Die Rache des abgewiesenen Weibes –
Seit Tagen liegt ein dichtes mediales Schneegestöber über den Grünen, ausgelöst durch einen Skandal unter Grünen und mit Unterstützung eines regionalen Zwangsgeldsenders, des RBB, dem der Verkauf der Nachricht wichtiger war als der politische Schaden, den seine Nachrichten bei Gleichgesinnten anrichten würden. Vordergründig geht es um Vorwürfe gegen einen Frontmann der Grünen, Stefan Gelbhaar, er habe Parteigenossinnen sexuell belästigt; sie führten zum politischen Rückzug des Frontmanns.
Mittlerweile hat sich aber ein ganz anderer Vordergrund aufgetan, man könnte auch sagen ein Abgrund: Wie es scheint, sind die Grünen bis in die Bundesspitze involviert. Denn vom Rückzug des Frontmanns profitiert – scheinbar! – der Kanzlerkandidat der Partei Robert Habeck, bzw. – nochmals scheinbar!! – dessen Wahlkampforganisator Andreas Audretsch, der nun auf einem sicheren Listenplatz der grünen Landesliste sitzt. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Oder?
Was wirklich passiert ist, das weiß niemand zu sagen. Eine Frau von den Grünen, vermutlich Shirin Kreße, hat alles ins Rollen gebracht, wobei keiner genau weiß, was passiert ist. Sicher ist nur, daß eine eidesstattliche Versicherung existiert, unterzeichnet mit dem Namen einer Person, die es nicht gibt. Frau Kreße hat Konsequenzen gezogen: »Ich bin am Samstag aus der Partei Bündnis90/Die Grünen ausgetreten, habe alle parteiinternen Ämter niedergelegt, mein Mandat in der BVV Mitte niedergelegt und meinen Job in einem Grünen-Abgeordnetenbüro gekündigt«. Eine Aussage, die deutlich macht, daß Frau Kreße eine typische neudeutsche Politkarriere hinlegen wollte.
Soweit der Skandal von seiner politischen Seite. Und nun die andere.
Daß Herr Audretsch von der politischen Vernichtung des Herrn Gelbhaar profitiere, ist Unsinn. Wäre alles wie geplant verlaufen, hätte Herr Audretsch zwar nur Platz 3 der grünen Landesliste belegt – da Herr Gelbhaar aber zugleich als Direktkandidat in Pankow unterwegs war und seine Chancen, den Wahlkreis zu gewinnen, sehr gut standen, wäre Herr Audretsch ohnehin auf Platz 2 vorgerückt und sehr wahrscheinlich in den Bundestag eingezogen. Warum sollte er unter diesen Umständen das Risiko eingehen, in einen Skandal verwickelt zu werden? – Bemerkenswert, daß keiner der Protagonisten auf diesen Umstand verweist.
Damit aber wird ein ganz anderes Szenario wahrscheinlich. Ein Szenario, wie in einer griechischen Sage. Die Hauptfigur: Eine von einem Mann abgewiesene Frau. Denn wenn Frauen eines nicht mögen, dann ist es das Nein eines Mannes, den sie flachlegen wollen. Im gewissen Sinne ist es das umgedrehte Ja, das Männer so fürchten, wenn sie sich dem Weibe nähern. Wie sagte mir eine Bekannte einmal: Männer sagen nur Ja, weil sie wissen, daß sie Nein sagt. Und wehe, sie sagt Ja. Umgekehrt denkt sich da die ein oder andere Frau: Ich sage Ja, dann kann er ja gar nicht anders. Und wehe, er sagt Nein.
Und da Frau Shirin Kreße zu den Frauen gehört, die eher selten angemacht werden, wie man so sagt, muß sie, wenn sie denn will, Aktivitäten entwickeln. An dem uralten Urteil – ausdrücklich nicht Vorurteil! –, daß unansehnliche Frauen eher zum radikalen Feminismus tendieren, weil sie ohnehin keiner will, ist eben was dran. Und nun stellen wir uns einen gemütlichen Abend beim Bezirksverband der Grünen in Pankow vor und den Herrn Gelbhaar und zu vorgerückter Stunde und mit Frau Kreße um sich herum. Eine Phantasie, so begründet wie all die anderen Phantasien vom Machtspiel und von sexuellen Übergriffen mit Hilfe von KO-Tropfen. Dann haben sie oder auch nicht. Egal. Denn am nächsten Morgen erwacht sie und bleibt weiter alleine. Das häßliche Entlein von der Schönholzer Heide. Ja, genau! Da wo schon zu Bolles Zeiten Messerstechereien besungen wurden.
Und nun wird sie böse wie eine abgewiesene Göttin. Ohne Rücksicht auf den eigenen Schaden holt sie zum Todesstoß aus und vernichtet mit einem Lügengebäude die politische Karriere des Herrn Gelbhaar. Der reagiert langsam, weil er um keinen Preis seinen gleich doppelt peinlichen Ausrutscher zugeben will – Fremdgehen ist das eine, mit einem häßlichen Weib das andere. Als er doch reagiert, ist es zu spät. Er ist zerschlagen.
Wie gesagt. Das muß nicht so sein. Aber diese Variante ist eben weitaus wahrscheinlicher als eine Intrige um einen Listenplatz, den jemand ohnehin gewinnt. Daß Frau Kreße umgehend alles indirekt gestand und alle Ämter verließ, sogar den Sitz in der BVV, der immerhin mit 1000 Euro im Monat dotiert ist und den ihr ihre Partei nicht nehmen kann, liest sich wie eine Bestätigung.
Doch die Politik kennt keine solche Geschichte; zumindest nicht in der heutigen Zeit. Man kontert die Vorverurteilung wider alle Unschuldsvermutung gegen Herrn Gelbhaar mit einer Vorverurteilung wider alle Unschuldsvermutung gegen Herr Audretsch. Und auch wenn ich es ihm gönne und den Grünen sowieso – fair play sieht anders aus. Abgerundet wird alles durch das oberflächliche Schweigen der Medien, die mit der Schlammschlacht ihre Auflagen steigern.
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