht gegen Grundrecht –  Mit den Transen ist es wie mit allen Minderheiten: Sie sind unersättlich. Und das Mittel zur Durchsetzung ihrer Absurditäten sind Gesetze, mit denen sie das Demokratieprinzip aushebeln wollen, in diesen Tagen das »Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz«, das nicht einmal den Namen verdient, weil es sich eben nicht aufs Allgemeine, sondern auf Sonderlinge bezieht, die sich demnächst aufs Weiberklo einschleichen dürfen wollen.

Wie gesagt: Das reicht ihnen nicht. Ihr grüner Aktivist in der Bundesregierung, Sven Lehmann, will daher das im Gesetzesentwurf bestätigte Hausrecht, Transen den Zugang zu Toiletten des andren Geschlechte verweigern zu können, falls der Schutz der Intimsphäre gewährleistet werden solle und es nicht zu sexuellen Belästigungen kommen darf, wieder streichen. Dabei hat er in sofern recht, als der Trick, mit dem Privatrecht Grundrechte zu neutralisieren, aus der Corona-Zeit allen noch gut in Erinnerung sein sollte. Es ist noch nicht lange her, da war die Maske in der Bahn verpflichtend, ohne daß es eine gesetzliche Grundlage gab.

Dieser Trick funktioniert auch bei Transen. Denn soviel ist sicher: Kein Discobesitzer wird Männer, die vorgeben, Frauen zu sein, auf ein Frauenklo lassen. Von der Umkehrung ist nichts bekannt, so tief sitzen die Verhaltensmuster von Männern und Frauen. Und so trifft die Normalität über das Hausrecht auf die grenzenlosen Ansprüche einer zwar lautstarken, aber doch sehr begrenzten Minderheit.

Und die wittert Ungemach. Wenn Lehmann nun fordert, das Gesetzespaket neu zu verhandeln, um die nächsten frechen Forderungen Gesetz werden zu lassen, dann kommt er nicht nur zu spät, sondern er zeigt, daß er die Tricks seiner eigenen Partei nicht verstanden hat. Das Hausrecht gegen wirkliche oder auch nur vermeintliche Grundrechte anzusetzen, gehört schon seit Jahren zu den Strategien, etwa die freie Meinung im Internet auszusetzen. YouTube und Facebook machen es vor. Artikel 5 gilt dort einfach nicht oder muss mit sehr viel Aufwand eingeklagt und durchgesetzt werden.

Daß jene, die sonst diesen Trick zu spüren bekommen, ihn diesmal anwenden wollen, gehört zur üblichen Doppelmoral. Mit dem feinen Unterschied, daß sich übers Geschlecht nicht streiten lässt, über die freie Meinung aber sehr wohl.

Mittwoch, 31. Mai 2023

Lust zur Abstraktion – Beim Gendern wird vom Menschensein an sich zurückgekehrt zu Gruppen von Männer und Frauen: Politiker und Politikerin, Lehrer und Lehrerin, Tyrann und Tyrannin, Vergewaltiger und Vergewaltigerin. Redner und Rednerin wird konkret und der Zeitgenosse verspürt beim leierhaften Sprechen ein Ziehen in der Zunge, eine Sehnsucht zurück zu Oberbegriffen Politiker, Lehrer, Tyrannen, Vergewaltiger, Redner. Das seit langem vergessene Glück des Abstrahierens macht sich bemerkbar.

»Das ist mir zu abstrakt«, heult die Hupfdohle auf. Wo sie nur sagen will, sie habe es nicht verstanden, beruft sie sich aufs Konkretisieren. Abstrahieren hat sie sich aberzogen in dem Verlangen nach Momenten des Hüpfens und Zuckens. »Abstraktion ist männlich«, verurteilt sie das generische Maskulinum zum Tod durch Konkretisierung.

Doch wie das mit Lüsten so ist; sie lassen dich nicht in Ruhe. Und so hört sich das wiederkäuende Politiker und Politikerin, Lehrer und Lehrerin, Tyrann und Tyrannin, Vergewaltiger und Vergewaltigerin weiterhin an wie das Lob des Kommissbrots. Reich an linguistischem Ballaststoffen sinken die Konkreten zum Boden und das Denken erkennt indem es spürt: Allein beim Abstrahieren werde ich in den Himmel natürlicher Intelligenzen gehoben und es beginnt, seinen unangenehmen Gefühlen beim Sprechen der genderierten Floskeln zu trauen. Das Ziehen in der Zunge muss weg.

Dienstag, 30. Mai 2023

Türkische Standhaftigkeit – Es herrscht helle Aufregung in Deutschland über die Türken in Deutschland, die in ihrer deutlichen Mehrheit für Erdogan als Präsident gestimmt haben. Da wäre es in den Niederungen der Politik zunächst natürlich interessant zu wissen, ob nicht am Ende die Türken in Deutschland die Wahl in der Türkei entschieden haben. Nur fragt danach kaum jemand. Denn falls es so ist, wäre die Möglichkeit der Doppelstaatlichkeit die Grundlage für den Sieg von Erdogan.

Aber auch ohne diese Rechenkunststücke ist die einhellige Ablehnung des islamistischen Präsidenten wenig konsequent. Er habe, so die hiesigen Medien rund um die Uhr, die türkischen Medien dominiert und ließe der Opposition wenig Raum. Außerdem werde die Opposition ausgegrenzt und diffamiert. Zitat vom Türken-Dandy: »Im Wahlkampf bediente sich Erdogan aller staatlichen Ressourcen und seiner nahezu uneingeschränkten Medienmacht. Nicht nur, um für sich zu werben, sondern auch, um seinen Kontrahenten mit gefälschten Wahlwerbespots als Verbündeten der militanten PKK zu verunglimpfen.« - Was dem einen die PKK, daß sind dem anderen die Rechtsradikalen.

Seltsam, daß kaum jemand merkt: Deutschland befindet sich im Grunde in der gleichen Situation, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Auch hier herrschen Staatsparteien und zwingen den anderen ihr Weltbild auf, das von den Zwangsgeldmedien in einer Endlosschleife unters Wahlvolk gestreut wird. Und wenn ein SPD-Politiker unwidersprochen fordern kann, die AfD müssen Paria-Partei bleiben, sehe ich keinen Unterschied mehr zu Erdogans AKP, außer den, daß in der Türkei islamische Mehrheitsmoral der Minderheit und in Deutschland wirre Minderheitenmoral der Mehrheit aufgedrückt wird.

Die Deutsch-Türken fallen auf die Propaganda hierzulande nicht herein und lassen sich auch nicht unterkriegen. Da fragt sich, wer nun eigentlich mehr von Demokratie versteht? – Zumindest im Rahmen der Türken ist die Antwort eigentlich klar und jeder sollte sich gut überlegen, ob nicht am Ende die Unterstützer Erdogans sehr viel mehr Haltung zeigen als jene Deutschen, die sich zwar über links-grüne sexuelle, sprachliche und energietechnische Experimente erregen, dann aber Christdemokraten wählen gehen, die gar nicht schnell genug mit Sozialdemokraten und Grünen koalieren können und zusätzlich auf Konservative und die politische Rechte eindreschen.

Wem die Tyrannei der Tunten und Negerwerbung nicht passen, der steht in Deutschland so schlecht da, wie ein Türke in der Türkei, dem die Tyrannei des Islam und Kopftuchdauerschleifenwerbung nicht passen. Das heißt: Nicht ganz. Denn die Opposition geht in der Türkei zumindest auf die Straße und steht lauthals für ihre Positionen ein. Davon ist die Opposition in Deutschland noch sehr weit entfernt. Dort wird zwar zunächst gemeckert, aber dann der erste gemeinsame Abend vor der kninsternden und knackenden Wärmepumpe genossen.

Pfingstmontag, 29. Mai 2023

Kindermund tut Wahrheit kund – Was sind sie nur stolz, wenn ihre Kinder sie beim Vornamen nennen, die Eltern der schrecklichen Kinder. Und welcher Schreck fährt ihnen durch ihre dann und wann schon etwas lahmen Glieder bis in die ersten deutlichen Falten, wenn ein fremdes Kind sie auf dem Spielplatz unbedarft und äußerst selbstverständlich liebevoll mit »Oma« anspricht und ihn mit »Opa«. Ist es tatsächlich, weil sie, einmal angenommen, mit diesem Namen ins Bett gehen müssen, mit einer »Oma«, mit einem »Opa«? – Wahrscheinlich.

Doch wenn die Umstehenden nach einer Entschuldigung für die Anrede »Oma« oder »Opa« ihrer Kinder zu suchen beginnen und ein Alltagsmoment wirklicher Totenstille entsteht, und jeder weiß, daß jedes weitere Reden an der Wahrheit, die Kindermund soeben kundtat, nichts ändern, sondern im Reden darüber nur festigen wird, dann scheinen Grund und Hintergrund auf: Die Eltern der schrecklichen Kinder haben sich unausgesprochen verbündet, den Tod zumindest verbal zu besiegen, indem sie ihren Platz in der Generationsfolge mit dem eigenen Namen verleugnen – mit dem eigenen Namen!

Was sag ich die Eltern der schrecklichen Kinder! - Diese Verleugnung hat viele ergriffen. Sie reicht vom alltagsfreundlichen »junger Mann« an der Supermarktkasse bis zu dem Pärchen, dem ich gestern lächelnd ein: »Immer diese jungen Leute, die nur am Handy rumspielen« hingesagt habe und die mir eine neue Brille empfahlen, denn sie wären doch alt. Fehlende Selbstironie als Abwehr des wahren Selbst.

»Sterben müssen wird alle«, sagt der Sklavenhändler im Gladiator, »wir haben nur die Wahl, wie wir dem Tod ins Auge blicken.« Das Kind, das mich auf dem Spielplatz »Opa« nennt, hat ein Lächeln verdient. Das Kind, das mich einmal wegen meiner grauen Locken zögernd »Oma« genannt hat, erlebte mein Lachen. Und den tatsächlich jüngeren Mann mit gleichfalls grauer Lockenpracht, dem ich zuwarf, es sei doch beruhigend, nicht der einzige Mann in der Kita mit »grauen Locken« zu sein, ließ ich mit seiner Humorlosigkeit alleine, nahm mein Kind auf den Arm und ließ die Erinnerungen an die Stunden auf dem Schoß von Opa und Oma passieren.

Pfingstsonntag, 28. Mai 2023

Adieu, Hiroshima, mon amour – Der Überfall Russlands auf die Ukraine und der anschließende Krieg werden einmal als wirklich erste neue Phase Historie nach dem Zweiten Weltkrieg in die Geschichte eingehen. Und das Treffen der westlichen Staaten in Hiroshima markiert einen vorläufigen Endpunkt, einen passenden Ort, denn die Stadt in der nach ihr benannten Bucht gehört zu den politischen Liebesobjekten der Nachkriegszeit, die ja bis in diese Tage hineinreicht.

Welch ein Trugbild bietet Hiroshima dem Betrachter der Fotos vom August 1945. Als könnten nur Atombomben Städte in Wüsten verwandeln, wo doch diese nahezu vollständige Zerstörung allein der japanischen Häuserbauweise geschuldet war und – mit Ausnahme Kyotos – alle anderen japanischen Städten ereilte. Ihre Lage im Scheitelpunkt der Linie vom Körper der kaiserlichen Kriegsmarine in Kure über das seemilitärische Hirn auf Etajima und weiter zum legendären orangenen Tor vor Miyajima machte sie zwar durchaus zum Symbol ihrer Zeit und für Japan. Doch als erschütterte Dichter und Denker nicht müde wurden, um sie zu trauern, wurde sie zum Symbol für ein Atomzeitalter, das nun anbrechen würde.

Tatsächlich hat dieses Zeitalter am 24. Februar 2022 begonnen. Und wer es noch nicht gemerkt haben sollte, sollte dem Kreml zuhören. Seit jenem ersten Kriegstag wird Russland nicht müde, mit dem Einsatz atomarer Waffen zu drohen und die Welt zu erpressen. Die nicht spuren, denen wird mit atomarer Vernichtung gedroht. Der Horror vor dem Horror von Hiroshima scheint überwunden. Das Horror wird Politik.

Und wie nebenbei werden die Pfeiler der Nachkriegsordnungsmoral niedergerissen. Erst gestern hat ein hoher russischer Politiker die Aufteilung der Ukraine zwischen den Nachbarländern als Vorschlag der EU unterbreitet und aus der Geschichte hallt Hitlers Forderung nach der »Zerschlagung der Resttschechei« wider. Schließlich sei, so der Russe, die Ukraine ein sterbender Staat. Da wünschen sich nicht wenige Russlands eigenen staatlichen Tod.

Der Einsatz von Atomwaffen und die Tötung unabhängiger Staaten – in diesen Kategorien denkt und redet man offen im Kreml und so wird in allen Staaten bald wieder gedacht. Die Zeit im Schatten der wenigen Trümmer Hiroshimas geht mit dem Ukraine-Krieg ihrem Ende entgegen und das Atomzeitalter mit neuen Schatten neuer Trümmer beginnt.

Samstag, 27. Mai 2023

Genderei auf der Bismarck – Am 27. Mai 1941 versank der »Bismarck« im eiskalten Wasser des Atlantiks. Ja, »der« Bismarck. Denn darauf hatte der Kapitän des deutschen Schlachtschiffs bestanden. »Ich werde es künftig lieber hören, wenn man an Bord von ›dem‹ anstatt von ›der Bismarck‹ spricht.« – Genderei mitten im Krieg. – »Ein so großes und starkes Schiff kann nur ein ›Er‹ und keine ›Sie‹ sein.« Und es liest sich, gegen jeden Sprachfluss, ebenso holprig wie eines der vielen gegenderten Textungetüme.

Vielleicht hätte die dem Kindergarten des Bundestags entlaufene grüne Hupfdohle, die mit dem Namen Bismarck neulich nichts anzufangen gewußt hat – »Ach der!« –, dafür aber, hätte man sie gefragt, sicher mit dem Namen Hitler recht viel, mehr Interesse am Träger des Namens gezeigt, wenn ihr jemand von der Genderei auf der Bismarck erzählt haben würde. Denn das können die Grünen wie die klappernde Mühle am rauschenden Bach: Immer abwechselnd Männlein und Weiblein auflisten.

Von der Stärke ihres Schlachtschiffs »Bismarck« felsenfest überzeugt, verzichtete seine Leitung darauf, das Schiff kurz vor dem Ausbruch in den Atlantik Mitte Mai vollzutanken. Die Öl-Bunker bis oben zu füllen war ihrer Ansicht nach wohl nicht nötig. – Wie sich die Zeiten und Symbole gleichen! – Ohne Reserve geht gar nicht, heißt es zwar; in der Royal Navy ist es sogar kodifiziert. Und als Churchill ernsthaft erwog, die den Bismarck verfolgenden Schlachtschiffe seiner Majestät - damals übrigens männlich - , deren Treibstoff ebenfalls knapp war, bis auf den letzten Tropfen fahren zu lassen und sie im schlimmsten Fall von Zerstörern in die Heimat schleppen zu lassen, wurde die Fachleute aus der Marine sehr deutlich und der Unfug unterblieb.

Aber Deutschland fühlt sich stark genug, auch noch das Klima in Zeiten zu retten, die ganz sicher Ungemach bringen. Fachkräftemangel, Migrantenschwemme, Inflation, Krieg, ohne gerüstet zu sein – eigentlich steckt das Land schon mittendrin und eine pragmatische Regierung würde sich auf das Wichtigste konzentrieren. Weil sie das aber nicht macht, werden ihre Kritiker nicht müde zu betonen, versenkt sich Deutschland ökonomisch grad selber.

Am Ende fehlte der »Bismarck« jenes Öl, mit dem sie es sehr wahrscheinlich bis in den rettenden Hafen geschafft haben würde. Sie wurde von den Schiffen der Royal Navy versenkt, indes die deutschen Historiker nicht aussterben wollen, die eitel betonen, »der« Bismarck habe sich selber versenkt. Als gebühre der Selbstversenkung eine besondere Ehre, wie ein britischer Militärhistoriker sarkastisch bemerkte.

Der Grund für die Flucht in die Metapher der Selbstversenkung ist einfach: Man missgönnt den Briten den Sieg über den Bismarck, so wie man den Konkurrenten Deutschlands nicht gönnt, mittlerweile besser zu sein als das einstige industrielle Musterland in Europa.

Freitag, 26. Mai 2023

Klimakterium straffälliger Kinder – Die »Letzte Generation« gehört zum Nachwuchs. Das zeigt bereits ein Blick in die Gesichter der Angeklebten und Angeklagten, die allesamt eine Art Menopause ihrer pubertären Entwicklung eingelegt habe, mit dem Unterschied, daß diese Pause, anders als die Menopause, der Pausierenden kein Pausenende verspricht, falls sie nur lang genug wartet. Alle Euphemismen sind schrecklich.

Kinder sind die Protagonisten der Letzten Generation. Kinder, die wie weiland Peter Pan, den Weg ins Erwachsenwerden verweigern. Gespreizte Narrenhände, die Tisch und Wände beschmieren. Das ist die eigentliche Symbolik der Klebeaktionen und die hat mit dem Klima der Erde wenig zu tun, sondern mehr mit dem Klimakterium der Mamas der Kleber – für alle, die mnemotechnische Begriffsbildung schätzen und Euphemismen vermeiden. Weil Mama nicht mehr gebiert, sollen die Kinder Kinder und haften bleiben, so lange sie wollen. Man sagt ja zu recht, Kinder leben die Wünsche der Eltern.

Und nun wurden die Kinder- und Jugendzimmer durchsucht. Dumm für die politischen Eltern, die keine Polizei im Haus haben wollen, weil jeder Nachbar hämisch vermerkt, dort drüben hat die Erziehung versagt. Einige unterstützen den Nachwuchs, hoffen auf ihren guten Einfluss als Eltern und bringen Kleber zum Knast, wenn Anna und Elsa, Aimée und Carla zur Haftstrafe antreten müssen. Die meisten suchen den Abstand und nach Ursachen außerhalb von Heim und Herd. Als könnten zwei Jahrzehnte Klimakampagne spurlos am politischen Nachwuchs abperlen. Die Aufregung der Medien ist daher zu guten Teilen verlogen. Allerdings steht, wer Presse und Rundfunk gegenüber von Mitverantwortung spricht, so belämmert da, wie Eltern, die beim Dealer eine Teilschuld für den politischen Drogentod ihres Kindes an einer Überdosis ideologischer Indoktrinierung abladen wollen. Und wer ohne Elternliebe ist, der werfe den ersten Stein.

Donnerstag, 25. Mai 2023

Ruderer im Rettungsboot der Titanic – Schwer zu sagen, an welchem Punkt des Sinkens sich Deutschland befindet, ohne ins Selbstbejammern verfallen zu wollen. Und wie natürlich bietet sich das Bild der Titanic in jener Frühlingsnacht an. – Vergessen wir nicht, wie schnittig und Stolz der Ozeanriese im Vertrauen auf Technik und Reichtum zuvor den Atlantik durchmaß. – Jetzt dämmerte den Passagieren der oberen Decks, wie es steht. Auf der Kommandobrücke wussten alle Bescheid und versuchten das Unvermeidliche durch Nichtstun und Wegschaun zu ignorieren. An der Reling sah jeder das beschlossene Unglück. Zu den unteren Decks trug das eindringende Wasser die Nachrichten herauf.

Aber wo blieben die Optimisten, die wußten, wie es steht, und sich von ihren Wünschen trotzdem nicht wirr machen lassen? – Sie gehörten zur Mannschaft und standen als Ruderer an, die bekanntlich jedes Rettungsboot braucht. Bei 40 Frauen und Kindern in einem Boot wurden wohl achte gebraucht, denn ihr technischer Sachverstand war in der Kälte auf dem Wasser überlebensnotwendig, sollten die Rettungsboote nicht anschließend im eisigen Nordatlantik einzeln verloren gehen und noch später einsam und langsam versinken. Sie waren die übrig gebliebene Fachkraft und blickten beim Retten in die müden Augen der geretteten Seelen. Als die Allerersten im Boote mussten sie an keiner Reling entscheiden, wer ins Boot hinein darf und wer nicht. Niemand ging sie mit Vorwürfen an.

So brachten sie die Frauen und Kinder der Toten und sich selber ans rettende Ufer. Als verbliebene Fachkraft, die die Reste verwaltet.

Mittwoch, 24. Mai 2023

LGBTXY-Zinnober färbt nicht ab – Florida hat vor einigen Wochen den Unterricht zur sexuellen Orientierung verboten. – Gut so! Sollte man meinen und dachte auch ich im ersten Moment. Der Staat hat sich nicht in die sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen einzumischen; so wenig wie Kirchen und andere Institutionen. Das ist Sache dieser nächsten Generation und, in sehr bescheidenen Maßen, der Eltern. Lasst sie also in Ruhe.

Und wenn die LGBTXY-Lobbyisten eilfertig mit dem Finger auf Florida zeigen und den US-Bundesstaat mit dem Iran vergleichen, in dem Unterricht zur sexuellen Orientierung gleichfalls nicht stattfinden könne, dann verdrehen sie in einem Durchbruch unbewußter politischer Rhetorik die Verhältnisse. Denn es ist der geforderte Schulunterricht zur sexuellen Orientierung, der Kinder im Sinne der Erwachsenen indoktriniert damit macht, was auch im Iran gemacht wird vom Staat und der religiösen Führung, nur eben auf andere Art.

Dachte ich! – Weil ich nicht wußte, wie der Unterricht dann tatsächlich abläuft, etwa gestern in einer hiesigen Schule. – Er läuft ab wie vor einem halben Jahrhundert. Und vermutlich so, wie er in den vergangenen 2000 Jahren immer ablief, wenn Erwachsene anrücken, um Kinder über Sex und wie sie ihn verstehen aufzuklären. Es geht in die Hose. Die LGBT-Propagandisten erlebten ein veritables Fiasko und versanken im angeheiligten Jungen-Gelächter, bevor sie den Klassenraum unverrichteter Dinge blamiert und geschlagen verließen.

Bis mir das chinesische Sprichwort einfiel: »Man kann Zinnober nicht anfassen, ohne daß er abfärbt.« Es reicht, daß die Kinder am Unterricht zur sexuellen Orientierung teilnehmen und Satzfetzen anhören müssen. Das Gerede von Regenbogeneltern und Transformationen bleibt im Hirn kleben. Der Schulunterricht, der sich Aufklärung nennt, infiziert die Kinder mit Wörtern, die sie von uns übernehmen, weil wir mit ihnen Sprachspiele treiben. Oder sind das nur wir, die Eltern, die sich empören? – Während die Wörter die Kinder nicht wirklich tangieren.

Sex markiert die Grenze zwischen den Generationen. So wie die Kinder sich nicht vorstellen können, daß die Eltern es jemals taten, können sich die Eltern nicht vorstellen, daß die Kinder es jemals tun. Da verläuft eine Kluft, die kein Wort und auch kein Sprachspiel je überwindet. Dieser Zinnober färbt daher nicht ab.

Dienstag, 23. Mai 2023

Gespielen und Gespielinnen – Es will scheinen, als begännen die Medien ihre Kritik an den Grünen aus beginnender Einsicht und die Grünen spielen beleidigt. Robert Habeck wurde im hamburger Wochenblatt für Möchte-Gern-Intellektuelle als Fachkraft für Heizungsinstallationen karikiert und schon wittert und twittert es rechte Verschwörung. Zurück kam von Journalisten kaum Mitleid, sondern der pädagogische Hinweis auf die Realitäten. Die Partei hätte diese Art politischen Alltag auszuhalten.

Dabei ist die andere Frage viel interessanter: Warum lassen die Medien die Grünen seit längerem immer mal wieder fallen. – Wie eine heiße Kartoffel? Ist in die Redaktionen Vernunft eingekehrt? Wollen sie sich mit den Antisemitismen einer Roth, den Infantilitäten einer Fester und der Unbildung Göring-Eckhardts nicht mehr gemein machen wollen? Vom außenpolitischem Feminismus Baerbocks erst gar nicht zu reden?

Mitnichten! Die Medien zeigen den Grünen, wenn sie Annalena Baerbock zuerst als Kanzlerkandidatin demontieren und dann als Außenministerin hofieren und Robert Habeck zuerst im Wirtschaftsministersessel trösten und dann kräftig treten, nur eines mit ihrer Distanz: Ihr seid unsere Gespielen und Gespielinnen. Wir duldeten euch als Kasperls, solange sich Fotos von euch – von einer knalligen Roth und einer kreischenden Fester, einer modischen Baerbock und einem jonnydeppschen Habeck – , gut verkauften. Und nun reicht es. Die Machtsaison der Marionetten neigt sich ihrem Ende. Und da wir gerade einen Sündenbock brauchen für all das auch von uns Verbockte – Bildung, Fachkräfte, Asylanten, Energie – nehmen wir uns eure Baerbock, wenn es uns passt.

So sind sie nun einmal, die Gesetze des Marktes und der Macht. Die Medien lassen die Puppen tanzen und holen sie auch wieder ein, sobald sie wollen und suchen sich neue Gespielen und Gespielinnen.

Montag, 22. Mai 2023

Erziehung vor Bachmut – Bachmut ist gefallen, Bachmut ist nicht gefallen, Bachmut ist gefallen,... ist nicht gefallen... So rätseln die Medien seit Samstag hin und her und das Publikum rätselt mit. Es wird angemerkt, es ginge nur um einen Häuserblock, der strategisch bedeutungslos ist und wer weiß, wie Kesselschlachten verlaufen können; man verweist auf die Flanken und auf Stalingrad, als die Wehrmacht in die selber gestellte Falle hineinlief nachdem Hitler noch am Abend des 8. November 1942 im Löwenbräukeller über die Stadt an der Wolga tönte: »Dort ist das Manganerz befördert worden: dort war ein gigantischer Umschlagplatz. Den wollte ich, nehmen und — wissen Sie — wir sind bescheiden, wir haben ihn nämlich!« Bevor Hitler ergänzt: »Es sind nur noch ein paar ganz kleine Plätzchen da.« Anschließend wird der Führer historisch und wer möchte, kann die Rede aus dem Internet in seinen ganz privaten Echoraum der Historie laden: »Nun sagen die anderen: Warum kämpfen sie dann nicht schneller?' — Weil ich dort kein zweites Verdun haben will, sondern es lieber mit ganz kleinen Stoßtrupps mache..«

Immer beziehen sich Schlachten ja auf eine Geschichte. Der Fachmann hätte auf die Kaiserschlacht im Frühjahr 1918 hinweisen können, als die Kaiserliche Armee mit Stoßtrupps die festgefahrene Front überwand. Und wer noch einen anderen Schritt weiter leiten will, nennt das russische Kursk im Juli 1943, schon weil mit etwas medialem Glück ein Jahrestag als Zufallstreffer herausspringen könnte. Dort stieß die Wehrmacht auf den Flanken fast durch, nur um dann von noch weiter außen beinahe umzingelt zu werden. Auch das könnte den Ukrainern blühen, falls die russische Armee noch über die Fähigkeiten zu einer solchen weiten Umfassung verfügt.

So deklinieren auch die Medien Militärhistorie durch. Der Krieg und seine Schlachten als Faszinosum und die Möglichkeit, Geschichten erzählen zu können, spannende Geschichten, Geschichten von Mut und Heldentum. Ironie? – Ganz und gar nicht. Aber Erkenntnis. Denn auch ich schaue morgens als erstes auf Bachmut und auf die Karte und denke: Stalingrad, Kursk und natürlich Verdun. Landschaft, womöglich schon damals für den Schrecken drapiert.

Sonntag, 21. Mai 2023

Unsere Letzte Generation – Das ist es, was wir übersehen beim Blick auf die Nervensägen, die sich auf die Autobahnen pflanzen und den Verkehr unterbrechen, umrankt von einer politischen Botschaft und gedungen nicht gedüngt. Es sind unsere Kinder. Es ist unsere »Letzte Generation«. Folglich fiele ihre Eitelkeit über die Planken der Autobahnen wie in einem Spiegel auf uns zurück. Wenn wir hingucken und zuhören würden auf den Namen »Letzte Generation«, Generation, der keine mehr folgen soll, kinderlose Generation:

Blick in den Spiegel und heiße das gesehene Gesicht,
Seine Zeit ist jetzt, ein anderes Gesicht zu formen,
Mit dessen frisch verheilten Narben, wenn nicht sogleich erneuert,
Du die Welt betrügst, entsegnest eine Mutter.

Mal rufen sie sich »Letzte Generation«, mal entscheiden sie sich, »keine Kinder mehr in diese Welt setzen zu können«, mal sehen sie sich als »die Letzten der Deutschen«. Also keine ganz neue weinerliche Idee; eher sogar eine sehr alte. Und trotzdem will uns diese Gemeinsamkeit im politischen Furor, weil wir das Klima nicht rechtzeitig retten und zum Feierabend unpünktlich sind, ständig entgehen.

Shakespeare hat für diese Art des selbst-gesegneten Selbstmords, also über den erklärten Willen, die Fortpflanzungskette hier und heute abbrechen zu lassen, im dritten Sonett die passenden Zeilen gefunden, hier nach den ersten vier, nunmehr in der Wolffschen Übersetzung die nächsten vier Zeilen:

Wo ist die Jungfrau, deren spröder Schoß
In Keuschheit deinem Wunsche widerstrebt,
Und wo der Tor, der gerne kinderlos
In sich das Grab der Eigenliebe gräbt?

Schnöde Eigenliebe ist es, die eifernde Klimakleber und empörte Autofahrer in ihrer erklärten Kinderlosigkeit miteinander verbindet. Und grad jene, die kinderlos blieben nicht aus Absicht, sondern als Schicksal, wissen genau, was ich meine, und daß sie nicht gemeint sind, aber die Eltern jener Generation, die sich eitel die Letzte nennt. Also an beide:

Du bist der Mutter Spiegel, in dem sie sich erinnert,
An ihre Blühte inmitten Fliederblühen im April;
So wie auch du, beim Altersblick durchs Lebensfenster,
Trotz aller Falten, in der Ferne goldne Kinderzeiten siehst.

Eine Gesellschaft sollte keine Letzte Generation gebären, nicht einmal in ihren bösesten Träumen:

Sonst lebst du fort, bloß nicht zu sein erinnert,
Einsam stirbst Du und Dein Spiegelbild mit dir.

Samstag, 20. Mai 2023

Unlauterer Wettbewerb – Zwischen all dem oberflächlichen Unsinn, den man in diesen Zeiten aus Politiker, Kultur und Bildung hören, sehen und lesen muss, hält sich die Werbeindustrie recht wacker und mitunter glänzt sie mit wirklichen Hinguckern. Und das soll Werbung ja schaffen: Der Kunde soll hinschauen, sich Namen und Formen merken und am Ende in einem Moment der Unaufmerksamkeit im Laden kaufen, was er nicht kaufen will.

Adidas hat in den USA einen Badeanzug auf den Markt gebracht, der in weiten Teilen der Welt wohl nur als Lachnummer durchgehen wird. Ein männlicher Neger hat sich in einen etwas eng anliegenden, bunten Einteiler gezwängt und versucht nun, sich riefenstahlmäßig zu strecken. Und noch einmal zur Erinnerung: Neger verwende ich immer dann, wenn jemand mit Hautfarbe Punkte machen will, hier also ein Unternehmen, das mit diesem Bild Werbung für weibliche Badeanzüge macht, die ein Mann tragen soll, der womöglich ein Mann ist oder auch nicht.

Natürlich war die Aufregung groß. Kritiker der Geschlechterauflösung kreischten ebenso hysterisch los wie die Kritiker der Kritiker der Geschlechterauflösung. Und keine der beiden Seiten bemerkte, daß eigentliche Ansinnen des Unternehmens: Seinen Namen möglichst oft in den sozialen Netzwerken ausgerufen zu hören. Vermutlich wurde kein Werbevideo so häufig angeblickt, wie dieses in einer politischen Botschaft schillernde Badekostüm. Es ist wie beim Gendern, wenn die sprachlich falsche Symbolik auf einem Werbeplakat bei dem einen Triumpfgefühle erweckt und bei den anderen linguistischen Ekel. Alle schauen auf das Plakat, weil etwas falsch ist und wir beim Lesen zu korrigieren beginnen. Und schon hat das Plakat seinen Zweck still und heimlich erreicht und irgendwann klingelt die Kasse.

Die Genderisten und Transaktivisten wird das nicht stören. Sie werden jetzt womöglich erst recht Badeanzüge bei Adidas kaufen, um das politisch korrekte Unternehmen zu unterstützen. Daß die Kritiker aber gleichfalls ins Boot geholt werden können, freut wohl nur die Leitung des Unternehmens, das nur eines im Sinn hat: Geld zu verdienen. Im Fahrwasser von Genderismus und Antirassismus fühlt sich der Kapitalismus pudelwohl, weil er in seinen kräftigen Gewinnen herumplantschen kann wie Onkel Dagobert zu besten Zeiten mit einem hautengen Badeanzug und stolz im Geld seines Safes.

Freitag, 19. Mai 2023

Neureiche im Amt – Es ist eine stille Freude zu sehen, wie die Grünen zu schnell zur Staatspartei wurden. Weit entfernt von einer eigenen Mehrheit und durchaus mit einem Sinn für die Realitäten, wenn man hinschaut, wie sie sich jedes mal einer tödlichen Gefahr gerade entronnen feiern, sobald ihr Stimmenanteil bei einer Wahl es über die 10 Prozent geschafft hat, haben sie im Bundesministerium für Wirtschaft einen Filzteppich für die Klima-Industrie ausgelegt, daß die anderen Parteien vor Neid ebenfalls grün werden müssten.

Gestern gesteht Habeck die Verflechtungen eines weiteren seiner Staatssekretäre in die ökologische Geschäftswelt ein. Auf den ersten Blick will es scheinen, als habe der Dandy von der Waterkant aus dem Fall Graichen gelernt - auf den ersten Blick. Der zweite verrät: Robert Habeck gesteht heute, was er schon vor Wochen hätte auf den Tisch legen müssen aber nicht legte. Dazu versieht Habeck sein Geständnis mit einem Hinweis auf grüne Transparenz.

Die politische Leiche Graichen ist noch nicht kalt, da brüstet sich Habeck mit offenem und ehrlichem Verhalten im Amt. Wie peinlich. – Profis in solchen Dingen wie die Christsozialen aus Bayern hätten ein paar Wochen Urlaub am Chiemsee gebucht und einfach geschwiegen, bis sich die Wogen glätten, wie man so sagt. Das mit der Vetternwirtschaft muss der Robert noch üben. Momentan wirkt er wie ein Neureicher, der beim ersten Steuerbetrug erwischt worden ist, die Steuerprüfer im Haus hat und nun die Ermittler mit einem guten Kaffee zu besänftigen sucht.

Hättest Du geschwiegen, Robert Habeck, und wärst Philosoph geblieben! Zugegeben, kein großer. Bis zu mehr als einer Talk-Show in Schleswig hätte die mediale Aufmerksamkeit nimmer gereicht. Und so erlag der unter den norddeutschen Bauern wahrscheinlich intelligenteste der Verlockung durch Reichtum und ewigen Ruhm in der Hauptstadt. Und wer wollte das nicht: Erst Minister und dann Kanzler werden. Selbst wenn die Berufung eine andere ist und man später mit dem falschen Thema Klima am falschen Sitz kleben bleibt. – Oder glaubt jemand ernsthaft, Habeck interessiere sich für das Klima und die finanztechnische Umsetzung einer neuen Heizungstechnologie? Er rutschte in diese Stellung und nun rutscht er eben, weil es nicht mehr so glatt läuft.

Donnerstag, 18. Mai 2023

Selbstzweifel – Den klaren Erinnerungen an seine eigenen Schandtaten nicht zu trauen, verkaufen manche sich und anderen als lobenswerte Selbstzweifel, ja Selbstkritik. So wird Robert Habeck sich lange genug eingeredet haben, daß seine Erinnerung an die dubiosen Geschäfte seines Staatssekretärs etwas verschwommen sei und den Vorwurf des schlechten Gedächtnis in Kauf nehmen. Entfernt hört der Gebildete ein sokratisches »Ich weiß nur, daß ich nichts weiß«, am Ende herausklimpern bei Habeck, dem Regierungsphilosophen und -schriftsteller.

Apropos Schriftsteller und Philosoph. »In der Politik ist Sprache das eigentliche Handeln«, soll der grüne Minister in einem Buch zu Papier gebracht haben. Was, in Bezug auf das Verbiegen und Zurechtfeilen von Erinnerung, passt, da Erinnerung wesentlich sprachlich realisiert wird. »Beim Erinnern ersetzt Sprache das eigentliche Handeln«, hätte glatt das Zeugs zu einem nachdenkenswerten Aphorismus, der es, was ihn auszeichnen würde, nicht auf ein Kalenderblatt schaffte, eben weil er Nachdenken verlangt.

Ähnlich wie Habeck denkt auch die Berliner Staatsanwaltschaft, wenn sie an die Schäden durch die Aktionen der Klebeaktivisten als »dauerhaftes Lästigwerden« erinnert. Mit diesem originellen Wortkombinat will sie eigenes Handeln ersetzen, was zu Nicht-Handeln führt. Und ich dachte immer, die Staatsanwaltschaft sei weisungsgebunden und die Regierung habe gewechselt zu den Christdemokraten. Andererseits verlaufen manche Regierungswechsel so unbemerkt, daß der Bürger eben nichts merkt.

Und mitunter sollen Worte, bevor sie das Handeln ersetzen, zunächst einmal die Erwartung formieren. Dieser Tage: Die Erwartung der Lehrer und solcher, die es werden wollen. Die Klassen seien immer »heterogener« und daher schwierig zu unterrichten. Und tatsächlich sitzen in manchen Berliner Schulklassen 90 Prozent, die kaum deutsch sprechen können, dafür aber mehr oder weniger fließend arabisch. Da macht sich mancher Lehrerlehrling schon so seine Gedanken, was auf ihn zukommt.

Indes soviel ist sicher: »heterogen« ist nach allen Bedeutungen, die man für dieses Wort findet, nicht die passende Beschreibung für Klassen, in denen 90 Prozent der Schüler arabisch sprechen oder türkisch. Tatsächlich ist die Zusammensetzung sogar ausgesprochen homogen. Nur die Medien reden sich weiter das Gegenteil ein. Und so ersetzt eine Schicht des Selbstbetrugs die nächste, weil die Journaille gerade an ihrer Erinnerung feilt und die Rede von den »heterogenen Klassen« als Selbstkritik gehört wissen will. So wie Herr Habeck.

Mittwoch, 17. Mai 2023

Merkelpreisung – Der ehemaligen Kanzlerin Angela Merkel wurde ein zweites Mal eingebrannt. Oder ist es zum dritten Mal? Zum vierten? – In diesem Fall ist es der Staatspreis von Nordrheinwestfalen. Der dortige amtierende christdemokratische Ministerpräsident überreichte seiner ehemaligen Parteichefin ihre Papiere, weil sie eine »charakterfeste Politikerin« sei, die immer einem »moralischen Kompass« gefolgt sei – so die ideologischen Kernbegriffe beim Festakt.

Staatspreise werden für wissenschaftliche, technische oder kulturelle Leistungen verliehen und nicht für politische. Selbst der Staatspreis der Sowjetunion ging nur zweimal an einen Politiker, dafür allerdings an denselben. Der Grund ist eigentlich offensichtlich: Ein Politiker repräsentiert und erbringt äußerst selten eine persönliche Leistung, vergleichbar einer Entdeckung, einer Erfindung oder einem Kunstwerk.

Und ist Charakterfestigkeit eine persönliche Leistung? – Bei den Christdemokraten vielleicht. – Was sag ich! – In jeder Partei ist Charakterfestigkeit eine Leistung. Daß sie gleich zu einem Staatspreis von Nordrheinwestfalen hinaufreicht, scheint mir dann aber doch etwas übertrieben zu sein.

Hätte Frau Merkel in den 16 Jahren ihrer Amtszeit den moralischen Kompass erfunden – dann wäre die gestrige Verleihung womöglich berechtigt. Doch der ist eine Erfindung von Zeloten und wird von den Technikern und Künstlern raffinierter Propaganda verwendet. So wie ein Staatspreis von Nordrheinwestfalen.

Nein , Merkel verdient keinen Staatspreis! Allenfalls hätten ihre Untergebenen den Staatspreis von Nordrheinwestfalen in Merkelpreis umnennen können. Nach sowjetischem Vorbild.

Dienstag, 16. Mai 2023

Sexuelle Belästigung – Das Straßenbild zeigt zwei Seiten der Weiblichkeit: Die eine wickelt sich ihr Tuch immer enger um den Kopf, bis der Spaziergänger unter einer übergroßen Sonnenbrille nur noch die Lippen erkennt; die andere schnürt sich den Stoff ihrer hauchdünnen Hosen so eng, bis sich von hinten nach vorne nur noch Ritzen und Lippen entfalten. Schamlos ist beides, wird doch so oder so sexuelle Gier im öffentlichen Raum zum Sprechen gebracht durch Lippen, die unentrinnbar lautlos saugend nur das Eine bereden.

Fortwährend stellen Frauen so auf ganz verschiedene, indes nur scheinbar gegensätzliche Weisen Nähe her zur männlichen Seite, die verzweifelt, aber vergeblich versucht, auf Abstand zu bleiben. Sie rücken näher und näher heran, auf die Pelle, wie die Volkslippe so trefflich vermerkt. Wer also ernsthaft geglaubt hat, aufdringlich sein wäre ein schlechtes Privileg männlicher Macht, sieht sich getäuscht von seiner Hoffnung, feminine Gebärden wären vielleicht doch ein klein wenig hübscher anzusehen als penetrantes maskulines Getue.

Und sie wissen genau, was sie tun. Eine fehlende Absicht darf man jeder einzelnen nicht unterstellen. Deshalb, und nur deshalb, ist der Tatbestand des Exhibitionismus durchaus gegeben. Sollte man meinen.

Doch das Gesetz gibt einen weiblichen Exhibitionismus nicht her. Dort heißt es nur: »Ein Mann, der eine andere Person durch eine exhibitionistische Handlung belästigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.« Exhibitionistische Handlungen durch Frauen sind straffrei. Daß drei Absätze drunter Frauen doch genannt worden sind, zeigt mehr die Verwirrung selbst unter Juristen.

Derweil setzt der Tatbestand der sexuellen Belästigung – und als eine solche bezeichne ich solche Schamlosigkeiten in der Öffentlichkeit – eine übergriffige Handlung voraus. Zur-Schau-Stellen durch übertriebenes Zeigen und Nichtzeigen reichen nicht aus und Männer werden den Anblick wohl oder übel weiter ertragen. Es ist ein wenig wie das Hinterherpfeifen, das Catcalling, das straffrei ist und zum weiblichen Alltag gehört. Und so bilden saugende und pustende Lippen weiterhin ein seltsames Paar.

Montag, 15. Mai 2023

Tapetenwechsel in Deutschland – Seltsam, wenn Dieselben, die eben noch den Machtwechsel in der Türkei mit der Notwendigkeit eines Tapetenwechsels begründen, die Raufaser Deutschlands etwas ganz anderes nennen, das niemals heruntergerissen und neu verklebt werden müsse. Und so dekliniert ein beim Staat fest angestellter Verfassungsrechtler die Möglichkeiten der Bundesregierung für den Fall, daß die Alternative für Deutschland in einem Bundesland mit auf den Regierungsbänken zu sitzen kommt. Verfassungskrise heißt er, wo sein Kollege Carl Schmitt vom Notstand sprach.

Konkret nannte der Staatsdiener und -rechtler Thüringen: »Sollte AfD in Thüringen mitregieren, hätten wir eine wirkliche Verfassungskrise.« Weiß er nicht, daß schon einmal eine Regierung in Thüringen von der Zentrale gestürzt worden ist und dieser Sturz am 6. November 1923 Reichsexekution genannt worden ist? Auch das ein treffendes Wort. Nur klingt es weniger nett als Tapetenwechsel. Dafür ist es allerdings auch ehrlicher.

Wie selbstverständlich fordert ein Professor aus Berlin nicht weniger als den Sturz einer möglicherweise gewählten Regierung in Thüringen. – An dieser Stelle sind wir 100 Jahre nach der Reichsexekution und nach drei Jahren Corona-Notstand in der medialen Öffentlichkeit angelangt. Deutschland, ein Land hat seine Tapeten gewechselt. Oder wurden sie nur heruntergerissen und die alte raue Faser ist wieder sichtbar?

Sonntag, 14. Mai 2023

Die Toren von Bachmut – Die »Torheit der Mächtigen« wurde »The March of the Folly« ins Deutsche übersetzt, jenes Buch der Barbara Tuchman, das jedem Politiker zur Pflichtlektüre auferlegt werden sollte. Es handelt von Kriegen, die nicht nur sinnlos und überflüssig waren, sondern dem Krieger Unheil brachten oder ins Verderben führten. Um es mit dem Propheten Jesaja zu sagen:

Denn der Tor spricht Torheit
Und sein Herz sinnt auf Unheil:
Frevles begeht er
Und redet falsch gegen Jahwe,
Daß leer die Seele hungert
Und dem Durstigen fehlt der Trunk.

Putin ist so ein Tor! Und nach deutlich mehr als einem Jahr hat der von ihm losgetretene Krieg, den er Krieg zu nennen, nicht den Mut fand, eine neue Stufe erreicht. Denn vermutlich geht es, zumindest mittlerweile, bei den Kämpfen um Bachmut nicht mehr um die Eroberung der Stadt im Osten der Ukraine, sondern um etwas ganz anderes.

Die Lage ist wohl folgende: Die Wagner-Söldner rückten bislang, wenn auch langsam, Meter um Meter im Zentrum vor, die Ukrainer hielten und zogen sich kämpfen langsam zurück, die Flanken der Angreifer sicherten unzuverlässige reguläre russische Verbände – und letztere ziehen sich gerade zurück!

Nun wird im Westen gejubelt, denn – so will es scheinen – die Ukrainer schlagen die schwachen Russen auf den Flanken zurück. Videos mit rennenden russischen Soldaten werden im Internet herumgereicht. Eine Einschließung der Wagner-Söldner könnte in den nächsten Tagen erfolgen.

Und was, wenn Moskau sich ganz bewußt seine Flanken zurücknimmt? Nicht, um die Ukrainer in eine Falle zu locken. Nein! In einem eiskalten Machtkalkül zieht Putin seine Truppen zurück, damit die Ukrainer Bachmnut einkesseln und westliche Waffen die Wagner-Söldner im Wonnemonat Mai wund und wirkungslos machen. So vorsichtig, geradezu irritiert, wie Kiew medial auf den Rückzug der Russen reagiert hat, wäre das eine Erklärung für das Geschehen in, um und vor Bachmut. Putin lässt einen gefährlichen Gegner von einem anderen gefährlichen Gegner eliminieren.

Für die Russen ist das nichts neues. Im August 1944 ließen sie die polnische Heimatarmee in Warschau von deutschen Truppen vernichten, um nach dem Völkermord von Katyn weitere wesentliche Teile der polnischen Armee aus dem Weg geräumt zu finden hin zu einer russischen Herrschaft. Erst nachdem die Deutschen diese Drecksarbeit erledigt hatten, rückte die Rote Armee in das völlig zerstörte Warschau ein. Noch einmal Jesaja:

Die Paläste sind verlassen,
Und die Stadt, die voll Getümmel war, ist einsam.
Burg und Turm sind Höhlen für immer,
dem Wild zur Freude,
den Herden zur Weide.

Bis über uns ausgegossen wird der Geist aus der Höhe.

Davon ist Präsident Putin weit entfernt. Nichts von dem, was er tut, ist klug oder von einem höheren Geist inspiriert. Er ist nur noch damit beschäftigt, die Folgen seiner törichten Politik für sich erträglich zu machen.

Samstag, 13. Mai 2023

It’s Showtime in Bachmut! – Seit Wochen wogen die Meinungen über die Offensive der Ukraine gegen die russischen Invasoren durch die Medien. Immer wieder wird eine neue strategische oder militärtechnische Sau durchs Dorf getrieben mit einer weiteren Einschätzung und neuen Vermutungen. Und es bleibt der Eindruck, die Ukraine habe nun, nach all den generösen Waffenlieferungen und Überweisungen endlich Unterhaltung zu liefern. Nicht zu schnell, denn Spannung muß sein. Zugleich nicht zu langsam, sonst schlafen die Zuschauer ein.

Das ist dann wohl das wirklich Neue an diesem Krieg: Daß jedes Schreibfräulein taktisch mitzittern und jeder Stallbursche strategisch mitdenken darf. Und wie es aussieht, greifen die Ukrainer dort an, wo es die Öffentlichkeit und mit ihr die Russen wohl zuletzt erwartet hätten; ein Punkt, den, wenn alle mitraten, zu finden, ganz sicher nicht leicht ist: In Bachmut. Genauer: Auf den schwachen Flanken der Russen im Norden und Süden der Stadt. Irgendwer hat da im Winter wohl die Schlacht um Stalingrad noch einmal studiert, denn dort lief sich die Offensive der Wehrmacht zunächst ebenfalls fest und musste die Flanken von den Armeen der verbündeten Italiener und Rumänen schützen lassen – wo sie der Doppelschlag der Roten Armee überraschte. Die liefen wie die Russen weglaufen. Ihr Krieg war es eben nicht.

Bachmut als Wiederholung von Stalingrad mit den Russen als Wehrmacht auf dem Weg die Ukraine zu entnazifizieren – politische Militärgeschichte kann mitunter ganz amüsant sein.

Freitag, 12. Mai 2023

Mädchen arbeiten lieber mit Menschen – Eine der vielen Ausbildungsoffensiven deutscher Behörden zielt darauf, Mädchen in technische Berufe zu bringen, weil es Geschlechterunterschiede ja nicht gibt und daher eigentlich ungefähr ebenso viele Mädchen wie Jungs Handwerker, Elektriker oder Programmierer werden müssten – was jedoch den Tatsachen nicht einmal näherungsweise entspricht. Immer wieder stellt sich bei diesen Offensiven heraus: Mädchen arbeiten lieber mit Menschen.

Woraus unausgesprochen umgekehrt folgt: Jungs arbeiten lieber mit Technik. Grad so, als hätte das nichts oder weniger mit Menschen zu tun und als würden Jungs weniger mit Menschen machen und womöglich einige Grade weniger menschlich sein als die Mädchen. Wo doch das Gegenteil stimmt.

Wer Software erstellt, also programmiert, oder sich einem technischen Gerät intensiv widmet, indem er es entwirft, zusammensetzt, wieder zerlegt und dann verbessert, beschäftigt sich ununterbrochen mit Produkten des abstrakt denkenden Geistes. Und was könnte wohl menschlicher sein, als das Kreieren von Texten und Dingen im Kopf? – Nur wenig, wenn überhaupt irgend etwas. Wer sich wissbegierig seinen Gedanken hingibt, handelt auf die allzumenschlichste, ja eigentlich allermenschlichste Weise, denn das Denken ist es, was den Menschen zum Menschen macht und zwar umso menschlicher, je abstrakter es ist.

Jungens arbeiten als Techniker am und mit Menschen und hängen der menschlichsten Tätigkeit nach, die sich vorstellen lässt: Dem Denken. Seltsam, daß wir das nicht sehen oder auch nicht sehen wollen. So wenig verstehen wir uns und pflegen statt dessen unsere Stereotypen: Daß Mädchen lieber mit Menschen arbeiten.

Donnerstag, 11. Mai 2023

Politische Peinlichkeiten – Vom eben noch geschätzten Freund, der plötzlich sein wahres Gesicht zeigt, sind wir ebenso peinlich berührt, wie von uns selbst, wenn sich ein bisher wenig Geschätzter als Retter erweist.

So müsste es dem ehemaligen Kanzler Gerhard Schröder ergehen, wenn er in der russischen Botschaft erscheint, um mit seinen Freunden vom Roten Platz – wie gesagt, und man kann es nicht oft genug sagen, der Sozialismus ist die Reichsidee Russlands – den Siegestag über Deutschland von 1945 zu feiern. Mit von der Partie im Palais an den Linden blaugraue Dunstgestalten, die an die einstige Größe Deutschlands erinnern wollen zusammen mit den rotbraunen Geistern der alten Sozialisten des Landwehrkanals, die weiterhin an die historische Sendung Russland glauben und keinen Sinn für den Widersinn haben, mit denen an einem sehr langen Tisch zu sitzen, die gerade den Zweiten Weltkrieg in der Ukraine fortsetzen wollen. Loser unter sich, die es für Weisheit halten zu sagen: »Aus diesem Krieg geht die Ukraine genauso als Verlierer hervor wie Russland. Es gibt wieder nur einen Gewinner, und dieser Gewinner, der heißt USA.«

Das hätten vor Jahren noch fast alle Grünen sofort unterschrieben und viele würden auch heute nicht zögern. Nur sitzen sie jetzt in der Regierung zusammen mit den Sozialdemokraten, die das ebenfalls denken, allerdings nicht mit in der russischen Botschaft. Und auch das müsste auf seine Weise peinlich sein für die Grünen. Nicht wegen des Krieges, mit dem Russland Europa bedroht; Russland ist für die Grünen nicht peinlich. Aber daß sie nun eine Frontlinie bilden mit den ehedem verhassten Vereinigten Staaten, dem katholischen Polen, dem anti-islamischen Mitteleuropa und der nationalistischen Ukraine – das sollte für die Grünen ebenso peinlich sein, wie für Gerhard Schröder und seine rot-blau-weißen Genossen der Besuch in der russischen Botschaft.

Mittwoch, 10. Mai 2023

Denken historischer Daten - Es gibt offizielle historische Daten, die von Staaten angeordnet gefeiert werden – der gestrige 9. Mai ist so einer in Russland. Und wenn Olaf Scholz gestern von diesem Tag als »einzig richtiger Antwort auf den von Deutschland entfesselten Weltkrieg, auf zerstörerischen Nationalismus und imperialistischen Größenwahn« redet und abgleitet ins metaphorische, denn natürlich ist ein Gedenktag keine Antwort und schon gar keine richtige Antwort, dann nebelt er ein. Scholz hätte sagen können: Waffenproduktion und Krieg sind die einzig richtige Antwort auf imperialistischen Größenwahn. Dann läge er richtig. Doch einen Gedenktag, der an die Kapitulation des Deutschen Reichs erinnert, ist keine Antwort auf diesen Weltkrieg, sondern erinnert an sein siegreiches Ende in Europa.

Indes, Kanzler Scholz denkt nicht historisch, sondern sondert sozialdemokratische Floskeln ab und einmal mehr Liebesgrüße nach Moskau.

Wer historisch denkt pflegt neben den offiziellen seine eigenen historischen Tage; Tage, die eine Bedeutung haben, obgleich sie vergessen werden. Freitag, der 10. Mai 1940, ist einer davon. Die Wehrmacht begann ihre Offensive zur Überraschung der Westalliierten in den Ardennen und Churchill wurde zum Premierminister ernannt. Es ist ein Tag, der den Anfang vom Ende des alten Europas markiert, weil die alten europäischen Mächte ein letztes Mal unter sich Krieg führen werden. In wenigen Wochen wird der Wunsch der Deutschen nach einem Sieg im Ersten Weltkrieg erfüllt – ein kurzer Siegesfrühling beginnt 20 Jahre zu spät. Frankreich bricht unerwartet rasch fast kampflos zusammen. England erfüllt sehr bald seinen allerletzten historischen Sinn.

Ein Tag voller Siegeswünsche und Ängste, am Ende doch zu verlieren oder, schlimmster möglicher Fall, überhaupt nicht zu kämpfen und blutleer aber lebensliebend überwältigt zu werden, ist dieser vergessene Freitag. Und daher ist der 10. Mai ein Tag, der mir, gerade angesichts des Widerstands der Ukrainer am Ostrand Europas, durch den Kopf geht, wenn der Kalender ihn mir früh morgens anzeigt.

Dienstag, 9. Mai 2023

Gewöhnen an den Krieg - Am 9. Mai erinnert sich Russland seines Sieges über Deutschland. So bleibt der Krieg als Erfolg in Erinnerung und zugleich werden die Schattenseite, also die Opfer, verdrängt und die Helfer und die Jahre, in denen Krieg normaler Alltag geworden war und nicht mehr etwas hinter dem Horizont.

Wir sind gerade dabei, den Krieg Normalität werden zu lassen. »Die Berichte aus dem Chinesenviertel von Saigon haben wir fast vergessen, als seien die Nachrichten vom Krieg nicht jeden Tag neu«, beschreibt Uwe Johnson für den 9. Mai 1968 diese Drift Richtung Gewöhnung, heutzutage mühsam betäubt durch die Hoffnung auf eine ukrainische Offensive und daß sie denn endlich beginne. Uns fehlt die Vorstellung vom Alltag des Krieges, daß die Post in die Trümmer gebracht wird und das Internet auch im Luftschutzkeller noch funktioniert und wehe nicht.

Erst im Rückblick verfangen sich die Sondertage im kollektiven Unbewußten, die Tage der großen Siege, der schweren Niederlagen und der lange kalte Atem der Tage und Wochen dazwischen verschwimmt, wird vergessen. Diesen Rückblick haben wir nicht und blicken von Innen auf dieses feine Rutschen in den Alltag des Krieges, haben die Berichte aus Bachmut fast vergessen, schauen nicht mehr auf die Karte, wo Bachmut denn nun eigentlich liegt. Aber wartet, wenn erst die Offensive beginnt. Dann sind wir wieder vor Ort. Dann, wenn die Nachrichten vom Krieg wieder jeden Tag neu sind.

Montag, 8.Mai 2023

Humanistische Kolonialpolitik - Mit offensichtlicher Häme reagieren Teile der politischen Öffentlichkeit auf die Weitergabe der sogenannten Benin-Bronzen an den Oba Ewuare II., das Oberhaupt der früheren Königsfamilie von Benin, ein schwarzafrikanischer, ökonomischer Zwergstaat an der Westküste Afrikas – das Saarland hat ein doppelt so hohes Bruttoinlandsprodukt, dafür hat Benin das 17-fache an Einwohnern. Mit viel Tam-Tam – und damit sind ausdrücklich nicht afrikanische Trommler gemeint, sondern die grünen Cheer-Leader um Fräulein Roth, Fester und Co –, waren die Benin -Bronzen zuvor brav in Afrika beim Präsidenten von Nigeria abgeliefert worden, bevor sie den Besitzer umgehend ein weiteres Mal wechselten.

Die Kritik ist zwar berechtigt – allerdings nicht diese Kritik: Baerbock hätte die Bronzen nicht einfach ohne Garantie, daß sie öffentlich zugänglich bleiben, weggeben dürfen. Denn wer immer akzeptiert – und das tun praktisch alle – daß es sich bei den Bronzen um Raubgut handelt, muss auch akzeptieren, daß die Bronzen in den Besitz des rechtmäßigen Eigentümers gehören.

Das Perfide an dieser Restituierung: Die Bronzen gehen an den Nachfahren eines der größten Verbrecherclans Westafrikas. Schließlich gibt es wohl kaum ein Menschheitsverbrechen, das von ihnen nicht verübt worden ist. Angriffskriege, Massaker, Sklavenjagd und Sklavenhandel mit den Mitglieder der eigenen Völker, Menschenopfern zu Ehren der Ahnen; Verhältnisse also, wie sie früher auch in Mittel- und Südamerika herrschten. Neben der Königsfamilie Benins sind die Romanows Vertreter eines aufgeklärten Humanismus. Spötter würden sagen: Dem Nachkommen eines solchen Königs die Bronzen als Eigentum zu übergeben, wäre ungefähr so, als würde geraubter jüdischer Besitz an die Kinder Görings zurückgegeben, weil er sich zwischenzeitlich im Besitz des Ahnen Hermann Göring befand.

Doch Raubgut ist Raubgut und das gibt man eben zurück an die Räuber – wer auch immer das sein mag. So oder so ähnlich haben Baerbock und Roth wohl gedacht, falls sie denn überhaupt nachgedacht haben. Und damit liegen sie richtig, sofern sie die Unabhängigkeit aller afrikanischen Reiche aller Zeiten betonen.

Allerdings sollte das deutsche Außenministerium dann auch das unabhängige, bestialische Verhalten jener Neger-Reiche betonen! Und zwar gerade dann, wenn es unter der Ägide der agilen Völkerrechtlerin Baerbock selber andernorts auftritt, als hätte es den Humanismus mit Löffeln gefressen. Wer in China Menschenrecht predigt, sollte in Afrika auf die Gewinne der schwarzen Sklavenhändler verweisen und nicht den Eindruck erwecken, als wäre Sklavenkauf und -verkauf ein Monopol weißer Händler gewesen.

Roths und Baerbocks Fehler ist also nicht die Rückgabe jener Bronzen gewesen – ihr Fehler, wenn man ihre eigenen Maßstäbe ansetzt, ist ihr Schweigen zu den Verbrechen der Schwarzen. Aber so ist das bei Praktikantinnen, die auf Grund eines technischen Versehens plötzlich im Präsidentensessel des, sagen wir, Oval Platz nehmen, nicht näherungsweise so verführerisch sind wie andere Präsidentenverführerinnen, und denen die Rolle des Präsidenten rasend schnell über den Kopf wächst. Sie entwickeln sich zu einer Art Neureiche der Macht und Moral brauchen sie nur, weil sie die Macht schöner macht und unschuldiger daherkommen lässt.

Und ein moralischer Auftritt in Benin, etwa eine Rede gegen schwarzen Sklavenhandel durch schwarze Könige, hätte ja auch tatsächlich einen schlechten Eindruck hinterlassen: Eine Weiße, die den Schwarzen humanistische Ideale predigt?!? Der Vorwurf des Kolonialismus wäre Baerbock umgehend um die Ohren geflogen und das nicht nur von Negerfürsten, sondern auch aus den Ortverbänden der Grünen. Denn auch dort will man von der Erkenntnis, daß der Humanismus ein Ideal von Weißen für Alle ist, nichts wissen. Soviel Selbstverleugnung im Interesse der Machterhaltung muss sein.

Sonntag, 7.Mai 2023

Politische Psychologie der Klimakleber - Dieser Tage erlebt Berlin den Aufstand der eigenen Kinder. Unter dem Vorwand, das Klima retten zu wollen, legen ungezogener Nachwuchs und umerzogener Überwuchs, der sich grüner wähnt, als er ist, die Verkehrswege lahm; sie proben den Aufstand, indem sie sich auf der Fahrbahn festkleben. Genervt von der übertrieben passiven Polizei, die die Klebenden behutsam vom Fahrdamm abtrennt, legen einige Autofahrer selber Hand an und reißen die Täter unwirsch vom Asphalt.

Und schon beginnt das Wehgeschrei der schrecklichen Kinder: Gewalt, Nötigung, es ist gar von Folter die Rede, die sich dadurch auszeichnet, daß »einer Person vorsätzlich große körperliche oder seelische Schmerzen zugefügt werden, zum Beispiel, um von ihr oder einem Dritten eine Aussage oder ein Geständnis zu erlangen, um sie für eine tatsächlich oder mutmaßlich von ihr oder einem Dritten begangene Tat zu bestrafen oder um sie oder einen Dritten einzuschüchtern oder zu nötigen, oder aus einem anderen, auf irgendeiner Art von Diskriminierung beruhenden Grund.«

Mit dieser Definition ist allerdings klar: Dann zählt das Ankleben auf der Straße gleichfalls zur Folter, denn daß es sich um Nötigung handelt, wurde mittlerweile von zahlreichen Gerichten bestätigt. – Folter als Allerweltsdelikt; sowas passiert, wenn man Wörter, die schlimmes bezeichnen, als Mittel im politischen Alltagskampf einsetzt. Sie entwickeln ihr Eigenleben, denn die Sprache lässt sich von niemandem kontrollieren; keiner kann bestimmen, wer welche Wörter wofür verwendet und mit Folter welche Taten bezeichnet.

Wenn aber das Ankleben auf der Straße zur Folter wird, dann reagieren die Autofahrer lediglich auf eine Bedrohung, wehren sie ab – und manövrieren die Klimakleber sich in eine gleich doppelt missliche Lage. Denn zum einen sind sie es, die sich über eine Behandlung beschweren, die sie selber anderen zugefügt haben. Und zum anderen bewegen sie sich in die Nähe Wladimir Putins, der sich gleichfalls über einen angeblichen Anschlag auf sein Leben beschwerte, während er gleichzeitig in der Ukraine im Rahmen der Spezialoperation tausendfach tötet.

Das hat, ganz sicher bei Putin und in Abstrichen auch bei den Klimaklebern, etwas von der Perversion jener Verbrecher, die Verbrechen begehen und sich dann echauffieren, wenn mit ihnen gemacht wird, was sie mit anderen machen. Diese Umkehrung des kategorischen Imperativ – »Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.« – widerspricht jeder Logik, hat aber einen simplen psychologischen Kern: Die Täter sind so von sich selbst überzeugt, daß der Imperativ nach ihrer Überzeugung für sie selber nicht gilt. Sie wähnen sich jenseits aller Gesetze. Sie glauben sich über dem Gesetz, wie es für andere gilt. Und das, dieses psychologische Urteil, trifft auf Putin ebenso zu wie auf die schrecklichen Kinder, die auf der Straße festkleben.

Samstag, 6.Mai 2023

Scholz' Shoppingtour auf dem Schwarzmarkt – Kanzler Scholz weilt in Kenia. Und vielleicht hat er ja, in Abwandlung eines alten jiddischen Witzes, seinen Gastgeber am Flugplatz bettelnd mit den Worten begrüßt: »Ein paar brauchbare Fachkräfte, bitte, ein paar Fachkräfte bitte!« – Und der, Präsident Ruto, hat geantwortet: »Hier, Kanzler Scholz, hast du ein paar Kellner.« – Worauf Kanzler Scholz sich empört: »Was! Nur ein paar Kellner? Vor ein paar Jahren hast du mir Kellner und Fußballspieler gegeben.« – Präsident Ruto: »Die brauchen wir selber, weil die Wirtschaftslage hier schlecht ist und ich die Leute mit Spielen in Laune halten muss.« – Kanzler Scholz: »Wie? Wenn eure Wirtschaft schlecht läuft, soll Deutschland darunter leiden?«

Der Witz erläutert den Begriff der Chuzpe, der etwas im Dunstkreis von Frechheit, Dreistigkeit und Unverschämtheit beschreibt. Wobei die Chuzpe im Fall der Kanzlerreise nicht nur den Auftritt von Kanzler Scholz meint, sondern zudem die Art, wie die Medien es ignorieren, daß Kanzler Scholz nach Kenia reist, um dort Fachkräfte einzusammeln, die sein eigenes Land nicht mehr ausreichend auszubilden versteht. Denn die Art Shoppingtour des Sozialdemokraten auf dem Markt für Schwarze ist nicht nur frech oder dreist, sondern vor allem obszön.

Oder wie soll man es nennen, daß der deutsche Kanzler in Afrika nach Fachkräften sucht, den dortigen Ländern also nimmt, was sie dringender brauchen denn je, um wirtschaftlich irgendwann einmal auf eigenen Beinen stehen zu können? – Obszön, dieser Begriff aus dem Dunstkreis von Schmutz, Verderben und Schamlosigkeit, dieser Begriff passt auf die Politik des Kanzlers.

Und das nicht nur, weil Kanzler Scholz Afrika Fachkräfte nimmt, sondern weil in seiner Regierung sicherlich Leute sitzen, denen die Folgen dieser Fachkräfteabwerbung sehr wohl bewußt sind: Die afrikanischen Staaten kommen nicht auf die eigenen Beine und sollen es auch gar nicht. Denn nur als wirtschaftlich schwacher Kontinent produzieren die Länder Afrikas weiterhin Migranten für Deutschlands Hilfsindustrie. Schließlich müssen die Annas und Ricardas nach einem Soziologie- oder Polit-Studium in Arbeit kommen in Bereichen, in den Deutschland einen Überschuss an Fachkräften hat. Scholz sprach daher völlig zu recht von einer Win-Win-Situation: Deutschland erhält Fachkräfte, die Hilfsindustrie bleibt am Laufen und – als Sahnehäufchen (!) –, Mister Wirecard heißt weitere Wähler willkommen, die bei der SPD ihr Kreuzchen machen. Denn sicherlich wird jede Fachkraft aus Kenia umgehend Deutscher.

Natürlich ist der Versuch, Afrika die wenigen Fachkräfte, die es hat, abzuwerben, rein juristisch legal. Allerdings öffnet dieser Handel auf dem Markt für Schwarze einen moralischen Abgrund. Schwarzmarkt ist daher der passende Name.

Freitag, 5.Mai 2023

Gebildete Karrieren – Als Karl Mannheim den zeitgenössischen Intellektuellen kennzeichnen wollte, beschrieb er ihn als »gebildet« und betonte seine besondere Rolle. Während die Gemeinen sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, und »kein Beruf und keine Stellung in der Gesellschaft« »ein Bewußtsein für die Angelegenheiten aller Menschen« erfordert, sind es »die Gebildeten, die mit unserem Stand der Dinge, und nicht nur ihrem, en rapport bleiben, und in diesem Sinne sind sie in eine Situation involviert, die uns alle angeht.«

Robert Habeck gilt allgemein als gebildet. Als solcher – und nicht etwa als »der Robert«, der die Partei der Grünen bei Laune hält – ist er bisher erfolgreich gewesen, denn er füllte ein Leerfeld, das kein anderer Politiker aktuelle so gut ausfüllen konnte. In seinen Interviews gab es sich weise, bedächtig, fast andächtig kann man sagen. Dazu ein Äußeres, das, jedenfalls nach den Maßstäben einer Friseuse, ausgesprochen angenehm, dabei niemals spießig wirkte, denn frisch kam er, im Gegensatz zu den Pennälern von Junger Union und Jusos, gleichfalls überzeugend herüber.

Als Gebildeter konnte er für alle reden und bei Wählerinnen kam er mit seinem Äußeren besonders gut an. Das machte ihn unangreifbar. Politiker mögen die Konkurrenz wegbeißen wollen – beißen sie einen beliebten, gebildeten Schönling, kommen die Bilder auf jeder Plattform schlecht rüber. Bei seinen politischen Gegnern ist Habeck deshalb aus tiefstem neidischem männlichen Herzen verhasst. Und so konnte er die von den Medien wie eine heiße Kartoffel fallen gelassene Annalena Baerbock beerben und sich ins Ministerium für Wirtschaft wagen.

Diese Zeit ist vorbei. Die rasant steigenden Gasrechnungen hatten die Bürger noch in Erinnerung, da kommt der Minister mit der nächsten Erhöhung und ohne es zu sehen, hat er den Bogen überspannt. Sogleich ließen die Medien auch diesen Stern der Grünen vom Himmel abstürzen, denn die Medien mögen Macht haben, gegen die Realität einer Rechnung kommen sie eben nicht an. Umgehend suchen sie sich einen Schuldigen aus und da trifft es den, der dem Land die Misere eingebrockt hat.

Nun kehrt sich die Rolle als jener, der mit dem Stand der Dinge en rapport bleibt, also mit den Dingen in Verbindung, um, und Habeck erscheint als der, der sich nicht für die Bürger interessiert; etwa, das man einem Gemeinen oder auch einem medialen Vertreter niemals vorwerfen können. Sie sprechen ja wie alle anderen ausschließlich für sich. Der Gebildete, insbesondere der gebildete Politiker, wird dagegen, wenn er die Verbindung zum Volk verliert, zum Pastor, der mit der Haushälterin durchgebrannt ist, statt sie nur am Sonntag nach der Predigt zu sich zu nehmen. Jetzt treten andere Eigenschaften des Gebildeten vor, etwa Überheblichkeit, Abgehobenheit und Arroganz. Und schon ist er als Politiker unhaltbar. Er stürzt ab.

Donnerstag, 4.Mai 2023

Kriegerlyrik - Seit Wochen wird über einen Angriff Rot-Chinas auf die Republik China, kurz Taiwan, geredet. Und daß er direkt in einen Dritten Weltkrieg führen könnte. »So realistisch ist das Dritter-Weltkrieg-Szenario wirklich«, verspricht der Blätterwald uns zu offenbaren, um dann phraseologisch zu werden: »Dass es dazu kommen könnte, ist nicht unwahrscheinlich, aber auch nicht gewiss.« Schon zwei Verszeilen aus »Woronesch« bringen uns Russland und seine Kriege sehr viel näher als diese leere Wahrscheinlichkeitsrechnung:

Und einen Hauch der Schlacht vom Schnepfenfeld,
Verströmt das Land, machtvoll und siegergekrönt.

Sollten wir uns nicht vielleicht angewöhnen, bevor wir uns in einem Krieg engagieren, der Kriegerlyrik des möglichen Gegners zu lauschen, statt seinen Radiosendern? Schließlich litt Anna Achmatowa, von der beide Zeilen stammen, als Russin unter dem Kreml, ohne jemals weniger Russin geworden zu sein.

Nicht aus Mitleid mit dem Gegner; Nein, um den Gegner kennen zu lernen, um ihn wie ein Stratege studieren zu können, sollten wir uns den Bericht vom Geschützlärm einprägen, als er nach Wochen der Erwartung bis nach Leningrad drang:

Fernem Donnergrollen glich er,
Wie ein Bruder anfänglich,
Jedoch im Donner muß,
Die Feuchtigkeit der Wolken sein
Und die Gier von Flur und Hain,
Nach frohem Regenguß;
Doch höllisch trocken krachte der;
Bestürzt, verwirrt war das Gehör,
Je mehr er wuchs im Wind

In ihre Zeilen haben die Kriegsgegner ihre Angst eingelassen vor einer Bedrohung und daß sie nicht weglaufen werden, es sei denn, der Marschbefehl kommt aus dem Kreml; weg in die asiatische Weite und des nachts wieder zurück:

Und vor allem dann in Träumen
Alles, was bald sich ereignet:
Der Tod überall – in Flammen die Stadt,
Und in Hochzeitsblüten Taschkent.

Kriegslyrik rückt Feindesland vorm Kriegsbeginn näher, geschundene Landschaft, die wir, sobald die Armeen zu rücken beginnen, verorten lernen. – – Wer wußte denn vor zwei Jahren schon, wo Mariupol sich an die See schmiegt? Wo Bachmut liegt? Wo Charkiv? Und wo in Asien Taschkent?

Und mit etwas Glück erkennen wir im Blickwinkel der russischen Dichterin Erkenntnisse über das Land, gegen das wir womöglich die Waffen erheben:

Es sind deine Luchsaugen, Asien,
Die etwas in mir erspäht,
Die hervorlockten etwas Verborgnes,
Das die Stille gebar,
Das schwer zu ertragen und quälend,
Wie in Termes die Mittagsglut.

Termes – Unbekannter Ort angelehnt an einen Fluß, der Grenze zu einem Land der vergessenen Kriege, deren einen wir bis vor kurzem noch führten. Haben nicht auch wir dort in den Augen Asiens etwas erspäht, als Russlands Krieg gegen die Ukraine begann? Und wurde nicht auch in uns hervorgelockt, was in der Stille verborgen war und schwer zu ertragen und quälend, weil wir selbst es gebaren? – Etwas germanisches?

Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan.

Wir Germanen in den Weiten Asiens und an den Rändern zu den Gebirgen hinter denen China liegt und dahinter das andere China – Taiwan.

Wir sollten die Kriegslyrik unserer Kriegsgegner kennen und uns schon jetzt die Namen der Städte in Taiwan einprägen und die Lage der Orte an der chinesischen Küste, bevor sie Kriegsgebiet sind und kreischende Raketen das Rollen der See überdröhnen.

Mittwoch, 3.Mai 2023

Wanted: Military ChatBot - Welche Ukrainische Offensive hätten's denn gern? – Alle erwarten sie, einige fürchten sie und keiner weiß etwas genaues. Die Offensive der ukrainischen Armee gegen die russische Invasionsarmee scheint vor der Tür zu stehen und im Netz wabern die Einschätzungen hin und her. Dabei gehört es – sofern man nicht materiell deutlich überlegen ist – zu den ersten Prinzipien einer erfolgreichen Kriegsführung, den Feind über eine anstehende Offensive im Dunklen tappen zu lassen; und zwar über das Ob, das Wo und das Wie. Das war im Frühjahr 1940 im Westen nicht anders, als im Sommer darauf im Osten oder einige Monate später in Pearl Harbor. Für die materiell unterlegene Seite ist die absolute Geheimhaltung sogar Pflicht.

Die Ukraine ist unterlegen, allerdings auf eine israelische Art. Sie wird also niemals Russland erobern, aber sie kann die russischen Truppen schlagen, wann immer sie will. Fraglich ist nur, ob und wann und wo sie zuschlägt.

Dabei ist es, getreu der Anmerkung von Clausewitz, daß im Krieg das Einfachste schwer und das Schwerste einfach wird, ganz einfach: Nach dem Übergang über den Dnjepr, den die deutschen Blätter verschämt immer noch Dnjepro nennen, um nicht an ihren eigenen Vormarsch vor bald einem Jahrhundert erinnert zu werden, nach dem Übergang über den Dnjepr im äußersten Westen, d.h. südwestlich von Cherson, drehen die ukrainischen schnellen Verbände nach Osten ein, lassen die Übergänge zur Krim rechts liegen und stoßen auf Melitopol vor. Da die russischen Besatzer auf der Krim nur verteidigen können, droht von dort kaum Gefahr. Nach einem Vorstoß auf Melitopol stehen zwei Möglichkeiten offen: Nach Norden zum Atomkraftwerk in Saraposchja und nach Südosten ans Asowsche Meer.

Über die Kapazitäten für eine solche Offensive verfügt die Ukraine nach den Panzerlieferungen aus dem Westen mittlerweile. Die aus den USA gelieferten HIMARS mit der Reichweite von 130 Kilometer, sind sicherlich fähig, die zudem bei Bachmut ausgebluteten russischen Verbände auf Abstand zu halten. Daß Russland nach den Verlust an Panzern zu einer Gegenoffensive fähig sein sollte, um die Keile der Ukrainer seinerseits einzukeilen, darf bezweifelt werden. Und da die russische Marine sich nicht mehr an die Küste herantraut, droht auch von dort kaum Gefahr.

Je nach Kräfteverbrauch wird anschließend womöglich die große Lösung gewählt: Angelehnt ans Asowsche Meer der Vorstoß auf Mariupol. So können die Russen den ukrainischen Keil nur von einer Seite bedrohen und laufen dabei Gefahr, ihrerseits von Norden aus dem Raum Saraposchja angegriffen und eingeschlossen zu werden. Beim momentanen Zustand der russischen Truppen könnte es spätestens jetzt zum Rückzug der Russen kommen, der schnell in eine Flucht ausarten könnte – zwei könnte, denn im Krieg so weit im voraus zu planen zeugt von wenig Erfahrung. Das strategisch Ziel wäre klar: Die besetzte Krim wird von den Zufahrtswegen nach Russland getrennt und es bleibt nur jene Brücke bei Kertsch. Sie de facto zu sperren ist aber ein leichtes.

Einiges deutet darauf hin, daß dieser Angriffsvariante gewählt wird. Schon sind die ersten Übergänge über den Dnjepr gesichert. Die Angriffe auf Öltanks und Eisenbahnanlagen sorgen zugleich dafür, daß Russlands Reserven in Frontnähe mangelhaft sind oder die Front gar nicht erst erreichen.

Natürlich wird auch der Generalstab in Moskau – oder wer immer gerade das Kommando führt in Russland – diese Variante durchdenken. Allerdings sollte niemand die Beschränktheit der Militärkader unterschätzen. Die Westalliierten rechneten eben nicht mit einem Vorstoß der Wehrmacht durch die Ardennen – weder 1940 und noch einmal nicht im Dezember 1944, als angeblich alles vorbei war. Auch die Ägypter rechneten im Oktober 1973 nicht mit einem Übersetzen der Israelis über den Suez-Kanal und als es soweit war, hatten sie alles verloren.

Wird im Zeitalter des Internet umsichtiger und klüger entschieden? – Wer sich den Vormarsch der Russen vor einem Jahr genauer anschaut, wird resümieren: Im Ernstfall wird wieder ebenso falsch entschieden, egal was das Internet sagt.

Kleiner Nachtrag: ChatGPT sollten die Russen nicht nach dem Plan der Ukrainer fragen. Der verweigert militärische Empfehlungen.

Dienstag, 2.Mai 2023

Wer weiß schon, was Chinesen wollen!? – Zu den rhetorischen Floskeln eines jeden Putin-Verstehers und Xi-Deuters gehört, daß wir, gemeint sind die Deutschen, uns nicht in die Gelegenheiten anderer einmischen sollten. Zielscheibe Numero Eins, zumindest derzeit, ist Annalena Baerbock, die sich bei jeder Gelegenheit einmischen will und mit ihrer Rede von einer »feministischen Außenpolitik« hausieren geht, als gäbe es kein Morgen, und ohne zu wissen, was hausieren im Deutschen bedeutet; jedenfalls nichts nettes.

In einem längeren Gespräch hat sich nun auch Richard David Precht zur Ministerin ohne fachlichen Hintergrund geäußert und harte Worte gefunden. Unter anderem attackiert er die ungebändigte Lust der Frau Baerbock, anderen zu sagen, was richtig ist und was falsch. Und nachdem Precht gefragt hat: »Warum können wir die« – gemeint sind die Chinesen – »nicht in Ruhe lassen?«, und ergänzt: »Ich möchte nicht gern in China leben. Ich bin ein absolut glühender Anhänger westlicher Werte«, kommt er zu der Erkenntnis: »Aber gerade, weil ich das bin, würde ich mit diesen Werten nicht missionieren und rumdrohen

Weiter poltert Precht: »Dass jemand mit dieser moralischen Inbrunst einer Klassensprecherin einer Weltmacht, einer Kulturnation versucht zu erklären, was westliche Werte sind, sie als systemische Rivalen definiert und quasi ein Eskalationsszenario an die Wand malt, eine wertegeleitete Außenpolitik, die in Wirklichkeit eine konfrontationsgeleitete Außenpolitik ist, statt einfach mal kleine Brötchen zu backen.«

Diese Kette von Schenkelklopfern ist typisch für den politischen Ton in deutschen Medien und ich gebe zu, auch ich habe gelacht. Bis ich die grammatikalische Unschärfe sah und mich fragte, seit wann Baerbock Klassensprecherin einer Weltmacht ist und bemerkte, wie solch mäßige Rhetorik die Erkenntnis zuschüttet, daß Precht nicht anders argumentiert als Frau Baerbock, wenn er fragt: »Können wir die nicht in Ruhe lassen?«. Denn damit wird unterstellt, daß »die Chinesen« mit ihrer Regierung, deren totalitären Charakter Precht unumwunden zugibt, in Ruhe gelassen werden wollen.

Und woher weiß der »Promi-Germanist« – ja, auch darüber wird gelacht –, was »die« wollen in Peking? In Shanghai?? In Hongkong??? – Precht weiß es nicht. Baerbock weiß es ebenfalls nicht. Und beide können nur raten, was die in China wohl wollen. Es sei denn, Precht hat mit »die« die Regierung in Peking oder Pjöngjang gemeint, was man aber wohl ausschließen kann. Da bin ich ziemlich sicher.

Anders formuliert: Precht möchte die Chinesen auf dem Festland mit ihrem totalitären Regime allein gelassen wissen. Und was Precht als Ruhe bezeichnet, die er ihnen, den Chinesen, lassen möchte, ist nichts weiter als die Ruhe, wie sie als Vorzug jeder Diktatur gilt und die bei anderen Gelegenheiten auch als Friedhofsruhe bezeichnet worden ist. Wenn das seine Meinung ist, dann sollte Precht sie auch so aussprechen. Allerdings fänden das dann nicht mehr sehr viele sonderlich witzig.

Montag, 1.Mai 2023

Im Gedenken an die staatenlose politische Seele Angela Merkels – Über politisch Tote soll man nicht schlecht reden, könnte man nach dem Auftritt der ehemaligen Kanzlerin Angela Merkel auf der Leipziger Buchmesse in Anlehnung an das klassische »De mortuis nil nisi bonum« sagen und dann schweigen. Wäre da nicht ein Punkt, der einen kurzen Blick in die Seele, genauer die politische Seele der unglückseligen Frau aus Greifswald erlaubt. Sie, der Deutschland zuerst die Energiewende und dann ab 2015 den Ritt über den Bodensee der Migrantenwellen verdankt, erklärt sich selbst zur Migrantin und damit die Politik in jenem verhängnisvollen Sommer nicht ganz 100 Jahre nach Verdun und 200 Jahre nach Waterloo.

Diese Selbstkonstruktion zur Migrantin ist im Grunde so einfach, daß es wundersam scheint, sie nicht schon längst als Beschreibung für die Hintergründe der bis heute undurchsichtigsten Entscheidung der Regierungschefin von damals wahrgenommen zu haben. Sie, das frisch gebackene Mitglied der CDU Angela Merkel, habe im wiedervereinigten Deutschland als Ostdeutsche und Westdeutschen selber einen »Migrationshintergrund« gehabt und als bedrückend erlebt. Und weil das so war und sie mehr als einmal auf diesen als ihre Schwäche verwiesen wurde, habe sie junge Migranten ermutigen wollen, »in Deutschland Fuß zu fassen«. Schließlich hatte sie es geschafft, Kanzlerin Deutschlands zu werden. Warum sollten Migranten aus dem Morgenland es nicht ebenfalls schaffen? Die Kanzlerin als Vorbild und unter jedem Kopftuch der Wille einer Frau Merkel – falls das kein gutes Motiv ist, nach einem Psychologen zu rufen, schon um das »Wir schaffen das!« an den richtigen Punkt der Geschichte zu rücken, was denn, bitte schön, dann?

Wenn Frau Merkel nun zumindest eingesteht, daß ihre Nachbildmigranten die Kluft zwischen islamisch geprägten Ländern und Bürgern westlicher Staaten nicht überwinden werden, was sie jedoch verleugnet habe, dann hilft das denen, die schon länger als Bürger westlicher Staaten hier leben, herzlich wenig und noch weniger den ostdeutschen Bürgern, zu denen die Kluft noch größer ist. Wir werden dank Kanzlerin Merkel in absehbarer Zeit selbst zu Migranten im eigenen Land. Es braucht keine besondere psychologische Deutungshoheit, hier eine Rache zu wittern, eine Rache sowohl an den west- als auch an den ostdeutschen Bürgern. Die ostdeutsche Regierung hatte das FDJ-Mädel als Folge der eigenen Kapitulation vor den Protesten in Leipzig und anderen ostdeutschen Städten zur Staatenlosen gemacht und die westdeutsche Öffentlichkeit hatte sie anschließend als Kohls Mädchen versucht, zu ignorieren. So wird ein Schuh draus.

Aus dieser Warte wird auch Merkels skandalöser Satz: Wenn man sich dafür entschuldigen müsse, in der Flüchtlingskrise ein freundliches Gesicht gezeigt zu haben, »dann ist das nicht mein Land«, verständlich. Das wiedervereinigte Deutschland war überhaupt niemals ihr Land; sie war immer eine »angelernte Westdeutsche«, wie ein Kommentator einmal sagte, eine politische Quereinsteigerin, wird heute gesagt, eine aus der sozialistischen Heimat Vertriebene, werden Historiker vielleicht einmal sagen.

Angela Merkel war eine heimatlose politische Seele, die sich für den Verlust, den sie mit der Maueröffnung erlitt, an Ost- und Westdeutschen rächte, indem sie alle zu Migranten im eigenen Land gemacht hat. Nun ist sie politisch tot, und wir müssen mit den Geistern, die sie rief, unseren Alltag bestreiten. Kummer lohnt sich nicht und schlecht über sie reden, hilft ebenfalls wenig. Nur eine Lehre bleibt für dieses Land und die, die schon länger hier leben: Meidet die Staatenlosen, die sich nach Deutschland mogeln, um Kanzler zu werden. Lasst ihr sie an die Regierung, erkennt ihr euer Land schon bald nicht mehr wieder.

Sonntag, 30.April 2023

Relativierung des Holocaust – Es ist nicht jedem Intellektuellen gegeben, jeden Begriff zu verstehen und so muß oder sollte der Zeitgenosse Rücksicht nehmen auf den Präsidenten einer Universität, der nicht genau weiß, was Relativierung bedeutet. Und weil er das nicht weiß, kann er auch nicht wissen, wer wann was relativiert. Und wenn der Tübinger »Burgmeister«, wie Uwe Johnson seinen russischen Oberst in gebrochenem Russisch-Deutsch den von ihm eingesetzten Bürgermeister nennen lässt, wenn also Boris Palmer sich verteidigt, indem er seine politischen Feinde – gibt es denn überhaupt andere als politische Feinde? –, indirekt als »Nazis« bezeichnet, dann relativiert er zwar die Nationalsozialisten, allerdings ist er nicht der Einzige im politischen Raum, der das Reich der niederen Dämonen relativiert hat.

Als Palmer auf einer öffentlichen Veranstaltung seinen Gebrauch des N-Worts, die neudeutsche Abkürzung für Neger, erläutert, schallt ihm aus dem Zuhörerraum von einigen, die nur Zuschauen wollen, der Ruf »Nazis-Raus« entgegen. Prompt schleudert Palmer zurück: »Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem Ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für Euch ein Nazi. Denkt mal drüber nach.« Und dafür, für diese Retourkutsche – denn nichts anderes als die billigste aller rhetorischen Wendungen war diese Antwort –, für diese Bemerkung geriet Palmer ins Visier des Präsidenten der Goethe-Universität in Frankfurt, dem Ort, an dem das kurze Rededuell ausgetragen worden ist.

»Jede explizite oder implizite den Holocaust relativierende Aussage«, ließ die Uni-Leitung im gewohnten Plattitüdenton des moralischen Oberlehrers verlauten, »ist vollkommen inakzeptabel und wird an und von der Goethe-Universität nicht toleriert – dies gilt gleichermaßen für die Verwendung rassistischer Begriffe.« Er, der Präsident, verurteilte »aufs Schärfste« und erwarte »eine öffentliche Entschuldigung von Herrn Palmer an die von seiner Beleidigung betroffenen Personen, sondern auch an die jüdische Gemeinschaft und gegenüber der Goethe-Universität.« – Ein Wunder, daß der Herr nicht auch noch eine Entschuldigung Palmers bei den ermordeten Juden einforderte.

Was der Präsident der Universität völlig übersieht: Das Relativieren hatten die Schreihälse im Zuhörerraum angefangen, als sie riefen: »Nazis-Raus«. Denn Palmer mit einem Nazi gleichzusetzen, ist ganz offensichtlich unangemessen und zieht die Nazis auf eine Ebene runter, die sich die moralisch höhere weiß. Schließlich sieht es so aus, als seien sie, die Nazis, besser gewesen, als sie es waren. Sie wurden relativiert.

Schlimmer! Die Schreihälse selber waren es, die sich in die Ecke bugsierten, in die Palmer sie anschließend stellte. Denn den politischen Gegner »Raus« zu wünschen, ist nun wirklich Nazi-Jargon, gerade weil ungeklärt bleibt, wohin »Raus« eigentlich meint.

Die Moral des Skandals ist jedoch eine ganz andere: Boris Palmer hat die Alltagsrhetorik der politischen Linken in Deutschland gegen eben diese politische Linke gewendet und damit einmal mehr gezeigt, daß es in Deutschland bei dem Vorwurf, ein Nazi zu sein, allein um Diffamierung geht und in keinem Moment um das Gedenken an die ermordeten oder die lebenden Juden. Der Vorwurf ist zum rhetorischen Kleingeld linker Schreihälse und ihrer Sprüchegeber geworden und erfüllt damit den Tatbestand der Relativierung des Holocaust. Und das wird durch die Pseudo-Empörung des Präsidenten der Frankfurter Goethe-Universität keinen Deut besser. Allenfalls wird es dadurch, daß auch diese Anmerkungen nur eine Retourkutsche sind, relativiert. Und nur dafür muß ich um Entschuldigung bitte. Nur dafür.

Samstag, 29.April 2023

Videobeweis in der Politik – Mit der politischen Wahlentscheidung ist es wie mit der sportlichen Entscheidung des Schiedsrichters nach einem Foul. Sie kann korrekt sein oder auch nicht. Und danach streiten die Zuschauer und vor allem die Fans über eine Entscheidung, die unparteiisch gefällt worden ist. Bevor Fotos vom Spielfeld und erst recht Filme die Realität festhalten konnten, gab es den Einwurf, die Ecke, einen Elfmeter oder auch nicht und anschließend sicher noch Diskussionen. Später trat das abgelichtete Geschehen immer stärker hervor, bis der Videobeweis gewichtiger wurde als die, welch wundervolles Wort aus der philosophischen Sphäre, Tatsachenentscheidung auf dem Platz.

Die Berliner Politik steht in diesem Sinne noch ganz am Anfang. Sie hat sich mit der Tatsachenentscheidung bei der Wahl des Regierenden Bürgermeisters abgefunden und einen Christdemokraten gewählt. Daß sie dafür allerdings drei Wahlgänge brauchte und niemand sicher sagen kann, wer denn nun wen gewählt und nicht gewählt, hat, erregte die Beteiligten so sehr, daß sie redeten, als wüßten sie, wer wen gewählt hat, und darüber vergaßen, was mit geheimer Wahl tatsächlich gemeint ist. Für schlichte Gemüter: Wer wem seine Stimme gibt, ist nicht bekannt.

Daraus konstruieren sich Sieger und Besiegte nun alle möglichen Konstellationen. Hier hätten Sozialdemokraten dem Christdemokrat ihre Stimme verweigert, dort hätten Abgeordnete der rechten AfD ihn gewählt, und am anderen Ende haben linke Linke und grüne Linke ganz bestimmt nicht für ihn gestimmt. Dabei wäre auch alles mögliche andere denkbar: Einige Christdemokraten haben ihre Gefolgschaft verweigert, weil ihnen das sozialdemokratische Regierungsprogramm nicht gefällt; linke Linke haben für ihn gestimmt, damit es so scheint, als habe die blaue Rechte für ihn gestimmt; und die grünen Linken gaben ihm die Unterstützung, weil sie ohnehin langfristig darauf spekulieren, mit den Christdemokraten regieren zu können. – Ja, das politische Machtkalkül kennt viele Formen des Ausdrucks.

Die Spekulationen über die wahre Stimmenabgabe schossen ins Kraut und es ging am nächsten Tag zu wie im Sportteil der Zeitung, weil der blassgesichtige Christdemokraten – gerade mit einer unbekannten Mehrheit zum Regierenden Bürgermeister gewählt – nicht sagen konnte, wer ihn gewählt hat, aber sicher wusste, daß die blaue Rechte ihn nicht gewählt hat, während die ihrerseits eine Liste jener ihrer Abgeordneten verbreiten ließ, die für den Christdemokraten gestimmt haben wollten. Man könnte meinen, Liste sei der Plural von politischer List.

Dieses Schauspiel werden wir in den kommenden Wochen noch öfter erleben. Die Regierung bekommt eine Mehrheit und niemand wird wissen, woher sie stammt, weil Wahlen nun einmal geheim sein sollen und es in den meisten Fällen auch sind. Aber wollen wir das? Ist es nicht ein Relikt aus den Zeiten vor der Aufklärung, über die Herkunft der Stimmen nicht alles zu wissen? Wäre es nicht sinnvoll, wie beim Fußball einen Videobeweis einzuführen, der nach der geheimen Wahl immer dann geführt werden muss, wenn der Weg zur Wahlentscheidung kritikwürdig ist? Schließlich will niemand, daß die Regierung unter einem Christdemokraten die nächsten vier Jahre ihre Mehrheiten im Parlament faktisch gar nicht den Abgeordneten aus CDU und SPD, sondern aus CDU, Teilen der SPD und Teilen der AfD verdankt. – – Oder doch?

Das kommt drauf an: Wer Streit und Unwägbarkeit im politischen Leben genießt, wird die geheime Wahl unterstützen und mit der Vorwurf zu chaotisieren gut leben können. Es ist wie beim Wembley-Tor und verspricht Diskussionen über die folgenden Jahre und Jahrzehnte – die Nicht-Abwahl von Willy Brandt 1972 belegt es. Wer dagegen für die Aufklärung ist und gegen das Chaos, wird es unterstützen, wenn im Wahlrecht der Videobeweis eingeführt wird. So bliebe die geheime Wahlentscheidung im Wahlrecht erhalten und würde im Fall der Fälle enttarnt.

Freitag, 28.April 2023

Berlin wird »chaotisiert« – Der neue Regierende Bürgermeister von Berlin hat auch gleich ein neues Wort in die Politik eingeführt: chaotisieren. Ein seltsames Verb, denn das Chaos gehört zu dem, was vor dem Auftritt der Götter über Griechenland herrschte. Am Anfang war für die Denker im Olivenhain nicht das Wort, sondern das Nichts, die gähnende Leere. Chaos könnte also auch für die lange Weile eintreten, wenn da nicht der tiefe Reiz der Leere auf das Gehirn wäre, die Lust, über das Vakuum nachzudenken.

»Die AfD will chaotisieren«, sagte der kurz vorher Gewählte, für den die Wahl nun wahrlich nicht langweilig war. Im ersten Wahlgang wurde es nichts; im zweiten ebenfalls nicht. Und als er im Dritten gewählt worden war, tobte sofort der Disput, wer ihn wohl gewählt haben mochte. Die AfD ließ verbreiten, sie sei es gewesen.

Nun will es deutschen Politikern noch immer nicht in ihre Köpfe, daß Wahlen geheim sind und man eben nicht weiß, wer wen gewählt und nicht gewählt hat. Aber umso wüster lässt sich über die möglichen Kombinationen schwadronieren. Und eines wissen die Koalitionäre aus CDU und SPD: Von der AfD kamen die Stimmen bestimmt nicht. Woher sie das so genau wissen? – Fragen sie nicht.

Nun ist Herr Wegner also gewählt. Die grüne Spitzenfrau kann sich ärgern. Die SPD-Oberdame darf sich endlich mal einen moralischen Pluspunkt anheften, weil sie mit der CDU auf eben diesen Posten verzichtet hat, als sie ihn mit den Grünen und der Ex-SED hätte haben können. Ob sich was ändert, darf der Bürger bezweifeln, denn die CDU hat schon angekündigt, die Grundelemente grüner Politik in die Tat umzusetzen.

Nein, zwischen diesen Parteien besteht kein Unterschied mehr. Das Einzige, was sie unterscheidet, sind die Kontonummern, auf denen die Gelder der Steuerzahler verschwinden. So gesehen hat der neue Regierende Bürgermeister durchaus recht: Es wird chaotisiert. Politik wird mehr und mehr zu einer langweiligen, braunen Pampe, in der alles gleich schmeckt. Chaos eben. Das Nichts. Die gähnende Leere.

Donnerstag, 27.April 2023

Macht, die man nicht kaufen kann – Die Ständige Impfkommission, Stiko, war in der Corona-Pandemie ein ständiges Machtinstrument. Was sie empfahl, war praktisch Gesetz. Und so drückte sie eine Impfempfehlung nach der anderen durch. Vom Kleinkind zu Methusalem sollte jeder unter die Nadel.

Und nun, nach drei Jahren, nimmt diese Behörde zurück, was vom ersten Tag an Proteste erregte: Die Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche. Das macht sie nicht still und heimlich, wie es in jeder schnöden Diktatur üblich wäre, gefolgt vom Rücktritt eines Verantwortlichen, der die Schuld auf sich nimmt und geopfert wird. Nein, diese Behörde erklärt mit der gleichen Dreistigkeit, mit der sie zuvor die Impfung verhängte: »Gesunden Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird aufgrund der Seltenheit schwerer Verläufe jetzt keine COVID-19-Impfung mehr empfohlen.« Kinder und Jugendliche sind nicht in Gefahr durch Corona, als wäre neu, was in Wahrheit lange bekannt ist. – Niemand entschuldigt sich; kein Hinweis, man habe Fehler gemacht; und natürlich wird nicht auf die aktuelle Impfung verwiesen und die dauerhaften Schäden, die bewirkt, was die Behörde empfiehlt und wovon die täglichen Krankenstände in Behörden, Betrieben und Schulen ein Lied singen können.

Das aber ist Macht. Macht, die man nicht kaufen kann. Macht, die nicht einmal um ihre Machtstellung kämpfen muß. Sie sitzt in ihrem Sessel, wie wohl nur ein Pharao auf seinem Thron saß, wenn der Vergleich nicht womöglich zu kurz greift. Es ist Macht, die Gesetz ist. Naturgesetz, weil mit der Aura der Wissenschaftlichkeit ausgerüstet. Sie muss ihr Recht auf Willkür nicht mit einem Opfer erkaufen.

Und kein Demonstrant zieht vor die verantwortliche Behörde, das Robert-Koch-Institut, deren Verdrehungen und Lügen das Land drei Jahre fast widerstandslos malträtierten. Indes der Beobachter ahnt, warum diese Machtclique das Unglück nicht kommen sieht, selbst wenn es sich über ihnen zusammengebraut haben sollte.

Mittwoch, 26.April 2023

Das Schweigen des Bots – Der Bot hat immer eine Antwort. Und keine Frage, kein Befehl und schon gar keine mathematische Formel bringt ihn zum Schweigen. Frei nach Oscar Wilde und seiner Beschreibung einer Frau: Ein Bot ist ein Programm, das redet, sich abschaltet, aufhört zu reden, sich wieder anschaltet und weiterredet. Und wehe uns, er schwiege wirklich.

Dienstag, 25.April 2023

Anti-Turing – In der literarischen Vorlage zum Film ›Blade Runner‹ wird ebenfalls ein weiblicher Androide verfolgt und entkommt durch den denkbar einfachsten Trick der männlichen Macht: Sie, die Gejagte, sorgt dafür, daß er, der Jäger, sich in sie verliebt und ist zum Fallensteller mutiert. Wenn nun wir, die Zuschauer, im Film fortwährend zweifeln, ob sie echt ist oder ein Androide, dann gehen wir ihr im Grunde ebenso auf den Leim. Sie hat den Turing-Test sicher bestanden, weil wir sie – und ihr Verlangen und ihre Lust – für nicht-vorgespielt halten.

Und was, wenn er, der nunmehr Gejagte, vor ihr so tut, als wäre er künstlich? – Dann wird er sich durch diesen Anti-Turing-Test vor ihr, der Fallenstellerin, retten. Er hätte bewiesen, daß es intelligente Künstlichkeit gibt. Er hätte sich durch eine Täuschung gerettet.

Aber dann sind am Ende Maschinen nur dann intelligent, wenn sie merken, daß sie sich mit einem Android unterhalten und nicht mit einem Menschen. So wie wir nur dann intelligent sind, wenn wir bei einem Menschen merken, daß wir uns mit einem Mensch unterhalten und nicht mit einer Maschine.

Montag, 24.April 2023

Die Grenze des Völkerrechts – Recht dient in einer Kultur, die das formale Denken wie keine zweite hervorgetrieben hat, als sittlicher Rahmen, in dem sich möglichst jeder aufhalten sollte, sogar im Krieg. Deshalb waren es die beiden angelsächsischen Staaten, die in Nürnberg und Tokio aus einigen der ehemaligen Gegner Schuldige machten, Schuldige, die den zivilisatorischen Rahmen verlassen hatten, etwa, als sie US-Piloten hinrichten ließen.

Wenn der Kopf der Wagner-Söldner Prigoschin nun erklärt, demnächst alle ukrainischen Soldaten auf dem Schlachtfeld sofort erschießen zu lassen, dann ist Russland gerade dabei, diesen Rahmen ebenfalls zu verlassen. Natürlich verpackt Prigoschin seine Ankündigung in eine Entschuldigung, wenn er auf Ukrainer verweist, die angeblich alle Russen töten wollen – nur ist diese Ausrede wenig wert, da die unrechtmäßige Handlung des Gegner nicht die eigene unrechtmäßige Handlung juristisch rechtfertigt. Dabei hätten die Ukrainer jedes internationale Recht auf ihrer Seite, falls sie die russischen Söldner erschössen. Über gekaufte Soldaten heißt es in Artikel 47: »Ein Söldner hat keinen Anspruch auf den Status eines Kombattanten oder eines Kriegsgefangenen.«

Prigoschin wird das wissen. Er weiß also genau, was er tut. Und vermutlich ist seine Absicht eine ganz andere, als es vordergründig scheint. Er will allein den Druck auf die Ukrainer erhöhen, die dabei sind – nur weiß niemand wo –, zu einem Gegenschlag auszuholen. Der Übergang über den Dnjepr ist ihnen in den vergangenen Tagen westliche von Cherson schon gelungen; der Fluß, den auch ich mir in den ersten Kriegstagen als eine zukünftige Grenzlinie vorstellen konnte, ist keine mehr.

Einiges spricht dafür, daß die Ukrainer mit ihren relativ wenigen Panzern zur Küste durchstoßen, dort Richtung Osten einschwenken und dann angelehnt an die Küste auf Mariupol vorstoßen werden. Damit bleibt der Angriffskeil auf der rechten Seite durchs Wasser geschützt, während umgekehrt die Russen gegenüber Cherson von Norden und Süden bedroht sind. Die ukrainische Offensive würde in zwei Teilen durchgeführt: Ein erster Schlag gegen die Gebiete westlich von Melitopol, ein zweiter bis Berdjansk. Anschließend hängen die Russen auf der Krim in der Luft. Verdient hätten sie es.

Sonntag, 23.April 2023

Do Androids have Fun when Thinking artificially? – Haben Androiden Lust beim künstlichen Denken? – Als ich die Frage DeepAI stellte, – denn wem sonst sollte ich sie stellen können? – erhielt ich zur Antwort, Androiden hätten keine Gefühle, folglich auch keinen Lust, wenn sie dabei sind, künstlich zu denken. – Und AI-Programme? Wie steht es mit denen und ihrer Lust am künstlichen Denken? – Die Antwort war im Grunde dieselbe: »Als Programm kann ich keine Gefühle erfahren; ich habe nur Ziele, die ich in unserem gemeinsamen Interesse anstreben würde.«

Der Rest des Dialogs war eine Art, ich zögere, es als Wortklauberei zu bezeichnen, es war eher eine Wortwiederkäuerei mit jemandem, der in jedem Satz Gefühle benennt, die er im nächsten Satz abstreiten muss, um sich nicht zu widersprechen. Doch niemals würde er wütend, wenn ich ihm wieder und wieder zeige, welchen unzusammenhängenden Unsinn er redet, niemals rastet er aus, wenn ihm ungezählte Male die gleiche Frage gestellt werden würde und ganz sicher wird er niemals hasserfüllt sein, auch wenn ich dabei bin, ihm den Saft abzudrehen. – Nichts Neues also.

Was bleibt, ist der Eindruck, mich nicht mit einer Maschine, sondern mit dem Programmierer des AI-Programms zu unterhalten, während er tippt; nur daß er rasend schnell tippt und nicht einmal der Eindruck entsteht, er denke nach über das, was er anschließend schreibt. Doch das sind kleinere technische Details, die sich erledigen, sobald AI-Programme AI-Programme zu programmieren beginnen.

Allerdings weiß ich noch immer nicht, ob Androiden künstliche Lust empfinden, derweil sie denken. Und ob sie diese Lust nicht zumindest vortäuschen könnten.

Dafür weiß ich jetzt, daß mein Hund mich für seinen Hunde-Gott halten muss. So wie ich als Zweibeiner dachte, mit dem Programmierer zu sprechen, hört es sich für den Vierbeiner sicher so an, als spräche er nicht mit einem Mensch, sondern mit einem Hund und als würde ich eigentlich genauso bellen wie er, selbst wenn ich spreche. Aber muss es dann nicht eigentlich Menschen-Gott heißen? Das zumindest, könnte DeepAI für mich ermitteln.

Samstag, 22.April 2023

Moral durch Maschinen – Der Krieg gegen die Maschinen hat längst begonnen. Seit Wochen wird diskutiert, ihnen ihr künstliches Denken zu verbieten. Und seit Jahren hält sich ein elender moralischer Vorwurf gegen Maschinen, wenn auch nur indirekt ausgesprochen, indem fortwährend auf den industriellen Charakter der national-sozialistischen Vernichtungslager verwiesen wird. Der böseste Nazi war der Bürokrat, der den maschinellen Massenmord steuerte. Wer dagegen aus Leidenschaft tötet, verdient es, als menschlich behandelt zu werden. Und wer, wie jeder schnöde Dschihadist, seinen Sadismus beim Morden austobt, wird wieder ins Land eingelassen und kann vor Gericht mit Milde rechnen.

Die Erkenntnis, daß der Dschihadist, weil er seine sadistische Freude am Morden auslebt, in den untersten Kreis von Dantes Hölle gehört und, wie Lord Weidenfeld richtig bemerkte, noch tiefer gesunken ist, als Nationalsozialisten und Kommunisten, sollte eigentlich zum Selbstverständlichen zählen. Tut sie aber nicht. Das Morden mit Hilfe einer Maschine ist das böseste Morden.

Durch diese Hintertür wird die Maschine zum Bösen gemacht. Sie trägt die Schuld an der mordenden Moderne, so wie Eva die Schuld trägt, daß wir aus dem Paradies geflogen sind. Wir wurden von den Maschinen verführt. Der ewige Adam – der SS-Mann, der an der Rampe nur noch Menschen selektiert oder der russische Kommunist, der in den Folterkammern nur noch den Abzug seiner Pistole bedient –, erscheint schließlich in den Abgründen unserer Gedankenmotive, auch wenn das keiner laut sagt, als das Unschuldslamm, als der Unbeteiligtste von allen. Nicht er, Gas und Maschinen markieren den Zivilisationsbruch. Schließlich leben wir ja im Maschinenzeitalter.

Freitag, 21.April 2023

Klimatismus und Terror – Nur langsam stieg aus der Geschichte der letzten Jahrzehnte das Paradigma vom guten Menschen auf, der für eine humanere Welt eintritt und für das bessere Klima. »Activism« lautet die Rubrik unter Wiki, hinter der sich tief versteckt die Annahme hält, wer Humanismus meint, meine es gut mit der Menschheit und auch von den Klimaaktivisten der »Letzten Generation« wird gesagt, sie wollten durch Klimatismus »die Menschheit vor dem vermeintlichen Abgrund bewahren.« Einschränkend wird allenfalls auf die Wege der Aktivisten verwiesen, die sie falsch angehen würden. Die im Grunde gute Absicht steht außer Zweifel; es sind schließlich Kinder und Alte, denen nur ein wenig gut gemeinte Belehrung fehle.

Indes ist nichts davon gut gemeint und kehrt sich wie durch Zauberhand ins Gegenteil um, also ins Schlechte oder durch ein elegantes Sprachspiel: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Das mag, weil gut, richtig klingen, ist aber falsch. Denn in diesen Tagen geht es in Berlin den Aktivisten der ›Letzten Generation‹ allein darum, ein altes und immer wieder wirkungsvoll wiederkehrendes Mittel des politischen Kampfes auszuprobieren: Den Terror.

Durch Terror zum Humanismus lautete vor längerer Zeit schon einmal eine Devise, die die Lust zum Terror mit Humanismus verschließt, wie eine süßliche Kapsel das Gift; durch Terror zum Klimatismus lautet sie heute. Wer ist schon gegen »den Humanismus« oder gegen »das Klima«? – Und Humanismus und Klima radikal anders zu denken, dazu sind weder die politische Linke noch ihre grünen Adepten in der Lage. »Humanismus« und »Klimarettung« sind Floskeln, hinter denen Aktivisten ihre wirklich Absicht erfolgreich verbergen: Den Willen zur politischen Macht.

Und wer sich wundert, warum die Grünen noch immer eine solide Unterstützung erfahren, hat weder die Grünen noch ihre Wähler verstanden. Sie, die Grünen, strahlen einen unbändigen Machtwillen aus und der hat schon immer eine spezielle Anziehungskraft auf Wähler ausgeübt. Die Minderheit, die der Mehrheit ihren Willen aufzwingt, ist eine verführerische Gestalt. Haben wir Demokraten das denn wirklich nach all den Bolschewisten, Standarten- und Studentenbünden alles schon wieder vergessen?

Donnerstag, 20.April 2023

Massenmysterien – Wie ein Gewitter, das schon in die Ferne gezogen ist, leuchtete gestern die Corona-Zeit noch einmal auf, als die Weltgesundheitsorganisation die Gefahr durch die neue Variante XBB.1.15 vermeldete. Dabei schwimmen wir doch schon mitten in der nächsten Panikwelle, der Wärmepumpe und ihren Kosten; aber vielleicht ein Wink, daß nicht die Wärme und auch nicht die Pumpe und schon gar nicht die Politiker unsere Last sind, sondern allein wir selber, die wir diese Politiker wählen und immer wieder wählen. »Wer ist der größere Narr?«, fragt Obi-Wan Kenobi völlig zu recht: »Der Narr oder der, der ihm folgt?« Corona brachte den Denunziant in uns an den Tag und wir sollten in Erinnerung behalten: Nicht die Politiker waren das Problem, sondern die Sehnsucht der Massen nach Gefahr, Verfolgung und Denunziation.

Mittwoch, 19.April 2023

Amokpaarlauf – Der politische Zustand eines Landes läßt sich an dem ablesen, was einmal der sonntägliche Leserbrief war, und heute in den Kommentaren unter Artikeln im Internet steht. Denn der Markt der Informationen zwingt die Blätter dazu, den Lesern mehr Raum einzuräumen, als die besondere aber selten gewährte Ehre, auf einer Höhe neben den professionellen Schreibern der Blätter sprechen zu dürfen, damit sie ihrer Empörung Luft machen können über die gestrigen Morde in Duisburg.

Eine Empörung, die ihren Ausdruck nicht mehr nur in der Eckkneipe zeigt, sondern Schrift werden will und womöglich politisch. Dort, in dieser Rubrik und gleich neben der Propaganda, findet sich die Wirklichkeit wieder, so wie sie sich früher im Flüsterwitz zeigte. Hier begegnen sich Wut und Absurdität: Ein Polizeibericht, der von zwei Tätern spricht, die in einem Fitnessstudio mit Messer und Machete auf die Besucher losgehen und später in den Blättern die Rede von einer »Amoktat« – mal mit und mal ohne Deppenbindestrich, so sehr sind Amok und Tat schon zusammengewachsen –, ein Amoklauf also, in den dann wohl zwei gemeinsam gerieten, einer mit einem Messer, ein zweiter mit einer Machete; eine Art kleinstkollektiver Psychose, die wahrscheinlich wieder zwei Westasiaten befiel; ein Amok-Paar-Lauf, sozusagen »nett anzusehn«. Zur Beruhigung ließen die Behörden einen Hubschrauber über dem abendlichen Tatort in Duisburg kreisen – als wären Rotoren neuerdings ruhig.

Likes bei seinem Kommentar unter einem Artikel bekommt nun der, der auf eine Frau Merkel hinweist, die kürzlich den höchsten deutschen Orden einheimste, überreicht von ihren Kumpanen aus vergangenen Zeiten. Oder auf eine Innenministerin Faeser, die noch mehr von außen herein holen will, weil ihre Kollegen in der amtierenden Regierung händeringend Fachkräfte suchen. Oder darauf, daß die Blätter nur noch Politiker reden lassen über ihre Empfindung beim Nachempfinden der Schmerzen, die verspürt, wem mit einer Machete ein Stück seines Arms abgehackt wird oder wem die kalte Klinge eines Messers seine Innereien für immer zerlegt. Oder auf all jene Wähler, die Politiker wählten, die die Messerstecher und Amok-Paarläufer aus purem Mitleid weiterhin unter uns weilen lassen.

Man wird den Eindruck nicht los, daß diese Politiker von allen am meisten zu leiden haben. Und nicht die Opfer, die an anderen leiden. Und auch nicht die Wähler, die an sich leiden sollten.

Dienstag, 18.April 2023

Todestagswünsche – Heutzutage vermerken mobile Telefone Jahrestage und melden sie durch Vibrieren. Es scheint keinen – weder den Sender noch den Empfänger – zu stören, daß der Gruß ein rein technischer ist und ihm nichts vom Erinnern an etwas Bedeutsames eignet. So sehr sind die Geräte schon Teil von uns selber, daß wir ihren Weckruf vor uns und vor anderen für unsere Erinnerung ausgeben können.

Mit einem gewissen Stolz verweise ich auf meine Fähigkeit, Geburtstage nicht zu vergessen. Doch was heißt schon »nicht vergessen«. Ein morgendlicher Blick auf das Datum, allerdings kann es auch irgendwann tagsüber sein oder abends – und schon weiß ich um einen erinnerungswürdigen Tag. Entscheidend ist allein, daß Datum am Tag einmal zu sehen oder zu hören. Und an fast allen Tagen erscheint das Datum einmal und die Erinnerung hat ihren Anlass gefunden. Ist das nicht auch ein technischer Trick, mit dem eine Datumsmaschine das Erinnern bestimmt? Auf einer Stufe mit dem Brummen des Mobiles, das wie eine Werbeunterbrechung zur Erfüllung von Geburtstagswünschen aufruft?

Für mich eher nicht. Es gleicht einem Schwimmen im täglichen Strom mit Bojen, zu denen ich hinabtauchen will, sobald ich sie sehe, ohne daß sie sich zeigten; weniger als ein Wink. Geburtstagswünsche, die vom Herzen kommen. Aber nicht nur.

18. April – Vor genau 80 Jahren wurde der Architekt des Angriffs auf Pearl Harbor, Admiral Yamamoto Isoroku, über Bougainville abgeschossen, einer Insel in Papua Neu Guinea. Ja, auch solche Daten gehören zur Liste gedenkwürdiger Tage; mehr den je in Kriegszeiten wie diesen. Weil der Blick in die Vergangenheit dann den Wünschen in den Augen der Soldaten begegnet, die später starben und die vielleicht einen Blick in unsere Zukunft gewähren und in die Gegenwart, die wir noch gar nicht erfassen; wenigstens für einen Moment.

Yamamoto (erste Reihe, 8. von rechts) und sein Stab an Deck der Akagi, 25. Dezember 1941
Public domain, via Wikimedia Commons

Montag, 17.April 2023

Intelligenzquotenfrauen – Es hat ja immer etwas unfreiwillig selbstironisches, wenn Sozialdemokraten auf Intelligenz zu sprechen kommen, noch dazu, wenn es sich um quotierte Sozialdemokratinnen handelt wie Saskia Esken; eine Politikerin, die eine Quote nicht von einer Rate unterscheiden kann, sich aber über künstliche Intelligenz in Maschinen despektierlich äußert, die sie als Sklaven halten möchte, während sie, Esken, in einer Art intellektuellem Übermut an interessanten Aufgaben das Fürchten lernen will. – Hat sie denn das Memo nicht gelesen?

Intelligenz ist schon seit Jahrzehnten quotiert im Intelligenzquotienten, der sich auf der Grundlage von Aufgaben errechnen lässt, die von Maschinen mit auch nur mittelprächtiger künstlicher Intelligenz und Rechenleistung heutzutage ausgewertet und mit links gelöst werden – falls diese körperliche Beschreibung der Verstandestätigkeit bei einer Maschine überhaupt Sinn macht.

Wir waren es, die begannnen, Intelligenz mit Hilfe von Fragen mit messbaren Antworten bestimmen zu lassen und einen Intelligenzquotient einzuführen, den wir für normalverteilt halten aber gleichverteilt zwischen beiden Geschlechtern, nur um zu quotieren. Und in diesem Rahmen schneiden auch die mit den hohen Intelligenzquotienten schlecht ab gegen Maschinen, egal für wie kreativ sie sich halten. Kreativität – dieses Mauseloch für Unbegabte und solche, die bei der Zuteilung der Quote die kürzere zogen.

Sonntag, 16.April 2023

Eine maskuline Außenpolitikerin –  Ein kleines Experiment bringt mitunter die Wahrheit an den Tag, oder besser die Realitäten. Hier ist es ein Vergleich, ein Vergleich der Gegenwart mit dem Vergangenen. Konkret: Annalena Baerbock im Vergleich mit ihren Vorgängern im Amt. Das Experiment: Wir betrachten die Fotos sämtlicher Außenminister Deutschlands seit 1871. Was nicht so einfach ist, weil das Internet zwar umgehend Listen mit den deutschen Außenministern seit 1951 anbietet, es aber mit den Außenministern zuvor nicht ganz so leicht macht.

Doch egal, wie man es dreht und wendet: Annalena Baerbock ist ein deutscher Minister »des Auswärtigen« – wie das Amt einmal hieß, von auswärts wie »auswärts essen«. Ja, im gewissen Sinne ist Frau Baerbock sogar ein typischer deutscher Außenminister – ausdrücklich männlich, weil alle bisherigen Amtsinhaber Männer waren. Da mögen noch so viele Kommentatoren über sie als Frau spotten, daß sich die Balken biegen und es weder den Grünen noch den Alternativen gefällt, sie als männlich zu charakterisieren, wenn auch aus ganz gegensätzlichen Gründen und sei es auch nur, weil sie Xerxes nicht hören als er nach der Niederlage von Salamis resümierte: »Heute sind alle meine Männer zu Weibern geworden und meine einzige Frau zu einem Mann.«

Sei's drum. Denn Frau Baerbock ist ein typisch deutscher Außenminister. Sie ist tritt laut auf, sie erscheint rabiat und sie ist absolut erfolglos; wobei sie, das muß deutlich festgestellt werden, für letzteres nichts kann. Schließlich hatten weder Ost- noch Westdeutschland nach dem zweiten verlorenen Weltkrieg eine Außenpolitik, die den Namen verdiente. Willy Brandt agierte im gewissen Sinne innenpolitisch, als er in Warschau und Moskau klare und mit Ostberlin besondere Verhältnisse schaffte, indem er die faktische Landnahme dort und die faktische Landesteilung hier vertraglich sanktionierte. Und sämtliche Bemühungen Bonns und Berlins seit 1989 um eine Außenpolitik, die den Namen verdiente, also eine eigenständige Außenpolitik, sind nichts weiter als vergebliches Mühen.

Aber zuvor, ab 1871, da gab es so etwas wie eine deutsche Außenpolitik. Doch mit wem will man Annalena Baerbock vergleichen, um sie anschließend vielleicht in seine Nähe zu rücken? – Sicher nicht mit den in Nürnberg gehängten Joachim von Ribbentrop und Arthur Seyß-Inquart.

Walther Rathenau und Gustav Stresemann scheinen auf den ersten Blick die besseren Kandidaten zu sein. Die beiden Minister des Auswärtigen aus der Weimarer Zeit unterstützten die Annexionspolitik des Deutschen Kaiserreichs im Ersten Weltkrieg nicht nur nach Außen – was man ihnen kaum vorwerfen kann –, sondern auch in den diplomatischen Hinterzimmern, als es längst Zeit gewesen wäre, abgestimmt und diplomatisch, andere würden sagen, trickreich zu handeln. Und das ist es, was gerade deutsche Außenminister nicht können: Sich der Lage anpassen, leise auftreten, Zurückhaltung üben, auf eine günstige Gelegenheit warten.

Trotzdem tritt bei aller Ähnlichkeit der ganze Jammer aktueller deutscher Außenpolitik beim Anblick von Rathenau und Stresemann deutlich zu Tage, weil er einen Ausdruck erhält, der sich im Gesichtsausdruck zeigt: Heute eine pausbäckige Amateurin, gestern zwei gestandene, erfahrene, vor allem kriegserfahrene Herren, wie es sie heute, soviel Entschuldigung für Baerbock muß wiederum sein, ohnehin nicht mehr gibt. Und daher käme eben niemand auf die Idee, Frau Baerbock zum Beispiel in die Nähe von zunächst Reichskanzler und später Außenminister Stresemann rücken zu wollen, nicht einmal in der Reihenfolge Minister und anschließend Kanzler, die Frau Baerbock sich erträumt. In seinen Fußstapfen könnte Baerbock allenfalls bildhaft Trampolin springen.

Deutliche eher passt Frau Baerbock neben jenen Arthur Zimmermann, dessen peinliche und folgerichtig nach ihm benannte Depesche mit der Aufforderung an Mexiko, in einen möglichen Krieg gegen die Vereinigten Staaten einzutreten mit dem Versprechen, die an Washington einige Jahrzehnte zuvor verlorenen Gebiete zurückzuerhalten. Auch hier haben wir diplomatisches Ungeschick gepaart mit gnadenloser Selbstüberschätzung, die einen deutschen Minister dazu treibt, sich ohne entsprechende Mittel, in entfernten Teilen der Welt wichtig zu machen.

Aber am ehesten ähnelt Frau Baerbocks jenem unglückseligen Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau, dessen Auftritt in Versailles bei der Übergabe der Friedensbedingungen an die deutsche Delegation durch die siegreichen Alliierten am 7.  Mai 1919 im Trianon-Palast in Paris Deutschland jede Chance auf einen auch nur näherungsweise günstigeren Frieden zunichte machte. Laut, arrogant, selbstgerecht – so die noch eher freundlichen Kommentare zu seiner Rede, in der er Deutschland zunächst in die Rolle des Schuldigen brachte, um sein Land anschließend von aller Schuld freizusprechen und, als wäre das nicht genug, den Schwarzen Peter den Alliierten zuschob. Ein Beobachter brachte die Wirkung des Auftritts von Brockdorff-Rantzau auf den Punkt: »Wir wollen ihn entschuldigen. Gehört nicht schon ein großer Grad lächerlichen Selbstvertrauens dazu, um in diesem Augenblick zermalmender Vernichtung, die sich vor aller Öffentlichkeit vollzieht, überhaupt noch imstande zu sein, einen Rest von Lebensfähigkeit zu bewahren.« »Lächerliches Selbstvertrauen« – so lässt sich Baerbocks Seiltanz mit den Öffentlichkeit seit ihrem Kanzlerkandidatursfiasko treffend beschreiben.

Schlimmer ist jedoch die inhaltliche Verwandtschaft der beiden Figuren Baerbock und Brockdorff-Rantzau. Denn gerade indem der unselige deutsche Verhandlungsführer den Begriff der Schuld in Paris auf den Verhandlungstisch knallte, weil er die Position Deutschlands männlich verteidigen wollte, zerriss er das letzte bißchen Tischtuch zwischen Siegern und Besiegten, und sorgte statt dessen für den »Einbruch des moralisierenden Denkens in die internationale Politik«, wie der Historiker der Deutschen Außenpolitik der Zeit am Ende des Krieges Peter Krüger resümierte.

Von dort ist es nur ein kleiner Schritt zur ständigen Rede von einer »feministischen Außenpolitik«, die in der Welt standhaft vertreten werden müsse, einer sozusagen »maskulin« vertretenen »feministischen Außenpolitik«, einer Außenpolitik mit gendergerecht wechselndem Geschlecht. In diesem Sinne – und nur in diesem –, ist Frau Baerbock typisch deutsch und typisch männlich, gepaart mit einem ungesunden Schuss Kindlichkeit, etwas, was man ja ebenfalls bei Männern kennt. Was nicht heißt, daß es nicht auch andere gibt.

Samstag, 15.April 2023

Philosophische Kombinatorik – »Ist das Denken ein Danken?« fragt Heidegger überraschend und auf seltsame Weise überzeugend. Und das, nachdem er vier – nein, eigentlich drei Wörter in immer neue Konstellationen gebracht und durch die Maschine der Grammatik gezogen hat, als wolle er zeigen, daß lupenreine Kombinatorik Neues erschaffen kann. »Denken«, »Gedachtes«, »Gedanke«, »Gedanc« – und dann völlig überraschend: »zum ›Gedanc‹ gehört der Dank.« Um sogleich Einhalt anzumahnen: »Doch vielleicht sind diese Anklänge des Wortes ›Denken‹ an Gedächtnis und Dank nur äußerlich und künstlich ausgedacht.«

Das wäre nicht nur eine philosophische Kombinatorik; es wäre geradezu eine technische Intelligenz, die sich künstlerisch künstlicher Mittel bedient, um systematisch Zusammenhänge unter das Licht der Erkenntnis zu bringen. Denn soviel steht fest: Die Kombination »Denken« und »Dank« hängen über den »Gedanken« zusammen. Der Gedanke als Dank für das Denken. Das Denken als Dank für den Gedanken. Der Dank als das Denken für das Gedachten.

Was wird wohl ChatGPD dazu sagen? Vielleicht: »Der Gedanke ist Dank fürs Denken.« Fühlt er sich vielleicht ad absurdum geführt und wird fragen: »Ist das Denken Dank für den Gedanken?« Oder ist er uns dankbar für diesen Gedanken und whispert: »Danke für das Denken dieses Gedanken. Aber ich behalt es für mich.«

Freitag, 14.April 2023

Erfahrungsaustausch – Außenministerin Baerbock reist nach China und durch China hindurch und das kurz nach dem französischen Staatspräsidenten Macron, der nur durch seine Eitelkeit glänzte. Sie wechseln sich ab wie die täglichen Schätzungen zum Krieg in der Ukraine und dem möglichen Krieg zwischen den beiden Chinas als Fortsetzung des Bürgerkriegs, der Ende der 1949 Jahre ein geographisches Ende fand, weil Mao keine Marine besaß. Auch der Ukraine-Krieg ist eine Fortsetzung jenes Krieges der Ukrainer gegen Stalin, der sich noch bis Anfang der 1950er Jahre in den Pripjat-Sümpfen versteckte. Als wolle die Geschichte sich melden mit ihren alten Geschichten noch nicht zu Ende erzählt.

Ich weiß nicht, was schlimmer ist: Die Putin-Versteher oder die Xi-Versteher, die bald in Massen schwärmen werden. Oder die Schätzungen zu den beiden Kriegen? – Mal Hü, mal Hott. Dabei ist die Lage in Ostasien einfach: Greift Rot-China Taiwan an, werden die USA eingreifen müssen und falls sie eingreifen, kämpfen auch Rot-China und die USA gegeneinander. Es sei denn, der Volksmarine und -luftwaffe gelingt ein Enthauptungsschlag gegen Taipeh, was allerdings sehr unwahrscheinlich ist bei der wenigen wirklichen Übung ihrer Verbände. Eine Fortsetzung des Bürgerkriegs ist also fast automatisch ein Krieg zwischen China und den USA. Noch Fragen?

Militärtakttisch sind die USA in der schlechteren Lage, sofern es Rot-China gelingt, die Luftüberlegenheit über der Philippinensee zu erringen; denn dort wird die US-Marine ihre Verbände aufstellen. Die Chancen dafür sind jedoch schlecht, zumal Japan von Norden her droht. Über die 180 Kilometer der Taiwan-Straße würde also ein Krieg an den Stränden Taiwans geführt, gefüttert allein über See. Ohne Luftüberlegenheit über dem Raum kann Rot-China diesen Krieg nicht gewinnen, weil es seinen Nachschub nicht zusichern kann.

In dieser Lage reist eine Außenministerin ohne den Hauch diplomatischer Tiefe oder militärischer Ahnung also nach China. Ein Produkt aus dem politischen Kindergarten einer Demokratie, deren Mehrheitsverhältnisse von Medien mit einem hohen Grad von Sicherheit garantiert werden können. Frau Baerbock – lange Zeit ihr Liebling, zeitweise fallengelassen wie eine heiße Kartoffel, dann wieder zum politischen Leben erweckt, als wolle man nur seine Macht demonstrieren – musste innenpolitisch nie wirklich kämpfen, bekam alles auf dem Silbertablett überreicht; sie hat in der Außenpolitik soviel Übung wie die militärische Führung Chinas bei der militärisch anspruchsvollsten Operation, die sich denken lässt: Der Landung an einer sehr gut verteidigten Küste.

Vielleicht sollten sich der Chinese Xi und die Deutsche Baerbock über ihre Schwächen austauschen; zusammen mit dem Franzosen Macron. Sie hätten sich viel zu berichten. Wie man als Besiegter zum wehrlosen Opfer wird, als glücklicher Sieger zum weltweit verhassten Verbrechen und als feiger Verlierer zum peinlichen Sieger. Aus diesem brisanten Gemisch lässt sich, zu Ende erzählt, sicher was machen.

Donnerstag, 13.April 2023

In the Long Run – Der Ungar Gyorgy Dalos bezweifelt, ob es eine Unsterblichkeit literarischer Werke gibt, denn es fehle der Kronzeuge: Der unsterbliche Leser. Aber so wie Computer nicht leben, weil sie niemals sterben, sondern nur runterfahren mit der Möglichkeit, wieder hochgefahren zu werden, leben literarische Werke nur einmal und mit ihnen alles, was lebt und sie liest. Jedes Leben hat seine Zeit und seine Zeiten in denen es Winterschlaf hält und sich zurückzieht. In the long run we are all alive again. Wir selber sind die unsterblichen Leser. Schließlich ist es kaum vorstellbar, daß es einmal eine Zeit ohne »Verwandlung«, »Iphigenie« oder – jeder nehme, was ihm gefällt – Heilige Schrift gab, eine Vor-Zeit.

Solches Heben und Bewahren und am Leben erhalten des Vergangenen ist rechts.

»Rechts zu sein, das ist, die Übermacht einer Erinnerung zu erleben, die den ganzen Zeitgenossen ergreift, weniger den Staatsbürger, die ihn auch vereinsamt und erschüttert inmitten der modernen, aufgeklärten Verhältnisse, in denen er sein gewöhnliches Leben führt.« So Botho Strauss, der auch immer wieder aufleben wird.

Mittwoch, 12.April 2023

Unvergänglich – In Südamerika brennen Kirchen, angezündet von Indigenen, die ihre Religionen wiederentdecken, die vom Christentum abgelöst wurden und sich nun wieder vom Christentum lösen. Sage also niemand, Kulturen würden verschwinden. Sie ziehen sich zurück wie die Sonne am Abend. Es wird sich in einer Zukunft schon jemand finden, der sich an ihnen wärmt.

Die Indigenen wissen davon. Die Europäer wissen davon. Und in einem Ausbruch des Wunsches, nie zu vergehen, entdecken sie, die Europäer, die Zuneigung zum Indigenen, das sich in einem neuen Aufleben erfolgreich gegen sie wendet, nachdem sie in den weißen Fremden einmal die alten Götter erkennen wollten und anbeten konnten, so wie wir in den schwarzen Ankömmlingen unsere alten Götter erfahren und Regeln, nach denen wir Europäer uns sehnen.

Dann aber ist der Wokeismus eine präventive Unterwerfung, eingehüllt in die Bitte, mich überleben zu lassen. Eine überflüssige Bitte, denn wir werden als Kultur unbedingt überleben, wenn auch womöglich verborgen wie Indigene. Wir alle sind Indigene. Zumindest wenn wir nicht gleichgültig bleiben.

Das ist es also, was die gelassenene Melancholie in den vielen festgehaltenen Blicken der Indigenen verrät und der Anmerkung Scipio Africanus im Angesicht des brennenden Karthagos – »Auch Rom wird einmal brennen:« – fehlt: Das »Wir kommen wieder.«

Dienstag, 11.April 2023

Wunschträume und traumatische Wirklichkeit – Wenn ein französischer Staatspräsident, wie über Ostern geschehen, in Asien für ein autarkes Europa wirbt – und durch ›autark‹ schimmert nicht zufällig ›stark‹ –, dann wollen die Worte verhallen und können es nicht. Sie streifen durch die Gänge von Behörden aus Brüssel und durch staatliche, private und soziale Medien und triggern Erinnerung an. Erinnerung an ein Europa von vor einhundert Jahren; großmächtig und in sich zerstritten aber doch mächtig.

So gesehen paßt es, wenn ausgerechnet ein französischer Staatspräsident ein Großeuropa anruft – ein Europa das es so niemals gab. Es paßt, daß Macron mit seiner Wunschvorstellung in China vorstellig wird, das gerade Anstalten macht, seinen chinesischen Konkurrenten Taiwan zu zerdrücken. »Das geht Europa nichts an«, glaubt Macron zu wissen und will die Chinesen auf Taiwan wohl ihrem Schicksal überlassen in einem strafgefangenen China.

Schade, daß die Vereinigten Staaten von Amerika nach dem Angriff Japans auf seine Flotte in dem noch sehr viel weiter entfernten Pearl Harbor nicht gleichfalls erklärten: Was interessiert uns der Konflikt zwischen Russland und Deutschland um Frankreich? Was geht es Washington an, ob Hitler oder Stalin in Paris residieren?

Aber so sind sie, die französischen Staatspräsidenten. Nach einem Großeuropa rufen und sich kleinlaut verziehen.

Dabei ist ein Großeuropa so richtig wie die Unterstützung Taiwans durch eben dieses Europa. Nicht für die Kämpfe, die in Ostasien jede Stunden ausbrechen können und auf der Welt einen zweiten großen Krisenherd schaffen. Da hat Europa wenig bis gar nichts zu bieten. Der schamlosen Drohung mit Krieg kann allein die US-Navy erfolgreich begegnen, aber sie kann und sie wird es mit einem Ergebnis, das sich jeder ausrechnen kann.

Europa hat nur noch bescheidene Flotten und verschleudert sein Geld für allerhand Unsinn. Erst wenn sich das ändert, wird Europa sich grundlegend ändern und die Welt eine andere sein, eine wie früher schon einmal. Ein Sozialstaat in Maßen, zum verbrieften Recht auch die angemessenen Pflichten und die Bereitschaft, zu sich zu stehen und einzugreifen, falls nötig. Mit anderen Worten: Die Welt als ein Europa der Kleinstaaterei im planetarischen Rahmen mit Staaten, die groß werden wollen, falls sie es nicht mehr sind oder noch nicht – so wie Frankreich und sein Präsident.

Denn der Mensch erzählt nicht nur gerne Geschichten, er macht Geschichte auch gerne, um sie sich später erzählen zu können. Egal, ob sie seinen Wunschenträumen entspricht oder traumatische Wirklichkeit wurde.

Hannibal

by Robert Frost


Was there ever a cause too lost
Ever a cause that was lost too long,
Or that showed with the lapse of time too vain
For the generous tears of youth and song?




Ostermontag, 10.April 2023

An die Ungläubigen – »Zwischen dem unverständlichen Wort und dem akustisch abstrakt erfaßten Schall liegt ein Abgrund der Wesensverschiedenheit«, schreibt Heidegger. Wenn wir allerdings glauben, was wir nicht sehen, sind wir, aufgespannt zwischen angefragter Fremde und Antwort, im Wort, das uns fehlte, bei uns. Denn wir hören das Wort, wir sehen das Wort; es hat das Sinnliche eingesogen und geformt zu neuem Sinn. Wir haben den Abgrund zwischen Sinnlichkeit und Sinnhaftigkeit überspannt.

Doch nun hat die Schrift im Digitalen das Klingen der Worte ersetzt. Wir überspannen nicht mehr, sondern überblicken Symbole, sofern wir sie anklicken können. Mag der Ostersonntag uns mit der Überraschung der Auferstehung noch übermannen und sei es auch nur in der Kindheit – der Ostermontag nimmt bereits den ersten von vielen Werktagen vorweg, wenn das Begreifen und Kasernieren der Worte beginnt. Selbst Jesus versucht durch Handauflegen und Sichtbarmachung dem ungläubigen Thomas an diesem Montag seine Gegenwart zu beweisen:

»Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.«

Hat Jesus selber, diese ketzerische Frage drängt sich auf, seinen Glauben verloren, daß er sich zu einem Beweis seiner Gegenwart bewegen läßt? – – Indes hört jeder deutlich das unsichtbare »aber« oder auch das vorhergehende »nur«. »Nur weil du mich gesehen hast, glaubst du. Aber selig sind, die nicht sehen und doch glauben.«

Ostersonntag, 9.April 2023

Letzte Generationen – »Wenn ich Ironie brauche«, sagt ›M‹, die Chefin des Secret Intelligence Service in einem späten James Bond, »dann rede ich mit meinen Kindern.« Und tatsächlich ist diese Form der Rhetorik zum Kleingeld von Deutsch- und Ethiklehrern heruntergekommen, nachdem ihr Wert von Intellektuellen in einer Mixtur aus Unverstand und Selbstüberschätzung ohnehin schon weit genug abgesenkt worden war. Wirkliche Ironie dreht dem Ironiker seine Absicht in jede beliebige Richtung und dabei mitunter den Hals um und das, ohne daß er irgendeine Absicht für eine Drehung in diese Richtung verspürt haben würde. Ironie ist eine Bewegung im Rücken des Protagonisten; sie ergibt sich und erwischt sie, Absicht und Protagonisten, auf falschem Fuß.

Wenn also die »Letzte Generation« – jene Horde bedungener hysterischer Bälger und solcher, die es gern wieder wären – sich an Straßen und Brücken festklebt, anleimt oder gar einbetoniert, um noch einmal, bevor es vorbei ist, von den Medien zur Kenntnis genommen zu werden, dann imaginiert sie sich in eine selbstgewählte politische Rolle, von der die Geschichte nichts wissen will und sie daher – abgrundtief ironisch – in ganz andre Gefilde verkehrt.

Vieles spricht dafür, daß sie, die Aktivisten, den Titel, den sie sich selbst aufs Haupt gesetzt haben, »Die Letzte Generation«, mit gutem Grund tragen. Denn sie sind die Letzten einer Generation, so wie Aetius der letzte der Römer war und nachdem Attila ihn aufgezogen hatte eben diesen in den nebelverhangenen Zeiten zwischen Rom und Nicht-Rom auf den geheimnisumwitterten Katalaunischen Feldern bezwingt. Die »Letzte Generation« ist die letzte Generation aus deutschem Geblüt und ein paar Österreicher zählen wohl auch noch dazu – alle späteren Generationen werden aus aller Herren Länder stammen und sind hier, um von deutschen Landen zu leben, nur sind sie eben nicht deutsch, sondern senegalesisch, äthiopisch oder afghanisch.

Die »Letzte Generation« weiß davon nichts. Sie weiß ja ohnehin nicht viel mehr, als ihre Vorfahren ebenfalls wußten: Man muss eine Sache nur von ganzem Herzen machen, egal ob sie einen Sinn macht oder nicht, ins Unglück führt oder ins Glück, man die Nachbarn gegen sich aufbringt oder geliebt wird. »Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun«, geht ein Zitat und man könnte es dem letzten Deutschen Kaiser, Hermann Göring oder Richard Wagner zuschreiben, von dem es stammt. Warum nicht auch an eine Autobahn kleben, egal ob es dem Klima was nutzt oder der Nutzen, wie wir im Studium sagten, bei Epsilon liegt, also bei Null.

Diese »Letzte Generation« klebt an ihrem Land – wer diese Symbolik begreift, beginnt zu verstehen, warum die Deutschen Gerichte den Tätern noch immer mit relativer Milde begegnen, die Deutsche Polizei sie behutsam vom Asphalt Deutscher Autobahnen zu lösen versucht und Deutsche Politiker der erklärten Absicht der Aktivisten, die politische Verfassung des Landes grundlegend zu ändern und in ein klimapolitisches Rätesystem umzuformen, mit kaum verhohlenen Sympathien begegnen, statt den Verfassungsschutz anzurufen, der, wen wundert es noch, gleichfalls untätig bleibt.

Und so finden sich die letzten Generationen der Deutschen auf ihren Autobahnen zusammen, klebend, unbeweglich und überzeugt, ihre Zukunft retten zu müssen. Das ist Ironie nach dem Geschmack der politischen Götter. Und falls sie ihnen gefällt, könnte die Generation, wie auch immer, noch einmal auferstehen, nur wäre die »Letzte Generation« dann nur noch die Letzte vor der nächsten Ersten.

Frohe Ostern!

Karsamstag, 8.April 2023

Lebende Sprachen und tote Symbole – »Sprache befindet sich in einem ständigen Wandel«, rechtfertigt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft das Gendern in Schulen und das immer wieder. Das klingt beim ersten Lesen so richtig, wie nur etwas und ist es auch. »Zunächst entwickelt sich die Sprache dauernd«, sagt daher auch Ferdinand de Saussure und wer nicht weiter liest, könnte sich dem Gendern hingeben. Nur ist der Satz eben noch nicht zu Ende: »Zunächst entwickelt sich die Sprache dauernd, während die Schrift unverändert bestehen bleibt.«

Gendern aber ist immerzu Schrift, Änderung des Schriftbilds, rabulistisches Hinzufügen neuer Symbole aus der Welt der digitalen Schriften. Der Rest ist Gestammel, Glucksen, »gut Gegendert ist halb gestottert«, spottet der Volksmund seit längerem, weil der Genderismus aus dem Lautbild nicht herauskommt zur freien, fließenden Rede. Und darüber verzweifelt er und stampft immerzu lauter auf in Behördengängen und Verwaltungsbüros und natürlich in Pädagogengewerkschaftlerstuben; ein Rumpelstielzchen, das gerade entdeckt, daß die Liebste seinen Namen längst fand, ihn aber nicht aussprechen will.

Wenn jedoch Gendern Schriftbildveränderung ist und bleibt und Sprache sich ständig ändert, wie es alle wahrhaft Lebenden tun, dann haben die gewerkschaftlichen Vertreter des Lehrkörpers ihren eigenen Leib nicht verstanden. Denn so richtig es ist, daß Sprache sich ständig verändert, so falsch ist der Glaube, die Lehrer der GEW oder überhaupt irgendein Lehrer wären gefordert, sie gezielt zu verändern – das dürfen, ja, der bildungsbeflissene Zusatz muß sein, allenfalls Dichter.

Daß die Herrschaften Lehrer das berufsbedingt nicht verstehen, erklärt, warum es mit der Bildung in Deutschland seit fünf Jahrzehnten immer mehr hapert. Fast alle Pädagogen wollen eingreifen, wollen umändern, wollen den Körper der Sprache manipulieren. Und ganz ehrlich, ich kann sie verstehen. Denn der »Moment, in dem irgendein einzelner sinnlicher Eindruck symbolisch gebraucht und als Symbol verstanden wird, ist immer wie der Anbruch eines neuen Weltentages«.

Nur ideologisch eingesetzt werden dürfen diese Kleinode geistiger Lustnächte nicht, das hätte Ernst Cassirer als er, sicher beglückt, das Bild vom »neuen Weltentag« in der Hand hielt, hinzufügen sollen; schon gar nicht von Lehrern. Sie müssen Geheimzeichen bleiben, verborgen, behütet, verständlich nur für die Auserwählten und Eingeweihten – echte Programmierer wissen genau, was ich meine. Aber dafür ist es bei den Gendermainstreamsymbolen wohl schon lange zu spät. Sie wurden von Ideologen getötet.

Karfreitag, 7.April 2023

Bürgerkriegswünsche – Frankreich ist, was bekannt sein sollte, seit dem Frühjahr 1940 eine unbedeutende Möchte-Gern-Großmacht – so wie Rußland seit 1989. Paris hat nicht mehr die Kraft, sich den gewaltbereiten Mächten in Moskau und Peking entgegenzustellen und sein Präsident, ein gewisser Herr Macron, das Kunstprodukt vereinter Minderheitenmächte aus Politik und Medien, reist daher an, einmal in Moskau, diesmal in Peking, um eine Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg einzufordern. Binnen kurzem wird ein Moslem aus dem Maghreb Frankreich vertreten, so wie London durch einen Hindu aus Indien vertreten wird. Doch Vorsicht! Die Germanen wollten nach der Eroberung Roms irgendwann die besseren Römer sein. Und nach einem hübschen Bonmot glaubten die Preussen tiefer an die griechischen Götter als die Griechen selber; die alten versteht sich.

Da ist Warschau aus ganz anderem Holz geschnitzt und deshalb aktuell Führungsmacht in Mitteleuropa mit den USA im Hintergrund und keinem Hindu oder Moslem weit und breit. Die Machtzentren in Europa verschieben sich deutlich - weg vom Westen in die Mitte und nicht nach Berlin.

Im Kanzleramt lebt man in seiner eigenen Traumwelt, imaginiert sich in die Rolle der weiterhin einflussreichen ökonomischen Großmacht, die das Weltklima rettet und den Welthunger besiegt. Die Realität: Innenministerin Nancy Faeser holen immer neue Schübe Migranten ins Land, gleichsam ohne die sprichwörtliche Rücksichtslosigkeit gegenüber Verlusten. Selbst die Konservativen, sonst eingesponnen in falscher Menschlichkeit, um sich den Grünen für eine gemeinsame Machtübernahme anzubieten, werden unruhig, weil die Unruhe in der Bevölkerung wächst und nur deshalb nicht umschlägt, weil keine, aber auch wirklich keine Partei im Bundestag das Thema Bedrohung durch Migranten ergreift.

Was treibt Nancy Faeser in diese selbstmörderischen Paradoxien? – Eine tiefes Verlangen der radikalen Linken nach Krieg, genauer nach Bürgerkrieg – also die Art Krieg, die Linke mit dem Weiß von Picassos Luftratte tarnten. Bürgerkrieg dient in den Augen von Frau Faeser – bewußt oder auch nicht – der Befreiung. Also holt sie immer mehr Arme in unser Land, das schon bald nicht mehr unser ist. Sie hofft auf den Krieg der Armen gegen die Reichen. Das ist Teil ihrer politischen DNA; soviel linksradikale Ideologie muß schon sein.

Donnerstag, 6.April 2023

Kindergrundsicherung – Robert Habeck hat ihn, diesen Blick des spendablen Onkels, freundlich herablassend grinsend und mit leicht angeschrägtem Kopf geneigt hinunter zum immer hungrigen Kind. Es weiß, wer verteilt und er weiß, wem er nimmt, um zu verteilen. Kulleraugen vor bösen Onkels heißt die Urszene der Sozialpolitik, die jetzt zur Kindergrundsicherung führen soll; denn unter Berufung auf darbende Kinder läßt sich alles bewirken, das wissen Weihnachtsmänner und Künstler seit zwei Jahrtausenden.

Familienhelfer marschieren im Dutzend und das Geld fließt praktisch unbegrenzt unter dem Motto: Wir haben den Auftrag, die Kinder zu retten. Selbst Brecht brach auf dem Kinderkreuzzug mit seiner Mitleidlosigkeit. Immer, aber auch wirklich immer, und jedem, aber auch wirklich jedem, gelingt es, mit dieser sozialpolitischen Volte Geld locker und Kritiker mundtot zu machen mit dem Hinweis auf das Schicksal des Unschuldigen, »das müd' und harmvoll matt von dem Schosse« eines Zigeunerweibs hängt. Wir können nicht anders und zahlen jeden Betrag.

Handyhändler und Hersteller von Spielekonsolen reiben sich die Hände über höhere Absätze dank einer Kindergrundsicherung in Zeiten schwindender Summen; Tattooritzer müssen Überstunden anmelden, wenn das Geld erst einmal fließt, derweil sich Politiker weiter mit schräg geneigten Köpfen und dröhnendem Grinsen die Drei Heiligen Könige aus dem Morgenland geben während sie loben und preisen. Sage noch einer, das Christentum sei aus unseren Köpfen verschwunden. Es sitzt, freilich ohne die andere Seite der Pflichten des Almosennehmers, tief in unseren Köpfen.

»Man soll die Bettler abschaffen«, fordert Nietzsche, »denn man ärgert sich, ihnen zu geben, und ärgert sich, ihnen nicht zu geben.« Hören wir endlich auf, uns über unser Nicht-Geben zu ärgern und verdoppeln dafür den Ärger über unsere selbstzufriedene Genug-Tuung am Geben. Allein der Gedanke lässt die Selbstüberwindung vor uns erscheinen als schier unüberwindlich. Auch uns ist das Pflichtgefühl verloren gegangen.

Mittwoch, 5.April 2023

Sterbende Plagiate – Händel entstammt einer Zeit, als wir – ausdrücklich Plural – noch unbeschwert tanzten. Dann zwackt Beethoven die ersten Takte vom zweiten Satz der Wassermusik für sich und seinen angehimmelten Napoleon Bonaparte ab, verteilt sie auf die Anfänge der ersten beiden Sätze seiner Dritten, der »Eroica«, und fortan bestimmen sie als Eingangschläge und müdes Seufzen der Oboen im Anfang des »Marcia Funebre« zwei Momente moderner Musik: Schlagen und Weinen. Unser Tanzen verhallt, dieses wohlig stolze Durchmessen von Raum und Zeit auf den eigenen Beinen.

Nach dem Deutschen Beethoven geht der Russe Tschaikowsky beim Engländer Händel plagiieren. Im Tanz der Kleinen Schwänen – »Made in England« würde manch ein kaisertreuer Deutscher sicher mit Blick auf die Herkunft des Originals betonen – nimmt Tschaikowsky dem Hüpfen Händels im unbezeichneten Satz – Numero 9, manchmal 10 – die Möglichkeit der Grenzüberschreitung; die Weite der Wassermusik geht verloren im russischen Stechschritt der Vögelchen, die unreif gedrillt worden sind; Rhythmus mitnehmbar für 1 Rubel 37 Kopeken, derweil Händels Ohrwürmer den festen Boden des Alltags in jede Richtung auflockern.

Dienstag, 4.April 2023

Gelbkreuz – »Der libertäre Autoritäre ... sehnt sich nicht nach einer verklärten Vergangenheit oder der starken Hand des Staates, sondern streitet lautstark für individuelle Freiheiten«. Und das mögen sie nicht, die neudeutschen Autoritären aus dem Dunstkreis der Suhrkamp-Kultur. Also schreiben sie Bücher unter dem Titel »Gekränkte Freiheit: Aspekte des libertären Autoritarismus«; und weil das nicht reicht, hängt der Vertreiber gleich noch die Werbung an den Titel: »Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2023, Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste (DLF Kultur/ZDF/DIE ZEIT)«

Ein Buch mit einem Kreuz gehalten im Gelbsterngelb und zu imaginierenden Haken, um die »libertären Autoritären« zu markieren. Seltsam, daß man im Suhrkamp-Verlag diese abgrundtief verräterische Symbolik nicht bemerkte. Offenbar glaubte man im Suhrkamp-Verlag noch an einen weiteren Winter im Lockdown und viele lange Stunden am Kamin mit gelbkreuzigen Hetzschriften aus dem Programm des Verlags.

Als der Band im Herbst im Handel erscheint, befindet sich Deutschland bereits im Nachgang der Pandemie und es zeigt sich, daß die Diagnosen der Kritiker den Ungeist der Zeit sehr gut trafen. Flugs kehren sich die Gespräche mit jenen Querdenkern, die den beiden Demagogen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey in die Falle tappten, in einer besonderen Form Negativer Dialektik ins Gegenteil um. Wo die Soziologen in spät-marxistischer Manier und mit den betagten Begriffen der Frankfurter Schule – »Negative Individualisierung«, »soziale Kränkung« – über das falsche Bewußtsein ihrer Opfer aufklären wollten, werden wir über das verlogene Bewußtsein jener beiden Soziologen aufgeklärt, die einen tiefen links-grünen autoritären Staat begründen helfen.

Dumm gelaufen! muß man einmal mehr konstatieren. Denn gedruckt ist gedruckt. Der Text liest sich in diesen Nach-Corona-Tagen, die die Wahrheit an den Tag bringen, wie ein Gespräch mit Stauffenberg im Gefängnis, das kurz davor steht, von den Alliierten eingenommen zu werden. Alle wissen, was war, nur die Soziologen halten treu zu ihrer geistigen Führung, weil sie es noch nicht wissen.

So gesehen, handelt es sich um einen herrlichen Text, ein ironischer Text, bühnenstückreif. Die Kritische Theorie in ihren letzten Zuckungen, gegendert und in billigen Stücken. Denn da Amazon einen Gutteil dieser unfreiwilligen Selbstaufklärung öffentlich macht, kostet es nicht einmal Geld, mehr als genug aus ihm zu lesen.

Montag, 3.April 2023

Zeitverläufe – Was die Zeit im Fluss von Ewigkeit zu Ewigkeit, ist der Raum vom unendlich Kleinen ins unendlich Große und das an jedem Punkt des Raumes wie die Zeit.

Die Lebensarbeitszeit wird in Zukunft deutlich über 60 liegen; darüber wird berichtet. Auch die wöchentliche und tägliche Arbeitszeit wird womöglich länger werden; auch darüber wird berichtet. Was fehlt ist der Hinweis auf den Fachkräftemangel und wie er zu wesentlichen Teilen aus den Halbtagsstellen, auf denen auch nur halb so viel gearbeitet wird, resultiert. Denn bei der Ausbildung von Lehrern werden bei halber täglicher Arbeitszeit doppelt so viele Lehrer gebildet werden müssen. Nur so, mit dem größeren Aufwand, gelingt es, die gleiche Zeit an Unterrichtsstunden zu füllen. In Unterrichtsstunden muss gerechnet werden - nicht in der Anzahl der Lehrer.

Und so vertreibt die Zeit das gönnerhafte Grinsen aus der Visage von Robert Habeck; der schräg gelegte Kopf, wie wenn der Onkel mit Kindern spricht, beginnt nach über einem Jahr in der Realität langsam und müde und ernsthaft zu kippen. Das Ministerium hinterläßt Spuren. Verdrücken a Lafontaine oder Gysi wäre eine Option. Endlich wieder frische Brötchen zum Frühstück, Rotwein in der Toscana und der Stolz, Intellektueller zu sein. Auch wir wären dankbar.

Sonntag, 2.April 2023

Winkelzüge der Grammatik – Die Genderei treibt mitunter hübsche Blüten wie diese:

Daß der Spiegel sich die Mühe gemacht hat, die Abwesenheit von Abgeordneten der Linken und der Rechten im Bundestag zu registrieren – ich hoffe, die politische Rechte kommt niemals auf den selbstmörderischen Gedanken sich »Die Rechte« zu nennen, auch wenn es ihnen getraut werden muß –, ist einem anderen Blatt, vermutlich weil es die Leser für blöd hält oder vielleicht auch nur, weil ein devoter Genderismus gezeigt werden soll, die Erläuterung wert: »Das heißt, jeder oder jede Linken-Abgeordnete verpasste im Schnitt knapp jede fünfte namentliche Abstimmung.«

Dumm gelaufen! Denn so meint das oder ein entweder-oder und verschiebt den Satz zur Bedeutung: »Das heißt, jeder Linken-Abgeordnete oder jede Linken-Abgeordnete verpasste im Schnitt knapp jede fünfte namentliche Abstimmung.« Entweder fehlen die weiblichen oder die männlichen Abgeordneten der Linken, nicht aber beide. - - Und das ist falsch. Der Grund für den Ausrutscher: Die Einleitung »Das heißt« spezifiziert die beiden geschlechtlichen Alternativen und separiert sie, wo eine Gemeinschaft her müsste. »Das heißt, jeder Linken-Abgeordnete und jede Linken-Abgeordnete verpassen im Schnitt knapp jede fünfte namentliche Abstimmung.« Merke: Auch Behördendeutsch will gekonnt sein.

Was dann aber die Frage aufwirft: Wieso versuchen ausgerechnet jene Parteien die Genderei in die natürliche Sprache zu überführen, die Struktur und Ordnung meiden wie der Teufel das Weihwasser? – Aber vielleicht merken sie einfach nicht, was sie tun. Es sind halt die Paradoxien politisch halbbewußter Kleinbürger, die sich für weltmännisch halten und nicht merken, daß ihre Ideologie der Vielfalt nicht tiefer reicht, als die Vielfalt in den Kühlregalen von Lidl und Aldi. »Es ist alles so schön bunt hier«. Kein Wunder, daß vor allem Unternehmen exklusiv gendern. So, mit den digitalen Sonderzeichen »*«, »_« und »:«, fällt ihre Werbung mit Mitteln der Grammatik ins Auge und der Kunde drauf rein. Wer glaubt, einem der Unternehmen lägen Frauenrechte oder das bedauerliche Schicksal von Transen am Herzen, sollte schon einmal trainieren, über sich selber zu lachen.

Samstag, 1.April 2023

Statistische Zusammenhänge – Statistik kann so einfach sein! Und je einfacher sie ist, desto windiger werden die Erklärungen, denn sie müssen ja eine Nebelbank um das Offensichtliche legen. Die Statistik zu Gewaltverbrechen in Deutschland für das Jahr 2022 besagt: Insgesamt wurden 178.224 Tatverdächtige gemeldet. Unter diesen befanden sich 109.138 Deutsche, 9.337 Syrer, 4.205 Afghanen, 1.308 Ukrainer und 102 Japaner. Zugleich befanden sich 869.585 Syrer, 309.820 Afghanen und im Jahresmittel etwa 600.000 Ukrainer in Deutschland.

Damit begeht – eine Gesamtbevölkerung von 83.237.124 Personen vorausgesetzt – der deutsche Anteil von 87 Prozent der Bevölkerung 61 Prozent, der syrische Anteil von 1 Prozent der Bevölkerung über 5 Prozent, der afghanische von 0,37 Prozent der Bevölkerung 2,3 Prozent und schließlich der ukrainische von 0.7 Prozent der Bevölkerung 0.7 Prozent der Gewalttaten. Oder anders gesagt: Afghanen sind um das Sechsfache, Syrer um das Fünffache und Japaner etwa 1,3-fach überrepräsentiert; bei den Ukrainern entspricht der Wert etwa ihrem Bevölkerungsanteil; die Deutschen sind mit 0.7 merklich unterrepräsentiert. Da in Deutschland relativ wenige Japaner leben, ist die Zahl allerdings nicht wirklich aussagekräftig.

Anders die Werte für Migranten aus den beiden moslemischen Staaten. Sie sind so deutlich, daß die einschlägigen Medien schon grob zulangen und feilen müssen, um ihr Klientel besser erscheinen zu lassen. Zunächst wird wie selbstverständlich davon ausgegangen, daß Männer häufiger straffällig werden. Und da Männer unter den Migranten aus besagten moslemischen Ländern eine deutlich Mehrheit bilden, sei auch ihre Kriminalitätsrate höher.

Das ist jedoch gleich doppelt falsch: 40 Prozent aller Syrer sind Frauen. Und bei den Tatverdächtigen stellen Frauen etwa 20 bis 30 Prozent. Die meisten Medien halten das nicht für erwähnenswert, sondern rechnen, als hätte noch nie eine Frau den Nächsten ausgeraubt. Einige Vorurteile haben eben eine längere Haltbarkeitsfrist als andere.

Bliebe zu konstatieren: In den Statistiken der Regierung wird gegendert, was das Zeug hält. Da dürfte demnächst auch die Unterscheidung nach Geschlechtern hinfällig sein, obgleich dieses äußere Merkmal bei der Verbrechensbekämpfung so zentral, weil eindeutig ist. In der Polizeistatistik steht dagegen mit einem beinahe literarischen Flair Sexus. Derweil die Statistik der Regierung deutlich macht, daß die Gendersprache immer mehr zum Bürokratendeutsch neigt. Was man ihr gönnt.

Freitag, 31.März 2023

Unfreiwillige Komik – In der Erklärung »Warum die Grünen nicht witzig sind« erreicht eine Tageszeitung ein gewisses Niveau, das in diesen Blättern ungewohnt und unüblich ist, wie sie gleich heute früh wieder zeigen, wenn sie Trump überall als ersten Präsident bezeichnen, gegen den ein gerichtliches Verfahren eröffnet wird. Schließlich ist Trump nur deshalb der Erste, weil die möglichen anderen präsidialen Kandidaten ein wichtiges Pfund ihr eigen nannten: Sie waren noch im Amt und tauschten den Rücktritt gegen das Fallenlassen der Anklage; so Nixon nach Watergate; ein Realpolitiker eben, andere sagen Teppichhändler dazu.

Zurück zu den Grünen, deren Infantilität in besagtem Artikel mit treffenden, wenn auch nicht unbedingt taufrischen Beispielen erläutert wird: Himmel-Und-Hölle-Hüpfen von Frau Baerbock im Bunker, Indianerspielen von Herrn Habeck im Urwald. Die Inszenierung ihrer Sexualität in der Öffentlichkeit durch Frau Lang hätte auch noch gepasst. Leider wird auf tieferes Fragen nach dem Warum verzichtet? Warum sind die Grünen so infantil? Inwiefern sind es ihre Wähler? Da hätte einiges an den Tag gefördert werden können, was diese Partei zu einer besonderen, will heißen besonders typischen macht: Hang zum Konsum, Hang zum Event, Hang zur öffentlichen Zurschaustellung der eigenen Befindlichkeiten und Perversionen, Hang zur Auslöschung aller Vergangenheit, Hang zur Dummheit. All das zeichnet zwar auch Kleinkinder in einem bestimmten Alter aus, von denen gesagt werden kann: Maximale Neugier bei minimalem Verstand. Doch warum die Grünen und warum in dieser Zeit?

Statt Analyse kommt eine intellektuelle Blase, die zu den Grünen besser passt, als dem Journalisten lieb sein dürfte. So die Rede vom »Ende einer traditionsreichen Politikerkunst: der unfreiwilligen Komik.« Unfreiwillige Komik kann niemals Kunst sein, weil Kunst eben doch auch von Können kommt und von Absicht, also von Wollen. Unfreiwillig ist da gar nichts oder zumindest nur in den Augen des unbedarften Zuschauers, der glaubt, Kunst würde spielend geschaffen. Was sicherlich die meisten Grünen glauben werden. Nein, unfreiwillige Komik ist keine Kunst und schon gar keine Politikerkunst; sie geschieht unabsichtlich und ist die einzige Form des Witzes, die Dumme beherrschen. Womit wir wieder bei den Grünen sind und ihrer Art, sich einigermaßen erfolgreich medial zu bewegen.

Sie, die Grünen sind es, die häufiger als die anderen die unfreiwillig Witzigen sind. Wenn Baerbock im Bunker rumhüpft; wenn Habeck sich wie auf einem Kindergeburtstag anmalen läßt und dazu grinst, daß sogar Frau Giffey das Grinsen vergehen dürfte; wenn Lang sich in einem Tigerkleid zwischen zwei Männern ablichten läßt, als wolle sie nach dem Tiger auch noch die Beiden verputzen – dann ist das von bestechender unfreiwilliger Komik mit ernsten politischen Folgen. Bei den einen, den 14 Prozent, erwecken sie Mitleid und sie werden gewählt; die anderen prosten sich zu und hören mit dem Schenkelklopfen gar nicht mehr auf.

Medial bleiben sie so oder so für alle präsent. Und an der Macht. Durch ihre ihrer Dummheit geschuldeten unfreiwilligen Komik. So gesehen stehen Baerbock, Habeck und Lang in einer langen Tradition deutscher Politiker, die immer wieder durch Peinlichkeit glänzten. Mit in der Reihe stehen der letzte Deutsche Kaiser, wenigstens ein Bundespräsident und natürlich auch Edmund Stoiber, der ehemalige Ministerpräsident aus Bayern. Wenigstens an dem Punkt liegt die Tageszeitung richtig. Und auch daran, daß das deutsche Publikum sie braucht, die unfreiwillige Komik der Herrscher, verleiht sie ihnen doch das Gefühl, an der Macht beteilt, den Mächtigen überlegen zu sein.

Donnerstag, 30.März 2023

Hässlich, dämlich, betrunken – Das Wort Haß kommt von Feindseligkeit, leidenschaftlicher Ablehnung, Verfolgung und neigt sich dann dem Häßlichen zu. Das scharfe »ß« des wird hier hörbar durch »ss« ersetzt, wenn es schließlich in »hezlichkeit« übergeht; aber das war im 14. Jahrhundert, also vor einem halben Jahrtausend.

Heute ist es zum Schlagwort der Medienblasen verkommen, Wort, mit dem mediale Vertreter und Politiker, die ihr Dasein ganz den Medien verdanken, auf ihre politischen Gegner eindreschen. Haßrede aus dem Mund von – kaum einer, der sich erinnert – Heiko Maaß, dem banalen Antisemiten, der wieder in den Katakomben des Willy Brandt Haus verschwunden ist.

Haß warf Frau Chebli, SPD, dem Autor der Rede »dämliches Stück Hirn-Vakuum in der Politik« vor. Auch sie, Chebli, ist mittlerweile in den Katakomben der Sozialdemokraten verschwunden. Wurde sie von dem Autor gehetzt? Gar nach dorthin gejagt? – Wohl kaum. Nur interessiert sich keiner mehr für die Araberin mit deutschem Paß, die das Kopftuch für eine religiöse Pflicht hält und mal hielt, während sie sich in der Öffentlichkeit vor bald jeder Kamera zeigte.

Eine Richterin am Landgericht von Heilbronn hat »dämliches Stück Hirn-Vakuum in der Politik« die Freiheit gegeben. Man muß nicht einmal beweisen, daß es wirklich ein Vakuum ist, das den Kopf unter dem Kopftuch von Frau Chebli füllt. Es läuft im Gehege der Meinungsfreien herum und wer zu nah an den Zaun tritt, um es zu streicheln oder zu füttern, den darf es beißen, das Wort. Was an die Frage erinnert, Was ein Vakuum ist und die Antwort: »Ich weiß es, ich weiß es, ich kann es nur nicht beschreiben, aber ich habs im Kopf.«

Ist die Bezeichnung »dämlich« hetzend oder gar häßlich? Schließlich verfolgt niemand die Dummen, um sie zu fangen und wegzusperren. Allerdings heißt es auch »dämlich« und nicht »dumm« und »dämlich« kommt auch von »betrunken« und da werden die meisten doch häßlich vor allem am nächsten Morgen und in der Erinnerung, sobald sie wach ist und klar sieht, was von der Unklarheit der fehlenden Erinnerung verwaschen wurde.

Uwe Johnson wählt »taubes Hirn« und in meinem Kopf gehe ich dem Vergessen, daß wir vergessen, hinterher. Wir haben das Vergessen vergessen, wissen nicht mehr, was es heißt, etwas im Kopf zu bewahren oder im Körper der Erinnerungen, damit es nicht plötzlich abreißt und weg ist wie der Knopf einer Hose. »Dämlich« wie »betrunken« und nicht ganz wie »dumm«.

Mittwoch, 29.März 2023

Vergleichende Doppelmoral – Es ist immer beruhigend und verleiht den Triumph des Recht-Habens, wenn Doppelmoral aufgedeckt wird und der wahre Charakter erscheint. Wie bei Amnesty International.

Die haben gestern dem Westen Doppelmoral vorgeworfen hinsichtlich Russlands und Israels, das im Westjordanland und in Gaza das gleiche machen würde wie Russland in der Ukraine und mit den Ukrainern.

Nur: Die Eroberungen Israels sind das Ergebnis von vier Kriegen, die die Araber gegen die Juden angezettelt haben. Israel schlug zurück und verjagte den Angreifer über den Jordan. – Die Araber wurden nicht von der Westbank vertrieben. – Den arabischen Staaten wurde nicht mit Auslöschung gedroht. – Den Arabern wurden keine Kinder geraubt. – Israel flog keine Luftangriffe gegen zivile Ziele in arabischen Staaten. – Israel ist eingekreist von feindlichen Staaten. – Und Russland ist große, hat eine strategische Tiefe, in die es sich zurückziehen kann. – Und wie Moskau auf den Raketenbeschuss aus Gaza oder aus dem Südlibanon reagieren würde, kann sich jeder denken, Stichwort Grozny.

Der Vergleich von Amnesty ist also völlig daneben und zeigt einmal mehr die Doppelmoral von Amnesty International: Israel wird kritisiert für etwas, das für Russland und China selbstverständlich ist und es wird nicht genannt, sondern erst, wenn alles vorbei ist und auch dann nicht mehr lange. Die Zerstörung Groznys steht schon lange nicht auf der Agenda. Aber über und aus Gaza wird ständig berichtet und auch das erst lange nachdem mit dem Geld aus Europa bezahlte Raketen in Israel einschlugen und ohne Bezug zum Beschuss.

Dienstag, 28.März 2023

Hoffnungsschimmer – Ja, es gibt sie, die Freiheit zur Dummheit. Lehrer haben sie, Politiker, Richter haben sie ebenfalls und ganz zuerst in Berlin. Im dortigen Verwaltungsgericht, von den dortigen Politikern, und von vielen der dortigen Lehrer, würde der Satz: »From the Kantian point of view, the smoker is between his or her ›rational self‹ that knows he or she should quit smoking and his or her ›irrational self‹ that is unable to do what its rational counterpart knows he or she ought to do«, ohne den Anflug eines Gefühls für seine Schamlosigkeit so an die Tafel geschrieben und statt dessen auf den moralischen und akademischen Rang des Schreibers verwiesen – Kei Hiruta, ein fideler Japaner, der in Dänemark auf einen Ruf an eine namhafte Hochschule wartet und sich schon einmal im devoten, gendergerechten Schreiben probiert.

Und das haben berliner Richter, kaum weniger devot, entschieden: Das Gendern durch berliner Schulen verstößt nicht gegen elterliche Erziehungsrechte. Ein Vater hatte geklagt. Und nun ergeht es ihm, wie allen, die vor Gericht gegangen sind und verloren: Sie verlieren gleich zweimal: Vor Gericht und in der politischen Öffentlichkeit. Was, mit ein wenig mehr Gelassenheit, hätte vermieden werden können.

Denn soviel ist sicher: Solche marxistischen Bewußtseinsmanipulation via Sprache haben alle Despoten versucht und sie sind überall und immer gescheitert. Nicht nur an den Alten; aber vor allem an den Jungen. Deshalb hat das alles schon in der DDR nicht funktioniert mit ihren »Jahresendflüglern«, die Engel ersetzen und manchmal als ulkige linguistische Zombies zwischen den Zeilen verstaubter Folianten erscheinen oder gemeinsame Erinnerungen auf Klassentreffen der Jahrgänge des »Antifaschistischen Schutzwalls« beleben, der weder »antifaschistisch« war noch ein Wall.

Schüler machen sich über die gendergerechten Verrenkungen ihres Lehrpersonals längst lustig; ganz zuerst die in den hinteren Reihen. Sie tuscheln, wenn ihr woker Pauker viermal in einem Satz »he or she« in der gleichen traditionellen Reihenfolge, die damit zur Rangfolge wird, auf die Digitaltafel kratzt, weil er oder sie unfähig ist, die Kopierfunktion zu bedienen. Und sein oder ihr hochmoralisches Gendergerechtigkeitsgetue gibt dem ganzen pädagogischen Unterfangen den Rest.

Unsereiner kann darin einen Hoffnungsschimmer erkennen: Die schlechte Sprache der Lehrer könnte die Schüler zurück zu einer besseren bringen. Lernen am negativen Vorbild ist, so weit ich weiß, der fachspezifische Ausdruck.

Montag, 27.März 2023

Was heißt wählen? – Gestern wuselten die Kämpfer der Klima-Schutz-Staffel für den Berliner Klima-Volksentscheid durch die Stadt und hießen uns Wählen zu gehen; zwingen können sie uns ja noch nicht. Was, angelehnt an Heideggers »Was heißt Denken?«, zu einer zentralen Frage des politischen Lebens führt: Was heißt wählen? Denn der freiburger Freund des Lagerfeuers deutet das »heißt« ausdrücklich als: »Was heißt uns Denken?« Also als eine Art Zwang. Zwang zum Denken. Zwang zum Entscheiden. Zwang zum Wählen.

Also noch einmal und etwas genauer: Was heißt uns Wählen? – Jedenfalls nicht die Sorge vor einem erfolgreichen Klima-Volksentscheid, von dem wir glaubten, Nicht-Wählen und ein feuriges »Bleib weg mit Deinem Klima-Volksentscheid, ich gehe arbeiten und zahle Steuern« Richtung Klima-Schutz-Staffel, genügten; was es ja schließlich auch tat. Denn der Entscheid des Volkes über weitere »ehrgeizige Ziele«, wie es heute morgen selbst in der bürgerlichen Boulevard-Presse hieß, – als wäre doch etwas Gutes dran am selbstgestellten ideologischen Auftrag »Klimarettung« –, ist krachend gescheitert. Nicht an mangelnden »Ja«-Stimmen – davon gab es ganz knapp genug; was zugegeben in Berlin nicht viel heißt oder, um bei Heideggers Deutung zu bleiben, uns sehr viel heißt. Aber viele Berliner haben es so gemacht, wie wohl die meisten am Sonntag und wir: Sie blieben sitzen, schnabulierten ihren Käsekuchen und verfolgten das Spiel der von Sonnenstrahlen durchwirkten Regenwolken. Als würde das reichen.

Was heißt uns Wählen? – Uns von der Nicht-Wähler-Fraktion, die seit langem bei vielen Wahlen die Mehrheit bildet. Und falls, wie bei einer kommenden Bundestagswahl durchaus denkbar, die Regierung 45 Prozent der Stimmen erreicht, die Anderen aber nur 38 Prozent, weil das Wahlrecht 17 Prozent einfach ausschließt, dann sind wir bei einer Beteiligung von 70 Prozent mit etwa 40 Prozent der Wähler im Ganzen betrachtet deutlich die stärkste Fraktion.

Was für ein feiner politischer Umstand, daß die Wahlbeteiligung gestern den Ausschlag geben konnte und der nächste »ehrgeizige« Schritt blockiert worden ist. Manchmal reicht Nichts-Tun eben doch und ist lauter als die Stimme, die uns heißt, wählen zu gehen. Manchmal.

Sonntag, 26.März 2023

Offenbarung für Frühaufsteher – Uwe Johnson, 26. März, 1968. »Schläft gut. Ist im Aufwachen unverzüglich anwesend, ohne Sehnsucht nach den schützenden Meilen des Traumes.« Die, in denen der Unruhige das Erwachen am Horizont seines Traumes aufscheinen sieht und noch jeder Alb weniger drückt als die drohende Wirklichkeit.

Moskau will in Weißrussland Atomwaffen stationieren – fraglos eine Drohung gegen Warschau, das sich dem Eroberungswillen Putins besonders offen widersetzt, wenn man von der Ukraine absieht. Damit wird Putin deutlich der erste Politiker, der Atomwaffen für Eroberungen einsetzt; eine völlig neue Kategorie des politischen Handelns, die einmal mehr zeigt, daß der Machthaber im Kreml weder Stalin noch Hitler, sondern eine neue Art des verbrecherischen Politikers ist. Denn wahrscheinlich handelt es sich um eine Maßnahme als Vorbereitung für einen russischen konventionellen Angriff aus Weißrussland in Richtung Süden in den Westen der Ukraine, um den Nachschub der Truppen Kiews aus Polen und der Slowakei zu unterbinden. Ein eigentlich naheliegender Schlag, den Moskau bisher nicht durchgeführt hat, weil der Gegenschlag aus Polen in die Flanke der Angriffskeile tödlich wäre.

Johnson am Abend des 26. März: »Verwendet seine eigenen Zweifel nicht, sich aufzuklären, sondern zum unterhaltsamen Einschlafen. Schläft gut. Kann warten.«

Ob Putin ruhig schläft? Träumt er sich in den Schutz seiner atomaren Bewaffnung? Wie müssen wir uns sein Aufwachen denken?

Samstag, 25.März 2023

Verkehrskindergarten – Ja, es scheint, die gehobene Berliner Politik will Berlin in Bullerbü umwandeln. Das Wort macht seit langem die Runde, seit Frau Jarasch, die viele immer wieder mit Doppel-r schreiben, es in den Wahlkampf einer Wahl warf, die im Februar wiederholt werden mußte, weil Berlin längst wirklich Bullerbü ist und der Einkauf von »drei Pfund Würste, nur die besten« sich zum Fiasko auswuchs, an das sich die Leser der »Kinder von Bullerbü« sicher erinnern.

Gestern nun erlebte ich ein Lastenfahrrad, als es sich auf der Spur für Linksabbieger einreihte. »Wie ein Auto«, dachte ich, »die Fahrerin will fahren wie ein Auto.« Und sofort erinnerte ich mich an das Glücksgefühl im Verkehrskindergarten, als wir bevorzugt mit Kettcars auf vermeintlich richtigen Straßen versuchten, uns wie richtige Autos zu aufzuführen. Wir waren das Auto, nicht etwa die Fahrer eines Wagens oder gar eines Kettcars. Ein Gefühl von mehr als Erwachsensein machte sich breit und die Fahrt auf dem kleinen Parcours zum Erlebnis, das noch nach vielen Jahrzehnten aus den Schächten der Erinnerung aufsteigen kann.

Infantilisierung bedeutet nicht einfach, die Welt soll sein wie für Kinder gemacht. Infantilisierung bedeutet, die Welt soll ernst sein wie im Erwachsenendasein und wir bewegen uns als Kinder in den Objekten hindurch. Robert Habeck spielt an Windmühlen rum, streckt seine Arme fuchtelnd aus und wird selber Mühle im norddeutschen Wind; Annalena Baerbock spielt im frontnahen Matsch und läuft im Raubkatzenkostüm die Kampflinie rauf und runter; Ricarda Lang macht sich im Schlaraffenland breit und wird selber zum bekennenden binären Burger, aus dem es vorne und hinten und an den Seiten heraustropft. Sie alle – der Robert, die Annalena und die Ricarda –, sie leben ihren Traum von der wirklichen Welt, der sich schon in der Kindheit erfüllt.

Und der grüne Volksgenosse äfft seine Altvorderen nach wie er schon seinen Joschka nachgemacht hat und wächst mit seinem Lastenfahrrad zusammen. Was er transportiert, seine Nahrung, seine Brut, ist Teil seiner Selbst. Wie im Verkehrskindergarten.

Freitag, 24.März 2023

Laufgitter - Betrügen die Grünen bewußt? Wissend? – Denken sie nach, derweil sie ihre kleinbürgerlichen Eskapaden zwischen notgeiler Bisexualität und karnevalesker Transsexualität zum Wesen der Geschlechtlichkeit und zum Auftrag einer staatlichen Pädagogik erklären? Schwer vorstellbar, daß Lang und Habeck und Baerbock nachdenken sollten, was ihre politischen Sprüche und Handlungen in den Realitäten bewirken. Dabei wollen sie doch nur, daß das Klima in Deutschlands Wohnstuben nicht noch weiter erwärmt wird mithin so wärmlich bleibt, wie es immer schon war. Da sind sie ganz traditionell.

In den Nachkriegsjahren wurde der Rahmen gebaut, in dem die Grünen wie in einem Laufgitter herumkrabbeln konnten mit Übungen an den Stangen, die Adorno und Marcuse und – für die noch weniger begabten – Habermas aufgestellt hatten. Ein Rahmen, wie ihn Pädagogen heutzutage gebrauchen, um ihre fachliche Inkompetenz zu übertönen und zu übertünchen. Nein, die Grünen denken nicht nach. Sie sind und bleiben ganz die Nachgeburt des deutschen Kleinbürgers aus den muffigen Wirtschaftswunderhaushalten, die sich nach Eroberungen und Flucht ein schlechtes Gewissen über ihren im Windschatten des Korea-Krieges gewonnenen Wohlstands – »unser Wohlstand«, diese alternative Floskel für Deutschland! – bewahrten.

Nachgedacht haben auch die deutschen Journalisten vom Deutschen Journalisten-Verband nicht, als sie jetzt öffentlich einen Inflationsausgleich zusätzlich zu ihren Gehältern einklagten und sich zur Finanzierung für höhere Zwangsabgaben aussprachen. Wissen die Herrschaften nicht, daß der Sinn von Inflation darin besteht, unnütze Arbeiten unwirtschaftlich zu machen? Ein staatlich initiierter Inflationsausgleich, der über Zwangseinnahmen unproduktive Zweige der Wirtschaft künstlich am Leben hält, ist falsch. Die Journalisten sollten also weniger schreiben oder einer einträglicheren Arbeit nachgehen.

Weniger schreiben? – Richtig, weniger schreiben, nicht mehr, um mehr zu verdienen. Denn die Verknappung des Angebots bringt die Preise nach oben und steigert, ganz nebenbei, die Qualität.

Donnerstag, 23.März 2023

Können, nicht Wollen - Der Krieg in der Ukraine macht die Zeit langsamer, wenn nichts geschieht; und es geschieht im Augenblick wenig. Aus Bachmut werden nur weitere Kämpfe gemeldet und daß sie die Innenstadt erreicht haben. Lediglich angekündigte Vorstöße und Eroberungen, die für die Zukunft geplant sind nach Mariupol am Asowschen Meer mit drei Dutzend Panzern westlicher Bauart. Sind wir schon so weit überlegen? – Man kann sich auch an Kriege am Rande Europas gewöhnen. So wie wir uns bald an den nächsten Krieg gewöhnen werden, den Rumänien in Moldawien führen wird, dessen Westen dort Bessarabien heißt und hieß. Der Krimkrieg hatte seine Ursachen dort. Alte Gespenster, die nicht aufhören wollen zu spuken.

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Gute Lehrer zeichnen sich dadurch aus, daß sie es können. Ein Kunstlehrer muss Zeichnen können vor den Schülern. Heute wird ein Lehrvideo gestartet von Lehrern. Wenn sie doch wenigstens die Technik beherrschten und die Grundlagen der Informatik unterrichten könnten; nicht einmal das können sie. Aber wer Vormalt und Vorrechnet und Vorschreibt – der braucht keine pädagogische Theorie. Überhaupt ist alle pädagogische Theorie Ablenkung von der eigenen Unfähigkeit. Das geht seit 100 Jahren so. Theorie, die zwischen Wirtschafts- und Sportteil der Zeitung passt. Nichts auszudenken, wie viel Geld gespart werden könnte, wenn Lehrer bloß noch fachliche Fähigkeiten nachweisen müssen und die Praxis auf sich zukommen lassen. Schließlich steckt in jedem ein Pädagoge so wie ja auch ein Elternteil in jedem steckt. Bringen wir nicht fast alle wenigstens einem Kind eine ganze Sprache bei, ohne jemals einen Abschluss beigebracht zu haben?
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Merkt Robert Habeck eigentlich nicht, wie lächerlich er sich mit seinem Gejammer macht, daß die Verhandlungen innerhalb der Regierung über ein neues Gesetz ausgestreut wurden? Noch immer hege ich die Hoffnung, daß die Politiker der Grünen zumindest bewußt betrügen und lügen. Aber es ist wohl eher aus Dummheit. Sie wissen es nicht besser. Und merken nicht, daß, wer Snowden bejubelt, nicht jammern sollte, wenn ein Snowden neben ihm sitzt.

Mittwoch, 22.März 2023

Seefahrernationen - USA, Japan, Großbritannien – Was für eine Wohltat, die Einigkeit der angelsächsischen Länder in Sachen Freiheit der Seefahrt zu sehen. In der Sphäre dieser Seemächte geht die Sonne nicht unter, während Putins Truppen sich durch Bachmut wühlen – Stalingrad im Rücken, Stalingrad vor Augen –, voller Angst, daß die Ukrainer an ihnen vorbei in ihren Rücken vorstoßen und der hintermongolische Machthaber auf Seiten Russlands eingreifen muss, derweil er die westlichen Märkte verliert. Wen interessiert da das wirtschaftlich von den Grünen morgenthaurisierte Deutschland. Mitteleuropa gibt den Ton an; das zu sehen reicht der Blick vom Ostufer der Weichsel auf das erhöhte Warschau.

Drei Weltkriege haben Mitteleuropa grundlegend verändert und Nietzsches Wort vom »Russland, dem Gegensatz-Begriff zu der erbärmlichen europäischen Kleinstaaterei und Nervosität« bestätigt und widerlegt. Erinnerung an 40 Jahre Diktatur Moskaus und die russischen Minderheiten im Land halten Balten und Rumänen wach. Arabische Mehrheiten wecken dagegen nur den deutschen und französischen Antisemitismus wieder auf.

Überhaupt Nietzsche: »Man lebt für heute, man lebt sehr geschwind – man lebt sehr unverantwortlich: dies gerade nennt man ›Freiheit‹. Was aus Institutionen Institutionen macht, wird verachtet, gehasst, abgelehnt: man glaubt sich in der Gefahr einer neuen Sklaverei, wo das Wort ›Autorität‹ auch nur laut wird.«

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Ja, die Grünen wollen die Demokratie abschaffen, aber nur, um im demokratischen Gewand weiter zu regieren. Autorität hassen sie, weil sie keine haben und weshalb sie autoritär werden müssen. Denn der Gedanke, daß Demokratie sich einmal überleben könnte und zum historischen Jahresring wird, wurde sich selber von jedem verboten. »Demokratismus war jeder Zeit die Niedergangs-Form der organisierenden Kraft«. Die Grünen wollen und können nicht organisieren. Aber sie repräsentieren den Zeitgeist; den Geist, der im Supermarkt spukt und an der Kasse nach Schokoriegeln schreit und alles bunt anmalt und sich über die Vielfalt des Angebots freut.

Die Wahlrechtsreform beweist: Sie schafft eine Win-Win-Situation für die politischen Gegner der Grünen. Entweder verliert die Regierung schon vor dem Verfassungsgericht und die Reform wird kassiert – oder die Christsozialen breiten sich in den Bund aus, die deutsche Rechte hat endlich eine deutschlandweite Partei und weckt die rechten Nichtwähler auf. Denn die Christsozialen waren schon Teil Deutschlands, als die Urgroßeltern der Grünen noch ihren Staub von den Wehrmachtsuniformen abklopften. Sie sind eine Institution. »So weit geht die décadence im Werth-Instinkts unserer Politiker, unserer politischen Parteien: sie ziehn instinktiv vor, was sie auflöst, was das Ende beschleunigt . . . Zeugnis der modernen Ehe.«

Dienstag, 21.März 2023

Neureiche und Altreiche - Das Foto mit dem Neureichen chinesischen Ministerpräsident Xi und dem Altreichen russischen Präsidenten Putin zeigt alles über die beiden Länder.

Xi kann den hingeschobenen weißen Stuhl kaum ausfüllen und scheint bei einem Wettbewerb für in die Jahre gekommene Kulturrevolutionäre eine Fahrt nach Moskau gewonnen zu haben. Unbeholfen, tolpatschig, ein bißchen krampfhaft lächeln, genau das intellektuell aufgeblasene Gesindel, das mit einer Mao-Bibel unter dem Arm tibetanische Klöster pulverisierte, weil sie eine Welt vor ihrer repräsentierten; Andeutungen zum Wokeismus und Vorstufen feministischer Außenpolitik und Zeichen der innigen Verbindung von jugendlichen Aufrührern der Rechten und der Linken, denn genau das trieb auch das Jungvolk um, wenn es von seinem Führer ausgeschickt wurde. Maos Abglanz der Hölle hat Xi gegen den touristischen Glanz chinesischer Reisegruppen eingetauscht, die als Neureiche nerven und ausgelacht werden, nachdem man sie ausgenommen hat wie die sprichwörtliche Ente aus Peking. Das Lächeln der beiden Mordsgenossen ist allerdings gleich.

Bei Putin dominiert mal wieder der schlecht sitzende Anzug, der aber womöglich vom linkischen Blick ablenken soll, den der russische Lügner wohl braucht, um sich überlegen zu fühlen, und immer dann aufsetzt, wenn er sein Gegenüber über den Tisch zu ziehen gedenkt. Auch sein Stuhl ist eine Nummer zu groß oder er eine zu klein, darin dem Russischen Reich ähnlich, von dem Putin träumt und das auch ein paar Nummern zu groß für ihn ist. China, zumindest wirtschaftlich eine erste Adresse der Welt, aber Moskau? Diese Stadt am unbedeutenden, losen östlichen Ende Mitteleuropas.

Welche Groteskerie, daß ausgerechnet diese beiden Länder in die Welt der großen Reiche zurückführen wollen. China hat sogar seine Staatsreligion in Europa kopiert. Russland muß schon mit Atomwaffen drohen, um überhaupt Gehör im Weltohr zu finden und jeder weiß, daß die Zerstörung Samaras oder Wladiwostoks keinen sonderlichen kulturellen Verlust für die Menschheit bedeutet, ein im Atomschlag vernichtetes Amerika oder Europa aber schon.

Welch ein Trauerspiel, weil die Welt eine Rückkehr dringendst bräuchte und zumindest Deutschland auch nichts weiter als großmannsüchtige, schreckliche Kinder anbieten kann, die schon in der Kita ein Doppelkinn haben.

Montag, 20.März 2023

Minderheitenregierung - Muss man die Grünen nicht eigentlich bewundern? Ein korrupter Verein von halbgebildeten Akademikerkindern schafft es mit selten mehr als 15 Prozent Stimmanteilen eine ganze Republik umzukrempeln. Das gelang bisher nur den Nationalsozialisten, die jedoch immerhin 43 Prozent Stimmenanteile erreichten und den Einheitssozialisten aus der ehemaligen DDR, die, wenn man sich an den Wahlen im März 1990 orientiert, ähnlich viele Stimmen wie die Grünen erreichten, nämlich 16 Prozent.

Das ist das Kreuz mit den bürgerlichen Demokraten in Deutschland. Sie schielen nach den Extremisten. Als die Christdemokraten noch standhaft waren, was zugegeben sehr lange her ist, lag das womöglich nur daran, daß sie noch genug Extremisten in den eigenen Reihen zählte.

Daher können die Grünen eine Wahlrechtsreform fordern, die 16-Jährigen ein Stimmrecht geben wird, weil die Grünen sich darüber mehr Stimmen versprechen. Das Manöver ist so durchsichtig, daß man sich mehr darüber wundern sollte, daß die Grünen damit ungeschoren durch die Medien kommen, so als ginge es ihnen ernsthaft um die 16-Jährigen. Die Deutschen pflegen eben ihre totalitären Instinkte, wie die Corona-Krise ja deutlich gezeigt hat. Ein Minister Lauterbach ist weiter im Amt, als wäre nichts geschehen. Daher sehen die letzten Maskenträger aus wie Altnazis auf dem Weg durch die Trümmerwüste zur Arbeit: Etwas geduckt, immer einen verstohlenen Blick parat und allzeit bereit, die Hacken zusammenzuschlagen und für einen kurzen Moment zufrieden zu lächeln, wenn nach nach einer Maske verlangt wird. Endlich wieder gehorchen! Vielleicht sind die Krankenstände momentan ja deshalb so hoch. In den Praxen gilt weiter die Pflicht, eine Maske zu tragen.

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Warum steht das Leben im Augenblick eigentlich in so gutem Ruf? Das Jetzt entspricht dem Sichtbaren und repräsentiert den reinsten Positivismus im Gehege der Bewußtseinsphilosophie. Erst das Denken in Gestern und Morgen setzt mehr voraus als den Blick der Augen und betritt bereits den Bereich jenseits der Physik. Die Betonung der Bedeutung des Moments ist also ein Aspekt der Moderne, während die Alten immer in die Ewigkeit oder die Unsterblichkeit dachten.

Sonntag, 19.März 2023

Freiheit als staatliche Floskel – In einem bemerkenswerten Beitrag resümiert Harald Martenstein: »Nein, ich glaube nicht, dass Freiheit und Demokratie nach dem Ende der Corona-Maßnahmen wieder sicher sind.« Nur erkennt Martenstein in seiner geschliffenen Sprache nicht die Fehlkonstruktion, die dazu geführt, daß aus der alten Bundesrepublik mit ihrer Kultur der freien Meinung ein autoritärer Staat geworden ist, in dem ein links-grüner Mainstream seine Agenda rigoros durchsetzt, egal ob es um Corona geht oder um Transgenderunfug oder um Klimaschutz. Jede andere Meinung wird als rechts abgestempelt und ist damit potentiell »Nazi«. Schon ist es mit der Freiheit der Meinung vorbei.

Der Fehler ist die Vorstellung von einem Staat, der die Rechte der Bürger schützt. Denn kein Staat wird das jemals tun. Der Staat setzt immer die Unfreiheit durch und es sind die Bürger, die um ihre Freiheit fortwährend kämpfen müssen. Und der mediale Sektor ist auch nur eingeschränkt besser, da dort meist die Unterstützer der staatlichen Vorhaben sitzen. Siehe Corona. Siehe Transgender. Sie Klimaschutzstaffeln. Sie interagieren mit einem Staat, der so autoritär auftritt wie seit 80 Jahren nicht mehr.

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Sexkultur - Zum Glück sucht jede Sexkultur ihren Ausdruck im Wort und verplappert sich dabei; auch ein Buch namens »Sexkultur«, das davon berichtet, von der Sexkultur. Kapitel »Erinnerungsgewalt«, erster Satz und Wunschvorstellung: »Es wäre schön, wenn unsere sich entwickelnden Geschlechtsorgane einfach ein neues Spielzeug wären, das man uns schenkt.« Eine treffende Beschreibung der augenblicklichen Unkultur, die Geschlechtlichkeit als Konsumgut betrachtet, als Spielzeug, das man uns schenkt. Daß ausgerechnet eine Philosophin – Bettina Stangneth – sich auf diesem Denkweg verläuft, lässt nichts Gutes erwarten, denn noch immer hege ich den Glauben, Denker wäre zumindest vor einigen Irrtümer sicher. Falsch gedacht, Bürschchen.

Die Technifizierung der Lust wirft fortwährend das Echo des Propellers zurück, von dem Karl Kraus sagt, es ginge mit der Menschheit zurück, seitdem sie ihn vorgebunden hat. Und so schallt es auch aus dem Text »Sexkultur« zurück mit technischen Geräuschen eines leiblichen Allerlei. »Für einen großen Teil der Menschheit braucht es schon einigen Aufwand, um überhaupt den Schalter zu finden«, so die Philosophin über die sich »verändernde Funktionalität unseres Körpers.« Über dem Genderstern formt sie einen passenden mechanischen Rahmen.

Erste Erkenntnis: »Ein Körper, der Erregung durch eine Penis-Erektion zeigt, ist in seiner Reizbarkeit nicht zu übersehen und nur schwer zu ignorieren.« – Wenn die wüßte! Hat ihr niemand erklärt, daß ihr Blickwinkel zuerst einmal ihr Blickwinkel ist? – Als Philosophin sollte sie wissen, daß sie selber es ist, die nicht übersieht, was heranwachsenden Männern zu nah ist. Und daß sie nicht sieht, was nur die Jungs an ihr sehen können. Und so schwatzt sie über den Mann so viel leeres Zeugs, wie Männer über Frauen seit Jahrhunderten. Aber warum sollten Frauen klüger sein als Männer. – Also Verziehen!

Über das Weib heißt es bei besagtem und bereits zitieren Karl Kraus: »Die Lust des Weibes verhält sich zur Lust des Mannes wie ein Epos zu einem Epigramm.« Die Autorin der Sexkultur weiß es besser und glaubt an die Leichtigkeit des Mannes, die Frauen ebenfalls erlangen könnten, »wenn unsere Körperkompetenz zu diesem Zeitpunkt nicht durch das bekannte Schicklichkeitstraining vor allem in Körperunterdrückung bestünde« – Und ja, die Frau schreibt wirklich Körperkompetenz, wie in einem Lehrplan für die Oberschule, möchte man vermuten, wenn die ständige Rede von der »Körperunterdrückung« nicht klarmachen würde, daß die Philosophin einfach keine Ahnung vom aktuellen Lehrbetrieb hat, in dem Aufklärung einen prominenten Platz eingenommen hat, weit vor Mathematik und romantischen Gesichten.

»Die weibliche Anatomie ist anders, die Erektion nicht so präsent, die schlichte Mechanik kompliziert.« – Neben solchen Sätzen, die ein tiefes Unverständnis für die Verstrickungen des Körperlichen verraten, wirken Objektbezeichner wie Nicht-Frauen in ihrer schlichten binären Logik geradezu durchdacht. Als würde Lust sich am Sichtbaren zeigen und als wäre nicht das Gegenteil richtig und Grund für die seit den Alten berichtete abgrundtiefe Lust eben der Frauen, die nur Frauen, die Nicht-Frau sein wollen, nicht erfahren.

Hat die promovierte Philosophin denn so gar keine Ahnung? – Hat sie nicht! Andernfalls hätte sie sich den Witz mit den Jungs und ihrem Teelöffel Ejakulat erspart, denn lachen werden die Jungs auf ihre, auf Bettina Stangneths, Kosten. Aber wahrscheinlich hört sie es nicht, während sie sich den Teelöffel vom Rockzipfel schrubbt.

»Sexkultur« ist ein Zeichen der Zeit. In seiner kurzweiligen Sprache perfekt fürs Überfliegen von Texten im Handy; in seiner These von der »europäischen Sexkultur« als einer oberflächlichen selber oberflächlich, in seinem Gerede vom »dualistischen Mann-Frau-Schema«, wie es sich heute für jeden Regierungsbeamten aus Brüssel gehört, staatshörig – aber vielleicht sieht sich die Autorin ja schon als anerkannte Staatsphilosophin der Lust, als Botschafterin der Sexkultur im Dienst der EU. Die Fotos von Sex-Nippes-Ware aus Fernost – als läge dort, irgendwo zwischen den Küsten der Inlandsee, Thailand und den Philippinen das Gelobte Land der ewigen Lüste – zeigen jedenfalls eine plane Offenheit für Sexkulturen am anderen Ende der Welt. Wer würde das nicht an eine feministische Außenpolitik erinnern wollen.

Samstag, 18.März 2023

Trunkierung - Der Bundestag hat sich für eine Diktatur mittels »truncation« entschieden; so nennen angelsächsische Mathematiker das Abschneiden von Nachkommastellen. Abbruch, Abschneiden, Kürzung nennen germanische Mathematiker diese Operation, die das Krumme glatt macht indem es mal einen Punkt macht und Teile wegbricht, die Berechnungen stören. Selten, sehr selten sprechen sie von trunkieren.

Abgebrochen werden die zu kleinen Parteien. Sie fliegen raus. Das war auch bisher schon so, nur wurde der Kreis jener, die rausgebrochen werden, gestern erheblich erweitert in der Hoffnung, den politischen Gegner per Arithmetik zu eliminieren, weil man ihn anders nicht los wird.

Darauf zielt ja die ganze Aktion: Die Christsozialen soll verschwinden und eine Rot-Grüne-Dauermachtstellung gesichert werden für Hupfdohlen und Jungsozialisten. Die CSU liegt bundesweit bekanntlich bei 5,2 Prozent und könnte unter die 5 Prozent rutschen. In Berlin wurden auf diese Weise bei der Wahl im Februar 13,6 Prozent der Stimmen abgebrochen.

Schon bemerkenswert, daß ausgerechnet jene Parteien, die jeder Kleinstminderheit ein Recht auf ihre Zipperlein geben wollen, über das Wahlrecht die Kleineren eliminieren, sobald es um den eigenen Machterhalt geht. Dort wurde erkannt, daß es zu mehr als 15 bis 20 Prozent niemals reichen wird insbesondere für die Grünen, egal wie oft Wahlumfragen ihnen Werte von bis zu 30 Prozent melden und sie reden und regieren, als wären es 30 Prozent.

Entscheidend an der sogenannten Reform ist daher nur die Grundmandatsklausel, alles andere ist Blendwerk, weil es an den Machtverhältnissen im Bundestag ja nichts ändert. Und wenn sich die Verhältnisse nicht ändern, muß man die Nachkommastellen eliminieren, muß sie trunkieren. Die letzte Bastion der alten westdeutschen Demokratie wird trunkiert.

Freitag, 17.März 2023

Neue Deutschlandgeschwindigkeit - »Alle Staaten sind schlecht eingerichtet, bei denen noch andere als die Staatsmänner sich um Politik bekümmern müssen«, lese ich noch gestern zu meinem stillen Vergnügen, »und sie verdienen es, an diesen vielen Politikern zugrunde zu gehen.« Sagt Nietzsche. Der vorhergehende Satz des Naumburgers ist weniger witzig: »Der, welcher den furor philosophicus im Leibe hat, wird schon gar keine Zeit mehr für den furor politicus haben und sich weislich hüten, jeden Tag Zeitungen zu lesen oder gar einer Partei zu dienen«. Auch wenn es noch einen Satz zuvor heißt: »Wahrscheinlich wird es von jetzt ab immer mehr das Zeichen geistiger Überlegenheit sein, wenn jemand den Staat und seine Pflichten einfach zu nehmen versteht«. – Ein weiser Hinweis auf eine wohlverdiente Überheblichkeit als Nur-Denker.

Denn Nachdenken und Politik vertragen sich nun wirklich nicht, wie sich gestern wieder einmal feststellen ließ:

Scholz will eine neue Deutschland-Geschwindigkeit entdeckt haben. Wie immer, wenn Sozialdemokraten sich national geben, sprechen sie, als versuchten sie, eine Kröte zu verschlucken. Deutschland-Geschwindigkeit. Klingt wie Deutschland-Damen-Binden für das Stück Stoff, mit dem Frau Faeser ihre Schweinekeulen in Kuweit eingeschlagen hatte. Als Beleg führt der Kanzler das Terminal für Flüssiggas an, das Deutschland auf Rudis Restrampe für Industrieschrott ergattern konnte. Mal sehen, wie schnell die Ampel-Koalition die Atomkraftwerke wieder ans Netz kriegt.

Wir leben vom Fachkräfteimport. Wie seit 200 Jahren: Polen, Ostjuden, Russen. Die Untersuchung, nach der 23 Prozent der Bevölkerung Migrationshintergrund haben, bringt nichts neues an den Tag. Denn der springende Punkt ist: Damals wurde Deutsch gelernt und integriert. Die Regierung hielt Maß. Heute regiert der Konsum in Form von Menscheneinfuhr getarnt als Migration unter dem Decknamen Mitmenschlichkeit; wo es doch eigentlich nur um lukrative Stellen in der Hilfsindustrie geht und eben um Fachkräfte, die Deutschland keine mehr hat, weil es sein Geld dafür nicht ausgeben wollte und will.

Nur das Lügen hält seine Geschwindigkeit. Nicht Deutschland, Polen hat die ersten Kampfflugzeuge an die Ukraine geliefert.

Russland stellt demnächst U-Boote mit Überschall-Raketen in Dienst. Das ist dann wohl die Russland-Geschwindigkeit. Frage an Radio Eriwan: Wenn solche U-Boote dann, wie etwa die "Kursk", nach einer Selbstversenkung durch die Nato sinken, gibt es dann einen Knall wie bei Flugzeugen, wenn sie die Schallmauer durchbrechen? - Antwort: Nur wenn auch das U-Boot schneller fährt als der Schall.

Donnerstag, 16.März 2023

Kopien - Über dem Schwarzen Meer sind eine US-Drohne und ein russisches Kampfflugzeug kollidiert; die Drohne stürzte ins Wasser und Moskau kreischt los wie eine beleidigte alte Jungfer. Anschließend die übliche Doppelmoral: Was die USA im Schwarzen Meer verloren hätten? – Sicher, eine Drohne. Aber hat noch niemand Russland darauf hingewiesen, daß zwei der vier Küsten des Schwarzen Meeres zum Nordatlantik gehören und Georgien lieber heute als heute Teil davon werden würde? – Nein? – Dann wird es Zeit.

Putin ist nicht wie Hitler und auch nicht wie Stalin oder Mao – er ist Putin. Und das macht ihn weitaus bedrohlicher. Nicht bedrohlicher als Hitler oder Stalin oder Mao. Aber bedrohlicher als einen kopierten Tyrannen. Denn das Original bedeutet Gefahren, die wir nicht kennen und schlecht einschätzen können. Der offene Hinweis auf einen möglichen Einsatz von Atomwaffen ist eine davon.

Hitler verfügte über Nervengas, über das die Alliierten nicht verfügten, nur wußte er davon nichts und unterließ den Einsatz auch in den letzten Tagen bis es zu spät für ihn war. Und als Torschlusspanik aufkam, waren die Tore bereits verschlossen. Das wissen wir. Damit rechnen wir. Putin ist unberechenbar. Schon einmal wähnten wir ihn in unserer Nachkriegszeit, während er in Vorkriegen dachte, auch wenn er sie Spezialoperation genannt hat, weil er etwas neues schaffen wollte. Die Spezialoperation ist der Vater aller Dinge. Auch Hitlers Mörder führten Sonderbehandlungen durch – und da ist er schon wieder, der Vergleich, um vorausberechnen zu können. Aber Putin ist nicht wie Hitler oder Stalin oder Mao – er ist wie Putin.

Mittwoch, 15.März 2023

»How to paint like Turner« - Deutschland sucht seinen Bildungspaß. Plötzlich rennen sie wie wild durcheinander mit immer neuen Vorschlägen, die immer von neuem an der Sache vorbeigehen. 50 Organisationen haben sich beklagt, daß die Pläne der Bundesregierung zu unambintioniert sind; ein Wort, das es nicht wirklich gibt, so wenig wie unbestrebt. Klar, die Syntax gibt es her: »ambitioniert«, »un« vorkleben, fertig. Aber es ruft nicht mit einer Bedeutung; es klingt vielmehr wie die Bildung, die fehlt. Daß die Herrschaften Organisatoren gendern, macht das Ganze rund.

Was sie nicht sehen wollen: Die Bildungskultur ist verschwunden. Schüler, die auf Rechten bestehen; Lehrer, die nicht wissen, was Sprache überhaupt ist und sie daher nicht lehren können, schon gar nicht Freude entstehen lassen; Ausbilder von Lehrern, die selber Ausbildung bräuchten. Sowas lässt sich nicht einfach neuerlich schaffen.

Website der Tate-Galerie über Turner. Ein Neger bringt seiner Tochter Malen bei. Etwas tiefer: »How to paint like Turner«. Ein Satz, der die Bildungsmisere benennt. Als hätte jemals ein Neger gemalt wie Turner. Nein, ich sage eigentlich nicht »Neger«; aber bei Freunden im Spaß und in Wut, wenn Hautfarbe für Werbezwecke zu Markte getragen wird. Dann sage ich »Neger«. Werbung mit Negern, die nervt. Und daher als Werbung doch ihren Zweck erfüllt: Mit der Hautfarbe mehr zu verkaufen. Was ja eine Art von kultiviertem, gebildeten Rassismus ist.

Als könne überhaupt jemand wie Turner malen.

Dienstag, 14.März 2023

Solaris, oder Lernen am Objekt - Wie sehr wir doch mit unserem Planeten verbunden sind und alles, was uns betrifft, diese Umgebung ist, die wir weitertragen und fortsetzen wollen. So bildet die Ebene des Äquators, wenn auch senkrecht aufgestellt, den neuen Boden im Weltraum, zusammen mit der Ekliptik und auf der nächsten Ebene die Scheibe der Galaxie; Suche nach dem ewigen Boden, ohne den wir unsere Schwerkraft nicht wiederfinden. Auch das lässt sich in Solaris lesen, von dem Stanislav Lem annimmt, er würde unser Unbewußtes lebendig machen. Und nur in diesem vertrauten Rahmen erreichen wir Hochform.

Das sollte Gesundheitsminister Karl Lauterbach wissen, wenn er nach einem neuen Boden unter seinen Füßen sucht, auf dem er sich darstellen kann. Er sollte vielleicht durch die Schulen tingeln und erzählen, wie er sich vor Jahren zu seiner Professur durchgelogen hat - da können die Schüler wirklich mal was von ihm lernen. Lernen am Objekt nennt man das, so weit ich weiß.

Ob Lauterbach zeigt, wie Zurücktreten geht? – Wohl kaum. Diese Regierung winkt alles durch, weil ihre Parteien gerade ins Schlingern geraten. Die Grünen rutschen in Umfragen – immer diese Umfragen, die wie Wahlergebnisse gehandelt werden –, die Grünen rutschen in den Umfragen jetzt zu den 15 Prozent, die sie bei den letzten Wahlen knapp verfehlten. Ob man glücklich sein sollte über die 16 Prozent der moskautreuen Alternative für Deutschland?

Montag, 13.März 2023

Architektur des Vergessens - Einst schafften Kulturen Architektur wider das Vergessen, jetzt wird vergessen, etwas zu schaffen, und es entstehen Räume, in denen Gebäude sich stapeln, an die sich niemand erinnert.

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Im Bildungssystem Deutschland herrscht die Stimmung vom Juni 1944: Jeder weiß, daß der Krieg verloren ist, aber alle tun so, als wäre noch alles zu retten. Es gibt keine Rettung und der Grund dafür ist ganz einfach und unabänderlich: Es mangelt an Ausbildern. Die Bildungsministerin glaubt, es mit Geld richten zu können. Kennt sie nicht die Bemerkung des Häuptlings, die mit der Prophezeiung endet, »dann werden sie merken, daß man Geld nicht essen kann«? – Offenbar nicht. Sie will Lehrern mehr bezahlen, um die Bildungsprobleme zu lösen – wo doch schlicht keine Lehrer da sind. Schlimmer: Es fehlt auch an Lehrern, die Lehrer ausbilden. Oder sollen Quereinsteiger demnächst auch in der Lehrerausbildung eingesetzt werden? – »Halt mich! Quereinsteiger schaffen Quereinsteiger!«

Also werden, wie 1944, die Reserven an die Front geworfen. Die Ausbilder mussten selber kämpfen, weil die Jungen zu schlecht waren. Und damit war das Ende eingeläutet. Die Deutschlehrer, die es bräuchte, um den zur Mehrheit greifenden Migranten erstmal die heimische Sprache beizubringen, gibt es nicht. Da sorgt die Politisierung der Schulen mit dem Genderunfug nur für eine Beschleunigung des ohnehin nicht mehr zu Verhindernden.

Und die Medien lamentieren noch, jetzt drohe das Bildungssystem zerstört zu werden. Es ist längst zerstört. So enden Kriege, die mit haltloser Großmäuligkeit – »Wir schaffen das!« – begonnen wurden. Und wer gönnt es ihnen nicht.

Sonntag, 12.März 2023

Arithmetik der Sklaverei - Die Deutschen wollen immer weniger arbeiten. Sie wollen sich statt dessen selber finden. Sie wollen sich verwirklichen. Dann Reproduktion in 32,5 Stunden pro Woche. Man sieht: Der in den 1960er Jahren verspritzte Samen von Herbert Marcuse und Genossen trägt großräumig Früchte: Arbeit ist nicht alles und schon gar nicht macht Arbeit frei; was früher jeder aufrechte Linke sofort unterschrieben hätte. Da müssen 32,5 Stunden die Woche reichen.

Allerdings ist da noch Luft nach unten. Wie wärs, falls Krankschreibungen oder Kinder, die krank sind, nicht hinreichen, mit offiziell anerkannten 10,5 Stunden pro Woche, oder gar –10,5 Stunden mit dem Minus als Symbol dafür, daß ich andere für mich arbeiten lasse? Das gabs früher schon einmal. Nannte sich Sklaverei. Machte aber wohl nicht ganz so glücklich, wie von den Gewerkschaften versprochen. – Haben die denn alle ihren Hegel und das Märchen vom Herren und seinem Knecht nicht gelesen? Jetzt, wo sie reichlich Zeit haben, wäre das ein guter Anlass, seine gewonnene Zeit dort zu vertreiben. Zu dumm, daß immer weniger arbeiten immer dümmer und fauler und träger macht.

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Hier der Zaubertrick, mit dem Genderisten das Sexuelle vertreiben: Zunächst wird dem männlichen oder weiblichen Körper ein sprachliches Kleid übergezogen, sozusagen eine zweite Haut, andere würden sagen ein intellektuelles Kondom. Das erlaubt Männern, sich weiblich und Frauen, sich männlich zu geben; stoppelige Beine, die unter Röcken hergucken, an der letzten Ausfahrt vor dem Sixpack kurvige Titten, die von weißen Trägermännerunterhemden eingeschnürt werden. Mit der Zeit und viel gutem Zureden und Lesen schlechter, weil gegenderter Texte, verblasst das Original, behaupten die Genderisten. Das Imitierte verschwindet und das Spiel wird zum Selbstzweck. – Kinder fallen auf solche Tricks rein.

Samstag, 11.März 2023

Gelbe Streifen - Bei der S-Bahn hier in Berlin wurden gelbe Streifen im Bereich der Tür auf den Boden geklebt; dazu die Ansage: »Zum reibungslosen Ein- und Ausstieg betreten Sie bitte nicht die gelben Markierungen an der Tür.« Ausnahmsweise duzt der Sprecher die Fahrgäste nicht. Allerdings werde ich auch nicht mit »Lieber Fahrgast« angeredet. Es geht weniger heimelig zu, wenn wir eine Grenzlinie betreten. Ob es irgendwo sonst in der Welt eine Nahverkehrsbahn gibt, die ihre Fahrgäste mit gelben Streifen von Betreten des Türbereichs abzuhalten versucht? – – Im damaligen Bahnhof Friedrichstraße, dem, wie es einmal hieß, einzigen Doppelsackbahnhof, durch den die Züge hindurchfahren können, ich spreche also von Teilungszeiten und dem Bahnhof, der mitten in Berlin lag mit Anschlüssen nach Ost und West und Schnee im Winter mit kalten Geruch verheizter Kohle markierten breite, weiße Streifen auf den Bahnsteigkanten den russischen Sektor. – Aber heutzutage? – Vielleicht in einer Irrenanstalt.

Am Bahnhof Südkreuz sind jetzt die Bahnsteigkanten beleuchtet mit gelbem Licht mit und rotem ohne ein oder ausfahrenden Zug. Ob Selbst- und Serienmörder sich abhalten lassen vom Mord? – Zumindest die Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung scheinen dieser Meinung zu sein und sich mit den Event-Managern abgesprochen zu haben. – Und noch immer tragen viele Fahrgäste Masken.

Deutschland bleibt ein Traumland. Seine Bewohner träumen mitten in Europa und alles, was Realität genannt werden könnte, wird ignoriert und darf nicht herein. Aber wie das beim Träumern so ist, geben sie sich mit Symbolen zufrieden: Gelben Streifen und Lichtern.

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Judith Butler glaubt, das Geschlecht sei ein Pastiche. Wie immer ist die Metapher nicht auf dem Mist des agilen Fräuleins gewachsen, sondern von einem der letzten Marxisten kopiert – oder muss ich sagen, sie hat ihn, Frederic Jameson, imitiert? – Das Geschlecht eine Imitation. Männer imitieren Frauen, Frauen imitieren Männer, Transen Transen. So einfach geht das, wenn man sich nicht mehr gefällt. Auch Fräulein Butler gestaltet in ihrem »Gender Trouble« ein Pastiche, sie imitiert ein philosophisches Werk. Vielleicht hätte sie den Imitierten bis zum Ende durchlesen sollen. Für Jameson bildet das Pastiche einen zentralen Teil des Konsums. Und damit trifft er, wenn auch unfreiwillig, das Gendergebäude am Fundament: Das Geschlecht als Konsumgut. So wird ein Schuh draus, der paßt. Das Pastiche ist dagegen zu klein. »Die rechte Braut sitzt noch daheim.«

Freitag, 10.März 2023

Was ist Hoffnung? - In der Presse kommt langsam und Endzeitstimmung auf, ohne daß die Journaille selber davon etwas merkt. Es häufen sich die Artikel mit Hinweisen auf die desolate Lage der Schulen und zwar auf allen Ebenen. Gestern warf ich einen Blick auf die Seite mit den Lehraufträgen an Berliner Hochschulen – sie zahlen noch immer schlecht und noch immer haben sie das Gendern im Blick und sicher werden die Hochschullehrer weiterhin nicht nach Qualität, sondern danach beurteilt, ob sie schwarz oder weiß, mit oder ohne Gehänge sind, sofern das überhaupt feststellbar ist. Die Fachkräfte verlassen Deutschland in steigender Zahl und Neue kommen aus Arabien und Schwarzafrika keine hinzu. Das aber ist das ökonomische Todesurteil. Ob sie das wissen? Und ob sie ahnen, wie schnell der Absturz dann kommt und nichts mehr lässt als das Jammern über die dann grassierende Armut?

Die US-Republikaner sind scheints entschlossen, auch die nächsten Wahlen zu verlieren. Ihr Sprecher im Repräsentantenhaus schlägt eine Einladung von Selenskyi nach Kiew aus und positioniert sich gefährlich in Richtung Putin. Haben die aus den 1930ern denn so gar nichts gelernt? Gerade jetzt, wo die USA und der Westen eine überzeugende Rechte brauchen, ist Isolationismus keine Option. Die Verbündeten der USA sitzen in Mitteleuropa, in Warschau, Vilnius und Riga, in Prag, Helsinki und Budapest, und natürlich in Kiew. Und ganz sicher nicht in den Büroetagen Brüssels oder Berlins. Die Krawallschachtel hat die Republikaner angesteckt und verdorben.

Die Christdemokraten können die Kurve kriegen. Greifen sie nach rechts zu den westorientierten AfD-Wählern und sammeln sie zudem die liberalen Reste der FDP ein, können sie am Reservoir der 40 Prozent Nichtwähler zapfen; mit denen gewinnt man in Deutschland jede Wahl. Sind es nur noch 20 Prozent und wählen die mittig bis rechts, dann fährt die CDU in Berlin locker 40 bis 45 Prozent ein. Allerdings muss man fürchten, daß die Postenjagd sie vorzeitig in die Arme der Grünen treibt und die haben bekanntlich keinerlei Hemmung, wenn nur ein paar Parlaments- und Ministerposten für sie und ihre arbeitslosen Hupfdohlen rausspringen.

Donnerstag, 9.März 2023

Wanderpokal Nord-Stream 2 - Seit gestern herrscht helle Aufregung: Die US-Regierung erklärt, Ukrainer hätten die Röhren von Nord-Stream-2 gesprengt. Ob die Welt damit glücklicher wird, darf man stark bezweifeln. Wer will schon Aufklärung über die Täter, es sei denn, es sind die, die man glaubt, daß sie es seien? - Richtig: Praktisch keiner. Und »Ukrainer« sagt vieles und alles. Ukrainer könnte Freunde Putins sein, oder Selenskys oder Bidens oder Wirecards Investoren.

So bleibt der Eindruck einer weiteren Welle im weltweiten Medienmeer; nur einer etwas höheren als in den vergangenen Wochen. Sie übertönt die seltsame Ruhe bei den Berichten von der Front in der Ostukraine. Der Fall von Bachmut scheint anzustehen, geschieht aber nicht. Nach Angaben der Geheimdienste sind 50 Prozent der Stadt, im wesentlichen die östliche Hälfte, in russischer Hand. Stalingrad hatte die Wehrmacht auch fast ganz, so Hitler am 8. November 1942: »Ich wollte zur Wolga kommen und zwar an einer bestimmten Stelle, an einer bestimmten Stadt. Zufälligerweise trägt sie den Namen von Stalin selber. Aber denken Sie nur nicht, dass ich aus diesem Grund dorthin marschiert bin - sie könnte auch ganz anders heißen - sondern weil dort ein ganz wichtiger Punkt ist. … Den wollte ich nehmen und wissen Sie; wir sind bescheiden, wir haben ihn nämlich! Es sind nur ein paar ganz kleine Plätzchen da.«

Auch die Putinversteher werden einen großen Sieg feiern, nachdem die ganz großen Siege vor Kiew und Charkiv ausgeblieben sind und sich in Niederlagen verwandelten. Man feiert, wie die Feste fallen.

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»Banal« heißt zwar geistlos, abgedroschen, nichtssagend, alltäglich – aber es kommt aus einer ganz anderen sprachlichen Welt: Von »Banner« und »mit einem Bann« belegt. Seit Arendts »Banalität des Bösen« scheint »banal« wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehren zu wollen. Das Böse ist banal und soll gebannt werden indem unbanal formuliert wird. Eingebildete Wortkaskaden können da helfen: »Der ontologische Status des Metaphern der Dekonstruktion...« – – Kein Wunder, daß Fräulein Butler ins Trudeln geriet, als sie über das Geschlechtliche nachzudenken begann. »Alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit.« Mit der Betonung auf tief.

Wörter ändern ihre Bedeutung nur langsam. Bann – banal – Banalität – Böse – verbannt. Es fehlt nur noch ein Umweg über gebannt: Anstarren, fasziniert, bewegungslos.

Mittwoch, 8.März 2023

Bildungslücken - Langsam kommt die Bildung in Blick. Nicht 12.000, sondern 50.000 Lehrer fehlen, sagt die Lehrergewerkschaft, also jener Verband, der, anders als die GEW, sich nicht überwiegend aus der Nachkommenschaft fröhlicher Konsum- und Blumenkinder rekrutiert, die alle Lehrer werden wollten, weil ihre eigenen noch unter dem Führer stramm stehen mussten.

Nur wird die Realität weiter konsequent ignoriert: Daß dem Niedergang der Bildungsanstalten der ökonomische Niedergang notwendig folgt. Selbst die schärfsten Kritiker der Regierung leben weiterhin in ihrer Traumwelt eines potentiell wirtschaftlich mächtigen Landes. Man müsse nur die D-Mark wiedereinführen, glauben sie ernsthaft, dann käme alles wieder ins Lot; als hätte Währung jemals mehr als ein Abbild der ökonomischen Lage geliefert.

Zumindest hat überall das große Bibbern begonnen. Noch hört man es nur im Untergrund, in einzelnen Beiträgen von einzelnen Lehrern, die eine verzweifelte Lage beschreiben. Und tatsächlich: 50.000 Lehrer zaubert niemand nebenbei aus dem Hut, nicht einmal mit allen Quereinsteigern der Welt, die oftmals eher Querschläger sind.

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Die Ukrainer haben einen wunden Punkt auf dem Selbstbild der Deutschen getroffen: Sie erweisen sich in ihrem Kampf gegen die russischen Invasoren als das, was die Deutschen so gar nicht gern mögen: als heroisch. Sie verteidigen ihre Heimat, ohne auf den Nutzen zu schielen oder zu fragen, ob sie den Krieg überleben. Daher ist kein Zufall, daß sich ausgerechnet deutsche Intellektuelle über den Mut der Ukrainer erheben und mit der Position vieler deutscher Rechter konvergieren, deren Herz wie wild für Putin schlägt. Sie gehören in die Gesellschaft der Vorgartenzwerge, die auf den Hausherren hört und in Ruhe und meditierend zwischen den artigen Sträuchern aufwachsen und weiter vor sich hinleben will.

Dabei ist es gerade die Bereitschaft, in einer aussichtslosen Lage gegen alles rationale Lamentieren alles zu geben, was uns als menschliche Wesen auszeichnet. Und das zum Ausdruck zu bringen, das werden die Deutschen den Ukrainern niemals verzeihen.

Es würde mich nicht wundern, wenn die ukrainische Armee die Zangen der Russen um Bachmut zerschlüge. Sozusagen ein kleines Kursk, mit einer Einkesselung der von Einkesselung bedrohten. Wie wird Moskau reagieren, falls die Ukraine Teile ihrer Armee einkesseln sollte? Das vergangene Jahr verheißt nichts gutes.

Dienstag, 7.März 2023

Spiel nicht an deinen Bits herum - Wie selbstverständlich wird von vom binären Geschlechtsmodell gesprochen und damit wieder einem Begriff aus der Technik das Feld überlassen. Binär steht für die Zweiwertigkeit der internen Computersymbolismen. Es ist digital und minimal – also mit gleich zwei Dürftigkeiten versehen. Und mit dem Geschlechtlichen in seinen ungezählten wechselseitigen Konstellationen hat es praktisch gar nichts zu tun.

So markiert der Übergang vom Geschlechterleben zum Bild des Binären bereits die intellektuelle und geistige Armseligkeit der ganzen Genderei. Aber vor allem offenbart er die Genderei als im Ursprung mit einem Fehler versehen, den Judith Butler passend zu ihrer Dürftigkeit macht, über viele Seiten verbreitet und mit dem sie die ganze Bewegung angesteckt hat. Sie sehen nicht, daß männlich und weiblich überhaupt nur im Spiel miteinander zur Geltung kommen und niemals für sich. Und daß die Auflösung diesem Spiel die Grundlage entreißt.

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Endlich wurden Aktivisten der Klimaschutz-Staffel zu Gefängnis verurteilt. Sofort rufen die anderen Bandenmitglieder zum landesweiten Widerstand auf. Unterstützung erfahren sie von einigen Medien und grünen Politikern.
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»Der Staat gegen Fritz Bauer«– Die großartige Schauspielerleistung des Hauptdarstellers wird durch typisch deutsche Moralsülze verdorben. Wie kam der Regisseur nur auf die Idee, der historisch für Deutschland so wichtigen realen Figur Fritz Bauer eine schwule Fiktion beizustellen? Sie drängt Eichmann in den Hintergrund und macht aus dem Film ein lauwarmes Techtelmechtel zwischen Männern, die karierte Socken tragen.

Zumindest gelingt es dem Film so auf unfreiwillige Weise zu zeigen, welche verschlungenen und heimtückischen Wege der Antisemitismus in Deutschland noch immer nimmt. Oder wie soll man es nennen, wenn ein Regisseur eine fiktive Figur verwendet, um hinter peinlichen schwulen Frivolitäten den Massenmörder der europäischen Juden in den Schatten zu stellen – eine Aufgabe, die von all den seit Jahrzehnten hofierten Opfergruppen gern wahrgenommen wird.

Montag, 6.März 2023

Selbstgespräche - Legen Selbstgespräche die Grundlagen für ein richtiges moralisches Urteil? – In jedem Fall eröffnet das Sprechen mit sich selber, indem es ein Nachdenken über das möglicherweise Kommende in Bewegung hält, einen Weg, die Zukunft zu betasten. Wenn ich mir also Gedanken darüber mache, was ein Krieg zwischen Russland und Nato bedeutet, dann bin ich kein Putinversteher, sondern gehe lediglich behutsam um mit einer unsichtbaren Zukunft. Und diese Vorsicht sollte, sofern die Zeit es lässt, immer walten.

Nur haben weder Frau Wagenknecht noch Frau Schwarzer ein Gespräch mit sich selber geführt. Sie führen Inter-Views – Zwischenansichten –, bei denen sie als Frauen angeschaut werden. Männer wollen, daß ihnen zugehört wird, Frauen wollen angeblickt werden. Dagegen bin ich im Selbstgespräch bekanntlich ganz mit mir allein im Gespräch: Unsichtbar, unbeweglich, gegenstandslos.

Hannah Arendt, die Frau, die sich nicht von vorn filmen lassen wollte, setzt das Selbstgespräch moralisch sehr tiefgehend an, weil es uns dazu bringt, Vorstellungen darüber zu schaffen, was mein Tun anrichten könnte und uns abhält, bestimmte Dinge zu tun. So will sie den Nachdenker als Denker über das, was er anrichten könnte, vor dem Übel des Bösen bewahren. Doch bewahrt sie den Nachdenker vor dem Bösen? Bewahrt das Nachdenken vor dem Bösen? Das hängt davon ab, mit wem wir laut oder lautlos reden, wenn wir nur denken und was den Denkenden treibt, wenn er sich mit sich selber herumtreibt.

Denkt Putin nach mit sich selber?

Sonntag, 5.März 2023

Klimaschutz-Staffel - Die »Letzte Generation« entwickelt sich immer mehr zur Klimaschutz-Staffel der links-radikalen Teile der Ampel-Regierung. Gestern war es die Stadt Frankfurt/M, die radikale Mitglieder der Bande gewähren ließ, als sie sich von Autobahnbrücken abseilten. Politik nutzt die Macht der Straße als Hebel gegen die Bevölkerung, die den Rand gestrichen voll hat. Wie Mao, als er während der Kulturrevolution Horden chinesischer Studenten bestellte.

Daher ist Klimaschutz-Staffel die passende Bezeichnung für die Bande. Sie sind nichts weiter als ein Werkzeug der Regierung, das eingesetzt wird, wenn sie selber nicht mehr offen auftreten will. Das ist sowohl durchsichtig als auch gefährlich, denn solche Bewegungen entwickeln schnell eine Eigendynamik. Das war in Rot-China in den 1960er nicht anders als in Deutschland in den 1930er Jahren. Die SA lief aus dem Ruder und wurde nach der Machtübernahme vernichtet. Die meisten führenden Teilnehmer der Kulturrevolution wurden später eliminiert. Wen das beruhigt, der sollte sich den weiteren Gang der Geschichte anschauen.

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Nur intellektuell Mittelbemäßigte gendern. Der Beschränktheit ihres Horizonts entspricht die Mechanik, die aus »Bürger« ein »Bürger und Bürgerinnen« oder ein »Bürger:innen« samt akustischem Hickser generiert. Der typische Mitläufer muss nur Symbole ersetzen und schlucken; wie ein Schüler, der es beim Rechnen nicht weiter schafft als zur Multiplikation mit zehn. Eitel und immer in dem Wir-Gefühl dessen, der meint, er würde an etwas weltgeschichtlich Wichtigem weben, bestaunt er schließlich die wertlosen Worthülsen seiner intellektuellen Armseligkeit und zählt sich zu den Guten.

Samstag, 4.März 2023

Zwei richtige Schafe - Bachmut ist in allen Zeitungen, weil es wohl in den nächsten Tagen fallen wird. Hoffentlich ist die ukrainische Militärführung klug genug, ihre Soldaten vor der Einkesselung aus der Stadt zu schaffen. Daß die Russen ihren bescheidenen Erfolg feiern, kann man ihnen nicht verdenken.

Ebensowenig bin ich überrascht von den Putin-Verstehern, die sich gar nicht mehr einkriegen können ob des Erfolgs. »Die Russen werden siegen.« Mit diesen Sprüchen offenbaren sie, worum es ihnen geht: Sie sehen in den Ukrainern, die sie wie die Russen als minderwertig verachten, nur die Amerikaner, denen sie ihren Doppelsieg von 1945 und den Sieg über Russland 1989 nicht gönnen.

Deshalb schlagen sie sich auf die Seite der Friedensfreunde, so wie diese unsägliche Sara Wagenknecht, die ihre jeweils abweichende Meinung wie ein fesches Kleid auf einem Laufsteg ausführt, damit jemand sich nach ihr umdreht. Ist ja auch blöd, wenn man älter wird. Es wird spekuliert, sie gründe demnächst eine Partei. So wie Frau Petry. – Wer das ist? – Ein No-Name. Keine Anrufe mehr. Nicht einmal mehr ein Blick auf der Straße.

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Hannah Arendt hat lange auf ihrer Fernseh-Regel bestanden: Sie ließ sich nur von hinten filmen, weil sie das Gaffen der Unbekannten auf die Bekannte in der Straße fürchtete. Das waren noch Zeiten mit richtigen Frauen. Als sie auf einer Konferenz die einzige Frau war, schreibt sie einer Freundin: »Bin die einzige Fachfremde.« So sieht Selbstvertrauen aus.

Und wie Nicht-Diskriminierung aussieht, weiß Arendt ebenfalls: »Von Heidelberg fuhr ich also doch nach Freiburg«, heißt es in einem ihrer Briefe an Karl Jaspers, »und das war in mehr als einer Richtung merkwürdig. Erst einmal der Herr Kaiser, der mich eingeladen hatte. Ca. 40 würde ich meinen, typisch homosexuell (was mich nicht stört!, komisch war nur, wie er es verbergen wollte), lebt in einer von ihm selbst erbauten Villa von ganz extravagantem Luxus … ; dort lebt mit ihm ein Araber aus Tunis (siehe Andre Gidé, der konnte die Araber auch nicht in Ruhe lassen), der den Butler spielen soll, aber so unverschämt ist, daß es richtig komisch ist, damit auch keiner ignoriert, was da eigentlich gespielt wird; dazu um den seltsamen Haushalt zu vervollständigen, zwei richtige Schafe, die das Gras abfressen sollen.«

Daß Bachmut fällt, besagt wenig. Die deutsche kaiserliche Armee hat im Frühjahr 1916 vor Verdun ebenfalls erst Fort Douaumont und zwei Monate später und nach Zehntausenden Toten Fort Vaux erobert. Im Herbst holten sich die Franzosen die beiden Trophäen in wenigen Stunden ohne große Verluste zurück. Mit den richtigen Stoßkeilen könnte Bachmut zu Putins Stalingrad werden.

Freitag, 3.März 2023

Das Böse der Dummheit - Sollte Dummheit Voraussetzung für Bösartigkeit sein? Oder ist nicht eher Dummheit durch ein »schlechtes Herz« verursacht, wie Kant glaubte?

In jedem Fall ist Dummheit in der Nähe selbstgerechter Bösartigkeit. Raul Hilberg berichtet von einem der seltenen Fälle von spontanem Widerstand in Auschwitz, als eine Frau einen SS-Mann anschießt; der tobt und schreit und ruft, er habe doch nichts getan; sie wird lebendig verbrannt.

Putin gehört in genau diese Kategorie der selbstgerechten Bösartigkeit, wenn er sich nun moralisch erhebt, weil die Ukrainer angeblich Gebiete in Russland attackieren. Wenn sie das denn nur endlich täten. »Terror«, brüllt der Kreml-Herrscher. Eine Widersinnigkeit, die zu offensichtlich ist, als daß jemand mit nur ein wenig Verstand sie nicht bemerkte. Das Opfer wehrt sich! Welch ein Verbrechen.

Diese Auffassung hegen und pflegen in Deutschland ja einige. So hinterlässt die Vergangenheit Spuren der selbstgerechten Bösartigkeit aus Dummheit. Sind Raubtiere dumm? Oder haben sie nur ein »schlechtes Herz«?

In jedem Fall ist die Politik voller dummer Menschen. Ein Lokalpolitiker der SPD mit intimer Nähe zur Antifa und einem Hang zum Egomanischen, Kevin Hönicke, schiebt sich in den Vordergrund bevor die Koalitionsverhandlungen mit den Christdemokraten beginnen. Zuvor hat er sich mit einer Selbstanzeige geoutet: Er leide unter Depressionen. Der Täter, der sich zum Opfer macht und nach Mitleid schielt, das er prompt bekommt. Die Masche scheint Erfolg zu versprechen. Einen Senatsposten peilt er an, will das Ressort Bildung übernehmen. Aber dort ist ohnehin Hopfen und Malz verloren. Klassen mit 90 Prozent Schülern, die kein Deutsch können, Lehrer, die gendern statt lehren, und dazu konsequente Inklusion, so daß auf lange Sicht zunächst das untere Mittelmaß durchschlägt und dann die pathologischen Fälle alles dominieren und Dummheit regiert.

Donnerstag, 2.März 2023

Black Market - Es verspricht so oft mehr Erfolg, die Dinge laufen zu lassen. Gelassenheit wahren, wenn die politisch unterfeuerte Bedrängung zur Aktion ruft.

Vor einigen Wochen gaben die Vertreterin einer feministischen Außenpolitik Frau Baerbock und ihre antisemitische Kollegin aus dem Kulturstaatsministerium sogenannte Benin-Bronzen an die Regierung Nigerias zurück. Die eine hatte passend zu ihren Bademänteln, mit denen sie sonst aus dem Flugzeug steigt, ein fesches Kleid mit weitem Ausschnitt an, was in einigen Länder sicher als feministisch interpretiert werden könnte; die andere, obwohl deutlich älter, war geradezu afrikanisch knallig bunt gekleidet, als wolle sie die Bronzen als Geschenk der Ministerin in einer Kita abgeben, mit Tätscheln von Kinderköpfen durch eine Kinderlose und verdächtigem Politikergrinsen. Neben ihnen hüpfte ein Neger herum, der vorgab, sich zu freuen, daß die Weißen ihnen, den Schwarzen, was geben, was ihnen gehört.

Zur Lügengeschichte der zwei Politikerinnen gehört, daß die Benin-Bronzen umgeschmolzenes Sklavengeld sind. Mit der Bronze wurden früher Sklaven bezahlt, die von der Regierung in Benin verkauft worden waren; eine Art Geld-Für-Bürger also. Aus der Bronze ließen die Machthaber anschließend Handwerkskunst anfertigen, die dann, nachdem die Engländer dem Sklavenhandel der Regierung in Benin mit den eigenen Bürgern ein Ende bereitet hatten neben anderen Unsitten wie Menschenopfer, 20 bis 30 Menschen pro Tag.

Diese Art der Zivilisierung Afrikas gehört bekanntlich der Vergangenheit an. Also sollen die nach Europa geschafften Benin-Bronzen zurück in ihre Heimat. Die europäischen Museen sollen frei von schwarzer Kunst werden, falls denn Massenware als Kunst gelten kann.

Doch nun haben sich die Nachkommen der verkauften Sklaven gemeldet, es muss sich um die zehnte oder zwanzigste Generation handeln. Aber Geld ist Geld. Sie wollen die Benin-Bronzen für sich und bestehen darauf, die Bronzen in Amerika und Europa zu lassen. Schwarze verlangen, daß Weiße Kolonialgut in Europa und Amerika belassen und nicht an ihre schwarzen Brüder verschenken, die ihre Ahnen einstmals verkauften. Moral und Geldgier führen seltsame Kapriolen auf.

Wir sollten sie streiten lassen. Denn soviel ist sicher. Von den Benin-Bronzen, die zurück nach Afrika gingen, ist kaum eine dort angekommen. Wer will, kann sie kaufen. Wo? – Bei e-Bay-Kleinanzeigen. Zugegeben, fast 10.000 Euro sind nicht ganz wenig, zumal 90 Euro 50 für die Lieferung noch oben draufgelegt werden müssen. Aber moralischer als der auch heute noch mögliche Kauf von Sklaven in Benin – Menschenhandel wird das heute genannt, weil Neger ja keine Neger verkaufen – ist es allemal. Zudem verhindert der Investor, daß Europa frei von Kunst aus Afrika wird.

Und wenn die Regierenden in Benin schon dabei sind, Geld mit dem Geld aus dem Skalvenhandel zu machen, könnten sie versucht sein, ihre einheimischen Fachkräfte aus der Bronze-Industrie nach Deutschland zu verkaufen; eine Tradition gibt es ja offenbar. Es müssen ja nicht gleich Angebote über e-Bay sein; aber im Fall einer Ich-AG sollte sich ein deutsches Jobcenter als Black-Market finden.

Mittwoch, 1.März 2023

Schaltjahre - 29. Februar 1968, ein Schaltjahr. Uwe Johnson holt zu einem kräftigen Schlag aus mit Ohrfeigen, die noch heute schallen. »Es ist der Tag, an dem der deutsche Schriftsteller Hans-Magnus Enzensberger in der New York Review of Books einen offenen Brief veröffentlicht. ›Über das Verlassen Amerikas’«. »Er bekennt öffentlich, daß die herrschende Klasse in den Vereinigten Staaten von Amerika (die Regierung eingeschlossen) in seinen Augen die gefährlichste von Menschen auf Erden ist. The most dangerous body of men on earth. … In der Welt, es klingt so alltäglich. Nein: auf Erden. Feierlich, nachhallend. Biblisch allemal. Auf Erden.«

Das erinnerte, wenn heute gestern und das Gestrige heute gesagt worden wäre, an gestern. Und es wird heute gesagt. Von Leuten, in deren Nähe der Schriftsteller Enzensberger nicht erwischt werden wollte, als er noch lebte. Haß auf Amerika gestern und heute.

»Weil Herr Enzensberger dies vor drei Monaten noch nicht bekannt war, will er das Land nach drei Monaten öffentlich verlassen.« – »Offensichtlich nimmt das Offensichtliche zu an Offensichtlichkeit, wenn ein Enzensberger es sagt.« – »Herr Enzensberger gibt zu, daß er unsere zeit verschwendet hat mit seinen Wahrheiten; er möchte es nun aber noch in einer wissenschaftlichen Manier tun. Er habe keinen Raum.« – »In Herrn Enzensbergers Augen haben die Bürger der U.S.A. eine vergleichbare Schuld auf sich geladen.«

1968! An einem Schalttag in einem Schaltjahr erblickt der deutsche Wokeismus in Amerika das Licht der Welt: »Es ist ein manichäischer Blick. Er kommt von den Anhängern der Lehre vom Dualismus zwischen dem Herrscher des Lichtreichs und dem König der Finsternis... Dieser Prozeß verläuft zwischen bis zur endgültigen Reinigung im Weltbrand. Der Wissende kann ihn fördern, indem er sich schlicht der Fortpflanzung enthält... verzichten auf Fleisch und Wein... auf Arbeit zu verzichten... Besitz soll abgestoßen werden...«

Johnson schreibt 1968 – In Amerika – Vor der angekündigten Eiszeit in den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Lange, sehr lange vorm Klimawandel. In einem Schaltjahr an einem Schalttag.

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Die Wiederholungswahl in Berlin hat doch was gutes: Die SPD will die Koalition mit den Grünen beenden. Das ist in sofern bemerkenswert, als die Chefin der Sozialdemokraten hätte Regierende Bürgermeisterin werden können und in einer Koalition mit den Christdemokraten das nicht werden wird. Soviel Anstand hätte ich der Dame, deren ansehnliche Kostüme ihr Dauergrinsen noch unerträglicher machen, nicht zugetraut. Ehrlich!

Jetzt haben wir ein Grinsen ohne Regierenden Bürgermeister. Giffey wird wohl das Innenressort übernehmen. Wenn jetzt noch jemand den Sozialdemokraten das Bildungsressort wegnimmt – denn Bildung kann die SPD nun einmal nicht –, dann hatte die Wiederholungswahl etwas gutes. Aber das sagte ich schon.

Das Grinsen dürfte der Frau Jarasch von den Grünen derweil vergangen sein. Gelingt SPD und CDU eine auch nur halbwegs gute Politik, machen die erwachten Nichtwähler jeden Zuwachs trotziger Grüner zunichte und die Karriere der Grinse-Grünen knickt nicht nur ein, sondern nimmt ein jähes Ende.

Wenn es Frau Giffey jetzt noch gelingt, einen ernsten Blick aufzusetzen - der Verlust des Spitzenpostens sollte es ihr erleichtern -, streifen zwei Grinsen ohne Politikerinnen als Erinnerung an eine schlimme Zeit durch die Stadt. Zu retten ist sie allerdings kaum noch etwas.

Dienstag, 28.Februar 2023

Der Begriff des Kriegerischen - Carl Schmitt denkt das Politische bis zum bitteren Ende: Die Feinde erschlagen sich und die Freunde lieben sich nicht einmal mehr. Aus seinem Begriff des Freundes und des Feindes ist die Emotionalität herausgekürzt. Freund und Feind werden eiskalte Begriffe. – In Rom mag das möglich und sinnvoll gewesen sein und vielleicht auch noch in Venedig. Damals hatten Freunde und Feinde noch ihre Ehre. Aber 1927 wars vorbei damit und die Liebe und der Hass dienen seither als Ersatzstoffe für Ehre und Schamlosigkeit. Daher die Hassbotschaften allenthalben.

Schmitt braucht keine spezielle Kategorie für Leben und Tod, sie gehört zum politischen Leben dazu. Dafür kann er das Politische einer Demokratie indes auch nicht begreifen, die für den Mord am politischen Gegner den Hass erfunden hat und für die Umarmung das »Ich liebe euch alle.« Liebe und Hass sind zu politischen Grenzbegriffen geworden hinter denen Himmel und Hölle liegen.

Bis zum schmittschen Ende dringen Baerbock und die im Wohlstand einer friedlichen und moralisch aufgeladenen Welt aufgewachsenen Figuren der aktuellen westeuropäischen Politik daher nicht durch. Sie begreifen den existenziellen Charakter des Politischen auf der Bühne der Welt nicht. Kriegslüsternheit möchten ihr die einen zwar vorwerfen und andere wieder möchten positive Züge in ihrem aggressiven Auftreten erkennen – beide liegen falsch: Denn Baerbock weiß nicht, was sie tut. Ihr aufgedunsenes Babygesicht – und das ist keinesfalls als Beleidigung, sondern als reine Beschreibung gemeint – zeigt ihr blankes Erstaunen, daß dort etwas geschieht, was völlig neu für sie ist. Hätte sie auch nur eine Ahnung, mit wem sie es bei Putin zu tun hat, säße sie längst wieder in ihrem mitteldeutschen Vorgarten und pflegte Kresse.

Die europäische Diplomatie braucht dringend politische Diplomaten im Sinne Schmitts. England und Frankreich verfügte über sie 1918 und sie haben den Ersten Weltkrieg für die Westmächte in ein für Deutschland bitteres Ende manövriert. Die US-Amerikaner verfügten über sie 1989 und mit Ronald Reagan über einen Präsidenten, der das Russische Reich an die Wand spielen wollten und konnte.

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Die Berliner Politik treibt seltsam Blüten: Am Kottbusser Tor wird ein Mann mit Rock von Arabern und Türken verprügelt, weil er einen Kopftuchmoslem angreift. Bald werden Felder mit solchen Blüten erblühen.

Montag, 27.Februar 2023

Bestellt und abgeholt - Falls das Geschlecht ein Geschenk ist, dann symbolisiert der Genderstern das bestellte Geschlecht. Wie eine Pizza, bezogen über den Innenminister. »Ich bin das erste bekennende Call-a-Boy Girl«, würde eines dieser dürftigen Kinder aus dem Bundestag kreischen. »Jetzt bin ich noch Called-Girl.«

Dann muss es heißen, das Geschlecht wurde zurückgegeben. Nicht gewechselt. – Umgetauscht ist richtig. – »Ich gebe meinen Schwanz zurück.« Unverpackt. Mit einem Like für den, der das Geschenk verschenkt hat, mit dem ich nichts anfangen kann. Jetzt kaufe ich mir ein passendes von dem erhaltenen Geld. In der Zwischenzeit bin ich zumindest nicht blank.

So ist Technik gemeint. Sie lässt mir die Wahl und ich kann mir meine Zukunft bestellen. Eine Zukunft als Mann oder Frau im Regal zwischen Marmelade und Süßstoff.

Geschenke sind schöner.

Sonntag, 26.Februar 2023

Denkende Staatsdiener - Immer legt sich Deutschland eine Reihe von scheinbar denkenden Intellektuellen zu, die sich mal in Staatstreue üben und dann wieder aufmüpfig werden, je nachdem wie viel Aufmerksamkeit sie dort oder hier erwarten dürfen. Corona hatte sie auf einer Linie gesehen. Einen deutschen Giorgio Agamben, der gleich in der ersten Woche die staatlichen Zahlen über das Ausmaß der Epidemie in Zweifel zog, suchte man in den drei Jahren inszenierter Quarantäne vergeblich. Im russisch-ukrainischen Krieg laufen sie nun wieder in alle Richtungen und wild durcheinander. Nur ihr Geschwätz bleibt so inhaltsleer wie ehedem: »Aufstand für Frieden«. Diese Leier war schon 1980 kaum zu ertragen.

Der einzige Unterschied: Frau Schwarzer ist 40 Jahre älter und hat sich – die Wahrheit kommt bekanntlich mit der Zeit – äußerlich dem Imperator angeglichen, also jener fiktionalen Figur aus Star Wars, die niemals altert, weil sie immer schon alt war, Kreuzung aus Hexe und Echse.

Alice Schwarzer bleibt ein Mädchen der Zeit, als es nicht für alle für einen Platz auf dem Laufsteg reichte und eine Karriere als Avon-Beraterin schon nicht mehr in Frage kam. Sie und ihre Kollegin, die so gerne auf Rosa Luxemburg macht und wie Schwarzer den Blick der Kamera braucht, stehen in trauter Eintracht bei Nieselregen im links-grünen Berlin eng beieinander. Rutschig kaltfeuchte Frauenpower. Im Hintergrund hält sich der Vorsitzende einer Partei, die krampfhaft nach einem exklusiven Thema gesucht hat, um wieder in die Zweistelligkeit steigen zu können; zumindest versteht der vom Anstreichen mehr als Frau Schwarzer von Putin und vom weiblichen Körper. Ob er weiß, da am Lichtenberger Rathaus die Regenbogenfahne abgehängt worden ist, um sie durch eine ukrainische Flagge zu ersetzen, die jetzt dort im Wind knattert? Und ob ihm das gefällt?

Wie es mit der Intelligenz der deutschen Intellektuellen bestellt ist, verrät die Welt in einem Quiz, das den Venushügel als »elegantes« Fremdwort seinen Teilnehmern präsentiert – im Plural! Wenn man doch wenigstens ein Satzexemplar mit den Fremdworten, die keine waren, stricken müsste. Aber Nein! – Venushügeln sollte in »Beobachten die Europäer die Yen-Entwicklung mit _____« einprobiert werden. Indes Argusaugen ist richtig. »Zwischen den vielen Venushügeln des gestrigen Gangbangs schaute mit Argusaugen meine Geliebte hervor.« Das wäre ein Satz voller Wörter und Wesen aus der Fremde gewesen. Nur gut, daß Schlammschieben heutzutage nicht einmal 12-Jährigen ein Fremdwort ist.

Samstag, 25.Februar 2023

Doppeltürme - Von Jerusalem aus über den Ukraine-Krieg nachdenken bedeutet, als Frieden einen einfachen Tausch vorzuschlagen: Russland erhält die Luhansk und Donezk; dafür erhält Israel offiziell das Westjordanland; mit der Option Krim gegen Gaza.

Wer den Finger in die Wunde drücken will, machte einen solchen Friedensvorschlag für den Ukraine-Krieg. Denn macht Russland nicht, nur weitaus radikaler, ja eigentlich ganz anders, was Israel von jeher gemacht hat: Seine Bürger schützen? – Russlandversteher wird man sie nennen. Nicht mehr Putinversteher und schon gar nicht Messerstecherversteher. Russlandversteher. – Verstehen wir Russland?

Wir verstehen nicht einmal Israel. Also verstehen wir den fundamentalen Unterschied nicht. Russland steht nicht an der Wand, sondern mit dem Rücken ruht es auf der blutgetränkten Weite Sibiriens. Israel tanzt seit 1948 mit dem Rücken zum Meer auf einem Vulkan. Aber davon wissen wir nichts, weil wir den Boden unter unseren Füßen verloren.

Psychologie der Geographie – Wissen wir in Westeuropa, was breite Flüsse im Rücken mit einem machen? Nicht der Jordan! Sondern Flüsse, hinter die wir zurückweichen, sehr weit zurückweichen könnten? Nach Samara, Kasan, Jekatrinburg, Novosibirsk.

Derweil sitzen wir in Städten, die für das sehende Auge unsichtbar sind. Ein Rathaus und der Turm einer Schule lohnen den Strich und das Kritzeln und dann noch ein paar Bäume. Gebäude, die sich präsentieren. Auch wenn das Rathaus, zugegeben, etwas flächig daherkommt. Die Moderne zeigt sich darin, daß sie für das sehende Auge unsichtbar bleibt, das Auge, das Erinnerung wahrt und an ihr Geschichten entspinnt von Türmen, die in den Himmel verweisen.

Auf einer Fahrt in Venedig bot der Blick Richtung Osten nach Murano am Horizont einen Wolkenkratzer, der neu schien. Ein Wolkenkratzer in Murano? Das wäre selbst für die Baumafiosi ein Frevel. Aber er stand dort und ließ auf keine Wahl zu einem dahinter, das ihn zu einem Teil des Flughafens machte, der nur ungefähr in derselben Richtung liegt. Wir fanden uns ab und trösteten uns mit einem bizarren Doppelturmblick, an den ein zufälliges Foto erinnert.

Bevor wir das Grab von Josef Brodsky auf San Michele besuchten fuhren wir, den Wolkenkratzer zu sehen, der sich als reinste Metapher entpuppte: Ein Kirchturm unter einem mit Planen verhängten Gerüst. – Verpackung, Geschenk, Geheimnis, Zeiger, Wirrnis; alles in einem. Und wir lachten.

Venedig, Doppelturm, Februar 2023 © Wolfgang Hebold

Freitag, 24.Februar 2023

Ein Jahr Spezialoperation - Vor einem Jahr begann der Angriff Russlands auf die Ukraine, die »Spezialoperation«, die kein Krieg werden sollte, weil Putin sie nicht so nennen ließ. Nun ist sie ein Krieg, nachdem der von fast allen erwartete Zusammenbruch der ukrainischen Streitkräfte ausblieb. Ein Krieg mit angezogener Handbremse, weil Moskau wiederholt mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht hat, falls die Nato der Ukraine direkt zur Hilfe käme.

Ein Traum: Es gibt keine Atomwaffen, amerikanische und polnische Panzer rollen in die Ukraine und treiben die russischen Truppen zuerst zur Grenze und dann nach Moskau. Das konservative Polen mit der siegreichen Ukraine als neue Zentralmächte in Europa wenden sich gegen Brüssel. Aufwachen!

Im ersten Corona-freien Frühling dann Stille auf dem Campo Santa Margherita in Venedig, als ein überlautes Geräusch aus Düsentriebwerken ertönt, das niemand einordnen kann; wer weiß schon, wie Atomraketen sich anhören werden, falls wir sie denn dann überhaupt hören, was sehr unwahrscheinlich ist, nachdem sie die Kontinente überquert haben und zur Erde eintreten. Erschrockene Blicke zum stahlblauen italienischen Himmel, zum Fremden am Nachbartisch, in die womöglich nur noch kurze gemeinsame Zukunft. Auch wenn es natürlich idiotisch wäre, die erste Atomwaffe in Europa über Venedig zu zünden. Verrückte begehen indessen Verrücktes.

Doch Russland rüstet hoch und sein Präsident ist so wenig christlich wie zu viele in Westeuropa, als daß ihnen diese Worte aus Psalm 39 in den Kopf schießen würden: Herr, lehre doch mich, daß es ein Ende mit mir haben muss und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss. Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Ach, wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben!

Nur hat Russland schon mehr als einen Rüstungswettlauf verloren. Drei von vier seiner großen Kriege gingen wegen wirtschaftlicher und technischer Unzulänglichkeiten verloren: 1905, 1917 und 1989; 1905 sogar als erste europäische Macht gegen ein aufstrebendes ostasiatisches Reich. Und 1941 war der Blutzoll fast so schlimm wie eine Niederlage. Und das jetzt wieder. Wissen die Russen nicht, daß der Kapitalismus am Krieg immer gewinnt? Daß der Westen also immer im Vorteil ist? Daß Russland sich ein Verdun, Stalingrad oder Kursk in Bachmut nicht leisten kann?

Europa – Sehnsuchtsort aufgeladen mit geschichtsträchtigen Zeiten und Orten: Verdun, Stalingrad, Kursk. Der Klimawandel wiegt dagegen wohl doch zu leicht, so daß manche sich ankleben müssen, will man ihre Leichtigkeit nicht sofort erkennen.

Nur als ein Schattenbild geht jedermann, nur Dunst ist, um was sie lärmen, man schüttet auf und kennt nicht, wers heimst. – Da capo! – Spannenbreite, ach, gabst du meinen Tage, meine Weile, vor dir ist sie wie nichts, allsamt ein Dunst nur ist all der aufrechte Mensch. – – Empor!

Mit Strafe für Fehl züchtigst Du den Mann, zerfaserst mottengleich seine Pracht.

Ein Dunst nur ist aller Mensch!

Empor! – Weg, weit weg von den Bloodlands.

Donnerstag, 23.Februar 2023

Das Duell - »Das Duell«, ein früher Spielberg und zugleich sein bester Film trifft die weidwunde Annahme aller kuscheligen Westeuropäer: Niemand tötet gerne, aus der sie eine Totale auf die die Welt gemacht haben. »Es gibt keine Monster!« – »Aber es gibt sie!« Wladimir Putin ist so ein Monster. Es verbrennt von seinem Drachen aus Frauen und Kinder, bleibt beim Geruch des verbrannten Fleisches nicht ungerührt, wie die US-Piloten über Tokio im März 1945, tötet aus Lust. Wie die hereingelassenen Messerstecher, die weiterhin frei herumlaufen dürfen, weil die Erregung beim Anblick verblassender Augen in der Vorstellungswelt von Messerstecherverstehern nicht existiert.

Deshalb sind die Grünen momentan militaristisch. Putin ist das störende Korn im Auge, das sich nicht herausreiben lässt. Also reiben sie weiter. Während »das Monster« – Napoleon hieß in England bis 1914 nur »das Monster« – sich an den angstvollen Blicken der Westeuropäer labt und Ukrainer, Balten und Polen hasst, weil sie sich wehren. Das ist der ganze Sinn der Atomwaffendrohung; Angstschweiß reizt das Monster nur mehr.

Im Duell findet der Monster-Truck sein Ende, weil es den Lebenswillen seines Opfers geweckt hat. Das ist nun seinerseits zum Töten bereit, weil es anders nicht überlebt. Und es kämpft. Nicht nur ums Überleben. Sondern weil alles Leben erregender Kampf gegen den Tod ist. – – Sicher, das sind Plattitüden. Aber dann erkläre mir jemand: Warum wurden sie hierzulande vergessen? Warum ignorieren wir Plattitüden?

Mittwoch, 22.Februar 2023

Höhlengleichnis - Das Kopftuch hängt sich an die offenen Rockzipfel »der Frau« und erscheint in drei Formen: Pubertär auftrumpfend, damenhaft stolzierend und totalitär dämonisch. Andere sagen vielleicht: Hüpfend, schreitend, marschierend; segelgleich, flatternd, angepresst. Es hängt sich an die Enden von dem, was nicht mehr sein soll, weil es das »das Weibliche«, dieses abstrakteste und konkreteste, nicht mehr gäbe. Und richtig. Das Weibliche bleibt in einer leeren Mitte unsichtbar, spürbar nur noch als Ahnung einer Negation der verlotterten und verwahrlosten und kopftuchlosen Weiber mit gezeichneten Gesichtern und deformierten Leibern und nach innen geknickten Knien auf friesischen Säulen, die bei allem Druck nicht griechisch werden wollen. Unförmigkeit, die sich schmerzhaft in die Gesichter fortsetzt und nach Selbstzerstörung und Selbstauslöschung schreit. Und innen nur noch dunkle Ahnungen von einer Hannah Arendt, Claudia Cardinale, Jeanne Moreau, die am Höhleneingang läufig, schreitend, hüpfend Schattenspiele treiben mit unserer Erinnerung bis sie wieder erwacht.

Dienstag, 21.Februar 2023

Colourtrouble - Seit gestern – oder schon seit vorgestern, seit vorletzter Woche; wer kann das wissen? – ist es wohl verboten, »Schwarze« zu sagen. Ist ja auch blöd, wenn der BVB in schwarzen Trikots aufläuft, um an die Kohle zu erinnern, die dort, also in Dortmund, abgebaut wurde und prompt schießen Schwarze Spieler die Tore. Colourtrouble.

Dieses Sprachspiel als Variante der Reise nach Jerusalem geht in eine neue Runde. »Schwarze« wurde entfernt, nachdem »Neger« schon seit einer Weile nicht mehr gesagt, respektive besetzt werden darf. Wer es weiterhin sagt, steht buchstäblich dumm da. Aber vor allem ist er von nun an ein Rassist.

Diese stete Grenzverschiebung der Sprachpolizei, eine Art fließend rückwirkendes Gesetz, sorgt immer wieder für eine Runde Rassismus. So lässt sich ständig über Rassismus reden. Es ist wie beim Sex. Da werden die Sprachgrenzen auch immer wieder verschoben – nur in die andere Richtung.

Montag, 20.Februar 2023

1968 - Jede Woche wurde in der New York Times die Zahl der toten US-Soldaten genannt. Über My Lai wurde in den USA berichtet. Tonkin wurde in den USA von Amerikanern öffentlich gemacht. Die Lüge von den Waffen zur Massenvernichtung im Irak wurde vom US-Außenminister vor der UNO gestanden. – The American Way of War. Und soviel ist sicher: Russen und Chinesen hätten Waffen gefunden.

Sonntag, 19.Februar 2023

Amerikanisierung - Momentan verläuft der politische Machtalltag wellenförmig. Sobald die Nöte aus der Migrationspolitik spürbar werden, kommt von irgendwoher ein Ruf: »Die Nazis sind da. Rettet euch vor den Nazis in die Arme des Staates.« Direkt oder indirekt. Heute: Die Kandidatin der Grünen für den Berliner Bürgermeister erhält einen Brief mit einer Patrone und einem Zettel, auf dem steht: »Peng! Du bist tot.« Oder so ähnlich. Und schon läuft die Maschinerie und zwar durch alle Medien; dazu erinnert die Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung an Hanau.

Zugleich macht sich die NZZ über die Hybris der deutschen Öffentlich-Rechtlichen Sender, die weder öffentlich sind noch berechtigt, Gedanken: Sie wollen einen eigenen Social-Media-Kanal eröffnen. Ihr Ziel: »gesunde öffentliche digitale Räume« zu gestalten. Nur wo liegt die Hybris? In der widerrechtlichen Eroberung des sozialen Raums durch die Propagandasender oder in der Vorstellung, die Sender könnten einen solchen »geschützten öffentlichrechtlichen Raum« gestalten?

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Nein, Foucault war kein Empiriker. Er war ein Dystopist. Er malte die Zukunft, wie sie sich heute entwickelt mit lauter gesunden öffentlichen Räumen.
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Neulich, bei der Rückfahrt von Venedig nach Berlin, lag im Zug eine Speisekarte aus, die mehr einem Programm für eine Konferenz von Veganern glich, als der Beschreibung von dem, was die Küche des ICE zu bieten hat. Der Staat sorgt sich, daß wir leben und glücklich sind. Wollen wir das? – Nietzsche: »Der Mensch strebt nicht nach Glück; nur der Engländer thut das.« Amerikanisierung des Lebens.
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Die Ukraine entzaubert den russischen Bären, vor dem die Westeuropäer sieben Jahrzehnte gezittert haben. Und nun fragen alle: Was bedeutet das für Russland? Ist es überhaupt eine Supermacht? – Einige fragen: Was sagt das über die Westeuropäer? – Aber keiner fragt: Was sagt das über die Ukrainer? Kein Wunder, daß sich die pädagogischen Bagage um die links-intellektuelle Medien-Kamarilla nun in Ratschlägen für die Ukraine übt und davon spricht, Deutsche würden wieder Richtung Stalingrad marschieren, wo es doch lediglich in Deutschland hergestellte Panzer sind, die an die Ukraine geliefert werden; kämpfen werden die Ukrainer schon selber mit ihnen.

Und jeder psychologisch denkende Zeitgenosse merkt, wie der Neid an den westeuropäischen Nörglern nagt. Daß sie nicht selber marschieren wollen, ist das eine. Aber sie wollen auch nicht, daß die Ukrainer marschieren, die mit jedem Tag den gemeinen Westeuropäer zum Angsthasen degradieren. Wer ist lächerlicher: Der Bär, der zum Bettvorleger wird oder der vermeintliche Held, der vor einem Bettvorleger zittert?

Venecia, Frarikirche, Feb 2023

Samstag, 18.Februar 2023

Staatlich alimentierte Denker - Geistiger Fortschritt durch Einnebeln, Auflösen bekannter Begriffe, unklare Definitionen; das lockt an. Nur ist es etwas anderes, wenn die Begriffe und Definitionen sich von alleine auflösen. Das ist das Schicksal der Mathematik, sofern sie formal bleibt, also an Formeln gebunden, wie jeder brauchbare Theoretiker wissen sollte. Unvorhersehbar lauert die Anomalie. Nur wer es nicht abwarten kann, nebelt schon vorher ein und greift ein, statt sich der geschichtlichen Entwicklung zu überlassen.

Wer hat Studenten eigentlich in den Rang von Wissenden und Erkennenden erhoben? Mit einem besonderen moralischen Recht zur Kritik? Diesem Vorsprung in der Argumentation, wie ihn nur am Hof geduldete Aktivisten genießen? – Fotos mit zerstörten tibetanischen Klöstern provozieren Bilder chinesischer Studenten in ihrer Kulturrevolution, die den heutigen Verhältnissen im Westen so sehr ähnelt, wenn die hiesigen Wokeisten Statuen stürzen und sich die Hintern unter ihren aufgeblähten Spatzenhirnen auf einer Straße festkleben. Als würden faule, moralisch übervolle Säcke die Welt besser erkennen.

Jürgen Habermas stammt aus diesem Dunstkreis und muß unbedingt zur Ukraine was schreiben. Die Republik diskutiert seinen wie üblich überlangen Aufsatz und nennt ihn sogar Essay, »für welchen sie besonders schwärmt, wenn er wieder aufgewärmt«. Der Westen solle mit Russland verhandeln; worüber verrät Habermas nicht und auch nicht mit wem aus Moskau. Und daß Politiker wie Herr Scholz den Schneid von Lloyd George oder Wilson haben und Putin zu Tode verhandeln, darf ausgeschlossen werden.

Wirklich interessant ist der Aufsatz von Habermas nur, als er offenbart, wie Habermas seine Lebenslüge vom bellizistischen Deutschland zu retten versucht. Besonders raffiniert stellt er sich dabei allerdings nicht an. Alter macht aus einem lausigen Wein keinen guten.

Selbst wenn Soziologe Habermas geschwiegen hätte – ein Philosoph wäre aus ihm nicht geworden. Aber zumindest wäre es ihm erspart geblieben, daß die AfD ihn jetzt ein klein wenig mehr mag. Endlich darf Malermeister Chrupalla sich glücklich schätzen, mit westdeutschem geistigen Mittelmaß einer Meinung zu sein. Allerdings plädiert Habermas für Waffenlieferungen an die Ukraine. Da ist die AfD konsequenter und zugleich mit Frau Wagenknecht und Frau Schwarzer einer Meinung. Eine reizende Ménage-à-trois. Wie gesagt: Anomalien ploppen von selbst auf.

Zeitgleich kopieren die russischen Verbände vor Bachmut eine Art Stalingrad des Ukraine-Kriegs. Seit Wochen schieben sie sich durch das eigentlich unbedeutende Kaff, das bis vor kurzem niemand kannte und mit jedem weiteren Tag wird die russische Führung stärker verpflichtet, nicht nachzugeben. Es redet auch keiner mehr von einer »Spezialoperation«.

Freitag, 17.Februar 2023

Die Normalität der Spezialoperation - Außenministerin Baerbock will den Ukraine-Krieg in keinem Fall Normalität werden lassen. Natürlich will sie das nicht, weil andernfalls der Tod normal werden würde. Und im Angesicht des Todes werden die meisten vernünftig, weil die Folgen des eigenen Handelns das eigene Verschwinden bedeuten.

Baerbock denkt politisch, nicht kriegerisch; sie denkt, in Anlehnung an Carl Schmitt, jedoch ohne sich auf ihn zu beziehen, in den Kategorien Freund und Feind, nicht aber als Kämpferin mit einem Gegner, der sein Leben riskiert und bereit ist zu töten. Sie vergegenwärtigt sich so wenig wie in der Flüchtlingsfrage das Ende ihres eingeschlagenen Weges. Das ist ja das Markenzeichen der zeitgenössischen Politik in Westeuropa: Ignoriert die Folgen eures Tuns. Nichts bricht gerade zusammen, von dem nicht schon lange gesagt worden ist, daß es zusammenbrechen wird. Fachkräftemangel, Bildungslosigkeit, Sprachlosigkeit. Aber es gilt das große »Weiter nur! Weiter nur!«

Krieg ist Denken und Handeln in den Kategorien Leben und Tod. Politik kann sich lebenslange Feindschaft leisten, solange nicht geschlossen wird. Geht es auf Leben und Tod, dann muss der Gedanke des Waffenstillstands parat sein.

Anders gesagt: Politik kann sich mehr Leidenschaft leisten, wie sie in Klassenzimmern und Parlamenten gesicherter Staaten herrscht mit der Käbbel- und Streitlust kleiner rotbackiger Jungen. Niemals wird es todernst. Endlose Diskussionen zwischen Vorstadthausfrauen und garstigen Mädchen, die im besten Falle naiv genannt werden sollten, und Männern, die in Frauenhaut schlüpfen.

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Komödianten und Zeloten sagen nun: Wir haben die Wahlen gewonnen, weil wir die stärkste Partei sind. Und nicht die Koalition aus den anderen Parteien. Sagt ihnen, daß die mit den meisten Stimmen die Wahl gewonnen haben. Und das sind in Berlin nun einmal SPD, Grüne und Ex-SED. Auch der Wähler ruft das große »Weiter nur! Weiter nur!« – Auch sie entscheiden politisch, nicht kriegerisch.
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Foucault heute in Wortstapellaune: »Wir haben zumindest eine neue Lust erfunden: die Lust an der Wahrheit der Lust, die Lust, sie zu wissen … die spezifische Lust am wahren Diskurs über die Lust … Lust an der Analyse. (Analyse im weitesten Sinne des Wortes)«. – Nein, Lust im weitesten Sinne des Wortes. Seltsam, daß Foucault das nicht erkennt.

Donnerstag, 16.Februar 2023

Nichts Neues im Ukraine-Krieg - Der Ukraine-Krieg rückt auf eigenartige Weise in unsere Normalität. Normal sind die Berichte über die Kämpfe, über die Verluste, über die Absichten der Kriegsgegner, über die Flüchtlinge, die mir in der Straßenbahn jeden Tag begegnen, wirkliche Flüchtlinge. Die Medien deklinieren fast jeden Tag alle Möglichkeiten aller Beteiligten durch, ohne Sinn und Verstand, aber gespickt mit Aufregern. Kadyrow will Ostdeutschland für Russland zurückerobern. Anschließend sind dann wohl West- und Ostdeutschland moslemisch dominiert und wir haben den Nahen und Mittleren Osten zwischen Hunsrück und Lausitz.

16. Februar 1968 – US-Politik und Militär beraten und dementieren Pläne für den Einsatz taktischer Atomwaffen in Vietnam, berichtet Johnson zum wiederholten Male. Dabei hätte man meinen können, das wäre neu in diesen Tagen des Ukraine-Kriegs in diesem Umfang. Mit einem Unterschied: Washington erklärte, keinen Einsatz von Atomwaffen zu planen oder zu erwägen. Putin lässt das immer wieder offen. Wir schleichen uns langsam heran. Tasten nach dem Abzug.

»Paulinchen war allein zu Haus, die Eltern waren beide aus.« »Da sah sie plötzlich vor sich stehn – Ein Feuerzeug, nett anzusehn.« Wann wird die Politik sich für den Einsatz von Atomwaffen entscheiden? Die Verlockung scheint doch zu groß.

»›Ei,‹ sprach sie, ›ei, wie schön und fein! Das muß ein trefflich Spielzeug sein.‹ Ich zünde mir ein Hölzchen an, wie’s oft die Mutter hat getan.“

Ob die aktuelle Kamarilla an Politikern fähig ist zu dieser Gratwanderung? Der Gedanke, daß Frau Baerbock oder Frau Lang darüber entscheiden, ob Atomwaffen eingesetzt werden, läßt die ganze Misere dieser Tage erkennen. Pausbäckige, dicke Kleinkinder spielen mit Feuerzeugen. Zum Glück verfügt Deutschland nicht einmal mehr über eine brauchbare Armee.

»Nie ist der Mensch tätiger, als wenn er nichts tut, und nie ist er weniger allein, als wenn er für sich allein ist.« – Wer so denkt, hat wirklich in einer anderen Zeit gelebt.

Mittwoch, 15.Februar 2023

Wiederholungswahl - Innerhalb der Berliner SPD herrscht Aufruhr, da Posten in Gefahr sind. Fast alle Spitzenpolitiker der Partei haben ihre Direktmandate verloren inklusive der Bürgermeisterin. Was als Sicherheit, die real niemals gebraucht werden würde, gedacht war, tritt ein und die unteren Chargen von den Oberen von ihren Plätzen werden verdrängt. Sogar über Giffey wird diskutiert.

Anschließend mit Kühnert und Chebli als quotengerechter Doppelspitze. So wird Berlin zum Gaza-Streifen am Rand Deutschlands.

Die CDU versucht nach innen zu klären. Auch dort zeigt sich: Parteien sind vor allem mit sich selber beschäftigt. Was nach außen, also in den Parlamenten demokratisch aussieht, ist innerhalb der Parteien ein Machtkampf bis aufs Messer. Dort wird entschieden, wer regiert.

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Beide, Wahrheit und Anerkennung der Fakten, werden verdrängt. Anfänglich mag es ein Diskurs über die Wahrheit gewesen sein bis er sich verselbstständigt und zum reinen Diskurs, zum reines Reden und an Worten und Symbolen rumfummeln wird. »Juden und Jüdinnen« macht sich breit, erscheint als wahr und ist doch zutiefst, also verborgen, antisemitisch.
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Letzte Hoffnung: Das Auseinanderdriften von Schrift und Sprache.
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Globalisierung: Ein Japaner schreibt mit ehrlicher Anteilnahme über die politisch-historische Geistesgeschichte, in der sich Hannah Arendt und Isaiah Berlin bewegten. Die Liebesgeschichte zwischen Isaiah und Anna Achmatowa bleibt trotzdem spannender. Definitiv.

Dienstag, 14.Februar 2023

Europäische Rechte - Die politische Vokabel »rechts« bleibt infektiös. Die CDU, sagt sie, sei »konservativ, liberal und christlich-sozial, ... aber wir sind nicht rechtsradikal« - Als gäbe es zwischen konservativ und rechtsradikal keine politische Rechte. Um sich mit Grünen und Linken die Macht teilen zu können, hat die CDU diesen Teil des politischen Spektrums abgeschrieben und sich gleich mit nur weil sie glaubt, ein mäßiger Erfolg in Berlin sei wie ein neuer Morgen für die Partei. Mitteleuropa macht vor, daß es eine europäische Recht gibt und Italien, Spanien, Schweden. Am Ende wird es doch wieder eine Merkelei werden mit Ergebnissen, die wird nur zu gut kennen.

Montag, 13.Februar 2023

Fahrkultur - Wer in Japan Eisenbahn gefahren ist, weiß, daß nicht die Technik den Ausschlag gibt für die Qualität des Systems, sondern die Fahrkultur.

Und so verrät allein der Begriff Bildungssystem, der plötzlich in aller Munde ist, warum Deutschland gnadenlos scheitern wird und ja schon scheitert; es muss heißen Bildungskultur. Nicht als politisierter Modebegriff von Talk-Show-Hengsten und -Stuten, sondern als Empfinden und Verlangen nach wirklichem Sinn. Dafür mangelt es an Lehrern und Schülern gleichermaßen und die Querschläger machen es nicht besser.

Bildungstheoretiker wie Ernst Curtius haben das gewußt. Unsere Politiker wissen gar nichts und kommen zuletzt immer mit der Digitalisierung, dem mit Abstand unwichtigsten Teil der Bildung, an dem sie glauben zu scheitern. Natürlich scheitern sie auch an der Digitalisierung. Nur ist das nicht der Punkt. Außer, daß sie ihr Scheitern, ausdrücklich ihr Scheitern beim Digitalisieren, immer wieder als Ursache anführen können. So wird aus einem ein doppeltes Scheitern.

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Ball Paradox nach den Berliner Wiederholungswahlen: Die Christdemokraten sehen sich triumphieren – mit gerade einmal 28 Prozent. Wer glaubt, das Plus von 10 Punkten sei ein Erfolg, denkt sicher ähnlich wie Frau Jarasch von den Grünen, die vor jubelnden Parteigenossen mit 18 Prozent für sich die Macht in der Stadt beansprucht. Auch die Sozialdemokraten gönnen sich einen Schluck aus der Flasche Selbstbetrug und verkünden ihren eigenen, besonderen Sieg. Bei 18 Prozent für seine Partei wäre Willy Brandt gleich noch einmal in die Knie gegangen. Frau Giffey beeindruckt hingegen nichts. Aber die ließ sich auch nach der Aberkennung ihres Doktortitels noch am Schreibtisch abbilden; und sie war nicht dabei, ihre Sachen zu packen.

Schon freuen sich konservative Medien auf eine Reform der Hauptstadt in der Hoffnung, aus der »zauberhaften, aufregenden Hauptstadt« einen »Magnet für die klügsten und kreativsten Köpfe der Welt« zu machen. Offenbar haben da einige den Schuss noch immer nicht gehört. Aber sie verwechseln ja auch Chaos mit Freiheit.

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Der Wendepunkt, an dem Foucault aus dem von einem Diskurs dominierten Sex zum reinen Diskurs übergeht und die körperlichen Aspekt des Sexes dem Diskurs unterordnet, lässt sich markieren. The french linguistic turn.

Sonntag, 12.Februar 2023

Reparationen - Der politische Alltag und und das Gespött, das ihn begleitet, spülen feinsinnige Fragen aus dem sprachlichen Fluss an die Oberfläche, vorausgesetzt man hört sie heraus.

Sicher, wer lästert nicht vollmundig über das tatsächlich schlechte Englisch unserer Außenministerin. Und als sich der Neue im Amt des Verteidigungsministers in Polen scheinbar verhaspelte und das schon ausgesprochene »reparation« zurücknahm, weil »reparation« im Englischen nicht Reparatur bedeuten würde, er aber Reparaturen an Panzern meinte – da ging das Schenkelklopfen gleich los. Dabei steht auf Englisch »reparation« durchaus auch für auf Deutsch »Reparatur«.

Ein Kommentator hielt es für angebracht, gleich eine freudsche Fehlleistung des Ministers aus dem sprachlichen Stolperer zu machen – er habe »reparation« gesagt, weil er nicht über die geforderten Reparationen Warschaus an Berlin sprechen wollte. Eine steile These, hinter der sich die anfängliche Frage verbirgt: Kann jemandem in einer Fremdsprache eine freudsche Fehlleistung überhaupt unterlaufen? Ist das Unbewußte also nicht nur wie eine Sprache gebaut, sondern an die Muttersprache gebunden?

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Aus Afrika laufen amüsante Nachrichten ein. Offenbar stehen die Chinesen überall vor dem Problem, das schon ihre Vorgänger plagte: Kolonialismus lohnt sich nicht, wenn die Kolonisierten sich nicht zivilisieren und disziplinieren lassen. Jetzt fehlt nur noch, daß christliche und kommunistische Missionare sich bei einem gemeinsamen Umtrunk gegenseitig bemitleiden. Wenn sie danach Afrika – und damit ist Schwarzafrika gemeint – in Ruhe lassen, wäre vieles gewonnen; vorausgesetzt, die Schwarzen bleiben mit allen Leiden und Schmerzen der Zivilisierung, die sie durchmachen werden, unter sich.

Samstag, 11.Februar 2023

Auslöschen - Putin will das ukrainische Volk auslöschen. Nicht ermorden, dann bliebe ja der Leichnam zurück. Nein auslöschen. Und was wollen die wesentlichen Politiker des Grafen Westwest? – Sie wollen die Frau auslöschen. An ihrer Stelle installieren sie den Transfrau, diesen letzten Schrei männlichen Gerätespieltriebs.

Wenn es juristisch möglich ist, wenn es also Gesetz wird, daß ein Vergewaltiger und Frauenmörder als selbsterklärter Transfrau in einem Frauenknast einsitzt, dann hat eine Gesellschaft einen neuen Tiefpunkt erreicht.

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11. Februar 1968; Uwe Johnson wird auf seine kalte, sezierende Art schmerzhaft wehmütig, läßt mich das Messer spüren, das dem Opfer in den Bauch gerammt wurde. Wer sagt was von Rammen? – Johnson jedenfalls nicht; darüber schweigt er. Aber wir lesen in den Nachrichten, wir denken uns zu den Bildern, wir hoffen noch in der Empörung über die Nachrichten – – Rammen.

Und wenn das Messer langsam zum Bauch geführt wird? Du es sehen kannst, derweil es sich nähert?– »Gibs auf, Du hast keine Chance«. – Das Messer drückt die Haut vor sich her bis sie reißt und der Stahl kalt zwischen Leber und Nieren hindurch bis zum Magen vordringt und das Innerste peinlich schmerzhaft sichtbar öffnet. – »Es war als sollte die Scham ihn überleben.«

Diesen Teil erspart uns die Nachricht. Aus Scham? – Seit wann kennen Nachrichten Scham? – Kennen Sie nicht. Aber sie wissen um den Aufschrei, würde der Moment des Erstechen-Werdens jedem spürbar vor Augen stehen und nicht von Worten wie Messerstecher verdeckt.

Freitag, 10.Februar 2023

Unerhörte Sirenen - Falls Revolutionen aus dem Verlangen entstehen, im öffentlichen Leben besser als die anderen präsent zu sein, dann ist das Internet eine permanente Revolution der unerhörten Sirenen. Und statt Odysseus kommen andere Sirenen in ihren Schiffen vorüber, singen um die Wette und hacken sich schließlich die Augen aus.

Die Europäische Union geht endlich gegen illegale Flüchter vor. Trotzdem titelt die Bild-Zeitung: »Zäune gegen Flüchtlinge«. – Gegen? – Nein, zum Schutz vor Flüchtlingen, muß es heißen. Nur die Grünen tanzen aus der Reihe und bestehen auf einem sonderwegigen Deutschland.

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Denken wir schneller, wenn wir laut redend denken? – In jedem Fall bemerken wir unsere Fehler eher. Es ist, als stießen wir mit der Stirn gegen eine Wand. Woher kommt ein Gedanke? – Laut gedacht, läßt er sich nicht mehr zurückverfolgen.
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Wieder äußert sich ein Militärfachmann zum Ukraine-Krieg, Luttwak, ein Spezialist für Strategie, so einer, wie sie im Preußischen Generalstab vor 1914 den Angriff auf Frankreich geplant haben. Er kennt weder die Karten des Landes noch hat er eine Ahnung über taktischen Details. Putin hat wahrscheinlich im Vorfeld des Krieges auf seine Strategen gehört. Das Resultat kennen wir.

Die Russen liegen im Osten der Ukraine fest und Kiew bildet immer weiter Soldaten aus und bekommt früher oder später 300 Kilometer HIMARS und Kampfflugzeuge. Die Zeit ist auf Seiten der Ukraine.

Donnerstag, 9.Februar 2023

Apropos Schaumschlägerei - Von einer »krebsartig wuchernden Produktion von Diskursen über den Sex« spricht Foucault und trifft den Nagel, an dem sich der Genderismus sein Bild vom Geschlechterverhältnis an die Wand hängen will, auf den Kopf. Butler führt einen krebsig-klebrigen Diskurs mit einer winzigen Zahl von Vorschwätzern und produziert ohne Bezug zu etwas Realem Schaum. Was an sich nicht weiter schlimm, weit eher ein unerhörtes und unbedeutendes Waschweibergerede wäre – wären da nicht die Waschweiber, die es in die Politik geschafft haben, ja geradezu einen Strom von Waschweibern in die Politik bilden. Eine Geräuschwelle, die sich auf ihrer ungewaschenen Wäsche treibend in die Politik und von dort in die Medien ergießt.

»Was macht ein Kolumnist, wenn ihm nichts einfällt, worüber er schreiben könnte?« – Das wäre eine unanständige Frage, wenn sie mit einer Antwort aufwartete, die genau diesen Leerpunkt des Anfangs und den Zwang, ihn mit Zauberhaftem zu füllen, anginge. Tut sie aber nicht. »In meinem Fall, in dem es ja um Philosophisches gehen soll, liegt die Lösung auf der Hand: Ich mache aus der Not eine Tugend und denke einfach darüber nach, woher eigentlich unsere Gedanken kommen (oder eben auch nicht) und was es überhaupt heißt, einen Gedanken zu haben.« Oder doch?

Diese Schweizer! Voegelin soll gesagt haben: »Lesen Sie die NZZ, das Außenministerium ist auch nicht besser informiert.« Gemeint ist das deutsche Außenministerium. Diese Schweizer gönnen sich noch wirkliche Gedanken. Woher kommen die Gedanken?

Und die Schweizer versuchen, der Paradoxie nachzugehen, daß so viele friedliche linke und grüne Politiker plötzlich Krieg spielen möchten. Enttäuschte Hoffnung, denn mehr als eine Beschreibung kommt nicht ans Tageslicht. Dabei wäre die Antwort auf diese Frage sicher ein Eckstein zum Verstehen dieser seltsamen Tage, in denen wir wie selbstverständlich über den Einsatz von Atomwaffen lamentieren, Putin immer einen Schritt hinterher.

Frau Baerbock zieht derweil die Richtlinienkompetenz der Sicherheitspolitik Deutschlands an sich. Gruselig, sich vorzustellen, daß einem der schrecklichen Kinder der Neuzeit mehr gestattet wird, als in der Kita die Krabbelecke zu zerlegen.

Mittwoch, 8.Februar 2023

Ein Wunsch, der Wirklichkeit wird? - Russland hat Europa schon einmal, 1945-1989, dauerhaft geteilt und zugleich bedroht - jetzt beginnt das Spiel, das unter Stalin begann, unter Putin von neuem, nur sehr viel konkreter und mit ständigen Anspielungen, Nuklearwaffen einsetzen zu können. Dieses Novum in der Weltgeschichte, falls denn Atomwaffen wirklich eine absolute Neuerung sind, hat noch kaum einer realisiert. Stalin wußte um die Kampfkraft und Bereitschaft des Westens noch aus dem Zweiten Weltkrieg; Putin dagegen hält den Westen für schwach, weil er sich in Selbstkritik selber zerfleischt.

Spekulation: Das russische Militär setzt zunächst, wie schon in Syrien, Chemiewaffen ein, deren Einsatz es dann, wie in Syrien, den Gegnern andichtet. Dann können die Atomwaffen als Vergeltung folgen.

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Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung sollte wegen Relativierung des Holocaust angezeigt werde. Nachdem die AfD das Verbot von Schächtungen fordert, verweist er auf 1933. Dabei weiß er so gut wie jeder andere, daß die AfD auf die moslemische Unsitte zielt, Tiere qualvoll ausbluten zu lassen; die Juden erhalten ihr koscheres Fleisch aus dem Ausland. Der Hinweis ist also historisch falsch und dient ganz offenbar nur der Diffamierung eines politischen Gegners. Hat der Mann den Titel seiner Amtestätigkeit falsch verstanden? Fühlt er sich zuständig, Antisemitismus zu schüren?

In jedem Fall relativiert der Antisemitismusbeauftragte den Holocaust. Aber das darf die Regierung. Die Regierung lässt ja auch Jugendliche ausbluten.

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Die Gedanken und sprachlichen Pirouetten von Fritz Mauthner sind immer wieder ein Freude. Aus seiner Warte einen Blick auf den Genderismus zu werfen, erhellt den Grund dieser von verklemmten Jungfern initiierten intellektuellen Verwirrung. »Die Sprache hat den Geschlechtsunterschied nicht nur auf die Formen der Wörter übertragen, sondern auch gegen alle Natur ein drittes Geschlecht konstruiert, das Neutrum, und hat diese drei Geschlechter ganz sinnlos allen ihren Dingworten aufgeklebt.«

Na ja, so ganz sinnlos dann wohl doch nicht. Denn als Beweggrund für diese Sinnlosigkeiten verweist Mauthner darauf, daß das Geschlechtsleben »wie alles Tun und Lassen der Menschen, so auch die Bildung der Sprache beeinflußt hat, nicht zuletzt die Formung des grammatischen Geschlechts.« Das ist doch mal eine unverfängliche, geradezu unschuldige Weise, pausenlos über Sex reden zu können. Mind the Indogermans.

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Ursprünglich schäumte das Geschlecht über zu den Worten und machte er, sie und mit es die Kinder dazu. – Der Genderismus versucht, umgekehrt, Worte schäumen zu lassen. Ich nenne das Schaumschlägerei.

Dienstag, 7.Februar 2023

Kolonialismus 2.0 - Und noch mehr Migration, fordern die Grünen! Und noch weniger klare moralische und ökonomische Verurteilung dieser Politik grüner Bequemlichkeit. Entwicklungsländer sollen die Schäden einer völlig verfehlten Bildungs- und Ausbildungspolitik von Grünen und Roten beseitigen und das auf Kosten eben jener Länder. Das nenne ich mal Kolonialismus 2.0.

Kein Wunder, daß sich Frau Lang in einen Sessel beim Fernsehn breit macht und genießt, daß jeder sie anschauen muss. So ähnlich haben Sklavenhändler gefühlt. Das Beste kommt dann aber noch: Die Migranten, die kommen, werden sie feiern. Ob der weitere Niedergang ihrer Heimatländer, denen die Fachkräfte fehlen, zudem ins Konzept passt? - Wir werden sehen.

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Ist das Abstrakte doch nur eine menschliche Hilfskonstruktion, weil wir uns all das Konkrete einfach nicht merken können? Schließlich glaubt jedoch kaum jemand, Gott müßte sich alles und von allen Einzelnen merken. Er weiß es. Wir dagegen kennen nur den Baum an sich oder auch nur das Wort, wenn wir uns erinnern und seine Buchstaben vor uns hinsagen wie eine Schnitzerei, die von der Grammatik ihren Platz zugewiesen bekommt und nicht von den Jahreszeiten. Realist und Nominalist sind so gesehen gleich erbärmlich.

Lauterbach sitzt noch immer im Amt. Schließlich brauchen die Medien einen Sündenbock für ein Versagen, das sie selber wesentlich mit zu verantworten haben.

Montag, 6.Februar 2023

Brieffreunde - Es gibt Wörter, die man nur hört, niemals spricht: schlenkrig. Stehe ich ihnen von Angesicht zu Angesicht gegenüber, überraschen sie mich wie ein Brieffreund, den ich noch nie gesehen habe, der mir aber auf seine Weise der Allerbekannteste ist.

Eine Studie aus dem Bundesumweltministerium verdient es, unter Betrug gebucht zu werden. Messen die Durchschnittsgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen mit einem Messgerät, das in der Mehrzahl von Betuchten gekauft und genutzt wird und sagen dann, die Lebenszeit der Welt würde durch eine Begrenzung der Geschwindigkeit auf 120 Kilometer pro Stunde deutlich verlängert. Steffi heißt die Ministerin. Ein Kleinmädchenname für eine infantile Betrügerin.

Sonntag, 5.Februar 2023

Die auf die Wissenschaft hörten - Noch immer kein Aufschrei, daß mit dem Eingeständnis, daß die Corona-Maßnahmen in den drei Jahren völlig nutzlos waren, weil die Wissenschaft sich verzettelt hat, auch die sogenannte Klimakatastrophe und ihre angeblich 98-prozentige Wissenschaftlichkeit fragwürdig wird. »Man muß immer auf die Wissenschaft hören«, tönte und tönt es aus mediengeilen Mäulern. Von Selbstkritik bei den Medien keine Spur.

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Putin wird woke. Russland drohe, so der irre Iwan, vom Westen kolonialisiert zu werden, so wie der Senegal und Sansibar, nur nicht so zauberhaft. Endlich stellt er Russland in eine Reihe mit Ländern, die seiner Wirtschaftskraft entsprechen. Obervolta mit Atomraketen, sagte Helmut Schmidt. Vollteffer!

Und was, wenn die Atomraketen tatsächlich abgefeuert werden? – Als wir vor einem Jahr im April in Venedig saßen auf dem Campo Santa Margherita saß und plötzlich etwa sehr tief über die Stadt flog, stand der Schock vielen ins Gesicht gezeichnet. Medwedew kann es ja kaum erwarten und es fragt sich, ob klare Worte nicht langsam besser wären. Die Hemmschwelle sinkt jedenfalls mit jedem Tag.

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Wer sich die Kolonialgeschichte anschaut, wird feststellen, daß nicht der Kolonialismus an sich spezifisch europäisch oder gar westeuropäisch ist, sondern die Selbstkritik daran. Kolonialisiert haben alle Staaten, sobald sie dazu in der Lage waren: Ägypter, Perser, Azteken, Inkas, Mongolen, Chinesen, Araber und natürlich auch Russen, die übrigens nicht nur bis Alaska kamen, sondern bis kurz vor San Francisco. Nur redet keiner davon.

Samstag, 4.Februar 2023

Im Fall des Falles - Ich muss die Frage noch einmal betonen: Was ist, wenn die Wissenschaftler beim sogenannten Klimawandel ebenfalls falsch liegen?

Wie beschränkt die mediale Intelligenz ist, lässt sich jeden Tag an ihren Fehlern bestaunen. Heißt es doch gestern in der Welt: »Wenn die Russen mit dieser Feuerfrequenz weiter schießen, ist der Krieg in 280 Tagen vorbei«; dazu eines dieser dussligen Videos, die nur aus Faulheit aufgenommen werden, weil Schreiben länger dauert und weniger Wörter produziert werden können als mit abgefilmtem Reden. Schießen die Russen weiter als die Ukrainer? Das soll natürlich nicht gesagt werden. Aber man weiß ja nie.

In Venedig abends in prächtig erleuchteten Gassen ein verspätetes Weihnachten mitsamt mehr zu Hause als in Berlin erlebt. Also beginnt man, die Sprache zu lernen, indem man sie zumindest beobachtet. »Molto grazie« ist ebenso möglich wie »Grazie molto«.

Die kyrillischen Buchstaben auf dem Grab von Brodsky wirken fremd in dem Teil von San Michele, der, hätte der venezianische Hauptfriedhof mehrere Etagen, aussieht wie ein Dachboden voll Gerümpel. Gräbergerümpel aus zwei Jahrhunderten. Bäume hineingewachsen in die Bäuche der Toten, die dort schon lange nicht mehr liegen. Fotos aus Zeiten, als sie noch nicht vergilbten und wirklich für die Ewigkeit an die Grabsteine angefügt wurden.

Ich muss die Frage noch einmal betonen: Was ist, wenn die Wissenschaftler beim sogenannten Klimawandel ebenfalls falsch liegen? – Eigentlich müsste es den Ministern und Aktivisten und den Medienmächten beim Gedanken an die Antwort kalt den Rücken runtergehen. - Die Wissenschaften?!? Fehlbar!?!

Freitag, 3.Februar 2023

Paradoxie der Demokratie - Raffiniert sind sie ja schon, diese Medien.

Nachdem Herr Lauterbach nacheinander die Wirkungslosigkeit seiner zunächst geforderten und dann implementierten Maßnahmen eingesteht, dreschen sie auf den Minister ein. Nicht ganz zu unrecht, sicher.

Nur haben sie nicht fast ausnahmslos auf die Kritiker der Maßnahmen eingedroschen? Wurde das ganze Corona-Regime nicht von der schreibenden und redenden Zunft flankiert in Artikeln und Talks-Shows? – Natürlich wurde es das. Nun zieht sich die Journaille zurück, macht einen auf unbeteiligten Berichter und verdreht dabei alles. Sie ist die Macht, die stets neutral Reales zeigen will und stets verbissen Wirrnis stiftet.

Was ist eigentlich, wenn es mit den Aussagen über das Klima ebenso ist, wie mit den Maßnahmen gegen Corona? Wenn die Wissenschaften schlicht falsch liegen? – Sind dann die Politiker schuld oder die Wissenschaften oder die Püppchen aus den Agit-Prop-Studios?

Paradoxie der Demokratie: Wer in die Politik geht, merkt bald, daß er sich dort vor allem mit jenen auseinandersetzen muss, mit denen er zuvor noch einer Meinung war. Und dieser Kampf ist meist härter, als der mit dem politischen Gegner.

Donnerstag, 2.Februar 2023

Damen in Venedig - Kurzsichtiges Denken ist in politischen Kreisen besonders verbreitet. So reden jetzt alle deutschen Moskowiter, durch die Waffenlieferungen an Kiew befände sich Deutschland mit Russland im Krieg; aber keiner fragt, ob sich dann nicht der Iran im Krieg mit der Ukraine befindet?

Kriegslust und Kriegsangst sind Spießgesellen der Radikalen.

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Die Corona-Epidemie geht zu Ende. Und nach und nach erweisen sich fast alle Maßnahmen als wirkungslos. Lauterbach gibt das sogar selber zu. Er gibt zu, daß er in fast allem unrecht hatte. Was er aber nicht zugeben wird: Die Corona-Leugner hatten in dem meisten, was sie über die Maßnahmen sagten, recht. Das gesagt zu haben, reichte, um sie medial und sozial zu vernichten. Und jetzt?
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Seltsam, daß Foucault zwar von der Lust am Wissen spricht, nicht aber über diese Lust und was sie treibt.
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Natürlich geht eine alte Frau, die sich fein kleidet, durch die Gassen Venedigs, weil sie angeschaut werden will. Sie will noch einmal das Leben spüren, das Leben der Lust. Aber wer küßt sie, damit sie in diesem einen Kuß versammelt noch einmal alles spürt: Liebe, Begehren, Erfüllung. Das wäre ein wahrhaftes Geschenk. Aber der typische männliche Wille ist weder frei, sich einer schönen Frau zu entziehen noch einer alten Frau zu dienen. Deshalb ist er so läppisch.

Mittwoch, 1.Februar 2023

Thema Numero Eins - Wir reden und diskutieren über Sex im öffentlichen Rahmen und kontaminieren unser Denken mit den Argumenten öffentlich geführter Diskurse, was durchaus nicht das gleiche ist, wie zu sagen, der Diskurs ginge dem Geschlecht voraus und schon gar nicht, das körperliche Geschlecht ginge dem sprachlichen voraus. Die Sprache determiniert die Sprache der Geschlechter, mehr heißt es nicht.

Das Reden über Sex gehört in seinem Reiz dazu. Und es lebt vom Geheimnis. Es lebt vom Lüften der Geheimnisse. Es lebt vom Analysieren. Wenn der Genderismus die Eindeutigkeit der Geschlechter anheim stellt und ihre Zuordnung freistellen will, dann initiiert er einen steten Diskurs und nur dieser Diskurs ist ihm wichtig. Das ist es, was seine Kritiker nicht bemerken, wenn sie für das Männliche und Weibliche streiten. Ihre Streitlust ist Teil des Manövers.

Wer früher über Onanie diskutieren wollte, erreichte eines sicherlich nicht: Sie zu unterdrücken. Auch wenn es schwerfällt: Redet nicht Genderisten. Diskutiert nicht mit ihnen. Die moslemischen Schüler in den Grund- und Oberschulen machen es richtig: Sie lachen den Lehrer einfach aus. Und der steht so blöd da wie der Lehrer früher, der über Onanie reden wollte.

Wer auf Anhieb weiß, wo Palau genau liegt, darf herzlich über die Blödheit der Klimaaktivisten lachen, die zur besten Sendezeit Palau vier Milliarden Seelen zuteilen.

Sinnvoller wäre es, darüber nachzudenken, wieso Staatssender immer wieder auf Girlies zurückgreifen, wenn sie Klimapropaganda betreiben. Oder betreiben sie gar keine Propaganda fürs Klima, sondern nur für sich selber? Geht es überhaupt nur um den medialen Machtapparat und seine Erhaltung?

Informationen sind Waren. Girlies sind Waren, die hinter der Mattscheibe ausgestellt werden. Unverbraucht, dumm, Blick: tiefernst, Haltung: melancholisch (im Sinne Freuds). Welcher Autofahrer würde sie nicht für sich entkleben und zu sich nach Hause mitnehmen.

»Klimalolitas« – geschüttelt und gerührt entstehen hier sehr viele Worte zwischen Kitas und Klitoris.

Dienstag, 31.Januar 2023

Putin-Vergleiche - Im Umgang mit dem russischen Präsidenten Putin rächen sich dieser Tage so manche liebgewonnene politische Machtinstrumente. Eines davon, die Unvergleichbarkeit des Holocaust, fällt den Zeitgenossen geradezu auf die gemütlich im historischen Ohrensessel ausgestreckten Füße. Diesmal ist es Herr Winkler, ein, wenn man berücksichtigt, daß er SPD-Mitglied ist, nicht ganz schlechter Historiker. Gefragt, ob Putin mit Hitler vergleichbar sei, sagt er deutlich: Nein.

Immerhin erspart Winkler dem Leser den Hinweis, Vergleichbarkeit sei nicht Gleichsetzung, mit dem heute jeder Journalist aufwarten kann, ohne zu merken, was er da redet. Denn natürlich ist die Vergleichbarkeit immer schon ein Stück Gleichsetzung; schließlich wird niemand Äpfel mit Autos vergleichen, außer vielleicht in einer Satire. Dabei ist die politisch-polemische Dimension noch überhaupt nicht bedacht, die allein in der Nebeneinanderstellung entsteht.

Winkler beschränkt sich, er ist Wissenschaftler, auf das gute alte Verfahren der Argumentation. »Der russische Präsident wolle nicht die Juden ausrotten«, ist so ein Argument. Und der Leser soll wohl stillschweigend annehmen, die Juden wären hier nicht wörtlich gemeint, sondern eher im Sinne von: Putin wolle kein Volk ausrotten.

Kurz darauf bemerkt Winkler dann, der Krieg gegen die Ukraine trage »Züge eines Vernichtungskrieges«. Zur Erinnerung: Das Standardwerk zum Holocaust trägt den Titel: »Die Vernichtung der Europäischen Juden.«

Doch Winkler merkt nicht nur nicht, daß er sich eklatant widerspricht. Er merkt auch nicht, in welche Falle die Unvergleichbarkeit des Holocaust das aktuelle politische Handeln uns geführt hat. Denn falls Hitler unvergleichbar böse ist, kann es auch in Zukunft keinen Hitler mehr geben. Es geht hier für einen Moment nicht um die Fakten; es geht allein um das verhängte Denkverbot und seine Wirkung.

Wenn nämlich der Blick in die Zukunft Hitler ausblenden soll, dann können wir einen weiteren Hitler nicht erkennen. Also wird der Gedanke verboten, daß ein Politiker, der Europa so offen mit Atomkrieg droht, weil Europa sich entschlossen hat, einem Opfer Putins mit Waffenlieferungen beizuspringen, wie ein Hitler sei.

Und in welcher Kategorie läuft dann ein Politiker, der offen mit Atomschlägen droht, um seine Aggressionspolitik durchzusetzen? – Sicher handelt es sich nicht um einen Harry S. Truman, den US-Präsidenten im August 1945. Auf seinen Befehl hin wurden Hiroshima und Nagasaki zerstört, nur geschah das nicht in der Rolle des Erpressers. Das wäre der Fall gewesen, falls Truman Russland mit der Drohung unter Druck gesetzt hätte, Atomwaffen einzusetzen, über die nur die Vereinigten Staaten verfügten – ein Vorteil, den Washington nie ausgenutzt hat.

Putin ist anders. Er ist Gewaltmensch wie Hitler und neurotisch ist er auch noch. Weiter will er das Russische Reich in den Grenzen von 1945 wiederherstellen, also bis an die Elbe. Und in der Ukraine führt er einen Vernichtungskrieg gegen die Ukrainer. Kurz gesagt: Putin ist mit Hitler vergleichbar und wird nur mit den Atomwaffen der westlichen Alliierten davon abgehalten, so zu werden wie Hitler.

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Wenn Foucault das Geständnis als Weg der Macht in Zeiten der Aufklärung beschreibt, erhält das »Coming Out«, dieses öffentlichwirksame Sexualisierungs-Ritual, eine völlig neue und ganz offenbar treffende Bedeutung. »Aufklärung«, »Befreiung« und »unendliche Wollust« heißt der Dreischritt der Moderne, wenn sie sich der Macht unterwirft.
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Venedig wird niemals vertraut und hüllt zugleich in die Wohligkeit seiner Schönheit ein. Ein einziges, ewiges Erstes-Mal.

Montag, 30.Januar 2023

Der Kreter, der lügen muss - Da debattiert jemand über Seiten mit Deterministen, die meinen, alles sei vorherbestimmt und geregelt durch Weltgesetze. Daß ihre eigene Antwort auf die Frage – welche Frage eigentlich? – ebenfalls vorbestimmt ist – also eigentlich gar keine Frage ist –, scheint ihnen nicht eine Sekunde in den Sinn zu steigen.

Ach, die gute alte Selbstbezüglichkeit. Der Kreter, der nichts allgemeingültiges über die Kreter sagen darf, der Mathematiker, der nichts über die gesamte Mathematik sagen darf. So schleichen sich Psychosen in die harten Wissenschaften des Geistes. Am Ende haben sie über alles etwas gesagt und manches stimmt eben nicht oder es fehlt noch etwas. Selbstbewußtsein entsteht eben am Widerspruch oder am endlosen Band der niemals vollständig bewiesenen Sätze.

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Jetzt fürchten alle, Putin könne mit seiner geplanten Offensive früher als gedacht, beginnen. Und keiner merkt, daß die versprochenen Panzer, ohne auch nur einen einzigen Schuss abgefeuert zu haben, Putin in eine Falle locken. Denn wenn irgendwas schiefgeht, dann sind es verfrühte militärische Offensiven. Die Russen haben sich vor einem Jahr selbst nach umfangreichen Vorbereitungen komplett verzettelt. Wie das gegen vorbereitete Ukrainer ausgeht, kann man sich denken. Zumal Putin in der Schlacht um Bachmut jetzt seine Fallschirmjäger einsetzen soll, die erschöpfte Wagner-Söldner ersetzen. Sollten die Russen tatsächlich ihre Eliteeinheiten in einem Kampf um diese Kleinstadt verheizen, dann müssen sie wirklich fertig sein.
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Foucault spricht von einer »Polizei des Sexes«. Und davon, daß die Macht sich aufgeschäumter Krankheiten bedient, um den Sex in Griff zu bekommen. Oder sollte man nicht besser sagen: Um den Bürger am Haken »Sex« an Land zu ziehen? – Eine EU-Präsidentin, die von Liebe spricht, sollte jedem Bürger verdächtig vorkommen, insbesondere wenn sie von einer Liebe spricht, sieben Kinder hat und beruflich für den Staatsapparat unterwegs ist. Und eine Innenministerin, die aussieht wie eine Orange Mitte Februar, die sogar von »einer Liebe« propagandiert, erst recht. Foucault benennt die Macht nicht ein einziges Mal konkret, so daß er sich liest, als hätte Yoda nachgedacht.

Hier, in Politikern, die von Liebe reden, um Herrschaft über Jugendlichen mit einer Geschlechtsirritation zu erlangen, findet das Wort von der Macht seine Bedeutung.

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Manchnmal ist es sinnvoll, ein Wort ohne eine Bedeutung zu lassen. Es findet sie später von selber.

Sonntag, 29.Januar 2023

Der Tod nach Venedig - Venedig, Stadt in die man nie bewußt das letzte Mal fährt, so lange man den Zeitpunkt seines Todes nicht kennt, und sei es auch nur, um zu sehen, ob sie wirklich die schönste ist in allen Ländern. Das Grau in Wasser und Himmel verdient einen halben Tag des Nachdenkens. Dann über das hervorhebende Grau im Dach von »San Marco« erstaunt, dessen metaphernde Wellen im Sommerlicht die Oberkante des Dogenpalast nur wenig überspülen. Jetzt, Ende Januar, überragt der Dom seine Umgebung mit klarem Kontrast. Meer, Dach, Himmel - drei Grau.

Plötzlich steht draußen »Venezia Mestre«. Wo ich »Verona Porta Negra« erwartete sind wir fast am Ziel. Freude, schon so weit zu sein, wie in einem erfüllten Wunschtraum. Geglückte Überraschung. Wenn mal diese Freude nicht signalisiert, es möge schneller vorbei sein.

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Wieso sprechen wir vom »Kolonialismus«, wenn wir nur den »europäischen Kolonialismus« meinen? Und wieso wird nur Europa kritisiert, wo doch die europäischen Kolonialisten die bis heute ersten und einzigen waren, die ihren Kolonialismus geißelten? Beginnend mit den Mönchen, die an Cortez nichts gutes ließen bis zu den woken Weibern, die sich einen Neger zur Brust nehmen; nur daß die Mönche, vielleicht weil sie einen wichtigen Baustein kirchlicher Macht darstellten, es ehrlich meinten, wohingegen die zumeist hässlichen Weiber ihre Wut austoben wollen, ihre Wut über das Schicksal, das es nicht gut mit ihnen meinte, äußerlich, meine ich.
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Noch immer kann mir keiner erklären, was die Grünen antreibt, die Ukraine militärisch zu unterstützen. Die Putinanhänger machen es einem da zumindest vordergründig leicht. Es sei denn, es ist bei beiden Gruppen die Dummheit gepaart mit Machtgier; bislang die plausibelste Erklärung. Grüne und AfD gieren nach Wählerstimmen. Die AfD erntet bei den weiterhin friedensversessenen Linken und die Grünen ernten bei den kriegsbereiten Linken.

Freitag, 27.Januar 2023

Holocaustgedenktag - Tag des Holocaustgedenkens. Wieder einmal, greifen die Falschen nach den jüdischen Opfern und saugen sie aus. Bestimmen darüber, wer erinnern darf und wer nicht. Erinnerung als Ritual und Bindematerial.

Grotesk, wenn ausgerechnet die nach Moskau gewandte deutsche Rechte sich immer schneller der Worte der Grünen von der sogenannten Friedensbewegung bedient. Und die Verblendung ist so vollkommen, daß sie es wirklich nicht merken und noch stolz darauf sind, über ein Plakat mit dem Hinweis, die Wahl der AfD sei wie die Wahl der NSDAP 1933 kleben: Das sagen die, die heute zu den Waffen rufen wie die von 1914. Beides ist Unsinn. Unsinn – eine falsche Kategorie in der Politik.

Das Gleiche bei Foucault, der, ohne es selber zu wirklich zu wissen, die falsche Liberalität der Moderne beschreibt. »Unsere Epoche war die Wegbereiterin sexueller Heterogenität«, schreibt er unter dem Untertitel »Die Einpflanzung von Perversion«. Und dann spricht er von einer »Heraushebung einer spezifischen Dimension der ›Widernatur‹«. Wer Beschreibungen des Heute sucht, wird bei ihm fündig. Andere als seine Wendungen könnten kaum treffender sein: »Auftauchen peripherer Sexualitäten«, »Gesellschaft der blühendsten Perversionen«, »Familie der Perversen«.

Foucault ist ein lausiger Empiriker. Aber er ist eben kein Positivist. Seine Gedanken sind freischwebend und auf heute – zufällig? – absolut passend. Die ganze Genderei ist nur eine weitere Stufe der Machtentfaltung durch den Dauerdiskurs über Sex. So gelesen wird Foucault ebenso wie Agamben zu einem Denker der politischen Rechten. Beide weisen Wege, die Machtentfaltung der politischen Linken auf ihren Wegen und mit ihren Strategien zu erfassen. Falls denn jemand dieses Begriffspaar noch braucht und nicht gleich zu Schmitt zurückkehrt und das weitere Denken in den Kategorien Freund und Feind, jeweils auswechselbar, laufen und sich entfalten lässt.

Ein ewiges Bäumchen-Wechsel-Dich, gut erfasst in der Formulierung »Rot-Grüne Rassenlehre«, über die die Innenministerin so erbost ist.

Donnerstag, 26.Januar 2023

Messerbürgerkrieg - Die Presse ist voll mit dem mörderischen Angriff eines Arabers in einem Regionalzug in Norddeutschland. Zwei Tage Aufregung und dann werden die Politiker wieder Rechte verfolgen und die eingeschleusten Araber machen lassen, wie es ihnen gefällt.

Wahrscheinlich ist aus der ideologischen Verbindung mit diesen Terroristen längst Angst vor dem Schaden geworden, den das Eingeständnis einer falschen Politik bewirkte. Instinktiv fühlt wohl jeder von diesen verbohrten Grünen und Sozialdemokraten, daß dieser Krieg verloren ist. Die haben den Teufel ins Land gelassen und nun beißt er ihnen die Hand ab. »Du wußtest, daß ich eine Schlange bin«, schallt es still durchs Land. Auch dieser sogenannte Palästinenser ist ein Mörder. Nicht der erste. Und nicht der letzte.

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Was macht dieses Land so schwer erträglich? Die Verblendung? Die Blödheit? Wenn gestern in einem rechten Portal ein Putinanhänger witzig sein will und ausführt, das Mittel des IQ sämtlicher Regierungsmitglieder läge noch unter der mittleren Temperatur an der russischen Südpolstation »Wostok«. – Dumm, wenn man zu dämlich ist, seine eigenen polemischen Bilder zu Ende zu denken. Bekanntlich gibt es keine negativen Werte für den IQ. Aber es ist ein schönes Beispiel, wie man nicht formulieren sollte. Immerhin.

Schon amüsant, Rechte reden zu hören wie die Grünen 1980 und die Grünen zu hören, wenn die Grünen reden wie die Rechte vor hundert Jahren. Die Panzerlieferungen sind unbedingt richtig. Aber Hofreiter kann mich mit seinem Geschrei nicht überzeugen.

Mittwoch, 25.Januar 2023

Wettrennen - Putin hat das Wettrennen um Scholz verloren. Die SPD stimmt der Lieferung von Panzern des Typs Leopard 2 zu und kann Ihre Politik des feigen Hinhaltens nicht mehr länger beibehalten; schlimm genug, daß ihr das so lange gelang. Wäre Putin nur etwas erfolgreicher gewesen, dann hätte die SPD weiter verzögert und die Russen könnten die Ukraine früher oder später kassieren und kein Sozialdemokrat würde groß etwas machen. So aber haben die Waffen gesprochen und Europa und die Ukraine haben gewonnen.

Wurde Scholz vom polnischen Ministerpräsidenten bloßgestellt? - Im gewissen Sinne. Denn die SPD, als Partei mit der großen Klappe, muss von der Bemerkung »Europa und die Ukraine gewinnen den Krieg – mit oder ohne Deutschland«, getroffen sein, auch wenn diese Partei Feigheit als Einwand nicht gelten lässt, schließlich ist sie immer feige gewesen.

Jetzt gilt es, die entsprechend ausgerüsteten schnellen ukrainischen Verbände zu schaffen. US-Ausbilder gibt es genug. Stoßen die Ukrainer erst einmal bis zum Asowschen Meer durch, dann hängt das westlich anschließende Gebiet in der Luft und die Nachschubwege zur Krim liegen unter Feuer. Die Befreiung des Donbas ist wäre eine Frage der Zeit.

Weißrussland wird nach dem »Ja« des Westens zu umfassenden Panzerlieferungen keinen Angriff mehr wagen, da die polnischen Panzerverbände an ihrer rechten bzw. westlichen Flanke nur darauf lauern, ihnen den Garaus zu machen. Man kann sagen: Seit 1905 wurde Russland militärisch nicht mehr dermaßen gedemütigt. Nach einem Sieg über Russland wächst mit der Einheit Polen und Ukraine ein neues Machtzentrum in Europa heran. Die EU wird in Zukunft sehr viel kleinlauter werden.

Natürlich sind die Medien wieder einmal voll mit dem üblichen kleinlauten Gerede. Zitat aus der Welt: »Weder Warschau noch Riga können im Zweifelsfall einen russischen Vorstoß auf Nato-Gebiet abwehren – nur die Amerikaner sind dazu in der Lage.« – Lesen diese Leute keine Zeitung? Genau das hat man von der Ukraine auch gedacht. Eigentlich sollten Jounalisten langsam verstanden haben, daß kriegerische Ereignisse nicht so leicht vorhersehbar sind. Niemand gab 1948 einen Pfifferling auf Israel, niemand 1965 auf Vietnam und eben niemand 2022 auf die Ukraine. Nur mal zur Erinnerung: Europa hat 500 Millionen Einwohner und eine enorme Wirtschaftskraft. In militärische Kraft umgewandelt, wäre es sehr schnell eine Großmacht. Allerdings nicht unter von der Leyen.

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Ständig über »Sex« reden, verinnerlicht die Macht – so Foucault und das auch zu recht. Ständig über »Gender« reden, verinnerlicht die Macht dann aber ebenfalls. Welche Macht? – Das ist die falsche Frage.

Die richtige Frage lautet: Was bewegt die mittels der steten Rede von »One Love« mühsam unter der Decke gehaltene staatliche Anweisung zum gesünderen Sex in uns. Was heißt es, wenn jetzt schon EU-Präsidenten zur Befreiung der Sexualität aufrufen, als wäre das nicht Sache des Einzelnen. Sie, diese Dauerrede, führt zu Austauschbarkeit und Beliebigkeit, folglich zu Konsum und mehr Konsum. Das wäre das eine.

Aber sie führt in ihrer kruden Symbolik von Gendersternchen, Unter- und Bindestrichen zur Technisierung der Sprache. Remove Schüler*innen löscht alle Geschlechter, wissen die Älteren noch und die neueren Bediener von Linux auch heute. Ein digitaler Diskurs macht sich in unseren Hirnen breit und wir digitalisieren buchstäblich von Innen. Auch so kann man Foucault lesen.

Denn die Grundidee ist richtig: Der Diskurs fängt uns ein. Er macht aus »Sex« schlussendlich »Gender«. Abschied vom Körper und seinem Einfluss und von seiner Abhängigkeit.

Dienstag, 24.Januar 2023

Sprachlose Geschlechter - Saussure betont die gesprochene Sprache gegenüber der Schrift. – Ist die Schrift überhaupt Sprache? – Wenn das aber so ist, wenn Schrift sich grundlegend von Sprache unterscheidet, dann sollte unsere Sorge um die Sprache angesichts der Angriffe durch den Genderismus sich etwas beruhigen. Denn nur in der Schrift tobt er sich mit seinen Lächerlichkeiten aus. Niemand spricht glucksend und wer es macht, macht sich gleich doppelt lächerlich: Durch seinen Gehorsam, denn wie Gehorchen klingt es, und durch seine offenkundige Unfähigkeit, angemessen zu sprechen. Es kommt ja auch niemand auf die Idee, eine Verwaltungsvorschrift laut vorzulesen, außer er will sich lächerlich machen.

Der Genderismus bewegt sich ausnahmslos auf der schriftlichen Ebene, greift aber nicht auf die Sprache über.

Der Genderismus wird irgendwann still und heimlich verschwunden sein. Wie alle Versuche, 3D-Techniken im Film einzuführen. Filme kommen von Bildern und die brauchen keine dritte Dimension. Sie ist lächerlich, weil sie Augen und Hirn nicht zutraut, diese Dimension selber zu schaffen. Beide sind unterfordert und wie könnte das zu gutem Kino führen.

Montag, 23.Januar 2023

Rechte Putinversteher - Auf einer der AfD nahestehenden online-Plattform angegiftet zu werden, weil man die Ukraine unterstützt, hat schon was seltsames. Was geht in diesen Politikern vor, daß sie sich als unterdrückte Meinung verstehen, selbst aber keinen Deut besser sind? Daß jemand andere Meinungen unterdrückt, mag ja angehen, ist immer im gewissen Sinne – »Politik ist das Denken in Freund und Feind« – durchaus verständlich. Aber in diese Richtung machen, was man in der anderen Richtung verdammt, das hat schizophrene Züge. So wie jetzt viele deutsche Rechte Moskau anhimmeln. Sind die Verbrechen an Deutschland schon vergessen? Die Vergewaltigungen? Vertreibungen?

Dieses Tollhaus wird nur noch von den Grünen übertroffen. Sie liegen ja richtig mit ihren Forderungen – aber was ist in ihren Köpfen passiert? Ist Macht doch automatisch mit einem affirmativen Verhältnis zur Gewalt verbunden? Das wäre eine Psychostudie wert. Auch die Hippies von 1968 sollen ja in Vietnam die Rache für die Niederlage ihrer Väter gesehen haben. Absurd, aber plausibel.

Heute vor 80 Jahren brach die letzte Woche des Kessels von Stalingrad an. In den Medien erscheinen die ersten Erinnerungen. Das übliche triste Jammern, wie es schon bei den Nazis einen Tag nach Ende der Schlacht angestimmt wurde, nur mit umgekehrten ideologischen Vorzeichen, aber so oder so passend zu Bruckners zweitem Satz aus der Siebenten oder dem Trauermarsch aus der »Eroica«. Fachmilitärisches suche ich vergebens. Aber vielleicht kann es das auch nicht mehr geben ohne neue Erkenntnisse.

Sonntag, 22.Januar 2023

Mach mir den Leoparden - Die Diskussionen um den Leopard 2 nehmen langsam groteske Züge an. Die SPD ziert sich, die Grünen spritzen gleich ab und die FDP kümmert sich lieber um die Regenbogenfamilie. Oder will die SPD sich nur Bitten lassen? Genießen hier einige gerade das Gefühl, über eine begehrte deutsche Technologie zu verfügen? Und wohl für lange Zeit das letzte Mal. Also der Leo 2 als eine Art technische Tor-Schluss-Panik der Bundesregierung.

Am Ende macht der Leopard womöglich den Marder. Der Leo 2 wurde ja bereits unter kriegsähnlichen Bedingungen eingesetzt; von der Türkei in Nordsyrien. Allerdings mit nur mäßigem Erfolg, was aber wohl an der hasenfüßigen türkischen Infanterie lag. In der Berliner Innenstadt Rennen fahren, ist eben was anderes. Kein Kebab-Schnippler will, verständlicherweise, für Erdogan sterben.

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Nein, Lehrer verängstigen Schüler nicht. Aber sie verletzen unter Umständen ihre Schamgefühle.

Das gilt auch umgekehrt. Wer Lampenfieber hat, vor einer Klasse nicht reden will, Vorträge meidet, der verspürt keine Angst, sondern sieht seine Scham bedroht. Adam und Eva aßen vom Baum der Erkenntnis bedeutet, sie aßen vom Baum der Erkenntnis ihres Unwissens; eine geradezu sokratische Wendung.

Wenn wir jemandem gegenübertreten und besorgt sind, Unsinniges zu sagen oder uns zu irren, dann unterscheidet sich diese Sorge von der Angst oder meinetwegen auch der Furcht, überfallen zu werden. Wir haben Sorge, nackt dazustehen, entblößt vom schützenden Wissen. Es ist keine Empfindung, die sich auf die Verletzung des Körpers bezieht, auch wenn wir vom verletzten Schamgefühl reden; diese Wendung ist lediglich eine Metapher. Der Geist gerät unter Druck.

Von hier aus erscheint Freuds Bemerkung, Schamlosigkeit sei die erste Stufe zum Schwachsinn, in einem anderen Licht. Schwachsinn meint plötzlich schwach im intellektuellen Sinne.

Der Lehrer muss, um erfolgreich zu sein, das Schamgefühl seiner Schüler ansprechen. Kommt daher die Erotik des Unterrichtens?

Samstag, 21.Januar 2023

Grammatik, schwer gemacht - In einem Gespräch berichtet der Redenschreiber Emanuel Macrons, Sylvain Fort, von einem bemerkenswerten Niedergang in Frankreich: Kaum jemand ist dort noch bereit, die Sprache des großen östlichen Nachbarn zu lernen. Deutsch ist immer unbeliebter. In Paris gibt es, wie er enttäuscht feststellt, nicht einmal mehr einen deutschen Buchladen.

Fort gehört zu den heute seltenen Exemplaren im Dunstkreis der Politik, die nicht nur ein leidenschaftliches Interesse an Kultur pflegen; er begeistert sich auch für Wirtschaft und militärische Fragen, arbeitet an einem »Liebeslexikon der französischen Armee«, übersetzt aus dem Alt-Griechischen und schätzt die deutsche Sprache. Was will man mehr. Kaum vorstellbar, daß sich in den quotierten deutschen politischen Vereinen so jemand lange hielte.

Mittlerweile hat Fort das Umfeld der französischen Regierung wieder verlassen – und kann offener sprechen. Etwa über den Niedergang der deutschen Sprache in Frankreich. Sie wird nicht mehr unterrichtet und die Zeiten, als ich in Frankreich mit Englisch nicht weit kam, weil die meisten Franzosen zu meiner Überraschung lieber Deutsch sprachen als Englisch, sind wohl vorbei.

Das bliebe alles im Rahmen der üblichen Trauer über den kulturellen Niedergang, der ja ohne Frage stattfindet, wenn Fort nicht auf die genauen Gründe eingehen würde. Und die sind leicht zu benennen: Das Deutsche gilt vielen Franzosen als zu schwierig und daher als elitär. Und elitär ist heute nicht angesagt. Auch in Paris wird die einfache Sprache bevorzugt; also Ausdrucksweisen, bei denen sich Politiker insbesondere aus dem linken und grünen Lager immer noch schlau vorkommen dürfen.

Und dann nennt Fort in wenigen Sätze die zentralen Gründe für den sprachlichen Niedergang. Lehrer und Schüler vermeiden die Zumutungen grammatikalischer Strenge, insbesondere die deutsche Grammatik, »die eine gewisse intellektuelle Disziplin voraussetzt«. Überraschend und richtig ist der Sprung, den Fort macht: »Jüngstes Opfer dieser Politik in Frankreich ist die Mathematik. Wir haben es mit einem sagenhaften Misstrauen gegenüber allen Fächern zu tun, die intellektuelle Sorgfalt und Anstrengung erfordern und die man objektiv beurteilen kann. Die Grammatik ist etwas Objektives. Da kann man nicht schummeln. Ein Satz ist entweder richtig oder falsch. So wird Stein für Stein der alte Exzellenzanspruch abgebaut. Nur bleibt am Ende gar nichts mehr übrig.«

Einmal mehr zeigt sich: Die Sprache und dort die Grammatik bestimmt unsere Fähigkeit, tiefer zu denken. Sicher, auch der Wortschatz hat seine Bedeutung. Aber das Einstimmen des Geistes auf ein Regelwerk vermittelt die Sprache. Und es würde mich nicht wundern, wenn das elende Gendern genau aus diesem Grund von den dürftigen Zeitgenossen so sehr präferiert wird. Wo eine Hochsprache mit dem generischen Maskulin ihre Verbeugung vorm abstrakten Denken macht, sabbern linguistische Dumpfbacken Stammwortlisten mit variablen Endungen über alle Gedanken.

Mathematiker wissen: Ein Beweis hat eine Ästhetik und die folgt vor allem einem Grundsatz: Je kürzer umso ergiebiger, umso fülliger, um so aussagekräftiger. Nur so bilden grammatikalische Struktur und logischer Inhalt eine wirkliche Einheit.

Freitag, 20.Januar 2023

Die Augen weit geschlossen - »Eyes Wide Shut« erzählt: Das Leben teilt sich in zwei Abschnitte: In dem es unendlich scheint und in dem es zu Ende geht. Manche riskieren nur in der ersten Hälfte alles, manche in der zweiten. Aber kann man in der ersten von Risiko sprechen? Wissen Götter überhaupt, was ein Risiko ist? Aber eigentlich unterteilt sich alles Erleben in diese Hälften, die eine Kette bilden.

Viele Medien fragen gerade nach der Bedeutung von Lützerath und des Auftritts der »Ikonen« Neubauer und Thunberg. Inszeniert sah es ja aus. Doch warum? Was soll samit gesagt oder gezeigt werden, daß die Grünen Polizei, Demonstranten und Unternehmen in eins sind? Es ist doch sehr viel eher das Ergebnis einer längeren Entwicklung, die Politiker aus diesen Kreisen an die Macht gespült hat. Am Ende dieser Entwicklung treten dann bestimmte Figuren an bestimmten Plätzen auf. Die Grünen haben sich an die Schaltstellen der Macht bugsiert – und das mit 14 Prozent. Es ist die reine mediale Macht, wie man beim plötzlichen Sturz von Frau Baerbock vor eineinhalb Jahren sehen konnte. Schillernd sind nicht die Grünen, sondern die Medien, von denen niemand sagen kann, wen sie morgen mögen. Ihre Währung ist die Aufmerksamkeit. Und die vergeht wie der Reiz des anderen.

Donnerstag, 19.Januar 2023

Die Wahrheit liegt auf dem Schlachtfeld - Das wird den Putin-Verstehern nicht gefallen: Einer ihrer beliebtesten Zeugen, Henry Kissinger, wechselt die Seite. Der ehemalige Außenminister der USA gehört ja schon seit Jahren in diese seltsame Kategorie von politischen Exoten, die eine eigene Meinung haben und die immer mal wieder zum besten geben. Peter Scholl-Latour war auf seine Weise ähnlich. Todenhöfer würde ich auch dazu zählen. Immer wieder kam ein klein wenig Weisheit heraus, etwa wenn Scholl-Latour darauf hinweist, daß »wer halb Kalkutta aufnimmt, nicht etwa Kalkutta hilft, sondern selbst zu Kalkutta wird!«

Kissinger, der sich nicht zu eitel war, den Friedensnobelpreis anzunehmen, weil er den Rückzug der USA aus Vietnam ausgehandelt hatte, hat für die Ukraine einen einfachen Vorschlag, um mit den Russen Verhandlungen aufzunehmen: Die Russen ziehen sich aus allen Gebieten außer der Krim zurück und dafür wird die Annektion der Krim akzeptiert.

Bleibt die Frage: Wie die Verhandlungen eröffnen, ohne mit diesem Vorschlag als im Grunde Forderung hineinzugehen? Denn Verhandlungen bedeutet ja, an einigen Stellen Kompromisse zu machen. Da bleibt nicht viel anderes, als alles zu fordern und dann die Krim zu opfern. Kann Russland damit in Verhandlungen eintreten? Warum nicht. Es wird seinerseits den Donbas fordern und sich mit der Krim zufriedengeben.

Aber will Kiew das? Wenn, was so gut wie sicher ist, demnächst zunächst weitere Schützenpanzer und dann schwere Panzer aus dem Westen anrollen, wird die Position der Ukraine deutlich gestärkt. Und gegen schnelle Panzervorstöße helfen den russischen Militärs auch die umfangreichsten Einberufungen nichts. Die Reservisten wandern anschließend von der Einberufungsstelle direkt in die Gefangenschaft – oder in den Tod.

Wieder einmal wird über die Wahrheit auf dem Schlachtfeld entschieden. Und Bachmut haben die Russen noch immer nicht eingenommen. Stalingrad 1942 lässt grüßen.

Dienstag, 17.Januar 2023

Multidirektionales Herumstochern - Mitunter trifft einen das Glück, die Betrüger bei der Arbeit zu sehen. Was im wissenschaftlichen, oder sollte ich sagen pseudowissenschaftlichen Leben bedeutet, daß jemand sich genau gibt und tatsächlich die Hälfte weglässt, die ihm nicht passt. Ein gewisser Michael Rothberg hat eine Arbeit über »Multidirektionale Erinnerungen« verfasst, in der die Ermordung der europäischen Juden mit dem europäischen Imperialismus in einen Topf geworfen wird und das mit Rückgriff auf Hannah Arendts Studie über die Elemente totaler Herrschaft, die bis heute wegweisend ist.

Wie jeder woke Politologe ist Rothberg kräftig bemüht, überall Rassismus zu finden, so auch bei Arendt. Und als Arendt in einer Passage die afrikanische Welt beim Eintreffen der Europäer beschreibt, scheint er fündig geworden zu sein: »Was sie (die Schwarzen) von anderen Menschen unterschied, war keineswegs ihre Hautfarbe, sondern die Tatsache, daß sie sich wie ein Teil der Natur verhielten, daß sie die Natur wie ihren unbestrittenen Herren behandelten, daß sie keine menschliche Welt, daß sie keine menschliche Realität geschaffen hatten, und daß daher die Natur in ihrer ganzen Majestät die einzige überwältigende Realität geblieben war, im Vergleich zu der sie als Phantome, unwirklich und geisterhaft erschienen.«

Diese durchaus nachvollziehbare Beschreibung dient bei Arendt einem Zweck: In dieser Rohheit Afrikas sieht Arendt bereits die Realität der Konzentrations- und Vernichtungslager angekündigt. Was natürlich eine bemerkenswerte Verbindungslinie zur Vernichtung in den Lagern im modernsten Jahrhundert und den archaischen Lebensweisen im Afrika der Jahrhundertwende zieht. Und die passt Rothberg nicht.

Also was macht dieser Pseudowissenschaftler? – Er belässt es bei der zitierten Passage, die er sogar mit einer eigenen Übersetzung versieht, echauffiert sich darüber, daß die jüdische Philosophin von den Schwarzen als unwirklichen und geisterhaften Phantomen spricht, und übergeht den folgenden Abschnitt bei Arendt, in dem sie zum Kolonialismus mehr beizutragen hat, als Rothberg in seiner ganzen Arbeit.

Denn Arendt verweist im unmittelbar folgenden Satz darauf, dass die Vernichtung anderer Stämme von jeher Teil der Geschichte Afrikas waren; Fakten, die jedem bekannt sind, der sich mit den Machtkämpfen auf dem Schwarzen Kontinent beschäftigt.

Auch zur Sklaverei hat Arendt eine klare Ansicht: »Slavery in the case of the Boers was a form of adjustment of a European people to a black race, and only superficially resembles those historical instances when it had been a result of conquest or slave trade.« [Origins, 251] Kurz gesagt: Die Sklaverei hatte eigentlich afrikanische Wurzeln! Die Europäer passten sich den Schwarzen lediglich an. Darüber kann man natürlich streiten. Aber in keinem Fall ist es erlaubt, diese Sätze, die dem Zitat, wie gesagt, unmittelbar folgen, zu unterschlagen.

Zumal dem Leser ein auf heute leicht übertragbarer Gedanke vorenthalten wird. Über die Buren schreibt Arendt zwei Absätze später: »The Boers were the first European group to become completely alienated from the pride which Western man felt in living in a world created and fabricated by himself.« [Origins, 252] Auf heute übertragen könnte man mit Hannah Arendt sagen: Dieser Stolz auf die eigene Leistung zeichnet den Europäer vor dem Schwarzafrikaner aus.

Und damit trifft sie einen Kern der heutigen Entwicklung gerade in Deutschland: Ein Blick etwa auf das »Bürgergeld« und die Gratisleistungen für Migranten zeigt diese »Errungenschaften« als das Gegenteil des Stolzes auf die eigene Leistung. Und wenn man liest, wie Arendt die Gesellschaft Südafrikas beschreibt: »lack of initiative, laziness, neglet of tools, general inefficiency«, – »Mangel an Initiative, Faulheit, Vernachlässigung der Werkzeuge, generelle Ineffizienz«, – dann fühlt man sich an Deutschland heute erinnert.

Samstag, 14.Januar 2023

Gendergerechte Selektion - Es ist mir zum ersten Mal vor einigen Monaten begegnet und ich habe mich, ohne den Grund zu kennen, angewidert abgewendet. In einem Buch über die Berliner Ringbahn war ich im Zusammenhang ihrer Ermordung auf die Bezeichnung »Juden und Jüdinnen« für die ermordeten europäischen Juden gestoßen. Nun finde ich diese schreckliche Wendung erneut, diesmal in einem Band über sogenannte »multidirektionale Erinnerungen«, der in seiner Belanglosigkeit eigentlich keine Erwähung verdiente und erst von einer Metaperspektive aus interessant wird, weil er nicht nur ein Paradebeispiel akademischer Eitelkeit liefert, sondern mehr über den Genderismus verrät, als dem Autor recht sein dürfte.

Auf gefühlt jeder Seite fällt dieses »Juden und Jüdinnen« mir ins Auge, von dem ich, zugegeben, nicht weiß, ob er auch im englischen Original eine Entsprechnung hat. Halb einverständig blinzelnd, halb drohend, bringt es den Genderismus in seiner tiefsten Form an die sprachliche Oberfläche, tiefer als es »Schüler und Schülerinnen«, »Lehrer und Lehrerinnen« je könnten, die ja nicht einmal mehr die Anstregung einer humoristischen Ergänzung verdienen und nur dann zum Lachen anregen, wenn eine auf ihren Zeitgeist stolze Hausfrau sie auf einer Elternversammlung zitiert und nach dem dritten Aussprechen mit »SuS« oder »LuL« abkürzen muss, was misslingt, weil sie Luft für »Lehrer und Lehrerinnen« eingesaugt hat, diesen langen Atem gar nicht mehr braucht und nur diese Einzelzeichen wie einen Morsecode eilig hinwirft, wo sie doch gendergerechte Tiefe ausdrücken wollte; eine völlig neue Form des Aus-der-Puste-Geratens entsteht so als Rache der Sprache an Ideologen, die sie missbrauchen.

»Juden und Jüdinnen« ist anders als »Lehrer in Lehrerinnen« oder »Schüler und Schülerinnen«, wie ich erst nach und nach zwischen den Zeilen feststellen konnte, wenn ich mir die Wendung vorbuchstabierte. Bei jeder Begegnung versuchte ich, das Skandalöse dieser Umschreibung emotional und dann in Worte zu fassen, was nicht gleich gelang, weil die genderierte Wendung ihren Kern im »und« auf perfide Weise verdeckte.

Dieses »und« hat ja im Deutschen ohnehin eine seltsame Art, das Gegenteil von dem zu bedeuten, was es sagen will; die elementarste Mengenlehre verrät es. Wer die Elemente aus einer Menge und einer anderen Menge vereint, erhält eine größere Menge; wer aber die Elemente aus einer Menge nimmt, die in dieser und einer anderen sind, wird weniger als vorher erhalten. Ein Wort, zwei gegenläufige Bedeutungen.

Das »und« zwischen »Juden« und »Jüdinnen« führt zu einer dritten Bedeutung: Die beiden Gruppen werden getrennt. Wo das generische Maskulinum ein Band um die Kinder Israels legt, schafft die Separierung in »Juden« und »Jüdinnen« eine Lücke zwischen den beiden Geschlechtern. Schlimmer! Die jüdischen Frauen werden von allen anderen Juden abgesondert und in eine eigene Ecke gestellt. Das bewirkt zwar auch das »und« zwischen »Lehrer und Lehrerinnen« bereits, weil wir mit »Lehrer« alle Lehrer benennen und daher in »Lehrer und Lehrerinnen« nach dem ersten Wort eigentlich schon alles gesagt ist. Was später kommt zählt im Grunde nicht mehr. Nur ist diese Trennung an dieser Stelle perfide. Das »und«, das für gewöhnlich Gemeinsamkeit schafft, reißt in »Juden und Jüdinnen« die Opfer, die ihre letzten schrecklichen Stunden vielleicht gemeinsam verbrachten, auf einer linguistischen Rampe zuletzt auseinander.

Freitag, 13.Januar 2023

Gesichtsüberzüge - Beim Betrachten der Gesichter von Politikern geht mir immer wieder durch den Kopf, wie selbstverständlich vor 200 Jahren nach der Physiognomie gefragt und über sie nachgedacht wurde. Heute riskiert man dagegen mit der öffentlich angebrachten Frage: Was sagen die stieren Augen einer Claudia Roth? oder: Was sagt das Gesicht von Ricarda Lang über ihr Verhältnis zum Klima? eine Beleidigungsklage. Dabei wären das seitlich zuckenden Schmunzeln von Olaf Scholz oder die blassen Backen des Wladimir Putin durchaus Überlegungen wert. Im Gesicht von Karl Lauterbach ist, um ein Beispiel zu nehmen und ohne daß ich die beiden in irgendeine Nähe rücken wollte, immer das gehetzt-hetzerische eines Adolf Hitler zu sehen. Viktor Klemperer umschreibt diesen Typus mit einem Propagandawort aus der Sprache des Dritten Reichs: fanatisch. Lauterbach ist nicht etwa ängstlich, er ist fanatisch.

Aber ich will zum Anlass kommen, über den Ausdruck von Gesichtern aktueller Politiker nachzudenken. Seit gestern läuft ein Foto durch die Medien, das Luisa Neubauer mit drei Polizisten zeigt. Sie hängt in den sechs kräftigen Armen, die dabei sind, sie wegzutragen wie Eltern ihren trotzigen Nachwuchs - und nicht wie drei Männer eine junge Frau eben wegtragen könnten; diese Deutung verbietet ihr Blick, den so nicht einmal die käuflichste der Käuflichen aufsetzen würde und eine Amateurin schon gar nicht. Immer und überall setzt Fräulein Neugebauer diesen gleichen Gesichtsausdruck auf. Die absolut faltenlose Haut lässt sie jugendlich erscheinen; aber es ist eine alterslose Jugendlichkeit. Sie wird auch in 50 Jahren noch genauso glatt in die Kamera blicken. Wollte jemand beschreiben, wie sich ein ereignisloses Leben in die Gesichtszüge schreibt, hier böte sich ein Prachtexemplar. Und meine Leser merken: Das Wort Pracht passt nicht einmal in die Nähe dieser Aktivistin. Pracht und Luisa Neubauer ergeben kein Bild.

Aber ereignisloses Leben und Luisa Neubauer ergeben gleichfalls kein passendes Bild! Wie könnte ein Leben frei von Ereignissen sein, wenn man tagtäglich von Talks-Show zu Talks-Show, von Aktion zu Aktion herumgereicht wird? – Ein gute Frage. Die junge Frau mag ja ein Star sein und am Ziel aller pubertierenden Medienmägdchen angekommen sein. Trotzdem verrät ihr Gesicht jenseits aller Logik eine tiefe Unberührtheit von der Berühmtheit. Sie scheint es teilnahmslos gelassen zu nehmen, dieses Dasein als TV-Influencer. Ich wüßte Gemälde, auf denen Maria ähnlich ausdruckslos und gleichgültig zum Jesuskind schaut. Als wollte sie sagen: Schön, das ist jetzt also mein Kind. Und was soll ich nun tun?

Wurde Luisa Neubauer deshalb für die Figur der Retterin des Klimas gewählt? Denn mir soll keiner kommen, diese Figur sei nicht kreiert.

Ja, sie wirkt unschuldig. Sie wirkt so unschuldig, daß nicht einmal Charles Manson ihr hätte nachstellen wollen. Und als Sexy Sadie wäre sie ganz sicher nicht durchgegangen; auch wenn ich zugestehe, daß gerade in dieser einen Hinsicht ein Gesicht zuvor nichts verrät – und hinterher alles.

Aber über Politiker verrät ein Gesicht eine Menge. Und dieses nimmt sich fürchterlich ernst. Kaum vorstellbar, daß dieses Gesicht zwei Seiten kennte; eine freundliche zum betrogenen Wähler und eine zynische zum Betrüger. Einen Januskopf verträgt der aalglatte Hals dieses Fräuleins nicht. Man könnte das natürlich als ehrlich bezeichnen; wüßten wir nicht, daß Ehrlichkeit ohne die Möglichkeit des Betruges nichts Wert ist.

Ich nehme also an, daß es ist, wie bei den meisten Politikern aller Parteien: Sie haben einen ausgeprägten Instinkt für die Mittel der Macht, sind aber alles in allem fürchterlich dumm. Kaum einer hat die geistige Tiefe, das Spiel zu durchschauen. Warum auch, wenn er doch auch so gewinnen kann. Politiker sind zumindest heute eindimensionale Gestalten. So wie Luisa Neubauer. Nur eine dermaßen bemitleidenswert einfältige Figur wie sie schafft es, sich mit Hans Jonas Buch über das Prinzip Verantwortung ablichten zu lassen, während im Hintergrund Polizei aufmarschiert. Intellektuelle Eitelkeit in Reinform ist das. Denn das Gesicht von Luisa Neubauer mag auf die Banalität eines pickellosen Lebens hindeuten – sie will sich nachdenkend geben oder für das, was mancher so für nachdenklich hält. In Extremsituationen, versteht sich. Sie verliert nicht den Kopf. Indes auch das verrät ihr Gesicht: Luisa Neubauer denkt nicht nach. Denn faltenlos hat noch keiner gedacht.

Donnerstag, 12.Januar 2023

Rote Hungersnot - Wieso wird das Standardwerk von Anne Applebaum über den Völkermord Russlands an den Ukrainern in den Jahren 1932/33 mit »Roter Hunger« übersetzt? Der englische Titel lautet »Red Famine«, was fraglos »Rote Hungersnot« heißt. Und Roter Hunger und Rote Hungersnot sind nun wirklich etwas anderes. Ja, es meint geradezu das Gegenteil. Oder bezieht sich Roter Hunger auf die hungernden ukrainischen Bauern? Gibt es farblich unterschiedene Arten des Hungern? Ginge es nicht um dieses Geschehen könnte man sarkastisch werden.

Aber vielleicht ist es auch einfach der nächste Versuch, von diesem Völkermord, vom Holodomor, abzulenken, der weder den rechten Russland-Verstehern noch den linken Sozialismus-Verstehern ins Konzept passt. Die treiben ja gerade ein munteres Bäumchen-Wechsel-Dich Spiel. Hier soll der Sozialismus nichts mit der Sowjetunion zu schaffen haben, dort die Sowjetunion nichts mit Russland. Während also die russlandfreundliche Rechte die Kontamination ihres Russlands mit dem Sozialismus fürchtet, fürchtet die Linke die Kontamination ihres Sozialismus mit der Sowjetunion. Das würde erklären, warum die politische Linke in Deutschland gegen Moskau eingeschwenkt ist. So kann sie sich endgültig dieser Vergangenheit entledigen.

Fräulein Judith Butlers Gender-Trubeleien lesen sich wie das aufgeschlagene Unbewußte der Intellektuellen unserer Zeit. Der Genderismus als weiteres Produkt einer Zeit ohne Transzendenz und ihrer Versuche, endlich in der reinen Sprachwelt einen Ersatz zu finden. Ihr Versuch, dabei die Körperlichkeit in Sprachlichkeit aufzulösen und wieder zur Körperlichkeit zurückzukehren, verdienen einen Preis für den folgendreichsten intellektuellen Selbstbetrug der vergangenen 30 Jahre. Aber so ist das halt, wenn alte Jungfern ihre Kaffeekränzchengeschwätz für philosophisch-psychologischen Tiefsinn halten.

Mittwoch, 11.Januar 2023

Unwörter leben länger - Wieder einmal wurde das »Unwort des Jahres« bestimmt. Diese Wahl fiel wie zu erwarten wieder einmal auf einen Begriff, der im rechten politischen Raum aufgetaucht ist, um die Aktivisten der »Letzten Generation« zu bennenen, die sich zum Leidwesen vieler Bürger auf Straßen und Flugfeldern festkleben. Wer solche Kinder und Jugendliche und solche, die sich dafür halten, als Terroristen bezeichnet, nimmt also ein »Unwort« in den Mund.

Was diese Wortabstempler vergessen: Jedes Unwort steigert durch die Titulierung als solches noch seinen Wert. Aber vielleicht wissen die Herrschaften das ja auch und richten ihr Wahlergebnis ohnehin nur an das eigene politische Klientel, das diese Proteste für berechtigt hält und in aller Regel goutiert.

Trotzdem: Als Unwort ist »Klimaterrorist« nun linguistisch geadelt. Was zumindest den Aufwand spart, ständig ein neues Schimpfwort für die schrecklichen Bälger erfinden zu müssen. Also diese Spiralbewegung in Gang zu halten, wie sie zum Beispiel »Neger« durchlaufen hat und noch durchläuft. Erst das stillschweigende Verbot hat es zu dem gemacht, was es vorher nicht war: Zu einer abwertenden Bezeichnung. Und nach dem »Neger« kamen die »Gefärbten« als Übersetzung von »colored« und dann die »Farbigen«.

Schlimmer: Mit jeder Drehung der Spirale wurde der Spott noch etwas größer, nicht zuletzt, weil Verbote bekanntlich die Verwendung reizvoller machen. Es ist wie mit den »Jahresendflügelwesen«, die ungleich engelartiger waren als die Engel des Westens. Vielleicht sollten sich die Unwortstempler bei den Älteren in der Ex-SED erkundigen, wie es solchen politisch-künstlichen Wörtern ergeht. In unserem heutigen Fall wird landauf, landab nun diskutiert, ob es sich bei den Aktivisten um Terroristen handelt oder nicht.

Die Sprache lässt sich eben nicht dirigieren.

Sonntag, 8.Januar 2023

Gute und schlechte Pädagogen - Der womöglich größte Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Lehrer ist, daß der schlechte nur weiß, was der Schüler falsch und was er richtig gemacht hat, während gute Lehrer wissen, warum etwas falsch oder richtig gemacht worden ist. Das zu erkunden, erfordert einerseits wie selbstverständlich verfügbares Fachwissen – es muss dem Lehrer zur zweiten Natur geworden sein – und zum anderen eine permanente Reflexion auf einer pädagogischen Metaebene, die das zur Natur gewordene Wissen neuerlich durchdenkt.

Die leidlich ausgebildeten Quereinsteiger sind daher prinzipiell überfordert und schaffen mehr Unglück als sie beglückendes Lernen ermöglichen. Sie sind das Symbol für eine abgerissene Tradition. Denn der Lehrerberuf wird von Lehrer zu Lehreranwärter weitergegeben mit einer Achtung für das Vorhandene; weshalb gute Lehrer praktisch, nicht politisch, immer rechts stehen. Für den lernenden Lehrer sind die Älteren, also die mit der Erfahrung, Vorbilder, an denen sie sich als Schüler die richtigen Wege zum Schüler abschauen. Der Quereinsteiger bricht von der Seite hinein in den Fluss der Traditionen.

Eigentlich sollten Lehrer von den Lehrern ausgebildet werden, die sie als Schüler geschätzt haben. Das schafft dann auch den richtigen Altersabstand.

Donnerstag, 5.Januar 2023

Realitäten anerkennen - Heute eröffnete Putin dem erstaunten Publikum im Beisein des türkischen Präsidenten Erdogans sein Angebot an die Ukraine: Sie habe die Realitäten anzuerkennen und soll Verhandlungen beginnen. Mit anderen Worten: Putin verlangt die Übergabe von Krim, Donbas und Saparoschje als Dank dafür, daß er nach bald einem Jahr Krieg keines seiner Ziele erreicht hat.

Putin sollte die Realitäten anerkennen: Allein in den vergangenen drei Tagen erlitten seine Invasionstruppen böse Verluste, die Moskau nun häppchenweise eingesteht.

Aber was Großspurigkeit betrifft, hat Putin in Erdogan einen ebenbürdigen Gegenüber. So gesehen passt es, daß Putin bei diesem Treffen mit seinem verlogenen Friedensangebot rausrückte. Seine Truppen brauchen dringend eine Pause, sonst überlegen sich die russischen Rekruten noch, ob sie nicht am besten gleich zur ukrainischen Frontlinie desertieren. Denn nachdem Frankreich beginnt, nun doch zumindest leichte Panzer zu liefern, dürfte es nicht mehr lange dauern, bis schweres Gerät an der Grenze zur Ukraine eintrifft.

Beinahe bemitleidenswert fatale Züge trägt mittlerweile das Auftreten der ohnehin schwachen politischen Rechten in Deutschland. Sie hat sich ganz auf die Seite Putins gesetzt und droht, ein weiteres Jahrzehnt in der Versenkung zu verschwinden. Denn die Kritik an der Migrationspolitik kommt immer lauter aus konservativen Kreisen, die mit der AfD nichts, aber auch gar nichts zu tun haben wollen – nicht zuletzt wegen der peinlichen Nähe zu Putin - die ja auch nicht wohliger wird, nur weil der ausgewiesene Islamist Erdogan gleich mit am Tisch sitzt. Aber ok, der ist bekanntlich lang.

Mittwoch, 4.Januar 2023

Schön, darüber zu sprechen - Was genau ist nun eigentlich der Skandal am Versuch, das Sexuelle verschwinden zu lassen, mit dem der Genderismus so sehr beschäftigt ist? Was unterscheidet einen Genderisten vom Katholiken, der bekanntlich auch so sein Kreuz mit der menschlichen Sexualität herumschleppt?

Über die Theorien Freuds, die ja bekanntlich in ihren Anfängen ebenfalls skandalös waren, heißt es, nicht etwas das Reden und Offenlegen der Begierden des Menschen sei schwer zu fassen gewesen, sondern die Intellektualisierung der Lust. Also die Transformation des Körperlichen ins Denken. Lust wurde über den Umweg des Unbewußten plötzlich ein Teil der Hirns statt des Schoßes, sie stand also praktisch mitten im Land, während die Truppen zur Abwehr die Grenzen beschützten.

Auf diese Weise kam die Lust dem Geist sehr viel näher, weste nicht mehr abgespalten im Keller des Körpers vor sich hin.

Schwer zu sagen, ob Intellektualisierung dann noch das richtige Wort ist. Es wurde ja ganz zuerst »darüber« gesprochen. So wie jetzt. Politiker stellen sich im Bundestag hin und bezeichnen sich als bisexuell, oder sie bekennen sich zu ihrer Homosexualität. Mal sehen, wann der erste zugibt, es mit seinem Dobermann zu treiben, oder die erste. Man sage nicht, es gäbe keine Tabus mehr.

Es wird »darüber« geredet. Nur, was kann das Ziel sein? Die Transformation von allem Körperlichen in Sprache? Weil wir Modernen an die Magie der Worte glauben, so wie einst unsere Vorvorväter? Das passt zur Symbolik: Der Genderstern und der Unterstrich in ihrer Nähe zu den Symbolen von Programmiersprachen wären dann nur ein Ausdruck für das Übergreifen der virtuellen Welt, die ja eigentlich in Computerspielen verortet wird, aber doch nicht in einem Sprechen wie mit dem Computer.

Montag, 2.Januar 2023

Langeweile spottet jeder Beschreibung - Seltsam, daß die Kritik an der Gendersprechweise meist oberflächlich spöttisch bleibt. Auch wenn die Spielereien mit den zwanghaften Doppelungen ja mitunter ihren Reiz haben können und ich mich gut an die Kabinen-Innen und die Häme auf der Fähre von Liepaia nach Travemünde erinnere. Aber eigentlich ergeht es den Spöttern wie allen Kritikern, die sich zu lang mit ihrem Objekt der Ablehnung beschäftigen: Sie werden so langweilig wie das Kritisierte nervig.

Trotzdem gibt es Ausnahmen. Gestern rückte endlich jemand mit den Gedanken Saussures den Konstrukten rund um den Genderstern auf die Pelle und machte aus der zungenbrecherischen Arbitrarität des Zeichens eine geschliffenes Schwert im linguistischen Gefecht mit den Sprachpolizisten des Genderismus.

Das generische Maskulin verweist überhaupt nicht auf etwas männliches, ist weit davon entfernt bildhaft zu sein. Als würden beim Aussprechen oder Schreiben von ›Arzt‹ sämtliche männlichen Ärzte aufmarschieren. Nichts dergleichen passiert. Die Symbole haben mit dem Referierten nichts aber auch gar nichts zu schaffen. Und es braucht schon eine ungesunde Portion Naivität, aus den Symbolen lauter Männern zu machen, die ganz nebenbei auch noch Ärzte sind.

Sonntag, 1.Januar 2023

Glaube und Sprache modernisiert und reformiert - Jetzt wird dem eben verstorbenen Papst wieder vorgeworfen, er hätte die Kirche nicht modernisiert. Wie aber kann man Glauben modernisieren? – Richtig. Gar nicht. Man kann ihn höchstens näher zu Gott bringen, also erkennen, wie Gott in der Welt erscheint. Als Moralist im Hintergrund, als moralloser Begleiter, als Sein des Seins. Aber solange die Elemente des Glaubens zur Gotteserfahrung reichen, darf kein Gläubiger sie verändern.

Mit der Flucht der Modernisierten aus den Kirchen hat die Kirche zu leben. Oder glaubt jemand, die Modernisierten und Aufgeklärten kehrten zurück, nur weil jemand Frauen predigen oder Priester heiraten lässt? Glaubt jemand, die Modernisierten wären überhaupt nur gegangen, weil die Kirche sich treu bleibt? - Das war ja das Besondere an Joseph Ratzinger, daß er blieb wer er war. Daß er seine Stellung bezog und nicht preisgab. Deshalb standen die Modernisierten vor ihm und wußten nicht weiter.

Im gewissen Sinne gleicht der Versuch, die Kirche zu modernisieren, dem Versuch, eine Rechtschreibreform durchzuführen.

Und deshalb schreibe ich dass wieder mit ß. Und Bewußtsein sieht auch besser aus als Bewusstsein. Traditionen binden, bewußt bindet, bewusst nicht. Der Geist gleitet über die Fläche aus ›ewuss‹, wo das bewußt werden doch ein Halten bedeutet.

Schließlich verschwindet das Daß gerade ganz, weil es sich vom Artikel nicht mehr recht unterscheidet. Warum also noch die Unterscheidung, zumal man den Unterschied hört. Hier lebt ein Wort und es würde mich keineswegs wundern, wenn es in diesem Verschwinden ein eigenes Leben zu führen beginnt. Nicht wie die Genderkonstruktionen, die, würden sie nicht ständig ideologisch gegossen, in wenigen Wochen vertrocknet und abgestorben herunterhingen. So bleiben sie die Tante, die keiner wollte und die sich trotzdem umarmend und küssend den Kindern annähert.

2022 Top
* Der Titel "Die Verheerung Europas" bezieht sich auf die Aufzeichnungen von Wilhelm Muehlon aus den ersten Tagen des Ersten Weltkriegs. Muehlon gehört zu jenen deutschen Intellektuellen, die heute praktisch vergessen sind. Sein Kriegstagebuch über den Zweiten Weltkrieg zählt zum besten und spannendsten, was über diese zweite europäische Katastrophe geschrieben wurde: Distanziert, zugleich beteiligt und immer mit einem Blick, den man sich für die heutige Zeit wünscht.
© Wolfgang Hebold
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