Freiheit als staatliche Floskel – In einem bemerkenswerten Beitrag resümiert Harald Martenstein: »Nein, ich glaube nicht, dass Freiheit und Demokratie nach dem Ende der Corona-Maßnahmen wieder sicher sind.« Nur erkennt Martenstein in seiner geschliffenen Sprache nicht die Fehlkonstruktion, die dazu geführt, daß aus der alten Bundesrepublik mit ihrer Kultur der freien Meinung ein autoritärer Staat geworden ist, in dem ein links-grüner Mainstream seine Agenda rigoros durchsetzt, egal ob es um Corona geht oder um Transgenderunfug oder um Klimaschutz. Jede andere Meinung wird als rechts abgestempelt und ist damit potentiell »Nazi«. Schon ist es mit der Freiheit der Meinung vorbei.
Der Fehler ist die Vorstellung von einem Staat, der die Rechte der Bürger schützt. Denn kein Staat wird das jemals tun. Der Staat setzt immer die Unfreiheit durch und es sind die Bürger, die um ihre Freiheit fortwährend kämpfen müssen. Und der mediale Sektor ist auch nur eingeschränkt besser, da dort meist die Unterstützer der staatlichen Vorhaben sitzen. Siehe Corona. Siehe Transgender. Sie Klimaschutzstaffeln. Sie interagieren mit einem Staat, der so autoritär auftritt wie seit 80 Jahren nicht mehr.
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Sexkultur – Zum Glück sucht jede Sexkultur ihren Ausdruck im Wort und verplappert sich dabei; auch ein Buch namens »Sexkultur«, das davon berichtet, von der Sexkultur. Kapitel »Erinnerungsgewalt«, erster Satz und Wunschvorstellung: »Es wäre schön, wenn unsere sich entwickelnden Geschlechtsorgane einfach ein neues Spielzeug wären, das man uns schenkt.« Eine treffende Beschreibung der augenblicklichen Unkultur, die Geschlechtlichkeit als Konsumgut betrachtet, als Spielzeug, das man uns schenkt. Daß ausgerechnet eine Philosophin – Bettina Stangneth – sich auf diesem Denkweg verläuft, lässt nichts Gutes erwarten, denn noch immer hege ich den Glauben, Denker wäre zumindest vor einigen Irrtümer sicher. Falsch gedacht, Bürschchen.
Die Technifizierung der Lust wirft fortwährend das Echo des Propellers zurück, von dem Karl Kraus sagt, es ginge mit der Menschheit zurück, seitdem sie ihn vorgebunden hat. Und so schallt es auch aus dem Text »Sexkultur« zurück mit technischen Geräuschen eines leiblichen Allerlei. »Für einen großen Teil der Menschheit braucht es schon einigen Aufwand, um überhaupt den Schalter zu finden«, so die Philosophin über die sich »verändernde Funktionalität unseres Körpers.« Über dem Genderstern formt sie einen passenden mechanischen Rahmen.
Erste Erkenntnis: »Ein Körper, der Erregung durch eine Penis-Erektion zeigt, ist in seiner Reizbarkeit nicht zu übersehen und nur schwer zu ignorieren.« – Wenn die wüßte! Hat ihr niemand erklärt, daß ihr Blickwinkel zuerst einmal ihr Blickwinkel ist? – Als Philosophin sollte sie wissen, daß sie selber es ist, die nicht übersieht, was heranwachsenden Männern zu nah ist. Und daß sie nicht sieht, was nur die Jungs an ihr sehen können. Und so schwatzt sie über den Mann so viel leeres Zeugs, wie Männer über Frauen seit Jahrhunderten. Aber warum sollten Frauen klüger sein als Männer. – Also Verziehen!
Über das Weib heißt es bei besagtem und bereits zitieren Karl Kraus: »Die Lust des Weibes verhält sich zur Lust des Mannes wie ein Epos zu einem Epigramm.« Die Autorin der Sexkultur weiß es besser und glaubt an die Leichtigkeit des Mannes, die Frauen ebenfalls erlangen könnten, »wenn unsere Körperkompetenz zu diesem Zeitpunkt nicht durch das bekannte Schicklichkeitstraining vor allem in Körperunterdrückung bestünde« – Und ja, die Frau schreibt wirklich Körperkompetenz, wie in einem Lehrplan für die Oberschule, möchte man vermuten, wenn die ständige Rede von der »Körperunterdrückung« nicht klarmachen würde, daß die Philosophin einfach keine Ahnung vom aktuellen Lehrbetrieb hat, in dem Aufklärung einen prominenten Platz eingenommen hat, weit vor Mathematik und romantischen Gesichten.
»Die weibliche Anatomie ist anders, die Erektion nicht so präsent, die schlichte Mechanik kompliziert.« – Neben solchen Sätzen, die ein tiefes Unverständnis für die Verstrickungen des Körperlichen verraten, wirken Objektbezeichner wie Nicht-Frauen in ihrer schlichten binären Logik geradezu durchdacht. Als würde Lust sich am Sichtbaren zeigen und als wäre nicht das Gegenteil richtig und Grund für die seit den Alten berichtete abgrundtiefe Lust eben der Frauen, die nur Frauen, die Nicht-Frau sein wollen, nicht erfahren.
Hat die promovierte Philosophin denn so gar keine Ahnung? – Hat sie nicht! Andernfalls hätte sie sich den Witz mit den Jungs und ihrem Teelöffel Ejakulat erspart, denn lachen werden die Jungs auf ihre, auf Bettina Stangneths, Kosten. Aber wahrscheinlich hört sie es nicht, während sie sich den Teelöffel vom Rockzipfel schrubbt.
»Sexkultur« ist ein Zeichen der Zeit. In seiner kurzweiligen Sprache perfekt fürs Überfliegen von Texten im Handy; in seiner These von der »europäischen Sexkultur« als einer oberflächlichen selber oberflächlich, in seinem Gerede vom »dualistischen Mann-Frau-Schema«, wie es sich heute für jeden Regierungsbeamten aus Brüssel gehört, staatshörig – aber vielleicht sieht sich die Autorin ja schon als anerkannte Staatsphilosophin der Lust, als Botschafterin der Sexkultur im Dienst der EU. Die Fotos von Sex-Nippes-Ware aus Fernost – als läge dort, irgendwo zwischen den Küsten der Inlandsee, Thailand und den Philippinen das Gelobte Land der ewigen Lüste – zeigen jedenfalls eine plane Offenheit für Sexkulturen am anderen Ende der Welt. Wer würde das nicht an eine feministische Außenpolitik erinnern wollen.
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