Wolfgang Hebold

Die Verheerung Europas *

Ein Tagebuch des Niedergangs
2022
Freitag, 24.März 2023

Betrügen die Grünen bewußt? Wissend? – Denken sie nach, derweil sie ihre kleinbürgerlichen Eskapaden zwischen notgeiler Bisexualität und karnevalesker Transsexualität zum Wesen der Geschlechtlichkeit und zum Auftrag einer staatlichen Pädagogik erklären? Schwer vorstellbar, daß Lang und Habeck und Baerbock nachdenken sollten, was ihre politischen Sprüche und Handlungen in den Realitäten bewirken. Dabei wollen sie doch nur, daß das Klima in Deutschlands Wohnstuben nicht noch weiter erwärmt wird mithin so wärmlich bleibt, wie es immer schon war. Da sind sie ganz traditionell.

In den Nachkriegsjahren wurde der Rahmen gebaut, in dem die Grünen wie in einem Laufgitter herumkrabbeln konnten mit Übungen an den Stangen, die Adorno und Marcuse und – für die noch weniger begabten – Habermas aufgestellt hatten. Ein Rahmen, wie ihn Pädagogen heutzutage gebrauchen, um ihre fachliche Inkompetenz zu übertönen und zu übertünchen. Nein, die Grünen denken nicht nach. Sie sind und bleiben ganz die Nachgeburt des deutschen Kleinbürgers aus den muffigen Wirtschaftswunderhaushalten, die sich nach Eroberungen und Flucht ein schlechtes Gewissen über ihren im Windschatten des Korea-Krieges gewonnenen Wohlstands – »unser Wohlstand«, diese alternative Floskel für Deutschland! – bewahrten.

Nachgedacht haben auch die deutschen Journalisten vom Deutschen Journalisten-Verband nicht, als sie jetzt öffentlich einen Inflationsausgleich zusätzlich zu ihren Gehältern einklagten und sich zur Finanzierung für höhere Zwangsabgaben aussprachen. Wissen die Herrschaften nicht, daß der Sinn von Inflation darin besteht, unnütze Arbeiten unwirtschaftlich zu machen? Ein staatlich initiierter Inflationsausgleich, der über Zwangseinnahmen unproduktive Zweige der Wirtschaft künstlich am Leben hält, ist falsch. Die Journalisten sollten also weniger schreiben oder einer einträglicheren Arbeit nachgehen.

Weniger schreiben? – Richtig, weniger schreiben, nicht mehr, um mehr zu verdienen. Denn die Verknappung des Angebots bringt die Preise nach oben und steigert, ganz nebenbei, die Qualität.

Nicht-Alltägliches

Der Genderstern ist auch nur aus Blech (pdf)

Donnerstag, 23.März 2023

Der Krieg in der Ukraine macht die Zeit langsamer, wenn nichts geschieht; und es geschieht im Augenblick wenig. Aus Bachmut werden nur weitere Kämpfe gemeldet und daß sie die Innenstadt erreicht haben. Lediglich angekündigte Vorstöße und Eroberungen, die für die Zukunft geplant sind nach Mariupol am Asowschen Meer mit drei Dutzend Panzern westlicher Bauart. Sind wir schon so weit überlegen? – Man kann sich auch an Kriege am Rande Europas gewöhnen. So wie wir uns bald an den nächsten Krieg gewöhnen werden, den Rumänien in Moldawien führen wird, dessen Westen dort Bessarabien heißt und hieß. Der Krimkrieg hatte seine Ursachen dort. Alte Gespenster, die nicht aufhören wollen zu spuken.

Gute Lehrer zeichnen sich dadurch aus, daß sie es können. Ein Kunstlehrer muss Zeichnen können vor den Schülern. Heute wird ein Lehrvideo gestartet von Lehrern. Wenn sie doch wenigstens die Technik beherrschten und die Grundlagen der Informatik unterrichten könnten; nicht einmal das können sie. Aber wer Vormalt und Vorrechnet und Vorschreibt – der braucht keine pädagogische Theorie. Überhaupt ist alle pädagogische Theorie Ablenkung von der eigenen Unfähigkeit. Das geht seit 100 Jahren so. Theorie, die zwischen Wirtschafts- und Sportteil der Zeitung passt. Nichts auszudenken, wie viel Geld gespart werden könnte, wenn Lehrer bloß noch fachliche Fähigkeiten nachweisen müssen und die Praxis auf sich zukommen lassen. Schließlich steckt in jedem ein Pädagoge so wie ja auch ein Elternteil in jedem steckt. Bringen wir nicht fast alle wenigstens einem Kind eine ganze Sprache bei, ohne jemals einen Abschluss beigebracht zu haben?

Merkt Robert Habeck eigentlich nicht, wie lächerlich er sich mit seinem Gejammer macht, daß die Verhandlungen innerhalb der Regierung über ein neues Gesetz ausgestreut wurden? Noch immer hege ich die Hoffnung, daß die Politiker der Grünen zumindest bewußt betrügen und lügen. Aber es ist wohl eher aus Dummheit. Sie wissen es nicht besser. Und merken nicht, daß, wer Snowden bejubelt, nicht jammern sollte, wenn ein Snowden neben ihm sitzt.

Mittwoch, 22.März 2023

USA, Japan, Großbritannien – Was für eine Wohltat, die Einigkeit der angelsächsischen Länder in Sachen Freiheit der Seefahrt zu sehen. In der Sphäre dieser Seemächte geht die Sonne nicht unter, während Putins Truppen sich durch Bachmut wühlen – Stalingrad im Rücken, Stalingrad vor Augen –, voller Angst, daß die Ukrainer an ihnen vorbei in ihren Rücken vorstoßen und der hintermongolische Machthaber auf Seiten Russlands eingreifen muss, derweil er die westlichen Märkte verliert. Wen interessiert da das wirtschaftlich von den Grünen morgenthaurisierte Deutschland. Mitteleuropa gibt den Ton an; das zu sehen reicht der Blick vom Ostufer der Weichsel auf das erhöhte Warschau.

Drei Weltkriege haben Mitteleuropa grundlegend verändert und Nietzsches Wort vom »Russland, dem Gegensatz-Begriff zu der erbärmlichen europäischen Kleinstaaterei und Nervosität« bestätigt und widerlegt. Erinnerung an 40 Jahre Diktatur Moskaus und die russischen Minderheiten im Land halten Balten und Rumänen wach. Arabische Mehrheiten wecken dagegen nur den deutschen und französischen Antisemitismus wieder auf.

Überhaupt Nietzsche: »Man lebt für heute, man lebt sehr geschwind – man lebt sehr unverantwortlich: dies gerade nennt man ›Freiheit‹. Was aus Institutionen Institutionen macht, wird verachtet, gehasst, abgelehnt: man glaubt sich in der Gefahr einer neuen Sklaverei, wo das Wort ›Autorität‹ auch nur laut wird.«

Ja, die Grünen wollen die Demokratie abschaffen, aber nur, um im demokratischen Gewand weiter zu regieren. Autorität hassen sie, weil sie keine haben und weshalb sie autoritär werden müssen. Denn der Gedanke, daß Demokratie sich einmal überleben könnte und zum historischen Jahresring wird, wurde sich selber von jedem verboten. »Demokratismus war jeder Zeit die Niedergangs-Form der organisierenden Kraft«. Die Grünen wollen und können nicht organisieren. Aber sie repräsentieren den Zeitgeist; den Geist, der im Supermarkt spukt und an der Kasse nach Schokoriegeln schreit und alles bunt anmalt und sich über die Vielfalt des Angebots freut.

Die Wahlrechtsreform beweist: Sie schafft eine Win-Win-Situation für die politischen Gegner der Grünen. Entweder verliert die Regierung schon vor dem Verfassungsgericht und die Reform wird kassiert – oder die Christsozialen breiten sich in den Bund aus, die deutsche Rechte hat endlich eine deutschlandweite Partei und weckt die rechten Nichtwähler auf. Denn die Christsozialen waren schon Teil Deutschlands, als die Urgroßeltern der Grünen noch ihren Staub von den Wehrmachtsuniformen abklopften. Sie sind eine Institution. »So weit geht die décadence im Werth-Instinkts unserer Politiker, unserer politischen Parteien: sie ziehn instinktiv vor, was sie auflöst, was das Ende beschleunigt . . . Zeugnis der modernen Ehe.«

Dienstag, 21.März 2023

Das Foto mit dem Neureichen chinesischen Ministerpräsident Xi und dem Altreichen russischen Präsidenten Putin zeigt alles über die beiden Länder.

Xi kann den hingeschobenen weißen Stuhl kaum ausfüllen und scheint bei einem Wettbewerb für in die Jahre gekommene Kulturrevolutionäre eine Fahrt nach Moskau gewonnen zu haben. Unbeholfen, tolpatschig, ein bißchen krampfhaft lächeln, genau das intellektuell aufgeblasene Gesindel, das mit einer Mao-Bibel unter dem Arm tibetanische Klöster pulverisierte, weil sie eine Welt vor ihrer repräsentierten; Andeutungen zum Wokeismus und Vorstufen feministischer Außenpolitik und Zeichen der innigen Verbindung von jugendlichen Aufrührern der Rechten und der Linken, denn genau das trieb auch das Jungvolk um, wenn es von seinem Führer ausgeschickt wurde. Maos Abglanz der Hölle hat Xi gegen den touristischen Glanz chinesischer Reisegruppen eingetauscht, die als Neureiche nerven und ausgelacht werden, nachdem man sie ausgenommen hat wie die sprichwörtliche Ente aus Peking. Das Lächeln der beiden Mordsgenossen ist allerdings gleich.

Bei Putin dominiert mal wieder der schlecht sitzende Anzug, der aber womöglich vom linkischen Blick ablenken soll, den der russische Lügner wohl braucht, um sich überlegen zu fühlen, und immer dann aufsetzt, wenn er sein Gegenüber über den Tisch zu ziehen gedenkt. Auch sein Stuhl ist eine Nummer zu groß oder er eine zu klein, darin dem Russischen Reich ähnlich, von dem Putin träumt und das auch ein paar Nummern zu groß für ihn ist. China, zumindest wirtschaftlich eine erste Adresse der Welt, aber Moskau? Diese Stadt am unbedeutenden, losen östlichen Ende Mitteleuropas.

Welche Groteskerie, daß ausgerechnet diese beiden Länder in die Welt der großen Reiche zurückführen wollen. China hat sogar seine Staatsreligion in Europa kopiert. Russland muß schon mit Atomwaffen drohen, um überhaupt Gehör im Weltohr zu finden und jeder weiß, daß die Zerstörung Samaras oder Wladiwostoks keinen sonderlichen kulturellen Verlust für die Menschheit bedeutet, ein im Atomschlag vernichtetes Amerika oder Europa aber schon.

Welch ein Trauerspiel, weil die Welt eine Rückkehr dringendst bräuchte und zumindest Deutschland auch nichts weiter als großmannsüchtige, schreckliche Kinder anbieten kann, die schon in der Kita ein Doppelkinn haben.

Montag, 20.März 2023

Muss man die Grünen nicht eigentlich bewundern? Ein korrupter Verein von halbgebildeten Akademikerkindern schafft es mit selten mehr als 15 Prozent Stimmanteilen eine ganze Republik umzukrempeln. Das gelang bisher nur den Nationalsozialisten, die jedoch immerhin 43 Prozent Stimmenanteile erreichten und den Einheitssozialisten aus der ehemaligen DDR, die, wenn man sich an den Wahlen im März 1990 orientiert, ähnlich viele Stimmen wie die Grünen erreichten, nämlich 16 Prozent.

Das ist das Kreuz mit den bürgerlichen Demokraten in Deutschland. Sie schielen nach den Extremisten. Als die Christdemokraten noch standhaft waren, was zugegeben sehr lange her ist, lag das womöglich nur daran, daß sie noch genug Extremisten in den eigenen Reihen zählte.

Daher können die Grünen eine Wahlrechtsreform fordern, die 16-Jährigen ein Stimmrecht geben wird, weil die Grünen sich darüber mehr Stimmen versprechen. Das Manöver ist so durchsichtig, daß man sich mehr darüber wundern sollte, daß die Grünen damit ungeschoren durch die Medien kommen, so als ginge es ihnen ernsthaft um die 16-Jährigen. Die Deutschen pflegen eben ihre totalitären Instinkte, wie die Corona-Krise ja deutlich gezeigt hat. Ein Minister Lauterbach ist weiter im Amt, als wäre nichts geschehen. Daher sehen die letzten Maskenträger aus wie Altnazis auf dem Weg durch die Trümmerwüste zur Arbeit: Etwas geduckt, immer einen verstohlenen Blick parat und allzeit bereit, die Hacken zusammenzuschlagen und für einen kurzen Moment zufrieden zu lächeln, wenn nach nach einer Maske verlangt wird. Endlich wieder gehorchen! Vielleicht sind die Krankenstände momentan ja deshalb so hoch. In den Praxen gilt weiter die Pflicht, eine Maske zu tragen.

Warum steht das Leben im Augenblick eigentlich in so gutem Ruf? Das Jetzt entspricht dem Sichtbaren und repräsentiert den reinsten Positivismus im Gehege der Bewußtseinsphilosophie. Erst das Denken in Gestern und Morgen setzt mehr voraus als den Blick der Augen und betritt bereits den Bereich jenseits der Physik. Die Betonung der Bedeutung des Moments ist also ein Aspekt der Moderne, während die Alten immer in die Ewigkeit oder die Unsterblichkeit dachten.

Sonntag, 19.März 2023

Freiheit als staatliche Floskel – In einem bemerkenswerten Beitrag resümiert Harald Martenstein: »Nein, ich glaube nicht, dass Freiheit und Demokratie nach dem Ende der Corona-Maßnahmen wieder sicher sind.« Nur erkennt Martenstein in seiner geschliffenen Sprache nicht die Fehlkonstruktion, die dazu geführt, daß aus der alten Bundesrepublik mit ihrer Kultur der freien Meinung ein autoritärer Staat geworden ist, in dem ein links-grüner Mainstream seine Agenda rigoros durchsetzt, egal ob es um Corona geht oder um Transgenderunfug oder um Klimaschutz. Jede andere Meinung wird als rechts abgestempelt und ist damit potentiell »Nazi«. Schon ist es mit der Freiheit der Meinung vorbei.

Der Fehler ist die Vorstellung von einem Staat, der die Rechte der Bürger schützt. Denn kein Staat wird das jemals tun. Der Staat setzt immer die Unfreiheit durch und es sind die Bürger, die um ihre Freiheit fortwährend kämpfen müssen. Und der mediale Sektor ist auch nur eingeschränkt besser, da dort meist die Unterstützer der staatlichen Vorhaben sitzen. Siehe Corona. Siehe Transgender. Sie Klimaschutzstaffeln. Sie interagieren mit einem Staat, der so autoritär auftritt wie seit 80 Jahren nicht mehr.

Sexkultur – Zum Glück sucht jede Sexkultur ihren Ausdruck im Wort und verplappert sich dabei; auch ein Buch namens »Sexkultur«, das davon berichtet, von der Sexkultur. Kapitel »Erinnerungsgewalt«, erster Satz und Wunschvorstellung: »Es wäre schön, wenn unsere sich entwickelnden Geschlechtsorgane einfach ein neues Spielzeug wären, das man uns schenkt.« Eine treffende Beschreibung der augenblicklichen Unkultur, die Geschlechtlichkeit als Konsumgut betrachtet, als Spielzeug, das man uns schenkt. Daß ausgerechnet eine Philosophin – Bettina Stangneth – sich auf diesem Denkweg verläuft, lässt nichts Gutes erwarten, denn noch immer hege ich den Glauben, Denker wäre zumindest vor einigen Irrtümer sicher. Falsch gedacht, Bürschchen.

Die Technifizierung der Lust wirft fortwährend das Echo des Propellers zurück, von dem Karl Kraus sagt, es ginge mit der Menschheit zurück, seitdem sie ihn vorgebunden hat. Und so schallt es auch aus dem Text »Sexkultur« zurück mit technischen Geräuschen eines leiblichen Allerlei. »Für einen großen Teil der Menschheit braucht es schon einigen Aufwand, um überhaupt den Schalter zu finden«, so die Philosophin über die sich »verändernde Funktionalität unseres Körpers.« Über dem Genderstern formt sie einen passenden mechanischen Rahmen.

Erste Erkenntnis: »Ein Körper, der Erregung durch eine Penis-Erektion zeigt, ist in seiner Reizbarkeit nicht zu übersehen und nur schwer zu ignorieren.« – Wenn die wüßte! Hat ihr niemand erklärt, daß ihr Blickwinkel zuerst einmal ihr Blickwinkel ist? – Als Philosophin sollte sie wissen, daß sie selber es ist, die nicht übersieht, was heranwachsenden Männern zu nah ist. Und daß sie nicht sieht, was nur die Jungs an ihr sehen können. Und so schwatzt sie über den Mann so viel leeres Zeugs, wie Männer über Frauen seit Jahrhunderten. Aber warum sollten Frauen klüger sein als Männer. – Also Verziehen!

Über das Weib heißt es bei besagtem und bereits zitieren Karl Kraus: »Die Lust des Weibes verhält sich zur Lust des Mannes wie ein Epos zu einem Epigramm.« Die Autorin der Sexkultur weiß es besser und glaubt an die Leichtigkeit des Mannes, die Frauen ebenfalls erlangen könnten, »wenn unsere Körperkompetenz zu diesem Zeitpunkt nicht durch das bekannte Schicklichkeitstraining vor allem in Körperunterdrückung bestünde« – Und ja, die Frau schreibt wirklich Körperkompetenz, wie in einem Lehrplan für die Oberschule, möchte man vermuten, wenn die ständige Rede von der »Körperunterdrückung« nicht klarmachen würde, daß die Philosophin einfach keine Ahnung vom aktuellen Lehrbetrieb hat, in dem Aufklärung einen prominenten Platz eingenommen hat, weit vor Mathematik und romantischen Gesichten.

»Die weibliche Anatomie ist anders, die Erektion nicht so präsent, die schlichte Mechanik kompliziert.« – Neben solchen Sätzen, die ein tiefes Unverständnis für die Verstrickungen des Körperlichen verraten, wirken Objektbezeichner wie Nicht-Frauen in ihrer schlichten binären Logik geradezu durchdacht. Als würde Lust sich am Sichtbaren zeigen und als wäre nicht das Gegenteil richtig und Grund für die seit den Alten berichtete abgrundtiefe Lust eben der Frauen, die nur Frauen, die Nicht-Frau sein wollen, nicht erfahren.

Hat die promovierte Philosophin denn so gar keine Ahnung? – Hat sie nicht! Andernfalls hätte sie sich den Witz mit den Jungs und ihrem Teelöffel Ejakulat erspart, denn lachen werden die Jungs auf ihre, auf Bettina Stangneths, Kosten. Aber wahrscheinlich hört sie es nicht, während sie sich den Teelöffel vom Rockzipfel schrubbt.

»Sexkultur« ist ein Zeichen der Zeit. In seiner kurzweiligen Sprache perfekt fürs Überfliegen von Texten im Handy; in seiner These von der »europäischen Sexkultur« als einer oberflächlichen selber oberflächlich, in seinem Gerede vom »dualistischen Mann-Frau-Schema«, wie es sich heute für jeden Regierungsbeamten aus Brüssel gehört, staatshörig – aber vielleicht sieht sich die Autorin ja schon als anerkannte Staatsphilosophin der Lust, als Botschafterin der Sexkultur im Dienst der EU. Die Fotos von Sex-Nippes-Ware aus Fernost – als läge dort, irgendwo zwischen den Küsten der Inlandsee, Thailand und den Philippinen das Gelobte Land der ewigen Lüste – zeigen jedenfalls eine plane Offenheit für Sexkulturen am anderen Ende der Welt. Wer würde das nicht an eine feministische Außenpolitik erinnern wollen.

Samstag, 18.März 2023

Trunkierung der Demokratie – Der Bundestag hat sich für eine Diktatur mittels »truncation« entschieden; so nennen angelsächsische Mathematiker das Abschneiden von Nachkommastellen. Abbruch, Abschneiden, Kürzung nennen germanische Mathematiker diese Operation, die das Krumme glatt macht indem es mal einen Punkt macht und Teile wegbricht, die Berechnungen stören. Selten, sehr selten sprechen sie von trunkieren.

Abgebrochen werden die zu kleinen Parteien. Sie fliegen raus. Das war auch bisher schon so, nur wurde der Kreis jener, die rausgebrochen werden, gestern erheblich erweitert in der Hoffnung, den politischen Gegner per Arithmetik zu eliminieren, weil man ihn anders nicht los wird.

Darauf zielt ja die ganze Aktion: Die Christsozialen soll verschwinden und eine Rot-Grüne-Dauermachtstellung gesichert werden für Hupfdohlen und Jungsozialisten. Die CSU liegt bundesweit bekanntlich bei 5,2 Prozent und könnte unter die 5 Prozent rutschen. In Berlin wurden auf diese Weise bei der Wahl im Februar 13,6 Prozent der Stimmen abgebrochen.

Schon bemerkenswert, daß ausgerechnet jene Parteien, die jeder Kleinstminderheit ein Recht auf ihre Zipperlein geben wollen, über das Wahlrecht die Kleineren eliminieren, sobald es um den eigenen Machterhalt geht. Dort wurde erkannt, daß es zu mehr als 15 bis 20 Prozent niemals reichen wird insbesondere für die Grünen, egal wie oft Wahlumfragen ihnen Werte von bis zu 30 Prozent melden und sie reden und regieren, als wären es 30 Prozent.

Entscheidend an der sogenannten Reform ist daher nur die Grundmandatsklausel, alles andere ist Blendwerk, weil es an den Machtverhältnissen im Bundestag ja nichts ändert. Und wenn sich die Verhältnisse nicht ändern, muß man die Nachkommastellen eliminieren, muß sie trunkieren. Die letzte Bastion der alten westdeutschen Demokratie wird trunkiert.

Freitag, 17.März 2023

»Alle Staaten sind schlecht eingerichtet, bei denen noch andere als die Staatsmänner sich um Politik bekümmern müssen«, lese ich noch gestern zu meinem stillen Vergnügen, »und sie verdienen es, an diesen vielen Politikern zugrunde zu gehen.« Sagt Nietzsche. Der vorhergehende Satz des Naumburgers ist weniger witzig: »Der, welcher den furor philosophicus im Leibe hat, wird schon gar keine Zeit mehr für den furor politicus haben und sich weislich hüten, jeden Tag Zeitungen zu lesen oder gar einer Partei zu dienen«. Auch wenn es noch einen Satz zuvor heißt: »Wahrscheinlich wird es von jetzt ab immer mehr das Zeichen geistiger Überlegenheit sein, wenn jemand den Staat und seine Pflichten einfach zu nehmen versteht«. – Ein weiser Hinweis auf eine wohlverdiente Überheblichkeit als Nur-Denker.

Denn Nachdenken und Politik vertragen sich nun wirklich nicht, wie sich gestern wieder einmal feststellen ließ:

Scholz will eine neue Deutschland-Geschwindigkeit entdeckt haben. Wie immer, wenn Sozialdemokraten sich national geben, sprechen sie, als versuchten sie, eine Kröte zu verschlucken. Deutschland-Geschwindigkeit. Klingt wie Deutschland-Damen-Binden für das Stück Stoff, mit dem Frau Faeser ihre Schweinekeulen in Kuweit eingeschlagen hatte. Als Beleg führt der Kanzler das Terminal für Flüssiggas an, das Deutschland auf Rudis Restrampe für Industrieschrott ergattern konnte. Mal sehen, wie schnell die Ampel-Koalition die Atomkraftwerke wieder ans Netz kriegt.

Wir leben vom Fachkräfteimport. Wie seit 200 Jahren: Polen, Ostjuden, Russen. Die Untersuchung, nach der 23 Prozent der Bevölkerung Migrationshintergrund haben, bringt nichts neues an den Tag. Denn der springende Punkt ist: Damals wurde Deutsch gelernt und integriert. Die Regierung hielt Maß. Heute regiert der Konsum in Form von Menscheneinfuhr getarnt als Migration unter dem Decknamen Mitmenschlichkeit; wo es doch eigentlich nur um lukrative Stellen in der Hilfsindustrie geht und eben um Fachkräfte, die Deutschland keine mehr hat, weil es sein Geld dafür nicht ausgeben wollte und will.

Nur das Lügen hält seine Geschwindigkeit. Nicht Deutschland, Polen hat die ersten Kampfflugzeuge an die Ukraine geliefert.

Russland stellt demnächst U-Boote mit Überschall-Raketen in Dienst. Das ist dann wohl die Russland-Geschwindigkeit. Frage an Radio Eriwan: Wenn solche U-Boote dann, wie etwa die "Kursk", nach einer Selbstversenkung durch die Nato sinken, gibt es dann einen Knall wie bei Flugzeugen, wenn sie die Schallmauer durchbrechen? - Antwort: Nur wenn auch das U-Boot schneller fährt als der Schall.

Donnerstag, 16.März 2023

Über dem Schwarzen Meer sind eine US-Drohne und ein russisches Kampfflugzeug kollidiert; die Drohne stürzte ins Wasser und Moskau kreischt los wie eine beleidigte alte Jungfer. Anschließend die übliche Doppelmoral: Was die USA im Schwarzen Meer verloren hätten? – Sicher, eine Drohne. Aber hat noch niemand Russland darauf hingewiesen, daß zwei der vier Küsten des Schwarzen Meeres zum Nordatlantik gehören und Georgien lieber heute als heute Teil davon werden würde? – Nein? – Dann wird es Zeit.

Putin ist nicht wie Hitler und auch nicht wie Stalin oder Mao – er ist Putin. Und das macht ihn weitaus bedrohlicher. Nicht bedrohlicher als Hitler oder Stalin oder Mao. Aber bedrohlicher als einen kopierten Tyrannen. Denn das Original bedeutet Gefahren, die wir nicht kennen und schlecht einschätzen können. Der offene Hinweis auf einen möglichen Einsatz von Atomwaffen ist eine davon.

Hitler verfügte über Nervengas, über das die Alliierten nicht verfügten, nur wußte er davon nichts und unterließ den Einsatz auch in den letzten Tagen bis es zu spät für ihn war. Und als Torschlusspanik aufkam, waren die Tore bereits verschlossen. Das wissen wir. Damit rechnen wir. Putin ist unberechenbar. Schon einmal wähnten wir ihn in unserer Nachkriegszeit, während er in Vorkriegen dachte, auch wenn er sie Spezialoperation genannt hat, weil er etwas neues schaffen wollte. Die Spezialoperation ist der Vater aller Dinge. Auch Hitlers Mörder führten Sonderbehandlungen durch – und da ist er schon wieder, der Vergleich, um vorausberechnen zu können. Aber Putin ist nicht wie Hitler oder Stalin oder Mao – er ist wie Putin.

Zu meinem stillen Vergnügen lese ich gestern bei Hannah Arendt: »Alle Staaten sind schlecht eingerichtet, bei denen noch andere als die Staatsmänner sich um Politik bekümmern müssen, und sie verdienen es, an diesen vielen Politikern zugrunde zu gehen«, hätte Nietzsche gesagt.

Mittwoch, 15.März 2023

»How to paint like Turner« – Deutschland sucht seinen Bildungspaß. Plötzlich rennen sie wie wild durcheinander mit immer neuen Vorschlägen, die immer von neuem an der Sache vorbeigehen. 50 Organisationen haben sich beklagt, daß die Pläne der Bundesregierung zu unambintioniert sind; ein Wort, das es nicht wirklich gibt, so wenig wie unbestrebt. Klar, die Syntax gibt es her: »ambitioniert«, »un« vorkleben, fertig. Aber es ruft nicht mit einer Bedeutung; es klingt vielmehr wie die Bildung, die fehlt. Daß die Herrschaften Organisatoren gendern, macht das Ganze rund.

Was sie nicht sehen wollen: Die Bildungskultur ist verschwunden. Schüler, die auf Rechten bestehen; Lehrer, die nicht wissen, was Sprache überhaupt ist und sie daher nicht lehren können, schon gar nicht Freude entstehen lassen; Ausbilder von Lehrern, die selber Ausbildung bräuchten. Sowas lässt sich nicht einfach neuerlich schaffen.

Website der Tate-Galerie über Turner. Ein Neger bringt seiner Tochter Malen bei. Etwas tiefer: »How to paint like Turner«. Ein Satz, der die Bildungsmisere benennt. Als hätte jemals ein Neger gemalt wie Turner. Nein, ich sage eigentlich nicht »Neger«; aber bei Freunden im Spaß und in Wut, wenn Hautfarbe für Werbezwecke zu Markte getragen wird. Dann sage ich »Neger«. Werbung mit Negern, die nervt. Und daher als Werbung doch ihren Zweck erfüllt: Mit der Hautfarbe mehr zu verkaufen. Was ja eine Art von kultiviertem, gebildeten Rassismus ist.

Als könne überhaupt jemand wie Turner malen.

Dienstag, 14.März 2023

Solaris – Wie sehr wir doch mit unserem Planeten verbunden sind und alles, was uns betrifft, diese Umgebung ist, die wir weitertragen und fortsetzen wollen. So bildet die Ebene des Äquators, wenn auch senkrecht aufgestellt, den neuen Boden im Weltraum, zusammen mit der Ekliptik und auf der nächsten Ebene die Scheibe der Galaxie; Suche nach dem ewigen Boden, ohne den wir unsere Schwerkraft nicht wiederfinden. Auch das lässt sich in Solaris lesen, von dem Stanislav Lem annimmt, er würde unser Unbewußtes lebendig machen. Und nur in diesem vertrauten Rahmen erreichen wir Hochform.

Das sollte Gesundheitsminister Karl Lauterbach wissen, wenn er nach einem neuen Boden unter seinen Füßen sucht, auf dem er sich darstellen kann. Er sollte vielleicht durch die Schulen tingeln und erzählen, wie er sich vor Jahren zu seiner Professur durchgelogen hat - da können die Schüler wirklich mal was von ihm lernen. Lernen am Objekt nennt man das, so weit ich weiß.

Ob Lauterbach zurücktreten wird? – Wohl kaum. Diese Regierung winkt alles durch, weil ihre Parteien gerade ins Schlingern geraten. Die Grünen rutschen in Umfragen – immer diese Umfragen, die wie Wahlergebnisse gehandelt werden –, sie rutschen in den Umfragen jetzt zu den 15 Prozent, die sie bei den letzten Wahlen knapp verfehlten. Ob man glücklich sein sollte über die 16 Prozent der moskautreuen AfD?

Montag, 13.März 2023

Einst schafften Kulturen Architektur wider das Vergessen, jetzt wird vergessen, etwas zu schaffen, und es entstehen Räume, in denen Gebäude sich stapeln, an die sich niemand erinnert.

Im Bildungssystem Deutschland herrscht die Stimmung vom Juni 1944: Jeder weiß, daß der Krieg verloren ist, aber alle tun so, als wäre noch alles zu retten. Es gibt keine Rettung und der Grund dafür ist ganz einfach und unabänderlich: Es mangelt an Ausbildern. Die Bildungsministerin glaubt, es mit Geld richten zu können. Kennt sie nicht die Bemerkung des Häuptlings, die mit der Prophezeiung endet, »dann werden sie merken, daß man Geld nicht essen kann«? – Offenbar nicht. Sie will Lehrern mehr bezahlen, um die Bildungsprobleme zu lösen – wo doch schlicht keine Lehrer da sind. Schlimmer: Es fehlt auch an Lehrern, die Lehrer ausbilden. Oder sollen Quereinsteiger demnächst auch in der Lehrerausbildung eingesetzt werden? – »Halt mich! Quereinsteiger schaffen Quereinsteiger!«

Also werden, wie 1944, die Reserven an die Front geworfen. Die Ausbilder mussten selber kämpfen, weil die Jungen zu schlecht waren. Und damit war das Ende eingeläutet. Die Deutschlehrer, die es bräuchte, um den zur Mehrheit greifenden Migranten erstmal die heimische Sprache beizubringen, gibt es nicht. Da sorgt die Politisierung der Schulen mit dem Genderunfug nur für eine Beschleunigung des ohnehin nicht mehr zu Verhindernden.

Und die Medien lamentieren noch, jetzt drohe das Bildungssystem zerstört zu werden. Es ist längst zerstört. So enden Kriege, die mit haltloser Großmäuligkeit – »Wir schaffen das!« – begonnen wurden. Und wer gönnt es ihnen nicht.

Sonntag, 12.März 2023

Die Deutschen wollen immer weniger arbeiten. Sie wollen sich statt dessen selber finden. Sie wollen sich verwirklichen. Dann Reproduktion in 32,5 Stunden pro Woche. Man sieht: Der in den 1960er Jahren verspritzte Samen von Herbert Marcuse und Genossen trägt großräumig Früchte: Arbeit ist nicht alles und schon gar nicht macht Arbeit frei; was früher jeder aufrechte Linke sofort unterschrieben hätte. Da müssen 32,5 Stunden die Woche reichen.

Allerdings ist da noch Luft nach unten. Wie wärs, falls Krankschreibungen oder Kinder, die krank sind, nicht hinreichen, mit offiziell anerkannten 10,5 Stunden pro Woche, oder gar –10,5 Stunden mit dem Minus als Symbol dafür, daß ich andere für mich arbeiten lasse? Das gabs früher schon einmal. Nannte sich Sklaverei. Machte aber wohl nicht ganz so glücklich, wie von den Gewerkschaften versprochen. – Haben die denn alle ihren Hegel und das Märchen vom Herren und seinem Knecht nicht gelesen? Jetzt, wo sie reichlich Zeit haben, wäre das ein guter Anlass, seine gewonnene Zeit dort zu vertreiben. Zu dumm, daß immer weniger arbeiten immer dümmer und fauler und träger macht.

Hier der Zaubertrick, mit dem Genderisten das Sexuelle vertreiben: Zunächst wird dem männlichen oder weiblichen Körper ein sprachliches Kleid übergezogen, sozusagen eine zweite Haut, andere würden sagen ein intellektuelles Kondom. Das erlaubt Männern, sich weiblich und Frauen, sich männlich zu geben; stoppelige Beine, die unter Röcken hergucken, an der letzten Ausfahrt vor dem Sixpack kurvige Titten, die von weißen Trägermännerunterhemden eingeschnürt werden. Mit der Zeit und viel gutem Zureden und Lesen schlechter, weil gegenderter Texte, verblasst das Original, behaupten die Genderisten. Das Imitierte verschwindet und das Spiel wird zum Selbstzweck. – Kinder fallen auf solche Tricks rein.

Samstag, 11.März 2023

Bei der S-Bahn hier in Berlin wurden gelbe Streifen im Bereich der Tür auf den Boden geklebt; dazu die Ansage: »Zum reibungslosen Ein- und Ausstieg betreten Sie bitte nicht die gelben Markierungen an der Tür.« Ausnahmsweise duzt der Sprecher die Fahrgäste nicht. Allerdings werde ich auch nicht mit »Lieber Fahrgast« angeredet. Es geht weniger heimelig zu, wenn wir eine Grenzlinie betreten. Ob es irgendwo sonst in der Welt eine Nahverkehrsbahn gibt, die ihre Fahrgäste mit gelben Streifen von Betreten des Türbereichs abzuhalten versucht? – – Im damaligen Bahnhof Friedrichstraße, dem, wie es einmal hieß, einzigen Doppelsackbahnhof, durch den die Züge hindurchfahren können, ich spreche also von Teilungszeiten und dem Bahnhof, der mitten in Berlin lag mit Anschlüssen nach Ost und West und Schnee im Winter mit kalten Geruch verheizter Kohle markierten breite, weiße Streifen auf den Bahnsteigkanten den russischen Sektor. – Aber heutzutage? – Vielleicht in einer Irrenanstalt.

Am Bahnhof Südkreuz sind jetzt die Bahnsteigkanten beleuchtet mit gelbem Licht mit und rotem ohne ein oder ausfahrenden Zug. Ob Selbst- und Serienmörder sich abhalten lassen vom Mord? – Zumindest die Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung scheinen dieser Meinung zu sein und sich mit den Event-Managern abgesprochen zu haben. – Und noch immer tragen viele Fahrgäste Masken.

Deutschland bleibt ein Traumland. Seine Bewohner träumen mitten in Europa und alles, was Realität genannt werden könnte, wird ignoriert und darf nicht herein. Aber wie das beim Träumern so ist, geben sie sich mit Symbolen zufrieden: Gelben Streifen und Lichtern.

Judith Butler glaubt, das Geschlecht sei ein Pastiche. Wie immer ist die Metapher nicht auf dem Mist des agilen Fräuleins gewachsen, sondern von einem der letzten Marxisten kopiert – oder muss ich sagen, sie hat ihn, Frederic Jameson, imitiert? – Das Geschlecht eine Imitation. Männer imitieren Frauen, Frauen imitieren Männer, Transen Transen. So einfach geht das, wenn man sich nicht mehr gefällt. Auch Fräulein Butler gestaltet in ihrem »Gender Trouble« ein Pastiche, sie imitiert ein philosophisches Werk. Vielleicht hätte sie den Imitierten bis zum Ende durchlesen sollen. Für Jameson bildet das Pastiche einen zentralen Teil des Konsums. Und damit trifft er, wenn auch unfreiwillig, das Gendergebäude am Fundament: Das Geschlecht als Konsumgut. So wird ein Schuh draus, der paßt. Das Pastiche ist dagegen zu klein. »Die rechte Braut sitzt noch daheim.«

Freitag, 10.März 2023

Hoffnung? – Was ist Hoffnung?

In der Presse kommt langsam und Endzeitstimmung auf, ohne daß die Journaille selber davon etwas merkt. Es häufen sich die Artikel mit Hinweisen auf die desolate Lage der Schulen und zwar auf allen Ebenen. Gestern warf ich einen Blick auf die Seite mit den Lehraufträgen an Berliner Hochschulen – sie zahlen noch immer schlecht und noch immer haben sie das Gendern im Blick und sicher werden die Hochschullehrer weiterhin nicht nach Qualität, sondern danach beurteilt, ob sie schwarz oder weiß, mit oder ohne Gehänge sind, sofern das überhaupt feststellbar ist. Die Fachkräfte verlassen Deutschland in steigender Zahl und Neue kommen aus Arabien und Schwarzafrika keine hinzu. Das aber ist das ökonomische Todesurteil. Ob sie das wissen? Und ob sie ahnen, wie schnell der Absturz dann kommt und nichts mehr lässt als das Jammern über die dann grassierende Armut?

Die US-Republikaner sind scheints entschlossen, auch die nächsten Wahlen zu verlieren. Ihr Sprecher im Repräsentantenhaus schlägt eine Einladung von Selenskyi nach Kiew aus und positioniert sich gefährlich in Richtung Putin. Haben die aus den 1930ern denn so gar nichts gelernt? Gerade jetzt, wo die USA und der Westen eine überzeugende Rechte brauchen, ist Isolationismus keine Option. Die Verbündeten der USA sitzen in Mitteleuropa, in Warschau, Vilnius und Riga, in Prag, Helsinki und Budapest, und natürlich in Kiew. Und ganz sicher nicht in den Büroetagen Brüssels oder Berlins. Die Krawallschachtel hat die Republikaner angesteckt und verdorben.

Die Christdemokraten könnten die Kurve kriegen. Greifen sie nach rechts zu den westorientierten AfD-Wählern und sammeln sie zudem die liberalen Reste der FDP ein, können sie das Reservoir der 40 Prozent Nichtwähler anzapfen; mit denen gewinnt man in Deutschland jede Wahl. Sind es nur noch 20 Prozent und wählen die mittig bis rechts, dann fährt die CDU in Berlin locker 40 bis 45 Prozent ein. Allerdings muss man fürchten, daß die Postenjagd sie vorzeitig in die Arme der Grünen treibt und die haben bekanntlich keinerlei Hemmung, wenn nur ein paar Parlaments- und Ministerposten für sie und ihre arbeitslosen Hupfdohlen rausspringen.

Donnerstag, 9.März 2023

Seit gestern herrscht helle Aufregung: Die US-Regierung erklärt, Ukrainer hätten die Röhren von Nord-Stream-2 gesprengt. Ob die Welt damit glücklicher wird, darf man stark bezweifeln. Wer will schon Aufklärung über die Täter, es sei denn, es sind die, die man glaubt, daß sie es seien? - Richtig: Praktisch keiner. Und »Ukrainer« sagt vieles und alles. Ukrainer könnte Freunde Putins sein, oder Selenskys oder Bidens oder Wirecards Investoren.

So bleibt der Eindruck einer weiteren Welle im weltweiten Medienmeer; nur einer etwas höheren als in den vergangenen Wochen. Sie übertönt die seltsame Ruhe bei den Berichten von der Front in der Ostukraine. Der Fall von Bachmut scheint anzustehen, geschieht aber nicht. Nach Angaben der Geheimdienste sind 50 Prozent der Stadt, im wesentlichen die östliche Hälfte, in russischer Hand. Stalingrad hatte die Wehrmacht auch fast ganz, so Hitler am 8. November 1942: »Ich wollte zur Wolga kommen und zwar an einer bestimmten Stelle, an einer bestimmten Stadt. Zufälligerweise trägt sie den Namen von Stalin selber. Aber denken Sie nur nicht, dass ich aus diesem Grund dorthin marschiert bin - sie könnte auch ganz anders heißen - sondern weil dort ein ganz wichtiger Punkt ist. … Den wollte ich nehmen und wissen Sie; wir sind bescheiden, wir haben ihn nämlich! Es sind nur ein paar ganz kleine Plätzchen da.«

Auch die Putinversteher werden einen großen Sieg feiern, nachdem die ganz großen Siege vor Kiew und Charkiv ausgeblieben sind und sich in Niederlagen verwandelten. Man feiert, wie die Feste fallen.

»Banal« heißt zwar geistlos, abgedroschen, nichtssagend, alltäglich – aber es kommt aus einer ganz anderen sprachlichen Welt: Von »Banner« und »mit einem Bann« belegt. Seit Arendts »Banalität des Bösen« scheint »banal« wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehren zu wollen. Das Böse ist banal und soll gebannt werden indem unbanal formuliert wird. Eingebildete Wortkaskaden können da helfen: »Der ontologische Status des Metaphern der Dekonstruktion...« – – Kein Wunder, daß Fräulein Butler ins Trudeln geriet, als sie über das Geschlechtliche nachzudenken begann. »Alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit.« Mit der Betonung auf tief.

Wörter ändern ihre Bedeutung nur langsam. Bann – banal – Banalität – Böse – verbannt. Es fehlt nur noch ein Umweg über gebannt: Anstarren, fasziniert, bewegungslos.

Mittwoch, 8.März 2023

Langsam kommt die Bildung in Blick. Nicht 12.000, sondern 50.000 Lehrer fehlen, sagt die Lehrergewerkschaft, also jener Verband, der, anders als die GEW, sich nicht überwiegend aus der Nachkommenschaft fröhlicher Konsum- und Blumenkinder rekrutiert, die alle Lehrer werden wollten, weil ihre eigenen noch unter dem Führer stramm stehen mussten.

Nur wird die Realität weiter konsequent ignoriert: Daß dem Niedergang der Bildungsanstalten der ökonomische Niedergang notwendig folgt. Selbst die schärfsten Kritiker der Regierung leben weiterhin in ihrer Traumwelt eines potentiell wirtschaftlich mächtigen Landes. Man müsse nur die D-Mark wiedereinführen, glauben sie ernsthaft, dann käme alles wieder ins Lot; als hätte Währung jemals mehr als ein Abbild der ökonomischen Lage geliefert.

Zumindest hat überall das große Bibbern begonnen. Noch hört man es nur im Untergrund, in einzelnen Beiträgen von einzelnen Lehrern, die eine verzweifelte Lage beschreiben. Und tatsächlich: 50.000 Lehrer zaubert niemand nebenbei aus dem Hut, nicht einmal mit allen Quereinsteigern der Welt, die oftmals eher Querschläger sind.

Die Ukrainer haben einen wunden Punkt auf dem Selbstbild der Deutschen getroffen: Sie erweisen sich in ihrem Kampf gegen die russischen Invasoren als das, was die Deutschen so gar nicht gern mögen: als heroisch. Sie verteidigen ihre Heimat, ohne auf den Nutzen zu schielen oder zu fragen, ob sie den Krieg überleben. Daher ist kein Zufall, daß sich ausgerechnet deutsche Intellektuelle über den Mut der Ukrainer erheben und mit der Position vieler deutscher Rechter konvergieren, deren Herz wie wild für Putin schlägt. Sie gehören in die Gesellschaft der Vorgartenzwerge, die auf den Hausherren hört und in Ruhe und meditierend zwischen den artigen Sträuchern aufwachsen und weiter vor sich hinleben will.

Dabei ist es gerade die Bereitschaft, in einer aussichtslosen Lage gegen alles rationale Lamentieren alles zu geben, was uns als menschliche Wesen auszeichnet. Und das zum Ausdruck zu bringen, das werden die Deutschen den Ukrainern niemals verzeihen.

Es würde mich nicht wundern, wenn die ukrainische Armee die Zangen der Russen um Bachmut zerschlüge. Sozusagen ein kleines Kursk, mit einer Einkesselung der von Einkesselung bedrohten. Wie wird Moskau reagieren, falls die Ukraine Teile ihrer Armee einkesseln sollte? Das vergangene Jahr verheißt nichts gutes.

Dienstag, 7.März 2023

Wie selbstverständlich wird von vom binären Geschlechtsmodell gesprochen und damit wieder einem Begriff aus der Technik das Feld überlassen. Binär steht für die Zweiwertigkeit der internen Computersymbolismen. Es ist digital und minimal – also mit gleich zwei Dürftigkeiten versehen. Und mit dem Geschlechtlichen in seinen ungezählten wechselseitigen Konstellationen hat es praktisch gar nichts zu tun.

So markiert der Übergang vom Geschlechterleben zum Bild des Binären bereits die intellektuelle und geistige Armseligkeit der ganzen Genderei. Aber vor allem offenbart er die Genderei als im Ursprung mit einem Fehler versehen, den Judith Butler passend zu ihrer Dürftigkeit macht, über viele Seiten verbreitet und mit dem sie die ganze Bewegung angesteckt hat. Sie sehen nicht, daß männlich und weiblich überhaupt nur im Spiel miteinander zur Geltung kommen und niemals für sich. Und daß die Auflösung diesem Spiel die Grundlage entreißt.

Endlich wurden Aktivisten der Klimaschutz-Staffel zu Gefängnis verurteilt. Sofort rufen die anderen Bandenmitglieder zum landesweiten Widerstand auf. Unterstützung erfahren sie von einigen Medien und grünen Politikern.

»Der Staat gegen Fritz Bauer«– Die großartige Schauspielerleistung des Hauptdarstellers wird durch typisch deutsche Moralsülze verdorben. Wie kam der Regisseur nur auf die Idee, der historisch für Deutschland so wichtigen realen Figur Fritz Bauer eine schwule Fiktion beizustellen? Sie drängt Eichmann in den Hintergrund und macht aus dem Film ein lauwarmes Techtelmechtel zwischen Männern, die karierte Socken tragen.

Zumindest gelingt es dem Film so auf unfreiwillige Weise zu zeigen, welche verschlungenen und heimtückischen Wege der Antisemitismus in Deutschland noch immer nimmt. Oder wie soll man es nennen, wenn ein Regisseur eine fiktive Figur verwendet, um hinter peinlichen schwulen Frivolitäten den Massenmörder der europäischen Juden in den Schatten zu stellen – eine Aufgabe, die von all den seit Jahrzehnten hofierten Opfergruppen gern wahrgenommen wird.

Montag, 6.März 2023

Legen Selbstgespräche die Grundlagen für ein richtiges moralisches Urteil? – In jedem Fall eröffnet das Sprechen mit sich selber, indem es ein Nachdenken über das möglicherweise Kommende in Bewegung hält, einen Weg, die Zukunft zu betasten. Wenn ich mir also Gedanken darüber mache, was ein Krieg zwischen Russland und Nato bedeutet, dann bin ich kein Putinversteher, sondern gehe lediglich behutsam um mit einer unsichtbaren Zukunft. Und diese Vorsicht sollte, sofern die Zeit es lässt, immer walten.

Nur haben weder Frau Wagenknecht noch Frau Schwarzer ein Gespräch mit sich selber geführt. Sie führen Inter-Views – Zwischenansichten –, bei denen sie als Frauen angeschaut werden. Männer wollen, daß ihnen zugehört wird, Frauen wollen angeblickt werden. Dagegen bin ich im Selbstgespräch bekanntlich ganz mit mir allein im Gespräch: Unsichtbar, unbeweglich, gegenstandslos.

Hannah Arendt, die Frau, die sich nicht von vorn filmen lassen wollte, setzt das Selbstgespräch moralisch sehr tiefgehend an, weil es uns dazu bringt, Vorstellungen darüber zu schaffen, was mein Tun anrichten könnte und uns abhält, bestimmte Dinge zu tun. So will sie den Nachdenker als Denker über das, was er anrichten könnte, vor dem Übel des Bösen bewahren. Doch bewahrt sie den Nachdenker vor dem Bösen? Bewahrt das Nachdenken vor dem Bösen? Das hängt davon ab, mit wem wir laut oder lautlos reden, wenn wir nur denken und was den Denkenden treibt, wenn er sich mit sich selber herumtreibt.

Denkt Putin nach mit sich selber?

Sonntag, 5.März 2023

Die »Letzte Generation« entwickelt sich immer mehr zur Klimaschutz-Staffel der links-radikalen Teile der Ampel-Regierung. Gestern war es die Stadt Frankfurt/M, die radikale Mitglieder der Bande gewähren ließ, als sie sich von Autobahnbrücken abseilten. Politik nutzt die Macht der Straße als Hebel gegen die Bevölkerung, die den Rand gestrichen voll hat. Wie Mao, als er während der Kulturrevolution Horden chinesischer Studenten bestellte.

Daher ist Klimaschutz-Staffel die passende Bezeichnung für die Bande. Sie sind nichts weiter als ein Werkzeug der Regierung, das eingesetzt wird, wenn sie selber nicht mehr offen auftreten will. Das ist sowohl durchsichtig als auch gefährlich, denn solche Bewegungen entwickeln schnell eine Eigendynamik. Das war in Rot-China in den 1960er nicht anders als in Deutschland in den 1930er Jahren. Die SA lief aus dem Ruder und wurde nach der Machtübernahme vernichtet. Die meisten führenden Teilnehmer der Kulturrevolution wurden später eliminiert. Wen das beruhigt, der sollte sich den weiteren Gang der Geschichte anschauen.

Nur intellektuell Mittelbemäßigte gendern. Der Beschränktheit ihres Horizonts entspricht die Mechanik, die aus »Bürger« ein »Bürger und Bürgerinnen« oder ein »Bürger:innen« samt akustischem Hickser generiert. Der typische Mitläufer muss nur Symbole ersetzen und schlucken; wie ein Schüler, der es beim Rechnen nicht weiter schafft als zur Multiplikation mit zehn. Eitel und immer in dem Wir-Gefühl dessen, der meint, er würde an etwas weltgeschichtlich Wichtigem weben, bestaunt er schließlich die wertlosen Worthülsen seiner intellektuellen Armseligkeit und zählt sich zu den Guten.

Samstag, 4.März 2023

Bachmut ist in allen Zeitungen, weil es wohl in den nächsten Tagen fallen wird. Hoffentlich ist die ukrainische Militärführung klug genug, ihre Soldaten vor der Einkesselung aus der Stadt zu schaffen. Daß die Russen ihren bescheidenen Erfolg feiern, kann man ihnen nicht verdenken.

Ebensowenig bin ich überrascht von den Putin-Verstehern, die sich gar nicht mehr einkriegen können ob des Erfolgs. »Die Russen werden siegen.« Mit diesen Sprüchen offenbaren sie, worum es ihnen geht: Sie sehen in den Ukrainern, die sie wie die Russen als minderwertig verachten, nur die Amerikaner, denen sie ihren Doppelsieg von 1945 und den Sieg über Russland 1989 nicht gönnen.

Deshalb schlagen sie sich auf die Seite der Friedensfreunde, so wie diese unsägliche Sara Wagenknecht, die ihre jeweils abweichende Meinung wie ein fesches Kleid auf einem Laufsteg ausführt, damit jemand sich nach ihr umdreht. Ist ja auch blöd, wenn man älter wird. Es wird spekuliert, sie gründe demnächst eine Partei. So wie Frau Petry. – Wer das ist? – Ein No-Name. Keine Anrufe mehr. Nicht einmal mehr ein Blick auf der Straße. Hannah Arendt hat lange auf ihrer Fernseh-Regel bestanden: Sie ließ sich nur von hinten filmen, weil sie das Gaffen der Unbekannten auf die Bekannte in der Straße fürchtete. Das waren noch Zeiten mit richtigen Frauen. Als sie auf einer Konferenz die einzige Frau war, schreibt sie einer Freundin: »Bin die einzige Fachfremde.« So sieht Selbstvertrauen aus.

Und wie Nicht-Diskriminierung aussieht, weiß Arendt ebenfalls: »Von Heidelberg fuhr ich also doch nach Freiburg«, heißt es in einem ihrer Briefe an Karl Jaspers, »und das war in mehr als einer Richtung merkwürdig. Erst einmal der Herr Kaiser, der mich eingeladen hatte. Ca. 40 würde ich meinen, typisch homosexuell (was mich nicht stört!, komisch war nur, wie er es verbergen wollte), lebt in einer von ihm selbst erbauten Villa von ganz extravagantem Luxus … ; dort lebt mit ihm ein Araber aus Tunis (siehe Andre Gidé, der konnte die Araber auch nicht in Ruhe lassen), der den Butler spielen soll, aber so unverschämt ist, daß es richtig komisch ist, damit auch keiner ignoriert, was da eigentlich gespielt wird; dazu um den seltsamen Haushalt zu vervollständigen, zwei richtige Schafe, die das Gras abfressen sollen.«

Daß Bachmut fällt, besagt wenig. Die deutsche kaiserliche Armee hat im Frühjahr 1916 vor Verdun ebenfalls erst Fort Douaumont und zwei Monate später und nach Zehntausenden Toten Fort Vaux erobert. Im Herbst holten sich die Franzosen die beiden Trophäen in wenigen Stunden ohne große Verluste zurück. Mit den richtigen Stoßkeilen könnte Bachmut zu Putins Stalingrad werden.

Freitag, 3.März 2023

Sollte Dummheit Voraussetzung für Bösartigkeit sein? Oder ist nicht eher Dummheit durch ein »schlechtes Herz« verursacht, wie Kant glaubte?

In jedem Fall ist Dummheit in der Nähe selbstgerechter Bösartigkeit. Raul Hilberg berichtet von einem der seltenen Fälle von spontanem Widerstand in Auschwitz, als eine Frau einen SS-Mann anschießt; der tobt und schreit und ruft, er habe doch nichts getan; sie wird lebendig verbrannt.

Putin gehört in genau diese Kategorie der selbstgerechten Bösartigkeit, wenn er sich nun moralisch erhebt, weil die Ukrainer angeblich Gebiete in Russland attackieren. Wenn sie das denn nur endlich täten. »Terror«, brüllt der Kreml-Herrscher. Eine Widersinnigkeit, die zu offensichtlich ist, als daß jemand mit nur ein wenig Verstand sie nicht bemerkte. Das Opfer wehrt sich! Welch ein Verbrechen.

Diese Auffassung hegen und pflegen in Deutschland ja einige. So hinterlässt die Vergangenheit Spuren der selbstgerechten Bösartigkeit aus Dummheit. Sind Raubtiere dumm? Oder haben sie nur ein »schlechtes Herz«?

In jedem Fall ist die Politik voller dummer Menschen. Ein Lokalpolitiker der SPD mit intimer Nähe zur Antifa und einem Hang zum Egomanischen, Kevin Hönicke, schiebt sich in den Vordergrund bevor die Koalitionsverhandlungen mit den Christdemokraten beginnen. Zuvor hat er sich mit einer Selbstanzeige geoutet: Er leide unter Depressionen. Der Täter, der sich zum Opfer macht und nach Mitleid schielt, das er prompt bekommt. Die Masche scheint Erfolg zu versprechen. Einen Senatsposten peilt er an, will das Ressort Bildung übernehmen. Aber dort ist ohnehin Hopfen und Malz verloren. Klassen mit 90 Prozent Schülern, die kein Deutsch können, Lehrer, die gendern statt lehren, und dazu konsequente Inklusion, so daß auf lange Sicht zunächst das untere Mittelmaß durchschlägt und dann die pathologischen Fälle alles dominieren und Dummheit regiert.

Donnerstag, 2.März 2023

Es verspricht so oft mehr Erfolg, die Dinge laufen zu lassen. Gelassenheit wahren, wenn die politisch unterfeuerte Bedrängung zur Aktion ruft.

Vor einigen Wochen gaben die Vertreterin einer feministischen Außenpolitik Frau Baerbock und ihre antisemitische Kollegin aus dem Kulturstaatsministerium sogenannte Benin-Bronzen an die Regierung Nigerias zurück. Die eine hatte passend zu ihren Bademänteln, mit denen sie sonst aus dem Flugzeug steigt, ein fesches Kleid mit weitem Ausschnitt an, was in einigen Länder sicher als feministisch interpretiert werden könnte; die andere, obwohl deutlich älter, war geradezu afrikanisch knallig bunt gekleidet, als wolle sie die Bronzen als Geschenk der Ministerin in einer Kita abgeben, mit Tätscheln von Kinderköpfen durch eine Kinderlose und verdächtigem Politikergrinsen. Neben ihnen hüpfte ein Neger herum, der vorgab, sich zu freuen, daß die Weißen ihnen, den Schwarzen, was geben, was ihnen gehört.

Zur Lügengeschichte der zwei Politikerinnen gehört, daß die Benin-Bronzen umgeschmolzenes Sklavengeld sind. Mit der Bronze wurden früher Sklaven bezahlt, die von der Regierung in Benin verkauft worden waren; eine Art Geld-Für-Bürger also. Aus der Bronze ließen die Machthaber anschließend Handwerkskunst anfertigen, die dann, nachdem die Engländer dem Sklavenhandel der Regierung in Benin mit den eigenen Bürgern ein Ende bereitet hatten neben anderen Unsitten wie Menschenopfer, 20 bis 30 Menschen pro Tag.

Diese Art der Zivilisierung Afrikas gehört bekanntlich der Vergangenheit an. Also sollen die nach Europa geschafften Benin-Bronzen zurück in ihre Heimat. Die europäischen Museen sollen frei von schwarzer Kunst werden, falls denn Massenware als Kunst gelten kann.

Doch nun haben sich die Nachkommen der verkauften Sklaven gemeldet, es muss sich um die zehnte oder zwanzigste Generation handeln. Aber Geld ist Geld. Sie wollen die Benin-Bronzen für sich und bestehen darauf, die Bronzen in Amerika und Europa zu lassen. Schwarze verlangen, daß Weiße Kolonialgut in Europa und Amerika belassen und nicht an ihre schwarzen Brüder verschenken, die ihre Ahnen einstmals verkauften. Moral und Geldgier führen seltsame Kapriolen auf.

Wir sollten sie streiten lassen. Denn soviel ist sicher. Von den Benin-Bronzen, die zurück nach Afrika gingen, ist kaum eine dort angekommen. Wer will, kann sie kaufen. Wo? – Bei e-Bay-Kleinanzeigen. Zugegeben, fast 10.000 Euro sind nicht ganz wenig, zumal 90 Euro 50 für die Lieferung noch oben draufgelegt werden müssen. Aber moralischer als der auch heute noch mögliche Kauf von Sklaven in Benin – Menschenhandel wird das heute genannt, weil Neger ja keine Neger verkaufen – ist es allemal. Zudem verhindert der Investor, daß Europa frei von Kunst aus Afrika wird.

Und wenn die Regierenden in Benin schon dabei sind, Geld mit dem Geld aus dem Skalvenhandel zu machen, könnten sie versucht sein, ihre einheimischen Fachkräfte aus der Bronze-Industrie nach Deutschland zu verkaufen; eine Tradition gibt es ja offenbar. Es müssen ja nicht gleich Angebote über e-Bay sein; aber im Fall einer Ich-AG sollte sich ein deutsches Jobcenter als Black-Market finden.

Mittwoch, 1.März 2023

29. Februar 1968, ein Schaltjahr. Uwe Johnson holt zu einem kräftigen Schlag aus mit Ohrfeigen, die noch heute schallen. »Es ist der Tag, an dem der deutsche Schriftsteller Hans-Magnus Enzensberger in der New York Review of Books einen offenen Brief veröffentlicht. ›Über das Verlassen Amerikas’«. »Er bekennt öffentlich, daß die herrschende Klasse in den Vereinigten Staaten von Amerika (die Regierung eingeschlossen) in seinen Augen die gefährlichste von Menschen auf Erden ist. The most dangerous body of men on earth. … In der Welt, es klingt so alltäglich. Nein: auf Erden. Feierlich, nachhallend. Biblisch allemal. Auf Erden.«

Das erinnerte, wenn heute gestern und das Gestrige heute gesagt worden wäre, an gestern. Und es wird heute gesagt. Von Leuten, in deren Nähe der Schriftsteller Enzensberger nicht erwischt werden wollte, als er noch lebte. Haß auf Amerika gestern und heute.

»Weil Herr Enzensberger dies vor drei Monaten noch nicht bekannt war, will er das Land nach drei Monaten öffentlich verlassen.« – »Offensichtlich nimmt das Offensichtliche zu an Offensichtlichkeit, wenn ein Enzensberger es sagt.« – »Herr Enzensberger gibt zu, daß er unsere zeit verschwendet hat mit seinen Wahrheiten; er möchte es nun aber noch in einer wissenschaftlichen Manier tun. Er habe keinen Raum.« – »In Herrn Enzensbergers Augen haben die Bürger der U.S.A. eine vergleichbare Schuld auf sich geladen.«

1968! An einem Schalttag in einem Schaltjahr erblickt der deutsche Wokeismus in Amerika das Licht der Welt: »Es ist ein manichäischer Blick. Er kommt von den Anhängern der Lehre vom Dualismus zwischen dem Herrscher des Lichtreichs und dem König der Finsternis... Dieser Prozeß verläuft zwischen bis zur endgültigen Reinigung im Weltbrand. Der Wissende kann ihn fördern, indem er sich schlicht der Fortpflanzung enthält... verzichten auf Fleisch und Wein... auf Arbeit zu verzichten... Besitz soll abgestoßen werden...«

Johnson schreibt 1968 – In Amerika – Vor der angekündigten Eiszeit in den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Lange, sehr lange vorm Klimawandel. In einem Schaltjahr an einem Schalttag.

Die Wiederholungswahl in Berlin hat doch was gutes: Die SPD will die Koalition mit den Grünen beenden. Das ist in sofern bemerkenswert, als die Chefin der Sozialdemokraten hätte Regierende Bürgermeisterin werden können und in einer Koalition mit den Christdemokraten das nicht werden wird. Soviel Anstand hätte ich der Dame, deren ansehnliche Kostüme ihr Dauergrinsen noch unerträglicher machen, nicht zugetraut. Ehrlich!

Jetzt haben wir ein Grinsen ohne Regierenden Bürgermeister. Giffey wird wohl das Innenressort übernehmen. Wenn jetzt noch jemand den Sozialdemokraten das Bildungsressort wegnimmt – denn Bildung kann die SPD nun einmal nicht –, dann hatte die Wiederholungswahl etwas gutes. Aber das sagte ich schon.

Das Grinsen dürfte der Frau Jarasch von den Grünen derweil vergangen sein. Gelingt SPD und CDU eine auch nur halbwegs gute Politik, machen die erwachten Nichtwähler jeden Zuwachs trotziger Grüner zunichte und die Karriere der Grinse-Grünen knickt nicht nur ein, sondern nimmt ein jähes Ende.

Wenn es Frau Giffey jetzt noch gelingt, einen ernsten Blick aufzusetzen - der Verlust des Spitzenpostens sollte es ihr erleichtern -, streifen zwei Grinsen ohne Politikerinnen als Erinnerung an eine schlimme Zeit durch die Stadt. Zu retten ist sie allerdings kaum noch etwas.

Dienstag, 28.Februar 2023

Carl Schmitt denkt das Politische bis zum bitteren Ende: Die Feinde erschlagen sich und die Freunde lieben sich nicht einmal mehr. Aus seinem Begriff des Freundes und des Feindes ist die Emotionalität herausgekürzt. Freund und Feind werden eiskalte Begriffe. – In Rom mag das möglich und sinnvoll gewesen sein und vielleicht auch noch in Venedig. Damals hatten Freunde und Feinde noch ihre Ehre. Aber 1927 wars vorbei damit und die Liebe und der Hass dienen seither als Ersatzstoffe für Ehre und Schamlosigkeit. Daher die Hassbotschaften allenthalben.

Schmitt braucht keine spezielle Kategorie für Leben und Tod, sie gehört zum politischen Leben dazu. Dafür kann er das Politische einer Demokratie indes auch nicht begreifen, die für den Mord am politischen Gegner den Hass erfunden hat und für die Umarmung das »Ich liebe euch alle.« Liebe und Hass sind zu politischen Grenzbegriffen geworden hinter denen Himmel und Hölle liegen.

Bis zum schmittschen Ende dringen Baerbock und die im Wohlstand einer friedlichen und moralisch aufgeladenen Welt aufgewachsenen Figuren der aktuellen westeuropäischen Politik daher nicht durch. Sie begreifen den existenziellen Charakter des Politischen auf der Bühne der Welt nicht. Kriegslüsternheit möchten ihr die einen zwar vorwerfen und andere wieder möchten positive Züge in ihrem aggressiven Auftreten erkennen – beide liegen falsch: Denn Baerbock weiß nicht, was sie tut. Ihr aufgedunsenes Babygesicht – und das ist keinesfalls als Beleidigung, sondern als reine Beschreibung gemeint – zeigt ihr blankes Erstaunen, daß dort etwas geschieht, was völlig neu für sie ist. Hätte sie auch nur eine Ahnung, mit wem sie es bei Putin zu tun hat, säße sie längst wieder in ihrem mitteldeutschen Vorgarten und pflegte Kresse.

Die europäische Diplomatie braucht dringend politische Diplomaten im Sinne Schmitts. England und Frankreich verfügte über sie 1918 und sie haben den Ersten Weltkrieg für die Westmächte in ein für Deutschland bitteres Ende manövriert. Die US-Amerikaner verfügten über sie 1989 und mit Ronald Reagan über einen Präsidenten, der das Russische Reich an die Wand spielen wollten und konnte.

Die Berliner Politik treibt seltsam Blüten: Am Kottbusser Tor wird ein Mann mit Rock von Arabern und Türken verprügelt, weil er einen Kopftuchmoslem angreift. Bald werden Felder mit solchen Blüten erblühen.

Montag, 27.Februar 2023

Falls das Geschlecht ein Geschenk ist. – Dann symbolisiert der Genderstern das bestellte Geschlecht. Wie eine Pizza, bezogen über den Innenminister. »Ich bin das erste bekennende Call-a-Boy Girl«, würde eines dieser dürftigen Kinder aus dem Bundestag kreischen. »Jetzt bin ich noch Called-Girl.«

Dann muss es heißen, das Geschlecht wurde zurückgegeben. Nicht gewechselt. – Umgetauscht ist richtig. – »Ich gebe meinen Schwanz zurück.« Unverpackt. Mit einem Like für den, der das Geschenk verschenkt hat, mit dem ich nichts anfangen kann. Jetzt kaufe ich mir ein passendes von dem erhaltenen Geld. In der Zwischenzeit bin ich zumindest nicht blank.

So ist Technik gemeint. Sie lässt mir die Wahl und ich kann mir meine Zukunft bestellen. Eine Zukunft als Mann oder Frau im Regal zwischen Marmelade und Süßstoff.

Geschenke sind schöner.

Sonntag, 26.Februar 2023

Immer legt sich Deutschland eine Reihe von scheinbar denkenden Intellektuellen zu, die sich mal in Staatstreue üben und dann wieder aufmüpfig werden, je nachdem wie viel Aufmerksamkeit sie dort oder hier erwarten dürfen. Corona hatte sie auf einer Linie gesehen. Einen deutschen Giorgio Agamben, der gleich in der ersten Woche die staatlichen Zahlen über das Ausmaß der Epidemie in Zweifel zog, suchte man in den drei Jahren inszenierter Quarantäne vergeblich. Im russisch-ukrainischen Krieg laufen sie nun wieder in alle Richtungen und wild durcheinander. Nur ihr Geschwätz bleibt so inhaltsleer wie ehedem: »Aufstand für Frieden«. Diese Leier war schon 1980 kaum zu ertragen.

Der einzige Unterschied: Frau Schwarzer ist 40 Jahre älter und hat sich – die Wahrheit kommt bekanntlich mit der Zeit – äußerlich dem Imperator angeglichen, also jener fiktionalen Figur aus Star Wars, die niemals altert, weil sie immer schon alt war, Kreuzung aus Hexe und Echse.

Alice Schwarzer bleibt ein Mädchen der Zeit, als es nicht für alle für einen Platz auf dem Laufsteg reichte und eine Karriere als Avon-Beraterin schon nicht mehr in Frage kam. Sie und ihre Kollegin, die so gerne auf Rosa Luxemburg macht und wie Schwarzer den Blick der Kamera braucht, stehen in trauter Eintracht bei Nieselregen im links-grünen Berlin eng beieinander. Rutschig kaltfeuchte Frauenpower. Im Hintergrund hält sich der Vorsitzende einer Partei, die krampfhaft nach einem exklusiven Thema gesucht hat, um wieder in die Zweistelligkeit steigen zu können; zumindest versteht der vom Anstreichen mehr als Frau Schwarzer von Putin und vom weiblichen Körper. Ob er weiß, da am Lichtenberger Rathaus die Regenbogenfahne abgehängt worden ist, um sie durch eine ukrainische Flagge zu ersetzen, die jetzt dort im Wind knattert? Und ob ihm das gefällt?

Wie es mit der Intelligenz der deutschen Intellektuellen bestellt ist, verrät die Welt in einem Quiz, das den Venushügel als »elegantes« Fremdwort seinen Teilnehmern präsentiert – im Plural! Wenn man doch wenigstens ein Satzexemplar mit den Fremdworten, die keine waren, stricken müsste. Aber Nein! – Venushügeln sollte in »Beobachten die Europäer die Yen-Entwicklung mit _____« einprobiert werden. Indes Argusaugen ist richtig. »Zwischen den vielen Venushügeln des gestrigen Gangbangs schaute mit Argusaugen meine Geliebte hervor.« Das wäre ein Satz voller Wörter und Wesen aus der Fremde gewesen. Nur gut, daß Schlammschieben heutzutage nicht einmal 12-Jährigen ein Fremdwort ist.

Samstag, 25.Februar 2023

Von Jerusalem aus über den Ukraine-Krieg nachdenken bedeutet, als Frieden einen einfachen Tausch vorzuschlagen: Russland erhält die Luhansk und Donezk; dafür erhält Israel offiziell das Westjordanland; mit der Option Krim gegen Gaza.

Wer den Finger in die Wunde drücken will, machte einen solchen Friedensvorschlag für den Ukraine-Krieg. Denn macht Russland nicht, nur weitaus radikaler, ja eigentlich ganz anders, was Israel von jeher gemacht hat: Seine Bürger schützen? – Russlandversteher wird man sie nennen. Nicht mehr Putinversteher und schon gar nicht Messerstecherversteher. Russlandversteher. – Verstehen wir Russland?

Wir verstehen nicht einmal Israel. Also verstehen wir den fundamentalen Unterschied nicht. Russland steht nicht an der Wand, sondern mit dem Rücken ruht es auf der blutgetränkten Weite Sibiriens. Israel tanzt seit 1948 mit dem Rücken zum Meer auf einem Vulkan. Aber davon wissen wir nichts, weil wir den Boden unter unseren Füßen verloren.

Psychologie der Geographie – Wissen wir in Westeuropa, was breite Flüsse im Rücken mit einem machen? Nicht der Jordan! Sondern Flüsse, hinter die wir zurückweichen, sehr weit zurückweichen könnten? Nach Samara, Kasan, Jekatrinburg, Novosibirsk.

Derweil sitzen wir in Städten, die für das sehende Auge unsichtbar sind. Ein Rathaus und der Turm einer Schule lohnen den Strich und das Kritzeln und dann noch ein paar Bäume. Gebäude, die sich präsentieren. Auch wenn das Rathaus, zugegeben, etwas flächig daherkommt. Die Moderne zeigt sich darin, daß sie für das sehende Auge unsichtbar bleibt, das Auge, das Erinnerung wahrt und an ihr Geschichten entspinnt von Türmen, die in den Himmel verweisen.

Auf einer Fahrt in Venedig bot der Blick Richtung Osten nach Murano am Horizont einen Wolkenkratzer, der neu schien. Ein Wolkenkratzer in Murano? Das wäre selbst für die Baumafiosi ein Frevel. Aber er stand dort und ließ auf keine Wahl zu einem dahinter, das ihn zu einem Teil des Flughafens machte, der nur ungefähr in derselben Richtung liegt. Wir fanden uns ab und trösteten uns mit einem bizarren Doppelturmblick, an den ein zufälliges Foto erinnert.

Bevor wir das Grab Brodskys auf San Michele besuchten fuhren wir, den Wolkenkratzer zu sehen, der sich als reinste Metapher entpuppte: Ein Kirchturm unter einem mit Planen verhängten Gerüst. – Verpackung, Geschenk, Geheimnis, Zeiger, Wirrnis; alles in einem. Und wir lachten.

Venedig, Doppelturm, Februar 2023 © Wolfgang Hebold

Freitag, 24.Februar 2023

Vor einem Jahr begann der Angriff Russlands auf die Ukraine, die »Spezialoperation«, die kein Krieg werden sollte, weil Putin sie nicht so nennen ließ. Nun ist sie ein Krieg, nachdem der von fast allen erwartete Zusammenbruch der ukrainischen Streitkräfte ausblieb. Ein Krieg mit angezogener Handbremse, weil Moskau wiederholt mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht hat, falls die Nato der Ukraine direkt zur Hilfe käme.

Ein Traum: Es gibt keine Atomwaffen, amerikanische und polnische Panzer rollen in die Ukraine und treiben die russischen Truppen zuerst zur Grenze und dann nach Moskau. Das konservative Polen mit der siegreichen Ukraine als neue Zentralmächte in Europa wenden sich gegen Brüssel. Aufwachen!

Im ersten Corona-freien Frühling dann Stille auf dem Campo Santa Margherita in Venedig, als ein überlautes Geräusch aus Düsentriebwerken ertönt, das niemand einordnen kann; wer weiß schon, wie Atomraketen sich anhören werden, falls wir sie denn dann überhaupt hören, was sehr unwahrscheinlich ist, nachdem sie die Kontinente überquert haben und zur Erde eintreten. Erschrockene Blicke zum stahlblauen italienischen Himmel, zum Fremden am Nachbartisch, in die womöglich nur noch kurze gemeinsame Zukunft. Auch wenn es natürlich idiotisch wäre, die erste Atomwaffe in Europa über Venedig zu zünden. Verrückte begehen indessen Verrücktes.

Doch Russland rüstet hoch und sein Präsident ist so wenig christlich wie zu viele in Westeuropa, als daß ihnen diese Worte aus Psalm 39 in den Kopf schießen würden: Herr, lehre doch mich, daß es ein Ende mit mir haben muss und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss. Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Ach, wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben!

Nur hat Russland schon mehr als einen Rüstungswettlauf verloren. Drei von vier seiner großen Kriege gingen wegen wirtschaftlicher und technischer Unzulänglichkeiten verloren: 1905, 1917 und 1989; 1905 sogar als erste europäische Macht gegen ein aufstrebendes ostasiatisches Reich. Und 1941 war der Blutzoll fast so schlimm wie eine Niederlage. Und das jetzt wieder. Wissen die Russen nicht, daß der Kapitalismus am Krieg immer gewinnt? Daß der Westen also immer im Vorteil ist? Daß Russland sich ein Verdun, Stalingrad oder Kursk in Bachmut nicht leisten kann?

Europa – Sehnsuchtsort aufgeladen mit geschichtsträchtigen Zeiten und Orten: Verdun, Stalingrad, Kursk. Der Klimawandel wiegt dagegen wohl doch zu leicht, so daß manche sich ankleben müssen, will man ihre Leichtigkeit nicht sofort erkennen.

Nur als ein Schattenbild geht jedermann, nur Dunst ist, um was sie lärmen, man schüttet auf und kennt nicht, wers heimst. – Da capo! – Spannenbreite, ach, gabst du meinen Tage, meine Weile, vor dir ist sie wie nichts, allsamt ein Dunst nur ist all der aufrechte Mensch. – – Empor!

Mit Strafe für Fehl züchtigst Du den Mann, zerfaserst mottengleich seine Pracht.

Ein Dunst nur ist aller Mensch!

Empor! – Weg, weit weg von den Bloodlands.

Donnerstag, 23.Februar 2023

»Das Duell«, ein früher Spielberg und zugleich sein bester Film trifft die weidwunde Annahme aller kuscheligen Westeuropäer: Niemand tötet gerne, aus der sie eine Totale auf die die Welt gemacht haben. »Es gibt keine Monster!« – »Aber es gibt sie!« Wladimir Putin ist so ein Monster. Es verbrennt von seinem Drachen aus Frauen und Kinder, bleibt beim Geruch des verbrannten Fleisches nicht ungerührt, wie die US-Piloten über Tokio im März 1945, tötet aus Lust. Wie die hereingelassenen Messerstecher, die weiterhin frei herumlaufen dürfen, weil die Erregung beim Anblick verblassender Augen in der Vorstellungswelt von Messerstecherverstehern nicht existiert.

Deshalb sind die Grünen momentan militaristisch. Putin ist das störende Korn im Auge, das sich nicht herausreiben lässt. Also reiben sie weiter. Während »das Monster« – Napoleon hieß in England bis 1914 nur »das Monster« – sich an den angstvollen Blicken der Westeuropäer labt und Ukrainer, Balten und Polen hasst, weil sie sich wehren. Das ist der ganze Sinn der Atomwaffendrohung; Angstschweiß reizt das Monster nur mehr.

Im Duell findet der Monster-Truck sein Ende, weil es den Lebenswillen seines Opfers geweckt hat. Das ist nun seinerseits zum Töten bereit, weil es anders nicht überlebt. Und es kämpft. Nicht nur ums Überleben. Sondern weil alles Leben erregender Kampf gegen den Tod ist. – – Sicher, das sind Plattitüden. Aber dann erkläre mir jemand: Warum wurden sie hierzulande vergessen? Warum ignorieren wir Plattitüden?

Mittwoch, 22.Februar 2023

Das Kopftuch hängt sich an die offenen Rockzipfel »der Frau« und erscheint in drei Formen: Pubertär auftrumpfend, damenhaft stolzierend und totalitär dämonisch. Andere sagen vielleicht: Hüpfend, schreitend, marschierend; segelgleich, flatternd, angepresst. Es hängt sich an die Enden von dem, was nicht mehr sein soll, weil es das »das Weibliche«, dieses abstrakteste und konkreteste, nicht mehr gäbe. Und richtig. Das Weibliche bleibt in einer leeren Mitte unsichtbar, spürbar nur noch als Ahnung einer Negation der verlotterten und verwahrlosten und kopftuchlosen Weiber mit gezeichneten Gesichtern und deformierten Leibern und nach innen geknickten Knien auf friesischen Säulen, die bei allem Druck nicht griechisch werden wollen. Unförmigkeit, die sich schmerzhaft in die Gesichter fortsetzt und nach Selbstzerstörung und Selbstauslöschung ruft. Und innen nur noch dunkle Ahnungen von einer Hannah Arendt, Claudia Cardinale, Jeanne Moreau, die am Höhleneingang läufig, schreitend, hüpfend Schattenspiele treiben mit unserer Erinnerung bis sie wieder erwacht.

Dienstag, 21.Februar 2023

Seit gestern – oder schon seit vorgestern, seit vorletzter Woche; wer kann das wissen? – ist es wohl verboten, »Schwarze« zu sagen. Ist ja auch blöd, wenn der BVB in schwarzen Trikots aufläuft, um an die Kohle zu erinnern, die dort, also in Dortmund, abgebaut wurde und prompt schießen Schwarze Spieler die Tore. Colourtrouble.

Dieses Sprachspiel als Variante der Reise nach Jerusalem geht in eine neue Runde. »Schwarze« wurde entfernt, nachdem »Neger« schon seit einer Weile nicht mehr gesagt, respektive besetzt werden darf. Wer es weiterhin sagt, steht buchstäblich dumm da. Aber vor allem ist er von nun an ein Rassist.

Diese stete Grenzverschiebung der Sprachpolizei, eine Art fließend rückwirkendes Gesetz, sorgt immer wieder für eine Runde Rassismus. So lässt sich ständig über Rassismus reden. Es ist wie beim Sex. Da werden die Sprachgrenzen auch immer wieder verschoben – nur in die andere Richtung.

Montag, 20.Februar 2023

1968 – Jede Woche wurde in der New York Times die Zahl der toten US-Soldaten genannt. Über My Lai wurde in den USA berichtet. Tonkin wurde in den USA von Amerikanern öffentlich gemacht. Die Lüge von den Waffen zur Massenvernichtung im Irak wurde vom US-Außenminister vor der UNO gestanden. – The American Way of War. Und soviel ist sicher: Russen und Chinesen hätten Waffen gefunden.

Sonntag, 19.Februar 2023

Momentan verläuft der politische Machtalltag wellenförmig. Sobald die Nöte aus der Migrationspolitik spürbar werden, kommt von irgendwoher ein Ruf: »Die Nazis sind da. Rettet euch vor den Nazis in die Arme des Staates.« Direkt oder indirekt. Heute: Die Kandidatin der Grünen für den Berliner Bürgermeister erhält einen Brief mit einer Patrone und einem Zettel, auf dem steht: »Peng! Du bist tot.« Oder so ähnlich. Und schon läuft die Maschinerie und zwar durch alle Medien; dazu erinnert die Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung an Hanau.

Zugleich macht sich die NZZ über die Hybris der deutschen Öffentlich-Rechtlichen Sender, die weder öffentlich sind noch rechtlich, Gedanken: Sie wollen einen eigenen Social-Media-Kanal eröffnen. Ihr Ziel: »gesunde öffentliche digitale Räume« zu gestalten. Nur wo liegt die Hybris? In der widerrechtlichen Eroberung des sozialen Raums durch die Propagandasender oder in der Vorstellung, die Sender könnten einen solchen »geschützten öffentlichrechtlichen Raum« gestalten?

Nein, Foucault war kein Empiriker. Er war ein Dystopist. Er malte die Zukunft, wie sie sich heute entwickelt mit lauter gesunden öffentlichen Räumen.

Neulich, bei der Rückfahrt von Venedig nach Berlin, lag im Zug eine Speisekarte aus, die mehr einem Programm für eine Konferenz von Veganern glich, als der Beschreibung von dem, was die Küche des ICE zu bieten hat. Der Staat sorgt sich, daß wir leben und glücklich sind. Wollen wir das? – Nietzsche: »Der Mensch strebt nicht nach Glück; nur der Engländer thut das.« Amerikanisierung des Lebens.

Die Ukraine entzaubert den russischen Bären, vor dem die Westeuropäer sieben Jahrzehnte gezittert haben. Und nun fragen alle: Was bedeutet das für Russland? Ist es überhaupt eine Supermacht? – Einige fragen: Was sagt das über die Westeuropäer? – Aber keiner fragt: Was sagt das über die Ukrainer? Kein Wunder, daß sich die pädagogischen Bagage um die links-intellektuelle Medien-Kamarilla nun in Ratschlägen für die Ukraine übt und davon spricht, Deutsche würden wieder Richtung Stalingrad marschieren, wo es doch lediglich in Deutschland hergestellte Panzer sind, die an die Ukraine geliefert werden; kämpfen werden die Ukrainer schon selber mit ihnen.

Und jeder psychologisch denkende Zeitgenosse merkt, wie der Neid an den westeuropäischen Nörglern nagt. Daß sie nicht selber marschieren wollen, ist das eine. Aber sie wollen auch nicht, daß die Ukrainer marschieren, die mit jedem Tag den gemeinen Westeuropäer zum Angsthasen degradieren. Wer ist lächerlicher: Der Bär, der zum Bettvorleger wird oder der vermeintliche Held, der vor einem Bettvorleger zittert?

Venecia, Frarikirche, Feb 2023

Samstag, 18.Februar 2023

Geistiger Fortschritt durch Einnebeln, Auflösen bekannter Begriffe, unklare Definitionen; das lockt an. Nur ist es etwas anderes, wenn die Begriffe und Definitionen sich von alleine auflösen. Das ist das Schicksal der Mathematik, sofern sie formal bleibt, also an Formeln gebunden, wie jeder brauchbare Theoretiker wissen sollte. Unvorhersehbar lauert die Anomalie. Nur wer es nicht abwarten kann, nebelt schon vorher ein und greift ein, statt sich der geschichtlichen Entwicklung zu überlassen.

Wer hat Studenten eigentlich in den Rang von Wissenden und Erkennenden erhoben? Mit einem besonderen moralischen Recht zur Kritik? Diesem Vorsprung in der Argumentation, wie ihn nur am Hof geduldete Aktivisten genießen? – Fotos mit zerstörten tibetanischen Klöstern provozieren Bilder chinesischer Studenten in ihrer Kulturrevolution, die den heutigen Verhältnissen im Westen so sehr ähnelt, wenn die hiesigen Wokeisten Statuen stürzen und sich die Hintern unter ihren aufgeblähten Spatzenhirnen auf einer Straße festkleben. Als würden faule, moralisch übervolle Säcke die Welt besser erkennen.

Jürgen Habermas stammt aus diesem Dunstkreis und muß unbedingt zur Ukraine was schreiben. Die Republik diskutiert seinen wie üblich überlangen Aufsatz und nennt ihn sogar Essay, »für welchen sie besonders schwärmt, wenn er wieder aufgewärmt«. Der Westen solle mit Russland verhandeln; worüber verrät Habermas nicht und auch nicht mit wem aus Moskau. Und daß Politiker wie Herr Scholz den Schneid von Lloyd George oder Wilson haben und Putin zu Tode verhandeln, darf ausgeschlossen werden.

Wirklich interessant ist der Aufsatz von Habermas nur, als er offenbart, wie Habermas seine Lebenslüge vom bellizistischen Deutschland zu retten versucht. Besonders raffiniert stellt er sich dabei allerdings nicht an. Alter macht aus einem lausigen Wein keinen guten.

Selbst wenn Soziologe Habermas geschwiegen hätte – ein Philosoph wäre aus ihm nicht geworden. Aber zumindest wäre es ihm erspart geblieben, daß die AfD ihn jetzt ein klein wenig mehr mag. Endlich darf Malermeister Chrupalla sich glücklich schätzen, mit westdeutschem geistigen Mittelmaß einer Meinung zu sein. Allerdings plädiert Habermas für Waffenlieferungen an die Ukraine. Da ist die AfD konsequenter und zugleich mit Frau Wagenknecht und Frau Schwarzer einer Meinung. Eine reizende Ménage-à-trois. Wie gesagt: Anomalien ploppen von selbst auf.

Zeitgleich kopieren die russischen Verbände vor Bachmut eine Art Stalingrad des Ukraine-Kriegs. Seit Wochen schieben sie sich durch das eigentlich unbedeutende Kaff, das bis vor kurzem niemand kannte und mit jedem weiteren Tag wird die russische Führung stärker verpflichtet, nicht nachzugeben. Es redet auch keiner mehr von einer »Spezialoperation«.

Freitag, 17.Februar 2023

Außenministerin Baerbock will den Ukraine-Krieg in keinem Fall Normalität werden lassen. Natürlich will sie das nicht, weil andernfalls der Tod normal werden würde. Und im Angesicht des Todes werden die meisten vernünftig, weil die Folgen des eigenen Handelns das eigene Verschwinden bedeuten.

Baerbock denkt politisch, nicht kriegerisch; sie denkt, in Anlehnung an Carl Schmitt, jedoch ohne sich auf ihn zu beziehen, in den Kategorien Freund und Feind, nicht aber als Kämpferin mit einem Gegner, der sein Leben riskiert und bereit ist zu töten. Sie vergegenwärtigt sich so wenig wie in der Flüchtlingsfrage das Ende ihres eingeschlagenen Weges. Das ist ja das Markenzeichen der zeitgenössischen Politik in Westeuropa: Ignoriert die Folgen eures Tuns. Nichts bricht gerade zusammen, von dem nicht schon lange gesagt worden ist, daß es zusammenbrechen wird. Fachkräftemangel, Bildungslosigkeit, Sprachlosigkeit. Aber es gilt das große »Weiter nur! Weiter nur!«

Krieg ist Denken und Handeln in den Kategorien Leben und Tod. Politik kann sich lebenslange Feindschaft leisten, solange nicht geschlossen wird. Geht es auf Leben und Tod, dann muss der Gedanke des Waffenstillstands parat sein.

Anders gesagt: Politik kann sich mehr Leidenschaft leisten, wie sie in Klassenzimmern und Parlamenten gesicherter Staaten herrscht mit der Käbbel- und Streitlust kleiner rotbackiger Jungen. Niemals wird es todernst. Endlose Diskussionen zwischen Vorstadthausfrauen und garstigen Mädchen, die im besten Falle naiv genannt werden sollten, und Männern, die in Frauenhaut schlüpfen.

Komödianten und Zeloten sagen nun: Wir haben die Wahlen gewonnen, weil wir die stärkste Partei sind. Und nicht die Koalition aus den anderen Parteien. Sagt ihnen, daß die mit den meisten Stimmen die Wahl gewonnen haben. Und das sind in Berlin nun einmal SPD, Grüne und Ex-SED. Auch der Wähler ruft das große »Weiter nur! Weiter nur!« – Auch sie entscheiden politisch, nicht kriegerisch.

Foucault heute in Wortstapellaune: »Wir haben zumindest eine neue Lust erfunden: die Lust an der Wahrheit der Lust, die Lust, sie zu wissen … die spezifische Lust am wahren Diskurs über die Lust … Lust an der Analyse. (Analyse im weitesten Sinne des Wortes)«. – Nein, Lust im weitesten Sinne des Wortes. Seltsam, daß Foucault das nicht erkennt.

Donnerstag, 16.Februar 2023

Der Ukraine-Krieg rückt auf eigenartige Weise in unsere Normalität. Normal sind die Berichte über die Kämpfe, über die Verluste, über die Absichten der Kriegsgegner, über die Flüchtlinge, die mir in der Straßenbahn jeden Tag begegnen, wirkliche Flüchtlinge. Die Medien deklinieren fast jeden Tag alle Möglichkeiten aller Beteiligten durch, ohne Sinn und Verstand, aber gespickt mit Aufregern. Kadyrow will Ostdeutschland für Russland zurückerobern. Anschließend sind dann wohl West- und Ostdeutschland moslemisch dominiert und wir haben den Nahen und Mittleren Osten zwischen Hunsrück und Lausitz.

16. Februar 1968 – US-Politik und Militär beraten und dementieren Pläne für den Einsatz taktischer Atomwaffen in Vietnam, berichtet Johnson zum wiederholten Male. Dabei hätte man meinen können, das wäre neu in diesen Tagen des Ukraine-Kriegs in diesem Umfang. Mit einem Unterschied: Washington erklärte, keinen Einsatz von Atomwaffen zu planen oder zu erwägen. Putin lässt das immer wieder offen. Wir schleichen uns langsam heran. Tasten nach dem Abzug.

»Paulinchen war allein zu Haus, die Eltern waren beide aus.« »Da sah sie plötzlich vor sich stehn – Ein Feuerzeug, nett anzusehn.« Wann wird die Politik sich für den Einsatz von Atomwaffen entscheiden? Die Verlockung scheint doch zu groß.

»›Ei,‹ sprach sie, ›ei, wie schön und fein! Das muß ein trefflich Spielzeug sein.‹ Ich zünde mir ein Hölzchen an, wie’s oft die Mutter hat getan.“

Ob die aktuelle Kamarilla an Politikern fähig ist zu dieser Gratwanderung? Der Gedanke, daß Frau Baerbock oder Frau Lang darüber entscheiden, ob Atomwaffen eingesetzt werden, läßt die ganze Misere dieser Tage erkennen. Pausbäckige, dicke Kleinkinder spielen mit Feuerzeugen. Zum Glück verfügt Deutschland nicht einmal mehr über eine brauchbare Armee.

»Nie ist der Mensch tätiger, als wenn er nichts tut, und nie ist er weniger allein, als wenn er für sich allein ist.« – Wer so denkt, hat wirklich in einer anderen Zeit gelebt.

Mittwoch, 15.Februar 2023

Innerhalb der Berliner SPD herrscht Aufruhr, da Posten in Gefahr sind. Fast alle Spitzenpolitiker der Partei haben ihre Direktmandate verloren inklusive der Bürgermeisterin. Was als Sicherheit, die real niemals gebraucht werden würde, gedacht war, tritt ein und die unteren Chargen von den Oberen von ihren Plätzen werden verdrängt. Sogar über Giffey wird diskutiert.

Anschließend mit Kühnert und Chebli als quotengerechter Doppelspitze. So wird Berlin zum Gaza-Streifen am Rand Deutschlands.

Die CDU versucht nach innen zu klären. Auch dort zeigt sich: Parteien sind vor allem mit sich selber beschäftigt. Was nach außen, also in den Parlamenten demokratisch aussieht, ist innerhalb der Parteien ein Machtkampf bis aufs Messer. Dort wird entschieden, wer regiert.

Beide, Wahrheit und Anerkennung der Fakten, werden verdrängt. Anfänglich mag es ein Diskurs über die Wahrheit gewesen sein bis er sich verselbstständigt und zum reinen Diskurs, zum reines Reden und an Worten und Symbolen rumfummeln wird. »Juden und Jüdinnen« macht sich breit, erscheint als wahr und ist doch zutiefst, also verborgen, antisemitisch.

Letzte Hoffnung: Das Auseinanderdriften von Schrift und Sprache.

Globalisierung: Ein Japaner schreibt mit ehrlicher Anteilnahme über die politisch-historische Geistesgeschichte, in der sich Hannah Arendt und Isaiah Berlin bewegten. Die Liebesgeschichte zwischen Isaiah und Anna Achmatowa bleibt trotzdem spannender. Definitiv.

Dienstag, 14.Februar 2023

Die politische Vokabel »rechts« bleibt infektiös. Die CDU, sagt sie, sei »konservativ, liberal und christlich-sozial, ... aber wir sind nicht rechtsradikal« - Als gäbe es zwischen konservativ und rechtsradikal keine politische Rechte. Um sich mit Grünen und Linken die Macht teilen zu können, hat die CDU diesen Teil des politischen Spektrums abgeschrieben und sich gleich mit nur weil sie glaubt, ein mäßiger Erfolg in Berlin sei wie ein neuer Morgen für die Partei. Mitteleuropa macht vor, daß es eine europäische Recht gibt und Italien, Spanien, Schweden. Am Ende wird es doch wieder eine Merkelei werden mit Ergebnissen, die wird nur zu gut kennen.

Montag, 13.Februar 2023

Wer in Japan Eisenbahn gefahren ist, weiß, daß nicht die Technik den Ausschlag gibt für die Qualität des Systems, sondern die Fahrkultur.

Und so verrät allein der Begriff Bildungssystem, der plötzlich in aller Munde ist, warum Deutschland gnadenlos scheitern wird und ja schon scheitert; es muss heißen Bildungskultur. Nicht als politisierter Modebegriff von Talk-Show-Hengsten und -Stuten, sondern als Empfinden und Verlangen nach wirklichem Sinn. Dafür mangelt es an Lehrern und Schülern gleichermaßen und die Querschläger machen es nicht besser.

Bildungstheoretiker wie Ernst Curtius haben das gewußt. Unsere Politiker wissen gar nichts und kommen zuletzt immer mit der Digitalisierung, dem mit Abstand unwichtigsten Teil der Bildung, an dem sie glauben zu scheitern. Natürlich scheitern sie auch an der Digitalisierung. Nur ist das nicht der Punkt. Außer, daß sie ihr Scheitern, ausdrücklich ihr Scheitern beim Digitalisieren, immer wieder als Ursache anführen können. So wird aus einem ein doppeltes Scheitern.

Ball Paradox nach den Berliner Wiederholungswahlen: Die Christdemokraten sehen sich triumphieren – mit gerade einmal 28 Prozent. Wer glaubt, das Plus von 10 Punkten sei ein Erfolg, denkt sicher ähnlich wie Frau Jarasch von den Grünen, die vor jubelnden Parteigenossen mit 18 Prozent für sich die Macht in der Stadt beansprucht. Auch die Sozialdemokraten gönnen sich einen Schluck aus der Flasche Selbstbetrug und verkünden ihren eigenen, besonderen Sieg. Bei 18 Prozent für seine Partei wäre Willy Brandt gleich noch einmal in die Knie gegangen. Frau Giffey beeindruckt hingegen nichts. Aber die ließ sich auch nach der Aberkennung ihres Doktortitels noch am Schreibtisch abbilden; und sie war nicht dabei, ihre Sachen zu packen.

Schon freuen sich konservative Medien auf eine Reform der Hauptstadt in der Hoffnung, aus der »zauberhaften, aufregenden Hauptstadt« einen »Magnet für die klügsten und kreativsten Köpfe der Welt« zu machen. Offenbar haben da einige den Schuss noch immer nicht gehört. Aber sie verwechseln ja auch Chaos mit Freiheit.

Der Wendepunkt, an dem Foucault aus dem von einem Diskurs dominierten Sex zum reinen Diskurs übergeht und die körperlichen Aspekt des Sexes dem Diskurs unterordnet, lässt sich markieren. The french linguistic turn.

Sonntag, 12.Februar 2023

Der politische Alltag und und das Gespött, das ihn begleitet, spülen feinsinnige Fragen aus dem sprachlichen Fluss an die Oberfläche, vorausgesetzt man hört sie heraus.

Sicher, wer lästert nicht vollmundig über das tatsächlich schlechte Englisch unserer Außenministerin. Und als sich der Neue im Amt des Verteidigungsministers in Polen scheinbar verhaspelte und das schon ausgesprochene »reparation« zurücknahm, weil »reparation« im Englischen nicht Reparatur bedeuten würde, er aber Reparaturen an Panzern meinte – da ging das Schenkelklopfen gleich los. Dabei steht auf Englisch »reparation« durchaus auch für auf Deutsch »Reparatur«.

Ein Kommentator hielt es für angebracht, gleich eine freudsche Fehlleistung des Ministers aus dem sprachlichen Stolperer zu machen – er habe »reparation« gesagt, weil er nicht über die geforderten Reparationen Warschaus an Berlin sprechen wollte. Eine steile These, hinter der sich die anfängliche Frage verbirgt: Kann jemandem in einer Fremdsprache eine freudsche Fehlleistung überhaupt unterlaufen? Ist das Unbewußte also nicht nur wie eine Sprache gebaut, sondern an die Muttersprache gebunden?

Aus Afrika laufen amüsante Nachrichten ein. Offenbar stehen die Chinesen überall vor dem Problem, das schon ihre Vorgänger plagte: Kolonialismus lohnt sich nicht, wenn die Kolonisierten sich nicht zivilisieren und disziplinieren lassen. Jetzt fehlt nur noch, daß christliche und kommunistische Missionare sich bei einem gemeinsamen Umtrunk gegenseitig bemitleiden. Wenn sie danach Afrika – und damit ist Schwarzafrika gemeint – in Ruhe lassen, wäre vieles gewonnen; vorausgesetzt, die Schwarzen bleiben mit allen Leiden und Schmerzen der Zivilisierung, die sie durchmachen werden, unter sich.

Samstag, 11.Februar 2023

Putin will das ukrainische Volk auslöschen. Nicht ermorden, dann bliebe ja der Leichnam zurück. Nein auslöschen. Und was wollen die wesentlichen Politiker des Grafen Westwest? – Sie wollen die Frau auslöschen. An ihrer Stelle installieren sie den Transfrau, diesen letzten Schrei männlichen Gerätespieltriebs.

Wenn es juristisch möglich ist, wenn es also Gesetz wird, daß ein Vergewaltiger und Frauenmörder als selbsterklärter Transfrau in einem Frauenknast einsitzt, dann hat eine Gesellschaft einen neuen Tiefpunkt erreicht.

11. Februar 1968; Uwe Johnson wird auf seine kalte, sezierende Art schmerzhaft wehmütig, läßt mich das Messer spüren, das dem Opfer in den Bauch gerammt wurde. Wer sagt was von Rammen? – Johnson jedenfalls nicht; darüber schweigt er. Aber wir lesen in den Nachrichten, wir denken uns zu den Bildern, wir hoffen noch in der Empörung über die Nachrichten – – Rammen.

Und wenn das Messer langsam zum Bauch geführt wird? Du es sehen kannst, derweil es sich nähert?– »Gibs auf, Du hast keine Chance«. – Das Messer drückt die Haut vor sich her bis sie reißt und der Stahl kalt zwischen Leber und Nieren hindurch bis zum Magen vordringt und das Innerste peinlich schmerzhaft sichtbar öffnet. – »Es war als sollte die Scham ihn überleben.«

Diesen Teil erspart uns die Nachricht. Aus Scham? – Seit wann kennen Nachrichten Scham? – Kennen Sie nicht. Aber sie wissen um den Aufschrei, würde der Moment des Erstechen-Werdens jedem spürbar vor Augen stehen und nicht von Worten wie Messerstecher verdeckt.

Freitag, 10.Februar 2023

Falls Revolutionen aus dem Verlangen entstehen, im öffentlichen Leben besser als die anderen präsent zu sein, dann ist das Internet eine permanente Revolution der unerhörten Sirenen. Und statt Odysseus kommen andere Sirenen in ihren Schiffen vorüber, singen um die Wette und hacken sich schließlich die Augen aus.

Die Europäische Union geht endlich gegen illegale Flüchter vor. Trotzdem titelt die Bild-Zeitung: »Zäune gegen Flüchtlinge«. – Gegen? – Nein, zum Schutz vor Flüchtlingen, muß es heißen. Nur die Grünen tanzen aus der Reihe und bestehen auf einem sonderwegigen Deutschland.

Denken wir schneller, wenn wir laut redend denken? – In jedem Fall bemerken wir unsere Fehler eher. Es ist, als stießen wir mit der Stirn gegen eine Wand. Woher kommt ein Gedanke? – Laut gedacht, läßt er sich nicht mehr zurückverfolgen.

Wieder äußert sich ein Militärfachmann zum Ukraine-Krieg, Luttwak, ein Spezialist für Strategie, so einer, wie sie im Preußischen Generalstab vor 1914 den Angriff auf Frankreich geplant haben. Er kennt weder die Karten des Landes noch hat er eine Ahnung über taktischen Details. Putin hat wahrscheinlich im Vorfeld des Krieges auf seine Strategen gehört. Das Resultat kennen wir.

Die Russen liegen im Osten der Ukraine fest und Kiew bildet immer weiter Soldaten aus und bekommt früher oder später 300 Kilometer HIMARS und Kampfflugzeuge. Die Zeit ist auf Seiten der Ukraine.

Donnerstag, 9.Februar 2023

Apropos Schaumschlägerei. Von einer »krebsartig wuchernden Produktion von Diskursen über den Sex« spricht Foucault und trifft den Nagel, an dem sich der Genderismus sein Bild vom Geschlechterverhältnis an die Wand hängen will, auf den Kopf. Butler führt einen krebsig-klebrigen Diskurs mit einer winzigen Zahl von Vorschwätzern und produziert ohne Bezug zu etwas Realem Schaum. Was an sich nicht weiter schlimm, weit eher ein unerhörtes und unbedeutendes Waschweibergerede wäre – wären da nicht die Waschweiber, die es in die Politik geschafft haben, ja geradezu einen Strom von Waschweibern in die Politik bilden. Eine Geräuschwelle, die sich auf ihrer ungewaschenen Wäsche treibend in die Politik und von dort in die Medien ergießt.

»Was macht ein Kolumnist, wenn ihm nichts einfällt, worüber er schreiben könnte?« – Das wäre eine unanständige Frage, wenn sie mit einer Antwort aufwartete, die genau diesen Leerpunkt des Anfangs und den Zwang, ihn mit Zauberhaftem zu füllen, anginge. Tut sie aber nicht. »In meinem Fall, in dem es ja um Philosophisches gehen soll, liegt die Lösung auf der Hand: Ich mache aus der Not eine Tugend und denke einfach darüber nach, woher eigentlich unsere Gedanken kommen (oder eben auch nicht) und was es überhaupt heißt, einen Gedanken zu haben.« Oder doch?

Diese Schweizer! Voegelin soll gesagt haben: »Lesen Sie die NZZ, das Außenministerium ist auch nicht besser informiert.« Gemeint ist das deutsche Außenministerium. Diese Schweizer gönnen sich noch wirkliche Gedanken. Woher kommen die Gedanken?

Und die Schweizer versuchen, der Paradoxie nachzugehen, daß so viele friedliche linke und grüne Politiker plötzlich Krieg spielen möchten. Enttäuschte Hoffnung, denn mehr als eine Beschreibung kommt nicht ans Tageslicht. Dabei wäre die Antwort auf diese Frage sicher ein Eckstein zum Verstehen dieser seltsamen Tage, in denen wir wie selbstverständlich über den Einsatz von Atomwaffen lamentieren, Putin immer einen Schritt hinterher.

Frau Baerbock zieht derweil die Richtlinienkompetenz der Sicherheitspolitik Deutschlands an sich. Gruselig, sich vorzustellen, daß einem der schrecklichen Kinder der Neuzeit mehr gestattet wird, als in der Kita die Krabbelecke zu zerlegen.

Mittwoch, 8.Februar 2023

Russland hat Europa schon einmal, 1945-1989, dauerhaft geteilt und zugleich bedroht - jetzt beginnt das Spiel, das unter Stalin begann, unter Putin von neuem, nur sehr viel konkreter und mit ständigen Anspielungen, Nuklearwaffen einsetzen zu können. Dieses Novum in der Weltgeschichte, falls denn Atomwaffen wirklich eine absolute Neuerung sind, hat noch kaum einer realisiert. Stalin wußte um die Kampfkraft und Bereitschaft des Westens noch aus dem Zweiten Weltkrieg; Putin dagegen hält den Westen für schwach, weil er sich in Selbstkritik selber zerfleischt.

Spekulation: Das russische Militär setzt zunächst, wie schon in Syrien, Chemiewaffen ein, deren Einsatz es dann, wie in Syrien, den Gegnern andichtet. Dann können die Atomwaffen als Vergeltung folgen.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung sollte wegen Relativierung des Holocaust angezeigt werde. Nachdem die AfD das Verbot von Schächtungen fordert, verweist er auf 1933. Dabei weiß er so gut wie jeder andere, daß die AfD auf die moslemische Unsitte zielt, Tiere qualvoll ausbluten zu lassen; die Juden erhalten ihr koscheres Fleisch aus dem Ausland. Der Hinweis ist also historisch falsch und dient ganz offenbar nur der Diffamierung eines politischen Gegners. Hat der Mann den Titel seiner Amtestätigkeit falsch verstanden? Fühlt er sich zuständig, Antisemitismus zu schüren?

In jedem Fall relativiert der Antisemitismusbeauftragte den Holocaust. Aber das darf die Regierung. Die Regierung lässt ja auch Jugendliche ausbluten.

Die Gedanken und sprachlichen Pirouetten von Fritz Mauthner sind immer wieder ein Freude. Aus seiner Warte einen Blick auf den Genderismus zu werfen, erhellt den Grund dieser von verklemmten Jungfern initiierten intellektuellen Verwirrung. »Die Sprache hat den Geschlechtsunterschied nicht nur auf die Formen der Wörter übertragen, sondern auch gegen alle Natur ein drittes Geschlecht konstruiert, das Neutrum, und hat diese drei Geschlechter ganz sinnlos allen ihren Dingworten aufgeklebt.«

Na ja, so ganz sinnlos dann wohl doch nicht. Denn als Beweggrund für diese Sinnlosigkeiten verweist Mauthner darauf, daß das Geschlechtsleben »wie alles Tun und Lassen der Menschen, so auch die Bildung der Sprache beeinflußt hat, nicht zuletzt die Formung des grammatischen Geschlechts.« Das ist doch mal eine unverfängliche, geradezu unschuldige Weise, pausenlos über Sex reden zu können. Mind the Indogermans.

Ursprünglich schäumte das Geschlecht über zu den Worten und machte er, sie und mit es die Kinder dazu. – Der Genderismus versucht, umgekehrt, Worte schäumen zu lassen. Ich nenne das Schaumschlägerei.

Dienstag, 7.Februar 2023

Und noch mehr Migration, fordern die Grünen! Und noch weniger klare moralische und ökonomische Verurteilung dieser Politik grüner Bequemlichkeit. Entwicklungsländer sollen die Schäden einer völlig verfehlten Bildungs- und Ausbildungspolitik von Grünen und Roten beseitigen und das auf Kosten eben jener Länder. Das nenne ich mal Kolonialismus 2.0.

Kein Wunder, daß sich Frau Lang in einen Sessel beim Fernsehn breit macht und genießt, daß jeder sie anschauen muss. So ähnlich haben Sklavenhändler gefühlt. Das Beste kommt dann aber noch: Die Migranten, die kommen, werden sie feiern. Ob der weitere Niedergang ihrer Heimatländer, denen die Fachkräfte fehlen, zudem ins Konzept passt, werden wir sehen.

Ist das Abstrakte doch nur eine menschliche Hilfskonstruktion, weil wir uns all das Konkrete einfach nicht merken können? Schließlich glaubt jedoch kaum jemand, Gott müßte sich alles und von allen Einzelnen merken. Er weiß es. Wir dagegen kennen nur den Baum an sich oder auch nur das Wort, wenn wir uns erinnern und seine Buchstaben vor uns hinsagen wie eine Schnitzerei, die von der Grammatik ihren Platz zugewiesen bekommt und nicht von den Jahreszeiten. Realist und Nominalist sind so gesehen gleich erbärmlich.

Lauterbach sitzt noch immer im Amt. Schließlich brauchen die Medien einen Sündenbock für ein Versagen, das sie selber wesentlich mit zu verantworten haben.

Montag, 6.Februar 2023

Es gibt Wörter, die man nur hört, niemals spricht: schlenkrig. Stehe ich ihnen von Angesicht zu Angesicht gegenüber, überraschen sie mich wie ein Brieffreund, den ich noch nie gesehen habe, der mir aber auf seine Weise der Allerbekannteste ist.

Eine Studie aus dem Bundesumweltministerium verdient es, unter Betrug gebucht zu werden. Messen die Durchschnittsgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen mit einem Messgerät, das in der Mehrzahl von Betuchten gekauft und genutzt wird und sagen dann, die Lebenszeit der Welt würde durch eine Begrenzung der Geschwindigkeit auf 120 Kilometer pro Stunde deutlich verlängert. Steffi heißt die Ministerin. Ein Kleinmädchenname für eine infantile Betrügerin.

Sonntag, 5.Februar 2023

Noch immer kein Aufschrei, daß mit dem Eingeständnis, daß die Corona-Maßnahmen in den drei Jahren völlig nutzlos waren, weil die Wissenschaft sich verzettelt hat, auch die sogenannte Klimakatastrophe und ihre angeblich 98-prozentige Wissenschaftlichkeit fragwürdig wird. »Man muß immer auf die Wissenschaft hören«, tönte und tönt es aus mediengeilen Mäulern. Von Selbstkritik bei den Medien keine Spur.

Putin wird woke. Russland drohe, so der irre Iwan, vom Westen kolonialisiert zu werden, so wie der Senegal und Sansibar, nur nicht so zauberhaft. Endlich stellt er Russland in eine Reihe mit Ländern, die seiner Wirtschaftskraft entsprechen. Obervolta mit Atomraketen, sagte Helmut Schmidt. Vollteffer!

Und was, wenn die Atomraketen tatsächlich abgefeuert werden? – Als wir vor einem Jahr im April in Venedig saßen auf dem Campo Santa Margherita saß und plötzlich etwa sehr tief über die Stadt flog, stand der Schock vielen ins Gesicht gezeichnet. Medwedew kann es ja kaum erwarten und es fragt sich, ob klare Worte nicht langsam besser wären. Die Hemmschwelle sinkt jedenfalls mit jedem Tag.

Wer sich die Kolonialgeschichte anschaut, wird feststellen, daß nicht der Kolonialismus an sich spezifisch europäisch oder gar westeuropäisch ist, sondern die Selbstkritik daran. Kolonialisiert haben alle Staaten, sobald sie dazu in der Lage waren: Ägypter, Perser, Azteken, Inkas, Mongolen, Chinesen, Araber und natürlich auch Russen, die übrigens nicht nur bis Alaska kamen, sondern bis kurz vor San Francisco. Nur redet keiner davon.

Samstag, 4.Februar 2023

Ich muss die Frage noch einmal betonen: Was ist, wenn die Wissenschaftler beim sogenannten Klimawandel ebenfalls falsch liegen?

Wie beschränkt die mediale Intelligenz ist, lässt sich jeden Tag an ihren Fehlern bestaunen. Heißt es doch gestern in der Welt: »Wenn die Russen mit dieser Feuerfrequenz weiter schießen, ist der Krieg in 280 Tagen vorbei«; dazu eines dieser dussligen Videos, die nur aus Faulheit aufgenommen werden, weil Schreiben länger dauert und weniger Wörter produziert werden können als mit abgefilmtem Reden. Schießen die Russen weiter als die Ukrainer? Das soll natürlich nicht gesagt werden. Aber man weiß ja nie.

In Venedig abends in prächtig erleuchteten Gassen ein verspätetes Weihnachten mitsamt mehr zu Hause als in Berlin erlebt. Also beginnt man, die Sprache zu lernen, indem man sie zumindest beobachtet. »Molto grazie« ist ebenso möglich wie »Grazie molto«.

Die kyrillischen Buchstaben auf dem Grab von Brodsky wirken fremd in dem Teil von San Michele, der, hätte der venezianische Hauptfriedhof mehrere Etagen, aussieht wie ein Dachboden voll Gerümpel. Gräbergerümpel aus zwei Jahrhunderten. Bäume hineingewachsen in die Bäuche der Toten, die dort schon lange nicht mehr liegen. Fotos aus Zeiten, als sie noch nicht vergilbten und wirklich für die Ewigkeit an die Grabsteine angefügt wurden.

Ich muss die Frage noch einmal betonen: Was ist, wenn die Wissenschaftler beim sogenannten Klimawandel ebenfalls falsch liegen? – Eigentlich müsste es den Ministern und Aktivisten und den Medienmächten beim Gedanken an die Antwort kalt den Rücken runtergehen. - Die Wissenschaften?!? Fehlbar!?!

Freitag, 3.Februar 2023

Raffiniert sind sie ja schon, diese Medien.

Nachdem Herr Lauterbach nacheinander die Wirkungslosigkeit seiner zunächst geforderten und dann implementierten Maßnahmen eingesteht, dreschen sie auf den Minister ein. Nicht ganz zu unrecht, sicher.

Nur haben sie nicht fast ausnahmslos auf die Kritiker der Maßnahmen eingedroschen? Wurde das ganze Corona-Regime nicht von der schreibenden und redenden Zunft flankiert in Artikeln und Talks-Shows? – Natürlich wurde es das. Nun zieht sich die Journaille zurück, macht einen auf unbeteiligten Berichter und verdreht dabei alles. Sie ist die Macht, die stets neutral Reales zeigen will und stets verbissen Wirrnis stiftet.

Was ist eigentlich, wenn es mit den Aussagen über das Klima ebenso ist, wie mit den Maßnahmen gegen Corona? Wenn die Wissenschaften schlicht falsch liegen? – Sind dann die Politiker schuld oder die Wissenschaften oder die Püppchen aus den Agit-Prop-Studios?

Paradoxie der Demokratie: Wer in die Politik geht, merkt bald, daß er sich dort vor allem mit jenen auseinandersetzen muss, mit denen er zuvor noch einer Meinung war. Und dieser Kampf ist meist härter, als der mit dem politischen Gegner.

Donnerstag, 2.Februar 2023

Kurzsichtiges Denken ist in politischen Kreisen besonders verbreitet. So reden jetzt alle deutschen Moskowiter, durch die Waffenlieferungen an Kiew befände sich Deutschland mit Russland im Krieg; aber keiner fragt, ob sich dann nicht der Iran im Krieg mit der Ukraine befindet?

Kriegslust und Kriegsangst sind Spießgesellen der Radikalen.

Die Corona-Epidemie geht zu Ende. Und nach und nach erweisen sich fast alle Maßnahmen als wirkungslos. Lauterbach gibt das sogar selber zu. Er gibt zu, daß er in fast allem unrecht hatte. Was er aber nicht zugeben wird: Die Corona-Leugner hatten in dem meisten, was sie über die Maßnahmen sagten, recht. Das gesagt zu haben, reichte, um sie medial und sozial zu vernichten. Und jetzt?

Seltsam, daß Foucault zwar von der Lust am Wissen spricht, nicht aber über diese Lust und was sie treibt.

Natürlich geht eine alte Frau, die sich fein kleidet, durch die Gassen Venedigs, weil sie angeschaut werden will. Sie will noch einmal das Leben spüren, das Leben der Lust. Aber wer küßt sie, damit sie in diesem einen Kuß versammelt noch einmal alles spürt: Liebe, Begehren, Erfüllung. Das wäre ein wahrhaftes Geschenk. Aber der typische männliche Wille ist weder frei, sich einer schönen Frau zu entziehen noch einer alten Frau zu dienen. Deshalb ist er so läppisch.

Mittwoch, 1.Februar 2023

Wir reden und diskutieren über Sex im öffentlichen Rahmen und kontaminieren unser Denken mit den Argumenten öffentlich geführter Diskurse, was durchaus nicht das gleiche ist, wie zu sagen, der Diskurs ginge dem Geschlecht voraus und schon gar nicht, das körperliche Geschlecht ginge dem sprachlichen voraus. Die Sprache determiniert die Sprache der Geschlechter, mehr heißt es nicht.

Das Reden über Sex gehört in seinem Reiz dazu. Und es lebt vom Geheimnis. Es lebt vom Lüften der Geheimnisse. Es lebt vom Analysieren. Wenn der Genderismus die Eindeutigkeit der Geschlechter anheim stellt und ihre Zuordnung freistellen will, dann initiiert er einen steten Diskurs und nur dieser Diskurs ist ihm wichtig. Das ist es, was seine Kritiker nicht bemerken, wenn sie für das Männliche und Weibliche streiten. Ihre Streitlust ist Teil des Manövers.

Wer früher über Onanie diskutieren wollte, erreichte eines sicherlich nicht: Sie zu unterdrücken. Auch wenn es schwerfällt: Redet nicht Genderisten. Diskutiert nicht mit ihnen. Die moslemischen Schüler in den Grund- und Oberschulen machen es richtig: Sie lachen den Lehrer einfach aus. Und der steht so blöd da wie der Lehrer früher, der über Onanie reden wollte.

Wer auf Anhieb weiß, wo Palau genau liegt, darf herzlich über die Blödheit der Klimaaktivisten lachen, die zur besten Sendezeit Palau vier Milliarden Seelen zuteilen.

Sinnvoller wäre es, darüber nachzudenken, wieso Staatssender immer wieder auf Girlies zurückgreifen, wenn sie Klimapropaganda betreiben. Oder betreiben sie gar keine Propaganda fürs Klima, sondern nur für sich selber? Geht es überhaupt nur um den medialen Machtapparat und seine Erhaltung?

Informationen sind Waren. Girlies sind Waren, die hinter der Mattscheibe ausgestellt werden. Unverbraucht, dumm, Blick: tiefernst, Haltung: melancholisch (im Sinne Freuds). Welcher Autofahrer würde sie nicht für sich entkleben und zu sich nach Hause mitnehmen.

»Klimalolitas« – geschüttelt und gerührt entstehen hier sehr viele Worte zwischen Kitas und Klitoris.

Dienstag, 31.Januar 2023

Im Umgang mit dem russischen Präsidenten Putin rächen sich dieser Tage so manche liebgewonnene politische Machtinstrumente. Eines davon, die Unvergleichbarkeit des Holocaust, fällt den Zeitgenossen geradezu auf die gemütlich im historischen Ohrensessel ausgestreckten Füße. Diesmal ist es Herr Winkler, ein, wenn man berücksichtigt, daß er SPD-Mitglied ist, nicht ganz schlechter Historiker. Gefragt, ob Putin mit Hitler vergleichbar sei, sagt er deutlich: Nein.

Immerhin erspart Winkler dem Leser den Hinweis, Vergleichbarkeit sei nicht Gleichsetzung, mit dem heute jeder Journalist aufwarten kann, ohne zu merken, was er da redet. Denn natürlich ist die Vergleichbarkeit immer schon ein Stück Gleichsetzung; schließlich wird niemand Äpfel mit Autos vergleichen, außer vielleicht in einer Satire. Dabei ist die politisch-polemische Dimension noch überhaupt nicht bedacht, die allein in der Nebeneinanderstellung entsteht.

Winkler beschränkt sich, er ist Wissenschaftler, auf das gute alte Verfahren der Argumentation. »Der russische Präsident wolle nicht die Juden ausrotten«, ist so ein Argument. Und der Leser soll wohl stillschweigend annehmen, die Juden wären hier nicht wörtlich gemeint, sondern eher im Sinne von: Putin wolle kein Volk ausrotten.

Kurz darauf bemerkt Winkler dann, der Krieg gegen die Ukraine trage »Züge eines Vernichtungskrieges«. Zur Erinnerung: Das Standardwerk zum Holocaust trägt den Titel: »Die Vernichtung der Europäischen Juden.«

Doch Winkler merkt nicht nur nicht, daß er sich eklatant widerspricht. Er merkt auch nicht, in welche Falle die Unvergleichbarkeit des Holocaust das aktuelle politische Handeln uns geführt hat. Denn falls Hitler unvergleichbar böse ist, kann es auch in Zukunft keinen Hitler mehr geben. Es geht hier für einen Moment nicht um die Fakten; es geht allein um das verhängte Denkverbot und seine Wirkung.

Wenn nämlich der Blick in die Zukunft Hitler ausblenden soll, dann können wir einen weiteren Hitler nicht erkennen. Also wird der Gedanke verboten, daß ein Politiker, der Europa so offen mit Atomkrieg droht, weil Europa sich entschlossen hat, einem Opfer Putins mit Waffenlieferungen beizuspringen, wie ein Hitler sei.

Und in welcher Kategorie läuft dann ein Politiker, der offen mit Atomschlägen droht, um seine Aggressionspolitik durchzusetzen? – Sicher handelt es sich nicht um einen Harry S. Truman, den US-Präsidenten im August 1945. Auf seinen Befehl hin wurden Hiroshima und Nagasaki zerstört, nur geschah das nicht in der Rolle des Erpressers. Das wäre der Fall gewesen, falls Truman Russland mit der Drohung unter Druck gesetzt hätte, Atomwaffen einzusetzen, über die nur die Vereinigten Staaten verfügten – ein Vorteil, den Washington nie ausgenutzt hat.

Putin ist anders. Er ist Gewaltmensch wie Hitler und neurotisch ist er auch noch. Weiter will er das Russische Reich in den Grenzen von 1945 wiederherstellen, also bis an die Elbe. Und in der Ukraine führt er einen Vernichtungskrieg gegen die Ukrainer. Kurz gesagt: Putin ist mit Hitler vergleichbar und wird nur mit den Atomwaffen der westlichen Alliierten davon abgehalten, so zu werden wie Hitler.

Wenn Foucault das Geständnis als Weg der Macht in Zeiten der Aufklärung beschreibt, erhält das »Coming Out«, dieses öffentlichwirksame Sexualisierungs-Ritual, eine völlig neue und ganz offenbar treffende Bedeutung. »Aufklärung«, »Befreiung« und »unendliche Wollust« heißt der Dreischritt der Moderne, wenn sie sich der Macht unterwirft.

Venedig wird niemals vertraut und hüllt zugleich in die Wohligkeit seiner Schönheit ein. Ein einziges, ewiges Erstes-Mal.

Montag, 30.Januar 2023

Da debattiert jemand über Seiten mit Deterministen, die meinen, alles sei vorherbestimmt und geregelt durch Weltgesetze. Daß ihre eigene Antwort auf die Frage – welche Frage eigentlich? – ebenfalls vorbestimmt ist – also eigentlich gar keine Frage ist –, scheint ihnen nicht eine Sekunde in den Sinn zu steigen.

Ach, die gute alte Selbstbezüglichkeit. Der Kreter, der nichts allgemeingültiges über die Kreter sagen darf, der Mathematiker, der nichts über die gesamte Mathematik sagen darf. So schleichen sich Psychosen in die harten Wissenschaften des Geistes. Am Ende haben sie über alles etwas gesagt und manches stimmt eben nicht oder es fehlt noch etwas. Selbstbewußtsein entsteht eben am Widerspruch oder am endlosen Band der niemals vollständig bewiesenen Sätze.

Jetzt fürchten alle, Putin könne mit seiner geplanten Offensive früher als gedacht, beginnen. Und keiner merkt, daß die versprochenen Panzer, ohne auch nur einen einzigen Schuss abgefeuert zu haben, Putin in eine Falle locken. Denn wenn irgendwas schiefgeht, dann sind es verfrühte militärische Offensiven. Die Russen haben sich vor einem Jahr selbst nach umfangreichen Vorbereitungen komplett verzettelt. Wie das gegen vorbereitete Ukrainer ausgeht, kann man sich denken. Zumal Putin in der Schlacht um Bachmut jetzt seine Fallschirmjäger einsetzen soll, die erschöpfte Wagner-Söldner ersetzen. Sollten die Russen tatsächlich ihre Eliteeinheiten in einem Kampf um diese Kleinstadt verheizen, dann müssen sie wirklich fertig sein.

Foucault spricht von einer »Polizei des Sexes«. Und davon, daß die Macht sich aufgeschäumter Krankheiten bedient, um den Sex in Griff zu bekommen. Oder sollte man nicht besser sagen: Um den Bürger am Haken »Sex« an Land zu ziehen? – Eine EU-Präsidentin, die von Liebe spricht, sollte jedem Bürger verdächtig vorkommen, insbesondere wenn sie von einer Liebe spricht, sieben Kinder hat und beruflich für den Staatsapparat unterwegs ist. Und eine Innenministerin, die aussieht wie eine Orange Mitte Februar, die sogar von »einer Liebe« propagandiert, erst recht. Foucault benennt die Macht nicht ein einziges Mal konkret, so daß er sich liest, als hätte Yoda nachgedacht.

Hier, in Politikern, die von Liebe reden, um Herrschaft über Jugendlichen mit einer Geschlechtsirritation zu erlangen, findet das Wort von der Macht seine Bedeutung.

Manchnmal ist es sinnvoll, ein Wort ohne eine Bedeutung zu lassen. Es findet sie später von selber.

Sonntag, 29.Januar 2023

Wieso sprechen wir vom »Kolonialismus«, wenn wir nur den »europäischen Kolonialismus« meinen? Und wieso wird nur Europa kritisiert, wo doch die europäischen Kolonialisten die bis heute ersten und einzigen waren, die ihren Kolonialismus geißelten? Beginnend mit den Mönchen, die an Cortez nichts gutes ließen bis zu den woken Weibern, die sich einen Neger zur Brust nehmen; nur daß die Mönche, vielleicht weil sie einen wichtigen Baustein kirchlicher Macht darstellten, es ehrlich meinten, wohingegen die zumeist hässlichen Weiber ihre Wut austoben wollen, ihre Wut über das Schicksal, das es nicht gut mit ihnen meinte, äußerlich, meine ich.

Venedig, Stadt in die man nie bewußt das letzte Mal fährt, so lange man den Zeitpunkt seines Todes nicht kennt, und sei es auch nur, um zu sehen, ob sie wirklich die schönste ist in allen Ländern. Das Grau in Wasser und Himmel verdient einen halben Tag des Nachdenkens. Dann über das hervorhebende Grau im Dach von »San Marco« erstaunt, dessen metaphernde Wellen im Sommerlicht die Oberkante des Dogenpalast nur wenig überspülen. Jetzt, Ende Januar, überragt der Dom seine Umgebung mit klarem Kontrast. Meer, Dach, Himmel - drei Grau.

Plötzlich steht draußen »Venezia Mestre«. Wo ich »Verona Porta Negra« erwartete sind wir fast am Ziel. Freude, schon so weit zu sein, wie in einem erfüllten Wunschtraum. Geglückte Überraschung. Wenn mal diese Freude nicht signalisiert, es möge schneller vorbei sein.

Noch immer kann mir keiner erklären, was die Grünen antreibt, die Ukraine militärisch zu unterstützen. Die Putinanhänger machen es einem da zumindest vordergründig leicht. Es sei denn, es ist bei beiden Gruppen die Dummheit gepaart mit Machtgier; bislang die plausibelste Erklärung. Grüne und AfD gieren nach Wählerstimmen. Die AfD erntet bei den weiterhin friedensversessenen Linken und die Grünen ernten bei den kriegsbereiten Linken.

Freitag, 27.Januar 2023

Tag des Holocaustgedenkens. Wieder einmal, greifen die Falschen nach den jüdischen Opfern und saugen sie aus. Bestimmen darüber, wer erinnern darf und wer nicht. Erinnerung als Ritual und Bindematerial.

Grotesk, wenn ausgerechnet die nach Moskau gewandte deutsche Rechte sich immer schneller der Worte der Grünen von der sogenannten Friedensbewegung bedient. Und die Verblendung ist so vollkommen, daß sie es wirklich nicht merken und noch stolz darauf sind, über ein Plakat mit dem Hinweis, die Wahl der AfD sei wie die Wahl der NSDAP 1933 kleben: Das sagen die, die heute zu den Waffen rufen wie die von 1914. Beides ist Unsinn. Unsinn – eine falsche Kategorie in der Politik.

Das Gleiche bei Foucault, der, ohne es selber zu wirklich zu wissen, die falsche Liberalität der Moderne beschreibt. »Unsere Epoche war die Wegbereiterin sexueller Heterogenität«, schreibt er unter dem Untertitel »Die Einpflanzung von Perversion«. Und dann spricht er von einer »Heraushebung einer spezifischen Dimension der ›Widernatur‹«. Wer Beschreibungen des Heute sucht, wird bei ihm fündig. Andere als seine Wendungen könnten kaum treffender sein: »Auftauchen peripherer Sexualitäten«, »Gesellschaft der blühendsten Perversionen«, »Familie der Perversen«.

Foucault ist ein lausiger Empiriker. Aber er ist eben kein Positivist. Seine Gedanken sind freischwebend und auf heute – zufällig? – absolut passend. Die ganze Genderei ist nur eine weitere Stufe der Machtentfaltung durch den Dauerdiskurs über Sex. So gelesen wird Foucault ebenso wie Agamben zu einem Denker der politischen Rechten. Beide weisen Wege, die Machtentfaltung der politischen Linken auf ihren Wegen und mit ihren Strategien zu erfassen. Falls denn jemand dieses Begriffspaar noch braucht und nicht gleich zu Schmitt zurückkehrt und das weitere Denken in den Kategorien Freund und Feind, jeweils auswechselbar, laufen und sich entfalten lässt.

Ein ewiges Bäumchen-Wechsel-Dich, gut erfasst in der Formulierung »Rot-Grüne Rassenlehre«, über die die Innenministerin so erbost ist.

Donnerstag, 26.Januar 2023

Die Presse ist voll mit dem mörderischen Angriff eines Arabers in einem Regionalzug in Norddeutschland. Zwei Tage Aufregung und dann werden die Politiker wieder Rechte verfolgen und die eingeschleusten Araber machen lassen, wie es ihnen gefällt.

Wahrscheinlich ist aus der ideologischen Verbindung mit diesen Terroristen längst Angst vor dem Schaden geworden, den das Eingeständnis einer falschen Politik bewirkte. Instinktiv fühlt wohl jeder von diesen verbohrten Grünen und Sozialdemokraten, daß dieser Krieg verloren ist. Die haben den Teufel ins Land gelassen und nun beißt er ihnen die Hand ab. »Du wußtest, daß ich eine Schlange bin«, schallt es still durchs Land. Auch dieser sogenannte Palästinenser ist ein Mörder. Nicht der erste. Und nicht der letzte.

Was macht dieses Land so schwer erträglich? Die Verblendung? Die Blödheit?

Gestern meint in einem rechten Portal ein Putinanhänger, das Mittel des IQ sämtlicher Regierungsmitglieder läge noch unter der mittleren Temperatur an der russischen Südpolstation »Wostok«. – Dumm, wenn man zu dämlich ist, seine eigenen polemischen Bilder zu Ende zu denken. Bekanntlich gibt es keine negativen Werte für den IQ. Aber es ist ein schönes Beispiel, wie man nicht formulieren sollte. Immerhin.

Schon amüsant, Rechte reden zu hören wie die Grünen 1980 und die Grünen zu hören, wenn die Grünen reden wie die Rechte vor hundert Jahren. Die Panzerlieferungen sind unbedingt richtig. Aber Hofreiter kann mich mit seinem Geschrei nicht überzeugen.

Mittwoch, 25.Januar 2023

Putin hat das Wettrennen um Scholz verloren. Die SPD stimmt der Lieferung von Panzern des Typs Leopard 2 zu und kann Ihre Politik des feigen Hinhaltens nicht mehr länger beibehalten; schlimm genug, daß ihr das so lange gelang. Wäre Putin nur etwas erfolgreicher gewesen, dann hätte die SPD weiter verzögert und die Russen könnten die Ukraine früher oder später kassieren und kein Sozialdemokrat würde groß etwas machen. So aber haben die Waffen gesprochen und Europa und die Ukraine haben gewonnen.

Wurde Scholz von polnischen Ministerpräsidenten bloßgestellt? Im gewissen Sinne. Denn die SPD, als Partei mit der großen Klappe, muss von der Bemerkung »Europa und die Ukraine gewinnen den Krieg – mit oder ohne Deutschland«, getroffen sein, auch wenn diese Partei Feigheit als Einwand nicht gelten lässt, schließlich ist sie immer feige gewesen.

Jetzt gilt es, die entsprechend ausgerüsteten schnellen ukrainischen Verbände zu schaffen. US-Ausbilder gibt es genug. Stoßen die Ukrainer erst einmal bis zum Asowschen Meer durch, dann hängt das westlich anschließende Gebiet in der Luft und die Nachschubwege zur Krim liegen unter Feuer. Die Befreiung des Donbas ist wäre eine Frage der Zeit.

Weißrussland wird nach dem »Ja« des Westens zu umfassenden Panzerlieferungen keinen Angriff mehr wagen, da die polnischen Panzerverbände an ihrer rechten bzw. westlichen Flanke nur darauf lauern, ihnen den Garaus zu machen. Man kann sagen: Seit 1905 wurde Russland militärisch nicht mehr dermaßen gedemütigt. Nach einem Sieg über Russland wächst mit der Einheit Polen und Ukraine ein neues Machtzentrum in Europa heran. Die EU wird in Zukunft sehr viel kleinlauter werden.

Natürlich sind die Medien wieder einmal voll mit dem üblichen kleinlauten Gerede. Zitat aus der Welt: »Weder Warschau noch Riga können im Zweifelsfall einen russischen Vorstoß auf Nato-Gebiet abwehren – nur die Amerikaner sind dazu in der Lage.« – Lesen diese Leute keine Zeitung? Genau das hat man von der Ukraine auch gedacht. Eigentlich sollten Jounalisten langsam verstanden haben, daß kriegerische Ereignisse nicht so leicht vorhersehbar sind. Niemand gab 1948 einen Pfifferling auf Israel, niemand 1965 auf Vietnam und eben niemand 2022 auf die Ukraine. Nur mal zur Erinnerung: Europa hat 500 Millionen Einwohner und eine enorme Wirtschaftskraft. In militärische Kraft umgewandelt, wäre es sehr schnell eine Großmacht. Allerdings nicht unter von der Leyen.

*

Ständig über »Sex« reden, verinnerlicht die Macht – so Foucault und das auch zu recht. Ständig über »Gender« reden, verinnerlicht die Macht dann aber ebenfalls. Welche Macht? – Das ist die falsche Frage.

Die richtige Frage lautet: Was bewegt die mittels der steten Rede von »One Love« mühsam unter der Decke gehaltene staatliche Anweisung zum gesünderen Sex in uns. Was heißt es, wenn jetzt schon EU-Präsidenten zur Befreiung der Sexualität aufrufen, als wäre das nicht Sache des Einzelnen. Sie, diese Dauerrede, führt zu Austauschbarkeit und Beliebigkeit, folglich zu Konsum und mehr Konsum. Das wäre das eine.

Aber sie führt in ihrer kruden Symbolik von Gendersternchen, Unter- und Bindestrichen zur Technisierung der Sprache. Remove Schüler*innen löscht alle Geschlechter, wissen die Älteren noch und die neueren Bediener von Linux auch heute. Ein digitaler Diskurs macht sich in unseren Hirnen breit und wir digitalisieren buchstäblich von Innen. Auch so kann man Foucault lesen.

Denn die Grundidee ist richtig: Der Diskurs fängt uns ein. Er macht aus »Sex« schlussendlich »Gender«. Abschied vom Körper und seinem Einfluss und von seiner Abhängigkeit.

Dienstag, 24.Januar 2023

Saussure betont die gesprochene Sprache gegenüber der Schrift. – Ist die Schrift überhaupt Sprache? – Wenn das aber so ist, wenn Schrift sich grundlegend von Sprache unterscheidet, dann sollte unsere Sorge um die Sprache angesichts der Angriffe durch den Genderismus sich etwas beruhigen. Denn nur in der Schrift tobt er sich mit seinen Lächerlichkeiten aus. Niemand spricht glucksend und wer es macht, macht sich gleich doppelt lächerlich: Durch seinen Gehorsam, denn wie Gehorchen klingt es, und durch seine offenkundige Unfähigkeit, angemessen zu sprechen. Es kommt ja auch niemand auf die Idee, eine Verwaltungsvorschrift laut vorzulesen, außer er will sich lächerlich machen.

Der Genderismus bewegt sich ausnahmslos auf der schriftlichen Ebene, greift aber nicht auf die Sprache über.

Der Genderismus wird irgendwann still und heimlich verschwunden sein. Wie alle Versuche, 3D-Techniken im Film einzuführen. Filme kommen von Bildern und die brauchen keine dritte Dimension. Sie ist lächerlich, weil sie Augen und Hirn nicht zutraut, diese Dimension selber zu schaffen. Beide sind unterfordert und wie könnte das zu gutem Kino führen.

Montag, 23.Januar 2023

Auf einer der AfD nahestehenden online-Plattform angegiftet zu werden, weil man die Ukraine unterstützt, hat schon was seltsames. Was geht in diesen Politikern vor, daß sie sich als unterdrückte Meinung verstehen, selbst aber keinen Deut besser sind? Daß jemand andere Meinungen unterdrückt, mag ja angehen, ist immer im gewissen Sinne – »Politik ist das Denken in Freund und Feind« – durchaus verständlich. Aber in diese Richtung machen, was man in der anderen Richtung verdammt, das hat schizophrene Züge. So wie jetzt viele deutsche Rechte Moskau anhimmeln. Sind die Verbrechen schon vergessen? Die Vergewaltigungen? Vertreibungen?

Dieses Tollhaus wird nur noch von den Grünen übertroffen. Sie liegen ja richtig mit ihren Forderungen – aber was ist in ihren Köpfen passiert? Ist Macht doch automatisch mit einem affirmativen Verhältnis zur Gewalt verbunden? Das wäre eine Psychostudie wert. Auch die Hippies von 1968 sollen ja in Vietnam die Rache für die Niederlage ihrer Väter gesehen haben. Absurd, aber plausibel.

Heute vor 80 Jahren brach die letzte Woche des Kessels von Stalingrad an. In den Medien erscheinen die ersten Erinnerungen. Das übliche triste Jammern, wie es schon bei den Nazis einen Tag nach Ende der Schlacht angestimmt wurde, nur mit umgekehrten ideologischen Vorzeichen, aber so oder so passend zu Bruckners zweitem Satz aus der Siebenten oder dem Trauermarsch aus der »Eroica«. Fachmilitärisches suche ich vergebens. Aber vielleicht kann es das auch nicht mehr geben ohne neue Erkenntnisse.

Sonntag, 22.Januar 2023

Die Diskussionen um den Leopard 2 nehmen langsam groteske Züge an. Die SPD ziert sich, die Grünen spritzen gleich ab und die FDP kümmert sich lieber um die Regenbogenfamilie. Oder will die SPD sich nur Bitten lassen? Genießen hier einige gerade das Gefühl, über eine begehrte deutsche Technologie zu verfügen? Und wohl für lange Zeit das letzte Mal. Also der Leo 2 als eine Art technische Tor-Schluss-Panik der Bundesregierung.

Am Ende macht der Leopard womöglich den Marder. Der Leo 2 wurde ja bereits unter kriegsähnlichen Bedingungen eingesetzt; von der Türkei in Nordsyrien. Allerdings mit nur mäßigem Erfolg, was aber wohl an der hasenfüßigen türkischen Infanterie lag. In der Berliner Innenstadt Rennen fahren, ist eben was anderes. Kein Kebab-Schnippler will, verständlicherweise, für Erdogan sterben.

*
Nein, Lehrer verängstigen Schüler nicht. Aber sie verletzen unter Umständen ihre Schamgefühle.

Das gilt auch umgekehrt. Wer Lampenfieber hat, vor einer Klasse nicht reden will, Vorträge meidet, der verspürt keine Angst, sondern sieht seine Scham bedroht. Adam und Eva aßen vom Baum der Erkenntnis bedeutet, sie aßen vom Baum der Erkenntnis ihres Unwissens; eine geradezu sokratische Wendung.

Wenn wir jemandem gegenübertreten und besorgt sind, Unsinniges zu sagen oder uns zu irren, dann unterscheidet sich diese Sorge von der Angst oder meinetwegen auch der Furcht, überfallen zu werden. Wir haben Sorge, nackt dazustehen, entblößt vom schützenden Wissen. Es ist keine Empfindung, die sich auf die Verletzung des Körpers bezieht, auch wenn wir vom verletzten Schamgefühl reden; diese Wendung ist lediglich eine Metapher. Der Geist gerät unter Druck.

Von hier aus erscheint Freuds Bemerkung, Schamlosigkeit sei die erste Stufe zum Schwachsinn, in einem anderen Licht. Schwachsinn meint plötzlich schwach im intellektuellen Sinne.

Der Lehrer muss, um erfolgreich zu sein, das Schamgefühl seiner Schüler ansprechen. Kommt daher die Erotik des Unterrichtens?

Samstag, 21.Januar 2023

In einem Gespräch berichtet der Redenschreiber Emanuel Macrons, Sylvain Fort, von einem bemerkenswerten Niedergang in Frankreich: Kaum jemand ist dort noch bereit, die Sprache des großen östlichen Nachbarn zu lernen. Deutsch ist immer unbeliebter. In Paris gibt es, wie er enttäuscht feststellt, nicht einmal mehr einen deutschen Buchladen.

Fort gehört zu den heute seltenen Exemplaren im Dunstkreis der Politik, die nicht nur ein leidenschaftliches Interesse an Kultur pflegen; er begeistert sich auch für Wirtschaft und militärische Fragen, arbeitet an einem »Liebeslexikon der französischen Armee«, übersetzt aus dem Alt-Griechischen und schätzt die deutsche Sprache. Was will man mehr. Kaum vorstellbar, daß sich in den quotierten deutschen politischen Vereinen so jemand lange hielte.

Mittlerweile hat Fort das Umfeld der französischen Regierung wieder verlassen – und kann offener sprechen. Etwa über den Niedergang der deutschen Sprache in Frankreich. Sie wird nicht mehr unterrichtet und die Zeiten, als ich in Frankreich mit Englisch nicht weit kam, weil die meisten Franzosen zu meiner Überraschung lieber Deutsch sprachen als Englisch, sind wohl vorbei.

Das bliebe alles im Rahmen der üblichen Trauer über den kulturellen Niedergang, der ja ohne Frage stattfindet, wenn Fort nicht auf die genauen Gründe eingehen würde. Und die sind leicht zu benennen: Das Deutsche gilt vielen Franzosen als zu schwierig und daher als elitär. Und elitär ist heute nicht angesagt. Auch in Paris wird die einfache Sprache bevorzugt; also Ausdrucksweisen, bei denen sich Politiker insbesondere aus dem linken und grünen Lager immer noch schlau vorkommen dürfen.

Und dann nennt Fort in wenigen Sätze die zentralen Gründe für den sprachlichen Niedergang. Lehrer und Schüler vermeiden die Zumutungen grammatikalischer Strenge, insbesondere die deutsche Grammatik, »die eine gewisse intellektuelle Disziplin voraussetzt«. Überraschend und richtig ist der Sprung, den Fort macht: »Jüngstes Opfer dieser Politik in Frankreich ist die Mathematik. Wir haben es mit einem sagenhaften Misstrauen gegenüber allen Fächern zu tun, die intellektuelle Sorgfalt und Anstrengung erfordern und die man objektiv beurteilen kann. Die Grammatik ist etwas Objektives. Da kann man nicht schummeln. Ein Satz ist entweder richtig oder falsch. So wird Stein für Stein der alte Exzellenzanspruch abgebaut. Nur bleibt am Ende gar nichts mehr übrig.«

Einmal mehr zeigt sich: Die Sprache und dort die Grammatik bestimmt unsere Fähigkeit, tiefer zu denken. Sicher, auch der Wortschatz hat seine Bedeutung. Aber das Einstimmen des Geistes auf ein Regelwerk vermittelt die Sprache. Und es würde mich nicht wundern, wenn das elende Gendern genau aus diesem Grund von den dürftigen Zeitgenossen so sehr präferiert wird. Wo eine Hochsprache mit dem generischen Maskulin ihre Verbeugung vorm abstrakten Denken macht, sabbern linguistische Dumpfbacken Stammwortlisten mit variablen Endungen über alle Gedanken.

Mathematiker wissen: Ein Beweis hat eine Ästhetik und die folgt vor allem einem Grundsatz: Je kürzer umso ergiebiger, umso fülliger, um so aussagekräftiger. Nur so bilden grammatikalische Struktur und logischer Inhalt eine wirkliche Einheit.

Freitag, 20.Januar 2023

»Eyes Wide Shut« erzählt: Das Leben teilt sich in zwei Abschnitte: In dem es unendlich scheint und in dem es zu Ende geht. Manche riskieren nur in der ersten Hälfte alles, manche in der zweiten. Aber kann man in der ersten von Risiko sprechen? Wissen Götter überhaupt, was ein Risiko ist? Aber eigentlich unterteilt sich alles Erleben in diese Hälften, die eine Kette bilden.

Viele Medien fragen gerade nach der Bedeutung von Lützerath und des Auftritts der »Ikonen« Neubauer und Thunberg. Inszeniert sah es ja aus. Doch warum? Was soll samit gesagt oder gezeigt werden, daß die Grünen Polizei, Demonstranten und Unternehmen in eins sind? Es ist doch sehr viel eher das Ergebnis einer längeren Entwicklung, die Politiker aus diesen Kreisen an die Macht gespült hat. Am Ende dieser Entwicklung treten dann bestimmte Figuren an bestimmten Plätzen auf. Die Grünen haben sich an die Schaltstellen der Macht bugsiert – und das mit 14 Prozent. Es ist die reine mediale Macht, wie man beim plötzlichen Sturz von Frau Baerbock vor eineinhalb Jahren sehen konnte. Schillernd sind nicht die Grünen, sondern die Medien, von denen niemand sagen kann, wen sie morgen mögen. Ihre Währung ist die Aufmerksamkeit. Und die vergeht wie der Reiz des anderen.

Donnerstag, 19.Januar 2023

Das wird den Putin-Verstehern nicht gefallen: Einer ihrer beliebtesten Zeugen, Henry Kissinger, wechselt die Seite. Der ehemalige Außenminister der USA gehört ja schon seit Jahren in diese seltsame Kategorie von politischen Exoten, die eine eigene Meinung haben und die immer mal wieder zum besten geben. Peter Scholl-Latour war auf seine Weise ähnlich. Todenhöfer würde ich auch dazu zählen. Immer wieder kam ein klein wenig Weisheit heraus, etwa wenn Scholl-Latour darauf hinweist, daß »wer halb Kalkutta aufnimmt, nicht etwa Kalkutta hilft, sondern selbst zu Kalkutta wird!«

Kissinger, der sich nicht zu eitel war, den Friedensnobelpreis anzunehmen, weil er den Rückzug der USA aus Vietnam ausgehandelt hatte, hat für die Ukraine einen einfachen Vorschlag, um mit den Russen Verhandlungen aufzunehmen: Die Russen ziehen sich aus allen Gebieten außer der Krim zurück und dafür wird die Annektion der Krim akzeptiert.

Bleibt die Frage: Wie die Verhandlungen eröffnen, ohne mit diesem Vorschlag als im Grunde Forderung hineinzugehen? Denn Verhandlungen bedeutet ja, an einigen Stellen Kompromisse zu machen. Da bleibt nicht viel anderes, als alles zu fordern und dann die Krim zu opfern. Kann Russland damit in Verhandlungen eintreten? Warum nicht. Es wird seinerseits den Donbas fordern und sich mit der Krim zufriedengeben.

Aber will Kiew das? Wenn, was so gut wie sicher ist, demnächst zunächst weitere Schützenpanzer und dann schwere Panzer aus dem Westen anrollen, wird die Position der Ukraine deutlich gestärkt. Und gegen schnelle Panzervorstöße helfen den russischen Militärs auch die umfangreichsten Einberufungen nichts. Die Reservisten wandern anschließend von der Einberufungsstelle direkt in die Gefangenschaft – oder in den Tod.

Wieder einmal wird über die Wahrheit auf dem Schlachtfeld entschieden. Und Bachmut haben die Russen noch immer nicht eingenommen. Stalingrad 1942 lässt grüßen.

Dienstag, 17.Januar 2023

Mitunter trifft einen das Glück, die Betrüger bei der Arbeit zu sehen. Was im wissenschaftlichen, oder sollte ich sagen pseudowissenschaftlichen Leben bedeutet, daß jemand sich genau gibt und tatsächlich die Hälfte weglässt, die ihm nicht passt. Ein gewisser Michael Rothberg hat eine Arbeit über »Multidirektionale Erinnerungen« verfasst, in der die Ermordung der europäischen Juden mit dem europäischen Imperialismus in einen Topf geworfen wird und das mit Rückgriff auf Hannah Arendts Studie über die Elemente totaler Herrschaft, die bis heute wegweisend ist.

Wie jeder woke Politologe ist Rothberg kräftig bemüht, überall Rassismus zu finden, so auch bei Arendt. Und als Arendt in einer Passage die afrikanische Welt beim Eintreffen der Europäer beschreibt, scheint er fündig geworden zu sein: »Was sie (die Schwarzen) von anderen Menschen unterschied, war keineswegs ihre Hautfarbe, sondern die Tatsache, daß sie sich wie ein Teil der Natur verhielten, daß sie die Natur wie ihren unbestrittenen Herren behandelten, daß sie keine menschliche Welt, daß sie keine menschliche Realität geschaffen hatten, und daß daher die Natur in ihrer ganzen Majestät die einzige überwältigende Realität geblieben war, im Vergleich zu der sie als Phantome, unwirklich und geisterhaft erschienen.«

Diese durchaus nachvollziehbare Beschreibung dient bei Arendt einem Zweck: In dieser Rohheit Afrikas sieht Arendt bereits die Realität der Konzentrations- und Vernichtungslager angekündigt. Was natürlich eine bemerkenswerte Verbindungslinie zur Vernichtung in den Lagern im modernsten Jahrhundert und den archaischen Lebensweisen im Afrika der Jahrhundertwende zieht. Und die passt Rothberg nicht.

Also was macht dieser Pseudowissenschaftler? – Er belässt es bei der zitierten Passage, die er sogar mit einer eigenen Übersetzung versieht, echauffiert sich darüber, daß die jüdische Philosophin von den Schwarzen als unwirklichen und geisterhaften Phantomen spricht, und übergeht den folgenden Abschnitt bei Arendt, in dem sie zum Kolonialismus mehr beizutragen hat, als Rothberg in seiner ganzen Arbeit.

Denn Arendt verweist im unmittelbar folgenden Satz darauf, dass die Vernichtung anderer Stämme von jeher Teil der Geschichte Afrikas waren; Fakten, die jedem bekannt sind, der sich mit den Machtkämpfen auf dem Schwarzen Kontinent beschäftigt.

Auch zur Sklaverei hat Arendt eine klare Ansicht: »Slavery in the case of the Boers was a form of adjustment of a European people to a black race, and only superficially resembles those historical instances when it had been a result of conquest or slave trade.« [Origins, 251] Kurz gesagt: Die Sklaverei hatte eigentlich afrikanische Wurzeln! Die Europäer passten sich den Schwarzen lediglich an. Darüber kann man natürlich streiten. Aber in keinem Fall ist es erlaubt, diese Sätze, die dem Zitat, wie gesagt, unmittelbar folgen, zu unterschlagen.

Zumal dem Leser ein auf heute leicht übertragbarer Gedanke vorenthalten wird. Über die Buren schreibt Arendt zwei Absätze später: »The Boers were the first European group to become completely alienated from the pride which Western man felt in living in a world created and fabricated by himself.« [Origins, 252] Auf heute übertragen könnte man mit Hannah Arendt sagen: Dieser Stolz auf die eigene Leistung zeichnet den Europäer vor dem Schwarzafrikaner aus.

Und damit trifft sie einen Kern der heutigen Entwicklung gerade in Deutschland: Ein Blick etwa auf das »Bürgergeld« und die Gratisleistungen für Migranten zeigt diese »Errungenschaften« als das Gegenteil des Stolzes auf die eigene Leistung. Und wenn man liest, wie Arendt die Gesellschaft Südafrikas beschreibt: »lack of initiative, laziness, neglet of tools, general inefficiency«, – »Mangel an Initiative, Faulheit, Vernachlässigung der Werkzeuge, generelle Ineffizienz«, – dann fühlt man sich an Deutschland heute erinnert.

Samstag, 14.Januar 2023

Es ist mir zum ersten Mal vor einigen Monaten begegnet und ich habe mich, ohne den Grund zu kennen, angewidert abgewendet. In einem Buch über die Berliner Ringbahn war ich im Zusammenhang ihrer Ermordung auf die Bezeichnung »Juden und Jüdinnen« für die ermordeten europäischen Juden gestoßen. Nun finde ich diese schreckliche Wendung erneut, diesmal in einem Band über sogenannte »multidirektionale Erinnerungen«, der in seiner Belanglosigkeit eigentlich keine Erwähung verdiente und erst von einer Metaperspektive aus interessant wird, weil er nicht nur ein Paradebeispiel akademischer Eitelkeit liefert, sondern mehr über den Genderismus verrät, als dem Autor recht sein dürfte.

Auf gefühlt jeder Seite fällt dieses »Juden und Jüdinnen« mir ins Auge, von dem ich, zugegeben, nicht weiß, ob er auch im englischen Original eine Entsprechnung hat. Halb einverständig blinzelnd, halb drohend, bringt es den Genderismus in seiner tiefsten Form an die sprachliche Oberfläche, tiefer als es »Schüler und Schülerinnen«, »Lehrer und Lehrerinnen« je könnten, die ja nicht einmal mehr die Anstregung einer humoristischen Ergänzung verdienen und nur dann zum Lachen anregen, wenn eine auf ihren Zeitgeist stolze Hausfrau sie auf einer Elternversammlung zitiert und nach dem dritten Aussprechen mit »SuS« oder »LuL« abkürzen muss, was misslingt, weil sie Luft für »Lehrer und Lehrerinnen« eingesaugt hat, diesen langen Atem gar nicht mehr braucht und nur diese Einzelzeichen wie einen Morsecode eilig hinwirft, wo sie doch gendergerechte Tiefe ausdrücken wollte; eine völlig neue Form des Aus-der-Puste-Geratens entsteht so als Rache der Sprache an Ideologen, die sie missbrauchen.

»Juden und Jüdinnen« ist anders als »Lehrer in Lehrerinnen« oder »Schüler und Schülerinnen«, wie ich erst nach und nach zwischen den Zeilen feststellen konnte, wenn ich mir die Wendung vorbuchstabierte. Bei jeder Begegnung versuchte ich, das Skandalöse dieser Umschreibung emotional und dann in Worte zu fassen, was nicht gleich gelang, weil die genderierte Wendung ihren Kern im »und« auf perfide Weise verdeckte.

Dieses »und« hat ja im Deutschen ohnehin eine seltsame Art, das Gegenteil von dem zu bedeuten, was es sagen will; die elementarste Mengenlehre verrät es. Wer die Elemente aus einer Menge und einer anderen Menge vereint, erhält eine größere Menge; wer aber die Elemente aus einer Menge nimmt, die in dieser und einer anderen sind, wird weniger als vorher erhalten. Ein Wort, zwei gegenläufige Bedeutungen.

Das »und« zwischen »Juden« und »Jüdinnen« führt zu einer dritten Bedeutung: Die beiden Gruppen werden getrennt. Wo das generische Maskulinum ein Band um die Kinder Israels legt, schafft die Separierung in »Juden« und »Jüdinnen« eine Lücke zwischen den beiden Geschlechtern. Schlimmer! Die jüdischen Frauen werden von allen anderen Juden abgesondert und in eine eigene Ecke gestellt. Das bewirkt zwar auch das »und« zwischen »Lehrer und Lehrerinnen« bereits, weil wir mit »Lehrer« alle Lehrer benennen und daher in »Lehrer und Lehrerinnen« nach dem ersten Wort eigentlich schon alles gesagt ist. Was später kommt zählt im Grunde nicht mehr. Nur ist diese Trennung an dieser Stelle perfide. Das »und«, das für gewöhnlich Gemeinsamkeit schafft, reißt in »Juden und Jüdinnen« die Opfer, die ihre letzten schrecklichen Stunden vielleicht gemeinsam verbrachten, auf einer linguistischen Rampe zuletzt auseinander.

Freitag, 13.Januar 2023

Beim Betrachten der Gesichter von Politikern geht mir immer wieder durch den Kopf, wie selbstverständlich vor 200 Jahren nach der Physiognomie gefragt und über sie nachgedacht wurde. Heute riskiert man dagegen mit der öffentlich angebrachten Frage: Was sagen die stieren Augen einer Claudia Roth? oder: Was sagt das Gesicht von Ricarda Lang über ihr Verhältnis zum Klima? eine Beleidigungsklage. Dabei wären das seitlich zuckenden Schmunzeln von Olaf Scholz oder blassen Backen des Wladimir Putin durchaus Überlegungen wert. Im Gesicht von Karl Lauterbach ist, um ein Beispiel zu nehmen und ohne daß ich die beiden in irgendeine Nähe rücken wollte, immer das gehetzt-hetzerische eines Adolf Hitler zu sehen. Viktor Klemperer umschreibt diesen Typus mit einem Propagandawort aus der Sprache des Dritten Reichs: »fanatisch«. Lauterbach ist nicht etwa ängstlich, er ist fanatisch.

Aber ich will zum Anlass kommen, über den Ausdruck von Gesichtern aktueller Politiker nachzudenken. Seit gestern läuft ein Foto durch die Medien, das Luisa Neubauer mit drei Polizisten zeigt. Sie hängt in den sechs kräftigen Armen, die dabei sind, sie wegzutragen wie Eltern ihren trotzigen Nachwuchs. Was an Fräulein Neubauer bemerkenswert ist: Sie hat immer und überall den gleichen Gesichtsausdruck auf. Die absolut faltenlose Haut lässt sie jugendlich erscheinen; aber es ist eine alterslose Jugendlichkeit. Sie wird auch in 50 Jahren noch genauso glatt in die Kamera blicken. Wollte jemand beschreiben, wie sich ein ereignisloses Leben in die Gesichtszüge schreibt, hier böte sich ein Prachtexemplar. Und meine Leser merken: Das Wort Pracht passt nicht einmal in die Nähe dieser Aktivistin. Pracht und Luisa Neubauer ergeben kein Bild.

Aber ereignisloses Leben und Luisa Neubauer ergeben gleichfalls kein Bild! Wie könnte ein Leben frei von Ereignissen sein, wenn man tagtäglich von Talks-Show zu Talks-Show, von Aktion zu Aktion herumgereicht wird? – Ein gute Frage. Die junge Frau mag ja ein Star sein und am Ziel aller pubertierenden Medienmägdchen angekommen sein. Trotzdem verrät ihr Gesicht jenseits aller Logik eine tiefe Unberührtheit von der Berühmtheit. Sie scheint es teilnahmslos gelassen zu nehmen, dieses Dasein als TV-Influencer. Ich wüßte Gemälde, auf denen Maria ähnlich ausdruckslos und gleichgültig zum Jesuskind schaut. Als wollte sie sagen: Schön, das ist jetzt also mein Kind. Und was nun?

Wurde Luisa Neubauer deshalb für die Figur der Retterin des Klimas gewählt? Denn mir soll keiner kommen, diese Figur sei nicht kreiert.

Ja, sie wirkt unschuldig. Sie wirkt so unschuldig, daß nicht einmal Charles Manson ihr hätte nachstellen wollen. Und als Sexy Sadie wäre sie ganz sicher nicht durchgegangen; auch wenn ich zugestehe, daß gerade in dieser einen Hinsicht ein Gesicht zuvor nichts verrät – und hinterher alles.

Aber über Politiker verrät ein Gesicht eine Menge. Und dieses nimmt sich fürchterlich ernst. Kaum vorstellbar, daß dieses Gesicht zwei Seiten kennte; eine freundliche zum betrogenen Wähler und eine zynische zum Betrüger. Einen Januskopf verträgt der aalglatte Hals dieses Fräuleins nicht. Man könnte das natürlich als ehrlich bezeichnen; wüßten wir nicht, daß Ehrlichkeit ohne die Möglichkeit des Betruges nichts Wert ist.

Ich nehme also an, daß es ist, wie bei den meisten Politikern aller Parteien: Sie haben einen ausgeprägten Instinkt für die Mittel der Macht, sind aber alles in allem fürchterlich dumm. Kaum einer hat die geistige Tiefe, das Spiel zu durchschauen. Warum auch, wenn er doch auch so gewinnen kann. Politiker sind zumindest heute eindimensionale Gestalten. So wie Luisa Neubauer. Nur eine dermaßen bemitleidenswert einfältige Figur wie sie schafft es, sich mit Hans Jonas Buch über das Prinzip Verantwortung ablichten zu lassen, während im Hintergrund Polizei aufmarschiert. Intellektuelle Eitelkeit in Reinform ist das. Denn das Gesicht von Luisa Neubauer mag auf die Banalität eines pickellosen Lebens hindeuten – sie will sich nachdenkend geben oder für das, was mancher so für nachdenklich hält. In Extremsituationen, versteht sich. Sie verliert nicht den Kopf. Indes auch das verrät ihr Gesicht: Luisa Neubauer denkt nicht nach. Denn faltenlos hat noch keiner gedacht.

Donnerstag, 12.Januar 2023

Wieso wird das Standardwerk von Anne Applebaum über den Völkermord Russlands an den Ukrainern in den Jahren 1932/33 mit »Roter Hunger« übersetzt? Der englische Titel lautet »Red Famine«, was fraglos »Rote Hungersnot« heißt. Und Roter Hunger und Rote Hungersnot sind nun wirklich etwas anderes. Ja, es meint geradezu das Gegenteil. Oder bezieht sich Roter Hunger auf die hungernden ukrainischen Bauern? Gibt es farblich unterschiedene Arten des Hungern? Ginge es nicht um dieses Geschehen könnte man sarkastisch werden.

Aber vielleicht ist es auch einfach der nächste Versuch, von diesem Völkermord, vom Holodomor, abzulenken, der weder den rechten Russland-Verstehern noch den linken Sozialismus-Verstehern ins Konzept passt. Die treiben ja gerade ein munteres Bäumchen-Wechsel-Dich Spiel. Hier soll der Sozialismus nichts mit der Sowjetunion zu schaffen haben, dort die Sowjetunion nichts mit Russland. Während also die russlandfreundliche Rechte die Kontamination ihres Russlands mit dem Sozialismus fürchtet, fürchtet die Linke die Kontamination ihres Sozialismus mit der Sowjetunion. Das würde erklären, warum die politische Linke in Deutschland gegen Moskau eingeschwenkt ist. So kann sie sich endgültig dieser Vergangenheit entledigen.

Fräulein Judith Butlers Gender-Trubeleien lesen sich wie das aufgeschlagene Unbewußte der Intellektuellen unserer Zeit. Der Genderismus als weiteres Produkt einer Zeit ohne Transzendenz und ihrer Versuche, endlich in der reinen Sprachwelt einen Ersatz zu finden. Ihr Versuch, dabei die Körperlichkeit in Sprachlichkeit aufzulösen und wieder zur Körperlichkeit zurückzukehren, verdienen einen Preis für den folgendreichsten intellektuellen Selbstbetrug der vergangenen 30 Jahre. Aber so ist das halt, wenn alte Jungfern ihre Kaffeekränzchengeschwätz für philosophisch-psychologischen Tiefsinn halten.

Mittwoch, 11.Januar 2023

Wieder einmal wurde das »Unwort des Jahres« bestimmt. Diese Wahl fiel wie zu erwarten wieder einmal auf einen Begriff, der im rechten politischen Raum aufgetaucht ist, um die Aktivisten der »Letzten Generation« zu bennenen, die sich zum Leidwesen vieler Bürger auf Straßen und Flugfeldern festkleben. Wer solche Kinder und Jugendliche und solche, die sich dafür halten, als Terroristen bezeichnet, nimmt also ein »Unwort« in den Mund.

Was diese Wortabstempler vergessen: Jedes Unwort steigert durch die Titulierung als solches noch seinen Wert. Aber vielleicht wissen die Herrschaften das ja auch und richten ihr Wahlergebnis ohnehin nur an das eigene politische Klientel, das diese Proteste für berechtigt hält und in aller Regel goutiert.

Trotzdem: Als Unwort ist »Klimaterrorist« nun linguistisch geadelt. Was zumindest den Aufwand spart, ständig ein neues Schimpfwort für die schrecklichen Bälger erfinden zu müssen. Also diese Spiralbewegung in Gang zu halten, wie sie zum Beispiel »Neger« durchlaufen hat und noch durchläuft. Erst das stillschweigende Verbot hat es zu dem gemacht, was es vorher nicht war: Zu einer abwertenden Bezeichnung. Und nach dem »Neger« kamen die »Gefärbten« als Übersetzung von »colored« und dann die »Farbigen«.

Schlimmer: Mit jeder Drehung der Spirale wurde der Spott noch etwas größer, nicht zuletzt, weil Verbote bekanntlich die Verwendung reizvoller machen. Es ist wie mit den »Jahresendflügelwesen«, die ungleich engelartiger waren als die Engel des Westens. Vielleicht sollten sich die Unwortstempler bei den Älteren in der Ex-SED erkundigen, wie es solchen politisch-künstlichen Wörtern ergeht. In unserem heutigen Fall wird landauf, landab nun diskutiert, ob es sich bei den Aktivisten um Terroristen handelt oder nicht.

Die Sprache lässt sich eben nicht dirigieren.

Sonntag, 8.Januar 2023

Der womöglich größte Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Lehrer ist, daß der schlechte nur weiß, was der Schüler falsch und was er richtig gemacht hat, während gute Lehrer wissen, warum etwas falsch oder richtig gemacht worden ist. Das zu erkunden, erfordert einerseits wie selbstverständlich verfügbares Fachwissen – es muss dem Lehrer zur zweiten Natur geworden sein – und zum anderen eine permanente Reflexion auf einer pädagogischen Metaebene, die das zur Natur gewordene Wissen neuerlich durchdenkt.

Die leidlich ausgebildeten Quereinsteiger sind daher prinzipiell überfordert und schaffen mehr Unglück als sie beglückendes Lernen ermöglichen. Sie sind das Symbol für eine abgerissene Tradition. Denn der Lehrerberuf wird von Lehrer zu Lehreranwärter weitergegeben mit einer Achtung für das Vorhandene; weshalb gute Lehrer praktisch, nicht politisch, immer rechts stehen. Für den lernenden Lehrer sind die Älteren, also die mit der Erfahrung, Vorbilder, an denen sie sich als Schüler die richtigen Wege zum Schüler abschauen. Der Quereinsteiger bricht von der Seite hinein in den Fluss der Traditionen.

Eigentlich sollten Lehrer von den Lehrern ausgebildet werden, die sie als Schüler geschätzt haben. Das schafft dann auch den richtigen Altersabstand.

Samstag, 7.Januar 2023

Holodomor - Der verdrängte russische Völkermord an den Ukrainern

Ab dem Frühjahr 1933 werden bis zu 6 Millionen Ukrainer Opfer der schlimmsten Hungersnot des Landes, einer im Kreml geplanten und von dort aus organisierten Hungersnot. (Teil3)

Donnerstag, 5.Januar 2023

Heute eröffnete Putin dem erstaunten Publikum im Beisein des türkischen Präsidenten Erdogans sein Angebot an die Ukraine: Sie habe die Realitäten anzuerkennen und soll Verhandlungen beginnen. Mit anderen Worten: Putin verlangt die Übergabe von Krim, Donbas und Saparoschje als Dank dafür, daß er nach bald einem Jahr Krieg keines seiner Ziele erreicht hat.

Putin sollte die Realitäten anerkennen: Allein in den vergangenen drei Tagen erlitten seine Invasionstruppen böse Verluste, die Moskau nun häppchenweise eingesteht.

Aber was Großspurigkeit betrifft, hat Putin in Erdogan einen ebenbürdigen Gegenüber. So gesehen passt es, daß Putin bei diesem Treffen mit seinem verlogenen Friedensangebot rausrückte. Seine Truppen brauchen dringend eine Pause, sonst überlegen sich die russischen Rekruten noch, ob sie nicht am besten gleich zur ukrainischen Frontlinie desertieren. Denn nachdem Frankreich beginnt, nun doch zumindest leichte Panzer zu liefern, dürfte es nicht mehr lange dauern, bis schweres Gerät an der Grenze zur Ukraine eintrifft.

Beinahe bemitleidenswert fatale Züge trägt mittlerweile das Auftreten der ohnehin schwachen politischen Rechten in Deutschland. Sie hat sich ganz auf die Seite Putins gesetzt und droht, ein weiteres Jahrzehnt in der Versenkung zu verschwinden. Denn die Kritik an der Migrationspolitik kommt immer lauter aus konservativen Kreisen, die mit der AfD nichts, aber auch gar nichts zu tun haben wollen – nicht zuletzt wegen der peinlichen Nähe zu Putin - die ja auch nicht wohliger wird, nur weil der ausgewiesene Islamist Erdogan gleich mit am Tisch sitzt. Aber ok, der ist bekanntlich lang.

Ukraine-Krieg: Russische Soldaten waren für den Kreml schon immer Kanonenfutter

Nach dem ukrainischen Schlag gegen eine Militärschule im Donbas sind die Beobachter über die Nachlässigkeit der russischen Streitkräfte irritiert. Ein Blick in Geschichte verrät indes, das ist nichts Neues.

Mittwoch, 4.Januar 2023

Was genau ist nun eigentlich der Skandal am Versuch, das Sexuelle verschwinden zu lassen, mit dem der Genderismus so sehr beschäftigt ist? Was unterscheidet einen Genderisten vom Katholiken, der bekanntlich auch so sein Kreuz mit der menschlichen Sexualität herumschleppt?

Über die Theorien Freuds, die ja bekanntlich in ihren Anfängen ebenfalls skandalös waren, heißt es, nicht etwas das Reden und Offenlegen der Begierden des Menschen sei schwer zu fassen gewesen, sondern die Intellektualisierung der Lust. Also die Transformation des Körperlichen ins Denken. Lust wurde über den Umweg des Unbewußten plötzlich ein Teil der Hirns statt des Schoßes, sie stand also praktisch mitten im Land, während die Truppen zur Abwehr die Grenzen beschützten.

Auf diese Weise kam die Lust dem Geist sehr viel näher, weste nicht mehr abgespalten im Keller des Körpers vor sich hin.

Schwer zu sagen, ob Intellektualisierung dann noch das richtige Wort ist. Es wurde ja ganz zuerst »darüber« gesprochen. So wie jetzt. Politiker stellen sich im Bundestag hin und bezeichnen sich als bisexuell, oder sie bekennen sich zu ihrer Homosexualität. Mal sehen, wann der erste zugibt, es mit seinem Dobermann zu treiben, oder die erste. Man sage nicht, es gäbe keine Tabus mehr.

Es wird »darüber« geredet. Nur, was kann das Ziel sein? Die Transformation von allem Körperlichen in Sprache? Weil wir Modernen an die Magie der Worte glauben, so wie einst unsere Vorvorväter? Das passt zur Symbolik: Der Genderstern und der Unterstrich in ihrer Nähe zu den Symbolen von Programmiersprachen wären dann nur ein Ausdruck für das Übergreifen der virtuellen Welt, die ja eigentlich in Computerspielen verortet wird, aber doch nicht in einem Sprechen wie mit dem Computer.

Montag, 2.Januar 2023

Seltsam, daß die Kritik an der Gendersprechweise meist oberflächlich spöttisch bleibt. Auch wenn die Spielereien mit den zwanghaften Doppelungen ja mitunter ihren Reiz haben können und ich mich gut an die Kabinen-Innen und die Häme auf der Fähre von Liepaia nach Travemünde erinnere. Aber eigentlich ergeht es den Spöttern wie allen Kritikern, die sich zu lang mit ihrem Objekt der Ablehnung beschäftigen: Sie werden so langweilig wie das Kritisierte nervig.

Trotzdem gibt es Ausnahmen. Gestern rückte endlich jemand mit den Gedanken Saussures den Konstrukten rund um den Genderstern auf die Pelle und machte aus der zungenbrecherischen Arbitrarität des Zeichens eine geschliffenes Schwert im linguistischen Gefecht mit den Sprachpolizisten des Genderismus.

Das generische Maskulin verweist überhaupt nicht auf etwas männliches, ist weit davon entfernt bildhaft zu sein. Als würden beim Aussprechen oder Schreiben von ›Arzt‹ sämtliche männlichen Ärzte aufmarschieren. Nichts dergleichen passiert. Die Symbole haben mit dem Referierten nichts aber auch gar nichts zu schaffen. Und es braucht schon eine ungesunde Portion Naivität, aus den Symbolen lauter Männern zu machen, die ganz nebenbei auch noch Ärzte sind.

Israelis sind in Berlin fortan ›Westasiaten‹

Im Vorfeld der Silvesterkrawalle hat der Rot-Grüne Berliner Senat der Polizei neue Sprachregelungen auferlegt. Eine davon ist einerseits von unfreiwilliger Komik. Aber leider nicht nur.

Sonntag, 1.Januar 2023

Jetzt wird dem eben verstorbenen Papst wieder vorgeworfen, er hätte die Kirche nicht modernisiert. Wie aber kann man den Glauben modernisieren? – Richtig. Gar nicht. Man kann ihn höchstens näher zu Gott bringen, also erkennen, wie Gott in der Welt erscheint. Als Moralist im Hintergrund, als moralloser Begleiter, als Sein des Seins. Aber solange die Elemente des Glaubens zur Gotteserfahrung reichen, darf kein Gläubiger sie verändern.

Mit der Flucht der Modernisierten aus den Kirchen hat die Kirche zu leben. Oder glaubt jemand, die Modernisierten und Aufgeklärten kehrten zurück, nur weil jemand Frauen predigen oder Priester heiraten lässt? Glaubt jemand, die Modernisierten wären überhaupt auch nur gegangen, weil die Kirche sich treu bleibt? Oder womöglich: Weil sie sich treu bleibt? Das war ja das Besondere an Joseph Ratzinger, daß er blieb wer er war. Daß er seine Stellung bezog und nicht preisgab. Deshalb standen die Modernisierten vor ihm und wußten nicht weiter.

Im gewissen Sinne gleicht der Versuch, die Kirche zu modernisieren, dem Versuch, eine Rechtschreibreform durchzuführen.

Und deshalb schreibe ich dass wieder mit ß. Und Bewußtsein sieht auch besser aus als Bewusstsein. Traditionen binden, bewußt bindet, bewusst nicht. Der Geist gleitet über die Fläche aus ›ewuss‹, wo das bewußt werden doch ein Halten bedeutet.

Schließlich verschwindet das ›daß‹ gerade ganz, weil es vom Artikel nicht mehr recht zu unterscheiden ist. Warum also noch die Unterscheidung, zumal man den Unterschied hört. Hier lebt ein Wort und es würde mich keineswegs wundern, wenn es in diesem Verschwinden ein eigenes Leben zu führen beginnt. Nicht wie die Genderkonstruktionen, die, würden sie nicht ständig ideologisch gegossen, in wenigen Wochen vertrocknet und abgestorben herunterhingen. So bleiben sie die Tante, die keiner wollte und die sich trotzdem umarmend und küssend den Kindern annähert.

2022 Top
* Der Titel "Die Verheerung Europas" bezieht sich auf die Aufzeichnungen von Wilhelm Muehlon aus den ersten Tagen des Ersten Weltkriegs. Muehlon gehört zu den großen deutschen Intellektuellen, die heute praktisch vergessen sind. Sein Kriegstagebuch über den Zweiten Weltkrieg zählt zum besten und spannendsten, was über diese zweite europäische Katastrophe geschrieben wurde: Distanziert, zugleich beteiligt und immer mit einem Blick, den man sich für die heutige Zeit wünscht.
© Wolfgang Hebold
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